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Archiv "Vergangenheit: Wissenslücken schließen!" (16.06.2000)

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GKV

Zu dem Beitrag „Stiller Abschied vom ,medizinisch Notwendigen‘“ von Dr. med. Lothar Krimmel in Heft 16/2000:

Kommentar

Das als Beleg für die Fol- gen des Arzneibudgets für die Verordnung von Arzneimit- teln aufgeführte Beispiel aus dem Bereich Antihyperten- siva bedarf des Kommen- tars. Zweifellos gehören die AT-II-Antagonisten zu den

„Fortschritten“ der moder- nen Hochdrucktherapie. Ich habe aber erhebliche Zweifel, ob ihre Verordnung in der angegebenen Häufigkeit tat- sächlich medizinisch indiziert ist, insbesondere aufgrund völ- lig fehlender Daten zur Sen- kung der kardiovaskulären Morbidität und Mortalität unter einer solchen Thera- pie . . . Die „Versorgung“ mit diesen Präparaten als Bei- spiel für Defizite anzuführen erweist den Bemühungen um eine sowohl der Qualität als auch der Quantität der The- rapie adäquaten Arzneimit- telbehandlung einen Bären- dienst.

Zweifelsohne ist eine sol- che Therapie (die im Einzel- fall durchaus auch des AT- Blockers bedarf) unter den aktuellen Bedingungen der Bugetierung gefährdet, ins- besondere unter Berücksich- tigung des hohen Anteils un- behandelter und unterbehan- delter Hypertoniker – von den neuen Richtlinien einmal ganz abgesehen.

Dr. med. Michael Kuklinski, Friedrichstraße 5, 73430 Aa- len

Politische Diskussion vonnöten

. . . Was wir benötigen, ist . . . eine politische Diskus- sion, die die grundsätzliche Endlichkeit von Ressourcen und damit die Unausweich- lichkeit von Rationierung (auf welchem Niveau auch immer) anerkennt und zu transparenten demokratischen

Entscheidungen führt. Es muss benannt werden, was solida- risch finanziert werden soll und was nicht. Um im Bei- spiel des Beitrages zu blei- ben: Der Verzicht auf AT-II- Antagonisten darf nicht Zu- fall sein – er könnte theore- tisch aber sogar Resultat ei- ner demokratischen Willens- bildung sein. Damit es ganz klar ist: So etwas kann keine Fragestellung an die ärztliche Selbstverwaltung sein. Wo die Politik diesen Verweis versucht, lenkt sie von ihrer ureigensten Verantwortung ab.

Damit aber eine solche Diskussion überhaupt ge- führt werden kann, muss die Kategorie des Nutzens und die des Nutzens in Relation zum Ressourceneinsatz ein- geführt werden. Mit anderen Worten: Nur, wenn benenn- bar wird, wie viel Gesundheit pro DM durch eine be- stimmte Maßnahme gewon- nen wird, kann eine zielge- richtete Entscheidung über ihre solidarische Finanzie- rung erfolgen . . .

Dr. med. Mathias Bertram, Bahnhofstraße 45 c, 25474 Hasloh

Vergangenheit

Zu dem Leserbrief „Doppelmoral“

von Dr. Ilse Röttger in Heft 19/2000:

Wissenslücken schließen!

55 Jahre nach Ende der Nazibarbarei fragt eine Ärz- tin, Akademikerin, doctor medicinae, im Deutschen Ärz- teblatt nach dem „genauen Unterschied“ zwischen der Ermordung schwer geschä- digter Kinder durch Nazi- schergen im Dritten Reich und der Abtreibung behin- derter Kinder mit Einwilli- gung der Mutter im demo- kratischen Deutschland. Wel- cher Leser des DÄ kann die- se schreckliche Wissenslücke schließen?

Dr. med. Nathan Warszaw- ski, Ringstraße 44, 32427 Minden

Kosten-Nutzen-Analysen

Nicht Äpfel mit

Birnen vergleichen

P

harmahersteller bewerben ihre Medikamente vermehrt mit Hilfe von Kosten-Nutzen-Ana- lysen (KNA). Besonders gerne werden KNA zu neuen patentgeschützten Medikamenten vorge- legt, die meist teurer als herkömmliche Mittel sind, um Krankenkassen und Kliniken vorzurechnen, dass trotz des finanziellen Mehraufwands für diese Arz- neimittel Geld eingespart wird, weil die Patienten früher aus der Klinik entlassen werden, keine Re- habilitation benötigen oder die Krankheit seltener chronisch verläuft. Interessant sind vor diesem Hin- tergrund die Erfahrungen, die in Australien gemacht wurden. Dort bezahlt der staatliche Gesundheits- dienst neue Medikamente nur noch dann, wenn ihr ökonomischer Vorteil belegt ist. In der Folge haben die Firmen KNA produziert, deren Qualität jedoch häufig zu wünschen übrig ließ.

