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Archiv "Positionspapier: Zu kurz gegriffen" (12.03.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 10

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12. März 2010 A 445 tionen und Behörden gut daran,

über ihr Informationsmanagement nachzudenken. Schließlich sind es wir niedergelassenen Ärzte, auf die die Bürger mehr als auf alle anderen hören, wenn es um die Frage geht,

„Impfung ja oder nein“. Das Inter- net bietet die hervorragende Mög- lichkeit, uns zeitnah zu informieren, zum Beispiel mit einer E-Mail zur aktuellen Lage, die wir jeden Mor- gen in unserem Briefkasten haben.

Dr. Mark Pilz, 26919 Brake

POSITIONSPAPIER

Die BÄK und der Bundesverband pri- vater Anbieter sozia- ler Dienste haben ein Positionspapier für eine bessere heimärztliche Ver- sorgung vorgelegt (DÄ 1–2/2010: „Me- dizinische Versorgung in Heimen: Ärzte und Pflegeheime wollen stärker koope- rieren“ von Birgit Hibbeler).

Zu kurz gegriffen

Die Verbesserung der Kooperation und Koordination zwischen Ärzten und Pflegeheimen ist angesichts der in Zukunft weiter steigenden Zahl behandlungs- und pflegebedürftiger hochaltriger Bewohner(innen) in stationären Pflegeeinrichtungen aus Sicht der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psy- chotherapie e.V. (DGGPP) dringend geboten. Die Initiative der Bundes- ärztekammer (BÄK) und des Bun- desverbandes privater Anbieter so- zialer Dienste e.V. (bpa) ist daher zu begrüßen.

Der vorgetragene Vorschlag greift aber mit der bloßen Beschreibung zu optimierender operativer Prozes- se und struktureller Gegebenheiten deutlich zu kurz. Der Hausarzt wird in den vorgelegten Vorschlägen le- diglich zu einer stärkeren Wahrneh- mung seiner Koordinierungsfunkti- on, etwa in der Behandlung mit Hinzuziehung von Fachärzten, auf- gefordert. An keiner Stelle ist von der Notwendigkeit einer kontinuier- lichen, begleitenden Fortbildung von Ärzten und Pflegekräften in den relevanten Feldern Geriatrie,

Gerontopsychiatrie und Geronto- neurologie die Rede . . .

Schließlich erwähnt das Eckpunkte- papier im Hinblick auf die Finan- zierung wünschenswerter Maßnah- men lediglich die Verträge zur haus- arztzentrierten Versorgung und mögliche Zusatzverträge nach SGB V; die Notwendigkeit einer ange- passten Finanzierungsregelung für die fachärztlich, beziehungsweise psychiatrisch zu erbringenden Leis- tungen bleibt hingegen unerwähnt.

Die DGGPP weist darauf hin, dass die zur ärztlichen Heimversorgung vorliegende Studienlage nachdrück- lich eine unzureichende diagnosti- sche Klärungsrate von bei diesem Personenkreis häufigen gerontopsy- chiatrischen Störungsbildern (De- menzen, Depressionen und Deliren) belegt (z. B. Riedel-Heller et al.

1999). Auch die Unter- und Fehl- versorgung in den individuell erfor- derlichen psychopharmakologi- schen Verordnungen ist in der Lite- ratur unstrittig (Rothgang et al.

2008., Pantel et al. 2005, Hallauer et al. 2005).

Das Papier der BÄK und des bpa enthält erste unterstützenswerte Aspekte, die aber zu sehr auf reine Verfahrensabläufe beschränkt blei- ben und die tatsächlichen Ursachen bisheriger suboptimaler Versorgung zu wenig benennen und nicht er- kennbar zu beheben versuchen.

Zusammenfassend ist festzuhalten:

Bei Pflegeheimbewohnern handelt es sich in der Regel um chronisch kranke, alte bis hochaltrige Men- schen, von denen viele eine nerven- ärztliche Betreuung benötigen, die bisher als nicht befriedigend ange- sehen werden muss.

Hausärzte sind die Primärversorger, verfügen aber häufig nicht über die notwendigen Kompetenzen auf ner- venärztlichem Gebiet. Niedergelas- sene Nervenärzte verfügen oft nicht über ausreichende zeitliche Kapazi- täten zur Versorgung behandlungs- bedürftiger Heimbewohner, hier stehen in vielen Regionen Instituts- ambulanzen zur Verfügung. Vor dem Hintergrund der soeben erfolg- ten Kündigung des Vertrags der psychiatrischen Institutsambulan- zen durch KBV und GKV beobach- tet die DGGPP die weitere Ent-

wicklung der Versorgung von Heimbewohnern mit größter Sorge.

