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Archiv "Immissionskarte (14): Ozonbelastung im April" (13.05.1994)

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(1)

POLITIK

keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse vorlägen, müsse der Prävention Vorrang eingeräumt wer- den, argumentierte Manz. Dem wür- den eben nur die strengen Grenzwer- te der deutschen Diätverordnung ge- recht.

Die meisten unserer europäi- schen Nachbarn denken jedoch an- ders darüber. Lediglich in Belgien, Luxemburg und Italien werden ähn- lich hohe Maßstäbe gesetzt wie in Deutschland. Eine Harmonisierung der Verordnungen für Babynahrung steht in der EU noch aus. Wie Micha- el Warburg, Referent für allgemeine Fragen zu Lebensmitteln und Le- bensmittelchemie im Bundesministe- rium für Gesundheit, berichtete, exi- stiere auf EU-Ebene bislang lediglich eine Diät-Rahmenrichtlinie, die wie- derum den Erlaß von Einzelrichtlini- en vorsehe.

Damit allerdings ist die Europäi- sche Kommission noch nicht sehr weit gediehen. Einzig die „Richtlinie für Säuglingsanfangs- und Folgenah- rung", die die Zusammensetzung, Kennzeichnung und Vermarktung der betreffenden Produkte regelt, ist bereits verabschiedet worden (siehe dazu auch den Beitrag „Europäische Union: Säuglingsernährung einheit- lich geregelt" im Deutschen Ärzte- blatt, Heft 4/1994). Eine einheitliche europäische Grenzwertfestlegung für Schadstoffrückstände wiederum kön- ne nur nach der — noch ausstehen- den — Verabschiedung der soge- nannten Beikost-Richtlinie erfolgen, erläuterte Warburg. Ziel der Bundes- regierung sei es, von der Ermächti- gung im Sinne der deutschen Diät- verordnung Gebrauch zu machen.

Warburg hält diesen Vorstoß allein schon deshalb für gerechtfertigt, da es möglich sei, die strengen deut- schen Vorgaben von maximal zehn Mikrogramm in der industriellen Fertigung zu berücksichtigen.

Ob sich die Vorstellungen der deutschen Gesundheitspolitiker durchsetzen werden, ist allerdings fraglich. Dagmar Roth-Behrendt, Sprecherin der Sozialdemokraten im

Umweltausschuß des Europäischen

Parlaments, jedenfalls bezeichnet die deutschen Vorstellungen als „wissen- schaftlich nicht haltbar".

Petra Spielberg

AKTUELL

Immissionskarte (14)

Die vorliegende Karte bezieht sich auf den Zeitraum vom 28. März bis zum 1. Mai. Das Wetter war ge- prägt durch anhaltende Niederschlä- ge und frische bis stürmische Winde aus westlichen Richtungen. Im Durchschnitt schwankten die Tages- temperaturen zwischen 8 und 13 Grad C. Einige wenige Aufheiterun- gen sorgten an einzelnen Tagen mit nur schwachen Winden aus östlichen Richtungen für ansteigende Tempe- raturen, ansteigende Ozonwerte und eine Zunahme der Luftschadstoffe.

Dies gilt besonders für die letzte Wo- che des Berichtszeitraumes, in der ei- ne stabile Hochdruckwetterlage für starke Sonneneinstrahlung sorgte. So stiegen vor allem die 8-h-Mittelwerte für Ozon stark an.

Die Karte zeigt in diesem Monat die Ozonmaximalwerte, das heißt, die höchsten gemessenen Werte, die in einer Stunde auftreten können.

Die allgemeine Belastung durch Ozon ist zwar noch als gering zu be- zeichnen, da die höchsten Monats- mittelbelastungen bei 90 bis 100 Mi- krogramm/m3 lagen.

Die Kurzzeitbelastungen lagen im Berichtszeitraum aber schon im Bereich von über 200 Mikrogramm.

Die höchsten Werte wurden in Halle (42/245), Darmstadt (64/235), Frank- furt-Sindlingen (61/210), Fürth/

Odenwald (100/239), Merzalben (97/235) und Heidelberg (54/254) ge- messen. Außer in Halle traten alle Maximalwerte in der letzten April- woche auf.

