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Archiv "Ausbildungskapazitäten im Praktischen Jahr — wo liegen die Grenzen?" (17.04.1980)

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Aufsätze • Notizen

THEMEN DER ZEIT

Die Intensivierung der ärztlichen Ausbildung bei gleichzeitiger Ver- stärkung des Praxisbezuges war das Hauptanliegen der Approbations- ordnung für Ärzte aus dem Jahr 1970. Durch die Einführung des so- genannten Praktischen Jahres (PJ) als dritter und letzter Abschnitt des Medizinstudiums sollte die Praxis- orientierung ein größeres Gewicht bekommen und dem Studenten Ge- legenheit gegeben werden, sein bis zu diesem Zeitpunkt erworbenes Wissen patientennah zu vertiefen bzw. durch intensive aktive Mitarbeit am Krankenbett zu untermauern.

Gemessen an der angestrebten Ziel- setzung scheint das gegenwärtig er- reichte Ausbildungsniveau hinter den Erwartungen zurückzubleiben.

Der Realisierung des postulierten Ziels eines qualitativ hochwertigen praktischen Unterrichts stellten sich in den letzten Jahren in zunehmen- dem Maße Schwierigkeiten entge- gen, die ihre Ursache primär in der starken Expansion der Studenten- zahlen haben.

Bedingt durch geburtenstarke Jahr- gänge, höhere Abiturientenquoten, zunehmende Attraktivität des Medi- zinstudiums bei gleichzeitig einge- schränkten Entwicklungschancen anderer akademischer Berufe stieg

die Zahl der Studienanfänger von 1970 bis 1978/79 um mehr als das Doppelte auf rund 11 000 an. Zwi- schenzeitlich haben die Neuzulas- sungen die Hürde 11 000 überschrit- ten und zeigen eher noch weiter steigende Tendenz.

Engpässe

bei den Ausbildungskapazitäten unvermeidbar

Trotz erheblicher Stellenvermeh- rung, baulicher Erweiterung und ge- stiegener Investitionen in den rele- vanten Komplementärbereichen konnte das Angebot an Ausbil- dungskapazitäten mit dem Zuwachs auf der „Nachfrageseite" nicht Schritt halten. Verschärft wurde das Problem noch durch eine Reduzie- rung des zur Lehre geeigneten „Pa- tientenpotentials", welche eine ten- denzielle Verringerung der Relation

„Student zu Patienten" bewirkte.

Aus den vorhandenen bzw. abseh- baren quantitativen Engpässen re- sultieren letztlich unvermeidbar auch qualitative Mängel.

Die zwischenzeitlich an den medizi- nischen Fakultäten der Bundesrepu- blik Deutschland erreichten Jahr- gangsstärken haben zum Teil be- reits zu einer Verschlechterung des Krebsbekämpfung

lanten Fürsorgedienste darzustel- len, auf Wirksamkeit zu prüfen und Kriterien zu formulieren. Das gleiche gilt für die Einrichtung stationärer Einheiten: Nachsorgekliniken, Re- habilitationshäuser, „Krebsklini- ken", für die es auch bisher noch keine festliegenden Unterschei- dungsmerkmale gibt.

So wichtig es ist, die gewonnenen Ergebnisse der Arbeitsgruppen zu einem frühen Zeitpunkt allen Betei- ligten, den Ärzten, den beruflich und ehrenamtlich Mitarbeitenden, zu vermitteln, so sollten Fortbildungs- kurse über spezielle Themen der praktischen Krebsbekämpfung in Übereinstimmung mit der feder- führenden „Aktionsgemeinschaft Krebs" erst dann folgen, wenn die vorbereitenden Arbeiten des zustän- digen Arbeitskreises einen gewissen Abschluß erreicht haben. Schriftli- che Informationen für Ärzte und Mit- arbeiter sind primär besonders wir- kungsvoll.

Die Krebsgesellschaft Rheinland Pfalz hat bezüglich der „Hilfe für Krebskranke" im ambulanten Be- reich solche formuliert und sie über die Kassenärztliche Vereinigung al- len Ärzten zugestellt. Sie hat im De- zember 1978 eine Informations- und Beratungszentrale für Tumorkranke in Koblenz eingerichtet, die inzwi- schen einen hohen Wirkungsgrad erreichte.

Auf der Basis der gesammelten Er- fahrungen sind inzwischen in Ge- meinschaft mit dem Deutschen Ro- ten Kreuz und den Allgemeinen Ortskrankenkassen landesweit Be- ratungsstellen im Aufbau.

Literatur beim Verfasser

Anschrift des Verfassers:

Dr. med.

