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Archiv "Lexikon: off label" (04.06.2004)

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A

ls wir uns im Praktischen Jahr Gedanken über unseren Berufseinstieg machten, wurde uns klar, dass wir unter den in Deutschland gegebenen Bedingungen unser AiP lieber im Ausland machen wollten: Lange Arbeitszeiten, schlechte Aus- und Fortbil- dungsmöglichkeiten und vor allem das Gefühl, den Zwän- gen von Chefärzten und Ver- waltungsdirektoren ausgesetzt zu sein, motivierte uns, nach Alternativen zu suchen. Auch ist es als Arztpaar in Deutsch- land schwer, im gleichen Ort zwei passende Stellen zu fin- den. Schweden versprach das für uns optimale Land zu sein:

Das schwedische AiP (AT = allmäntjänstgöring) ist eine Ausbildungsrotation mit sechs Monaten Innere, sechs Mona- ten Chirurgie, drei Monaten Psychiatrie und sechs Mona- ten Allgemeinmedizin in einer poliklinischen Praxis.

Uns gefiel die Idee einer breiter angelegten Ausbildung zu Berufsbeginn – quasi als praktisches Komplement zur doch eher praxisfernen Uni- versitätsausbildung.Unter www.

dagensmedicin.se erfuhren wir, welche Krankenhäuser in Schweden AT-Stellen anbie- ten, sowie Adressen der zu- ständigen Studiendirektoren, die für die Ausbildung wäh- rend des ATs zuständig sind.

Wir entschieden uns schließ- lich für Lidköping am Vä- nernsee, da uns der freundli- che Ton und das persönliche Interesse des Studiendirektors beeindruckten. Nach dem Vor- stellungsgespräch und der Be- fragung eines deutschen AT- Kollegen bestätigte sich unser positiver Eindruck, und wir fühlten uns wirklich willkom- men. Der Arbeitgeber finan- zierte uns einen dreimonati- gen Sprachkurs für Mediziner in Göteborg, in dem wir ein Dutzend Kollegen aus Deutsch- land trafen, die aus ähnlichen Gründen nach Schweden ge- kommen waren.

Nach nun über einem Jahr in Schweden bin ich von der Idee des schwedischen AT durchweg überzeugt. In jedem Ausbildungsabschnitt ist man

einem Oberarzt zugeordnet, der regelmäßig im Gespräch versucht zu klären, wie der Fortgang der eigenen Ausbil- dung optimiert werden kann.

Als ATler nähert man sich al- len Aufgaben zunächst selbst, wobei aber bei Bedarf jeder- zeit ein Oberarzt konsul- tiert werden kann, der im Regelfall sein Wis- sen bereitwillig teilt.

Die Arbeit erfolgt dabei stets im Team, in dem die Hierar- chien äußerst flach ausgeprägt sind.

Das Konsulta- tionsprinzip gilt vor allem auch für die Nacht- dienste, in die ATler nach und nach eingeführt werden. Un- gefähr jede fünfte Woche ar- beitet man vier Nachtdienste am Stück, wobei jeweils ein freier Tag zwischen den 16- Stunden-Nachtschichten liegt.

Generell wird die Wochenar- beitszeit von 40 Stunden weit- gehend eingehalten. Dabei wird jede geleistete Überstun- de registriert und kann später – je nach Wunsch – „abgefeiert“

oder ausgezahlt werden.Eben- so in den Dienstplan eingear- beitet sind Ausbildungsver- anstaltungen wie eine Ein- führungs- und eine Notfallwo- che, eine Woche in der Radio- logie, drei Wochen in der Anästhesie sowie mehrtägige nationale und regionale AT- Kongresse, auf denen man an Ausbildungsworkshops teil- nehmen kann. Unser Kran- kenhaus bot uns zusätzlich ei- ne viertägige Ausbildungsreise nach Island an. Darüber hin- aus besitzt jeder ATler ein

Studienkonto mit 1 000 Euro für Bücher und Fortbildungen.

Ein Oberarzt hat das Ge- samtkonzept einmal so zusam- mengefasst: „Vor allem in den ersten zwei Berufsjahren sollte man als junger Arzt die Chan- ce bekommen, möglichst viele Irrtümer auszuräumen und Lücken aufzufüllen, die sich während der Studienzeit nicht geschlossen haben. Wir sorgen uns um junge Kollegen, die sich nicht trauen nachzufra- gen, wenn sie unsicher sind und vorgeben, etwas zu kön- nen, was sie eigentlich noch nicht erlernt haben. Bei denje- nigen, die viel fragen, fühlen wir uns sicherer, weil wir wis- sen, wo sie stehen und dass sie bei Bedarf um Hilfe bitten. Ein ehrlicher und wohlwollender Umgang von allen Seiten ist dafür ausgesprochen wichtig.“

Besonders gefürchtet haben wir uns während der Studien- zeit vor einer negativen Per- sönlichkeitsentwicklung im Arztberuf:Dadurch, dass man unter seinen Vorgesetzen lei- det, besteht die Gefahr, deren zwischenmenschliches Verhal- ten zu imitieren, welches man noch in der Studienzeit abge- lehnt hat. Auch in Schweden existierte bis vor einigen Jahr- zehnten noch eine Kranken- hauskultur mit einer steilen Hierarchie. Zu ihrer Abschaf- fung hat der Mangel an Ar- beitskräften beigetragen, der es den jüngeren Kollegen er- laubte, Forderungen durchzu- setzen. Diese Entwicklung wä- re auch für Deutschland wün- schenswert.

Andy R. Maun, Katja Güttler E-Mail: andy.maun@vgregion.se S T A T U S

A

A1696 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 234. Juni 2004

Der Einsatz von Arzneimitteln ist auf bestimmte Einsatz- gebiete beschränkt. Bei Arzneimitteln, die außerhalb ihrer Zulassung eingesetzt werden, spricht man von Off-Label- Use. Für die Arzneimittelhersteller rentierte

es sich bislang, ihre Präparate nur für ein kleines Anwendungsgebiet zulassen zu las-

sen. So ersparten sie sich teure klinische Tests. Die Kas- senärzte konnten, wenn alle anderen Methoden ausge- reizt waren, „off label“ verordnen, ohne mit Sanktionen rechnen zu müssen. Doch inzwischen fordern die Kranken- kassen das Geld für den Off-Label-Einsatz meist von den Kassenärzten zurück. Dass die Ärzte inzwischen kaum noch „off label“ verordnen dürfen, ist vor allem deshalb

problematisch, weil 80 Prozent aller Arzneimittel nicht an Kindern getestet sind. Grundsätzlich beschränkt sich die Leistungspflicht der Kassen auf die in der Arzneimittelzu- lassung genannten Anwendungsgebiete. Aus- nahmen hierzu hat das Bundessozialgericht formuliert: Die Verordnung eines Medikaments in einem nicht zugelassenen Anwendungsgebiet kommt in Betracht, wenn es um die Behandlung einer schwerwie- genden Erkrankung geht, keine andere Therapie verfügbar ist und wenn aufgrund der Datengrundlage Aussicht be- steht, dass mit dem Präparat ein Behandlungserfolg er- zielt werden kann. Für eine Leistungspflicht der Kassen müssen alle drei Bedingungen gleichzeitig erfüllt sein.EB

off label

L E X I K O N

Erfahrungsbericht aus Schweden

Warum gehen immer . . .

Foto:Image Bank Sweden

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