Aufgrund der ansteigenden Ozonwerte wollen wir uns hier vor allem den Verkehrsemissionen zu- wenden. Sie sind als Hauptverursa- cher der Ozonbildung anzusehen und treten vorwiegend in Gebieten mit hohem Individualverkehr auf. Zwar sind die verkehrsverursachten Vor- läuferschadstoffe ganzjährig in Bo- dennähe vorhanden. Doch tritt ge- wissermaßen zusätzlich in der war- men Jahreszeit eine Ozonbelastung durch die stärkere UV-Strahlung auf.

Sie ist allerdings, was die gesundheit- liche Belastung anbelangt, schwer ge- gen andere saisonale Einflußgrößen wie Pollenflug, hohe Lufttemperatur, Inversionswetterlagen abgrenzbar.

Den Kfz-Emissionen Benzol, po- lyzyklische aromatische Kohlenwas- serstoffe (PAH) und den Aldehyden wird eine krebsauslösende Wirkung zugesprochen. Sie kann allerdings meist erst nach langer Exposition (20 bis 25 Jahre) erkannt werden. Ge- meinsam ist indes allen Kfz-Emissi- onen eine entzündungsauslösende und -unterhaltende Wirkung an den Schleimhäuten vornehmlich der Atemwege. Demnach müßten Perso- nen, die sich ständig im Fahrzeugin- neren oder im Freien in „Straßen- schluchten" aufhalten, besonders häufig unter entzündlichen Atem- wegserkrankungen (chronische Bronchitis, Asthma bronchiale) lei- den. Auch hier muß allerdings der zusätzliche Effekt von Schwebstäu- ben und Pollen berücksichtigt wer- den. Bislang gibt es keine gesicherten

Ozonbelastung im April

Die Werte

der Luftmeßstationen beruhen auf den Angaben von folgenden Landesämtern: Schleswig-Holstein

—Lufthygienische Überwachung, Gewerbeaufsichtsamt Itzehoe;

Mecklenburg-Vorpommern — Landes- amt für Umwelt und Natur, Güstrow; Hamburg — Umweltbehörde, Abt. Luft H4; Niedersachsen

—Landesamt für Ökologie, Hildesheim;

Bremen — Der Senator für Umweltschutz und Stadtentwick- lung; Sachsen-Anhalt — Landesamt für Umweltschutz, Lufthygienisches Überwachungssystem, Mag- deburg; Brandenburg — Landesumweltamt Brandenburg, Abt. Immissionsschutz Referat 12, Außen- stelle Cottbus; Berlin — Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz; Nordrhein-West- falen — Landesumweltamt, Essen; Hessen — Landesanstalt für Umwelt, Wiesbaden; Thüringen

—Landesanstalt für Umwelt, Ref. 4.2, Jena;

Sachsen — Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geolo- gie, Radebeul; Rheinland-Pfalz — Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim;

Saarland — Staatliches Institut für Gesundheit und Umwelt, Saarbrücken; Baden-Württemberg — Ge- sellschaft für Umweltmessungen und Umwelterhebungen, Karlsruhe; Bayern — Landesamt für Um- weltschutz, München

Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 19, 13. Mai 1994 (23) A-1343

(2)

Ozonbelastung in Deutschland im April 1994 (Monatsmaximalwerte)

1-120

IIII

121-180

1111

181-360 > 360

Angaben in Mikrogramm/m 3

11111

keine

1.111 Meßwerte

POLITIK

Erkenntnisse, daß der be- nannte Personenkreis signi- fikant häufiger an Atem- wegserkrankungen litte, die auf Benzol und Stickoxide zurückzuführen wären. Das größte Problem liegt dabei in der schwierigen Ab- grenzbarkeit gegen tabak- rauchbedingte entzündli- che und kanzerogene Atemwegseffekte. Gerade Berufskraftfahrer beispiels- weise sind häufig durch Rauchen sowie durch Au- toabgase belastet.

