• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Weltärztebund: Drei Mal China" (12.10.1989)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Weltärztebund: Drei Mal China" (12.10.1989)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Weltärztebund: Drei Mal China

• 111111111111111111111k

Einstimmig hat die 41. Generalversammlung des Weltärztebundes in der letzten Septemberwoche in Hongkong zwei neue Mitglieder aufgenommen: Sie akzeptierte das Beitrittsgesuch der polnischen Ärzteorganisation und das der „Chinese Medical Association P. R. C". Letzteres wenige Monate nach den blutigen Ereignissen auf dem „Platz des Himmlischen Friedens" in Peking - „Ereig- nisse", die man in Hongkong schlicht als „Massaker" bezeichnet!

1111111111111111111BMINIK„

gemeinärzten/praktischen Ärzten und Internisten getätigt. Dabei gibt es deutliche Unterschiede und ein Stadt-Land-Gefälle. So werden in Hannover/Land nur halb soviel Arz- neimittel verordnet wie in der Stadt Hannover selbst.

Dr. med. Karl-Heinz Kimbel, Geschäftsführer der Arzneimittel- kommission der deutschen Ärzte- schaft, Köln, berichtete: Der Ver- ordnungsumsatz der Gynäkologen, HNO-Ärzte, Augenärzte und Ortho- päden lag 1988 zwischen 60 000 und 70 000 DM je Arzt. Die Chirurgen ka- men mit 20 000 DM pro Jahr aus. Die Gruppe der Urologen, Hautärzte und Nervenärzte lag dagegen zum Teil deutlich über 100 000 DM/Jahr bei den Arzneimittelverordnungen. Sie kommen dabei in den Bereich der Kinderärzte, erreichen jedoch bei weitem nicht die Gruppe der Allge- meinärzte, die sich inzwischen der 500 000-DM-Verordnungsgrenze nä- hern.

• Künftig werden sich die Kran- kenkassen verstärkt auf die Kontrolle der Mengenentwicklung und der Strukturkomponenten konzentrie- ren, wie der Geschäftsführer des Verbandes der Angestellten-Kran- kenkassen/Arbeiter-Ersatzkassen, Dr. med. Eckart Fiedler, Siegburg, vor der Bonner Pressekonferenz be- tonte. Die Arzneimittel-Festbeträge müßten schleunigst durch Richtgrö- ßen ergänzt werden, die dem Arzt ei- nen Bezugspunkt für das Volumen der von ihm verordneten Arzneimittel geben. Die Richtgrößen müßten aber nicht als drakonische Sanktionsmaß- nahme, sondern vielmehr als Instru- ment der Orientierung und einer dar- auf aufbauenden Beratung verstan- den werden. Denkbar wäre eine Bo- nus-Malus-Regelung, so Fiedler. Soll- te dies nicht „fruchten", müsse eine Wirtschaftlichkeitsprüfung gezielt eingeleitet werden. Den Krankenkas- sen schwebt dabei eine Stichproben- regelung ä la Bayern vor, bei der 2 Pro- zent von mehr als 10 000 bayerischen Ärzten stichprobenmäßig „durch- leuchtet" werden. Dr. Harald Clade

Ulrich Schwabe/Dieter Paffrath (Hrsg.): Arznei- verordnungs-Report '89, herausgegeben vom Wissenschaftlichen Institut der Ortskrankenkas- sen (Band 5), Gustav Fischer-Verlag, Stuttgart, New York, 1989, kartoniert, 568 Seiten, zahlrei- che Tabellen, 32 DM

N

un gibt es also drei chinesi- sche Mitglieder im Weltärz- tebund: die „Chinese Medi- cal Association" aus Taiwan, die es akzeptiert hat, daß sie im Weltärzte- bund den Zusatz „Taipei" führt (nachdem ihre Regierung eine ähn- liche Regelung für ihre Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Se- oul akzeptiert hatte, mußten die Ärzte das auch hinnehmen). Und dann gibt es noch die Hongkong Me- dical Association, die fast ausschließ- lich aus chinesischen Ärzten besteht

— die wenigen britischen Ärzte in Hongkong sind in der British Medi- cal Association, Hongkong Branch.

