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Archiv "Meran: Problematik der Chemotherapie" (23.07.1982)

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Meran: Problematik der Chemotherapie

In die Thematik des onkologischen Seminars des nächsten Meran-Kongresses der Bundesärztekam- mer (30. August bis 10. September) führte im vori- gen Heft der Seminarleiter, E. Grundmann, ein.

Diesmal: Chemotherapie.

Leserdienst

Hinweise 'Anregungen KONGRESS AKTUELL

1.

Eine Krebskrankheit wird vom Patienten und Ange- hörigen in gleichem Maße als bedrohlicher Schick- salsschlag empfunden, durch den Lebensstil, Zu- kunftsplanung und zwi- schenmenschliche Bezie- hungen betroffen werden.

Für die beteiligten Ärzte er- geben sich daraus Konse- quenzen, denen sich Haus- arzt und Klinikarzt stellen müssen.

1. Kranker und Angehörige müssen die Art der Erkran- kung kennen und mit ihr umzugehen lernen. Das verlangt vom Arzt Einfüh- lungsvermögen, Geduld und Zeit. Die „Wahrheit am Krankenbett" kann nicht in der abrupten Mitteilung medizinischer Diagnosen und statistischer Lebenser- wartungen bestehen. Das Erlernen der Krankheit durch den Patienten ist ein langwieriger Prozeß; der von den eigenen Erfahrun- gen mit dem wechselvollen Krankheitsverlauf und den wohlüberlegten Mitteilun- gen des Arztes in Gang ge- halten wird. Für das Vorge- hen des Arztes im Einzelfall gibt es keine allgemeinen oder verbindlichen Richtli- nien. Sämtliche die Art der Erkrankung und ihren Ver- lauf betreffenden Hinweise des Arztes werden den Be- dürfnissen des Kranken und seiner besonderen Art der seelischen Verarbei- tung entsprechend diffe- renziert. Ein einmal ge- sprochenes Wort kann nicht wieder zurückgenom- men werden. Der Arzt muß

sich immer wieder daran erinnern, daß er keines- wegs im Besitz der Wahr- heit ist, nur weil er bioche- mische und morphologi- sche Kenntnisse hat.

2. Die Angehörigen sollen in einer für sie erträglichen Form über den Ernst der Krankheit und ihren ver- mutlichen Verlauf unter- richtet werden. Sie müssen Einzelheiten nicht nur über die körperlichen Neben- erscheinungen, sondern auch über die psychosozia- len Folgen der Therapie er- fahren. Es gilt dem Kran- ken und den Angehörigen zu helfen, eine neue tragfä- hige zwischenmenschliche Beziehung aufzubauen, die einerseits den wechselsei- tigen Rückzug mit folgen- der Isolation des Kranken, andererseits aber auch ei- nen den Patienten belästi- genden, beschämenden oder ängstigenden Über- protektionismus vermeidet.

3. Bei jeder Behandlung von Krebskranken, speziell aber mit zytostatischen Mitteln, sind Krisensituatio- nen gewissermaßen vor- programmiert. Nicht nur die fortschreitende Er- kenntnis des Kranken über den Ernst seiner Krankheit, sondern auch die Art der Therapie werden oft Nie- dergeschlagenheit und Verzweiflung auslösen: die oft erheblichen subjektiven Nebenwirkungen der ein- zelnen Kuren; die Notwen- digkeit, mit einem erneuten zytostatischen Zyklus zu beginnen, wenn eben erst die Nebenwirkungen des vorhergehenden abgeklun-

gen sind; das Auftreten von Rezidiven, nachdem der Kranke durch eine vorher erreichte Remission so- eben neue Hoffnung ge- schöpft hat; die Notwen- digkeit, an die durch Zyto- stase bedingte Immuno- suppression Infektanfällig- keit im Umgang mit der Fa- milie und Freunden zu den- ken. Infolge der durch die Applikation von Zytostatika oft hervorgerufenen Alope- zie fühlen sich speziell weibliche Kranke in ihrem Äußeren so verändert, daß sie sich von ihren Partnern nicht mehr akzeptiert füh- len. Es ist daher notwen- dig, mit dem Kranken vor Beginn der Kur derartige mögliche oder wahrschein- liche Nebenwirkungen ge- nau zu besprechen, dar- über hinaus aber auch stets für ein längeres Ge- spräch mit dem Kranken bereit zu sein.

4. Die Begleitung des Tod- kranken in den letzten Le- bensphasen ist eine wichti- ge, vielleicht die schwerste Aufgabe eines jeden Arz- tes. Sicherlich sind hier psychologische Kenntnisse hilfreich, wichtiger aber ist die Bereitschaft, auch jetzt noch für den Kranken da zu sein und ihm das Gefühl der Vereinsamung zu neh- men.

II.

