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Archiv "BERLIN: Nur 48 Studenten im „Praktischen Jahr“" (16.12.1976)

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„. . namens der in der DDR tätigen Kollegen”

„Allein die DDR-Regierung trägt die Verantwortung dafür, daß in den zurückliegenden drei Jahren etwa 500 Ärzte flüchteten, davon mindestens 20 der Universitätskli- nik Halle und mindestens 30 der Ost-Berliner Charitö. Von weni- gen Ausnahmen abgesehen ge- langten oder gelangen alle in den Westen, da auch die Verhafteten und Verurteilten auf ihrer Entlas- sung in die Bundesrepublik bestanden, die dank innerdeut- scher Vereinbarungen gewährt wird.

Die DDR-Regierung hat geglaubt, der Ärzteflucht entgegenzuwir-

ken, wenn sie die Gehälter und die Urlaubszeiten und die medizi- nisch-technische Ausrüstung verbessere. So erfreulich diese Fortschritte waren, haben diese nicht die Hauptmotive der Flucht und zahlreicher laufender Aus- siedlungsanträge beseitigen kön- nen. Es gilt die in Arbeits- und Lebensbereichen wirksame Privi- legierung jener Ärzte zu beseiti- gen, welche das Vertrauen der Partei und des Staatssicherheits- dienstes genießen. Die Benach- teiligung vieler Kinder von Ärzten

bei der Studienzulassung muß abgeschafft werden.

Unabhängig von den politischen Gegensätzen zwischen Staat und vielen Ärzten muß die Fürsorge gegenüber den Menschen eine gegenseitige Vertrauensbasis schaffen, welche die starke Über- wachung der Ärzte überflüssig macht. Die Erlangung des Fach- arzttitels darf nicht vom fünfjähri- gen Besuch von Marxismus-Leni- nismus-Kursen abhängig ge- macht werden. Dem neuen Stand der medizinischen Wissenschaf- ten muß Rechnung getragen und Hospitationen und Besuche von Kongressen im Westen ermög- licht werden.

Im Falle der Beseitigung dieser Übelstände und Gewährung des Rechtes an alle geflüchtete und aus Haft entlassene Ärzte, ihre Angehörigen zu besuchen, wer- den viele Ärzte ihre Praxis in der DDR wieder aufnehmen und da- mit auch zeigen, daß sie sich nicht der Verantwortung gegenüber ih- ren Patienten entziehen wollten.

Beseitigen Sie deshalb bitte die Ursachen der Ärzteflucht."

Die Information:

Bericht und Meinung

AUS DEN BUNDESLÄNDERN

BAYERN

Klinikum Regensburg:

Baubeginn 1979/80

Von einer Verzögerung des Baube- ginns für das Klinikum der Universi- tät Regensburg könne nicht die Rede sein, ließ das Staatsministe- rium für Unterricht und Kultus mit- teilen. Entsprechend der langfristi- gen Haushaltsplanung könne mit der Errichtung der Baustufe I (Zahn- klinik) 1978 begonnen werden; die Baustufe II (Klinikum) werde in ei- nem vertretbaren zeitlichen Abstand 1979/80 nachfolgen.

Das Ministerium erinnert daran, daß die vorgesehenen Studienplätze er- heblich über den Empfehlungen des Wissenschaftsrates von 1968 liegen.

Der Wissenschaftsrat hat damals für die Universität Regensburg 150 Plätze für Studienanfänger und 90 für die klinischen Semester vorge- schlagen; tatsächlich wird es jedoch 190 Plätze für Studienanfänger und etwa 200 für die klinischen Semester geben. WZ

BERLIN

Nur 48 Studenten im „Praktischen Jahr"

Mit der Ausbildung im Praktischen Jahr am 1. Oktober 1976 haben nur 48 Studenten begonnen, davon je 24 im Klinikum Steglitz und in den 10 Akademischen Lehrkrankenhäu- sern. Dies teilte der Senator für Wis- senschaft und Kunst, Gerd Löffler dem Abgeordnetenhaus mit. Insge- samt stehen in den beiden Universi- tätskliniken und den 10 Lehrkran- kenhäusern nach Abschluß der Um- baumaßnahmen 556 Ausbildungs- plätze zur Verfügung. Die Universität habe daher die Übernahme von Stu- denten aus anderen Bundesländern für diesen Studienabschnitt angebo- ten. Bisher habe sich aber nur das Land Rheinland-Pfalz für die Mög- lichkeit interessiert, ob 30 bis 50 Studenten übernommen werden könnten. LPD