O

bwohl die australische Regierung Empfeh- lungen zur Erstellung von KNA herausgege- ben hatte, fanden Suzanne Hill und Mitarbei- ter aus Waratah in New South Wales in zwei Dritteln der Studien mehr oder weniger schwere Mängel (JAMA 2000; 283: 2116–2121). Einmal waren die kli- nischen Studien, die der KNA zugrunde gelegt wur- den, unzureichend, ein anderes Mal wurden relevan- te Studien nicht berücksichtigt. Zum einen hatten die komplexen Berechnungen der KNA statistische Mängel, zum anderen wurden nur die Kosten, aber nicht der Nutzen diskontiert. Als besonders proble- matisch bezeichnete Hill, dass viele Hersteller keine direkten Vergleiche zur Standardmedikation durch- führten. Sie begnügten sich mit placebokontrollier- ten Studien zum eigenen Medikament.

D

ie Kosten-Nutzen-Relation wurde aus einem indirekten Vergleich mit anderen Studien ab- geleitet, in denen das Konkurrenzmedika- ment gegen Placebo getestet wurde. Für Hill ist das häufig ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Allein schon die unterschiedliche Zusammensetzung der Teilnehmer in den Studien spreche gegen eine Ver- gleichbarkeit. Die Schuld liegt jedoch nicht nur bei den Herstellern. Die australische Regierung hatte sie zu indirekten Vergleichen ermutigt. Die Autoren glauben auch nicht, dass die KNA aus betrügerischer Absicht manipuliert wurden. Häufig schlage aber die zweckoptimistische Ansicht der Produktmanager auf die Ergebnisse durch. Dennoch gebe es keine Alter- native zur KNA. Nur müssten die seit langem be- kannten Qualitätskriterien zur Erstellung von KNA

beachtet werden. Rüdiger Meyer

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Krebsregister

Zu dem Beitrag „Jedes Bundesland hat sein eigenes Gesetz“ von Dr. med.

Eva A. Richter in Heft 19/2000:

Übermäßig restrik- tiver Datenschutz

. . . Als langjährig für den Auf- und Ausbau des epide- miologischen Krebsregisters im Saarland Verantwortli- cher freue ich mich natür- lich besonders darüber, dass die Bedeutung des saar- ländischen Krebsregisters in der deutschen Krebsregister- landschaft und auch auf in- ternationaler Ebene als einzi- ge deutsche Einrichtung die- ser Art angemessen und der Realität entsprechend her- vorgehoben und gewürdigt worden ist. Allerdings, die Frage, warum das Saarland so erfolgreich gewesen ist, haben Sie sich offenbar nicht gestellt . . .

Das saarländische Regi- ster hat eben nicht nach dem in Ihrem Artikel als Modell der Zukunft gepriesenen Re- gistrierungssystem des Bun- deskrebsregistergesetzes gear- beitet. Der endgültige Nach- weis der Funktionsfähigkeit des „reinen“ Treuhandmodells steht bis heute aus. Dies wird im Übrigen auch nicht von seinen Entwicklern bestrit- ten. In einer kürzlich vorge- nommenen einschlägigen Ex- pertenbewertung der Instru- mente des Bundeskrebsregi- stergesetzes wurde zusammen- fassend darauf hingewiesen, dass eine abschließende regi- sterübergreifende Evaluation in circa fünf Jahren erforder- lich sei.

Nach dem Wissen des Un- terzeichners, der seit langen Jahren vielfältige internatio- nale Kontakte knüpfen und einschlägige Erfahrungen sam- meln konnte, gibt es der- zeit weltweit kein funk- tionsfähiges bevölkerungsbe- zogenes Krebsregister, das nach einem hinsichtlich der Forderungen des Daten- schutzes vergleichbar strin- genten, möglicherweise zu feh- leranfälligen Registrierungs-

modell arbeitet. Man spricht vielmehr von einem „German Virus“, von dem man fürch- tet, dass es sich weiter un- kontrolliert ausbreiten könn- te. Als unbedingt zu ver- meidende Folge wird eine Gefährdung und Infrage- stellung der Krebsbekämp- fung und epidemiologischen Krebsursachenforschung auf der Basis bevölkerungsbezo- gener Register durch über- mäßig restriktiven Daten- schutz gesehen. Individueller Datenschutz vor Gesund- heitsschutz der Allgemein- heit? Dieser Aspekt ist si- cherlich eine weitere Erörte- rung wert, wenn es um die Entscheidung für das eine oder andere Krebsregister- modell geht.