Alexander von Essen Vorsitzender

der Krebsgesellschaft Rheinland Pfalz Emil-Schüller-Straße 29 5400 Koblenz

Ausbildungskapazitäten im Praktischen Jahr

— wo liegen die Grenzen?

Bernd Liebert

Die an den medizinischen Fakultäten erreichten Jahrgangsstärken lassen eine Verschlechterung des praktischen Ausbildungsniveaus befürchten. Soweit es das Praktische Jahr betrifft, wird von bestehen- den oder drohenden Ausbildungsdefiziten gesprochen. Vor diesem Hintergrund verdeutlicht der folgende Artikel den Bedarf an einer detaillierten Bestandsaufnahme der bestehenden Ausbildungskapazi- täten sowie der realisierten Kapazitätsreserven.

1052 Heft 16 vom 17. April 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Aufsätze • Notizen

Kapazitäten im Praktischen Jahr

Ausbildungsniveaus geführt, teils lassen sich deutliche Tendenzen ei- nes spürbaren Absinkens der Unter- richtsqualität erkennen.

Soweit es das Praktische Jahr be- trifft, wird von bestehenden oder drohenden praktischen Ausbil- dungsdefiziten beziehungsweise von der notwendigen Verstärkung des Praxisbezuges gesprochen.

Grundsätzliche Frage ist dabei, ob die Zahl der zur Lehre zur Verfügung stehenden Krankenhäuser, die Zahl der Patienten sowie der zur prakti- schen Ausbildung befähigten Lehrer dem Andrang der Medizinstudenten noch gerecht werden.

Nachfrage übertrifft Angebot um 30 Prozent

Basierend auf einer 1978 durchge- führten bundesweiten Umfrage bei den medizinischen Fakultäten und zuständigen Landesbehörden') ist einschließlich vertraglich abgesi- cherter Einheiten für das Praktische Jahr mit einem Ausbildungspotenti- al in einer Größenordnung von rund 8300 bis 8500 Plätzen zu rechnen.

Diesem Wert stehen 11 000 Neuzu- lassungen gegenüber, die im dritten Studienabschnitt um einen dieser Plätze konkurrieren werden. Bis 1982/83 zeichnet sich somit ein er- hebliches Ausbildungsplatz-Defizit in Höhe von rund 2500 Plätzen ab.

Die bezüglich der Kapazitäten der Universitätskliniken vorliegenden Daten veranlassen zu der Annahme, daß die benötigten Ausbildungsplät- ze hier allein mit Sicherheit nicht zu mobilisieren sind.

Da eine Senkung der Studienanfän- ger-Zahlen mittelfristig aus heutiger Sicht nicht absehbar ist, eine Stabili- sierung der gegenwärtigen Quote vielmehr bereits als Erfolg zu bewer- ten wäre, kommt der Gewinnung au- ßeruniversitärer Lehrkrankenhäuser für die Entlastung der Universitäts- kliniken sowie für die Verbesserung der Qualität der praktischen Ausbil- dung wachsende Bedeutung zu.

PJ-Kapazitätsgrenze

bei 11 000 Ausbildungsplätzen Angesichts dieser Situation beauf- tragte das Bundesministerium für

Bildung und Wissenschaft die Pla- nungsgruppe Medizin der Universi- tät Heidelberg unter Leitung von

Professor Hardegg im Jahr 1977 mit einer Untersuchung der Möglichkei- ten einer Beteiligung von außeruni- versitären Lehrkrankenhäusern an der Ausbildung 2). Der 1979 vorge- legte Untersuchungsbericht gelangt

— soweit es den Bereich des Prakti- schen Jahres betrifft — zu folgenden Ergebnissen:

1. Die zusätzlich benötigten 2500 Ausbildungsplätze stellen kein un- lösbares Problem dar.

2. Mit einer jährlichen Zulassungs- zahl von 11 000 Studenten ist jedoch die Grenze der patientennahen Aus- bildungsmöglichkeiten im Fach Hu- manmedizin erreicht.

3. Diese maximale Ausbildungska- pazität ergibt sich durch die Aktivie- rung von zusätzlich 2500 Ausbil- dungsplätzen an außeruniversitären Lehrkrankenhäusern, die bisher noch nicht in die Lehre einbezogen wurden.

4. Eine Verlängerung des Prakti- schen Jahres auf eineinhalb oder zwei Jahre ist bei Beibehaltung des gegenwärtigen Ausbildungsstan- dards nicht möglich, da hierfür die Kapazitäten fehlen.