AUS DER DDR

Haftentlassene Ärzte schreiben an

Erich Honecker

Eine Gruppe von Ärzten, die in der letzten Zeit aus der Haft in der DDR nach Westdeutschland entlassen wurden, hat in einem Schreiben an den Generalsekretär der SED und Vorsitzenden des Staatsrates, Erich Honecker, die Erwartung ausgespro- chen, seine Erlebnisse als Häftling des NS-Regimes im Zuchthaus Bran- denburg, der nunmehr größten Straf- vollzugsanstalt der DDR, möchten dazu beitragen, daß er ihrem Bericht über die Mißstände in der DDR und die Ursachen der Ärzteflucht Beach- tung schenkt. Gleichzeitig veröffent-

lichte die Berliner „Arbeitsgemein- schaft 13. August" einen für die Öf- fentlichkeit bestimmten Appell die- ser Ärzte, den sie „auch namens der

in der DDR tätigen Kollegen" verfaßt haben (siehe Kasten unten).

Nach Angaben der Arbeitsgemein- schaft wurden in den vergangenen drei Jahren etwa 170 Ärzte, Zahnärz- te, Tierärzte, Medizinstudenten der letzten Semester und andere medizi- nische Fachkräfte vorwiegend we- gen Fluchtversuchen verurteilt. Da- von befinden sich gegenwärtig etwa 45 in Haft. Im Durchschnitt müssen diese Ärzte zwei Drittel ihrer Strafzeit verbüßen, mindestens jedoch die Hälfte, in einzelnen Fällen auch die volle Strafe, bevor sie im Rahmen von „innerdeutschen Vereinbarun-

3288 Heft 51 vom 16. Dezember 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Die Information:

Bericht und Meinung

HÖRFUNK UND FERNSEHEN

gen" in die Bundesrepublik entlas- sen werden können.

Unter den Ende Oktober noch in Haft befindlichen Ärzten nennt die „Ar- beitsgemeinschaft 13. August" den Direktor der Ostberliner Universitäts- frauenklinik, Prof. Hans Igel (vier Jahre, drei Monate Zuchthaus, zur Zeit in einem Haftkrankenhaus), Dr.

Joachim Grämer aus Berlin (10 Jahre Zuchthaus wegen Fluchtversuchs und „Spionage" — Dr. Grämer hatte 18 Monate vor seinem Fluchtversuch seinen Dienst in der Volksarmee be- endet), den Chirurgen des Leipzi- ger St.-Georgs-Krankenhauses, Dr.

Wolfgang Schelicke (6 Jahre wegen

„staatsfeindlicher Hetze").

In den letzten Monaten entlassen wurden unter anderem der Leiter der radiologischen Abteilung des Zen- tralinstituts für Krebsforschung in Berlin-Buch, Ekkehard Richter, der Internist am St.-Elisabeth-Kranken- haus in Halle, Dr. Georg Beyer, der Kieferchirurg Dr. Dr. Drommer aus Cottbus, der Physiopathologe der Universitätsklinik Jena, Dr. Rolf Großklaus, der Internist Dr. Albrecht Kleff von der Charitä in Ostberlin, der Radiologe Dr. Jürgen Schmidt aus Schwerin.

Nach den Schilderungen eines ge- flüchteten Arztehepaares im Sender Freies Berlin ist es im Gesundheits- wesen der DDR — abgesehen von einigen „Aushängeschildern" — weit schlechter bestellt, als die offiziellen Darstellungen und Statistiken aus- weisen. Der Alltag in Krankenhäu- sern, Polikliniken und Ambulatorien sei für Ärzte und Schwestern „depri- mierend". Wegen der geringen Be- zahlung fehle es überall an Personal.

Die Krankenversorgung vor allem der Landbevölkerung ist nach der Darstellung des Arztehepaares kei- nesfalls gewährleistet. Wartezeiten auf Operationen betrügen bis zu drei oder vierJahren. Zur Ausstattung der Kliniken hieß es: „Die medizi- nisch-technische Ausrüstung von Kliniken und Ambulanzen ist allein von der Qualität her unbefriedigend.

