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Archiv "Psychotherapeutische Versorgung: Koblenzer Modellversuch mit ersten Ergebnissen" (01.12.1995)

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an die Börse in Deutschland sehr strikt. Das ist besonders für kleine, fi- nanzschwache Firmen ein Problem.

~ Die akademische Forschung in Deutschland ist im internationalen Vergleich zurückgefallen, die Zusam- menarbeit zwischen Pharmaindustrie und Universitäten nicht optimal.

Boston Consulting hat aber auch auf Versäumnisse im Management der Pharmafirmen hingewiesen. "Ein geringer Innovationsgrad neuer Pro- dukte kann teilweise Folge einer be- wußten Ausrichtung auf Me-tao-For- schung gewesen sein", heißt es an ei- ner Stelle. Offenbar haben auch Ma- nagementfehler dazu geführt, daß die

"Pipelines" zu wenig aussichtsreiche Innovationen enthalten. Eine weitere Auffälligkeit: Deutsche Pharmaun- ternehmen haben zu wenig erfolgver- sprechende Substanzen in der präkli- nischen Forschung und noch zu viele in der teuren Phase III. "Oft scheint es am Nachschub vielversprechender neuer Wirksubstanzen zu liegen", schreiben die Autoren. Dies wieder- um führen sie auf mangelnde Kreati- vität zurück, die offenbar innerhalb vieler Pharmaunternehmen nicht so gedeihen könne wie anderswo.

Prof. Dr. Frank E. Münnich, Hauptgeschäftsführer des VFA, sagte bei der Vorlage der Studie: "Vielleicht haben sich die Unternehmen eine Zeitlang zu sehr auf den Erfolgen der Vergangenheit ausgeruht." Inzwi- schen hätten sie jedoch viel getan, um ihre Position zu stärken. In Zukunft müßten sich die forschenden Herstel- ler noch stärker auf die Entwicklung innovativer, therapeutisch wertvoller Arzneimittel konzentrieren. Nur sol- che Präparate ließen eine Amortisati- on der hohen Forschungs- und Ent- wicklungskosten erwarten.

Fazit aus der Studie: Es bleibt noch einiges zu tun, um Rückstände aufzuholen und komplexer geworde- ne Forschungsaufgaben zu bewälti- gen. Aber selbst wenn viele Vorschlä- ge von Boston Consulting umgesetzt würden, werden deutsche Pharmaun- ternehmen weiter in großem Umfang in den USA und Japan investieren.

Auf einem VFA-Seminar sagte Dr.

Walter Wenninger, VFA-Vorsitzen- der, vor kurzem: "Firmen wandern nicht ab, sie gehen dorthin, wo die Märkte sind." Sabine Dauth

•·•••••i

AKTUELL

Psychotherapeutische Versorgung

Koblenzer Modellversuch mit ersten Ergebnissen

Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Modellversuchs wurde 1992 eine Koordinationsstelle zur Verbesserung der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung

1 l

bei der Kassenärztlichen Vereinigung Koblenz eingerichtet. Der folgende Bericht beschreibt Auf- bau und Ziele des Versuchs und zieht zugleich eine erste Zwischenbilanz.

D

ie Koordinationsstelle zur Verbesserung der ambulanten psychotherapeutischen Ver- sorgung dient als Anlaufstelle und erteilt Auskunft an ratsuchende Patienten, Ärzte, nichtärztliche Psy- chotherapeuten, Krankenkassen und andere Anfragende. Aufgaben- schwerpunkte sind der Informations- service zur ambulanten Psychothera- pie mit Beratungs-und Vermittlungs- arbeit sowie die Koordination und Organisation der regionalen Arbeits- gemeinschaften Psychotherapie.

Mit Hilfe einer spezifischen Da- tenbank werden in der "Zentralen In- formationsbörse Psychotherapie"

(ZIP) folgende relevante Personen und Stellen erfaßt:

e

ärztliche und psychologische Psychotherapeuten,

e

psychosoziale Beratungsstellen,

e

Selbsthilfegruppen,

e

Kliniken.