Alle Welt war nach den Tienan- men-Schüssen konsterniert, brach Beziehungen ab. Und was tut der Weltärztebund? Als sei nichts ge- schehen?

Es ist ein glücklicher Zufall, daß dieser Beschluß gerade in Hongkong gefaßt werden konnte. Von nahem sieht man vieles deutlicher.

Als vor einem Jahr die ungari- schen Kollegen ihren Beitrittsantrag stellten, kam der bei der Generalver- sammlung in Wien (sic!) deswegen durch, weil es nicht mehr die bisher im Ostblock übliche „Gesundheits- gewerkschaft" war, in der vom Chef- arzt bis zum Pförtner jeder Mitglied ist, sondern ein Verband der ärzt- lich-wissenschaftlichen Fachgesell- schaften. Und genau das haben die chinesischen Ärzte auch getan: Die Chinese Medical Association ist, auf

Wissenschaft begründet, eine Ärz- teorganisation (und auch sie haben einen Zusatz akzeptiert, nämlich die Buchstaben P. R. C. für „People's Republic of China"). Weil diese Or- ganisation also primär Wissenschaft betreibt, ist sie von der Politik aus- reichend weit entfernt, um die Sat- zungsbestimmungen des Weltärzte- bundes zu erfüllen. Entfernt, so weit man sie läßt: Die Frage ist natürlich die, ob die Entwicklungen, die seit dem Sturz der „Viererbande" sich ereignet haben, inzwischen irreversi- bel sind. Das englischsprachige „Chi- nese Medical Journal" hat jedenfalls seitdem keine fettgedruckten Mao- Zitate mehr; außer ein paar gesund- heitspolitischen Nachrichten gibt es in der Zeitschrift keine Politik mehr.

Die Mitgliedschaft in einem Verein kostet meistens Geld, und beim Weltärztebund ist es nicht an- ders. Ein Mitgliedsverband gibt eine Mitgliederzahl an, die nicht notwen- digerweise vollständig sein muß — nach dieser Zahl richten sich der Beitrag von 2,50 Schweizer Franken pro gemeldetes Mitglied und das Stimmrecht. Und wer 50 000 Mitglie- der anmeldet, hat automatisch einen Vorstandssitz. Soweit man weiß, wol- len die Festlands-Chinesen so viele Mitglieder anmelden, daß sie diesen Vorstandssitz sicher haben. Also müssen sie mindestens 125 000 Fran- ken zahlen — und das können sie nicht. Sie haben zwar das Geld, aber sie können es nicht konvertieren und auf die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (wo Schatzmeister Prof.

Sewering das meiste Geld hinlegt) überweisen.

Das jedoch ist nichts Neues. Aus Indonesien, von den Philippinen, ja

I Von

der Politik ausreichend entfernt

A-2936 (24) Dt. Ärztebl. 86, Heft 41, 12. Oktober 1989

(2)

sogar aus Spanien kommt auch kein Fränkli in München an. Diese Mit- gliedsverbände haben bei einer hei- mischen Bank ein Konto des Welt- ärztebundes eingerichtet, auf das sie in heimischer Währung einzahlen Und wenn in dem jeweiligen Land etwas los ist, womit der Weltärzte- bund zu tun hat, dann kann dieses Geld im Lande benutzt werden, zum Beispiel für Vorstandssitzungen oder, wie in Indonesien, für das Pro- jekt des Weltärztebundes für die Ge- sundheitsvorsorge für Mutter und Kind (hier zusammen mit einigen in- ternationalen Organisationen).

Einhundertfünfundzwanzigtau- send Fränkli, deponiert in Peking (pardon: Beijing) — das sammelt sich an. Prof. Sewering wird bald schräge Augen bekommen, und irgendwann wird der Weltärztebund sich in Chi- na versammeln müssen, weil dort ein Vermögen liegt . . . Aber das ist nur ein Problem am Rande. In der Re- gion ist heute einiges los.

