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Archiv "SELBSTVERANTWORTUNG: Ärztliches Konzept" (08.05.1980)

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Aufsätze • Notizen

BRIEFE AN DIE REDAKTION

SELBSTVERANTWORTUNG

In Ergänzung zu dem Bericht vom SPD- Parteitag: „Drohung mit der Kosten- dämpfung" in Heft 2/1980:

Ärztliches Konzept

Die Bundesregierung hat erkannt, daß Treibenlassen in der Zukunft für keinen mehr möglich ist, für einen Weg muß man sich entscheiden. Ko- stendämpfung ist der erste Versuch am letzten Symptom zu kurieren.

Das letzte Symptom ist die Kosten- steigerung, eine verantwortliche Re- gierung muß verantwortungsvoll handeln. Die Folge war das Kosten- dämpfungsgesetz. Meiner Ansicht nach gibt es aus ärztlicher Sicht nur eine Chance, nämlich die Selbstver- antwortung für die Krankheit, nicht die Selbstbeteiligung. Selbstbeteili- gung ist unsozial, diese kann von mir als Mitglied der SPD und Land- tagszweitkandidat in Baden-Würt- temberg nicht vertreten werden, auch nicht als Arzt.

Wie aber soll die Selbstverantwor- tung für die Krankheit kostendämp- fend wirken? Es gibt nichts, was die Kosten so dämpft wie eine gute praktische Medizin. Unterstellen wir mal, daß im Quartal 1000 Scheine abgerechnet werden, dann sind das 4000 Behandlungsfälle im Jahr.

Wenn von diesen 4000 nur drei ein Jahr lang arbeitsfähig bleiben, dann resultiert daraus eine Vermeh- rung des Bruttosozialprodukts um 250 000 DM, dem Umsatz einer mitt- leren Praxis.

Das ärztliche Konzept muß also hei- ßen, die Intensivierung der ärztli- chen Tätigkeit über die Selbstver- antwortung des Patienten. Der Weg dahin ist einfach, ich habe ihn be- reits 1963 in meinem Aufsatz „Re- form der sozialen Krankenversiche- rung aus der Sicht des praktisch täti- gen Arztes" dargestellt.

Für jeden Pflichtversicherten richtet die Ortskrankenkasse ein eigenes Konto ein, auf dieses Konto werden die Krankenbeiträge vom Unterneh- mer und Arbeitnehmer eingezahlt.

Von diesem Konto bezahlt der

Pflichtversicherte die ärztlichen Lei- stungen und die Rezepte. Bei Kran- kenhausaufenthalten müssen die er- sparten Erträge, die er sonst zu Hau- se braucht für Nahrung, Wasser,

Licht, Bettwäsche usw. vom Patien- ten erstattet werden, die nicht vom

Krankenkonto bezahlt werden dür- fen. Die Selbstverantwortung für die Krankheit führt dazu, daß das Ge- spräch zwischen Arzt und Patient auch in wirtschaftlicher Hinsicht in- tensiviert wird.

Der Kranke wird daran interessiert sein, alle Vorversuche der Behand- lung seiner Erkrankung dazulegen, er wird sich strikter an die Anord- nung des Arztes halten, Schubladen voll Arzneimittel wird es nicht mehr geben, die Notwendigkeit eines Ein- satzes eines Arzneimittels wird ganz anders beurteilt werden können, und Negativlisten, bei denen sich ei- gentlich nur die ärztlichen Kommis- sionsmitglieder ein schlechtes Zeugnis ausgestellt haben, werden überflüssig.

Die praktische Medizin, ein sich langsam entwickelndes Kind an den Hochschulen, wird einen ungeheu- ren Wachstumsschub bekommen, weil das Eigeninteresse des Kranken vom Feststellen prämorbider Zu- stände auf das Verhindern solcher Zustände ausgerichtet sein wird.

Das Gesundheitsbewußtsein wird auch noch durch den Geldbeutel sti- muliert. Die Gefahr, daß der einzelne Kranke aus Unkenntnis ausgenutzt wird, wird mit Zunahme der Zulas- sungszahl immer geringer werden, sie war immer schon gering, aber es gibt Leute ohne Sachverstand, die so etwas behaupten, und sie verall- gemeinern individuelle Fehlerfah- rung zur Allgemeingültigkeit. Es sind die individuellen Fehlerfahrun- gen, die die politischen Initiativen entfalten. Der Aufklärung des Kran- ken, daß Herzstiche keine Herzer- krankung sind und daß ein EKG nicht notwendig ist, wurde bisher mißtrauisch begegnet. Wenn er selbst sein EKG bezahlen darf, wenn er es unbedingt möchte, dann ist die Überzeugungskraft eines . solchen Vorgangs wesentlich höher. Nie- mals, so muß noch hinzugefügt wer-

den, wird das Konto leer, auch wenn bei chronischen Erkrankungen das Konto aufgebraucht ist, wird es auf- gefüllt vom Steuerzahler. Das ist auch richtig so, denn Innenwelt- und Umweltverschmutzung, die auch als Krankheitsfaktoren eine Rolle spie- len, sind ein Versagen aller, nicht einzelner Pflichtversicherter. Wer nicht krank ist, darf ab einem Bei- trag von 2000 DM, den er auf seinem Konto angesammelt hat, frei über das Geld verfügen.

Dr. med. Otto A. Meyer zu Schwabedissen

Hauptstraße 45 7590 Achern/Baden

§ 218

Zu den Zahlen der Bundesregierung:

Falsche Zahlen

Nach Angaben der Bundesregierung liegt die Zahl der Schwangerschafts- abbrüche unter Einbeziehung der Dunkelziffer und der Zahl von deut- schen Frauen, die Abtreibung im Ausland vornehmen lassen, kon- stant bei etwa 140 000. Diese Zah- lenangaben sind mit Sicherheit falsch, wie sich schon aus dem Arti- kel von Dr. E. Th. Mayer in Heft 1/

1980 des DEUTSCHEN ÄRZTEBLAT- TES schließen läßt. Danach sind 1978 nicht, wie bisher angenommen, 73 548 Schwangerschaftsabbrüche legal durchgeführt worden, sondern

„etwa 180 000". In München wurden im Jahre 1978 rund 60 Prozent der legalen Schwangerschaftsabbrüche

„nicht gemeldet". Zu der Zahl von 180 000 im Jahre 1978 wären noch die vom Bundesministerium ange- gebenen 58 000 Abtreibungen in Holland und eine weitere Zahl von sogenannten gesetzwidrigen Abtrei- bungen in Deutschland und in ande- ren Ländern als Holland hinzuzu- rechnen. Die tatsächliche Zahl der Abtreibungen dürfte also fast dop- pelt so hoch sein wie die offiziell genannte.

Dr. med. Manfred Krätzschmar prakt. Arzt

Falkensteiner Straße 95 8411 Wiesenfelden

1284 Heft 19 vom 8. Mai 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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