Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 111|
Heft 45|
7. November 2014 A 1927Bundeskanzle- rin Angela Merkel: Fragen am Lebensende sollen gesetzlich nicht bis ins Detail geregelt
werden.
Foto: picture alliance
RANDNOTIZ
Philipp Ollenschläger
Bei Stromausfällen in Krankenhäu- sern kommt hierzulande der Not- stromaggregator zum Zuge. Für Pa- tienten und Ärzte ist dies beruhigend – gerade bei schwierigen Eingriffen am Herzen ist Strom nicht ganz un- bedeutend.
In Kirgisistan funktioniert der Strom nicht so zuverlässig wie in Deutschland. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, tappte dort der
Herzchirurg Kaldarbek Abdramanow während einer Operation wortwört- lich im Dunkeln. Auch die schnell herbeigeholten Taschen lampen spendeten nur unzureichend Licht.
Doch der Arzt wusste sich zu hel- fen: Er forderte seine Assistenten auf, mit Hilfe ihrer Mobiltelefone den OP-Saal zu beleuchten. So war er in der Lage, die Patientin mit ei- nem Herzklappenrheumatismus, der infolge einer nichtbehandelten In- fektionskrankheit aufgetreten war, zu operieren. Der Chirurg setzte ihr zwei künstliche Herzklappen ein, ei- ne dritte Klappe konnte er korrigie- ren. Die Herz-Lungen-Maschine, die auf Handbetrieb umgestellt werden kann, wurde indessen von einem Assistenzarzt mit Leibeskräften an- gekurbelt.
Die Infrastruktur in Kirgisistan stamme noch aus der Sowjetzeit.
Damals habe alles zuverlässig funk- tioniert, sagte Abdramanow, doch in- zwischen komme es häufig zu Stö- rungen. Zudem führe der Stausee, der das Kraftwerk antreibe, in die- sem Jahr sehr wenig Wasser. Der Arzt hatte schon seit langem darauf hingewiesen, dass ein Notstromge- nerator gebraucht werde. Er hofft, dass die Behörden bald für ausrei- chend Strom sorgen.
Für die OP brauchte Abdramanow übrigens zweieinhalb Stunden; nor- mal seien anderthalb Stunden.
Dem Handy sei Dank
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Rolle des christli- chen Glaubens für ihr politisches Handeln hervorgehoben. Als Chris- tin sei sie überzeugt von dem Grundsatz „Gott hat uns das Leben geschenkt, vom Anfang bis zum
Ende“, sagte Merkel. Deshalb be- fürworte sie ein strenges Embryo- nenschutzgesetz und habe bei der Debatte um die Sterbehilfe Beden- ken: „Ich fürchte mich davor, dass die Grenzen immer weiter verscho- ben werden“. Sie sei zurückhaltend, bei Fragen zum Lebensende alles STERBEHILFE
Merkel betont christliche Werte
bis ins Detail gesetzlich zu regeln.
Die Bundeskanzlerin sprach in ihrer Heimatgemeinde Templin zum Re- formationstag über „Christsein und politisches Handeln“. Merkel be- tonte, der Glaube sei für sie in vie- len gesellschaftlichen Fragen maß- geblich, die mit Gerechtigkeit, Soli- darität, Krieg und Frieden zu tun hätten. Militärische Mittel könnten keinen dauerhaften Frieden sichern.
Im Fall der Ukraine sei sie über- zeugt: „Militärische Mittel kom- men zur Lösung dieser Frage nicht in Betracht.“
Die Kanzlerin würdigte zudem das Engagement der Deutschen für Flüchtlinge: „Es gibt eine große Hilfsbereitschaft, gerade von christ- lichen Gemeinden, aber auch von vielen Menschen im Lande, den Flüchtlingen zu helfen“, so Merkel.
Sie habe keine fertigen Antworten auf die Probleme der Flüchtlinge.
„Wir müssen natürlich ein offenes Herz haben, aber wir können nicht alle Menschen in Not aufnehmen“, hob Merkel hervor. kna Deutsche Krankenkassen haben im
vergangenen Jahr auf Beitragsschul- den und Säumniszuschläge in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro verzichtet. Das geht aus der Ant- wort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke hervor. Die Fragesteller hat- ten sich erkundigt, wie sich das Beitragsschuldengesetz auf Men- schen ohne Versicherung ausge- wirkt habe.
Laut Bundesregierung hatten bis Ende 2013 insgesamt 50 255 ge- setzlich Versicherte von dem Ange- bot Gebrauch gemacht, gegen den Erlass von Beitragsschulden und Säumniszuschlägen in die Kran- kenversicherung zurückzukehren.
Ihnen seien Beiträge in Höhe von 231,6 Millionen Euro erlassen wor- den. Weitere 4 678 Personen hät- ten sich bei den gesetzlichen Kran- BEITRAGSSCHULDENGESETZ
60 000 Menschen wieder krankenversichert
kenkassen gemeldet und Beitrags- ermäßigungen erhalten. Zudem sei- en Säumniszuschläge in Höhe von 909,4 Millionen Euro erlassen wor- den. Darüber hinaus hätten rund 4 500 bis dahin unversicherte Perso- nen bei privaten Krankenversiche- rungen (PKV) einen Versicherungs- vertrag abgeschlossen. So seien Mitte 2014 insgesamt 100 700 Per- sonen in einem Notlagentarif der PKV versichert gewesen. Auch die medizinische Versorgung von Asylbewerbern und Menschen oh- ne legalen Aufenthaltsstatus war Gegenstand der Kleinen Anfrage.
In ihrer Antwort verteidigte die Bundesregierung die im Asylbe- werberleistungsgesetz vorgesehene medizinische Grundversorgung als
„ausreichend, um ein menschen- würdiges Existenzminimum zu ge-
währleisten.“ hil