Diese Aussagen basieren unter an- derem auf folgenden Basisdaten:

1. Vertraglich abgesicherte Stu- dienplätze für Absolventen des Prak- tischen Jahres = 8500 2. Aufnahmequote an Medizinstu- denten derzeit = 11 000

') Planungsgruppe Medizin der Universität Heidelberg

2) Beteiligung außeruniversitärer Krankenhäu- ser an der klinischen Grundausbildung", Planungsgruppe Medizin der Universität Heidelberg, 1979; Herausgeber: Der Bun- desminister für Bildung und Wissenschaft, Schriftenreihe Hochschule 32; Bonn 1979

3. Bis 1982/83 erwachsendes Defizit an Ausbildungsplätzen im Prakti-

schen Jahr = 2500

4. Maximal zur Ausbildung heran- ziehbare Betten in Krankenhäusern, die bisher in das System der medizi- nischen Ausbildung noch nicht ein- bezogen sind = 120 000 5. Durchschnittliche Relation

„Planbetten je Ausbildungsplatz" in akademischen Lehrkrankenhäusern

= 20:1 6. Das absehbare Defizit von 2500 Ausbildungsplätzen erfordert dem- nach ein zusätzliches Bettenkontin- gent in einer Größenordnung von

50 000 7. Der bisher noch nicht genutzte, aber durchaus unterrichtsgeeignete Bestand an Akutbetten (120 000) reicht somit zur Deckung des Mehr- bedarfs aus.

Der Auftraggeber selbst bezeichnet die Studie als „Versuch", dessen Ziel es war, einen globalen Über- blick über die gegenwärtige Situa- tion und potentielle Ausbildungs- platz-Reserven zu vermitteln. Es sol- len damit u. a. Ansatzpunkte für eine bundesweite Rahmenplanung bzw.

für weitere, notwendige Detailunter- suchungen aufgezeigt werden.

Selbstkritisch weisen die Verfasser darauf hin, daß die Aussagen ledig- lich auf quantitativen Kriterien ba- sieren und wichtige qualitative De- terminanten — wie Eignung und Be- reitschaft der einzelnen potentiellen Lehrkrankenhäuser — nicht berück- sichtigt wurden. Bei der Auswahl noch zur Ausbildung im Praktischen Jahr heranziehbarer Lehrkranken- häuser wird zum Beispiel unterstellt, daß grundsätzlich alle Akut-Kran- kenhäuser mit 300 und mehr Betten ausbildungsgeeignet sind. Hierbei werden keine Ausgaben über die tat- sächliche Qualifikation der Häuser (Ausstattung, Lehrpersonal, fachge- bietsspezifische Engpässe, regiona- le Standorte) gemacht, so daß eine Bewertung der „Reserve-Kapazitä- ten" unter Qualitätsgesichtspunkten nicht möglich ist.

1054 Heft 16 vom 17. April 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Detailanalyse unerläßlich

Die große Bedeutung, welche der Si- cherung des Qualitätsniveaus bei der praktischen Ausbildung im Rah- men des Medizinstudiums zukommt und die einschränkenden Prämis- sen, unter denen die Ergebnisse der Heidelberger Studiengruppe zu se- hen sind, machen- unabhängig von umstrittenen Fragen nach dem "Be- darf" an Ärzten - eine detaillierte Erhebung über die tatsächlich für das Praktische Jahr verfügbaren Ausbildungskapazitäten dringend erforderlich.

Das Zentralinstitut für die kassen- ärztliche Versorgung in der Bundes- republik Deutschland beabsichtigt. mittels einer im Januar/Februar 1980 an allen medizinischen Fakultäten durchgeführten Befragung umfas- sendes Datenmaterial zu diesem Themenkreis zu erarbeiten und zu untersuchen, wieviel Studenten jährlich in der Bundesrepublik nach anerkannten Qualitätskriterien im Praktischen Jahr ausgebildet wer- den können.

Für eine letztlich als Basis der ge- sundheitspolitischen Willensbildung dienende Untersuchung scheint da- bei angesichts der in der Bundesre- publik Deutschland bestehenden Verhältnisse die Frage nach dem Be- darf an Ausbildungsplätzen zu- nächst von sekundärer Bedeutung. Zum einen zeigt die gerade in den letzten Jahren enorm gestiegene Zahl der Studienanfänger, die man in der an sich zur Zeit erforderlichen restriktiven Form nicht reglementie- ren will, wie schnell sich hinsichtlich

des "Bedarfs" an Ausbildungspo-

tential ein tiefgreifender Wandel vollziehen kann. Zum anderen aber läßt sich die Größe des "Bedarfs"

bekanntlich durch geschickte orga- nisatorische Maßnahmen und durch die Wahl entsprechender Verhältnis- bzw. Richtzahlen, die in einem rela- tiv breiten Schwankungsrahmen os- zillieren können, entscheidend be- einflussen. So ergeben sich zum Beispiel zwischen der von Experten in qualitativer Sicht als untragbar bezeichneten Relation von einem Student zu acht Krankenhausbetten

