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Archiv "Umfrage zur Patienteninformation: „Was man schwarz auf weiß besitzt . . .“" (09.04.1999)

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Sicherheitsprüfung und Wirksam- keitsanalyse geforderte Effektivität unter Idealbedingungen ermittelt wird, die in der Anwendungspraxis aller- dings nur selten zu erreichen ist. Das liegt auch an den Unterschieden in der Qualifikation der Anwender. Der Rat empfiehlt die Etablierung von Verfahren zur Fortschrittsbeurtei- lung, die neben der Wirksamkeit auch die Bedürfnisse der Patienten/ Versi- cherten und die Argumente der Zah- ler (Kassen) berücksichtigen. Für die Steuerung des sogenannten Fort- schrittzyklus und insbesondere der Diffusion des Fortschritts ist die Auf- nahme in den Leistungskatalog von immer noch zunehmender Bedeu- tung. Health-Technology-Assessment (HTA) ist als Programm geeignet, Entscheidungen über fortschrittliche Technologien zu objektivieren. Der Rat empfiehlt die Förderung dieses wissenschaftlichen Ansatzes (1997, Nr. 170 ff.).

Ein Sonderproblem stellen in diesem Zusammenhang die Univer- sitätsklinika (1997, Nr. 181) dar, bei denen eine größere Transparenz für die duale Finanzierung gefordert wird, das heißt für die Krankenversor- gung durch die Krankenkassen sowie für Lehre und Forschung durch den Landeszuschuß (Investitionen Bund und Land je zur Hälfte). Den Univer- sitätsklinika wird empfohlen, ihre in- dividuelle Leistung transparent dar- zustellen (strukturierter Leistungsbe- richt; 1997, Nr. 188), um eine lei- stungsgerechte Finanzierung insbe- sondere auch ihrer Besonderheiten in der Krankenversorgung einschließ- lich ihrer poliklinischen Leistungen zu erreichen (1997, Nr. 187 ff.). Es sollte darüber hinaus auch die Mitwirkung der GKV bei der Finanzierung der kli- nischen Forschung und Versorgungs- forschung geklärt werden.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärztebl 1999; 96: A-910–914 [Heft 14]

Anschrift des Verfassers

Prof. Dr. med. Dr. med. h. c.

Peter C. Scriba

Direktor der Medizinischen Klinik Klinikum Innenstadt der

Ludwig-Maximilians-Universität Ziemssenstraße 1, 80336 München

A-914 (38) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 14, 9. April 1999

T H E M E N D E R Z E I T AUFSÄTZE/BERICHTE

ie gesundheitliche Aufklä- rung und Information von Pa- tienten ist ein zunehmend wichtiges Thema. Neben der ärztli- chen Aufklärung, die ein Informed- Consent voraussetzt, sollten Patien- ten auch aus therapeutischen Grün- den über ihre Erkrankung und die notwendige Behandlung informiert werden. Nur so sind sie in der Lage, ihren Beitrag zur Therapie zu leisten.

Darüber hinaus bedeutet die Patien- teninformation zugleich eine Infor- mation der Öffentlichkeit, was die Nachfrage nach bestimmten Therapi- en beeinflussen kann. Unabhängig vom medizinischen Aspekt ist die Pa- tienteninformation immer eine Wer- bung für bestimmte Bereiche des Ge- sundheitswesens.

Einen Patienten zu informieren gehört zu den schwierigen ärztlichen Aufgaben, da einem emotional Be- troffenen komplizierte Sachverhalte in begrenzter Zeit auf einfache Art vermittelt werden müssen. Schriftli- che Informationen können hier hilf- reich sein, wenn sie gut gemacht sind.

Schriftliches Material als Erinnerungshilfe

Um die Verbreitung und den Wert schriftlicher Informationsmate- rialien zu untersuchen, wurden in Ber- lin 62 niedergelassene Allgemeinärzte repräsentativ ausgewählt und in ei- nem standardisierten Interview be- fragt. Außerdem wurden alle in der Praxis vorliegenden schriftlichen In- formationsmaterialien ausgewertet.

Gesammelt wurden sowohl das Mate- rial, das die Ärzte gezielt an ihre Pati- enten weitergaben, als auch die Infor-

mationen, die in den Wartezimmern auslagen. 88,7 Prozent der befragten Ärzte gaben an, häufiger als einmal am Tag schriftliche Informationsma- terialien an ihre Patienten weiterzu- geben. Verteilt werden vor allem indi- viduelle Erinnerungshilfen etwa zur Medikation oder Material mit allge- meinem Informationscharakter. 45,2 Prozent der Ärzte geben gelegentlich selbstverfaßte Informationen weiter.

Etwa die Hälfte der Ärzte gab an, mindestens einmal pro Woche schrift- liche Materialien auf direkte Nachfra- ge von Patienten hin weiterzugeben.

Zudem würden sie nahezu täglich mit Fragen konfrontiert, die sich aus an- deren Informationsquellen ergäben.

Ärzte fühlen sich entlastet

96,8 Prozent der Ärzte bewerten schriftliche Informationsmaterialien als wichtige Ergänzung zur mündli- chen Aufklärung, und 75,8 Prozent fühlen sich dadurch in ihrer Auf- klärungsarbeit entlastet. 82,3 Prozent sind nicht der Auffassung, daß schrift- liche Informationen Mißverständ- nisse provozieren, und 61,3 Prozent sind der Meinung, daß Informations- broschüren den Grad der Informiert- heit der Patienten verändern können.

Dies betrifft die Aufklärung über die akute Erkrankung, über verordnete Arzneimittel, aber auch die allgemei- ne Gesundheitsberatung.