Dies ermöglicht die Erstellung ei- nes detaillierten Angebotsprofils der regionalen psychotherapeutisch-psy- chosozialen Versorgung. Neben den Adressen der ärztlichen und psycholo- gischen Psychotherapeuten sind in der Datenbank detaillierte Angaben über die unterschiedlichen Therapieverfah- ren, Indikationsschwerpunkte, freie Psychotherapieplätze und Warte- zeiten abrufbar. Zusätzlich werden freie Kapazitäten für Kriseninterven- tionen sowie die Bereitschaft der Psy- chotherapeuten zur Bereitstellung kurzfristiger Diagnostiktermine er- faßt. Psychosoziale Beratungsange-

l) Wissenschaftlich begleitet vom Zentralinsti- tut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (Durchfüh- rungszeitraum 1. 6. 1992 bis 31. 7. 1995)

bote, Angaben über Selbsthilfegrup- pen und stationäre Einrichtungen er- gänzen den Datenpool.

Zur Förderung eines bedarfsori- entierten und differenzierten regiona- len Versorgungssystems werden alle ärztlichen und nichtärztlichen Psy- chotherapeuten um Mitarbeit gebe- ten, das heißt, sowohl Vertragsbe- handleT (kassenzugelassene ärztliche und psychologische Psychotherapeu- ten, die im Rahmen der Richtlinien der gesetzlichen Krankenkassen ab- rechnen können) als auch im Rahmen der Kostenerstattung tätige psycholo- gische Psychotherapeuten (Psycholo- gen, die nach Einzelfallprüfung im Kostenerstattungsverfahren außer- halb der Vertragsbehandlung tätig sind). Die Effizienz der Vermitt- lungstätigkeit der Koordinationsstel- le hängt wesentlich von der aktiven Teilnahme der ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten sowie der möglichst vollständigen Er- fassung der regionalen Angebote ab.

Rasche VermiHiung hat Priorität

Die differenzierten Informatio- nen der ZIP ermöglichen eine patien- tengerechte und effiziente Informati- ons-, Beratungs- und Vermittlungs- tätigkeit. Priorität hat die rasche Be- reitstellung eines bedarfsgerechten Behandlungsplatzes für den Patien- ten. In der Koordinationsstelle wird keine Diagnostik durchgeführt. Pati- enten ohne Fachdiagnose werden auf Wunsch zur Diagnostik und Indikati- onsstellung direkt an einen der mit- wirkenden ärztlichen Psychothera- Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 48, 1. Dezember 1995 (29) A-3377

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peuten vermittelt. Den unterschiedli- chen Anliegen der Patienten entspre- chend ergibt sich das folgende abge- stufte Vorgehen:

Stufe 1 - Information: Dem An- fragenden werden Informationen aus dem verfügbaren Datenpool der ZIP weitergegeben: zum Beispiel Adres- sen von Psychotherapeuten aus der entsprechenden Region, Informatio- nen zu Therapieverfahren, Wartezei- ten und Kostenregelung.

Stufe 2 - Beratung: Der Anfra- gende wird telefonisch beraten und gezielt an Beratungsstellen, Psycho- logen, Selbsthilfegruppen oder ande- re Stellen weiterverwiesen.

Stufe 3-Vermittlung: Der Anfra- gende sucht möglichst rasch mit Hilfe der Koordinationsstelle einen Psy- chotherapeuten/Indikationssteller. In diesen Fällen vermittelt die Koordi- nationsstelle direkt einen Vorstel- lungstermin. Kann die indizierte Therapiemaßnahme nicht in der ver- mittelten Praxis durchgeführt wer- den, wird mit Hilfe der Koor- dinationsstelle ein bedarfsentspre- chender Behandlungsplatz gesucht.

In Krisensituationen bleibt der Pati- ent so lange in der Betreuung des Psy- chotherapeuten, bis der bedarfsent- sprechende Behandlungsplatz gefun- den wurde.

In den einzelnen Regionen des KV-Bereiches werden "Arbeitsge- meinschaften Psychotherapie" initi- iert, die als Verbindung zwischen den niedergelassenen Psychotherapeuten und den Aktivitäten der Koordinati- onsstelle dienen. Die Verbesserung der Kommunikation und Information in den Arbeitsgemeinschaften führt zur Präzisierung und zur besseren Auslastung bestehender psychothera- peutischer Versorgungsangebote. Die Zusammenarbeit zwischen Psychothe- rapeuten vor Ort und der Koordinati- onsstelle ermöglicht unter anderem die Bereitstellung kurzfristiger Ter- minangebote (beispielsweise Diagno- stiktermine, Kurz- und Überbrük- kungskontakte ). Über die Arbeitsge- meinschaften können zusätzlich wich- tige Informationen für die Koor- dinationsstelle gewonnen werden- et- wa zu den Besonderheiten der regio-

2l n= 220, Erfassung: September 1993 bis März 1994

. . ...