Hartwig Ziegler, Leit. Wirt- schafts-Direktor, Ministeri- um für Frauen, Arbeit, Ge- sundheit und Soziales des Saarlandes, Virchowstraße 7, 66119 Saarbrücken

Wettbewerb

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Surviv- al-Programm“ von Norbert Jachertz in Heft 19/2000:

Welch Pharisäertum

In einer Anmerkung sei- nes Artikels verweist der Au- tor darauf „wer krank ist, will optimal behandelt werden und hat weder Kraft noch Zeit, mit seinem Arzt über kostengünstige Varianten zu diskutieren“. Des Weiteren nimmt er – es kostet ihn ja nichts – in ethisch hehrer Ma- nier die Kranken in Schutz:

„Es sollen nicht nur die im Wettbewerb Fitten überle- ben, sondern die Kranken brauchen ihr Survivalpro- gramm.“

Also geht es hier um den Schutz der armen Kranken vor wettbewerbswidriger Ab- zockerei oder um Augen- wischerei in der ärztlichen Tätigkeit unter der naiven Proklamation, dass jeder Arzt, wenn er nur Arzt ist, gleich gut sei, da er ja schon von seiner Ethik her gehalten sei, gut zu sein!

Dazu lässt sich Folgen- des anmerken: Die Frage der finanziellen Absicherung im Krankheitsfalle lässt sich wohl auch schon im Vorfeld des Ereignisses klären und re- geln. Bei der heiligen Kuh Auto klappt das doch auch bestens. ADAC-Schutzbriefe vor der Urlaubssaison, Reise- krankheits-, Reisegepäcks- versicherung etc., überhaupt Zuwachsraten im übrigen Bereich der Versicherungs- branche sind ein untrüglicher Beweis für des Deutschen Sicherheitsbedürfnis und für dessen Informationsmündig- keit, egal in welcher Sparte und welcher Altersklasse.

Aber ausgerechnet im Kran- kenversicherungsbereich wird so getan, als ob die meisten Patienten schlagartig, schick- salhaft von einer Krankheit eingeholt würden, an deren Entstehung sie nicht im Min- desten Mitverantwortung trü- gen. Und ausgerechnet hier, trotz Informationsfülle in sämtlichen Medien, spricht man dem Menschen die Fä- higkeit zur gewissen Beur- teilung seines Krankheitsri- sikos ab. Angesichts der Fül- le unserer selbst veranlass- ten Zivilisationskrankheiten stimmt dies aber nicht! Und trotzdem wird gerade hier mit äußerst spitzer Feder gerech- net.

Mich würde der volkswirt- schaftliche Stellenwert der Krankenversicherung im Ver- hältnis zu allen übrigen Versi- cherungen unseres Lebens in- teressieren. In praxi scheint mir die Krankenversicherung und das Lamento darum im krassen Gegensatz zu der sonstigen Wertstellung der Gesundheit zu liegen. Bei je- dem Fest, jedem Geburtstag werden Wünsche abgeladen wie: „Ich wünsche dir alles Gute, aber vor allem Gesund- heit, weil das doch das Wich- tigste ist!“ Wenn’s aber ans Zahlen geht, und hier an Lei- stungserbringer für die Ge- sundheit, ist alles wieder ver- gessen. Und wenn eine ge- wisse fachliche Qualifikation herausgestellt wird, welche auch den Anspruch auf ent- sprechende Vergütung recht-

fertigt, scheuen sich sogar eigene Kammern nicht, die- ses Verhalten in die Richtung niederer merkantiler Beweg- gründe, berufswidrigen Ver- haltens zu rücken. Welch Pharisäertum!

Dr. Dr. Hans-Peter Müller, Gartenstrasse 86, 88212 Ra- vensburg

Liquidationen

Zu dem Kommentar „Der Tod des Hip- pokrates“ von Dr. med. Rupert Witz- mann in Heft 15/2000:

Mangelnde Solidarität

„Der erkrankte Arzt kommt selten mit dem einfa- chen Gebührensatz davon.“

Leider hat der Autor nur all- zu Recht. Es ist schon einige Jahre her, dass ich in einem Leserbrief die Abrechnungs- praktiken unter Kollegen be- klagt habe, die sich nicht mehr an den Prinzipien der interkollegialen Solidarität orientieren. Geändert hat sich nach meiner persönli- chen Erfahrung (mit einer rühmlichen Ausnahme) nichts.