1997 soll Hongkong an China fallen; manche sagen „zurückfallen", aber das stimmt nur zum Teil: Die eigentliche Insel Hong Kong (so ist es chinesisch richtig geschrieben) und der vorderste Zipfel der Halbin- sel Kow Loon sind einmal „auf Ewig- keit" abgetreten worden. Ob das we- gen des Opiums moralisch war, ist ei- ne andere Frage. Auf 99 Jahre ge- pachtet wurden 1898 die „New Terri- tories", und nur diese Pacht läuft 1997 ab. Allerdings: Das kann man heute nicht mehr auseinanderdivi- dieren. Wenn die „Boundary Road"

zwischen Kow Loon und den New Territories Grenze werden sollte, dann wäre das mindestens solch eine Groteske wie die Berliner Mauer.

Die Zahl 1997 ist eine magische

— man hört sie in Hongkong immer wieder. Sie ist heute das Symbol für Unsicherheit, insbesondere nach den Juni-Schüssen in Peking. Viele Hongkong-Bürger suchen eine Mög- lichkeit der Emigration — Kanada ist bevorzugtes Ziel, und Singapur betä- tigt sich als „Abwerber". Das Wort

„Brain Drain" geht um. Und das ganz besonders im Gesundheitswe- sen. In den „Government Hospitals"

in Hongkong entstehen mehr und mehr Probleme, weil Ärzte und Schwestern auswandern; es heißt,

daß es schon zehn Prozent seien.

Das sind Größenordnungen, die hö- her sind als die Wanderung von Ost- nach Westdeutschland! (Über die wird übrigens in Hongkong in Zei- tungen und Fernsehen detailliert be- richtet). Trotzdem ist die (Kolonial-) Regierung erstaunlich hartleibig, wenn es um bessere Bezahlung geht

— Verhandlungen darüber sind zur Zeit in einer Sackgasse. Stattdessen wird erwogen, medizinische „Gastar- beiter" anzuwerben — aber woher?

Gibt es in Hongkong Chancen für junge deutsche Ärzte? Etwa parallel zu den Weiterbildungsmöglich- keiten, die ihnen heute in Großbri- tannien geboten werden? Das sollte geprüft werden. Der medizinische Standard ist dem in Großbritannien durchaus vergleichbar.

Andererseits: Der Gouverneur, Sir William Davis, erschien höchst- persönlich beim Weltärztebund zur Eröffnung der Sitzung. Und man hatte den Eindruck: Er weiß, worauf es ankommt Nämlich darauf, in den verbleibenden Jahren so viele Tatsa- chen zu schaffen, daß Hongkong sich auch als chinesische Provinz behaup- ten kann unter dem Motto: Ein Staat, zwei Systeme. Zur Zeit gibt es hinsichtlich der Zukunft eine Ver- trauenskrise. Aber das muß nicht un- bedingt andauern; auch im „Main- land China" gibt es ja Entwicklungen und Veränderungen, und ein richti- ger Konfuzianer ist da Optimist und Pessimist zugleich. Sir Williams Prio- rität ist: Ausbildung, Ausbildung und nochmal Ausbildung. Auch in der Medizin - Neben den beiden existie- renden Universitäten ist die Grün- dung einer dritten medizinischen Hochschule ins Auge gefaßt. Der Standard dafür ist und bleibt bri- tisch. Hier ist zu erwähnen, daß Hongkongs Gesundheitsindikatoren

— Lebenserwartung und Säuglings- sterblichkeit — in der Spitzengruppe der industrialisierten Welt liegen.

Für einen Reporter ist in sol- chen Situationen das Gespräch mit dem „Normalbürger" aufschluß- reich. Der Berichterstatter brauchte

sich nicht auf den meist herangezo- genen Taxifahrer zurückzuziehen.

Er bezieht sich auf einen Schneider, den er seit 15 Jahren kennt — einen Inder mit chinesischem Kompagnon.

