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Archiv "Wir unter uns" (19.07.1979)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen SATIRE

N

ein — bitte nicht von der Spätle- se! Geben Sie mir von dem Edelzwicker — wenn ich wählen kann, zieh' ich trockenen vor!"

„Verstehe, die ganze Fakultät steht ja inzwischen auf trocken! Ich hab' den Keller voll edelster Kreszenzen, weil die Patienten sich einfach nicht trauen, mal 'nen ordinären Riesling zu schenken! Meine Frau nimmt halt zum Kochen die Auslesen, und den Kochwein nehmen die Gäste, ha, ha."

„Ich komme dieses Jahr einfach nicht aus der Klinik, meine Oberärz- te haben schulpflichtige Kinder — was bleibt mir anderes übrig! — In Davos? Ja, im März, wie jedes Jahr, aber nur drei Wochen — ich komme einfach nicht aus der Klinik!"

„Mein Mann kommt auch nicht aus der Klinik, aber er ist wenigstens Ostern drei Wochen Ski gelau-

. .. bitte? nein, Langlauf, man wird älter, es war ein Konditionstraining, mein Mann segelt bei der Kieler Wo- che mit, aus der Klinik kommt er ja nicht raus — man ist dumm, sich so aufzureiben!"

„Die modernen Häuser haben keine anständigen Keller mehr— ich mußte meinen Weinkeller jedenfalls vollkli- matisieren!"

„Ich doch auch, aber wenn das mit der Energiekrise so weitergeht, wird man wohl ober übel irgendwo spa- ren müssen!"

„Na gut, aber nicht unbedingt da!

Ich habe übrigens gelesen, wenn al- le ihren Swimming-pool — ich meine das Wasser! — nur 10 cm ablassen, spart man mehr Öl als mit einem Sonntagsfahrverbot!"

„Also nee! — etwas will ich aber auch noch vom Leben haben! Ich komme praktisch nicht aus der Klinik, ich bin 1,92, das Becken ist 150 tief, minus 10 cm, dann noch der Rand — da steh ich ja nur zur Hälfte im Was- ser! Nö, ich kauf' mir lieber ein spar- sameres Auto — der 280 S soll sehr sparsam sein!"

Wir unter uns

Michael Arnold

„Apropos sparen: Der Dekan will beim Sommerfest diesmal 15 Pro- zent Weinsäure kredenzen, das soll noch herber sein als Edelzwicker — ja, bitte gerne noch mal!, danke, danke!"

„Mein Mann kommt nicht aus der Klinik, wir fahren im Juli nach Lon- don und anschließend nach Oslo — ich darf gar nicht an das Packen denken! Ich nehme in jedem Fall nur das Nötigste mit, und wenn's kalt wird, kauf ich mir eben dort ein Blüs'chen oder Pelz'chen!"

„Nehmen Sie doch ruhig ein Täß- chen Magerquark, er ist wirklich ganz mager!"

„Ja, glauben Sie denn noch an den Schwachsinn? Ich bin absolut si- cher: Der Herzinfarkt ist ein immu- nologisches Problem! EW1Habilitand von mir hat jetzt einen Antikörper gegen Coronanin abgetrennt, und wir wollen sehen, ob nicht Anti-T 2- Serum hilft."

„Das wär' jedenfalls angenehmer als Margarine."

„Nein, von dem Edelzwicker, bitte, meine Zunge schrumpft dann etwas,

und ich kann sie besser im Mund unterbringen — ha, ha, adstringo lin- guam vino — kann man das sagen?

Gibt's nicht einen ablativus instru- menti? Gut, daß ich nicht mehr zu- gelassen werden muß und meinen Dr. schon habe!"

„Man könnte eigentlich Steine in den Swimming-pool legen und da- mit das Wasservolumen verkleinern, das Wasser sozusagen verdrängen — dann spart man doch auch Öl, oder nicht?"

„Was heißt schon am 9. Loch? Hat denn der Platz mehr Löcher? Ach so

— das ist ein 18-Loch-Platz! Und Sie waren also vor dem Kaffee schon beim 12. Loch? — Alle Achtung!!"

„Wie man's nimmt, beim Wasser spart man, aber dafür müssen die Steine aufgeheizt werden, hm! Ich weiß nicht, was mehr Öl braucht?"

„Meine Tochter hat jetzt einen Fuchswallach — Gott sei Dank!"

„Meine hat 'nen neuen Freund, den Sohn von Picklawitz, dem Romani- sten — was will man machen!"

„Mein Mann kommt praktisch nicht aus der Klinik — ich bin richtig froh, daß er wenigstens sein Hobby hat — wie bitte? Nein, keine Uhren Fayencen!"

„Nö, nö, nur ran mit dem Edelzwik- ker, ich schmeck' schon gar nicht mehr, wie sauer das Zeug ist. Was sammelt Ihr Mann denn? Wollene Unterhosen ...? Ach so — nur römi- sche!"

„Ja, aus der Kaiserzeit!, die republi- kanischen zerfallen so leicht, haben auch oft Motten!"

„Kann ich mir denken! — Wer macht denn Ihrer Meinung nach das Ren- nen 1980?"

„32 Löcher? Ich dachte immer Golf geht nur bis 18? Deshalb! — Ihre Handschuhe haben 32 Löcher, aber wohl absichtlich?? So, so, zur Küh- lung, kommt man denn dabei so ins Schwitzen?"

