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Archiv "Geistig Behinderte: Zustimmung" (14.09.2007)

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gerung, Unruhe) zur Einweisung.

Diese erfordern bei der Diagnostik in erster Linie Erfahrung, Geduld und ein individuell abgestimmtes Unter- suchungsprogramm in behutsamen Schritten, um zu verlässlichen Dia- gnosen und damit geeigneten Thera- pien zu kommen . . . Ein weiterer Aspekt ist der unscharf definierte Be- griff der geistigen Behinderung. Er ist weiter zu fassen als allgemein üb- lich. Menschen mit erworbenen Hirn- schädigungen (Trauma, Ischämie, Alzheimer) gehören genauso zu der im DRG-System benachteiligten Pa- tientengruppe wie Menschen mit schweren psychiatrischen Erkran- kungen oder fortgeschrittenen Sucht- erkrankungen. Nur eine politisch ver- ankerte Sicherung der Finanzierung für die Behandlung dieser Menschen kann einer fortschreitenden Benach- teiligung entgegenwirken. Hilfreich wäre zudem mehr medizinischer Sachverstand und Verständnis für die

komplexe Behandlungssituation bei den Kostenträgern und dem MDK.

Dr. med. Jörg Stockmann,Internistisches Zentrum für Behindertenmedizin, Evangelisches Krankenhaus Bielefeld, Maraweg 19, 33617 Bielefeld

Gründung einer Arbeitsgemeinschaft

Kai Harenski hat in seinem sehr auf- schlussreichen Beitrag zu Recht auf die oft unzureichende ärztliche und pflegerische Betreuung geistig behin- derter Menschen in Krankenhäusern hingewiesen. Die Krankenhausmedi- zin hat sich noch nicht auf die kosten- und zeitintensivere Versorgung geis- tig behinderter Menschen eingestellt.

Es wird in dem Beitrag auf eine not- wendige Verbesserung der Koopera- tion der Einrichtungen, in denen die Patienten leben, und der Kranken- häuser hingewiesen. Das setzt vor- aus, dass das betreuende Heimperso- nal neben der heilpädagogischen För- gene Quartal. Dann hört das endlich

mit den Betrugsvorwürfen gegen Ärzte auf. Wer betrügt hier eigent- lich wen?

Dr. med. Gerhard Walter,Radiologisches Zentrum, Hembacher Weg 22, 91126 Schwabach

GEISTIG BEHINDERTE

Ihre Behandlung im Krankenhaus erfor- dert engagiertes Personal, Zeit und mehr finanzielle Mit- tel (DÄ 27/2007:

„Geistig behinderte Menschen im Krankenhaus: Alles andere als Wunschpatienten“ von Dr. med. Kai Harenski).

Zustimmung

Dem Beitrag von Kai Harenski zur stationären Versorgung geistig behin- derter Menschen ist voll und ganz zu- zustimmen. In unserer Einrichtung

„Zentrum für Behindertenmedizin“

im Evangelischen Krankenhaus Bie- lefeld (Träger der Bodelschwingh- schen Anstalten Bethel) werden jähr- lich ca. 1 600 Menschen mit geistiger Behinderung stationär versorgt. Zwar ist derzeit noch eine Vergütung nach tagesgleichen Pflegesätzen möglich, jedoch wird seitens einiger Kosten- träger die stationäre Aufnahme als solche immer häufiger hinterfragt und die (zeitraubende) Überprüfung stationärer Behandlungsverläufe durch den MDK veranlasst. Offen- sichtlich wird dabei das vorrangige Ziel verfolgt, eine weitere Verkür- zung der stationären Verweildauer zu erzwingen. Leider scheinen viele Gutachter des MDK nicht zu verste- hen, dass eine „behindertengerechte“

Medizin Zeit benötigt: Zeit für Beob- achtung, um z. B. belastende und unnötige Untersuchungen mit hohem Risiko vermeiden zu können, Zeit für Genesung, die Wiederaufnahmen oder gar Komplikationen vermeiden kann. Standardprozeduren funktio- nieren natürlich auch bei behinderten Patienten, wenn klar diagnostizierte Krankheitsbilder vorliegen. Dies ent- spricht aber nicht der alltäglichen Er- fahrung in unserem Krankenhaus.

Oft führen unspezifische Symptome (Abgeschlagenheit, Nahrungsverwei-

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 37⏐⏐14. September 2007 A2495

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derung und Betreuung auch die gleichzeitig oft erforderliche medizi- nische und pflegerische Versorgung kompetent beherrscht. Genau das wird aber sozialpolitisch verhindert.

In den großen Einrichtungen der Be- hindertenhilfe wird der integrierte ärztliche Dienst erheblich reduziert oder aufgelöst. Einmal aus Kosten- gründen, aber auch mit der Begrün- dung, dass Leben und Wohnen in ei- nem Heim möglichst den normalen häuslichen Verhältnissen entsprechen sollen, wo auch keine ständige ärzt- lich-medizinische Versorgung vor- handen ist. Außerdem sollen Heime für geistig behinderte und alte Men- schen weitgehend aufgelöst werden . . . Die Notwendigkeit dieser behinder- tengerechten Spezialisierung haben die Ärzte seit Langem erkannt . . . 2001 haben sie die „Bundesarbeitsgemein- schaft Ärzte für Menschen mit geisti- ger oder mehrfacher Behinderung e.V.“ gegründet . . . (www.aemgb.de).

