Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 106|
Heft 42|
16. Oktober 2009 A 2037 Psychische Erkrankungen treten inder modernen Arbeitswelt immer häufiger auf. In Deutschland sind sie die häufigste Ursache für Frühbe- rentungen. Das Symposium „Men- schen mit psychischen Erkrankun- gen in der Arbeitswelt“ widmete sich den Fragen, wie psychischen Erkrankungen vorgebeugt werden kann, wie Betroffene wieder in den Beruf eingegliedert werden können und wie eine Diskriminierung zu verhindern ist. Veranstalter des Symposiums, das am 6. Oktober in Berlin stattfand, waren die Bundes- ärztekammer (BÄK) und das Akti- onsbündnis Seelische Gesundheit.
„Arbeit ist eine zentrale Katego- rie der menschlichen Gesundheit.
PSYCHISCHE STÖRUNGEN
Hilfe am Arbeitsplatz
Sie hat salutogene und pathogene Aspekte“, stellte Prof. Dr. med. An- dreas Weber vom Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen fest. Unter an- derem trügen Arbeitsverdichtung und Arbeitsplatzunsicherheit, aber auch mangelnde Anerkennung so- wie Über- und Unterforderung dazu bei, dass Arbeitnehmer psychische Störungen entwickelten (siehe auch
„Durch die Arbeit psychisch krank“
in diesem Heft). „Dabei ist die Teil- habe am Berufsleben ein wichtiger Faktor zum Erhalt und zur Wieder- gewinnung der psychischen Ge- sundheit“, erklärte Dr. med. Udo Wolter, im BÄK-Vorstand zustän- dig für die Arbeitsmedizin. HK
Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI), Berlin, spricht sich klar für eine Schutzimpfung gegen die Neue Influenza (A/H1N1-2009) aus. In ihren am 8. Oktober vorge- stellten Empfehlungen schlägt sie – ebenso wie die Weltgesundheitsorga- nisation – vor, die Impfung vorrangig dem Medizinischen Personal, chro-
nisch Kranken und Schwangeren zu verabreichen. Grundsätzlich kön- nen nach Ansicht der STIKO aber alle Bevölkerungsgruppen von der Impfung gegen die Neue Influenza profitieren, da das neue Virus an - steckender als die saisonalen Influ- enzaviren ist und daher eine grö - ßere Zahl von Menschen betref - fen könnte als bei einer saisonalen Grippewelle.
NEUE GRIPPE
Impfung offiziell empfohlen
Die STIKO schließt besondere Nebenwirkungen weitgehend aus.
Wie vor anderen Impfungen emp- fiehlt sie jedoch auch bei der neuen Influenzaimpfung, den Nutzen ge- gen das Risiko individuell abzu- wägen. Dies gelte besonders für Schwangere. Diese sollten bis auf Weiteres keinen Impfstoff mit Ad- juvanzien erhalten, da deren Wir- kung auf werdende Mütter und ungeborene Kinder nicht ausreichend getestet sei. Zugelassen hat die eu- ropäische Zulassungsbehör- de EMEA nach Focetria® (Novartis) und Pandemrix® (Glaxosmithkline) jetzt auch den Impfstoff Celvapam® der Firma Baxter. Er kommt im Unterschied zu den bei- den anderen Impfstoffen ohne Ad- juvans aus.
Starten sollen die Impfungen ge- gen die Neue Grippe in der letzten Oktoberwoche. Weitere Informatio- nen enthält das Epidemiologische Bulletin des RKI, das einem Teil der Auflage dieses Deutschen Ärz- teblattes beigelegt ist. Abgerufen werden kann es auch über www.
aerzteblatt.de/092037. ER Alle Bevölke-
rungsgruppen können nach Ansicht der STIKO von der H1N1-Impfung profitieren.
Foto: SPL/Agentur Focus
RANDNOTIZ
Sabine Rieser
Aldi senkt die Preise, und alle Dis- counter ziehen nach, war dieser Ta- ge zu erfahren. Käsescheiben wer- den günstiger, Pommes, Sprühsah- ne, Fleisch. Man hört sie bei Edeka und Rewe förmlich seufzen. Preis- senkungsaktionen müssen bei deren Töchtern Netto und Penny folgen.
Der Wettbewerb in der Lebensmittel- branche ist hart, das Ziel verlieren die Großen nie aus den Augen: Kon- kurrenten Marktanteile abzujagen.
Im Vergleich dazu erscheint das, was die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) zeitgleich als erzwun- gene Preissenkung moniert, eher harmlos. In Bayern wurden wie über- all die Honorare für die Impfung ge- gen Schweinegrippe verhandelt. Es gibt nun je fünf Euro, aber heraus- holen wollte die KVB für die erste Impfung eigentlich 7,67 Euro. „Das wäre ein faires Angebot gewesen, das auch den insbesondere bei der Impfung von Risikopatienten erhebli- chen Beratungsaufwand angemes- sen berücksichtigt hätte“, sagt KVB- Vorstand Dr. med. Gabriel Schmidt.
Dass es nun bei fünf Euro bleiben wird, sei auf ein „unmoralisches An- gebot“ des Bayerischen Hausärzte- verbands zurückzuführen. Der habe der AOK Bayern, also seinem Haus- arztvertragspartner, exklusiv angebo- ten, für je fünf Euro zu impfen. Ob dieser „Dumpingpreisattacke“, so Schmidt, brauchte die KVB gar nicht erst mehr zu fordern.
Ob sie tatsächlich 7,67 Euro be- kommen hätte? Fünf Euro sind das, womit in der entsprechenden Ver- ordnung kalkuliert wurde und die Krankenkassen nun rechnen. Ob sich viele Bayern impfen lassen? Ab- warten. Aber wenn der Hausärzte- verband wieder mal betont, er könne mehr an Honorar herausholen als die KV, wird Schmidt ihn sicher piek- sen – zumindest verbal.