Priv.-Doz. Dr. Martin Haupt, Vizepräsident der DGGPP, 51657 Wiehl

Neue Versorgungsformen

Endlich wird zum Thema, was vie- len Hausärzten unter den Nägeln brennt, nämlich die sehr zeitaufwen- dige und wenig lukrative Versor- gung unserer Pflegeheimbewohner.

Viele Hausärzte, einschließlich mir, engagieren sich schon lange mit wö- chentlichen Routinevisiten bei unse- ren Patienten zuzüglich notfallmäßi- ger Einsätze, wohl wissend, dass die Ordinationsziffern und Chroniker- zuschläge bereits nach zwei Wochen abgeschöpft sind und die Besuchs- ziffern dem Budget zum Opfer fal- len. Eine routinemäßige Mitbehand- lung der Patienten des Kollegen wird so lange nicht funktionieren, wie dafür nur die halbe Versicherten- pauschale bezahlt wird. Es müssen dringend neue Versorgungsformen auf den Tisch! Die Heime haben aber daran kein Interesse, solange das jetzige Modell funktioniert.

Außerdem müssten die Pflegefach- kräfte in den Heimen viel besser ausgebildet sein, um Verantwortung zu übernehmen und kleine Proble- me selbst zu lösen. Aus Angst vor Fehlern, muss ärztlicherseits jede Kleinigkeit dokumentiert werden und jede Belanglosigkeit beim Pa- tienten behandelt werden. Das kos- tet sehr viel Zeit und Geld.

Die Bestimmungen des MDK füh- ren nicht selten dazu, dass eine ab struse Vorratshaltung an Medika- menten getrieben wird und der ge- sunde Menschenverstand oft ausge- schaltet wird, zum Beispiel müssen Bedarfsmedikamente ständig auf den Patienten rezeptiert werden.

Wenn er diese nicht braucht, verfal- len sie, dürfen aber nicht für andere Patienten genutzt werden.

Die in den Heimen umgehenden Er- nährungsberater und Wundmanager, sowie sonstige Vertreter der Hilfs- mittelindustrie, geben „Empfehlun- gen“ zur Verordnung teurer Präpa- rate, die wir dann verordnen sollen und verantworten müssen.

Ich habe den Eindruck, dass eine rie- sige Pflegeindustrie aufgebaut wird,

OS O S

D B v l e f h sorgung vorgelegt (D

B R I E F E

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A 446 Deutsches Ärzteblatt

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12. März 2010 und jeder möchte an den Pflegeheim-

bewohnern verdienen. Nur die, die sich wirklich um die Kranken, Ge- brechlichen und Pflegebedürftigen kümmern, bleiben auf der Strecke.

Damit meine ich auch ausdrücklich die schlecht bezahlten Pflegekräfte.

Dr. med. Gabriele Benning, 67591 Offstein

GESUNDHEITSPOLITIK

Nach den ersten 100 Tagen im Amt kommt Minister Rös- ler allein mit schö- nen Reden nicht weiter (DÄ 4/2010:

„Schwarz-Gelb auf der Rüttelstrecke“ von Heinz Stüwe).

Eher bemüht als überzeugend

Heinz Stüwe schreibt, auch in der Gesundheitspolitik habe die Regie- rung eine schlechte Presse. Dem kann ich nur zustimmen.

Doch welchen wichtigen Grund gibt es, mit einem Leitartikel im DÄ für ein freundlicheres Bild des Gesundheitsministers in der Presse zu sorgen?

Ihre Fürsprache für den Minister und die Relativierung aller kriti- schen Fragen zu seinem Anteil an zwei wichtigen Personalentschei- dungen im Gesundheitswesen wir- ken auf mich eher bemüht als über- zeugend.

Schon vor der Bundestagswahl hatte ich den Eindruck, dass die Redaktion des DÄ es für selbstver- ständlich hält, dass alle Ärzte eine Regierungsbeteiligung der FDP herbeisehnen.

Von einer Zeitschrift, deren politi- sche Stellungnahmen in Vertretung aller Ärzte abgegeben werden, er- warte ich mehr Distanz zu politi- schen Parteien und Lobbygruppen.

Nicht alle Ärzte fühlen sich aus- schließlich den Standesinteressen der Ärzteschaft verpflichtet. Viele halten es für ebenso wichtig, ein Gesundheitssystem mitzugestalten, das seinem Auftrag gerecht wird, für die Gesundheit aller Mitbürger zu sorgen.