Dr. med. Horst Isermann,Leipziger Straße 52 a, 27356 Rotenburg/Wümme

STRAFPROZESS

Lebenslange Haft wegen Mordes an fünf Patienten (DÄ 27/2007: „Urteil im Prozess gegen Berli- ner Krankenschwes- ter: Zur Herrin auf- geschwungen“ von Kerstin Rebien).

Fehlentwicklung

. . . Bei zunehmendem Druck in Richtung Kostensenkung platzt das schwächste Glied in der Kette: Aber dieses Versagen ist nicht die Ursa- che, sondern das Symptom für eine Fehlentwicklung. Auch für den Rich- ter waren andere Symptome im Um- gang in der Abteilung unverkennbar, und er stellte zudem fest, dass „Ster- behilfe“ aus Mitleid als Motiv nicht erkennbar war. Ist es so undenkbar, dass der mit hoher Priorität gefahre- ne Kostendruck von aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur zusätzlich in- dividuell überforderten Mitarbeitern in dieser Form an die Patienten wei- tergegeben wird? Da helfen dann auch keine Denunziationsbriefkästen und kein Kommunikationstraining,

in dem nur irgendein McKinsey- Quatsch verbreitet wird . . . Die Merkantilisierung und Profitabilisie- rung des Gesundheitswesens schrei- ten voran. In vielen Häusern wird der Pflegedienst von Kaufleuten gelei- tet . . . Wir Ärzte stehen in der Ver- antwortung, unseren Arbeitsbereich im Interesse der Patienten (also uns aller!) vor dieser atavistischen Über- nahme zu schützen; wir, und nicht die Ökonomen, werden dann gefragt und zur Rechenschaft gezogen . . .

Dipl.-Med. Andreas Thumulla,Großer Kamp 41, 29699 Bomlitz/Jarlingen

KRANKENHÄUSER

Die Auswirkungen der Privatisierungs- welle (DÄ 27/2007:

„Folgen der Privati- sierung von Kran- kenhäusern: Die Spielregeln sind willkürlich“ von Markus Rudolphi).

Moderne Medizinfabriken

Infolge von Wettbewerb, Renditeer- wartungen und Sparvorgaben der Po- litik kommt einer Senkung des wich- tigsten Kostenfaktors im Gesund- heitswesen, dem Personal, hohe Prio- rität zu. Vor diesem Hintergrund wer- den auch ärztliche Arbeitsabläufe und Tätigkeitsprofile einer kritischen Prü- fung unterzogen. Dagegen ist nichts einzuwenden. Zur Optimierung wer- den in zunehmendem Maß Strukturen und Prozesse aus der Industrie in die Kliniken übertragen, die Patienten- versorgung quasi „industrialisiert“.

Der Patient als Kunde, Behandlungs- verfahren als Produkte, jeder Diagnos- tik- und Therapieschritt evidenzba- siert, schematisiert und standardisiert, Abläufe straff organisiert, möglichst zentralisiert, hohe Leistungsdichte, alles perfekt dokumentiert sowie op-

timal codiert und fakturiert . . . Wie aber sind die Auswirkungen auf die Leistungserbringer? Dieser Frage soll sich die aktuelle berufspolitische Dis- kussion intensiver widmen. Ein mög- liches Modell sieht für die modernen Medizinfabriken neue Arztprofile vor mit mehr administrativem bzw. be- triebswirtschaftlichem Profil, welche den spezialisierten (und teuren) ei- gentlichen Behandlern zur Seite ge- stellt werden. Inwiefern das sinnvoll und umsetzbar ist, sei einmal dahin- gestellt . . . Aus meiner Sicht ist je- doch das eingangs geschilderte neue Bild der klinischen Versorgung ein Aspekt, warum sich junge Ärztinnen und Ärzte aus der kurativen Medizin zurückziehen und in alternative Be- rufsfelder wechseln . . . Viel wichti- ger aber noch ist die Frage: Will das der Kunde? Wollen unsere Patienten von emotionslosen, mit jedem Wort sparenden, auf Erlösmaximierung be- dachten „Humaningenieuren“ behan- delt werden, Aufnahmestatus und Entlassungsgespräch vielleicht durch den „Humanbetriebswirt“? Wahr- scheinlich nicht. Krankheit ist in ho- hem Maße individuell und ihr sollte individuell begegnet werden. Dabei erwartet der Patient beides in einer Person: hohe Fachkompetenz und ei- ne angemessene Kommunikation . . . Auch wenn die heutigen ökonomi- schen Rahmenbedingungen nach- drücklich eine wirtschaftliche Denk- und Arbeitsweise einfordern, sollten wir den seinerzeit von Ferdinand Sauerbruch formulierten Anspruch nicht komplett aufgeben: „Die Medi- zin ist eine Naturwissenschaft; aber das Arzttum ist keine Naturwissen- schaft, sondern das Arzttum ist das Letzte und Schönste und Größte an den Beziehungen von Mensch zu Mensch.“ Unsere Kunden werden es uns danken.

Priv.-Doz. Dr. med. Frank Kroschinsky, Pennricher Feldrain 28, 01156 Dresden

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