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Archiv "„Ein offenes Herz für behinderte Mitmenschen"" (12.02.1981)

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A

m 16. Dezember 1976 hatte die MGeneralversammlung der Verein- ten Nationen das Jahr 1981 zum In- ternationalen Jahr der Behinderten er- klärt und die Mitgliedstaaten und nichtstaatliche Organisationen ange- regt,

> ihre Maßnahmen der medizini- schen, beruflichen und sozialen Ein- gliederung der behinderten Bürger zu überprüfen, örtliche und überörtliche Aktivitäten zu mobilisieren und damit die Situation der behinderten Men- schen nachhaltig zu verbessern.

In der Bundesrepublik Deutschland wurde daraufhin unter dem Vorsitz des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung, Dr. Herbert Ehren- berg, eine Nationale Kommission für das Internationale Jahr der Behinder- ten eingesetzt, der rund 100 staatli- che und freie Verbände und Organisa- tionen, darunter auch die Kassenärzt- liche Bundesvereinigung, sowie Ein- zelpersönlichkeiten angehören. Das

Ergebnis der Kommissionsarbeit ist eine 84 Druckseiten umfassende Bro- schüre mit einem „Problemkatalog"

und einem „Aktionsprogramm" zu folgenden Themen:

Vorsorge, Früherkennung und Früh- förderung — Medizinische Rehabilita- tion — Bildung für Behinderte (Vor- schule, Schule, Hochschule, Weitü- bildung) — Berufliche Rehabilitation Behinderter (Bildung, Ausbildung, Fortbildung, Umschulung) — Beschäf- tigung von Behinderten auf dem all- gemeinen Arbeitsmarkt und in Werk- stätten für Behinderte — behinderten- gerechte Umwelt (Bauen, Wohnen, Verkehr und technische Hilfen) — Ein- gliederung Behinderter in die Gesell- schaft — Behinderung und Familie — Behindertensport — Aus- und Fortbil- dung der Fachkräfte in der Behinder- tenarbeit — Besondere Probleme ein- zelner Behindertengruppen — For- schung und Dokumentation — Öffent- lichkeitsarbeit. DÄ Die Information:

Bericht und Meinung

AUS DEN BUNDESLÄNDERN

gen Politiker-Reden und vielfa- chen freundschaftlichen Bekun- dungen gegenüber dem Geburts- tags„kind". Sewering, jetzt also in einem Alter, in dem andere in Pen- sion gehen, versprach (und die Mehrzahl der bayerischen Ärzte, aber auch andere wird's beruhi- gen), er werde so lange bleiben, wie ihn die Kollegen, die ihn zu wählen hätten, noch wollten. Er hoffe aber auch, daß „die Kollegen mir eines Tages auch offen sagen, wenn sie meinen, daß ich abtreten soll". NJ

HESSEN

Nahtlose Therapiekette für Drogenabhängige

Mit Wirkung ab 1. Oktober 1980 haben sich die Landesversiche- rungsanstalt Hessen, die hessi- schen Krankenkassenverbände und der Landeswohlfahrtsverband zu einer „Arbeitsgemeinschaft zur Rehabilitation Suchtkranker in Hessen" zusammengeschlossen.

Damit sieht die hessische Landes- regierung einen wichtigen Be- standteil ihres neuen Programms zur Bekämpfung des Drogenmiß- brauchs als verwirklicht an, näm- lich die Sicherung einer „nahtlo- sen Therapiekette". Die Arbeitsge- meinschaft soll insbesondere da- für sorgen, daß Suchtkranke, die eine stationäre Entwöhnungsbe- handlung beantragen, nicht auf ei- ne Kostenzusage warten müssen.

