A 292 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 112|
Heft 7|
13. Februar 2015DIABETESMANAGEMENT
Ein Mal pro Woche ist genug
Der GLP-1-Rezeptor-Agonist Dulaglutid hat eine Halbwertzeit von vier bis fünf Tagen.
Damit muss er nur einmal wöchentlich appliziert werden, was die Behandlung für Diabetespatienten erheblich vereinfacht.
Z
ur Verbesserung der glykämi- schen Kontrolle von Erwach- senen mit Typ-2-Diabetes wurde im November 2014 Dulaglutid zuge- lassen. Der neue GLP-1-Rezeptor- Agonist hat eine Halbwertzeit von vier bis fünf Tagen und muss des- halb nur einmal wöchentlich subku- tan verabreicht werden.Dulaglutid (Trulicity®) ist ein rekombinantes GLP-1-Fc-Fusions- protein und wirkt als GLP-1-Rezep- tor-Agonist bei Einmalgabe eine ganze Woche. Es wurde als Kombi- nationspartner für andere Antidia- betika einschließlich Insulin zuge- lassen, wobei eine Dulaglutiddosis von 1,5 mg einmal wöchentlich empfohlen wird. Bei Patienten ab 75 Jahren kann die Gabe von nur 0,75 mg in Betracht gezogen wer- den. Zudem kann Dulaglutid bei Patienten mit Metformin-Unverträg- lichkeit als alleinige Therapie an - gewendet werden. Hier werden re - gulär 0,75 mg einmal wöchentlich empfohlen.
Prof. Dr. med. Michael Nauck, Diabetologe aus Bad Lauterberg, nannte bei einem von Lilly unter- stützten Pressegespräch im Rah- men der Deutschen-Diabetes-Ge- sellschaft-Herbsttagung einige Vor- teile des neuen Präparats: „Die lan- ge Halbwertzeit erlaubt eine beque- me, nur einmal wöchentliche Injek- tion – immer am gleichen Tag, etwa vor einer Lieblingsfernsehsendung.
Die Anwendung ist unabhängig von der Tageszeit oder von Mahlzeiten, Bewegung und dem aktuellen Blut- zuckerwert möglich.“ Zudem sei der Anteil der renalen Eliminierung minimal, und die Grundstruktur des Moleküls auf Basis von IgG4 sorge für eine geringe Immunogenität.
Dulaglutid wird als gebrauchs- fertige Lösung in einem Einmal- Pen mit 0,75 mg oder 1,5 mg Sub- stanzmenge angeboten. Das Medi-
kament wird auf Knopfdruck frei- gesetzt; die Nadel ist im Pen ver- borgen und damit für den Patienten weitgehend unsichtbar. „Das ist hilfreich für Patienten, die zwar keine ausgeprägte Nadelphobie ha- ben, einer injizierbaren Therapie aber trotzdem zunächst skeptisch gegenüberstehen“, betonte die Psy- chologin Susan Clever aus Ham- burg. Prof. Dr. med. Baptist Gall- witz, Diabetologe aus Tübingen, er- gänzte: „In einer Studie zur Benut- zerfreundlichkeit fanden 99,1 Pro- zent der befragten Patienten die Anwendung des Pens einfach, und 96,7 Prozent wollten ihn behalten.“
Dulaglutid in fünf Studien bei HbA
1c-Reduktion überlegen
Gallwitz präsentierte die Daten der zulassungsrelevanten Phase-III-Stu- dien AWARD-1 bis -6. In Bezug auf den primären Endpunkt, die HbA1c-Reduktion, war Dulaglutid 1,5 mg in fünf der sechs Studien der jeweiligen aktiven Vergleichssub- stanz überlegen und in einer Stu- die gleichwertig. Und Dulaglutid 0,75 mg zeigte Überlegenheit in vier Studien und Nichtunterlegen- heit in einer weiteren.So wurden in AWARD-2 Dula- glutid und Insulin glargin miteinan- der verglichen, Hintergrundtherapie waren Metformin und Glimepirid.
Der HbA1c-Wert sank unter Dula- glutid 1,5 mg versus Insulin glargin in 52 Wochen um 1,1 Prozent ver- sus 0,6 Prozent. In AWARD-5 wur- den die Patienten mit Dulaglutid versus Sitagliptin behandelt, zu- sätzlich zu Metformin. Hier wurde der HbA1c-Wert in 52 Wochen unter Dulaglutid 1,5 mg versus Sitaglip- tin um 1,1 Prozent versus 0,4 Pro- zent reduziert.
Auch im Vergleich mit anderen GLP-1-Rezeptor-Agonisten schnitt die neue Substanz gut ab: Dula -
glutid 1,5 mg senkte versus zwei- mal täglich Exenatide in AWARD-1 innerhalb von 26 Wochen den HbA1c-Wert um 1,5 Prozent versus 1,0 Prozent. In AWARD-6 verrin- gerten Dulaglutid 1,5 mg versus Li- raglutid 1,8 mg den HbA1c-Wert in 26 Wochen um durchschnittlich 1,42 Prozent versus 1,36 Prozent;
hier zeigte sich Dulaglutid 1,5 mg gegenüber dem Komparator nicht- unterlegen. In beiden Gruppen er- reichten 68 Prozent der Patien- ten ihren HbA1c-Zielwert. Gas- trointestinale Ereignisse kamen mit 36 Prozent in beiden Gruppen gleich häufig vor; symptomatische Hypoglykämien wurden unter Du- laglutid etwas seltener beobach- tet mit 0,1 versus 0,3 pro Patient und Jahr.
„Bei unzureichender Blutzucker- kontrolle sind 62 Prozent der Pa- tienten motiviert, die Therapie zu wechseln. 63 Prozent fragen nach neuen Optionen“, sagte Nauck. Ein Einstieg in die GLP-1-Therapie mit nur ein Mal wöchentlicher Gabe von Dulaglutid könne Patienten mit unzureichender Blutzuckerkontrol- le helfen, ihre Glukosewerte in den
Griff zu bekommen.
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Simone Reisdorf
Quelle: Pressekonferenz „Eine neue Option für den Einstieg in die GLP-1-Therapie“, in Leipzig, im Rahmen der DDG-Herbsttagung, Veranstalter: Lilly
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