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Kapitel 1. Grundlagen

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Kapitel 1. Grundlagen

1.1

Das Rechnen mit Zahlen

Wir gehen in dieser Vorlesung mit folgenden Zahlbereichen um:

N: nat¨urliche Zahlen 1,2,3,4,5, . . .

Z: ganze Zahlen . . . ,−3,−2,−1,0,1,2,3, . . . Q: rationale Zahlen: das sind die Zahlen,

die man als Quotient pq zweier ganzer Zahlenpundq schreiben kann.

Es gibt auch nicht rationale (irrationale) Zahlen, z.B.√

2oder π.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 1

R: reelle Zahlen:

rationaleund irrationale Zahlen.

Wenn wir uns auf die positiven (negativen) Zahlen beschr¨anken wollen, setzen wir ein hochgestelltes +(−) Zeichen hinter unser Symbol, alsoZ+,Q+ undR+ sowieZ, QundR. BeachteZ+=N. Wenn wir in unsere Zahlbereiche auch noch die 0 einschließen wollen, schreiben wir eine tiefergestellte 0 hinter unser Symbol, also bezeichnet z.B.N0die Zahlen0,1,2,3, . . .. Diese Menge bezeichnet man auch als die Menge dernicht negativen ganzen Zahlen!

Potenzen

Wir schreiben f¨ur dasn-fache Produkt vonaauch an: a·a·a· · ·a=an.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 2

a Basis, n Exponent oder Potenz. F¨ur das Rechnen mit Potenzen gelten Rechenregeln, die wir aus der Schule als bekannt voraussetzen.

Der Ausdruck00ist nicht definiert.

Die Zahl √n

b heißt die n-te Wurzel von b. Wir setzen hier b≥0 voraus sowie

n

b≥0. Dien-te Wurzel aus bist diejenige nichtnegative Zahlxmitxn=b.

Wenn wir Ausdr¨ucke der Form xy betrachten, dann k¨onnen wir entweder x als feste Gr¨oße und y als die Variable, oder umgekehrtx als Variable und y als fest betrachten. Im ersten Fall sprechen wir vonExponentialfunktionen, im zweiten Fall von Potenzfunktionen.

Exponentialfunktionen

Man macht sich das Verhalten der Exponentialfunktion am Besten an den zugeh¨origen Funktionsgraphen klar. Wir zeigen Ihnen hier einige Beispieleax mit

a > 1 sowie 0 < a < 1. Beachten Sie den Unterschied: Ist a > 1, so ist die Funktion wachsend, ist 0 < a < 1, so ist sie fallend. Es gilt stets a0 = 1, d.h. die Funktionsgraphen von ax gehen stets durch den Punkt x= 0, y= 1, unabh¨angig davon, wie agew¨ahlt ist.

(2)

Einige Exponentialfunktionen a^x mit a>1

1.1^x

2^x 3^x

0 5 10 15 20 25

–3 –2 –1 1 2 3

x

Mathematik I – WiSe 2005/2006 5

Hier m¨ussen wir etwas aufpassen. Der Graph der Funktion 1.1x sieht sehr flach aus. Dem ist aber nicht so, wenn wirxgroß w¨ahlen. Dann zeigt auch der Graph von1.1x exponentiellesWachstum:

1.1^x

20 40 60 80 100

–10 10 20 30 40 50

x

Mathematik I – WiSe 2005/2006 6

Einige Exponentialfunktionen a^x mit a<1

0.5^x 0.2^x

0.9^x

0 5 10 15 20 25

–2 –1.5 –1 –0.5 0.5 1

x

Beispiel 1.1 Im Jahre 1990 wurde das BSP Chinas auf 1.2·1012 US-Dollar gesch¨atzt und die Wachstumsrate auf9%j¨ahrlich. Das BSP f¨ur die USA wurde mit 5.6·1012 US-Dollar und einer Wachstumsrate von 2% angegeben. Das folgende Bild skizziert den Verlauf des BSP (auf der y-Achse) im zeitlichen Verlauf (rot: China; blau: USA). Die Funktionen, die hier aufgetragen wurden sind

BSPCHINA(t) = 1.2·1012·1.09t BSPUSA(t) = 5.6·1012·1.02t

Man erkennt, dass nach etwa 23 Jahren China die USA eingeholt haben wird.

(3)

2e+12 4e+12 6e+12 8e+12 1e+13 1.2e+13 1.4e+13 1.6e+13

0 5 10 15 20 25 30

x

Mathematik I – WiSe 2005/2006 9

Potenzfunktionen

Wir kommen nun zu Potenzfunktionen. Wir beginnen mit einigen Beispielen xn mitn∈N. Beachten Sie dabei bitte, dass diex-Achse (manchmal auchAbszisse genannt) und diey-Achse (Ordinate) nicht maßst¨ablich sind!

Mathematik I – WiSe 2005/2006 10

Einige Potenzfunktionen x^n x^4

x^1

x^3 x^2

–5 0 5 10 15

–2 –1 1 2

x

Wenn wir Potenzfunktionen xn betrachten mit n ∈ Z, n < 0, so sehen die Funktionsgraphen etwas anders aus. Wir beschr¨anken uns hierbei auf den Bereich x >0:

Einige Potenzfunktionen x^n, n<0

x^(–1) x^(–2) x^(–3) x^(–4)

0 20 40 60 80 100 120

0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4 1.6 1.8 2 x

(4)

Hier sind einige Funktionsgraphen von Potenzfunktionen mit rationalen Exponenten. Wir m¨ussen uns auf den Fallx >0beschr¨anken, weil z.B. Ausdr¨ucke wie−11/2=√

−1gar nicht erkl¨art sind. Alle Graphen von Potenzfunktionen xn gehen durch den Punktx= 1undy= 1, weil stets1n= 1gilt.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 13

Einige Potenzfunktionen x^n

x^2

x^(–1/5)

x^(1/2) x^(1/5)

x^(–1/2)

0 1 2 3 4

0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4 1.6 1.8 2 x

Mathematik I – WiSe 2005/2006 14

Logarithmus

Die Umkehrung des Potenzierens ist dasLogarithmieren.

Gilt ax = b, a, b > 0, a 6= 1, so heißt x der Logarithmus von b zur Basis a. Bezeichnung:

x= loga(b).

Manchmal lassen wir die Angabe der Basis auch weg. Ist die Basis10, sprechen wir vom dekadischen Logarithmus. Ist a die Eulersche Zahl e ≈ 2,7182. . ., heißt der Logarithmus nat¨urlich. Der nat¨urliche Logarithmus wird meistens mit lnbezeichnet, der dekadische Logarithmus mitlg.

Wir halten noch einmal explizit fest:

aloga(b)=b

F¨ur das Logarithmieren gelten Rechenregeln, die wir aus der Schule als bekannt voraussetzen.

F¨ur die konkrete Berechnung von Logarithmen ben¨otigt man eigentlich nur die Kenntnis der Logarithmen zu einer bestimmten Basis:

loga(b) = logc(b) logc(a).

Ublicherweise haben Studierende mit¨ dem Logarithmieren etwas mehr Schwierigkeiten als mit den anderen Rechenregeln. Ahnlich wie im Fall von¨ Exponential- und Potenzfunktionen zeigen wir Ihnen hier die Funktionsgraphen einiger Logarithmusfunktionen. Man beachte, dassloga(x)nur f¨ura, x >0sowie a6= 1definiert sind. Es f¨allt auf: loga(1) = 0.

(5)

Einige Logarithmusfunktionen

log_3(x) log_0.2(x)

log_0.5(x)

log_1.5(x)

–2 –1 0 1 2

0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4 1.6 1.8 2 x

Mathematik I – WiSe 2005/2006 17

Beispiel 1.2 Wir kommen noch einmal zu dem Beispiel 1.1 zur¨uck. Um den Zeitpunkt tzu finden, an dem BSPCHINA(t) =BSPUSA(t)gilt, m¨ussen wir

1.2·1012·(1.09)t= 5.6·1012·(1.02)t l¨osen, also

1.09 1.02

t

= 5.6

1.2≈4.667.

Das liefert

t≈log1.069(4.667)≈23.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 18

1.2

Gleichungen

Ein zentrales Thema der Algebra ist das L¨osen von Gleichungen. Ganz einfach ist dies f¨ur sogenanntelineare Gleichungen

a·x=b

Wenn hier a6= 0 ist, k¨onnen wir beide Seiten der Gleichung durch a dividieren und erhalten als L¨osungx=ab.

Die positive L¨osung einerPotenzgleichungder Form xa=b, b >0 ist x = √a

b= b1a. Beachte: Der Ausdruck √a

b ist vereinbarungsgem¨aß immer positiv.

Man beachte den Unterschied zurExponentialgleichung ax=b, a, b >0, a6= 1 Die L¨osung der Exponentialgleichung ist x= loga(b).

Die L¨osungen vonquadratischen Gleichungender Form ax2+bx+c= 0, a6= 0

sollten aus der Schule bekannt sein. Die L¨osungen f¨ur a6= 0 sind

x±=−b±√

b2−4ac

2a .