Im Gegenteil: Wer die Li- quidationsmöglichkeit hat, schöpft sie aus, mindestens 2,3fach und mit allen Zif- fern, die abrechnungstech- nisch möglich sind. In die Röhre schauen die Ärzte und Ärztinnen, die nicht zur rech- nungsschreibenden Zunft ge- hören und mit ständig stei- genden PKV-Sätzen belohnt werden. Polemisch gefragt:

Sind die Kollegen die letz- te Patientengruppe, bei der noch zusätzliche Einnah- memöglichkeiten zu entdek- ken waren? Ich habe jeden- falls längst die Hoffnung, dass großzügig und fair miteinan- der umgegangen wird, aufge- geben. Und sogar die Unsitte, die telefonische Terminver- einbarung gleich nach Ziffer eins mit Faktor 2,3 abzurech- nen, ist unter Kollegen ver- breitet. Diese Entwicklung gereicht unserem Berufs- stand nicht gerade zur Ehre!

Dr. med. Martin Strowitzki, Am Tor 19, 66386 St. Ingbert

(3)

Yuppi-Kassen

Zu dem Beitrag „Gesetzliche Kran- kenversicherung: Feldzug gegen die ,Yuppi-Kassen‘“ von Dr. med. Eva A.

Richter in Heft 18/2000:

Besseres Management

Die generelle Ansicht von VdAK und AOK, die Be- triebskrankenkassen seien in unserem Gesundheitssystem bevorzugt, lässt sich anhand unserer Versichertenprofile ad absurdum führen.

Die Versichertengemein- schaft der BKK VOR ORT hat durch geschlossene Be- triebe (Strukturwandel in der Schwerindustrie) eine Alters- struktur und somit eine Mor- bidität und Mortalität, die er- heblich mehr Leistungsaus- gaben mit sich bringen, als VdAK und AOK je erreichen werden.

Trotzdem liegt nun auch nach Fusionen von insgesamt 17 Einzel-Betriebskranken- kassen der Beitragssatz der BKK VOR ORT seit über vier Jahren stabil bei 12,8 Prozent. Mechanismen, wie integrierte Versorgung, strik- te Evaluation von Verordnun- gen (häusliche Krankenpfle- ge), Case- und Disease-Ma- nagement sowie die integrier- te Nutzung von einem Versor- gungsmanagement führen so- mit nicht nur zu einer Kosten- begrenzung, sondern können gleichzeitig die Qualität der Versorgung der Versicherten erhöhen. Unsere älteren und kranken Versicherten wech- seln genauso wenig zu einer der so genannten „Yuppi- Kassen“ wie die der AOK oder des VdAK, sondern su- chen ebenfalls Schutz und ei- ne umfassende Versorgung im Krankheitsfall.

Dieter Göris, BKK VOR ORT, Willy-Brandt-Platz 3, 46045 Oberhausen

50 Prozent der Kassen könnte man schließen

Als Mitglied der im ge- nannten Beitrag geschol- tenen „Yuppi-Kasse“ BKK

„Medikus“ bin ich für ei- nen Beitrag von 10,4 Prozent gut krankenversichert. Meine Kasse unterhält eine Dienst- stelle in Dresden, die alle Versicherungsfragen und An- fragen regelt. Mehr benötige ich, wie die meisten Versiche- rungsnehmer, nicht.

Die großen Primär- und Ersatzkassen unterhalten hin- gegen eine aufgeblasene Verwaltungsbürokratie ein- schließlich MdK in entspre- chenden „Residenzen“, wel- che nur von den Prunk- bauten der Ärztekammern und KVen übertroffen wer- den. Selbstdarstellung und dem Grundanliegen eigent- lich fremde Tätigkeiten be- schäftigen diese Kassen. Die Kassenverwaltung kostet jähr- lich 13,85 Milliarden DM, 48,50 DM pro Patient und Quartal. Dies ist schlicht- weg unnötig und unökono- misch.

