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Archiv "Selbstverwaltung und Selbstverantwortung" (05.02.1976)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Änderungsvorschläge zum „Tagesmütter-Konzept"

1. In den ersten drei bis fünf Le- bensjahren des Kindes je nach Entwicklungsstand sollte keine Fremdbetreuung vermittelt werden.

In Fällen, in denen die Mutter des Kindes verdienen muß, sollten Gel- der von staatlichen oder anderen Institutionen den Müttern zur Ver- fügung gestellt werden, damit sie ihre Kinder selbst betreuen können.

2. In besonderen Notfällen sollten die Tagesbetreuerinnen Säuglinge oder Kleinkinder oder auch mehre- re Kinder einer Mutter, die tags- über abwesend sein muß, in deren Wohnung betreuen, damit den Kin- dern das „Pendeln" erspart bleibt.

Daß die Tagesbetreuerin ihre eige- nen Kinder mitbringen kann, ist selbstverständlich. Die Betreuung zu Hause in der eigenen Wohnung ist für die betroffenen Kinder die bessere Lösung, wenn auch nicht die beste. Sie sollte auf absolute Notfälle beschränkt bleiben und für Säuglinge und Kleinkinder mög- lichst über mehrere Jahre von der- selben Tagesbetreuerin durchge- führt werden (Konstanz der Be- zugsperson).

3. Im Vorschul- und Primarschulal- ter können Kinder unter günstigen Voraussetzungen während mehre- rer Stunden bis halbtags eine Tren- nung von der Mutter ertragen. Aber auch hierbei ist Vorsicht geboten.

Kein Kind darf genötigt oder über- redet werden. Von Fall zu Fall soll- ten Fachleute die Eltern beraten, ob eine Plazierung des Kindes zu verantworten ist. Für Frauen mit mehreren Kindern ist eine Halbtags- beschäftigung das Maximum, was sie neben ihrem Haushalt und der Kindererziehung leisten können.

Vollbeschäftigung ist schädlich für Mutter und Kinder. Bei Teilzeit- oder Halbtagsarbeit der Mutter ist der Einsatz von gut ausgebildeten Tagesbetreuerinnen gerechtfertigt.

Jedoch sollten von einer Frau nicht mehr als fünf Kinder — einschließ- lich der eigenen — betreut werden und höchstens zwei Kinder der gleichen Entwicklungsstufe.

Tagesmütter-Modell

Kein Kind verzichtet in der Regel freiwillig auf seine Mutter. Wir Er- wachsenen sind verpflichtet, die Bedürfnisse unserer Kinder zu be- achten und zu befriedigen, soweit dies möglich ist. Deshalb sind Vor- sicht und Kritik geboten, wenn neue Möglichkeiten der Fremdbe- treuung für Kinder geschaffen wer- den.

Literatur bei der Verfasserin Anschrift der Verfasserin:

Dr. med. Helga Fleischhauer-Hardt Erziehungsberatung Reinach Langrüttiweg 10

CH-4153 Reinach/Schweiz

ZITAT

Selbstverwaltung

und Selbstverantwortung Im Gesundheitswesen ist natürlich insgesamt eine Ko- stensteigerung zu beobach- ten; das fängt zum Beispiel bei den Krankenhäusern an Da gibt es eine lange Ver- weildauer. Da sind die Zeiten vorbei, als Schwestern noch für ein ,Vergelts-Gott` den Pflegedienst übernahmen.

Heute ist die 40-Stunden-Wo- che eingeführt, das kostet natürlich alles Geld. Der zweite Bereich ist der Arznei- mittelbereich, der sehr teuer ist; der dritte Bereich sind die Arzthonorare, und der vierte Bereich, so würde ich das bezeichnen: ist das Ver- halten der Versicherten selbst.

Die Krankenkassen ... sind Selbstverwaltungseinrichtun- gen. Und ich denke, daß die Gremien dieser Selbstverwal- tungseinrichtungen genau so eine Verantwortung zu über- nehmen haben wie politisch Verantwortliche ..."

Walter Arendt, Bundesmini- ster für Arbeit und Sozialord- nung.

BRIEFE AN DIE REDAKTION

HALBE WIRKUNG

Die ab Januar 1976 verordnete Bleire- duzierung der Kraftstoffe wird zur Fol- ge haben, daß andere die Klopffestig- keit sichernde nicht minder giftige Stof- fe verwendet werden. Hat dies der Ge- setzgeber nicht bedacht?

Weniger Blei — weniger Tote?