(6)

Machen wir uns noch einmal klar, wie man auf diese L¨osung kommt. Wir setzen a6= 0voraus:

Mathematik I – WiSe 2005/2006 21

ax2+bx+c= 0 x2+b

a x=−c a x2+b

a x+ b

2a 2

=−c a+

b 2a

2

x+ b

2a 2

=−c a+ b2

4a2 x+ b

2a=±

√b2−4ac 2a x±=−b±√

b2−4ac

2a .

Mathematik I – WiSe 2005/2006 22

Weil es keine Wurzeln aus negativen Zahlen gibt, kann es passieren, dass eine quadratische Gleichung keine oder nur eine oder zwei L¨osungen hat:

• Istb2−4ac >0, so gibt es zwei L¨osungen.

• Istb2−4ac= 0, so gibt es eine L¨osung.

• Istb2−4ac <0, so gibt es keine L¨osungen.

Beachten Sie, dass sich die L¨osungsformel vereinfacht, wenn a = 1 ist. Wir erhalten dann als L¨osung der Gleichung

x2+px+q= 0

die sogenannte p-q-Formel:

x±= −p±p p2−4q 2 Beispiel 1.3 Finde allexmit

x+ 2 =√

4−x. (1.1)

Wir quadrieren beide Seiten und erhalten so (x+ 2)2= 4−x.

also

(x+ 2)2=x2+ 4x+ 4 = 4−x

(7)

oder

x2+ 5x = 0 x(5 +x) = 0.

Das geht aber nur f¨ur x = 0 oder x= −5. Wir m¨ussen jetzt aber aufpassen!

Durch das Quadrieren der Gleichung haben wir vielleicht unerw¨unschte neue L¨osungen erhalten. Beispiel: x = −3, Quadrieren liefert x2 = 9, als L¨osungen also x =±3, aber x= 3 war keine L¨osung der urspr¨unglichen Gleichung! Wir m¨ussen also, wenn wir beim L¨osen von Gleichungen quadrieren, mit den erhaltenen L¨osungen immer eine Probe machen, d.h. in die urspr¨ungliche Gleichung einsetzen.

Wir machen also die Probe: Setzen wir 0in die Gleichung (1.1) ein, so erhalten wir2 =√

4, richtig. Beim Einsetzen von−5ergibt sich−3 =√

9, was falsch ist, da die Wurzel stets positiv ist!

Mathematik I – WiSe 2005/2006 25

Ungleichungen

Wir schreiben a < b fallsaecht kleiner als bist, also insbesondere a6=b. Wenn wir den Falla=bauch zulassen wollen, schreiben wira≤b. Wenn wira < b < c schreiben meinen wira < bundb < c (und damit nat¨urlich aucha < c). Sinnlos ist ein Ausdruck der Form a < b > c!!

In den beiden folgenden Tabellen sind die wesentlichen Regeln f¨ur das Rechnen mit Ungleichungen zusammengefasst:

Mathematik I – WiSe 2005/2006 26

[SU1] Ausa < b undb < cfolgta < c.

[SU2] Ausa < b folgta+c < b+c.

[SU3] Ausa < b undc < d folgta+c < b+d.

[SU4] Ausa < b undc >0folgtac < bc.

[SU5] Ausa < b folgt−a >−b.

[SU6] Ausa < b,b >0und 0< c < dfolgtac < bd.

[SU7] Aus0< a < bfolgt 1 a> 1

b. [SU8] Ausa <0< bfolgt 1

a< 1 b. [SU9] Aus0< a < bfolgta2< b2.

[U1] Ausa≤bundb < cfolgta < c.

[U2] Ausa≤bundb≤cfolgta≤c.

[U3] Ausa≤bfolgta+c≤b+c.

[U4] Ausa≤bundc < d folgta+c < b+d.

[U5] Ausa≤bundc≤dfolgta+c≤b+d.

[U6] Ausa≤bundc >0folgtac≤bc.

[U7] Ausa≤bfolgt−a≥ −b.

[U8] Ausa≤b,b >0und0< c < dfolgtac < bd.

[U9] Ausa≤b,b >0und0< c≤dfolgtac≤bd.

[U10] Aus0< a≤bfolgt 1 a≥ 1

b. [U11] Aus0< a≤bfolgta2≤b2.

(8)

Lernen Sie diese Regeln bitte nicht stur auswendig! Der Umgang mit Ungleichungen ist weitgehend selbsterkl¨arend, wenn man nur beachtet, dass sich das Ungleichungszeichen “umdreht” wenn man mit einer negativen Zahl multipliziert (siehe [SU5] und [U7] sowie [SU8]). Es sei auch noch einmal auf [SU6] hingewiesen:

Ausa < b,b >0und 0< c < dfolgtac < bd

Diese Aussage ist falsch f¨ur b≤0: Setzea=−2, b=−1, c= 1, d= 3: Dann istac=−2nichtkleiner als bd=−3.

Der Absolutbetrag

Sei a eine reelle Zahl. Manchmal interessiert man sich nur f¨ur den Abstand von a zur 0, gleichg¨ultig, ob a positiv oder negativ ist. Diesen Abstand nennt man

Mathematik I – WiSe 2005/2006 29

den Betragvona:

|a|:=

( a falls a≥0

−a falls a <0.

Beachte: −a >0fallsa <0.

Beispiel 1.4 | −4|= 4, |4|= 4,|0|= 0, √2

x2=|x| Wir erhalten die beiden folgenden einfachen Regeln

| −a| = |a|

|a·b| = |a| · |b|. Von großer Bedeutung ist die Dreiecksungleichung

|a+b| ≤ |a|+|b|

Mathematik I – WiSe 2005/2006 30

Beispiel 1.5 • |3 + (−5)|= 2≤ |3|+| −5|= 8

• | −2−6| = 8 ≤ | −2|+| −6| = 8 (hier haben wir Gleichheit in der Dreiecksungleichung).

Beispiel 1.6 Bestimme die L¨osungsmenge der Ungleichung 21 +x

2x + 1<5. (1.2)

Wir formen diese Ungleichung um:

21 +x 2x <4.

Nun m¨ussen wir aufpassen und zwei F¨alle unterscheiden:

Fall 1: x >0

21 +x < 8x 21 < 7x x > 3

(9)

Fall 2: x <0

21 +x > 8x (weilxnegativ ist!) 21 > 7x

3 > x

Wir k¨onnen jetzt aber nicht sagen, die L¨osungsmenge besteht aus allen x mit x < 3, weil wir die Ungleichung x < 3 ja nur unter der Voraussetzung x < 0 erhalten haben. Die L¨osungsmenge besteht in diesem Fall also aus allenx <0.

Beachte, dass der Fallx= 0nicht auftreten kann.

Wir erhalten:

Die Ungleichung (1.2) ist f¨ur allexmitx <0sowie f¨ur alle xmitx >3g¨ultig.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 33

Beispiel 1.7 Bestimme die L¨osungsmenge der Ungleichung x−2

x−1<x+ 1

x+ 2 (1.3)

Wir multiplizieren beide Seiten mit(x−1)(x+ 2), um die Br¨uche zu beseitigen.

Wir k¨onnen das aber nur dann sorglos tun, wenn dieser Ausdruck positiv ist. Das ist der Fall f¨ur x >1sowie f¨urx <−2.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 34

Fall 1: x >1oder x <−2

x−2

x−1 < x+ 1 x+ 2

(x−2)(x+ 2) < (x−1)(x+ 1) x2−4 < x2−1

−4 < −1

Das bedeutet, dass die Ungleichung (1.3) f¨ur allexmitx >1oderx <−2g¨ultig ist.

Fall 2: −2< x <1 Nun gilt

x−2

x−1 < x+ 1 x+ 2

(x−2)(x+ 2) > (x−1)(x+ 1) x2−4 > x2−1

−4 > −1 und das ist ganz offensichtlich nie erf¨ullt.

Beachte auch hier wieder, dass die F¨alle x= −2 sowie x = 1 nicht behandelt werden m¨ussen, da die in der Ungleichung auftretenden Ausdr¨ucke in den F¨allen gar nicht erkl¨art sind.

Wir halten fest: Die Ungleichung (1.3) ist g¨ultig f¨ur alle x∈Rmitx <−2oder

(10)

x >1.

Wenn Sie wollen, k¨onnen Sie durch Einsetzen von Werten dieses Ergebnis erh¨arten:

x= 0.3: Berechne zun¨achst die linke Seite −1.7−0.7 =177, dann die rechte Seite von (1.3): 1.32.3 = 1323. Offensichtlich ist die linke Seite gr¨oßer als die rechte Seite, die Ungleichung gilt also f¨ur x= 0.3nicht.

x=−2.1: Wir erhalten

−4.1

−3.1= 41

31< −1.1

−0.1= 11.

