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Archiv "Bekämpfung der Influenza: Impf- und Wissenslücken schließen" (06.03.2015)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 112

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Heft 10

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6. März 2015 A 387

Ü

ber Zwangsnotaufnahmen von Grippepatienten berichten Rettungssanitäter dieser Tage: Sie mussten Schwerkranke in Kliniken der Maximalversor- gung unterbringen, obwohl diese ihre Belastungsgrenze wegen sprunghaft gestiegener Notfallzahlen und hohem Krankenstand im Personal längst erreicht hatten. Dabei war es bis Ende 2014 für eine Grippesaison vergleichs- weise ruhig, zwischen der zweiten und achten Kalen- derwoche 2015 schnellte die Rate der Arztbesuche we- gen akuter Atemwegserkrankungen dann von 500 auf 2 500 pro 100 000 Einwohner hoch. Bei circa 27 000 klinisch-diagnostisch gesicherten Fällen betrug die Hospitalisierungsrate elf Prozent. Die Zahl der influen- za-assoziierten Todesfälle, ein weiterer Indikator für den Verlauf der Grippesaison, lässt sich nur zeitlich verzö- gert feststellen. 2012/13 war die Zahl mit 28 900 Grippe- toten sehr hoch, in anderen Jahren war sie niedrig.

Schon jetzt hält das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin eine erhöhte influenza-assoziierte Mortalität in dieser Saison für wahrscheinlich: Es dominiert Influenza A Subtyp H3N2 über andere Typ-A- und Typ-B-Viren.

Die meisten H3-dominanten Grippewellen seien mit er- höhter Mortalität einhergegangen, so das RKI in einer Bilanz der letzten Jahre (Epid Bull 2015; 3: 17–21).

Hinzu kommt: Die aktuell zirkulierenden A(H3N2)- Viren werden durch die Impfantikörper weniger gut er- kannt als in früheren Jahren. Anders als zum Beispiel Masernviren, die eine geringe Variabilität haben und gegen die es daher konstant gut wirksame Impfstoffe gibt (siehe Thema „Impfpflicht“ in diesem Heft), ver- ändern sich Influenzaviren rasch. Die Wahl der Impf- stämme durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird so zum Wettlauf gegen die Zeit. Denn die Herstel- lung der Impfstoffe basiert auf Virusanzüchtung im be- brüteten Hühnerei oder in Zellkulturen und erfordert längeren Vorlauf. Jeweils Mitte Februar muss die WHO auf Basis der auf der Südhalbkugel zirkulierenden Vi- ren die Impfstämme für die nächste Saison der Nord- halbkugel festlegen. Bis zur Anwendung sind oft neue Virusvarianten entstanden. „Die Virusstämme gut vor- hersagen zu können, ist so schwierig wie beim Wetter“, sagt Influenzaexperte Dr. med. Sebastian Grund vom

Institut für Virologie der Universität Düsseldorf. Im Fall einer Influenzapandemie werden Impfstoffe unter Umständen rasch in großen Mengen benötigt.

Voraussetzung für die Entwicklung erfolgreicher In- novationen ist, fundamentale Wissenslücken zu schlie- ßen sowie finanzielle Mittel und Anstrengungen in Pharma- und akademischer Forschung weiter zu stär- ken und diese zu vernetzen. Die gentechnische Produk- tion rekombinanter Impfstoffe zum Beispiel würde Vor- laufzeit sparen, weil sie direkt nach der Verfügbarkeit der Gensequenz des Grippevirus beginnen könnte. Auch neue Formen der Adjuvantierung von Vakzinen, die de- ren Effektivität erhöhen, oder subtypenübergreifende Impfstoffe auf Basis konservierter Antigenepitope des Virus sind Konzepte. „Solche Universalimpfstoffe“, sagt Grund, „sind aber mittelfristig nicht in Sicht.“

Maßgeblich für bessere Prävention bleibt, dass Impf- lücken geschlossen werden. Selbst wenn wie in diesem Jahr eine Virusvariante durch den Impfstoff nicht opti- mal abgedeckt ist, kann er gegen die anderen in der Vakzine enthaltenen Stämme schützen, erläutert Dr.

oec. Anette Siedler vom Fachgebiet Impfprävention des RKI. Die Impfquoten gegen Influenza in Risikogrup- pen, wie Älteren, chronisch Kranken oder schwangeren Frauen, seien weiterhin zu niedrig. Dies gelte auch für das medizinische Personal. Man kann nur dringend ap- pellieren, dass Menschen, die Patienten versorgen, die- se Lücken schließen.

BEKÄMPFUNG DER INFLUENZA

Impf- und Wissenslücken schließen

Nicola Siegmund-Schultze

Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze Ressort Medizinreport

S E I T E E I N S

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