• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "AIDS-Kongreß: Bundesseuchengesetz anwenden" (04.09.1998)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "AIDS-Kongreß: Bundesseuchengesetz anwenden" (04.09.1998)"

Copied!
3
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A-2056 (8) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 36, 4. September 1998

S P E K T R U M LESERBRIEFE

sind, ist wohl mehr ein Re- duktionismus im Denken als ein Gewinn an Erkenntnis.

Daß eine derartige Studie ge- rade in den Vereinigten Staa- ten durchgeführt wurde, hat wohl mehr etwas mit der dor- tigen Strafrechtssituation zu tun. Wie gut ließe sich doch die Todesstrafe „rechtferti- gen“, wenn nicht gesellschaft- liche Umstände und Mißstän- de, sondern womöglich ein genetisch determiniertes, neurobiologisches Defizit Gewalt verursachten . . .

Dr. med. Dr. rer. nat. Ulrich Schall, Arbeitsgruppe „Biolo- gische Psychiatrie“ an der Universität Essen, Virchow- straße 174, 45147 Essen

Gebührenordnung

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Kaum überraschend“ von Dr. Harald Clade in Heft 28–-29/1998:

Unbewiesene Zahlen

In dem Artikel wird ange- geben, daß im ambulanten Bereich 8,1 Prozent der Li- quidationen über dem Schwellenwert liegen. Im sta- tionären Bereich sollen 32,4 Prozent des Honorarvolu- mens über dem Schwellen- wert abgerechnet worden sein. Hierzu ist anzumerken, daß sowohl die Zahlen von der PKV als auch die von Dr.

Clade angegebenen Zahlen einer Aufklärung bedürfen.

Es bestehen unsererseits er- hebliche Zweifel, daß die an- gegebenen Prozentsätze sich auf das Honorarvolumen be- ziehen. Aus welcher Quelle sollen die angegebenen Sätze jeweils stammen? In aller Re- gel werden derartige Aus- wertungen nur rechnungsbe- zogen vorgenommen, so daß jede Rechnung, in der auch nur eine Ziffer gesteigert wurde, als über dem Schwel- lenwert liegend bezeichnet wird.

Nach dieser völlig unsinni- gen Betrachtung ergibt sich bei unserer Verrechnungs- stelle aus zirka 200 000 Rech- nungen (1997) folgendes Bild: Rechnungen mit Steige-

rungssatz ambulant 3,2 Pro- zent, stationär 40,5 Prozent.

Etwas genauer werden die Zahlen, wenn nicht die Rech- nungen, sondern die abge- rechneten Ziffern die Basis bilden. Die besagten gut 200 000 Rechnungen hatten folgenden Inhalt:

ambulant 1 521 112 GOÄ-Ziffern, gesteigert 12 794 Ziffern gleich 0,84 Pro- zent stationär 716 215 GOÄ-Ziffern, gesteigert 42 264 Ziffern gleich 5,90 Pro- zent.

Eine Auswertung unter Einbeziehung des Honorar- volumens haben wir nicht, und wir bezweifeln, daß es ei- ne derartige verläßliche Stati- stik gibt.

Wir halten es daher auch für sinnvoller, daß all diesen

„exakten Statistiken“ mit al- ler Entschiedenheit begegnet wird. Es ist schon verwunder- lich, wie einfach es ist, einen ganzen Berufsstand mit letzt- lich unbewiesenen Zahlen in Verruf zu bringen.

Helmut Harms, Privatver- rechnungsstelle der Ärzte und Zahnärzte Bremen e.V., Außer der Schleifmühle 69, 28203 Bremen

AIDS-Kongreß

Zu dem „Akut“-Beitrag „Ernüchterung und Erschrecken“ in Heft 28–29/1998:

Bundesseuchengesetz anwenden

. . . Nur die klare Durch- setzung gesundheitspolizeili- cher Maßnahmen, wie sie das Bundesseuchengesetz ein- deutig vorsieht, auch im Hin- blick auf HIV-Infektionen,

wird dazu führen können, auch AIDS zurückzudrän- gen.

Ein weiteres probates Hilfsmittel im Kampf gegen AIDS wäre eine Rückbesin- nung auf eine Sexualmoral, die sich wieder auf die Grund- werte christlich-abendländi- scher Kultur besinnt.

Priv.-Doz. Dr. med. Joachim Richter, Augustastraße 26, 02826 Görlitz

Leitlinien

Zu dem Beitrag „Fünf Jahre Leitlinien- diskussion: Sensibles Instrument“ in Heft 27/1998:

Leitlinien-Apoptose

Die fünfjährige Diskussi- on . . . wurde in einer treffen- den Stellungnahme zusam- mengefaßt. Das Ergebnis ist nicht sehr ermutigend; des- halb sind wir mit der Konse- quenz, das Leitlinien-Clea- ringverfahren fortzuführen, nicht zufrieden. Zwei wichti- ge Ergebnisse: Obwohl wir inzwischen wissen, wie quali- tativ hochwertige Leitlinien erstellt werden, konnte bisher kaum nachgewiesen werden, daß Leitlinien die Versor- gungsqualität verbessern.