Die folgende Skizze illustriert das noch einmal: der durchgezogene Graph beschreibt die linke Seite, der gestrichelte Graph die rechte Seite der Ungleichung.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 37

–6 –4 –2 2 4 6

y

–6 –4 –2 2 4 6

x

Mathematik I – WiSe 2005/2006 38

Beispiel 1.8 Bestimme allexmit

x3−x2−2x >0. (1.4) Um dieses Problem zu l¨osen, versuchen wir, die linke Seite der Ungleichung zu faktorisieren. Wir k¨onnen zun¨achstxausklammern und bekommen

x(x2−x−2)>0.

Nun faktorisieren wirx2−x−2. Wir k¨onnen das machen, indem wir die Nullstellen bestimmen. Die Nullstellen sind 2 und −1, also x2−x−2 = (x−2)(x+ 1).

Wir m¨ussen also alle xbestimmen mitx(x−2)(x+ 1)>0. Das Produkt von 3 Zahlen (hierx,x−2undx+ 1) ist gr¨oßer als0wenn alle Zahlen>0sind oder

wenn nur eine Zahl >0ist, die anderen beiden <0. Alle Zahlen sind gr¨oßer als 0wenn x >2ist. Zwei Zahlen sind<0f¨ur −1< x <0. Also: Die Ungleichung (1.4) ist f¨urx >2sowie f¨ur−1< x <0g¨ultig. Auch dies wird durch eine Skizze verdeutlicht:

(11)

–5 0 5 10

–2 –1 1 2 3

x

Mathematik I – WiSe 2005/2006 41

Summen- und Produktzeichen

Ein großer Vorteil der sehr formalen mathematischen Sprache ist es, komplizierte Zusammenh¨ange einfach und klar ausdr¨ucken zu k¨onnen. Gerade auch diese Eigenschaft der Mathematik macht sie zu einer geeigneten Hilfswissenschaft der Wirtschaftswissenschaften.

Seien a1, . . . , anreelle Zahlen. Dann schreiben wir statt a1+a2+· · ·+an

auch n

X

i=1

ai

(gelesen: Summe der ai mit i von 1 bis n). Der Laufindex i heißt Summationsindex, 1 und n sind die untere und obere Schranke. Die untere

Mathematik I – WiSe 2005/2006 42

Schranke muss nicht1sein:

X5 i=3

i2= 32+ 42+ 52= 9 + 16 + 25 = 50.

Folgende einfachen Regeln gelten f¨ur den Umgang mit dem Summenzeichen:

Xn i=k

a = (n−k+ 1)a (aist konstant!) Xn

i=k

cai = c Xn i=k

ai (ausklammern!) Xn

i=k

(ai+bi) = Xn i=k

ai+ Xn i=k

bi Xn

i=k

ai = Xm i=k

ai+ Xn i=m+1

ai f¨ur k≤m < n.

Ahnlich wie das Summenzeichen kann man das Produktzeichen¨ Q

einf¨uhren:

(12)

Yn i=k

ai=ak·ak+1· · ·an.

Das Produktzeichen ist etwas weniger gebr¨auchlich als das Summenzeichen. Hier sind einfache Rechenregeln f¨ur den Umgang mitΠ:

Mathematik I – WiSe 2005/2006 45

Yn i=k

a = an−k+1 Yn

i=k

cai = cn−k+1 Yn i=k

ai Yn

i=k

(ai·bi) = Yn i=k

ai· Yn i=k

bi Yn

i=k

ai2 = ( Yn i=k

ai)2

Die folgende Ungleichung (Cauchy-Schwarz-Ungleichung) ist manchmal sehr n¨utzlich:

Mathematik I – WiSe 2005/2006 46

Xn i=1

aibi

!2

≤( Xn i=1

ai2)·( Xn i=1

bi2) Beispiel 1.9 Setzen Sie die Zahlen

i= 1 i= 2

ai 2 3

bi 4 1

ein und Sie erhalten

(8 + 3)2= 121≤(22+ 32)·(42+ 12) = 13·17 = 221.

Man kann auch Gleichheit haben. W¨ahle

i= 1 i= 2

ai 2 −1

bi 4 −2

und erhalte

(8 + 2)2= 100 = (22+ (−1)2)·(42+ (−2)2) = 5·20 = 100.

(13)

1.3

Aussagen und Mengen

In der Mathematik geht es umAussagen. Eine Aussage ist ein “statement”, das entweder wahroder falsch sein kann. Beides geht nicht! ¨Außerungen, die nicht die Eigenschaft haben, wahr oder falsch zu sein, gelten nicht als Aussagen.

Beispiel 1.10 • “Das Bruttosozialprodukt der Bundesrepublik Deutschland ist h¨oher als das der USA” ist eine offenbarfalscheAussage.

• “Gute Nacht, Freunde” istkeineAussage.

H¨aufig h¨angen Aussagen auch von variablen Parameternxab. Wir sprechen dann vonAussageformenA(x).

Beispiel 1.11 “F¨ur alle nat¨urlichen Zahlenxgilt: xist Primzahl” ist eine offenbar falscheAussage.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 49

Eine richtigeAussage w¨are:

“F¨ur alle nat¨urlichen Zahlen xgilt, dassxnicht negativ ist.”

Ein anderes Beispiel einer Aussageform ist: “Unter allen G¨utern gibt es mindestens ein Gutx, dessen Preis sich ver¨andert”.

F¨ur Aussageformen f¨uhren wir folgende Bezeichnungen ein:

A(x)giltf¨ur allex: ^

x

A(x) A(x)giltf¨ur einx: _

x

A(x)

Mathematik I – WiSe 2005/2006 50

Interessant wird es, wenn man Aussagen A und B miteinander verkn¨upft. Der Wahrheitswert der verkn¨upften Aussage h¨angt vom Wahrheitswert vonAund B ab. Wir wollen das am Beispiel erl¨autern:

Beispiel 1.12 Die Aussage “Franz studiert Wirtschaftswissenschaften oder Mathematik” ist wahr, wenn Franz mindestens eines der beiden F¨acher Wirtschaft oder Mathematik studiert, eventuell auch beide. Die Aussage ist Verkn¨upfung der beiden Aussagen “Franz studiert Wirtschaftswissenschaften”

sowie “Franz studiert Mathematik” durch einoder.

Beachte: Die Aussage “Franz studiert Wirtschaftswissenschaften oder Mathematik” ist auch wahr, wenn Franz ganz fleißig ist und sowohl Wirtschaftswissenschaften als auch Mathematik studiert. Es handelt sich beim mathematischen odernichtum ein entweder-oder.

Konjunktion

Seien A und B zwei Aussagen. Dann ist die Aussage A und B, geschrieben A∧B wahr, wenn beide Aussagen wahr sind. Die Aussage A und B ist falsch, wenn mindestens eine der beiden AussagenA,Bfalsch ist. Man nennt dies auch dieKonjunktionder AussagenAund B.

(14)

Disjunktion

Seien A und B zwei Aussagen. Dann ist die Aussage A oder B, geschrieben A∨B wahr, wenn mindestens eine der Aussagen A oder B wahr ist. Die Aussage AoderB istfalsch, wenn sowohlAals auchBfalsch sind. Man nennt dies auch die Disjunktionder AussagenAundB.

Man stellt dies h¨aufig auch durch sogenannteWahrheitstafelndar. Das ist eine Tabelle, in die wir die m¨oglichen Wahrheitswerte von A und B eintragen und dann die entsprechenden Wahrheitswerte der verkn¨upften Aussagen auswerten.

Hier ist die Wahrheitstafel f¨ur die Konjunktion:

Mathematik I – WiSe 2005/2006 53

A B A∧B

w w w

w f f

f w f

f f f

und hier die f¨ur die Disjunktion:

Mathematik I – WiSe 2005/2006 54

A B A∨B

w w w

w f w

f w w

f f f

Kehrt man eine Aussage in ihr Gegenteil um, erh¨alt man die Negation der Aussage. Bezeichnung: A. Klar ist, das eine negierte wahre Aussage falsch wird und umgekehrt.

Beispiel 1.13 Wir wollen die AussageA“Deutschland ist Exportweltmeister und Fussballvizeweltmeister” negieren, d.h. wir suchen die Aussage, die wahr ist genau in den F¨allen, in denen A falsch ist. A ist falsch, wenn eine der beiden Teilaussagen falsch ist, wenn also Deutschland nicht Exportweltmeisterodernicht

Vizeweltmeister ist.

Dieses Beispiel zeigt, wie wir eine Konjunktion negieren:

A∧B=A∨B Ahnlich sieht es mit der Negation der Disjunktion aus:¨

A∨B=A∧B

Das Gleichheitszeichen soll hier bedeuten, dass die Aussagen auf den beiden Seiten denselben Wahrheitswert haben (also wahr oder falsch sind), wenn f¨ur A undBauf beiden Seiten die selben Aussagen eingesetzt werden.

Schwierigkeit bereitet manchmal die Negation einer “f¨ur alle” sowie “es gibt ein”

Aussage.