Aufsätze ·Notizen Kapazitäten im Praktischen Jahr

Tabelle: Ausbildungsplätze im Praktischen Jahr nach Bundeslän- dern (1978)1)

Bestand zusätzlich vertrag- Gesamt lieh gesichert

Baden-Württemberg 1 225 317 1 542

Bayern 1 376 64 1 440

Berlin 563 - 563

Harnburg 360 120 480

Hessen 662 306 968

Niedersachsen 412 70 482

Nordrhein-Westfalen 1 785 96 1 881

Rheinland-Pfalz 408 24 432

Saarland 213 48 261

Schleswig-Holstein 204 - 204

Gesamt 7 208 1 045 8253

1) Umfrage der Planungsgruppe Medizin der Universität Heidelberg bei den Fakultäten und zuständigen Landesbehörden

und der von der Heidelberger Stu- diengruppe angesetzten Relation von 1 :20 bzw. anderen Richtwerten wie 1 :15 ("Kleine Kommission zu Fragen der ärztlichen Ausbildung und der künftigen Entwicklung im Bereich des ärztlichen Berufsstan- des") oder 1 :10 bis 1 :12 ganz erheb- liche Differenzen.

Berechnet man die fehlenden Kapa- zitäten für 2500 Studenten anhand der beiden Extremwerte, so liegt der hieraus resultierende zusätzliche Lehrbetten-Bedarf bei einem Mini- mum von 20 000 und maximal bei 50 000.

Nicht der undifferenzierte Gesamt- bettenbestand einer bestimmten Gruppe von Krankenhäusern, divi- diert durch pauschale Pro-Kopf- Richtzahlen, darf daher Basis der Diskussion über die Grenzen der Ausbildungsmöglichkeiten sein.

Vielmehr müssen fakultätsspezifi- sche und auch fachgebietsbezoge- ne Einzelbetrachtungen zunächst die tatsächlich existierenden sowie die durch Rückgriff auf realistische Reserven kurzfristig mobilisierbaren Kapazitäten ermitteln. Nur eine um- fassende Bestandsaufna-hme wird

einen relativ verläßlichen Rahmen für die Beurteilung des mittelfristig

"Machbaren" liefern. Eine vor dem

Hintergrund steigender Studienan- fängerzahlen, vorhandener bzw. ab- sehbarer Engpässe beim klinisch- praktischen Unterricht und wach- sender Sorge um das Niveau der Ausbi I du ngsqual ität durchzuführen- de Studie muß dabei folgende Aspekte besonders berücksichtigen:

1. Ausbildungsinhalte an den Fakul- täten

..,.. Struktur des systematischen Un- terrichtsangebotes/Bewertung aus Sicht der Fakultäten

..,.. Notwendige Veränderungen ..,.. Typische Struktur der Tätigkeit von PJ-Studenten

..,.. Intensität der aktiven Mitarbeit von PJ-Studenten

2. Gegenwärtige Ausbildungsquali- tätim Praktischen Jahr aus Sicht der ..,.. Fakultäten

..,.. Lehrkrankenhäuser ..,.. ausbildenden Ärzte

..,.. Studenten C>

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 16 vom 17. April1980 1055

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Aufsatze ·Notizen Praktisches Jahr

3. Ausbildungskapazitäten in Uni- versitätskliniken und außeruniversi- tären Lehrkrankenhäusern in fach- gebietsspezifischer Gliederung

~ Vorhandene Ausbildungsplätze für PJ-Studenten

~ Zahl der zur Lehre geeigneten Betten

~ Umfang, Struktur und Qualifika- tion des Lehrpersonals

~ Fakultäts- und fachgebietsspezi- fische Relationen von Studenten zu Ärzten bzw. zu Betten