Seine Ware ist heute so gut und preiswert wie damals. Anders als 1975 muß der deutsche Kunde („ich nehme auch Eurochecque!") sich heute beim Maßnehmen einem poli- tischen Gespräch stellen. Dieser Hongkong-Inder weiß genau, was sich in der Gorbatschow-SU, in Un- garn, in Polen, auch in der DDR ab- spielt; er braucht von seinem europä- ischen Kunden nicht Informationen, sondern begründete Wertungen.

Nichts mehr ist, wie es war. Und er sagt schließlich: Wer weiß — viel- leicht ist es nicht China, das Hong- kong verändert, sondern Hongkong, das China verändert . . . Es sind noch acht Jahre .. .

Von Hongkong nach Kanton ist es nicht weit. Snobs fliegen, wobei sie Verspätungen in Kauf nehmen, die länger sind, als die Bahnfahrt dauert. Die Provinz Kanton war auf dem Weg, sich zu einer reichen, in- dustrialisierten, Handel treibenden, prosperierenden Region zu entwik- keln. Jetzt gibt es einen Rückschritt, weil ihre Repräsentanten in Peking in Ungnade gefallen sind. Das wird aber sicher nicht lange anhalten — und Hongkong gehört zu dieser Re- gion. Ohne Hongkong wäre die Pro- sperität von Kanton nicht denkbar.

Genau das berechtigt zu der Frage:

Wer verändert wen?

Zurück zum Weltärztebund: Ne- ben Jugoslawien (nicht im Block, aber kommunistisch) sind nunmehr drei „Ostblock-Staaten" — das heißt:

ihre ärztlichen Organisationen — im Weltärztebund: Polen, Ungarn, Chi- na. Wenn man sich in diesem Be- reich umschaut, bleibt eigentlich nur noch ein potentieller Bewerber üb- rig: die Sowjetunion selbst. Es gibt Anzeichen, daß sich die Ärzte dort im Rahmen ihrer Perestroika aus der Gewerkschaftsumarmung lösen möchten.

Es gibt dreimal China im Welt- ärztebund. Zwar hätten wir am lieb- sten

ein Mal (ganz) Deutschland

—aber: Selbst zwei Mal Deutschland, als zweitbeste Lösung, ist nicht in Sicht . . . bt

I Gründung einer dritten Medizin-Hochschule

Dt. Ärztebl. 86, Heft 41, 12. Oktober 1989 (25) A-2937

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Als Ärzte wissen wir durchaus, daß es einige Patienten gibt, die unter Zwang in psychiatrischen Abtei- lungen festgehalten werden müs- sen, weil sie so krank sind,

Der Präsident der Bundesärzte- kammer, Dr. Karsten Vilmar, hob in seinem Beitrag die Bedeutung der im Genfer Gelöbnis kodifizierten ethi- schen Normen als Grundlage ärztli-

Was Eltern für die Ge- sundheit ihrer Kinder tun können, steht im „Komplet- ten Vorsorgeplan" der Akti- on Sorgenkind Diese 144sei- tige Broschüre informiert zum Beispiel über

Jene alternative Anlage- form muß aber nicht notwen- digerweise eine Kapitalle- bensversicherung sein.. Es gibt rentablere Anlageformen, die auch unter Liquiditätsge-

Runeninschriften, Steinreli- efs und Grabfunden, zum Teil auch aus den Sagas konnte diese Epoche Norwegens lückenlos rekonstruiert wer- den und wurde im „Viking- landet“

Die private Reederei ist übrigens stolz darauf, daß sie in 20 Jahren noch keinen ein- zigen Tag durch Streik verlo- ren hat (Deutschland-Reprä- sentanz: Georgenstr. Wer

Bei- spiel: Lautet eine Police mit laufendem Beitrag auf Schweizer Franken, erwar- tet der Kunde jedoch auf mittlere Sicht einen schwä- cheren Dollar, springt er auf das

Nach fünf Monaten war bei den Käsen mit einem zunehmenden Anteil ein Mal gemolkener Milch der Wassergehalt tendenziell leicht höher als bei den Kontroll- käse (Tab.. Gleichzeitig