A 790 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 16|
19. April 2013 Thalidomid: Risiko des Auftretenshämatologischer sekundärer Pri- märmalignome – In einer derzeit lau- fenden klinischen Studie an Patienten mit zuvor unbehandeltem multiplem Myelom, welche die Kombination Melphalan, Prednison und Thalidomid (Celgene®) erhielten, wurde eine sta- tistisch signifikante Zunahme von aku- ter myeloischer Leukämie (AML) und myelodysplastischem Syndrom (MDS) beobachtet, verglichen mit Patienten, die Lenalidomid plus Dexamethason erhielten. Das Risiko für hämatologi- sche sekundäre Primärmalignome un- ter Thalidomid nahm im Laufe der Zeit zu und betrug nach zwei Jahren etwa zwei Prozent, nach drei Jahren etwa vier Prozent.
In einem Rote-Hand-Brief weist die Celgene GmbH darauf hin, dass vor Beginn einer derartigen Kombinations- therapie sowohl der mit Thalidomid er- zielte Nutzen als auch das Risiko für das Auftreten von AML oder MDS be- rücksichtigt werden müssen. Patienten sollten vor und während der Behand- lung mit Hilfe der üblichen Maßnahmen zur Krebsfrüherkennung sorgfältig un- tersucht und gegebenenfalls eine ge- eignete Therapie eingeleitet werden.
Vorgehensweise bei Auftreten schwerer Hautreaktionen unter Inci- vo®– Incivo® (Telaprevir) ist in Kombi- nation mit Peginterferon alfa und Riba- virin zur Behandlung der chronischen Hepatitis C vom Genotyp 1 mit kom- pensierter Lebererkrankung (ein- schließlich Zirrhose) zugelassen. Nach- dem im Zusammenhang mit Telaprevir über zwei Fälle einer toxischen epider- malen Nekrolyse (einer mit letalem Ausgang) berichtet wurde, betont der Hersteller Janssen die Wichtigkeit der Überwachung von Hautausschlägen.
Patienten sollten darauf hingewiesen werden, sich unverzüglich mit ihrem behandelnden Arzt in Verbindung zu setzen, sobald ein Hautausschlag auf- tritt oder ein bestehender Hautaus- schlag sich verschlechtert. Bei schwe- rem Hautausschlag oder schwerwie- genden Hautreaktionen sollte Telaprevir unverzüglich und dauerhaft abgesetzt
werden. Sobald sich Hautausschläge mit systemischen Symptomen entwi- ckeln, sollten Peginterferon alfa und Ri- bavirin ebenfalls abgesetzt werden.
Zulassungserweiterung von Xifa- xan® – Die Norgine GmbH und Alfa- Wassermann geben die Zulassungs - erweiterung von Xifaxan 550 mg mit dem Wirkstoff Rifaximin bekannt. Das Präparat ist indiziert für die Reduktion wiederauftretender Episoden der ma- nifesten hepatischen Enzephalopathie bei Patienten über 18 Jahre. Xifaxan ist ein darmselektives Antibiotikum, das die Bildung von ammoniakproduzie- renden Bakterien bekämpft. Bislang wird Xifaxan zur Behandlung der un- komplizierten, nicht durch invasive ente- ropathogene Bakterien ausgelösten Rei- sediarrhö bei Erwachsenen angeboten.
Gentest zur Prognose von Prostata- krebs – Myriad Genetics führt mit Prolaris® einen prognostischen Test ein, der anhand von 46 Genmustern (CCP-Score) eine Möglichkeit bietet, die Aggressivität von Prostatakrebs vorherzusagen. In Verbindung mit klini- schen Parametern, wie dem PSA-Wert und dem Gleason-Score kann der mit Prolaris ermittelte CCP-Score unter- stützend vorhersagen, welche Männer indolenten Prostatakrebs haben und damit eventuell für eine aktive Über- wachung infrage kommen und welche Männer aggressiven Prostatakrebs haben und von definitiver Behandlung wie Prostatektomie oder Strahlenthe- rapie profitieren könnten.
Yantil® retard zur Therapie starker chronischer Schmerzen – Neben Grünenthal (Palexia®) bietet nun auch MSD den Wirkstoff Tapentadol (Yantil®) als Analgetikum an. Tapentadol verfügt über zwei Wirkmechanismen: Die µ-Opioid-Rezeptor Agonist(MOR)- und die Noradrenalin-Wiederaufnahme- hemmer(NRI)-Komponente haben syn - ergistische Effekte. In klinischen Stu - dien war unter Tapentadol eine gut wirksame und verträglichere Therapie im Vergleich zu Oxycodon bei starken chronischen Schmerzen unterschiedli-
cher Genese zu beobachten. Yantil re- tard ist in den Dosierungen 50, 100, 150, 200 und 250 mg pro Tablette verfügbar und zweimal pro Tag einzu- nehmen.
BindRen® zur Therapie der Hyper- phosphatämie unter Dialyse – Mit- subishi-Pharma gibt die Einführung des nichtresorbierbaren Phosphatbin- ders BindRen® (Wirkstoff: Colestilan) bekannt. Das Präparat wird angewen- det bei der Behandlung eines erhöh- tem Phosphatspiegels im Blut bei Er- wachsenen mit chronischer Nierener- krankung, die sich einer Blutwäsche (Hämodialyse, Peritonealdialyse) unter- ziehen. BindRen ist als Filmtabletten (1 Gramm) und als Granulat (2 und 3 Gramm) erhältlich.
Mit TheraKey® die Arzt-Patienten- Kommunikation verbessern – Pa- tienten möchten nicht nur umfassend zu ihrer Erkrankung beraten werden, sondern erwarten, dass der Arzt ihnen die immer zahlreicher werdenden dia - gnostischen und therapeutischen Al- ternativen aufzeigt. Umgekehrt hat ein gut informierter Patient ein besseres Therapieverständnis, was einer größe- ren Adhärenz führt. Die Berlin-Chemie AG hat ein Therapiebegleitprogramm entwickelt, das dem Arzt hierbei Unter- stützung bietet: TheraKey ist ein on- line-basiertes Konzept, mit dem der Arzt seinen Patienten auch außerhalb der Sprechstunde kontrollierten Zu- gang zu gesicherten und umfassenden Informationen rund um die Erkrankung ermöglichen kann.
TheraKey® steht im Pilotprojekt für Diabetespatienten zur Verfügung, die mit einem DPP-4-Hemmer behandelt werden. Für das Programm erhält der Patient von seinem Behandler einen
„Schlüssel“ mit einem Zugangscode zu einer therapiebegleitenden und pro- duktneutralen Patienteninformation, die bewusst auch das soziale Umfeld einbezieht. Das Konzept soll schon bald auf weitere Indikationsgebiete wie beispielsweise COPD, Herz-Kreislauf- Erkrankungen und Gicht ausgeweitet
werden. EB