(15)

^

x

A(x) = _

x

A(x) _

x

A(x) = ^

x

A(x)

Umgangssprachlich: Wenn eine Aussage A(x) nicht f¨ur alle xgilt, dann muss es ein x geben, f¨ur das diese Aussage nicht gilt. Und wenn es kein x gibt f¨ur das eine AussageA(x)wahr ist, dann istA(x)f¨ur allexeine falsche Aussage.

Beispiel 1.14 SeiA(x)die Aussage

“Der Preis des Gutesxist konstant”.

Wir wollen uns alle Aussagen anschauen, die wir mitA(x)mittels Negation sowie VundW

bilden k¨onnen:

Mathematik I – WiSe 2005/2006 57

^

x

A(x) Die Preise aller G¨uter bleiben konstant.

^

x

A(x) Die Preise aller G¨uter ver¨andern sich.

^

x

A(x) Nicht f¨ur alle G¨uter bleiben die Preise konstant.

^

x

A(x) Nicht f¨ur alle G¨uter ver¨andern sich die Preise.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 58

_

x

A(x) Der Preis mindestens eines Gutes bleibt konstant.

_

x

A(x) Der Preis mindestens eines Gutes ver¨andert sich.

_

x

A(x) Der Preis keines Gutes bleibt konstant.

_

x

A(x) Der Preis keines Gutes ver¨andert sich.

Beachten Sie, dass hier die erste und achte, die zweite und siebte, die dritte und sechste sowie die vierte und f¨unfte Aussage jeweils gleich sind.

Implikation und ¨Aquivalenz

DieImplikation(geschriebenA)B) ist falsch, wennAwahr ist,Baber falsch.

In allen anderen F¨allen ist die Implikation wahr. Sprechweise: WennA, dannB.

Wahrheitstabelle:

A B A)B

w w w

w f f

f w w

f f w

Das ist etwas gew¨ohnungsbed¨urftig, weilA)B wahr ist wennAfalsch ist (Aus

(16)

etwas Falschem darf man alles folgern).

Wir nennen A eine hinreichende Bedingung f¨ur B und B eine notwendige Bedingung f¨ur A.

Gilt A)B und B)A, so nennt man die beiden Aussagen ¨aquivalent.

Bezeichnung: A⇔B. Die zugeh¨orige Wahrheitstafel ist

A B A⇔B

w w w

w f f

f w f

f f w

Zwei Aussagen heißen also ¨aquivalent, wenn sie beide wahr oder beide falsch sind.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 61

Beispiel 1.15 Betrachte die Aussage

“Wenn die Inflation steigt, dann sinkt die Arbeitslosenquote.”

Wir ¨uberlegen uns, welche der folgenden Aussagen dazu ¨aquivalent sind:

1. Damit die Arbeitslosenquote sinkt, muss die Inflation steigen.

2. Eine hinreichende Bedingung daf¨ur, dass die Arbeitslosenquote sinkt, ist ein Anstieg der Inflation.

3. Die Arbeitslosenquote kann nur fallen wenn die Inflation steigt.

4. Wenn die Arbeitslosenquote nicht sinkt, dann steigt die Inflation nicht.

5. Die Inflation kann nur steigen wenn die Arbeitslosenquote sinkt.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 62

Offensichtlich bestehen alle diese Aussagen aus zwei Teilaussagen

Die Arbeitslosenquote sinkt (AussageA)

und

Die Inflation steigt. (AussageB).

Diese Aussagen sind unterschiedlich verkn¨upft. Wir wollen die Wahrheitstafeln f¨ur diese Verkn¨upfungen aufstellen. Die urspr¨ungliche Aussage lautet B)A, und ihr Wahrheitswert wird zun¨achst bestimmt:

A B B)A (1) (2) (3) (4) (5)

w w w w w w w w

w f w f w f w w

f w f w f w f f

f f w w w w w w

Also sind die Aussagen (2), (4) und (5) ¨aquivalent zur urspr¨unglichen Aussage.

Wir wollen die Aussagen (1) bis (5) noch einmal analysieren:

(17)

(1) A)B (2) B)A (3) A)B (4) A)B (5) B)A

Besonders interessant ist hier das vierte statement. Es zeigt, dass die Aussagen B)Aund A)B ¨aquivalent sind. Wir wollen das noch einmal ganz deutlich herausstellen:

(A)B) ist ¨aquivalent zu(B)A)

Mathematik I – WiSe 2005/2006 65

Einige Bemerkungen zu mathematischen Beweisen

In der Mathematik hat man es stets mit Aussagen zu tun, die wahr oder falsch sind. Beispielsweise gilt f¨ur alle reellen Zahlen(a+b)2 =a2+ 2ab+b2. Woher weiß man das? Man kann doch nicht alle reellen Zahlen einsetzen und schauen, ob diese Gleichung immer richtig ist. Das ist auch nicht n¨otig, denn man kann einen mathematischen Beweis f¨ur diese Aussage angeben. Ein Beweis f¨ur eine Aussage Aist eine Folge logischer Schl¨usse, beginnend mit einer wahren Aussage B, an deren Ende A steht. Sie zeigen also die G¨ultigkeit der Aussage B)A, wobei B aber eine wahre Aussage sein muss. Denn bedenken Sie: Aus einer falschen Aussage kann man alles folgern, also auch etwas Falsches. Sie wollen aber in einem Beweis ja gerade zeigen das etwas stimmt, also richtig ist.

Sie d¨urfen, um eine AussageAzu beweisen, auch nicht einfach von der G¨ultigkeit von A ausgehen und dann logisch auf die G¨ultigkeit einer wahren Aussage

Mathematik I – WiSe 2005/2006 66

schließen und das als einen Beweis ansehen.

Beispiel 1.16 Angenommen, jemand behauptet3 = 4. Wenn wir die G¨ultigkeit dieser Aussage annehmen, k¨onnen wir ja beide Seiten der Gleichung mit 0 multiplizieren. Wir erhalten so die Gleichung 0 = 0, die offenbar wahr ist. Ist deshalb aber 3 = 4 wahr? Nat¨urlich nicht, weil wir von einer Aussage A auf etwas Wahres (die Aussage 0 = 0) geschlossen haben. Aber aus der G¨ultigkeit von0 = 0kann man nat¨urlich nicht auf die G¨ultigkeit vonAschlussfolgern.

Beispiel 1.17 Wir wollen die folgende Aussage beweisen:

F¨ur alle reellen Zahlenx6= 0 gilt

|x+ 1|

x >|x−1| x . Fall 1: x >0

Dann ist x+ 1 = |x+ 1| > x−1, aber auch x+ 1>−(x−1) = 1−x, weil x >−xf¨ur x >0, den Fall, den wir gerade betrachten. Weil x+ 1> x−1und x+ 1>−(x−1), gilt sogar |x+ 1|=x+ 1>|x−1|. Wir d¨urfen beide Seiten dieser Ungleichung durch x dividieren, ohne dass sich das Ungleichungszeichen

¨andert, weil x >0. Das zeigt

|x+ 1|

x >|x−1| x .

(18)

Fall 2: x <0

Jetzt ist |x−1| = 1−x. Wir haben 1−x > x+ 1 (weil x < 0) und 1−x >−1−x=−(x+ 1). Damit gilt also|x−1|= 1−x >|x+ 1|. Teilen wir die linke und rechte Seite dieser Ungleichung durch x, so dreht sich das Ungleichungszeichen wegenx <0um und wir erhalten wie im Fall 1

|x−1|

x <|x+ 1| x .

Das n¨achste Beispiel zeigt deutlich die Aufgabe eines mathematischen Beweises:

Ein Beweis soll einen zweifelsfreien Grund angeben, warum eine Aussage richtig ist.

Beispiel 1.18 Wir wollen die folgende Behauptung beweisen: Wenn in einem Schachbrett die diagonal gegen¨uberliegenden Eckfelder entfernt werden, kann das

Mathematik I – WiSe 2005/2006 69

so entstehende Brett nicht mit Dominosteinen ¨uberdeckt werden, wobei jeder Dominostein genau zwei Felder des Schachbrettes ¨uberdeckt.

Der Beweis ist ganz einfach: Jeder Dominostein ¨uberdeckt genau ein weißes und ein schwarzes Feld. Aber das Schachbrett, bei dem die Eckfelder entfernt wurden, hat nicht die gleiche Zahl weißer und schwarzer Felder!

Manche Nicht-MathematikerInnen sind versucht, die G¨ultigkeit einer Aussageform A(x)zu beweisen, indem die G¨ultigkeit von A(x) f¨ur einige wenige Werte vonx nachgerechnet wird. Das ist nat¨urlich kein Beweis!

Mathematik I – WiSe 2005/2006 70

Beispiel 1.19 Angenommen, jemand behauptetn2+n+41sei f¨ur alle nat¨urlichen Zahlen n eine Primzahl. Wir setzen ein und erhalten, dass n2+n+ 41 eine Primzahl f¨ur alle Zahlen n zwischen 0 und 39 ist. Ist das ein Beweis? Nein!