Die häufigsten Themen in 260 analysierten Informationsbroschüren sind chronische Erkrankungen wie Diabetes, Hypercholesterinämie, kar- diovaskuläre oder orthopädische Er- krankungen. Obwohl die Ärzte ange-

Umfrage zur Patienteninformation

„Was man schwarz auf weiß besitzt . . .“

Die meisten Allgemeinärzte halten schriftliche Informationen für eine wichtige Ergänzung der mündlichen Aufklärung.

Das Material stammt überwiegend von der Pharma-Industrie.

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ben, daß Informationsschriften zur allgemeinen Gesundheitsberatung, Krankheitsprävention und zu Imp- fungen ebenso häufig weitergegeben werden wie Informationen über chro- nische Erkrankungen, sind entspre- chende Broschüren mit 2,3 Prozent je- doch nur selten in der Materialsamm- lung zu finden. Das gleiche gilt für Informationen zum allgemeinen Gesundheitsverhalten wie Rau- chen oder Alkohol-

konsum, die un- ter den einge- sammelten 260 Musterexempla- ren völlig fehlten.

Alle befragten Ärzte gaben an, in den letzten vier Wo- chen vor dem Inter- view von Arzneimittel- herstellern Informati- onsmaterial für ihre Pa- tienten erhalten zu ha- ben. 30,6 Prozent be- saßen Materialien der ge- setzlichen Krankenkassen,

in der Regel die AOK-Zeitschrift

„Bleib gesund“. 21 Prozent gaben an, Informationsschriften unabhän- giger Gruppen erhalten zu haben, und 12,9 Prozent verfügten über Werbematerial medizinischer Fach- verlage.

93,5 Prozent der Informations- broschüren, die von den Ärzten an ihre Patienten weitergegeben worden waren, stammten von der pharmazeu- tischen Industrie. Die übrigen Ur- heber spielen damit in der täglichen ärztlichen Praxis faktisch keine Rolle.

Ein ähnliches Bild ergab die Durch- sicht der Informationsschriften, die in den Wartezimmern auslagen. 83,8 Prozent waren von der pharmazeuti- schen Industrie verfaßt, gefolgt von unabhängigen und gemeinnützigen Institutionen mit 5,8 Prozent und den Krankenversicherungen mit 3,7 Pro- zent.

Die Untersuchung zeigt, daß schriftliche Informationen von den Ärzten akzeptiert und in der täglichen Praxis regelmäßig genutzt werden.

Trotz vielfältiger medizinischer Bera- tungsangebote und großer Resonanz medizinischer Themen in den Medien kommt dem Arzt nach wie vor eine tragende Funktion als Gesundheits-

berater zu. In einer Untersuchung von Dörning (1991) gaben 90 Prozent der befragten Patienten an, am ehesten Rat beim Hausarzt zu suchen, wenn es um das eigene Gesundheitsverhalten geht. Dasselbe gilt, wenn Informatio- nen durch andere Medien aufgenom- men werden. Der behandelnde Arzt

ist daher zum Teil in der Lage, über Relevanz und Richtigkeit öffentlich zugänglicher medizinischer Informa- tionen zu urteilen. Die Schlüsselposi- tion als Meinungsmultiplikator, die ihm damit zufällt, nutzt zumindest die Pharmaindustrie.

Patienteninformation zu wenig ausgewogen

Die Umfrageergebnisse belegen, daß sich die schriftliche Patienten- information fast ausschließlich auf Material der Arzneimittelhersteller stützt. Das hat mehrere Gründe: Die Hersteller haben ein Interesse daran, daß die Patienten gut über ihre Er-

krankung informiert sind, um die Compliance zu verbessern und Ne- benwirkungen vorzubeugen. Da bei vielen Indikationen gleichwertige Al- ternativpräparate angeboten werden, findet ein Informationswettbewerb statt, um auf diese Weise einem be- stimmten Präparat oder Präparaten eines bestimmten Arzneimittelher- stellers einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Nicht zuletzt erreichen die Informa- tionsmaterialien über eine große Zahl von Patienten auch die Öffent- lichkeit. Auch wenn Informationsbroschü- ren fachlich in allen Details korrekt sind, können sie doch be- stimmte Problemsichten fördern und Akzente set- zen. Der pharmazeuti- schen Industrie gebührt zwar Anerkennung dafür, daß sie sich für eine Verbes- serung der Patienteninfor- mation einsetzt und die ärztli- che Arbeit unterstützt. Dennoch wäre es wünschenswert, wenn sich auch andere Organisationen im Ge- sundheitswesen stärker auf diesem Gebiet betätigten. Die Ärztekam- mern und die Arzneimittelkommis- sion der deutschen Ärzteschaft ha- ben die sachgerechte Information von Ärzten und Patienten als wichtige Aufgabe erkannt und beispielsweise zusammen mit Krankenkassen eine Serie von Broschüren für Patienten und deren Angehörige herausgege- ben. Dies sind allerdings immer noch Einzelaktionen, die das Ungleichge- wicht in der Distribution und Perzep- tion schriftlicher Informationsmate- rialien noch nicht ausgleichen.

Literatur bei den Verfassern

Anschrift der Verfasser

Prof. Dr. med. Michael Linden Dr. med. Holger Gothe Dr. med. Martin Ryser Forschungsgruppe Ambulante Therapie

Psychiatrische Klinik und Poliklinik der Freien Universität Berlin Eschenallee 3

14050 Berlin A-916 (40) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 14, 9. April 1999

T H E M E N D E R Z E I T BERICHTE

Unter wissenschaftlicher Beratung der Arzneimittel- kommission der deutschen Ärzteschaft hat die Techni- ker Krankenkasse zu verschiedenen Indikationen Pa- tienteninformationen herausgegeben.

Referenzen

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