Ein Mitarbeiter der AOK betreut 350, ein BKK-Mit- arbeiter durchschnittlich 475 Mitglieder mit dem Ergebnis, dass die BKK ihre Beiträ- ge niedrig halten kann. Die großen Kassen vermeiden es tunlichst, über diesen As- pekt ihrer finanziellen Mise- re zu sprechen. Sicher könn- te man 50 Prozent der Kas- sen schließen, ohne dass ein Versicherungsnehmer dies bei richtiger Organisation be- merkt.

Dann hätten wir das gol- dene Zeitalter der niedrigen Beiträge.

Dr. med. Jürgen Fege, Haupt- straße 8, 09618 Brand-Erbis- dorf

Bezahlung nicht kostendeckend

Wie auch bei Ihnen, unter- schlägt die gesamte Bericht- erstattung zu den Billigkassen folgende Tatsache:

Einige Krankenkassen be- zahlen den Ärzten deutlich niedrigere Honorare und können deshalb billiger sein.

So zahlt die Barmer Ersatz- kasse eine Kopfpauschale von 267,89 DM, die AOK immer noch 196,67 DM, die

(4)

„Yuppi-Kasse“ BKK Ver- kehrsbau Union nur 102,21 DM. Kopfpauschale bedeu- tet: der Betrag, den die Kran- kenkasse pro Hauptversi- cherten für drei Monate für alle ambulanten ärztlichen Leistungen zur Verfügung stellt. Für eine Familie mit ei- nem Hauptversicherten und zwei Kindern erhält ein Arzt pro Patient von der BKK Verkehrsbau Union also 25,56 DM pro Patient pro drei Monate – wenn er das Glück hat, dass die Familie nicht noch andere Ärzte besucht.

(alle Zahlen aus Berlin vom März 2000).

Bei dieser Bezahlung brauchen Ärzte gar nicht mehr zu arbeiten – damit sind nicht einmal die Kosten ge- deckt.

Dr. med. Andreas Lindner, Residenzstraße 112, 13409 Berlin

Umweltmedizin

Zu den Leserbriefen „Leider nicht an- erkannt“ von Med.-Rat Dr. med.

Kretschmer und „Andere Diagnosen“

von Dr. med. Susanne Bornschein in Heft 19/2000:

Mangel an Wissen

Da die Ergebnisse der Umweltmedizin in der Regel keinen Eingang in die Fach- publikationen der entspre- chenden Disziplinen finden, ist es kein Wunder, dass bei den Kollegen in den selten- sten Fällen umweltmedizini- sches Wissen anzutreffen ist.

Darüber hinaus wird die Rea- lität von Umwelterkrankun- gen und -vergiftungszustän- den geradezu aus dem Be- wusstsein der Mediziner als etwas total Verrückt-Exoti- sches, an das man weder den- ken noch glauben mag, ver- drängt.

So werden diese Krank- heitszustände aufgrund der Ignoranz und der unbewuss- ten Aversion der Ärzte ätio- logisch nicht entlarvt. Die Pa- tienten erhalten in der Regel keine ärztliche Hilfe. Auch bei Entdeckung der Ursachen ist ihr Kampf um Anerken-

nung der Leiden völlig ver- geblich.

Frau Dr. Bornschein möchte ich an dieser Stelle fragen, auf welche Weise um- weltmedizinisch bedingte Er- krankungen bei ihrer Klientel ausgeschlossen werden.

Dr. med. Susanne Laur, Kranzbergstraße 16, 86316 Friedberg-Wulfertshausen

Standesvertretung

Zu dem Beitrag „Grundsätzliches zur Politikfähigkeit der verfassten Ärzte- schaft“ von Ekkehard Ruebsam-Simon in Heft 18/2000:

Mit den Kassen direkt verhandeln

Ich danke für die Veröf- fentlichung dieses ausge- zeichneten Aufsatzes, in dem der Autor in selten treffen- der Weise die Situation der niedergelassenen Ärzteschaft geschildert hat. Die Ohn- macht unserer so genannten Standesvertreter in der KV hat tatsächlich etwas mit ihrer

„obrigkeitsstaatlichen“ Hal- tung zu tun . . .

Von einer KV, die solida- risch zu ihren Mitgliedern steht, würde ich erwarten, dass Politikern und Kranken- kassen entschlossen die Stirn geboten würde, zum Beispiel indem der Versorgungsauf- trag zurückgegeben wird. Dies würde allerdings Mut er- fordern. Stillschweigend wird zugesehen, dass immer mehr Kollegen in wirtschaftliche Not geraten. Vor zwei Jah- ren habe ich erstmals vage Gerüchte vernommen, dass es einzelne Kollegen geben soll, die ihre Praxis schlie- ßen mussten. Seit einem Jahr kenne ich persönlich drei Kollegen in meiner Umge- bung, die dieses Schicksal ereilt hat. Vor zwei Wochen war es so, dass ein guter Freund und Kollege mich in seiner Verzweiflung um fi- nanzielle Unterstützung ge- beten hat.