Im Vorfeld der Erkrankung fällt dem Hausarzt die wichtige Aufgabe zu, bös- artige Erkrankungen recht- zeitig zu erkennen. Nur we- nige Krebsformen sind der unmittelbaren tastenden oder optischen Erfassung zugänglich. Eindeutige Krebssymptome im Blut oder anderen Körperflüs- sigkeiten sind bisher nicht bekannt, auch kaum zu er- warten. Es gibt kein allen Krebserkrankungen ge- meinsames und als solches deutbares Erkennungszei- chen. Alle allgemeinen Symptome sind vieldeutig und nur durch ihre Sum- mierung und ihre Abstim-

mung aufeinander diagno- stisch verwertbar. Bei den meisten handelt es sich um Reaktionen des kranken Organismus auf den ihn bedrohenden Krebs. Doch gibt es nicht wenige Krebs- krankheiten, die keine oder nur einige wenige uncha- rakteristische Allgemein- symptome auslösen. Die heute oft erwähnten immu- nologischen Tumormerk- male sind nur für wenige Krebsformen von Bedeu- tung.

Im Verlauf der Behandlung ist es auch Aufgabe des Hausarztes, sich ein Bild zu machen von der Wirksam- keit der Behandlung. Außer der unmittelbaren Beurtei- lung der Geschwulstgröße durch direkte oder indirek- te Beobachtung kommen hierfür auch die Verände- rungen der Allgemeinsym- ptome, vor allem des Blu- tes, in Frage. Zur Überwa- chung von Remissionen bzw. zur rechtzeitigen Er- kennung von Rückfällen sind die gleichen Sympto- me maßgeblich wie bei der ersten Erfassung der Krankheit.

III.

Der onkologisch speziali- sierte Klinikarzt ist in der Regel für die differenzierte Diagnostik, die Feststel- lung der Krankheitsaus- breitung (Staging) und die konkrete Therapiewahl zu- ständig. Doch müssen ein- greifende Behandlungsfor- men selbstverständlich zu- vor mit dem Kranken be- sprochen und von dem Hausarzt mitgetragen wer- den. Außer der Operation sind noch immer ionisie- rende Strahlen und seit einigen Jahren Zytostatika die meistbenutzten thera- peutischen Waffen. Zyto- statika werden nur noch selten als Einzelsubstan- zen verwendet. Die soge- nannte „Polychemothera- pie", also die gleichzeitige oder sequentielle Anwen- dung verschiedener Zyto- statika gilt derzeit als wirk-

6 Heft 29 vom 23. Juli 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe B

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Leserdienst

Hinweise • Anregungen

BRIEFE AN DIE REDAKTION KONGRESS AKTUELL

(

samer und nebenwirkungs- ärmer als die Applikation einzelner zytostatischer Medikamente. Trotzdem sind unerwünschte Wir- kungen unvermeidlich und für den Kranken meist sehr belastend. Auch der Haus- arzt sollte über sie Be- scheid wissen, um darüber mit dem Kranken und den Angehörigen sprechen zu können.

Der fundamentale und bis- her noch nicht zu erklären- de Widerspruch der zyto- statischen Polychemothe- rapie besteht in ihrer tief- greifenden, oft über mehr als ein Jahr anhaltenden Unterdrückung von Im- munreaktionen. Da ande- rerseits Ausbruch und Dy- namik von Tumorkrankhei- ten weitgehend durch ein intaktes Immunsystem kon- trolliert werden (Immunsur- veillance), müßte theore- tisch jede Applikation von Zytostatika den Verlauf von Geschwulstkrankheiten ungünstig beeinflussen.

Aus dem gleichen Grunde dürfte die sequentielle Kombination von zytostati- schen und immunstimulie- renden Therapieformen bisher unwirksam geblie- ben sein. Bei der ungünsti- gen Relation von er- wünschten und gefährli- chen unerwünschten Wir- kungen ist eine zytostati- sche Behandlung nur bei eindeutiger Indikation ver- tretbar. Die Diagnose einer bestimmten Tumorerkran- kung ist noch keine ausrei- chende Veranlassung zum Beginn einer solchen The- rapie.

Zur Unterstützung des Be- handlungserfolges sind mancherlei medikamentö- se, diätetische und physi- kalische Maßnahmen emp- fohlen worden. Sie sind keineswegs unwirksam.

Darüber hinaus vermitteln sie dem Kranken oftmals den Eindruck, zusätzlich einen eigenen Beitrag zu seiner Behandlung zu lei- sten.

H. Begemann, München

Fortbildungskongresse der Bundesärztekammer

'82

aktuelle Vorschau

Davos

Ergänztes

Kongreßprogramm

Das Programm des XII, In- ternationalen Seminarkon- gresses der Bundesärzte- kammer und der Öster- reichischen Ärztekammer, der vom 26. Juli bis 6. Au- gust 1982 in Davos stattfin- det, ist gegenüber der be- reits im DÄ Heft 24/1982, Seite 6 ff., veröffentlichten Fassung ergänzt worden.