In Zukunft wird die Landesversi- cherungsanstalt allein auf Grund einer ärztlichen Begutachtung ei- ne vorläufige Kostenzusage ertei- len. Die Therapie kann dann be- reits beginnen, während innerhalb der neuen Arbeitsgemeinschaft der endgültige Kostenträger ermit- telt wird. Sozialminister Armin Clauss hatte der Arbeitsgemein- schaft für den Rest des Jahres 1980 einen Verwaltungskostenzu- schuß gewährt. Er äußerte die Hoffnung, daß sich auch die Bun- desversicherungsanstalt sowie die Angestellten-Ersatzkassen an die Arbeitsgemeinschaft anschließen werden. WZ

REPORTAGE

Der zweitägige Auftakt des Inter- nationalen Jahres der Behinderten in der Bundesrepublik Deutsch- land am 24. und 25. Januar 1981 in der Dortmunder Westfalenhalle (Halle 1, Halle 2 und Halle 3) sollte nach dem Willen der Nationalen Kommission und vor allem der ein- zelnen Behindertenverbände ganz unter dessen Motto „Einander ver- stehen — miteinander leben" ste- hen. Im Mittelpunkt sollten nicht langatmige Selbstdarstellungen und schönfärbende Reden einzel- ner Politiker und Funktionäre ste- hen, vielmehr sollte die Veranstal- tung eine bunte und abwechs- lungsreiche Folge von Demonstra- tionen der Möglichkeiten des Mit-

einanders von Gesunden und Be- hinderten sein. Daneben sollten den Vertretern der Behinderten- verbände und einzelnen Behinder- ten Gelegenheiten der Information und der Kommunikation unterein- ander sowie mit Vertretern der ver- schiedensten Leistungsträger auf dem Gebiet der Rehabilitation und einzelner Behinderteneinrichtun- gen gegeben werden.

Die Veranstalter hatten diesen Wünschen bei der Programmge- staltung entsprochen. So lief in der großen Halle 1 ein Sportwett- kampf-Programm mit Musik- und Tanzdarbietungen ab, die Halle 2 diente einem „Markt der Begeg-

„Ein offenes Herz

für behinderte Mitmenschen"

Eröffnungsveranstaltung zum Internationalen Jahr der Behinderten in der Dortmunder Westfalenhalle mit Störaktionen

266 Heft 7 vom 12. Februar 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Behinderung und Aktivität —das muß sich nicht ausschließen, wie in der Dortmunder Westfalenhalle bei der offiziellen Eröffnung des Jahres der Behinderten gezeigt wurde.

Oben links: Diskuswer- fen aus dem Rollstuhl, darunter: Ro'ck-Tanzen von Behinderten und Nichtbehinderten, rechts: Hürdenlauf.

Öffentlich fand allerdings die Störung der Veranstaltung durch eine relativ kleine Gruppe weitaus mehr Beachtung

Fotos: Menne

Die Information:

Bericht und Meinung

nungen" mit Informationsständen, Sitzgruppen für Gespräche und ei- nem kleinen Sprecher-Podium für Teilnehmer, die mit einem grö- ßeren Publikum zu sprechen wünschten. Die Halle 3 schließlich war mit Bühne und Sitzreihen aus- gestattet; hier wurde Theater ge- spielt, traten Instrumental- und Gesangs- und sogar Tanzgruppen auf, wurde ein lustiges ZDF-Rate- spiel mit Michael Schanze und mit behinderten und nichtbehinderten Kindern veranstaltet, fanden ein Rock-Festival und ein „Talent- schuppen" statt — wohlgemerkt, all dies im Zusammenwirken von Gesunden und Behinderten. Hier sollte auch eine kleine Eröff- nungsfeier mit kurzen Ansprachen

von Bundespräsident Professor Dr. Karl Carstens, Bundesminister Dr. Ehrenberg sowie ebenso kur- zen Grußworten des Oberbürger- meisters der Stadt Dortmund, Günter Samtlebe, und Dr. Hans Aengenendt von der Behinderten- gemeinschaft Bonn stattfinden.