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 29 vom 19. Juli 1979 1931

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FRAGMENTE

Mit Totenkopf und Kräuterbüchlein

Die Erfindung der Buchdrucker- kunst Mitte des 15. Jahrhunderts hat die Voraussetzung dafür ge- schaffen, daß Reformation und Gegenreformation sich in einem vielgestaltigen Streitgespräch der Tagespublizistik vollziehen konnten. Je schneller die Buch- druckerwerkstätten aus dem Bo- den schossen und je knapper das Investitionskapital ihrer Grün-, dung war, desto fleißiger mußten sie sich um den aktuellen Umsatz flüchtiger Tagespublizistik be- mühen.

Neben den religiösen und politi- schen „Zeit-Schriften" und ne- ben den vor allem unterhaltsa- men und sensationellen Neuen Zeitungen entstand im 16. Jahr- hundert eine Tagesliteratur der Gedenkschriften und später der Leichenpredigten. Diese Tagesli- teratur ist zum größten Teil wie alle Tagespublizistik verweht. So- weit sie aber in Archiven und Bi- bliotheken bewahrt wurde, spie- gelt sie heute besonders leben- dig Vergangenheit wider. Die vielleicht bedeutendste Samm- lung von Leichenpredigten be- wahrte das Archiv des Schlosses Stolberg im Südharz.

Der gesellschaftlichen Position der Ärzte im 16. und 17. Jahrhun- dert entsprechend, haben sich ei- ne ganze Reihe von Gedenkblät- tern für Ärzte erhalten. Das Flug- blattporträt des Baseler Arztes Dr. Johann Bauhin des Jüngeren aus dem Jahre 1597 steht als Bei- spiel für eine ganze Reihe ver- gleichbarer Blätter. Der barocke Sinn für Emblemata, für Sinnbild- liches jeder Art, findet bereits im Rahmenwerk, das das eigentli- che Porträt zu erdrücken scheint, seinen beredten Ausdruck. Der zeitgenössische Betrachter hatte Muße, auch das Rahmenwerk zu betrachten und seiner Bedeu- tung nachzusinnen.

Flugblattporträt des Baseler Arztes Dr. Johann Bauhin, 1597 (Abbildung nach Walter L. Strauss, the German Singleleaf Woodcut 1550-1600, Vol.

3, New York 1975, Seite 1368)

Sinnbildlich für das Berufsporträt eines Arztes sind Kräuterbuch und Totenkopf. Die Verbunden- heit mit Natur und Naturwissen- schaft wird im Kräuterbuch sym- bolisiert; die Kräuterbücher sind ja Schatzkammern der naturge- schichtlichen Erfahrung von Ge- nerationen.

Der Totenkopf dagegen symboli- siert die Nähe zur „modernen"

anatomischen Wissenschaft, si- gnalisiert dem nichtärztlichen Betrachter zugleich die magische und mystische Vertrautheit des Arztes mit dem Tode, symboli- siert die Hoffnung, daß der Arzt des Todes Meister sein kann.

Gleichwohl vermag die Individua- lität des dargestellten Arztes sich in und trotz der Sinnbildlichkeit und auch in der allegorischen Umrahmung durchzusetzen. Die Individualität sitzt auch dem mo- dischen Beiwerk unverwechsel- bar und einmalig auf: Exempla- risch für die Kraft individueller Persönlichkeit als Stilelement des Barock!

Spektrum der Woche Aufsätze - Notizen Satire: Wir unter uns

„Nein, keinen Nachtisch bitte — ich kann dann nicht schlafen, mich macht die Klinik noch kaputt — ich komm' nicht aus der Klinik vor 8 bis 9 Uhr — abends, natürlich abends!

und das Cholopren im Nach- tisch vertrag' ich überhaupt nicht mehr!"

„Chloropren? Das hört sich so nach Matratze an, wie weist ma•das denn nach? Cholopren — na auch gut — Radioimmunassay? Das ist doch so 'ne Art Taschenradio?"

„Fabelhaft, der Vortrag von Sargna- gel neulich, haben Sie den gehört?

Seit Jahren das Beste! Von hinten quer durch die ganze Soziologie — der hat's ihnen gegeben! Wem denn? Na, Allen! — Aha!"

„Ich bin für die ganze nächste Wo- che in Bonn — DFG — man kommt zu nichts mehr. Wieso Löcher? Ach so Golf! Ja, VW ist nicht mehr das, was es einmal war!"

„Haben Sie in Mexico City von Dot- zenau gesehen? Der hat tatsächlich den Ruf nach Bern abgelehnt!"

„Verstehe ich überhaupt nicht!"

„Nein, keinen Zwedelhicker, haha — Edelzwicker mehr. Mein Mann muß morgen früh raus und noch in die Klinik! Wir fahren nämlich zum Kon- greß nach Würzburg — ich freu mich schon auf die trockenen Weißen dort! Oh — Sie auch! Wohin fahren Sie denn?"

„Zum Workshop nach Innsbruck — mein Mann kommt praktisch nicht aus der Klinik raus — Gott sei Dank, daß es wenigstens ab und zu mal 'nen Kongreß gibt!"

„Wann fängt eigentlich das Seme- ster an?"

„Was fängt an?"

„Semester, wissen Sie, wenn die Studenten da sind."

„Das ist doch schon längst vorbei!"

„Also die Zeit vergeht . .!"

1932 Heft 29 vom 19. Juli 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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