Im Heft 44/1975 brachten Sie unter dem Titel „Dramatische Folgen"

eine Betrachtung über das Benzin- bleigesetz. Natürlich waren diese Ausführungen für Ihre motorisier- ten Leser bestimmt und dürfen deshalb sicherlich nicht auf die Goldwaage des vorbeugenden Ge- sundheitsschutzes gelegt werden.

Ich möchte aber darauf hinweisen, daß nach einem Bericht von Brown et al. in „Nature" vom 25. Septem- ber 1975 die Sterberate in San Francisco während der Ölkrise im ersten Vierteljahr 1974 bei einem Rückgang des Benzinabsatzes um 9,5 Prozent um 13,4 Prozent ab- sank. Es taucht die Frage auf, ob nicht auch die Reduktion des Blei- gehalts der Autoabgase ab 1. Janu- ar 1976 ähnlich günstige Folgen haben wird. Zweifellos stellt Blei (anorganischer Staub und Dampf von organischen Bleiverbindungen) einen extrem gefährlichen Be- standteil der Autoabgase dar, wenn nicht den gefährlichsten. Es wäre zu wünschen, daß unsere Epide- miologen alles tun, um diese groß- artige Gelegenheit voll zu nutzen.

Der Hoffnung, daß es zu einer star- ken Herabsetzung der Sterberate kommen wird, steht allerdings ent- gegen, daß die Erdölindustrie zur Erhaltung der Klopffestigkeit jetzt wohl vermehrt Benzol, Toluol usw.

zusetzen wird und daß der Gesetz- geber dagegen keinerlei Vorkeh- rungen getroffen hat. Diese Gifte dringen bei Undichtigkeiten im Vergaser und Treibstoffsystem in den Fahrgastraum ein und entwei- chen wahrscheinlich wie auch z. B.

Bleitetraäthyl zum Teil unverbrannt dem Motor. Benzol ist außerordent- lich krebsgefährlich. Das Blei, das jetzt nur noch in geringerem Maße zugesetzt wird, begünstigt kanzero- gene Wirkungen von eingeatmeten Giften durch Zerstörung von Freß-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 6 vom 5. Februar 1976 365

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Spektrum der Woche Aufsätze Notizen

Briefe an die Redaktion

zellen in der Lunge. Insgesamt dürfte uns das Benzinbleigesetz also wohl eine Herabsetzung der chronisch-degenerativen Krankhei- ten bescheren; was mit der Lun- genkrebsrate werden wird, ist noch offen. Für kanzerogene Wirkungen der Autoabgase gibt es einige Be- lege.

Dipl.-Ing. Detlef Stöfen Westerwaldstraße 1 5430 Montabaur

ANTI

-

ANTIRAUCHER

Zu den verschiedenen Beiträgen gegen das Rauchen (vor allem in Heft 47/

1975), vom Verfasser dieses Leserbriefs als Anti-Raucher-Aktion des DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATTES aufgefaßt:

Ich rauche gern

... Ich rauche gern mal eine gute Zigarre (ca. 4 bis 6 Stück täglich) und manchmal sogar in der Praxis, fühle mich deshalb aber nicht im geringsten „nicht standesgemäß".

Auch meine Patienten scheuen da- vor nicht zurück — im Gegenteil — meine Praxis geht sehr gut, obwohl in der kleinen Stadt Rosenheim noch zwei Fachkollegen tätig sind.

Natürlich, wenn ich bei einem Pa- tienten z. B. periphere arterielle Durchblutungsstörungen o. ä. fest- stelle, rate ich ihm vom Nikotin ab und erläutere ihm die Gefahren.

Aber sage dem Patienten auch gleich, daß ich bei einem derarti- gen Leiden natürlich auch sofort das Rauchen ließe. Wenn man sich als „Gesunder" nicht einmal aus Lust eine Zigarette oder Zigarre gönnen darf (laut Antiraucher — Professor Schmidt), so müßte man auch keine Sahne oder Alkohol zu sich nehmen, denn auch diese sind nicht immer „vorteilhaft" für den Körper. Aber so „gesund" leben wie Hitler u. a. möchten wir nicht unbedingt. Ich bin „freiwilliger"

Antialkoholiker — aber ich rühme mich nirgend damit — oder zwinge anderen Gesunden meine An- schauung betr. Alkohol auf ...