Außerdem ist die Aussage, dass n2+n+ 41 f¨ur alle nat¨urlichen Zahlen eine Primzahl ist, falsch: Setzen Sie einfach n = 40 ein! Wir haben somit ein Gegenbeispiel gefunden.

Etwas formaler. Wir hatten die Aufgabe zu entscheiden, ob eine Aussage A(x) f¨ur alle x gilt. Um zu beweisen, dass die Aussage stets gilt, ben¨otigen wir einen Beweis. Wenn wir aber zeigen wollen, dass die Aussage nicht immer gilt, gen¨ugt es, ein x so anzugeben, dass A(x) falsch ist. Wir haben damit die Allgemeing¨ultigkeit widerlegt. Im obigen Beispiel k¨onnen wir die Behauptung, jede Zahl der Formn2+n+ 41sei ein Primzahl, widerlegen, denn f¨ur n= 40ist n2+n+ 41offensichtlich keine Primzahl!

Halten wir fest:

Die G¨ultigkeit einer AussageA(x)kann mannicht beweisen, indem man die G¨ultigkeit f¨ur einige Werte von x ¨uberpr¨uft. Man kann aber zeigen, dass die Aussage A(x) nicht allgemeing¨ultig ist, wenn man nur ein Gegenbeispiel angibt, also ein xg, f¨ur dasA(xg)falsch ist.

In den Wirtschaftswissenschaften werden Sie selten Beweise im mathematisch strengen Sinne finden. Der mathematische Beweis ben¨otigt exakt angegebene Voraussetzungen, unter denen er funktioniert. Diese Voraussetzungen sind in den Wirtschaftswissenschaften h¨aufig nicht so klar formulierbar.

Viel h¨aufiger tritt das Ph¨anomen auf, dass man Aussagen widerlegt! Kehren wir zur¨uck zu unserem Beispiel 1.15 ¨uber den Zusammenhang zwischen

(19)

Arbeitslosenquote und Inflation. Dieser Zusammenhang ist heutzutage eindeutig durch etliche Gegenbeispiele widerlegt. Bis in die 80’er Jahre hinein wurde ein solcher Zusammenhang aber vermutet!

Mengen

Ein zentrales Konzept f¨ur die Mathematik ist der Begriff der Menge.

Eine Menge ist eine Zusammenfassung bestimmter, wohlunterschiedener Objekte . Von jedem dieser Objekte muss eindeutig feststehen, ob das Objekt zur Menge geh¨ort oder nicht. Die Objekte heißenElementeder Menge

Istaein Element der Menge M, schreiben wir auch

Mathematik I – WiSe 2005/2006 73

a∈M andernfalls

a /∈M Die Elemente einer Menge sind alle verschieden.

Es gibt unterschiedliche M¨oglichkeiten, Mengen zu beschreiben. Wir wollen die Menge M aller geraden ganzen Zahlen zwischen 2 und 15 beschreiben:

1. Aufz¨ahlung

M ={2,4,6,8,10,12,14}.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 74

2. teilweise Aufz¨ahlung

M = {2,4,6, . . . ,12,14} Hierbei muss man aufpassen, dass es nicht zu Missverst¨andnissen kommt.

3. Beschreibung durch charakteristische Eigenschaften M :={x:x∈Zundx≥2undx≤15undxgerade}. Die leere Menge∅ist die Menge, die kein Element enth¨alt.

Beispiel 1.20 ∅={x:xwohnt in der Bundesrepublik Deutschland undxist im Jahre 1700 geboren}

DieM¨achtigkeit oderOrdnungeiner Menge ist die Anzahl der Elemente in der Menge. Unsere oben betrachtete MengeM ={2,4,6,8,10,12,14} hat also die M¨achtigkeit7.

Schreibweise: |M|= Anzahl der Elemente in M.

Falls M unendlich viele Elemente hat, schreiben wir|M|=∞(∞: unendlich).

Beziehungen zwischen Mengen

Wir nennenAeine Teilmenge vonB, wenn jedes Element ausAauch ein Element von Bist. Dabei darf auchA=Bgelten.

A⊆B: ATeilmenge von B A(B: ATeilmenge von B undA6=B Beachte, dass stets A⊆Agilt. Ferner gilt f¨ur alle Mengen∅ ⊆A.

Beispiel 1.21 • N⊆Z⊆Q⊆R

(20)

• Die Menge aller Einwohner Magdeburgs ist eine Teilmenge der Menge aller Einwohner Deutschlands .

Verkn¨upfung von Mengen

Wir k¨onnen Mengen schneiden oder vereinigen.

A∪B = {x:x∈Aoder x∈B}Vereinigung A∩B = {x:x∈Aundx∈B}Schnitt

Mathematik I – WiSe 2005/2006 77

A∩B

A B

Mathematik I – WiSe 2005/2006 78

A

B A∪B

Achtung: Es gilt nicht|A∪B|=|A|+|B|, sondern

|A∪B|=|A|+|B| − |A∩B|

Zwei Mengen heißendisjunkt, wenn ihr Schnitt leer ist.

F¨ur disjunkte Mengen gilt|A∪B|=|A|+|B|

Manchmal wollen wir mehr als nur eine Menge vereinigen oder schneiden. Wir schreiben dann

[n i=1

Ai = A1∪A2∪. . .∪An

\n i=1

Ai = A1∩A2∩. . .∩An

DieDifferenz von Mengen ist wie folgt definiert:

A\B = {x:x∈Aundx /∈B}

(21)

A B

A\B

IstAeine Teilmenge vonΩ, so schreiben wir stattΩ\Aauch Aoder, genauer, A= Ω\A:

Mathematik I – WiSe 2005/2006 81

A A

Mathematik I – WiSe 2005/2006 82

Beispiel 1.22 Wir betrachten die folgenden vier Mengen:

A = {x:x∈R und1≤x≤6} B = {x:x∈N undx <6} C = {x:x∈N undx≥2} D = {x:x∈R undx <6} Dann gilt:

A∩B = {1,2,3,4,5} A\D = {6}

A∩C = {2,3,4,5,6}

C\A = {x:x∈N undx >6} B∩C = {2,3,4,5}

B∪C = N

A∩N = {1,2,3,4,5,6}

AR = {x:x∈R und(x <1oderx >6)} BN = {6,7,8, . . .}.

(22)

Mengenalgebra

Ahnlich wie f¨¨ ur die Verkn¨upfung von Aussagen gibt es auch gewisse Rechenregeln f¨ur die Verkn¨upfung von Mengen.

Wir geben im folgenden die wichtigsten Regeln an:

Idempotenzgesetze A∪A = A A∩A = A Kommutativgesetze A∪B = B∪A A∩B = B∩A

Mathematik I – WiSe 2005/2006 85

Assoziativgesetze

A∪(B∪C) = (A∪B)∪C A∩(B∩C) = (A∩B)∩C Distributivgesetze

A∪(B∩C) = (A∪B)∩(A∪C) A∩(B∪C) = (A∩B)∪(A∩C) Inklusionsgesetze

A ⊆ A∪B A∩B ⊆ A

Mathematik I – WiSe 2005/2006 86

Man macht sich diese Regeln am besten an Hand einiger Mengendiagramme (Venn-Diagramm) klar. Wir illustrieren hier nur das erste Distributivgesetz. Im ersten Diagramm sehen wir die Menge B∩C schraffiert. Danach vereinigen wir diese Menge mitA. Im letzten Bild haben wir die MengenA∪BundA∪Cjeweils unterschiedlich schraffiert und dadurch auch gleich den Schnitt(A∪B)∩(A∪C) gekennzeichnet.

B

C A

A∪(B∩C) B

C A

B∩C

(23)

B

C A

B

C A

(A∪B)∩(A∪C)

Ahnliche Gesetze gelten f¨¨ ur die Komplementbildung und die Mengendifferenz.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 89

Neue Mengen aus alten Mengen

Die Potenzmenge einer Menge A ist die Menge aller Teilmengen von A.

Bezeichnung: P(A).

IstAendlich, so gilt

|P(A)|= 2|A|. Seien a1, . . . anirgendwelche Elemente. Wir nennen

(a1, a2, . . . , an)

einn-Tupel. Die Elemente m¨ussen nicht unbedingt verschieden sein.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 90

Die Menge allern-Tupel(a1, . . . , an)mitai∈Aiheißt daskartesische Produkt vonA1, . . . , An. Bezeichnung: A1×A2× · · · ×An.

