Gesundheitsberatung
Weites Spektrum
Regina Brinkmann-Göbel (Hg.):
Handbuch für Gesundheitsbe- rater.Verlag Hans Huber, Bern, Göttingen u. a., 2001, 507 Seiten, 47 Abbildungen, 55 Tabellen, ge- bunden, 39,95 A
Das Handbuch zeigt, welche Bedeutung die Gesundheits- und Patientenberatung heu- te hat und welches Themen- spektrum diejenigen beherr- schen sollten, die dies profes- sionell betreiben. Die aus- schließliche Verwendung des Begriffs Gesundheitsberater erscheint allerdings zu eng.
Neben dem großen Feld der medizinischen und psycho- therapeutischen Beratung gibt es im In-
teresse der Rechte von Pati- enten auch eine Patienten-, Bürger- und Verbraucherbe- ratung. Aufgrund der Orga- nisation des Gesundheits- systems mit seinen Segmen- tierungen, der häufig man- gelhaften Kommunikation untereinander und der stän- digen Kostenreduktion ver- langt der Patient heute nach mehr Information, Aufklä- rung und persönlicher Be- ratung. Gesundheits- und Patientenberatung hat da- mit eine Informations-, Be- gleitungs- und Vermittler- funktion.
Nach einer eher grundsätz- lichen Orientierung wird im zweiten Teil medizinisches Grundwissen aus psychoso- matischer Sicht gut und ver- ständlich zusammengefasst.
Schließlich wird der medi- zinische Behandlungsprozess unter ökonomischen Fra- gestellungen betrachtet und erörtert, wie sich dieser durch eine bessere Kooperation und Verweisung im System optimieren lässt. Disease- und Case-Management-Pro- gramme werden ausschließ- lich als positive Lösungen vorgestellt, auch die Gesund- heitsberatung soll zur Qua- litätsverbesserung und damit Kostenreduzierung im Ge- sundheitssystem beitragen.
Zurzeit etabliert sich die Gesundheits- und Patienten- beratung als eigenständiger Bereich im Gesundheitssy- stem. Da es noch besetzt wird, gibt es Definitions- und Ab- grenzungsprobleme. Welche Fachkompetenz sollte man erwarten? Viele Anfragen nach Behandlungsmöglich- keiten oder -fehlern setzen medizinisches beziehungs- weise psychotherapeutisches Wissen voraus. Selbstver- ständlich wird von einer Pa- tientenberaterin auch pro- fessionelle Beratungskom- petenz verlangt. Geht es doch darum, in kurzer Zeit das Anliegen der Pa- tienten zu verstehen und einen lösungsorientier- ten Gesprächsverlauf zu strukturieren. Häufig hat die Patientenberaterin auch die Aufgabe, in Konflik- ten zu vermitteln. Kommu- nikationsfähigkeit und pro- fessionelle Beratungskompe- tenz gehören sozusagen zum Handwerkszeug. Vorausge- setzt wird auch die Kenntnis der Strukturen des Gesund- heitssystems und der So- zialversicherungssysteme. Bei dem wachsenden Markt der Gesundheitsberatung stellt sich die Frage, wie die Qua- lität von Gesundheitsbera- tung geprüft und gesichert werden kann.
Auch wenn eine kritischere Betrachtung, was die Mög- lichkeiten von Gesundheits- beratung anbelangt, wün- schenswert gewesen wäre, so ist dieses Handbuch doch al- len, die in diesem Bereich tätig sind, als Lektüre zu emp- fehlen. Angelika Ebbinghaus
A
A1674 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 2413. Juni 2003
B Ü C H E R
Ethik in der Psychiatrie
Eigene Positionen hinterfragen
Reiner Frank (Hrsg.): Ethische Fragen in der Kinder- und Ju- gendpsychiatrie. Pharmakothe- rapie, Psychotherapie. Verlag W.