Dr. Dr. med. Walter Roth Kaiserstraße 2

8200 Rosenheim

PATIENT LENIN

Zur Zuschrift von Thomas Weinert im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT, Heft 46/

1975, Seite 3205 (diese bezog sich auf den Artikel von Dr. Günter Hesse: „Pa- tient Lenin — ein Übermensch?"):

Wunschdenken

Die erstaunlichste Paradoxie in der Zuschrift Weinerts muß wohl darin gesehen werden, daß ein Medizi- nalassistent (sprich: angehender Arzt) eine Diagnose oder Ver- dachtsdiagnose, wie immer sie lau- ten möge, per se als eine „schwer- lich zu überbietende Perfidie", als

„Verunglimpfung" und als „primi- tive Form des Antikommunismus"

(sic!) ansieht und sich vor gerade- zu irrer Wut nicht mehr zu lassen weiß, um schließlich nach weitge- hender Ausschöpfung des Verbal- injurienarsenals in den Epitheta

„unärztlich und unehrenhaft" zu gipfeln. Nochmals: der Grund ist eine Verdachtsdiagnose, Metalues nämlich. Merkt der Herr „Kollege"

(der sich gewiß als ein Moderner begreift) nicht, wie mittelalterlich engstirnig, pseudomoralistisch er sich geriert? Er sollte zunächst einmal lernen, daß eine Diagnose, jede Diagnose, für den Arzt etwas absolut Wertneutrales ist. Begreift er das nicht, wird er bald zu jenen gehören, die Geisteskranke diskri- minieren, er wird die Zirrhose des Potators als gerechte Strafe für Völlerei und den Bubo als verdien- tes Signum für Lotterleben und Amoral be- und verurteilen. Oder sollte sich Weinert in einem Kin- derglauben an zwangsläufige Un- versehrtheit seines Heilskünders zwar insbesondere gegen Luesdia- gnose, aber darüber hinaus gegen jeden „infamen" Verdacht organi- scher Hirnerkrankung seines Hero- en so heftig wehren? Dann müßte er sich ersatzweise mit schwerer Hysterie zufriedengeben, denn wie anders müßten die zahlreichen ver- bürgten schweren Anfälle und Läh- mungszustände sonst entstanden sein? Man muß nur fürchten, daß ihm Psychogenes beim Übermen- schen kaum weniger peinlich wäre.

So versagt er es sich, die Stürmer- infamie zu falsifizieren und be-

schränkt sich aufs „Bloßstellen".

Flugs unterläuft ihm so aber die zweite, fast noch tollere Paradoxie:

eben noch eifernd über so viel Per- fidie (der Lues-Verdachtsdiagno- se), hält er es buchstäblich im nächsten Satz für „weitgehend"

(also doch nicht völlig?) bedeu- tungslos, ob Epilepsie, Zyklothymie oder Paralyse den Helden müde (spricht „hirnorganisch alteriert") machten... Wenn er seinen Glauben an den Leninismus meint, weiß er nicht, wie recht er mit seiner Fest- stellung der Bedeutungslosigkeit hat. Der würde sich „50 Jahre nach dem Tode Lenins"

auch durch den Nachweis hydroze- phaler Mikroenzephalie nicht mehr erschüttern lassen, weil Glauben und Dogmaüberzeugungen wie alle Ideologie und sogenannte Weltan- schauung nicht oder nur wenig mit Logik und Wissenschaft zu tun ha- ben. Kein Mozartverehrer wird es für bedeutungsvoll für seinen Ge-

nuß am Requiem halten, ob Mozart es im präurämischen Stadium ei- ner chronischen Nephritis oder als Quecksilberintoxizierter kompo- nierte. Dem Forscher indes ist die- se eine Frage lebenslanges Mühen wert, weil das Ringen um akribi- sche Objektivierbarkeit einziges und großes Forscherglück ist.

Davon begreift Herr Weinert nichts.

Bei ihm kann nicht sein, was nicht sein darf. Oder es ist — ersatzwei- se — bedeutungslos, was war.

Denn, letzte seiner scientic fic- tions, gab doch Wladimir Iljitsch in seiner Kritik des Empiriokritizismus den Beweis seiner „intellektuellen Fähigkeiten". Paradigma des Wunschdenkens, durch das sich vorzüglich die sogenannten Mate- rialisten, in re Ideologie-Idealisten katexochen, auszeichnen. Merke:

Psychoalteration unterscheidet sich von Demenz durch Intaktheit der meisten intellektuellen Einzel- funktionen (Basiswissen Psychia- trie). Und: Nietzsche schrieb den Zarathustra 43jährig, aber schon 28jährig wurden syphilitische Ner- venaffektionen an ihm diagnosti- ziert, und 45jährig war er bis zum Tode (56 J., Lenin 54 J.) für alle er- kennbar „geistig umnachtet". Es kommt eben darauf an (Th. Mann),

366 Heft 6 vom 5. Februar 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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