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Archiv "Richtgrößen für Arzneimittel: Gut - aber zu kurz gegriffen" (05.12.1997)

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as Arzneimittelbudget hat aus- gedient: die Ärzte haben keinen Überblick über ihr Verord- nungsverhalten, die Kollektivhaftung ist juristisch kaum durchsetzbar, das

„stop and go“ der Verordnungen verunsichert Pharmaindustrie und Apotheker. Auch gelten Arzneimit- tel offenbar nicht länger als „Schatz- kästlein“ der Gesetzlichen Kranken- versicherung: „Das Einsparpotential im Arzneimittelbereich liegt lediglich bei 0,5 bis ein Prozent“, schätzt Wolf- gang Schmeinck, Vorstandsvorsitzen- der des Bundesverbandes der Be- triebskrankenkassen. Dagegen könn- ten im Krankenhausbereich bis zu fünf Prozent eingespart werden. Ein Zahlenbeispiel untermauert die ver- gleichsweise bescheidenen Zuwachs- raten beim Arzneimittelumsatz: 1992 lag der Umsatz von Fertigarzneimit- teln zu Lasten der GKV bei rund 33,5 Milliarden DM. 1996 waren es 34,7 Milliarden DM.

Dabei ist die Zahl der Verordnungen von rund einer Mil- liarde auf 940 Mil- lionen gesunken.

Die Ärzte haben also weniger, dafür aber teurere, hoch- wirksame Präpara- te verordnet.

Ein wirksa- meres Instrument zur Kostensteue- rung sollen die Ärzte jetzt mit den arztgruppenspezi- fischen Arzneimit- telrichtgrößen an

die Hand bekommen. Magda Reib- lich, Arzneimittelreferentin der KBV, glaubt, daß die Richtgrößen den Handlungsspielraum der Ärzte erwei- tern. KBV und Kassen bekräftigten ihren Willen, die Richtgrößen indi- kationsbezogen weiterzuentwickeln.

Das lehnen jedoch sowohl der Bun- desverband der Pharmazeutischen In- dustrie (BPI) als auch die Arbeitsge- meinschaft Deutscher Apothekerver- bände (ABDA) ab. Peter Dewein, BPI-Geschäftsführer Wirtschafts-, Gesundheits- und Sozialpolitik, hält den Indikationsbezug für kaum um- setzbar. Indikationen seien schließlich keine meßbaren Größen.

Vor allem die Anlage 2 der

„Empfehlung für regionale Richt- größenvereinbarungen“ ist BPI und ABDA ein Dorn im Auge. Die Anla- ge, die die KBV und die Spitzenver- bände der Krankenkassen erstellt ha-

ben, verzeichnet Arzneimittelwirk- stoffe, die von Richtgrößenprüfungen ausgenommen sind. Dewein hält das Verzeichnis für eine verkappte Posi- tivliste. Die Herausnahme aus der Richtgrößenregelung verführe den Arzt dazu, bevorzugt aus dieser Liste zu verordnen. Dem hält Reiblich ent- gegen, daß die Anlage 2 nur Wirkstof- fe umfasse, die – wie etwa Antidia- betika – nicht indikationsfremd oder mengenausweitend genutzt werden könnten.

„Die Richtgrößen sind nur eine halbe Sache, ein individualisiertes Budget“, meint Dr. Paul Hoffacker, ABDA-Geschäftsführer Wirtschaft

und Sozialpolitik. Zum einen orien- tiere sich das Ausgabenvolumen der Richtgrößen immer noch am gelten- den Arzneimittelbudget. Zum ande- ren führe die neue Regelung dazu, daß teure Leistungen beispielsweise ins Krankenhaus abgeschoben wür- den. Nach Ansicht von Hoffacker ist es dringend not- wendig, auch für andere Bereiche des Gesundheits- wesens Richtgrö- ßen zu vereinba- ren, um Verschie- bungseffekte zu vermeiden.

Die Chance dazu böten bei- spielsweise Struk- turverträge, in de- ren Rahmen auch Arzneimittelricht- größen unabhängig voneinander wei- terentwickelt werden könnten, sagte Reiblich.

Kritik übte indessen Dewein an Strukturverträgen, die sich wie im Vertrag der KV und der AOK Hessen darauf beschränkten, das ärztliche Honorar mit Einsparungen bei Arz- neimitteln zu verknüpfen: „Arznei- mittel lassen sich mit spitzem Bleistift rechnen. Etwas anderes ist noch nie- mandem eingefallen.“ ABDA-Ge- schäftsführer Hoffacker fordert je- doch, ein solches Bonussystem auch auf Bereiche wie das Krankenhaus auszudehnen. Es müsse endlich auch dort gespart werden. Heike Korzilius A-3319

P O L I T I K AKTUELL

Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 49, 5. Dezember 1997 (19) Das Podium des gesundheitspolitischen Forums: Paul Hoffacker, Peter Dewein, Hartmut Morck (PZ),

Josef Maus (DÄ), Magda Reiblich, Wolfgang Schmeinck (von links) Foto: Werner Wille

Richtgrößen für Arzneimittel

Gut – aber zu kurz gegriffen

Arzneimittelrichtgrößen sollen die Budgets ablösen. Das ist gut so, und darin sind sich Ärzte,

Krankenkassen, Pharmaindustrie und Apotheker einig. Wenn es um die Umsetzung der

Richtgrößen geht, gehen die Erwartungen jedoch auseinander. Auf einer Podiumsdiskussion

des Deutschen Ärzteblattes und der Pharmazeutischen Zeitung während der Medica in Düs-

seldorf warnten Arzneimittelhersteller und Apotheker, daß beispielsweise die Herausnahme

verschiedener Wirkstoffe aus der Richtgrößenregelung den Weg für eine Positivliste bereite.

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