Beispiel 1.23 SeiA={1,2}und B={a, b}undC ={b, c}. Dann gilt

A×(B∪C) = {(1, a),(1, b),(1, c),(2, a), (2, b),(2, c)}

(A×B)∪(A×C) = {(1, a),(1, b),(2, a),(2, b), (1, c),(2, c)}

A×(B∩C) = {(1, b),(2, b)} (A×B)∩(A×C) = {(1, b),(2, b)}

Dieses Beispiel legt nahe (und man kann es auch beweisen), dass A×(B∩C) = (A×B)∩(A×C) gilt. Im allgemeinen ist A×B6=B×A

(24)

1.4

Relationen und Abbildungen

Die Definition einer Relation ist ganz einfach:

Eine RelationRzwischen zwei MengenX undY ist eine Teilmenge R⊆X×Y. Gilt X =Y, so heißtReine Relation aufX. Man schreibt x R y falls(x, y)∈R.

Beispiel 1.24

• X: Menge der MathematikerInnen.

Y: Menge der WirtschaftswissenschaftlerInnen.

Eine Relation zwischenX und Y wird z.B. durch ”Mathematikerx ist j¨unger als Wirtschaftswissenschaftlery” erkl¨art.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 93

• Sei X die Menge aller Frauen, Y die Menge aller M¨anner. Als Relation zwischenX undY w¨ahlen wir ”verheiratet”.

• A={1,2}, B={2,3}. Dann ist

A×B={(1,2),(1,3),(2,2),(2,3)}.

Wir erhalten z.B. folgende Relationen:

Mathematik I – WiSe 2005/2006 94

R1 = {(a, b)∈A×B:a=b}={(2,2)} R2 = {(a, b)∈A×B:a < b}

= {(1,2),(1,3),(2,3)} R3 = {(a, b)∈A×B:a≤b}

= {(1,2),(1,3),(2,3),(2,2)}=A×B R4 = {(a, b)∈A×B:a+b= 2}=∅

Man kann diese Relationen auch durch Graphen verdeutlichen. Dazu malen wir die MengeAund die MengeBauf und verbinden zwei Elemente mit einem Pfeil genau dann, wenn sie in Relation miteinander stehen:

R3 1

2

2

3 1

2

2

3 1

2

2

3

R1

R2

(25)

R4 1

2

2

3

Diese Beispiele zeigen, dass an jedem Punkt kein, ein oder mehrere Pfeile beginnen k¨onnen. Genauso kann an jedem Punkt kein, ein oder mehrere Pfeile ankommen.

Solche Pfeildiagramme sind nat¨urlich unhandlich, wenn die Mengen X und Y unendlich sind. Sind X und Y Zahlbereiche, k¨onnen wir versuchen, die Menge der Punkte(x, y)∈Rin einem Koordinatensystem zu skizzieren.

Abbildungen

Mathematik I – WiSe 2005/2006 97

In den Wirtschaftswissenschaften haben wir es meistens mit Abbildungen zu tun.

Eine Abbildung aus X nach Y ist eine Relation zwischen X und Y, so dass es zu jedem x ∈ X h¨ochstens ein y ∈ Y gibt, so dass x und y in Relation zueinander stehen. Das Element ywird mit f(x)bezeichnet.

In unserer Pfeildarstellung bedeutet dies, dass bei jedem Element x ∈ X h¨ochstens einPfeil beginnt:

Mathematik I – WiSe 2005/2006 98

Beachte, dass nicht jedemx∈X ein Funktionswert zugeordnet werden muss. Im Buch von Schwarze gibt es eine subtile Unterscheidung: Wenn jedem x∈X h¨ochstenseinyzugeordnet wird, so spricht Schwarzevon einer Funktion aus X nach Y (so wie hier angegeben). Wird jedem x ∈ X genau ein f(x) zugeordnet, sprichtSchwarze(und auch wir) von einer AbbildungvonX nach Y:

Das ist manchmal ganz praktisch, in der Mathematik aber eher ungew¨ohnlich. Es hat Vorteile, wenn man komplizierte Funktionen hat wie etwa

f(x) = x

x5+ 3x3−x−4

aufgefasst als Abbildung ausR nach R, wo man von vornherein gar nicht weiß,

(26)

f¨ur welchexder Nenner0wird, die Funktion also gar nicht definiert ist.

Bezeichnung: f :X →Y. Die Menge derx∈X, f¨ur dief(x)erkl¨art ist, nennen wir denDefinitionsbereichvon f, bezeichnet mitD(f). Der Definitionsbereich D(f) muss nicht ganz X sein, wie die obigen Beispiele zeigen. Die Menge X heißt die Menge der unabh¨angigen Variablen, die Menge Y bezeichnet die abh¨angigen Variablen, denn wenn wirxkennen, kennen wir auchf(x).

Beispiel 1.25 Wir definierenf:R→Rdurchf(x) = x21−1. Dieser Ausdruck ist nat¨urlich nur erkl¨art, wennx2−16= 0. In der Notation vonSchwarzeistf eine Abbildung aus R nach R. Der Definitionsbereich ist R\ {±1}. Die graphische Veranschaulichung:

Mathematik I – WiSe 2005/2006 101

–4 –2 2 4

y

–6 –4 –2 2 4 6

x

Mathematik I – WiSe 2005/2006 102

Beispiel 1.26 Wir betrachten f : R → R definiert durch f(x) = lgx (dekadischer Logarithmus). Wir haben schon gesehen, dass der Logarithmus nur f¨ur positive Zahlen erkl¨art ist. Der Definitionsbereich ist alsoR+:

–2 –1.5 –1 –0.5 0.5 1

5 10 15 20

x

Machen Sie sich bitte nicht zu viele Gedanken ¨uber die Frage, ob es Abbildungen vonoderauseiner MengeXgibt. Wichtig ist nur, dass bei der Beschreibung einer Abbildung durch eine Vorschrift wie z.B. lgx oder x21

−1 zu beachten ist, dass diese Vorschrift f¨ur einige Werte von x nicht definiert ist. Oft liegt das daran, dass man nicht durch 0 dividieren darf. Andere M¨oglichkeiten: Logarithmen oder Wurzeln negativer Zahlen sind nicht definiert. Manche trigonometrische Funktionen haben Stellen, wo sie nicht definiert sind, z.B. tan(π/2) ist nicht definiert.

Abbildungen werden oft auch Funktionen genannt. Meistens spricht man von Funktionen, wenn die Mengen X und Y Zahlbereiche sind. Wenn wir hier von Zahlbereichen sprechen, meinen wir nicht etwa nur R, sondern auchR2,R3 usw.

Denken Sie daran: ¨Okonomische Daten h¨angen fast nie nur von einer Variablen ab.

Ein anderes kleines Beispiel: Die (vor kurzem noch sehr beliebten) Aktiencharts

(27)

sind nichts anderes als Funktionen von der Zeit in die Menge R m¨oglicher Aktiennotierungen. Dieses Beispiel macht deutlich, dass zwischen den unabh¨angigen Variablen (hier der Zeit) und den abh¨angigen (dem Aktienkurs) kein kausaler Zusammenhang bestehen muss. Ein kausaler Zusammenhang besteht vielleicht zwischen dem Zinsniveau und dem Aktienkurs, oder den Jahresabschl¨ussen der AG’s und den Aktienkursen, aber sicher nicht zwischen der Zeit und dem Kurs!

Wir werden im n¨achsten Kapitel auf einige Funktionen, die aus der Schule bekannt sein sollten, genauer eingehen.

Bevor wir dies tun, f¨uhren wir noch drei wichtige Begriffe f¨ur Abbildungen ein:

injektiv, surjektiv, bijektiv!

Mathematik I – WiSe 2005/2006 105

Eine Abbildung f : X → Y heißt injektiv wenn aus f(x1) = f(x2) stets x1 = x2 folgt. Die Abbildung heißt surjektiv, wenn es zu jedem y∈Y (mindestens) ein x ∈ X gibt mit f(x) = y. Die Abbildung heißt bijektiv, wenn sie injektiv und surjektiv ist und es zu jedem x ∈ X ein y gibt mit f(x) = y (f also insbesondere eine Abbildung vonX nach Y ist).

F¨ur unsere Pfeildarstellung von Abbildungen bedeutet das folgendes:

injektiv: in jedemy∈Y endet h¨ochstens ein Pfeil surjektiv: in jedemy∈Y endet mindestens ein Pfeil bijektiv: in jedemy∈Y endet genau ein Pfeil

und in jedemx∈X beginnt genau ein Pfeil.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 106

bijektiv surjektiv injektiv

In allen drei F¨allen haben wir Abbildungen, weil aus den linken Mengen an jedem Punkt nur h¨ochstens ein Pfeil beginnt. Wir machen noch einmal auf die eher ungew¨ohnliche Konvention aufmerksam, dass wir auch dann von Abbildungen reden, wenn in einem Punkt von X gar kein Pfeil beginnt, es also Elemente x∈X gibt, f¨ur dief(x)gar nicht definiert ist.

Ist f eine injektive Abbildung, so definieren wir f−1 : Y → X durch folgende Vorschrift: f−1(y) =x, wobei x∈X durch die Eigenschaft f(x) =y bestimmt ist. Beachte, dass x wegen der Injektivit¨at eindeutig bestimmt ist. In unseren Pfeilbildern bedeutet dies einfach, dass wir jeden Pfeil umdrehen. Die Abbildung f−1 heißt die zu f inverseAbbildung.