Doch das wohlgeplante Vorhaben wurde nachhaltig und eindrucks- voll gestört von einer kleinen Min- derheit von höchstens 50 Behin- derten und ihren nichtbehinderten Begleitern, die sich „Aktionsgrup- pe gegen das UNO-Jahr für Behin- derte" nannten. Bereits am Vor- mittag des ersten Tages hatten sie sich mit ihren Rollstühlen auf der Bühne der Halle 3 anketten lassen.

Sie räumten sie erst am späten Nachmittag unter dem Druck der Mehrheit der übrigen Behinder- ten. Von der Bühne aus, später und am folgenden Tag auch in den einzelnen Hallen, protestierte die Aktionsgruppe mit Spruchbän- dern, Transparenten, mit Mega- phonen, schrillen Pfiffen und Schmähliedern auf Bundespräsi- dent Carstens gegen die Verlet- zung der Menschenwürde, gegen die Isolierung und gegen die Ent- mündigung der Behinderten, kün- digten sie ein eigenes „Krüppel- Tribunal" an. (Zwar liegt die Ver- mutung nahe, daß hierbei einzelne Behinderte, vor allem Schwerstbe- hinderte, von Vertretern einer chaotischen Randgruppe dazu DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 7 vom 12. Februar 1981 267

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Die Information:

Bericht und Meinung Jahr der Behinderten

mißbraucht worden waren, um po- lizeiliche Gewaltanwendung ge- gen Behinderte zu provozieren, worauf selbstverständlich verzich- tet wurde, doch konnten sich vor allem die nichtbehinderten Teil- nehmer der Dortmunder Veran- staltung nicht der Erschütterung erwehren angesichts der Tatsa- che, daß hier Behinde'rte offen- sichtlich erstmals Gelegenheit be- kommen hatten, ihre ganze Ver- zweiflung, ihre Ohnmacht und Hilflosigkeit in alle Öffentlichkeit hinauszuschreien.)

Die Eröffnungsfeier fand schließ- lich in der Halle 3, auf dem „Markt der Begegnungen" statt, in der sich die große Mehrheit der Behin- derten drängte, wo Bundespräsi- dent Carstens im Anschluß an sei- ne Ansprache auch das Gespräch mit einzelnen Behinderten suchte und fand.

Unter dem Eindruck der Dortmun- der Ereignisse gewinnen die fol- genden Sätze aus der Ansprache von Bundespräsident Professor Carstens ein besonderes Gewicht:

„Ich appelliere an alle Mitbürger, sich über die Fragen der Behin- derten zu informieren. Helfen Sie auch dadurch mit, daß Sie die Ar- beit der Einrichtungen für Behin- derte finanziell unterstützen. Zei- gen Sie ein offenes Herz für Ihren behinderten Mitmenschen! Die, die keine Behinderung zu tragen haben, sollten daran denken, daß dies kein Verdienst ist, sondern ein Geschenk, das zur tätigen Hilfe verpflichtet, und, das sollten wir auch bedenken, ein Geschenk, das uns täglich genommen wer- den kann. Tätige Hilfe, das heißt doch, daß wir den Behinderten als Menschen annehmen. Die Behin- derten wollen keine Sonderrolle oder Sonderstellung. Sie dürfen aber auch nicht in den Hinter- grund gedrängt werden und ab- seits der Gesellschaft als Rand- gruppe leben. In vielen Fällen macht — wie ich von Behinderten weiß — nicht die Behinderung selbst die Last so schwer, sondern das Abgesondertwerden und Ab- seitsstehen." Anna-Maria Graben

AUS EUROPA

SCHWEIZ

Zürich stimmte für die Hausärzte

Eine schwere Niederlage hat in Zürich eine bisher nur in der Kom- munalpolitik aktive ultralinke Gruppierung erlitten. Die „POCH"

(Progressive Organisation der Schweiz) hatte als Experiment und Beginn für eine Sozialisierung des Gesundheitswesens eine Volksin- itiative zustande gebracht, mit der im Zürcher Stadtquartier 9 eine

"Quartierspoliklinik" für die pri- märärztliche Versorgung durchge- setzt werden sollte. Dies ging so- gar der sozialdemokratischen Fraktion im Stadtparlament zu weit; Gemeinderat und Stadtrat (Regierung) legten je einen abge- milderten Vorschlag vor.

