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Archiv "AiP, alles klar?" (04.10.1990)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

R KOMMENTAR

kotherapie voll integriert, bei den häufigen Atemwegsinfekten (die das für unsere europäischen Ohren oh- nehin ungewohnte Spucken auch mal neben den Spucknapf noch ge- räuschvoller gestalteten) wurde zu- nächst zum Naturheilmittel und erst bei Komplikationen zum teuren An- tibiotikum gegriffen.

Inzwischen hat China mit — sonst seltener gewordenen — Klassen- kampfparolen (und noch in Anwesen- heit des damaligen Ehrengastes Egon Krenz) seinen 40. Jahrestag began- gen, sind inhaftierte Studentenführer in Schauprozessen abgeurteilt wor- den, wird nach Ablauf einer halbjähri- gen „Schamfrist" an die alten, vor al- lem zunächst wirtschaftlichen Kon- takte wieder angeknüpft, geht vieles wieder den alten Gang. Auf der ande- ren Seite erhielt aber der Dalai Lama den Friedensnobelpreis, hat sich im September 1989 in Paris unter geflo- henen Dissidenten und Präsident Yan Jiaqi die offen opponierende FDC („Föderation für die Demokra- tie in China") formiert, stehen der greise Deng Xiaoping und seine wechselnden Nachfolger nach dem Tode Ceausescus zunehmend isoliert da. Die viel gebeutelten Intellektuel- len im Lande aber halten sich zurück und warten einstweilen ab, eine Hal- tung, die ihnen in westlichen Publi- kationen — zu Recht? — oftmals als resignierend, opportunistisch oder gar feige angekreidet wird.

Für die trotz allem bewunderns- wert zufriedene Gelassenheit unse- rer liebenswürdigen chinesischen Gastgeberin, die kaum über die dra- matischen und traurigen Ereignisse ihrer Lebensgeschichte sprach (wohl nur ihrer hohen Kompetenz und Un- entbehrlichkeit hat sie es zu verdan- ken, daß sie mit einer befristeten Landverschickung davonkam und heute noch an dieser Stelle ihrer Tä- tigkeit nachgehen kann), die in ihrer kleinen Stadtwohnung mit Sohn, Schwiegertochter und vergöttertem Enkelkind wohnt und vielleicht noch auf andere Zeiten hofft, empfinde ich jedenfalls große Hochachtung.

Anschrift der Verfasserin

Heike Rulffs

Wulfertstraße 59, 4400 Münster

AiP, alles klar?

Tja, es wird Zeit ein erstes Resü- mee zu ziehen, meine 18 Monate AiP sind vorbei. Ende gut, alles gut?

Einem AiP passieren so merk- würdige Dinge. Dieser Mensch ar- beitet bis zu 80 Stunden in der Wo- che, finanziell (ein Jahr rund 1000 DM netto) er kann sich schlecht et- was leisten (wozu auch?), und seine Meinung soll er auch nicht allzu laut sagen, er will ja schließlich nach sei- nen 18 Monaten weiter arbeiten dür- fen.

Einmal global betrachtet: Es be- stehen unterschiedliche Regelungen in verschiedenen Krankenhäusern.

Das AiP-Gesetz ist subjektiv ausleg- bar, wie es jedem paßt, wie die Ver- waltung es will; neues Motto: Wie spart man noch mehr Geld? Die glei- che Arbeit, unterschiedliche Bezah- lung sowohl für den Stationsdienst als auch für die Nachtdienste. Es le- be das Grundgesetz! Überstunden?

Tja, wenn man sich schon überwun- den hatte, die auf ein akzeptables Maß heruntergeschminkten Über- stunden dem Chef vorzulegen, dann landen die weißen Zettel bei der Verwaltung in dem Ordner „Einfach Vergessen". AiP arbeitet billig, schnell, fleißig, unterwürfig und vor allem immer ideologisch positiv, er will ja noch ein richtiger Arzt wer- den. In manchen Häusern darf er es nicht so schnell, denn die Nachtdien- ste oder bestimmte Tätigkeiten sind in manchen Häusern „Normalappro- bationssache".

Inzwischen streiten sich die Ob- rigkeiten über die weitere Anerken- nung der AiP-Zeiten auf die Weiter- bildung, wieviel Monate?, wieviel mehr?, wieviel weniger? Auch von Kammer zu Kammer bestehen un- terschiedliche Regelungen (manch- mal werden Nachtdienste verlangt, manchmal nicht, um die 18 Monate sich voll anrechnen zu lassen)! Es bleibt nur abzuwarten, wie die Wirk- lichkeit später bei der Antragstel- lung für die etwaige Facharztaner- kennung aussieht.

Und trotzdem: Obwohl die ge- setzlichen Regelungen für den klini- schen Alltag von AiP total schwam-

mig sind (bzw. die Umsetzung), und obwohl die Ausbildung unter dem AiP-Gesetz nur leidet (subjektive Regelung der Verantwortung); ich habe jede Menge gelernt (auch ge- sundheitspolitisch) und mir den Spaß am Beruf nicht vermiesen las- sen. Im Gegenteil: Jetzt erst recht!

Nur eines möchte ich den netten älteren Kollegen mitteilen, die sich zu Wort melden: Bitte erfreuen Sie die Nachwelt nicht so oft mit den Hymnen: „Früher war es noch stren- ger, und wir mußten dies und jenes'".

Unsere Generation muß und kann auch arbeiten, es geht auch gar nicht um die Bezahlung, es geht um eine klare allgemeingültige Rege- lung.

Trotz vielfältiger Erklärungen:

Der AiP ist gesetzlich für den Alltag wirklich ungenügend geregelt, mit ei- nem zu großen subjektiven Spiel- raum für die Vorgesetzten, Chefs und die Verwaltungen. Auch die Be- zeichnung ist fast beleidigend („PJ-ler", „AiP-ler"). Die Situation ließe sich verbessern, wenn von mir aus die Bezahlung bleibt (obwohl sie der Leistung, der Ausbildung, auch im Vergleich mit anderen Berufen, nun wirklich nicht angemessen ist), aber der Name müßte mindestens

„Medizinalassistent" heißen. Und würde dann eine „normale" Appro- bation erteilt werden, dann wären die Chefärzte von der juristischen Mutterrolle des AiP befreit, und die

„neuen Medizinalassistenten" dürf- ten sich in allen Häusern juristisch emanzipieren.

Diese Ärzte wären auch „glück- licher", sich als normale Ärzte be- zeichnen zu dürfen und nicht jedem zu erklären, daß ein AiP-ler ein ko- mischer ärztlicher Zwitter ist: Ein Opfertier auf dem Tisch der Ge- sundheitspolitik, der falsch verstan- denen Konkurrenz, und ein Spiel- zeug des Pleitegeiers im Gesund- heitswesen. Vielleicht würden dann manche Kollegen den AiP-ler (den Medizinalassistenten) aus Sentimen- talität sogar lieben lernen, er würde (S)sie an die eigene Vergangenheit (un)angenehm erinnern, und die

„schöne Neue Welt" des deutschen Arztes wäre endlich ganz hippokra- tisch, romantisch und konkurrenz- mäßig gut — oder etwa nicht? R. L.

Dt. Ärztebl. 87, Heft 40, 4. Oktober 1990 (49) A-2981

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