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Archiv "Börsebius über Daimler: Sand im Getriebe" (09.02.1996)

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D

ie Daimler-Benz AG, Stuttgart, stellt die wei- tere Unterstützung für den niederländischen Flug- zeughersteller Fokker ein.“

Mit diesem trockenen Satz auf der jüngsten außeror- dentlichen Aufsichtsratssit- zung besiegelte der schwäbi- sche Weltkonzern das Schick- sal der flügellahmen Hollän- der.

Obwohl alleine das Fok- ker-Debakel die Bilanz in diesem Jahr mit rund 2,5 Mil- liarden Mark außerordentli- chem Aufwand belasten wird, reagierten die Börsia- ner guten Mutes auf diese Nachricht. Auch die saldierte horrible Verlustsumme von insgesamt 6 Milliarden Mark – das ist ein noch nie erreich- tes Defizit in der Unterneh- mensgeschichte – schreckte von da ab keinen mehr.

Die Kursnotiz von Daim- ler legte kräftig zu und über- sprang mühelos die Marke

von 800 Mark. Banken und Börsen blasen mittlerweile wieder zum Kauf von Daim- ler. Jetzt sei alles ausgestan- den, sagen sie, der Konzern wieder auf dem Weg nach oben. Ist das wirklich so?

Lohnt ein Einstieg bei Daim- ler auf Dauer?

Zunächst einmal ist es in der Tat richtig, daß der neue Vorstandsvorsitzende in der Stuttgarter Zentrale Tabula rasa veranstaltet. Jürgen Schremp ließ nicht nur Fok- ker über die Klinge springen, sondern er schloß auch das Milliarden-Verlustloch bei der AEG. Von Dornier will sich der harte Sanierer eben- falls trennen, koste es, was es wolle.

Das ist ja alles gut und schön. Aber bei einigem In- nehalten muß einem schon dämmern, daß der, der das Boot (Fokker, AEG) jetzt ab- saufen ließ, lange genug per- sönlich mit an Bord war, also höchstselbst für eine verfehl- te Unternehmenspolitik ge- radesteht. Ich will damit sa- gen, daß es keine Garantie dafür gibt, daß zwar die Stol- persteine der Vergangenheit ausgeräumt werden, aber das Top-Management zukünftig neuen Verlustgefahren nicht gekonnt in die Arme fällt. Mit anderen Worten: Wer traut schon einem schlechten Schafhirten, nur weil er eini- ge schwarze Schafe geopfert hat, zu, daß er fürderhin sei-

nen Job ganz prima macht?

Um es auf den Punkt zu bringen: Die Börsianer sind deswegen begeistert, weil Daimler-Benz seine hochris- kanten Technologieausflüge beendet hat und sich auf sei- ne Stärken als Nobelherstel- ler von Autos besinnt.

So richtig das Prinzip

„Schuster, bleib bei Deinen Leisten“ auch ist, so sehr lau- ern hier konkret Gefahren.

Mercedes peilt neue Nischen an und will auch bei Vans und Kleinwagen mitmischen.

Doch das kann ganz schön ins Auge (und ins Geld) gehen, weil die Konkurrenz in die- sen Marktbereichen stark vertreten ist. Dazu kommt noch die Neuregelung der Besteuerung von privat ge- nutzten Dienstwagen, die Lu- xuskarossen drastisch be- nachteiligt. So gesehen wäre es kein Wunder, wenn aus dem Goldesel Mercedes eine Pechmarie würde. Börsebius

[40] Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 6, 9. Februar 1996

S C H L U S S P U N K T

Post Scriptum

Die DAK hatte vor ge- raumer Zeit auf dem Titel- blatt ihrer Zeitschrift Schachspieler am Brett mit der Unterschrift „Besser denken, schneller reagie- ren“ abgebildet. Es stimmt allerdings nicht, daß die DAK auf diese Idee bei der letzten Deutschen Ärzte- meisterschaft in Wiesbaden vor einem Jahr kam, als der 75jährige Dr. Eckstein beim Luftschnappen vor den Kurhauskolonnaden von ei- nem Kollegen gefragt wur- de, ob er Feuer habe. „Nur

im Herzen. Nicht das, was Sie brauchen“, lautete die schlagfertige Antwort.

Noch ein Blick zurück nach Wiesbaden 1995, etwa zum 83jährigen Dr. Faulhaber,

der als „Wiederholungstä- ter“ immer wieder gerne kommt. Und wie! Dr.

Dorow aus Stuttgart, der in russischer Kriegsgefangen- schaft Schachprobleme auf Zeitungspapier aufmalte, war gar schon 86 Jahre alt;

er kam allerdings nur zum

„Kiebitzen“. Alle drei para- phrasieren herrlich den Schachmeister Jaques Mie- ses. Als dieser bei einem Turnier in Schweden mit 83 Jahren gegen einen 84jähri- gen holländischen Gegner gewann, meinte er: „Die Ju-

gend hat gesiegt!“ und wei- ter: „Die meisten Menschen sterben zwischen 70 und 80 Jahren. Dieses gefährliche Alter habe ich hinter mir.“

Wie sagt doch der rumäni-

sche Schriftsteller Sadovea- nu: „Weil auch das Schach- spiel eine Medizin ist, aller- heiligster Vater!“ Das war sie vor Jahren, wenn auch in einem etwas anderen Sinne, auch für einen schach- spielenden Kollegen. Bei ei- ner vorbestehenden Kar- diomyopathie ereilte ihn dabei, übrigens in Gewinn- stellung, ein Kammerflim- mern. Gott sei Dank war sein Gegenüber, wie so oft, Dr. med. Kleine-Katthöfer;

nach 45minütiger Reanima- tion war auch der Über-

lebenskampf gewonnen, bis heute geht es gut.

Medizin ist und war Schach auch immer für Vik- tor Kortschnoi, der trotz seiner 64 Jahre immer noch mit der Weltspitze mithal- ten kann. Bei einem kürzli- chen Schnellschachturnier in Wien dachte er besser und reagierte schneller als sein 27 Jahre junger bosni- scher Widersacher Sokolov.

Sehen Sie, mit welch raf- finiertem Zug Kortschnoi als Weißer am Zug seinen Gegner zur Aufgabe zwang?

Lösung:

„Medizin“

Schach – bitte 3 x täglich

DR. MED. HELMUT PFLEGER

Nach Kortschnois überraschen-

dem 1.T a1! gab Schwarz auf.

Nimmt er mit 1....Txb6 die weiße Dame, so wird er nach

2.

Txa8+ mattgesetzt (der schwarze König hat kein Luft-

loch – „ W as ist der Mensch oh-

ne V entil?!“ pflegte Dr . med.

Siegbert Tarrasch zu sagen). In jedem Fall verliert Schwarz sei-

ne eingeklemmte Dame.

Börsebius über Daimler

Sand im Getriebe

Referenzen

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