Kohlhammer, Stuttgart, 2002, 120 Seiten, kartoniert, 32 A
Die Auseinandersetzung mit ethischen Fragen in der Kin- der- und Jugendpsychiatrie führt ein merkwürdiges Dop- pelleben: Auf der einen Seite werden sie selten thematisiert, und die Bedeutung für die the- rapeutische Praxis wird offen- sichtlich als nicht allzu hoch bewertet.Auf der anderen Sei- te werden ethisch bedeutsame Fragen in der kinderpsychia- trischen Arbeit täglich aufs Neue entschieden – bei mehr oder weniger bewusster Wahr- nehmung der ethischen Pro- blematik. Welches Familien- mitglied gibt zu welchen the- rapeutischen Maßnahmen sei- ne Zustimmung? Was ist das Anliegen der Mutter? Hat das Kind seine Zustimmung zu therapeutischen Maßnahmen gegeben? Werden die Ge- schwister nach ihrer Zustim- mung gefragt?
Dies sind die „einfachen“
ethischen Fragestellungen.
Richtig schwierig wird es, wenn der Therapeut die Ent- scheidung treffen muss, ob er einer Behandlung gegen den Willen des Kindes zustim- men, sie eventuell sogar emp- fehlen und ihre Durch- führung verantworten will.
Kompetenz und Verantwor- tungsbewusstsein sind eben- falls gefordert bei der In- dikationsstellung zu einer Pharmakotherapie angesichts der Tatsache, dass das Wissen über unerwünschte Wirkun- gen im Kindesalter noch sehr begrenzt ist. Andererseits:
Darf beispielsweise der Vor- teil der neuen atypischen Neuroleptika Jugendlichen vorenthalten werden, nur weil spezielle Studien für diese Al- tersgruppe noch nicht abge- schlossen sind, seine Anwen- dung vor der Zulassung also lediglich als „Heilversuch“
möglich ist?
Solchen Fragen Raum zu geben und namhafte Vertre- ter des Faches einzuladen, die rechtlichen Aspekte und ethi- schen Entscheidungen kritisch zu erörtern, ist das große Ver- dienst dieses kleinen Sammel- bandes.
Es bietet viele Anregun- gen und Hinweise, blinde Flecken zu entdecken, eigene Positionen kritisch zu hinter- fragen und vor allem Rou- tineabläufe auf die grund- legenden vier Prinzipien zu überprüfen: das Nil nocere, die Wahrung der Autonomie, die Forderung nach Fürsorge sowie den Gleichheitsgrund- satz. Wilhelm Rotthaus
Sportkardiologie
Empfehlenswertes Nachschlagewerk
Wilfried Kindermann, Hans- Hermann Dickhuth, Andreas Niess, Kai Röcker, Axel Urhau- sen: Sportkardiologie.Körperli- che Aktivität bei Herzerkrankun- gen. Steinkopff Verlag, Darmstadt, 2003, X, 228 Seiten, 20 Abbildun- gen in 36 Einzeldarstellungen, 19 Tabellen, gebunden, 49,95 A
Bücher zum Thema Herz und Sport sind im deutsch- sprachigen Raum selten.
Das Buch füllt ein Lücke.
Kardiologische Probleme im Breiten- und Leistungssport sind ein tägliches Problem. In diesem Band werden alle wichtigen Aspekte zum Thema angesprochen, von physiologischen Anpassun- gen über Risiken bis zu Trai- ningsempfehlungen. In wei- teren Kapiteln werden Pro- bleme bei Vitien, Kardio- myopathien, Hochdruck, ko- ronarer Herzkrankheit, Ar- rhythmien und Herztrans- plantationen eingehend dar- gestellt. Die Literaturanga- ben sind auf dem aktuellen Stand. Die grafische Aufbe- reitung ist sehr gut gelungen.
Insgesamt ein äußerst aktuelles Nachschlagewerk, empfehlenswert für jeden Arzt, vor allem aber Pflicht- lektüre für jeden Sportarzt, Kardiologen, Internisten und Pädiater. Herbert Löllgen