~ Engpaßbereiche

~ Expansionsfähige Bereiche 4. Kapazitätsreserven an Uni-Klini- ken und im außeruniversitären Be- reich in noch nicht in die Lehre ein- bezogenen, aber grundsätzlich zur Lehre geeigneten Krankenhäusern, wobei neben der fachgebietsspezifi- schen Situation auch das Problem der regionalen Verteilung und Zu- ordnung zu beachten ist. Resultat einer derartigen Detailanalyse wäre demnach ein Gesamtüberblick über die fachgebietsspezifischen Ausbil- dungspotentiale, Kapazitätsreserven und Engpaßbereiche im Praktischen Jahr. Erst die Vorlage solcher lnfor- ,mationen scheint eine solide Argu- mentationsbasis für die weitere Dis- kussion um Qualität und Quantitä- ten darzustellen. Gegenüber den Realitäten auf der Angebotsseite der Ausbildungskapazitäten wären dann geeignete Maßnahmen auf der Nachfrageseite nach diesen Kapazi- täten zu erörtern, wobei die Palette der Aktionsmöglichkeiten von einer Reduzierung oder zumindest Stabili- sierung der Studienanfängerzahlen über eine Modifizierung des Prakti- schen Jahres in seiner heutigen Form bis hin zur Tolerierung ge- ringerer Qualitätsstandards ein brei- tes Spektrum aufweist.

Anschrift des Verfassers: Diplom-Volkswirt Bernd Liebert Zentralinstitut für die

kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland Haedenkampstraße 5

5000 Köln 41 (Lindenthal)

THEMEN DER ZEIT

Mit Warten

nichts mehr zu gewinnen

Ein Interview mit dem Leiter der ZVS

Im Anschluß an den Artikel zu den neuen Zulassungsbestimmungen für Medizin, Zahnmedizin und Tiermedizin (Heft 15/1980, Seite 982ft.) hat die Redaktion den Direktor der Zentrale für die Vergabe von Studienplätze (ZVS), Henning Berlin, im Rahmen eines Interviews um eine Benotung der neuen Bedingungen gebeten. Dabei sollte vor allem geklärt werden, ob sich die Chancen der Bewerber durch den Wegfall der "Warteliste" verschlechtert haben.

Deutsches Ärzteblatt: Vom Winter- semester 1980/81 an beginnt bei der ZVS quasi eine neue Zeitrechnung für die Zulassung zum Medizin-, Tiermedizin- und Zahnmedizinstu- dium: Auf die erste Bewerbung folgt

"automatisch" das Ende der Bewer-

bungsmöglichkeiten nach späte- stens drei Jahren. Ist auch die letzte Bewerbung in dieser Zeit erfolglos geblieben, kann sich der Studienin- teressent nicht mehr bewerben. Was dann?

Berlin: Er kann sich tatsächlich da- nach nicht mehr für denselben me- dizinischen Studiengang bewerben. Es bleibt diesem Bewerber, daß er sich jederzeit für jeden anderen me- dizinischen oder sonstigen Studien- gang bei der ZVS oder andernfalls bei einer Hochschule direkt - auch schon zwischendurch - bewerben kann.

Deutsches Ärzteblatt: Die fünfte Ab- lehnung für Medizin ist aber gleich- zeitig die endgültige Ablehnung für Medizin. Bedeutet das: abgelehnt für immer?

Berlin: Wer seine Bewerbungsmög- lichkeiten ausgeschöpft hat, kann sich so lange für denselben medizi- nischen Studiengang nicht mehr be- werben, wie diese neuen Regelun- gen gelten. Das heißt also: nicht für immer, aber doch für so lange, wie

die übergroße Nachfrage nach den medizinischen Studiengängen ein besonderes Auswahlverfahren mit begrenzter Bewerbungsmöglichkeit erforderlich machen wird.

Deutsches Ärzteblatt: Wie stark werden Angebot und Nachfrage aus- einandergehen?

Berlin: Im Jahr ist mit 50 000 bis 60 000 Bewerbungen für die drei medizinischen Studiengänge Medi- zin, Tiermedizin und Zahnmedizin zu rechnen. Dem werden pro Jahr 15 000 Zulassungen gegenüberste- hen. Die Attraktivität des medizini- schen Studiums und die zu erwar- tende Nachfrage der geburtenstar- ken Jahrgänge, die in den nächsten Jahren ihren Schulabschluß errei- chen werden, lassen mit großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren keine günstigere Situation erwarten.

Deutsches Ärzteblatt: Auch nicht, wenn in den nächsten Jahren Schritt für Schritt die meisten Bewerber er- folglos aus dem Vergabeverfahren ausscheiden werden?

Berlin: Die Beschränkung der Teil- nahme soll den Abiturjahrgängen der nächsten Jahre in etwa die glei- chen Chancen wie den heutigen Ab- iturienten gewährleisten. Würden sich alle wieder bewerben, hätten alle ungünstigere Chancen. [>

1056 Heft 16 vom 17. April1980 DEUTSCHES ARZTEBLATT

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