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Archiv "CSU: Selbstverantwortung des freien Bürgers" (30.09.1976)

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Die Information:

Bericht und Meinung

CSU

Selbstverantwortung des freien Bürgers

Dr. med. Hartwig Holzgartner, Vorsitzender des Gesundheits- politischen Arbeitskreises der CSU

Die Grundsätze unserer Gesund- heitspolitik sind im CSU-Programm

„Gesundheitspolitik für freie Bür- ger" (dokumentiert in DEUTSCHES ÄRZTEBLATT, Heft 15/1976) nie- dergelegt. Dort heißt es unter an- derem: „Gesundheit ist eine wichti- ge Voraussetzung für den Bürger, seine Persönlichkeit zu entfalten...

Die CSU betrachtet daher die Ge- sundheitspolitik als einen wesentli- chen Teil ihrer freiheitlichen Politik im Dienste der Gesellschaft und des einzelnen. Dabei wird von der Eigenverantwortlichkeit des einzel- nen und seiner Familie ausgegan- gen..."

Selbstverantwortlichkeit kann nach unserer Überzeugung nur erzielt werden, wenn anstatt eines Mehr an Geboten und Verboten der freie Wille zu gesundheitsmäßigem Ver- halten gestärkt und, wo nicht vor- handen, geweckt wird. Sie kann sich nur dort voll entwickeln, wo jedermann Gelegenheit hat, ihre Bedeutung für seine eigene Person wie für die Gemeinschaft zu erken- nen. Erkennen aber erfordert Kenntnisse, selbstverantwortlichem Tun und Lassen muß also ein Lern- prozeß vorausgehen.

Die Gesundheitspolitik der CSU sieht deshalb eines ihrer wichtig- sten Ziele darin, die Gesundheits- erziehung der Jugend in den Schu- len (aber auch in geeigneten Orga- nisationen, zum Beispiel Sportver- einen) zu fördern und das Angebot an Gesundheitsbildung für die Er-

wachsenen umfassend zu erwei- tern. Erst dadurch wird es möglich, die Bürger aller Altersstufen mit den jeweils aktuellen Gesundheits- problemen vertraut zu machen und der Überzeugung zum Durchbruch zu verhelfen, daß zum Beispiel Be- wegungsarmut, Alkohol- und Ta- bakmißbrauch, Überernährung und Drogensucht tatsächlich schwere Gesundheitsschäden setzen, daß diese sich jedoch bei einigem gu- ten Willen vermeiden lassen und daß sich ihre Vermeidung ange- sichts der Tatsache, daß die Be- handlung eines Alkoholikers durch- schnittlich DM 500 000 kostet, für den einzelnen wie für die Gemein- schaft im wahrsten Sinn des Wor- tes auszahlt.

Holzgartner:

„An die Stelle des Anspruchs- denkens werden

Ernüchterung und Aus- richtung am tatsächlichen Bedarf treten."

Foto: privat

Natürlich wissen wir, daß nicht al- len Angehörigen eines Gemeinwe- sens das Gefühl für Selbstverant- wortlichkeit in dem erforderlichen Maße beigebracht werden kann.

Die überwiegende Mehrheit unse- rer Bevölkerung ließe sich aber zweifellos zu einer gesundheitsge- rechten Lebensführung motivie- ren.

In unmittelbarer Wechselbeziehung zum Begriff der Selbstverantwort- lichkeit steht der Begriff recht ver- standener Freiheit. Wir sind aufge- rufen, jedem unserer Mitbürger zu sagen, daß höherer Genußmittel- konsum, überkalorische Ernäh- rung, mehr Immobilität vor *dem Fernseher, mehr Pornographie kein Ausdruck von Freiheit ist. Daß man vielmehr unendlich mehr Freiheit besitzt, wenn man, von solchen At-

tributen der Überzivilisation unab- hängig, seine Freizeit mit Sport und Spiel, Wandern, fröhlicher Ge- meinschaft und einem gesunden Familienleben ausfüllt — und auch der Berufstätigkeit möglichst viele positive Aspekte abgewinnt.

Der mit der Hinführung zur Selbstverantwortlichkeit geradezu zwangsläufig einhergehende Um- denkensprozeß kann in letzter Kon- sequenz auch den entscheidenden Anstoß zu einer organischen Ko- steneindämmung geben: An die Stelle des üblichen Anspruchsden- kens werden Ernüchterung und Ausrichtung am tatsächlichen Be- darf treten, was wieder eine sinn- volle Reduktion des Angebots an medizinischen Leistungen im Sinne von mehr Qualität anstatt Quantität nach sich ziehen wird. Um diesen Denkprozeß zu beschleunigen ist es notwendig, die Kostengestal- tung durchsichtiger, Kosten-Nutzen- Analysen der Bevölkerung zugäng- lich und verständlich zu machen und, nicht zuletzt, medizinisch sachfremde, rein soziale Ge- schenke als solche zu deklarie- ren. Die Vermittlung des Kostenbe- wußtseins hätte naturgemäß haupt- sächlich im Rahmen der Gesund- heitsbildung für die Erwachsenen und der Ausbildungs- und Fortbil- dungsprogramme für die Angehöri- gen der akademischen und nicht- akademischen Berufe des Gesund- heitswesens zu erfolgen.

Wir wissen, daß der Weg von der Gesundheitserziehung über die Ge- sundheitsbildung bis hin zum vol- len Verständnis der Selbstverant- wortlichkeit und entsprechendem Handeln lang und mühevoll sein wird. Wir müssen ihn aber gehen, wenn wir unsere freiheitliche Ge- sellschaftsordnung erhalten wollen

— denn die einzig denkbare, in so- zialistisch regierten Staaten wie Schweden und den Ländern des Ostblocks bereits exerzierte, öko- nomisch übrigens nachgewiesener- maßen völlig wirkungslose Alterna- tive hieße Zwang und Diktat. Und die kann sich doch niemand wün- schen, der guten Willens ist.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 40 vom 30. September 1976 2479

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