Beachte, dass auch f−1 injektiv ist. Ferner ist f bijektiv genau dann wenn f injektiv und surjektiv ist und zus¨atzlichf−1 auch surjektiv ist.

Bei einer bijektiven Abbildung geht von jedem Punkt in X genau ein Pfeil aus und in jedem Punkt aus Y endet genau ein Pfeil. Das heißt insbesondere, dass

(28)

X undY gleich viele Elemente haben.

Seienf :X→Y undg:Y →Zzwei Abbildungen. Wir definieren die Abbildung g◦f : X →Z wie folgt: (g◦f)(x) =g[f(x)]. Also: Wir wenden erstf auf x an, dann auf den Wertf(x)die Abbildung g.

Wichtig ist es, sich zu merken, dassg◦fbedeutet, erstfund dannganzuwenden.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 109

f g

g◦f

X Y Z

Mathematik I – WiSe 2005/2006 110

Kapitel 2. Funktionen einer Variablen

2.1

Einf¨ uhrende Beispiele

Kostenfunktion und St¨uckkostenfunktion: Das Unternehmen Miel produziert hochwertige Waschmaschinen. Es hat monatliche Fixkosten von 170.000¤. Die sind unabh¨angig von der produzierten Menge. Pro produziertem St¨uck fallen variable Kosten (vor allem Material und L¨ohne) von 500¤an. Die monatlichen Gesamtkosten des Unternehmens (in ¤) betragen dann

K(x) = 170.000 + 500x,

wobei x die Anzahl der im Monat produzierten Waschmaschinen ist. Bei 100

Waschmaschinen fallen also Gesamtkosten an in H¨ohe von K(100) = 230.000,

bei 1000 St¨uck

K(1000) = 670.000.

K heißt die Kostenfunktion. Wenn man nicht an den Gesamtkosten K interessiert ist, sondern an den Kosten pro produziertem St¨uck, so erh¨alt man die St¨uckkostenfunktionS(x). Sie ergibt sich aus der KostenfunktionK(x)einfach durch

S(x) =K(x) x .

(29)

In obigem Beispiel ist

S(x) = 170.000 + 500x

x = 500 +170.000 x . Bei 100 produzierten Waschmaschinen ist das also

S(100) = 2300, bei 1000 Maschinen

S(1000) = 670.

Weitere ¨okonomische Funktionen sind

Nachfrage-Funktion (Preis-Absatz-Funktion): Sei p der Preis eines Gutes, N die nachgefragte (abgesetzte) Menge. Die Nachfragefunktion ist dann N(p).

Mathematik I – WiSe 2005/2006 113

Ublicherweise wird¨ N(p) kleiner, wenn der Preis p steigt. So k¨onnte z.B. (p ausgedr¨uckt in¤)

N(p) = 100.000−500p (2.1)

sein. Das heißt, bei einem Preis von 10 ¤betr¨agt die Nachfrage 95.000 St¨uck, bei einem Preis von 13¤nur 93.500 St¨uck.

Oft wird auch umgekehrt die Funktionp(N)betrachtet.

Angebotsfunktion: Seipder Preis eines Gutes,Adie vom Produzenten auf den Markt gebrachte Menge. Die Angebotsfunktion ist dannA(p).

Erl¨osfunktion: F¨ur N abgesetzte G¨uter zum St¨uckpreis p(N) ist der Erl¨os in Abh¨angigkeit von der MengeN

E(N) =N ·p(N).

Hierbei ist ber¨ucksichtigt, dass der Preis p von der Nachfrage N abh¨angt,

Mathematik I – WiSe 2005/2006 114

typischerweise mit hoher Nachfrage steigt.

In Abh¨angigkeit vom Preispist die Erl¨osfunktion E(p) =N(p)·p.

Wenn wir die Nachfragefunktion (2.1) benutzen, erhalten wir E(p) = 100.000p−500p2.

Eine typische Frage ist: F¨ur welchen Preispwird der Erl¨osE(p)maximal. Solche und ¨ahnliche Fragen werden wir mit etwas mathematischer Theorie beantworten k¨onnen.

2.2

Grundlegende Begriffe und Bezeichnungen

Eine Abbildung

f :R→R mitD(f)⊆R

heißtreellwertige Funktion einer reellen Variablen (Ver¨anderlichen). Wie bereits fr¨uher definiert, ist D(f)derDefinitionsbereichvonf. Die Menge

W(f) ={f(x) :x∈D(f)} heißt derWertebereichvonf.

(30)

Erinnerung: D(f) ={x∈R:Es gibt y∈Rmity=f(x)} Wir nennen

x7→f(x)dieZuordnungsvorschriftund Gf ={(x, y)∈D(f)×R:y=f(x)} denGraphvon f.

Viele Zuordnungsvorschriften haben einen “nat¨urlichen maximalen Definitionsbereich”. Oft wird dann nur die Zuordnungsvorschrift angegeben, und es ist dann die zugeh¨orige Funktion auf dem maximalen Definitionsbereich gemeint. Wir sprechen dann oft auch einfach von dem Definitionsbereich.

Wenn aus dem Zusammenhang klar ist, was die Funktion f ist, schreiben wir

Mathematik I – WiSe 2005/2006 117

auch einfach Dstatt D(f).

Beispiel 2.1 • x7→x2 hat den maximalen DefinitionsbereichR.

• x7→ 1

x hat den maximalen DefinitionsbereichR\ {0}.

• Die schon vorher betrachtete Kostenfunktion K(x) = 170.000 + 500x

hat als DefinitionsbereichR. In dem betrachteten Beispiel sind allerdings nur nicht-negative ganze Zahlen x interessant (x: Anzahl der Waschmaschinen) und nur bis zu einer gewissen H¨ohe, die durch die Maximalauslastung des Unternehmens gegeben ist. Dieses Beispiel zeigt, dass nicht alle Werte f¨ur x, die mathematisch sinnvoll sind, auch im ¨okonomischen Sinn sinnvoll sind.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 118

Ein Hilfsmittel zur Veranschaulichung einer Funktion f und ihres Graphen ist eine Wertetabelle, in der ausgew¨ahlte Werte von x zusammen mit ihrem Funktionswertf(x)eingetragen werden.

Beispiel 2.2 Wir setzen unser BeispielK(x) = 170.000 + 500xfort:

x 1 10 20 50 100 1000

K(x) 170.500 175.000 180.000 195.000 220.000 670.000

Beispiel 2.3 f(x) = 3x2+ 2x+ 1

x -2 -1 0 1 2 5 10

f(x) 9 2 1 6 17 86 321

Eine genauere Methode ist das Zeichnen der Graphen in ein Koordinatensystem.

Der Graph zur oben angegebenen Funktion 3x2+ 2x+ 1 ist

2 4 6 8 10 12

–2 –1 0 1

x

(31)

Wir wollen uns in den folgenden Beispielen ¨uberlegen, ob die jeweiligen Funktionen f : R→ R injektiv, surjektiv oder bijektiv sind. Achtung: Es gibt Funktionen, die weder injektiv noch surjektiv noch bijektiv sind!

Injektivit¨at bedeutet, dass der Graph jeder Gerade mit der Gleichung y = a (a ∈ R) den Graphen Gf von f h¨ochstens einmal schneidet. Beachte, dass Gleichungen y = a Geraden parallel zur x-Achse beschreiben. Surjektiv heißt, dass jede solche Gerade den Graphen mindestens einmal trifft, und bijektiv schließlich bedeutet, dass jede solche Gerade den Graphen genau einmal trifft, und dass gleichzeitigD(f) =R gilt.

Sie m¨ussen Surjektivit¨at etwas anders interpretieren, wennf:R→AmitA⊆R gilt. Surjektivit¨at bedeutet dann, dass jede Gerade mit der Gleichungy=a mit a∈Aden GraphenGf mindestens einmal trifft.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 121

Beispiel 2.4 f(x) = 2x2+ 4x−30

–30 –20 –10 0 10 20 30 40

–6 –4 –2 2 4

x

Diese Funktion ist weder injektiv noch surjektiv.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 122

Beispiel 2.5 f(x) = 1 x2−5

–4 –3 –2 –1 1 2 3 4

y

–6 –4 –2 2 4 6

x

Auch diese Funktion ist weder injektiv noch surjektiv, dennf(x)ist niemals 0.

Beispiel 2.6 S(x) = 500 +170.000

x , D(S) =R+

0 1000 2000 3000 4000

y

200 400 600 800 1000

x

Diese Funktion ist injektiv und nimmt alle positiven Werte >500 an. Wenn wir S also auffassen als eine Abbildung R+→ {x∈R:x >500}, so ist S surjektiv (sogar bijektiv!).

(32)

Beispiel 2.7 f(x) = 7

6 6.5 7 7.5 8

–3 –2 –1 0 1 2 3

x

Diese Funktion heißtkonstant

Allgemein heißt eine Funktion mit der Vorschrift

Mathematik I – WiSe 2005/2006 125

f(x) = c, wobei c eine Zahl unabh¨angig von x ist, konstant. Konstante Funktionen sind nicht injektiv und nicht surjektiv.