Die Zürcher Stimmbürger aber lie- ßen alles beim alten — also beim bewährten System der freiberufli- chen ärztlichen Versorgung. Die POCH-Initiative scheiterte in der Volksabstimmung mit 19 689 ge- gen 45 689 Stimmen — 30 zu 70 Prozent. Die anderen beiden Vor- lagen gingen mit 40 zu 60 und ebenfalls 30 zu 70 Prozent unter.

Vor vier Jahren hatte die POCH das Experiment schon einmal ge- wagt; dabei war das Ergebnis we- sentlich knapper gewesen — da- mals hatten 48 Prozent der Stimm- abgebenden die „Quartierspolikli- nik" befürwortet. Eine Wiederho- lung erschien also erfolgverspre- chend; daß dieser Erfolg nicht ein- trat, führen Zürcher Kommunalpo- litiker zum einen darauf zurück, daß der Schweizer Stimmbürger bei angespannter Wirtschaftslage gegenüber geldträchtigen Vorla- gen regelmäßig skeptischer wird, zum anderen aber auch darauf, daß sich diesmal im Gegensatz zu 1977 die Zürcher Ärztegesellschaft vor der Abstimmung zu Wort ge- meldet und natürlich zur Ableh- nung aufgerufen hatte.

Sie hatte dafür gesorgt, daß der Bevölkerung die Alternative „Ge-

sundheitszentrum oder Hausarzt"

bei der Stimmabgabe vor Augen stand. Im gleichen Wahlgang wur- den andererseits zwei kostspielige Sanierungsvorhaben am Zürcher Stadtspital Waid fast ohne Gegen- stimmen bewilligt. bt ITALIEN

Was eine Ärztekammer kann . . .

In der norditalienischen autono- men Provinz Trient ist Mitte Ja- nuar die gesamte Provinzialregie- rung ausschließlich ihres Präsi- denten zu Gefängnisstrafen zwi- schen sechs und acht Monaten verurteilt worden. Da mit dem Ur- teil auch ein sofort in Kraft treten- des Verbot für einige Jahre ver- bunden war, öffentliche Ämter zu bekleiden, saß der Regierungsprä- sident plötzlich allein da, und ihm blieb nichts übrig, als zunächst einmal die entsprechenden Asses- soren der übergeordneten Regio- nalregierung SüdtirolfTrient zu bit- ten, die verwaisten Ämter mitzu- verwalten. Acht der verurteilten Assessoren gehörten der Christ- lich-Demokratischen, einer der Republikanischen Partei an. Der Fall entzündete sich an der Neube- setzung der lange vakanten Stelle des Provinzialarztes. Mit der Be- gründung, angesichts der bevor- stehenden Gesundheitsreform wisse man ohnehin noch nicht so recht, was die Kompetenzen die- ses Provinzialarztes seien, hatte die Provinzregierung auf die ge- setzlich vorgeschriebene Stellen- ausschreibung verzichtet und ei- nen Arzt direkt berufen, der zufälli- gerweise auch christdemokrati- sches Parteimitglied war.

Gegen dieses Verfahren be- schwerte sich die Ärztekammer der Provinz — ob sie den Blitz- schlag des Gefängnisurteils vor- hergesehen hat, bleibt dahinge- stellt. Der Regierungspräsident entging einer Verurteilung nur deswegen, weil er nachweislich an der betreffenden Sitzung nicht teilgenommen hatte. bt 268 Heft 7 vom 12. Februar 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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