Besonders die Spezialfächer der Me- dizin sind ungenügend ausgerü- stet." WZ/zel

Das letzte Aufgebot

Politische Einseitigkeit hat das WDR-Politmagazin „Monitor" selten so drastisch demonstriert wie in ei- ner extrem anti-bayerischen Sen- dung am letzten November-Montag.

Franz Josef Strauß, die Junge Union und Prof. Dr. Sewering fanden sich auf einem einzigen Feindbild vereint.

In der Filmstory über Prof. Sewering hat sich „Monitor" nicht einmal Mühe gemacht, seine journalisti- sche Einseitigkeit zu kaschieren, in- dem wenigstens ein Mensch hätte für Sewering sprechen dürfen. Im Gegenteil: die Sendung ließ „das letzte Aufgebot" lokaler Sewering- Gegner aufmarschieren. Das hatte auch ein Gutes: zumindest den poli- tisch denkenden Zuschauern wurde deutlich vor Augen geführt, daß es hier gar nicht um ein normales kas- senärztliches Prüfverfahren, son- dern um eine hochpolitische Aktion gegen den Repräsentanten der Ge- samtärzteschaft geht.

Leider hat „Monitor" diesen politi- schen Hintergrund nicht noch deut- licher herausgearbeitet: Eine objek- tivere Sendung hätte zumindest auch den Lindauer Datenskandal

„aufspießen" müssen, für den der Landesverband der Ortskrankenkas- sen in Bayern verantwortlich ist und den Prof. Sewering in den letzten Monaten heftiger Kritik unterzogen hatte. Eine „Quittung" hat er jetzt erhalten.

Die gegen Prof. Sewering unter Bruch der nach § 203 Absatz 2 des Strafgesetzbuches geschützten Amtsverschwiegenheit irreführend in die Öffentlichkeit lancierten und in einigem sogar völlig falschen Da- ten und Behauptungen hat „Moni- tor" unter Verstoß gegen die Grund- sätze rechtsstaatlicher Pressebe- richterstattung kolportiert — rechts- staatliche Grundsätze, die „Moni- tor" übrigens in derselben Sendung dem CSU-Vorsitzenden Strauß noch angedeihen ließ, nämlich keine Be- hauptungen weiterzuverbreiten, die

überhaupt nur unter Verstoß gegen das Strafgesetz in die Öffentlichkeit gebracht worden sein konnten.

Die Auseinandersetzung zwischen dem bayerischen AOK-Verband und Prof. Sewering wird weitergehen.

AOK-Geschäftsführer Hans Sitz- mann hat dies jetzt erneut bekräf- tigt „... werden wir unser Projekt mit aller Energie weiterverfolgen, selbst wenn einige unserer Partner auch künftig versuchen sollten, un- sere Abneigung gegen ihre unbe- gründeten Vorrechte und die Be- schneidung ihres unverdienten Frei- raums pauschal als einen allgemei- nen Verlust an Freiheit zu bekla- gen." Unbegründete Vorrechte, un- verdienter Freiraum der Ärzteschaft

— was immer Herr Sitzmann darunter versteht: deren Abbau gilt also die Kampagne. Die Ärzte werden es richtig zu würdigen wissen. DÄ

Unwissenheit oder böser Wille?

Gelegentlich ist es schon bestür- zend zu sehen, mit welchen Mitteln von Gewerkschaftsseite Agitation gegen die Ärzte getrieben wird. Ver- anstaltete da der Sozialfunk im 1.

Programm des Hessischen Rund- funks ein Gespräch über die Selbst- beteiligung in der gesetzlichen Krankenversicherung zwischen Herrn Limberg, Deutscher Gewerk- schaftsbund, und Herrn Nabel, Ver- band Hessischer Arbeitgeber. Ge- sprächsleitung: Herr Morgenstern, Hessischer Rundfunk. Wir wollen wieder einmal beleuchten, wie der DGB mit allen Mitteln versucht, die in bezug auf die Kostenentwicklung verheerenden Auswirkungen einer mit von ihm initiierten Gesundheits- politik anderen in die Schuhe zu schieben. Hier, in der gesetzlichen Krankenversicherung also, natürlich den Ärzten.

Da wird zunächst das bekannte Thema variiert, unter fast allen von einem Kassenmitglied präsentierten Formularen, die ihm einen Anspruch zusprechen (Rezept, Kurattest, Krankenhauseinweisung, Arbeitsun-

DEUTSCHES

ARZTEBLATT Heft 51 vom 16. Dezember 1976

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Referenzen

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