Ich würde es begrüßen, wenn das DÄ in der Öffentlichkeit und unter Ärzten dafür werben würde, ein ge- rechtes Gesundheitssystem für alle zu schaffen.

Dr. med. Lothar Rupprecht, 46124 Oberhausen

G SU

N 1 k l n w

„ der Rüttelstrecke“ v

ARZNEIMITTEL

Der Bundesgesund- heitsminister Philipp Rösler will „Effi- zienzreserven“ bei den Arzneimittel- ausgaben heben (DÄ 5/2010: „Arzneimit- telausgaben: Noch sind die Sparpläne vage“ von Heike Korzilius).

Kundenköderung untersagen

Auch unser neuer Herr Gesund- heitsminister wird sich die Zähne an den Kassen und der Pharmain- dustrie ausbeißen!

Frau Schmidt hat die Kassen zu mehr Wettbewerb ermuntert! Folge:

Da zahlen Kassen den Patienten mehr Geld für Vorsorgeuntersu- chungen als wir Ärzte an Honorar dafür erhalten . . . Übernachtungen in 4-Sterne-Hotels werden mit 50

Prozent bezuschusst, wenn eine Fahrradtour mitgebucht wird (sel- ber erlebt und mitgehört bei der abendlichen Bierrunde: „Auf Rü- gen gibt’s noch bessere Hotels, da gibt meine Kasse auch was zu“), Bratpfannen, Kaffeemaschinen usw. werden als Köder eingesetzt, genau wie teure Impfungen für Auslandsaufenthalte.

Ich als Hausarzt muss um jeden In- kontinenzartikel kämpfen.

Trotzdem werden wir Ärzte nahezu immer als Kostentreiber an erster Stelle genannt, nachdem uns in 2009 endlich nach 15 Jahren eine Honorarerhöhung gegeben wurde.

Bei mir fiel diese so aus, dass ich das Honorarniveau von 1995 zu- rückerreicht hatte . . . Der Herr Ge- sundheitsminister soll auch mal den Kassen auf die Finger schauen und den unsinnigen Wettbewerb mit Kundenköderung untersagen!

Wilhelm Schütte, 38102 Braunschweig D

h R z d a 5 telausgaben: Noch s

DRG-EINFÜHRUNG

Eine repräsentative wissenschaftliche Studie aus Nieder- sachsen kommt zu überraschenden Er- gebnissen (DÄ 1–2/

2010: „Auswirkun- gen der DRG-Einführung: Die Qualität hat nicht gelitten“ von Brigitte Sens, Paul Wenzlaff, Gerd Pommer und Horst von der Hardt).

Weiterbildung nicht berücksichtigt

Die Autoren der Studie schreiben selbst, dass 70 Prozent der zuwei- senden Ärzte eine Verschlechterung der Versorgung wahrnehmen, somit führt bereits die Überschrift des Ar- tikels in die Irre.

Und selbst wenn „Krankenhauslei- tungen, Medizincontroller und DRG- Beauftragte . . . von einer verbesserten Qualität“ sprechen, wird verschwie- gen, dass die dafür erforderliche ärztliche Weiterbildung unter dem DRG-System massiv leidet – einfach weil sie Geld und Zeit kostet und im DRG-System nicht abgebildet wird.

Deshalb verschärfen sich die negati- ven Entwicklungen seit der Einfüh- rung des DRG-Systems in Kranken- häusern zunehmend:

● Bereits Famulanten und PJler müssen chronisch unterbesetzte Sta- tionen am Laufen halten und werden zu Übernahmefehlern gezwungen.

● Assistenzärzte können durch die Arbeitszeitverdichtung nur noch unzureichend – oft nach Feierabend oder in Überstunden – weitergebil- det werden.

● Dadurch sinkt das Niveau bereits ab und muss durch (vor der DRG-Ära noch gut ausgebildete) Oberärzte auf- gefangen werden, die bereits jetzt im- mer mehr eigentlich assistenzärztli- che Tätigkeiten übernehmen müssen.

Ein in diesem Kontext aussagekräf- tiger Endpunkt fehlt in der Studie, stattdessen werden nichtssagende Casemix-Zahlen aufgeführt. Auch ein sicherlich aufschlussreicher Ver- gleich zur (Weiterbildungs-)Qualität in nicht DRG-basierten Systemen wurde leider bereits durch das Stu- diendesign ausgeschlossen.

Niklas Schurig, 89518 Heidenheim

DRG EINFÜH

E w S s ü g 2 gen der DRG-Einführ

B R I E F E

Referenzen

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