Während des Berufspoliti- schen Seminars werden außer den bereits angekün- digten Referenten referie- ren: Dr. med. Erhard Effer, KBV/Köln (am 26. 7.); Dr.

med. Gerhard Löwenstein, KV Hessen/Frankfurt (27.

7.); Dr. med. Jörg G. Veigel, NAV/Jever (30. 7.), und Frau Dr. med. Ingrid Hasselblatt, Hartmannbund/Frankfurt (30. 7.). Anläßlich der ge- meinsamen Veranstaltung der Evangelischen und Ka- tholischen Akademiker- schaft wird der Bonner Moraltheologe Prof. Dr.

theol. Franz Böckle über das Thema „Naturwissen- schaft und Ethos" referie- ren. Die betriebsmedizini- sche Exkursion am 31. 7.

unter Leitung von Dr. med.

P. Erwin Odenbach, Köln, führt die Kongreßteilneh- mer nach Chur, Thusis und Zillis. Während der Fahrt gibt Dr. med. Hannes Kra- dolfer, Chefarzt des Ärztli- chen Dienstes der Schwei- zerischen Bundesbahnen, Bern, betriebsmedizinische Erläuterungen. EB

ARZTHELFERINNEN

Zu der Meldung „Bald Ausbil- dungsordnungen für Arzthel- ferinnen", Heft 16/1982:

Neuregelung wichtig

... Die ersten Vorarbeiten zu einer Neuregelung der Ausbildung für Arzthelfe- rinnen wurden vom Berufs- verband der Arzthelferin- nen bereits im Jahre 1976 geleistet. Im Jahre 1979 bat das Bundesministerium für Jugend, Familie und Ge- sundheit alle beteiligten Organisationen, und dazu gehörte auf der Arbeitneh- merseite auch der Berufs- verband der Arzthelferin- nen und nicht nur die Ge- werkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, zu einem Abstim- mungsgespräch nach Bonn. Wir möchten darauf hinweisen, daß diese Ge- spräche zu unserem tief- sten Bedauern scheiterten, da die Deutsche Angestell- ten Gewerkschaft und die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr noch nicht ent- sprechende Unterlagen er- arbeitet hatten. Dies kann

WEN'S BETRIFFT

Nach einem Autounfall hat ein deutscher Arzt, dessen Name nicht bekannt ist, einer franzö- sischen Familie sehr geholfen.

Die Familie möchte sich beim unbekannten Arzt bedanken.

Ein Auszug aus einem Schrei- ben, das der Redaktion zu- ging:

Merci

Maman vient de m'ap- prendre qu'un mödicin al- lemand qui ötait präsent sur le lieu de I'accident s'ötait portä au secours des blessäs de notre famille.

Les mädicins franQais de I'höpital de Sarrebourg oü ils ont ätä hospitalisös ont

man vielleicht damit erklä- ren, daß die Berufsgruppe der Arzthelferinnen doch nur einen kleinen Teil der Mitglieder dieser Gewerk- schaften darstellt. Der Be- rufsverband der Arzthelfe- rinnen betrachtet sich als die größte Arbeitnehmeror- ganisation, die sich aus- schließlich mit den Proble- men und Interessen der Arzthelferinnen befaßt.

Über die Ausbildungsord- nung haben auch wir Ge- spräche mit der Bundes- ärztekammer geführt. Auf Anforderung des zuständi- gen Bundesministeriums haben wir schriftliche Vor- schläge zur Neuregelung der Ausbildungsordnung fristgerecht zum November 1980 vorgelegt, was man leider nicht von allen Orga- nisationen behaupten kann, die dafür zuständig waren ... Wir würden es begrüßen, wenn die Arbei- ten an diesem Projekt jetzt zügig vorangingen.

Ilse Oppermann Ausschuß für Aus-, Fort- und Weiterbildung im Berufsverband

der Arzthelferinnen e.V.

Hoher Wall 21 4600 Dortmund 1

dit que ce mädicin avait träs bien röagi et avait fait du trös bon travail autant pour Papa que pour Nicole, que cet homme ötait un as.

Nous voudrions bien le re- mercier mais nous ne con- naissons rien de lui, ni son nom ni son adresse, et nous aimerions savoir comment nous pourrions le contacter: petites annon- ces, articles dans un journal mödical oü une autre solution que vous ju- geriez la meilleure et la plus äfficace. D'avance mer9i de votre collabora- tion .

Jean Fran9ois Thäobald 3 rue du Gänäral de Gaulle F-54480 Cirey/sur Vezouze

8 Heft 29 vom 23. Juli 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe B

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