Aus Bund und Ländern
Ärzte finanzieren Publikation zum
Nürnberger Ärzteprozeß
MÜNCHEN. 7 912 Ärzte haben sich an einer Ak- tion zur Veröffentlichung der Dokumente des Nürnberger Ärzteprozesses beteiligt und 1 432 015 DM gespendet. Mit dem Geld wurde eine 33 000- seitige Microfiche-Dokumen- tation finanziert, die ab Herbst im Buchhandel erhältlich ist (Der Nürnberger Ärzteprozeß 1946/47, Wortprotokolle, An- klage- und Verteidigungsdo- kumente, Quellen zum Um- feld; Microfiche-Edition 1999;
K.G. Saur Verlag, München, Preis: 4 600 DM oder 3 980 DM, je nach Editionsform).
Ein Spendenüberschuß in Höhe von 75 000 DM wurde an überlebende Opfer der NS-Medizinverbrechen über- wiesen, die im „Bund der Euthanasie-Geschädigten und Zwangssterilisierten“ organi- siert sind.
Im Laufe des Jahres soll die Arbeit an einer weiteren Publikation für ein breiteres Publikum abgeschlosen wer- den. In deren Mittelpunkt stehen die in Nürnberg ver- handelten Menschenversu- che und Patientenmorde.
Prof. Dr. Dr. Klaus Dörner, der die Initiative zur Aufar- beitung von Ärzteverbrechen in der NS-Zeit 1996 ins Leben gerufen hatte und dafür beim Deutschen Ärztetag, bei Ärz- tekammern wie auch dem Deutschen Ärzteblatt Unter- stützung fand, sucht für diese Publikation noch einen geeig- neten Buchverlag. EB
Infomaterial zum „Tag der Zahngesundheit“
DARMSTADT. Informa- tionsmaterial zum „Tag der Zahngesundheit“ erhalten Zahnärzte beim Verein für Zahnhygiene, Feldbergstra- ße 40, 64293 Darmstadt. Die Poster, Merkblätter und Bro- schüren werden gegen 8,10 DM in Briefmarken sowie
einem mit der eigenen An- schrift beschrifteten Adreß- aufkleber bis Mitte Juni
ausgeliefert. WZ
Einkaufsmodell und Direktverhandlungen nicht praktikabel
KÖLN. Die Umsetzung eines Globalbudgets in der Gesetzlichen Krankenversi- cherung auf Landesebene und ein Direktverhandeln mit den Krankenhäusern hält Prof. Werner G. Fack-As- muth, Vorstand des Deut- schen Krankenhausinstituts, für ebenso unpraktikabel wie das von den Krankenkassen favorisierte Einkaufsmodell mit einzelnen Leistungser- bringern und -gruppen. Auch sei es zu aufwendig, eine Viel- zahl von Strukturverträgen zu initiieren, so Fack-Asmuth.
Rolf Stuppardt, Vor- standsvorsitzender des Bun- desverbandes der Innungs- krankenkassen, sagte, er halte es für problematisch, das Glo- balbudget auf Länderebene
„herunterzubrechen“ und die Krankenkassenverbände bei der Durchsetzung und Sank- tionierung in die Pflicht zu nehmen, weil sowohl bei den Innungs- als auch bei den Be- triebskrankenkassen länder- übergreifende Zuständigkei-
ten ein- und derselben Kran- kenkasse gegeben seien. Der Gesetzgeber müsse hier für Klarheit und Praktikabilität sorgen. Im übrigen müßten die Krankenkassen und deren Verbände mehr Gestaltungs- und Mitwirkungsrechte bei der Definition des Leistungs- katalogs und der „einzukau- fenden“ Leistungsmengen haben. Es könne nicht ange- hen, daß die Krankenkassen zahlten und Gesetzgeber und Leistungserbringer über den Rest bestimmten. HC
Verwaltungskosten der Krankenkassen
erreichen Höchststand
KÖLN. Die Verwaltungs- kosten der gesetzlichen Kran- kenkassen haben nach An- gaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) 1998 ein Rekordhoch erreicht.
Besonders drastisch sei dies bei den Ersatzkassen. Dort seien die Ausgaben für die Kassenverwaltung mit 6,3 Prozent mehr als siebenmal stärker gestiegen als die Aus- gaben für die ambulante ärzt- liche Versorgung.
In den neuen Bundeslän- dern seien die Verwaltungsko- sten der 170 Krankenkassen mit einem Ausgabenanteil von 5,7 Prozent bereits höher
als die nach Abzug der Be- triebskosten verbleibenden Honorare der 18 000 Kas- senärzte, sagte der Erste Vor- sitzende der KBV, Dr. med.
Winfried Schorre. Der Ausga- benanteil für die Honorare betrage lediglich fünf Prozent.
Schorre forderte die Kranken- kassen auf, ein „weiteres Aus- ufern ihrer Verwaltungsko- sten zu Lasten der medizini- schen Versorgung ihrer Versi- cherten zu unterbinden“. SG
CDU will
Kostenerstattung für Pflichtversicherte
BONN. Die CDU/CSU- Bundestagsfraktion will die nur den freiwillig Versicherten vor- behaltene Möglichkeit der Ko- stenerstattung wieder für alle Versicherten einführen. Die von der Koalition zum 1. Ja- nuar abgeschaffte Wahlfreiheit benachteilige Zehntausende von Versicherten, heißt es im Gesetzentwurf der Union. Vie- le Pflichtversicherte, die sich für die Kostenerstattung ent- schieden hätten, besäßen Zu- satzversicherungen, die Bela- stungsdifferenzen zum Sachlei- stungsprinzip ausgleichen.
Die Ablehnung der Ko- stenerstattung durch SPD und Grüne ist nach Auffassung der CDU/CSU nicht mit ei- nem freiheitlichen Gesund- heitssystem zu vereinbaren.
Wer die Rechte der Versicher- ten stärken wolle, dürfe nicht deren Wahlmöglichkeiten be- schneiden. Wolfgang Loh- mann, gesundheitspolitischer Sprecher der Union, begrüßt deshalb den Vorstoß des SPD- Wirtschaftspolitikers Hans- Martin Bury, der gestaffelte Krankenkassentarife vorge- schlagen hatte. Burys Anre- gung, wonach die Versicher- ten wie bei der Autoversiche- rung zwischen verschiedenen Tarifen mit oder ohne Selbst- beteiligung wählen können, werde von seiner Fraktion un- terstützt. Das Bundesgesund- heitsministerium und der Ver- band der Angestellten-Kran- kenkassen lehnen gestaffelte Tarife in der Gesetzlichen Krankenversicherung ab. JF A-1471 Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 22, 4. Juni 1999 (23)
P O L I T I K NACHRICHTEN
Die Leistungsausgaben der gesetzlichen Kran- kenkassen sind 1998 um 1,8 Prozent je Mit- glied gestiegen. Über- proportional war die Steigerung im Kranken- haussektor (plus 3,4 Prozent) und – trotz des erhöhten Zuzah- lungsniveaus – bei Arz- neimitteln (plus 4,8 Prozent). Nach Ansicht von Bundesgesundheits- ministerin Andrea Fi- scher bestätigen diese Zahlen die Notwendig- keit ausgabenbegrenzen- der Regelungen.