Beispiel 2.8 f(x) = 10x−3

–20 –10 0 10

–2 –1 1 2

x

Mathematik I – WiSe 2005/2006 126

Die Abbildung f ist injektiv und surjektiv.

Eine Funktion der Form

f(x) =a·x+b

heißt linear. Dabei sind a und b feste reelle Zahlen. Die Kostenfunktion K(x) = 170.000 + 500xist beispielsweise eine lineare Funktion.

Beispiel 2.9 Ein Kopierladen erhebt die Kosten pro Fotokopie in Abh¨angigkeit von der Gesamtzahl der get¨atigten Kopien. Hierbei gelten folgende Preise:

Anzahl der Kopien 0 bis 49 50 - 99 ab 100 Preis pro Kopie 0,05¤ 0,04¤ 0.03¤

Die Funktion k, die den Preis pro Kopie beschreibt, ist also gegeben durch

k(x) =







0,05 falls0≤x≤49 0,04 falls50≤x≤99 0,03 falls100≤x

Ihr Graph sieht wie folgt aus:

(33)

ο

ο

0.03 0.035 0.04 0.045 0.05

0 20 40 60 80100120140 160180200 x

Eine solche Funktion nennt manTreppenfunktion. Treppenfunktionen sind weder injektiv noch surjektiv. Achtung: Eigentlich ist unsere Funktionk(x) nat¨urlich nur f¨ur ganzzahligexdefiniert. Wir haben bei der hier angegebenen Skizze aberx beliebig reellwertig angenommen, was f¨ur die Visualisierung durchaus angemessen ist.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 129

Bei Funktionen mit Spr¨ungen wie in diesem Beispiel sollte man bei der Visualisierung deutlich machen, welche Punkte an den Sprungstellen zum Funktionsgraphen geh¨oren. Wir malen einen fetten Punkt, wenn der Punkt dazugeh¨ort, sonst einen nicht ausgef¨ullten kleinen Kreis.

Die Funktion K, die die Gesamtkosten des Kunden in Abh¨angigkeit von der St¨uckzahl angibt, ist

K(x) =







0,05x falls0≤x≤49 0,04x falls50≤x≤99 0,03x falls100≤x Ihr Graph sieht wie folgt aus:

Mathematik I – WiSe 2005/2006 130

ο

ο

0 1 2 3 4 5 6

20 40 60 80 100120140 160180200 x

Solche Funktionen treten h¨aufig bei Preisen mit Rabattstaffelung auf.

Injektive Abbildungen haben eine sch¨one Eigenschaft. Beachten Sie dabei, dass der Wertebereich aus allen y∈Rbesteht, f¨ur die es einxgibt mity=f(x). Es handelt sich also um die Menge der reellen Zahlen, die wirklich als Bild von f auftreten.

(34)

Ist die Funktion f : R → R injektiv, hat den Definitionsbereich D und den Wertebereich W, so istf :D→W bijektiv. Dann heißt

f−1:W →D , y7→xwobeix∈Dmitf(x) =y dieUmkehrfunktionzuf. Der Graph

Gf−1 = {(y, x)∈W ×D|y=f(x)}

= {(y, x)∈W ×D|(x, y)∈Gf} entsteht aus Gf durch Spiegelung an der Winkelhalbierenden.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 133

Beispiel 2.10 Wir betrachten wieder die St¨uckkostenfunktion S(x) = 500 +170.000

x . F¨ur welche St¨uckzahl ergibt sich 1500¤? Wir l¨osen hierzu

500 +170.000

x = 1500 nach xauf und erhalten

170.000

x = 1000 x= 170.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 134

Das ist die gesuchte St¨uckzahl, denn es ist nun S(170) = 1500. L¨osen wir allgemein die Gleichung

500 +170.000

x =y

nach xauf, so erhalten wir

x=170.000 y−500 und dies ist gerade die Umkehrfunktion, also

S−1(y) = 170.000 y−500.

Mit ihr l¨asst sich zu beliebigen St¨uckkosten die zugeh¨orige St¨uckzahl ermitteln.

Beispiel 2.11 Die Funktion f : R+0 → R+0 mit f(x) = x2 ist bijektiv. Ihre Umkehrabbildung istf−1(y) =√y.

0 1 2 3 4

y

1 2 3 4

x

(35)

Beachte: Die Funktion f(x) =x2 kann auch f¨ur alle x∈R betrachtet werden, ist dann aber nicht injektiv, folglich gibt es dann auch keine Umkehrfunktion.

Verkn¨upfung von Funktionen

Aus gegebenen Funktionen k¨onnen durch Verkn¨upfung mittels der Grundrechenarten neue Funktionen gebildet werden.

Mathematik I – WiSe 2005/2006 137

Seien f, g : R → R Funktionen und λ ∈ R. Dann lassen sich auch die folgenden Funktionen definieren:

λf :R→R, mit (λf)(x) =λf(x), f±g:R→R, mit (f±g)(x) =f(x)±g(x),

f·g:R→R, mit (f·g)(x) =f(x)·g(x), f

g :R→R, mit f

g(x) = f(x) g(x).

Mathematik I – WiSe 2005/2006 138

Die Definitionsbereiche sind D(λf) = D(f) D(f±g) = D(f)∩D(g)

D(f·g) = D(f)∩D(g) D

f g

= {x∈R:x∈D(f)∩D(g)undg(x)6= 0}.

Wir erinnern daran, dass man auchf◦g (Verkettung von f und g) bilden kann.

Der Definitionsbereich vonf◦g sind diejenigen Elementex∈R, f¨ur dieg(x)im Definitionsbereich vonf liegt.

Beispiel 2.12 Seien f(x) = 15x−3, g(x) = 2x2−3x+ 1. Dann sind (5f)(x) = 75x−15

(f+g)(x) = 2x2+ 12x−2

(f·g)(x) = (15x−3)(2x2−3x+ 1)

= 30x3−51x2+ 24x−3 f

g

(x) = 15x−3 2x2−3x+ 1 Aus dem Definitionsbereich vonf

g m¨ussen1und1/2ausgeschlossen werden, weil

(36)

g(1) = 0und g(1/2) = 0.

Intervalle

Seien a, b ∈ R mit a < b. Dann unterscheiden wir die folgenden Typen von Intervallen

[a, b] ={x∈R:a≤x≤b} abgeschlossenes Intervall,

(a, b) ={x∈R:a < x < b} offenes Intervall, [a, b) ={x∈R:a≤x < b}

(a, b] ={x∈R:a < x≤b} halboffene Intervalle.

Intervalle der Form

Mathematik I – WiSe 2005/2006 141

[a,∞) ={x∈R:x≥a} (−∞, b] ={x∈R:x≤b} (a,∞) ={x∈R:x > a} (−∞, b) ={x∈R:x < b}

werden uneigentliche Intervallegenannt, die ersten beiden sind abgeschlossene, die letzten beiden offene Intervalle.

Monotonie

Neben Injektivit¨at und Surjektivit¨at spielen weitere Eigenschaften von Funktionen eine wichtige Rolle. Besonders wichtig ist die Monotonie:

Mathematik I – WiSe 2005/2006 142

Seien f : R → R eine Funktion und I ⊆ R ein Intervall im Definitionsbereich von f.

Gilt f¨ur alle x1, x2∈I mitx1< x2

f(x1)≤f(x2) (bzw. f(x1)< f(x2)) (2.2) dann heißt f (streng) monoton wachsendinI.

Gilt f¨ur alle x1, x2∈I mitx1< x2

f(x1)≥f(x2)(bzw. f(x1)> f(x2))

dann heißtf(streng) monoton fallendinI. Die Funktionfheißt (streng) monoton wachsendauf dem ganzen Definitionsbereich, wenn die Bedingung (2.2) f¨ur alle x1, x2 ∈ D(f) mit x1 < x2 erf¨ullt ist. Entsprechendes gilt f¨ur(streng) monoton fallend

Die St¨uckkostenfunktion S(x) = 500 + 170.000x ist streng monoton fallend.

Anschaulich bedeutet das: Je mehr St¨ucke produziert werden, so geringer sind die St¨uckkosten, um so effizienter ist also die Produktion.

Wir halten folgenden interessanten Zusammenhang zwischen Monotonie und Injektivit¨at fest:

Ist f streng monoton wachsend (oder streng monoton fallend) dann ist f injektiv, hat also eine Umkehrfunktion.

Beispiel 2.13 Die Funktion f(x) = 2x2 + 4x − 30 ist auf [0,∞) streng monoton wachsend, auf (−∞,−2] streng monoton fallend. Wo genau sich das Wachstumsverhalten umkehrt, ist am Graphen nicht genau zu erkennen. Das werden wir sp¨ater mit mathematischen Methoden ermitteln k¨onnen.

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