Wie weit soll es noch kommen? Warum überneh- men wir niedergelassenen

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Ärzte nicht selbst die Initiati- ve? Brauchen wir wirklich ei- ne KV, die Leistung bestraft und nur dem Untüchtigen und dem Mittelmaß dient?

Warum können wir uns als Freiberufler nicht selbst ver- walten?

Wenn uns das Recht zuge- standen wird, dass wir als vo- gelfreie Unternehmer in die Pleite treiben können, dann soll uns auch das Recht zu- gestanden werden, über die Vergütung unserer Leistun- gen mit den Kassen selbst zu streiten.

Dr. med. Paul Sanker, Box- graben 99, 52064 Aachen

Mehr hiervon

Dieser Artikel war das standespolitisch Beste, das ich seit Jahren in Ihrer KBV- hörigen Publikation gelesen habe.

Warum bringen Sie nicht mehr hiervon?

Wolfgang Küster, Darmstäd- ter Straße 1, 64354 Rein- heim/Odenwald

Ärztetag

Zu dem Bericht über die Eröffnungs- veranstaltung des 103. Deutschen Ärztetags „Entschiedene Standpunk- te“ von Dr. Thomas Gerst in Heft 19/2000:

Gebündelte Ahnungslosigkeit

Die Probleme umlagefi- nanzierter Sicherungssyste- me werden durch Beitrags- satzstabilität immer proble- matischer. Der Gesetzgeber weiß es, kann es aber nicht zugeben. Eigenverantwortung oder vermehrte Selbstbetei- ligung bei Inanspruchnah- me ärztlicher Leistungen ist schon der richtige Weg, diszi- pliniert sie überflüssige auf- wendige Untersuchungs- und Behandlungsverfahren (Dop- peluntersuchungen, überflüs- sige Operationen, Original- präparate).

Pauschalierung/Budgetie- rung/Rationierung ist der

falsche Weg. Die Bezahlung ärztlicher Leistungen nach Kopfpauschalen war so lange genehm, wie das Budget zu hoch bemessen war. Die Pro- bleme geringer Kopfpauscha- len mit Perversion durch vir- tuelle Krankenkassen und Ri- sikostrukturausgleich bringt das vielfältige Krankenkas- sen(un)wesen durch Pseudo- wettbewerb ans Ende des Machbaren.

Stand die Qualität des Sy- stems bisher nicht zur Dispo- sition, so ist durch Budgetie- rung die Qualität nun nicht gefährdet, sondern schon ge- sunken. Als schlichter Lei- stungserbringer muss man sich in Analogie zu Richter- Reichhelm fragen, ob die da oben noch wissen, was sie tun.

„Wir akzeptieren keine Bud- getierung“, wer ist für das Praxisbudget verantwortlich?

Die KBV. „Wir müssen weg von der Handwerkergebüh- renordnung“ (Hess). Wir ha- ben eine solche Gebühren- ordnung nie gehabt. Richter- Reichhelm: „Praxisbudget hat nichts mit Rationierung zu tun, das haben Sie falsch ver- standen, Herr Kollege. Da- durch soll der Punktwert sta- bilisiert werden.“ Und was ist passiert?

Rückwirkende Budgetie- rung, EBM-Reformen ge- scheitert, auch dem neuen EBM wird Gleiches widerfah- ren. Laborreform, Honorar- verteilungssysteme, (Hin-) Richtungsgrößen und rechts- widrige Kollektivregresse, ICD und ICPM, alles willkür- liche Maßnahmen zur Qua- litätseinschränkung.

Auch Standespolitiker wissen nicht, was sie tun.

Aber sie wollen ihre lukrati- ven Posten behalten, die nächsten KV-Wahlen lassen grüßen. Wer lädt eigentlich Frau Fischer zu derartigen Veranstaltungen ein? Seeho- fer hat in seiner Zeit der Zu- ständigkeit nichts dazu ge- lernt, jetzt gebündelte Ah- nungslosigkeit – vielleicht ei- ne Grundvoraussetzung für Lernfähigkeit?

Dr. med. Wolf-Jürgen Schwerdtner, Ostpreußen- damm 139, 12207 Berlin

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