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Archiv "Medizinische Rehabilitation: Harte Zeiten für Rehakliniken" (30.01.2009)

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A174 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 5⏐⏐30. Januar 2009

P O L I T I K

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och bis vor Kurzem hatten die Rehakliniken allen Grund dazu, positiv in die Zukunft zu blicken. Mit dem GKV-Wettbe- werbsstärkungsgesetz wurden Re- habilitationsleistungen zu Pflicht- leistungen der gesetzlichen Kran- kenversicherung (GKV), die Zahl der Anträge und Bewilligungen zu- lasten der Deutschen Rentenversi- cherung (DRV) stieg. Doch nun sieht alles danach aus, dass den Kli- niken harte Zeiten bevorstehen. Ta- rifabschlüsse, die Finanz- und Wirt- schaftskrise sowie der Gesundheits- fonds werden sich – zum Teil mit einer gewissen Verzögerung – auf die Rehabilitation auswirken.

Nachdem die Rehakliniken 2007 und 2008 stärker ausgelastet waren als in den Jahren zuvor, wird sich ih- re finanzielle Lage ab 2010 wieder deutlich verschlechtern. Zu diesem Ergebnis kommt das Rheinisch- Westfälische Institut für Wirt- schaftsforschung (RWI), Essen, im

„Reha Rating Report 2009“. Es sei nicht anzunehmen, dass alle Klini- ken die kommenden Jahre überstün- den. Rund einem Fünftel der Ein- richtungen droht der Studie zufolge bereits heute die Insolvenz. Lang- fristig könnten die Rehakliniken aber mit besseren Bedingungen rechnen. Demografiebedingt werde die Nachfrage nach Rehabilitation bis 2020 um rund sechs Prozent stei- gen. Allerdings würde sich die Aus- lastung der Kliniken nur dann er- höhen, wenn nicht gleichzeitig die Verweildauer weiter sinke.

Die Rehabilitation wird stärker von der Konjunkurlage beeinflusst als andere Bereiche im Gesund- heitswesen, wie etwa der akutsta- tionäre Sektor. „Aus Furcht vor dem Verlust des Arbeitsplatzes werden viele Reha-Anträge nicht gestellt beziehungsweise verschoben“, heißt

es im Reha-Rating-Report. Außer- dem sei die Rehabilitation, die am Ende der Versorgungskette stehe, erfahrungsgemäß am ehesten von Kürzungen betroffen, wenn die So- zialversicherungssysteme finanziell unter Druck stünden. Die Finanz- marktkrise führe auch zu einer ein- geschränkten Kreditvergabe an die Kliniken. Deshalb werde die Zahl der Insolvenzen steigen.

Negative Auswirkungen sehen die Autoren der Studie auch durch den Gesundheitsfonds. Es sei davon auszugehen, dass die Krankenkas- sen alle Einsparpotenziale auf der Leistungsseite ausschöpften. Diese Einschätzung teilt auch Thomas Bublitz vom Bundesverband Deut- scher Privatkliniken (BDPK): „Bei den Krankenkassen wird so lange eine Schockstarre herrschen, bis die ersten Zusatzbeiträge erheben.“ Im Bereich Rehabilitation hätten die Kassen am ehesten Einfluss auf die

Ausgaben. Schon heute bildeten die Sätze, die die Kassen zahlten, die tatsächlichen Kosten der Reha nicht angemessen ab.

Dass die Kostenträger eine starke Position haben, was die Preisbildung angeht, dürfte unter anderem an der großen Zahl der Rehakliniken lie- gen. 2006 gab es 1 255 stationäre Reha- und Vorsorgeeinrichtungen.

Das sind zwar 9,5 Prozent weniger als 1997, doch im selben Zeitraum sank auch die Verweildauer um sechs Prozent. Der zunehmende Druck führt der RWI-Studie zufolge aus ökonomischer Sicht dazu, dass ineffiziente Anbieter ausscheiden.

Die verbleibenden Einrichtungen könnten die Patienten übernehmen und so ihre Belegung steigern.

Die Auslastung mancher Klinik ist schlecht, sie variiert nach Träger- schaft. Private Kliniken waren mit 71,3 Prozent im Jahr 2006 deutlich schlechter belegt als beispielsweise öffentlich-rechtliche. Am besten ausgelastet waren die Kliniken der DRV mit durchschnittlich 93,3 Prozent. Darin sehen die Autoren eine Wettbewerbsverzerrung. „Zur Schaffung eines chancengleichen Wettbewerbs erscheint schließlich die konsequente Trennung von Kostenträgern und Leistungserbrin- gern angebracht“, fordern sie.

Die Wissenschaftler sehen außer- dem Indizien für eine „angebotsin- duzierte Nachfrage“, denn sie stell- ten fest: Regionen mit vielen Re- hakliniken haben mehr Rehafälle pro Einwohner. Bublitz vom BDPK weist diese Kritik zurück. Das An- gebot sei „bedarfsorientiert“. Der tatsächliche Bedarf an Rehabilita- tion liege höher als die heutigen Behandlungszahlen. „Wo es mehr Möglichkeiten zur Rehabilitation gibt, werden diese auch genutzt.“

Im Reha-Rating-Report hat das RWI Daten des Statistischen Bun- desamtes sowie 100 Jahresab- schlüsse, die 173 Kliniken umfas- sen, analysiert und hochgerechnet.

Die Autoren kritisieren, dass die Da- tenlage im Bereich Reha Mängel aufweise, was etwa die Unterschei- dung in Reha- und Vorsorgeeinrich- tungen oder Informationen zu am- bulanter Rehabilitation angehe. n Dr. med. Birgit Hibbeler

MEDIZINISCHE REHABILITATION

Harte Zeiten für Rehakliniken

Die Wirtschaftskrise und der Gesundheitsfonds wirken sich auch auf die Rehabilitation aus. Ab 2010 wird sich die Lage vieler Kliniken deutlich verschlechtern – so die Prognose des Reha-Rating-Reports.

Ausdauer ist ge- fragt:Kliniken, die die Krise überstehen, können langfristig aufatmen. Bis 2020 wird die Nachfrage nach Reha steigen – allein schon demo- grafiebedingt.

Foto:Fotolia

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