Immissionen, die auf den Verkehr zurückzufüh- ren sind, können auch in kleineren Städten Probleme bereiten. Entscheidend sind nämlich die Frequenz des Verkehrs und die Anlage der Straßen in einem Ort. In kleineren Städten hat man deshalb oftmals das gleiche Problem wie in den Straßen- schluchten der Großstädte:

Die Innenstadt ist aus ver- kehrstechnischer Sicht ein enormer Belastungsraum.

Unter einer Straßen- schlucht versteht man eine beidseitige Umbauung der Straße mit mehrstöckigen Häuserzeilen mit der Folge, daß eine Durchlüftung le-

diglich in Richtung der Straßenfüh- rung möglich ist. Eine Windzufuhr ist

AKTUELL/DIE GLOSSSE

nur dann gegeben, wenn die Ausrich- tung der Straße in der Hauptwind-

richtung verläuft. Bei der Betrachtung von Belastun- gen kommt der sogenann- ten Ausbreitungsrechnung in Straßenzügen eine ent- scheidende Bedeutung zu.

Dabei wird die Verteilung von Luftschadstoffen von einem Meßpunkt aus in ver- schiedene Richtungen si- muliert. Dadurch sind Aus- sagen über die zu erwarten- den Immissionen möglich.

Derartige Berechnungen stellt beispielsweise die Landesanstalt für Ökologie/

Abteilung Immission in Niedersachsen an.

Interessant ist, daß ho- he Benzolbelastungen be- sonders in Straßenschluch- ten auftreten können, in de- ren Bebauung Arkadengän- ge oder ähnliche architekto- nische Gebilde integriert sind. Hier bilden sich gera- de im Sommer hohe Kon- zentrationen, die dazu füh- ren, daß man enorme Men- gen an Benzol einatmet.

Gerade Kinder sind da- durch besonders gefährdet.

Prof. Dr. med. Heyo Eckel Prof. Dr. med.

Ulrich Hüttemann Dr. rer. nat. Claus Rink

Rückfragen an: Dr. Claus Rink, c/o Georisk GmbH, Schloß Türnich, 50169 Kerpen, Tel 0 22 37/6 12 22

Die Suche nach Dr. W.

Datensammler haben es schwer, sind permanenten Anfeindungen ausgesetzt und müssen sich hartnäk- kiger Zweifel an der Sinnhaftigkeit ihres Tuns erwehren. Wie wohltuend ist es da, solche Bestätigung zu be- kommen, wie sie unlängst den Ver- waltern des Bundesarztregisters der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in Köln widerfahren ist.

Ein älterer Herr hatte nämlich während eines Aufenthalts in Paris sein Gedächtnis verloren. Er trug nichts bei sich, woraus man hätte schließen können, wer dieser Mann ist. Einzig ein Rezept fand sich in sei-

ner Tasche, ausgestellt von einem Dr. W. — der Rest war nicht mehr zu entziffern. Da der Mann sich an nichts mehr erinnern konnte, nicht einmal an seinen eigenen Namen, aber perfekt Deutsch sprach, schloß man: Das muß ein Deutscher sein, und informierte die Deutsche Bot- schaft in Paris.

Und dort wußte man gleich, was zu tun ist. Wenn der Arzt aus Deutschland ist, dann muß er regi- striert sein. Wer sucht, der findet. In diesem Fall bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Die nämlich ver- waltet das Bundesarztregister, in

dem alle niedergelassenen Kassen- ärzte gespeichert sind. Fünf Dr. W.s wurden ermittelt. Allein: Ohne Na- men des Patienten konnten sie nicht weiterhelfen.

Inzwischen aber stand für KBV und Deutsche Botschaft fest: Der Mann, der sein Gedächtnis in Paris verloren hatte, kommt aus Nieder- sachsen. Der Grund: Ständig mur- melte er: „Gerhard hat es ja wieder mal geschafft", womit er sich zwei- felsfrei als Anhänger des Minister- präsidenten Gerhard Schröder zu er- kennen gab, der bei den Niedersäch- sischen Landtagswahlen am 13. März gut abgeschnitten hatte.

Im Kataster der KBV gab es nur einen Dr. W. aus Niedersachsen.

A-1344 (24) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 19, 13. Mai 1994

Referenzen

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