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Archiv "Gesundheitspolitik: Vilmar fordert Solidarität und Eigenverantwortung" (04.12.1998)

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rundlegende Reformen brau- chen Zeit. Weil Prof. Dr.

med. Karsten Vilmar das weiß, nimmt er das Vorschaltgesetz der neuen Bundesregierung so, wie es gemeint ist: als ein reines Kosten- dämpfungsgesetz. Bei einer Presse- konferenz anläßlich der Medica in Düsseldorf verwies der Präsident der Bundesärztekammer auf eine Paral- lele zu Horst Seehofer: „Auch der vorherige Bundesgesundheitsminister hatte zu Beginn seiner Amtszeit zunächst eine Vollbremsung gemacht, dann aber im Dialog mit allen Be- teiligten das Prinzip ,Vorfahrt für die Selbstverwaltung‘ entwickelt.“

Daß Andrea Fischer in dieser Hinsicht ähnlich vorgehen könnte, hält Vilmar für denkbar. Ein erstes Gespräch mit der neuen Bundesge- sundheitsministerin habe jedenfalls

„in einer sehr offenen Arbeitsatmo- sphäre“ stattgefunden, was die Hoff- nung nähre, den Dialog zwischen der Ärzteschaft und der Politik konstruk- tiv fortsetzen zu können.

Verständnis für stabile Beiträge nicht grenzenlos

Vilmars Verständnis für das „po- litische Ziel der Beitragssatzstabi- lität“ ist nicht grenzenlos. Auf Dauer müsse nämlich der Versorgungsbe- darf der Patienten maßgebend sein.

Und der vertrage sich nicht unbe- dingt mit dem Prinzip der Budgetie- rung – sei es ein sektorales oder ein globales Budget. Prof. Vilmar: „In dem Gespräch mit der Ministerin ha- ben wir deutlich gemacht, daß die vorgesehene sektorale Budgetierung der Dynamik des medizinischen Ge-

schehens und der Bevölkerungsent- wicklung hin zu einer Gesellschaft des langen Lebens nicht gerecht werden kann.“ Der Präsident der Bundesärztekammer ist überzeugt, daß die Gesetzliche Krankenversi- cherung ohne ein Gleichgewicht von Solidarität und Eigenverantwortung langfristig nicht überleben kann. Dar- aus folgen zwei zentrale Forderun- gen: Abschied von der „Vollkasko- mentalität“ und „endlich eine wirkli- che Strukturreform“.

Reden über die große Strukturreform

Über die Reform werde zu reden sein, hatte Ministerin Fischer beim DÄ-Forum auf der Medica angedeu- tet (Deutsches Ärzteblatt, Heft 48, Leitartikel). Was dabei auf jeden Fall zur Sprache kommen muß, listet Prof.

Vilmar schon jetzt auf:

> Steuerfinanzierte, staatlich ad-

ministrierte oder rein marktwirt- schaftlich ausgerichtete Systeme führen entweder zur Rationierung von Gesundheitsleistungen oder zur Selektionierung von Patienten.

> Hausarzttarife können eine

entlastende Wirkung entfalten. Pri- märarztsysteme oder Einkaufsmodel- le der Krankenkassen hingegen näh- men dem Patienten gerade dann die Möglichkeit der freien Arztwahl, wenn sie für ihn am wichtigsten sei.

> Der stationäre Sektor leide

nach wie vor unter antiquierten Ver- waltungsstrukturen, einem zu starken Bezug der Investitionsförderung auf die Zahl der Betten sowie teilweise an fehlender Verläßlichkeit in der Kran- kenhausplanung der Bundesländer.

> Die Struktur des ärztlichen

Dienstes im Krankenhaus bedürfe ei- ner grundlegenden Reform. Immer noch verhinderten anachronistische Hierarchiestrukturen und das weit- reichende Direktionsrecht die Opti- mierung der Patientenversorgung.

Den mündigen Patienten sollten aber endlich auch im Krankenhaus Ärzte als persönliche Partner zur Seite ste- hen können, etwa nach dem Prinzip des Teamarzt-Modells.

> Eine generelle Öffnung der

Krankenhäuser für die ambulante Versorgung sei unnötig, da die ambu- lante fachärztliche Versorgung durch niedergelassene Fachärzte für den überwiegenden Teil der Versorgungs- notwendigkeiten eine hervorragende Lösung darstelle.

Vilmar setzte sich erneut für eine Begrenzung der Studentenzahlen in der Medizin ein. Mehr denn je erfor- dere die Differenzierung und Spezia- lisierung lebenserfahrene Kranken- hausärzte in Dauerstellung. Schon jetzt hätten dagegen die meisten Ärz- te nur noch befristete Arbeitsverträge – und eine Niederlassung scheide in vielen Fällen wegen der Zulassungs- sperren aus. Vilmar: „Das führt zu hochqualifizierten Arbeitslosen.“

Mit Nachdruck wandte sich der Präsident der Bundesärztekammer schließlich gegen das Übermaß an Reglementierung im Gesundheitswe- sen, vor allem im ambulanten Be- reich. So stünden beispielsweise Ver- gütungssysteme, die nicht leistungs- gerecht sind, die Zulassungsbe- schränkungen und die Altersgrenze für Vertragsärzte im völligen Wider- spruch zu einem freien, am Patienten ausgerichteten System der ambulan- ten Versorgung.

„Vielerorts sind Kliniken und Krankenhäuser die größten Arbeitge- ber“, sagte Prof. Vilmar. „Eine Praxis schafft im Durchschnitt vier bis fünf weitere Arbeitsplätze. Nahezu 4,2 Millionen Erwerbstätige sind im Ge- sundheitswesen beschäftigt. Dennoch müssen die Patienten und die An- gehörigen der Gesundheitsberufe un- ter dem Moloch der Bürokratisierung und Überreglementierung leiden.“

Das Ziel der großen Strukturreform müsse also ein bürgernahes, leistungs- fähiges und bezahlbares Gesundheits- wesen sein. Josef Maus A-3104 (16) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 49, 4. Dezember 1998

P O L I T I K AKTUELL

Gesundheitspolitik

Vilmar fordert Solidarität und Eigenverantwortung

Der Präsident der Bundesärztekammer sieht in der

Dialogbereitschaft der neuen Bundesgesundheitsministerin die Chance zu einer gemeinsamen Strukturreform.

G

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