AKTUELL

nalen psychotherapeutischen Versor- gung. Versorgungswege, Delegations- und Überweisungsverhalten sowie Kooperationsmodi zwischen Ärzten, Psychologen, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen können bei den Treffen der Arbeitsgemeinschaften transparent gemacht und für die Ver- mittlung genutzt werden. In den Ar- beitsgemeinschaften sollen Kriterien der Qualitätssicherung erarbeitet und vor Ort durchgeführt werden.

Durch die Kooperation der vor Ort an der psychotherapeutischen Versorgung beteiligten Fachgruppen aus Ärzten, Psychologen und Sozial- pädagogenf-arbeitern erfolgt die Ver- mittlung der Patienten/Klienten effi- zienter und bedürfnisadäquater. Fehl- zuweisungen können minimiert und vorhandene Ressourcen wesentlich besser ausgelastet werden. Darüber hinaus können Versorgungsengpässe aufgezeigt und die psychotherapeuti- schen Angebote zukünftig besser auf den Bedarf abgestimmt werden.

Mehr als

2 500 Anfragen

Die Anfragen an die Koordinati- onsstelle werden in einem anonymi- sierten Kontaktprotokoll dokumen- tiert und ausgewertet. Die Ergebnisse ermöglichen unter anderem Aussa- gen über:

~ Alter, Geschlecht und regionale Zugehörigkeit des Anfragenden,

~ den Kontaktanlaß und den Ver- mittlungsweg zur Koordinations- stelle,

~ eine fehlende oder bereits erfolg- te Psychotherapiediagnose,

~ das Vermittlungsergebnis.

Im Zeitraum von Mai 1993 bis Ju- li 1995 wurden mehr als 2 500 Anfra- gen an die Koordinationsstelle gerich- tet, von denen weniger als 1 Prozent nicht befriedigt werden konnte.

Bei Direktvermittlung von Pati- enten zu einem Psychotherapeuten wurde das diagnostische Erstgespräch vom Psychotherapeuten in einer an- onymisierten Behandlungsdokumen- tation erfaßt und an die Koordinati- onsstelle zurückgesandt. Für eine Teilstichprobe Psychotherapiesu- chender2) liegen daher qualitative Untersuchungsergebnisse vor, die

A-3380 (32) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 48, 1. Dezember 1995

weitergehende Erkenntnisse ermögli- chen über:

e

die fachtherapeutische Behand- lungsbedürftigkeit,

e

Diagnosegruppen und Schwere- grad der Störung,

e

Dauer des Besteheus der be- handlungsbedürftigen Erkran- kung,

e

frühere psychotherapeutische Behandlungen,

e

Hauptgründe für erfolglose The- rapieplatzsuche.

Aus der Analyse dieser Behand- lungsdokumentationen wird deutlich, daß vom subjektiven Wunsch des Pa- tienten nach ambulanter Psychothe- rapie bis zum angenommenen Psy- chotherapieplatz unterschiedliche Faktoren entweder hemmend oder weichenstellend wirksam werden.

Von 220 Psychotherapiesuchenden erschienen nur 150 Patienten zu dem vereinbarten Diagnostiktermin.

Als Hauptgründe für erfolglose Therapieplatzsuche wurden bei 52 Prozent der Patienten subjektive Fak- toren in der Persönlichkeit des Pati- enten oder therapiehemmende Um- stände im psychosozialen Umfeld an- gegeben. Als Ursache für die bisheri- ge erfolglose Therapieplatzsuche ga- ben nur vier Prozent der Patienten ei- ne zu lange Wartezeit auf einen The- rapieplatz, hingegen 14 Prozent das Fehlen eines geeigneten Therapie- platzes an. Bei 79 Patienten war eine ambulante Psychotherapie indiziert, davon nahmen letztlich 58 Patienten den bereitgestellten Therapieplatz an.

Die KV Koblenz hat die Weiter- führung der Koordinationsstelle für die Dauer von drei Jahren beschlos- sen. Die Arbeitsweise einer Koordina- tionsstelle und die Ergebnisse des Mo- dells wurden zwischenzeitlich in einer Informationsveranstaltung interessier- ten Psychotherapeuten und Kassen- ärztlichen Vereinigungen vorgestellt.

Verfasser:

Dr. med. Reinhard Antpöhler Kassenärztliche Vereinigung Koblenz Emil-Schüller-Straße 14-16

56073 Koblenz Lawrence von Karsa Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung Herbert-Lewin-Straße 5 50931 Köln

Referenzen

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