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Archiv "Eine Aufgabe für die Politik" (06.09.1979)

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Die Information:

Bericht und Meinung Aktuelle Probleme der kassenärztlichen Versorgung

vertrauen, in besonderer Weise gefordert: Wenn wir Ärzte nicht bereit wären, die mit den Ersatz- kassen vereinbarte Honorierungs- form der Einzelleistungsvergütung auch dann zu verteidigen, wenn es um den Absatz 4 der Dernbacher Erklärung und damit um Maßnah- men gegen eine unvertretbare Steigerung der „Ausgabenent- wicklung je Mitglied" geht, dann würde dies einer politischen Bank- rotterklärung der Selbstverwal- tung nahekommen. Das Bekennt- nis zur gemeinsamen Selbstver- waltung und der Glaube an ihre Funktions- und Handlungsfähig- keit wären dann nichts weiter als leere Phrasen.

E> Daß dies aber gerade nicht der Fall ist und nicht sein soll, drückt sich nicht zuletzt auch in dem Vo- tum des Gremiums der Ersten Vor- sitzenden der Kassenärztlichen Vereinigungen, also des Länder- ausschusses, aus, in dem dieser dem Verhandlungsergebnis des Vorstandes der Kassenärztlichen Bundesvereinigung voll zuge- stimmt hat.

Und ein Weiteres möchte ich in diesem Zusammenhang anführen:

Wenn wir solche unvertretbaren Steigerungen, wie sie sich im La- bor abzeichneten, nicht in kluger Abwägung und aus eigener Initia- tive als Selbstverwaltung rechtzei- tig abdämpften, dann würden un- weigerlich — und zwar vor der Wahl wie nach der Wahl und ziem- lich unabhängig von der Couleur der jeweiligen Bundesregierung — weitere dirigistische Kostendämp- fungsmaßnahmen von Staats we- gen folgen.

Man kann doch nicht so tun, als existiere das Kostenproblem nicht aktuell, so aufgeblasen es manch- mal infolge der ständigen Wieder- holungen in der öffentlichen Dis- kussion erscheinen mag. Das The- ma „Gesundheitskosten", besser:

„Krankheitskosten", ist ja in allen industrialisierten Ländern hoch aktuell. Ich erinnere nur an die alarmierenden Meldungen aus un- serem Nachbarland über die Ent-

wicklung in der französischen Krankenversicherung, die sich kri- senhaft zugespitzt hat: Gerade erst um die Monatswende Juli/Au- gust erreichten uns von hier neue Nachrichten von staatlicher Ko- stenbremsung, von Blockierung der Arzthonorare und von Bei- tragserhöhungen.

Oder denken Sie an die USA, wo das Kostenproblem eskaliert und zusammen mit den alarmierenden Energieproblemen sogar beson- dere politische Brisanz hat. So be- richtete das TIME-Magazin kürz- lich in einem eindrucksvollen Arti- kel unter der bezeichnenden Über- schrift „Health Costs: What Li- mit?" über die „raketenhaft an- steigenden Gesundheitskosten" in

Eine Aufgabe für die Politik

Muschallik:... Ich betone immer wieder den Zusammenhang zwi- schen Qualität, Quantität und Fi- nanzierbarkeit. Die Qualität muß Vorrang haben. In die freie Praxis darf nur der hineingelassen wer- den, der unsere Qualitätsvorstel- lungen erfüllt...

NRZ: Wann trifft Ihrer Meinung nach die Ärzteschwemme ein?

Muschallik: Das wird sehr schnell gehen. Wir werden bereits Anfang der 80er Jahre, also 1982, 1983, voll mit dem Problem zu tun haben.

NRZ: Was ist zu tun, um die gröb- sten Auswirkungen dieser Ärzte- schwemme zu verhindern?

Muschallik: Wir können nur hof- fen, daß infolge der neuen Infor- mationen über die Ärzteschwem- me und die damit verbundenen stark rückläufigen Berufsaussich- ten der Ansturm der jungen Men- schen auf das Medizinstudium zu- rückgeht und das Pendel wieder zurückschwingt. Wir müssen in der Konzertierten Aktion überle- gen, ob nicht für die Lösung des Arztzahlproblems ein neuer politi- scher Standpunkt erforderlich ist.

Aus einem Interview mit Arnold Geh- len, „Neue Ruhr-Zeitung", vom 23. Au- gust 1979

den Vereinigten Staaten: Mit 206 Milliarden Dollar werden sich da- nach die gesamten Krankenkosten in diesem Jahr gegenüber 38,9 Milliarden im Jahre 1965 um 429 Prozent erhöht haben und 9,1 Pro- zent des Bruttosozialprodukts ge- genüber 1965 mit 5,9 Prozent aus- machen. Nach Schätzung des Weißen Hauses sollen sich bei der gegenwärtigen Zuwachsrate die Krankenkosten alle fünf Jahre ver- doppeln.

Mit welcher Vehemenz dieses Pro- blem in den USA angegangen wird, wenn auch bis jetzt noch — im Gegensatz zu uns — ohne Er- folg, geht schon daraus hervor, daß allein in diesem Jahr 21 Ge- setzentwürfe zur Krankenversi- cherung ins Weiße Haus und 10 in den Senat eingebracht wurden, nachdem Carters schon 1977 ein- gebrachter eigener Gesetzentwurf an einer einzigen Ausschußstim- me gescheitert war.

Angesichts dieser Entwicklung wirft das TIME-Magazin als ent- scheidende Frage auf, „ob Ärzte, Krankenhausverwaltungen, Versi- cherungen und Arbeitgeber Wege finden, der Öffentlichkeit den Nut- zen der Technik zu einem er- schwinglichen Preis zur Verfü- gung zu stellen, ohne daß von oben ständig das Schwert über sie gehalten wird."

Selbst in Japan mit seiner zur Weltspitze vorstoßenden wirt- schaftlichen Prosperität werden, wie jüngste Konsultationen japani- scher Sachkenner ergaben, die Befürchtungen um eine Nichtbe- zahlbarkeit heute möglicher An- wendung medizinischer Erkennt- nisse diskutiert.

DÄ-Redaktion: Unbeschadet der gleichartigen Problematik in der westlichen Welt frappiert Ihre An- deutung auf Anhieb sehr, daß Sie nämlich auch von der heutigen Opposition in der Bundesrepublik bei einem Mißerfolg der Selbstver- waltung dirigistische Dämpfungs- maßnahmen erwarten würden, al- so wohl, falls sie 1980 „an die Re-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 36 vom 6. September 1979 2219

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