Zur Lösung identischer Pro- bleme haben verschiedene Autorengruppen Leitlinien verfaßt, die aber nicht über- einstimmen. Da offensicht- lich nicht klärbar ist, welche dieser Variationen unzutref- fend sind, neigt man zur Ak- zeptanz lokaler oder regiona- ler Leitlinien-Variationen.

Nach unserem Verständnis ist die Zulassung dieser Varia- tionen problematisch, weil durch diesen Schritt gerade jener Zustand legitimiert

e-mail

Briefe, die die Redaktion per e-mail erreichen, werden aufmerksam gelesen. Sie können indessen nicht veröffent- licht werden, es sei denn, sie würden ausdrücklich als „Le- serbrief“ bezeichnet. Voraussetzung ist ferner die vollstän- dige Anschrift des Verfassers (nicht die bloße e-mail- Adresse). Die Redaktion behält sich ohne weitere Mittei- lung vor, e-mail-Nachrichten, die als Leserbrief erscheinen sollen, zu kürzen. DÄ

(2)

A-2058 (10) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 36, 4. September

S P E K T R U M LESERBRIEFE

würde, der durch den großen Aufwand der Leitlinien-Er- stellung verhindert werden sollte. Dieser Schritt würde den programmierten Unter- gang der Leitlinien, quasi die „Leitlinien-Apoptose“, einleiten. Die „Leitlinien- Apoptose“ kann vermieden werden, ohne die ärztliche Handlungsfreiheit zu begren- zen, wenn wir darauf verzich- ten, fehlende wissenschaftli- che Daten durch subjektive Einschätzungen zu ersetzen (die dann für andere Kolle- gen verbindlich sein sollen).

Anstatt subjektive Bewertun- gen mit dem Mantel der Leit- linie zu verkleiden, sollte man lieber die individuelle Bewer- tung jedem eigenverantwort- lichen Arzt (zusammen mit der Haftung für seine Ent- scheidung) übertragen. Wir hätten mehr ärztliche Hand- lungsfreiheit, zufriedenere Ärzte und sicher keine schlechtere Krankenversor- gung. Wie soll das funktionie- ren?

Anstatt Leitlinien zu for- mulieren, die immer eine sub- jektive Bewertung alternati- ver Handlungsmöglichkeiten beinhalten, sollten wir ledig- lich die wissenschaftliche Grundlage für die Erstellung dieser Leitlinien erarbeiten.

Diese Leitlinien-Basis sollte lediglich eine Zusammenstel- lung aller gängigen Metho- den enthalten, die zur Lösung eines Problems angewandt werden. Zu jeder Methode sind die Studien zu nennen, welche die medizinische Ef- fektivität (Wirksamkeit aus der Sicht des Arztes und Nut- zen aus der Sicht des Patien- ten – sofern es dazu Studien gibt) beschreiben. Zusätzlich zur medizinischen Effekti- vität ist für jede Methode die ökonomische Effizienz offen- zulegen. Die Effizienz ist durch die Patientenpräferenz und durch ökonomische Analysen zu beschreiben.

Wir würden uns wundern, wie wenige der favorisierten Maßnahmen in der Medizin den nicht favorisierten Ver- fahren tatsächlich überlegen sind. Durch die Transparenz der Daten, „wieviel etwas

nützt und wieviel es kostet“, könnte jeder verantwortliche Arzt selbst entscheiden. Prin- zip: Kopplung von Handeln und Haften. Wer teure Maß- nahmen auswählt, sollte de- ren Überlegenheit nachwei- sen können.

Prof. Dr. med. Franz Porz- solt, AG Klinische Ökono- mik, Universitätsklinikum Ulm, Steinhövelstraße 9, 89075 Ulm

Gynäkologie

Zu der Meldung „Ärztinnen wollen ei- ne Professorin für Frauenheilkunde“

in Heft 26/1998:

Man begreift es nicht

Man begreift es nicht: Ei- nerseits verlangen wir Ärztin- nen vollkommene Gleichbe- rechtigung und keinerlei Vor- oder Nachteile wegen des Ge- schlechts, andererseits for- dert der Deutsche Ärztinnen- bund, daß unbedingt eine Frau eine C-4-Stelle für Gynäkologie erhalten muß.

Geht es dabei auf einmal nicht mehr darum, ungeach- tet des Geschlechts die oder den Besten zu berufen? Quo- tenfrauen gibt es schon ge- nug.

Prof. Dr. Dr. Jutta Rall-Niu, Kallmorgenweg 3, 22607 Hamburg

Viagra

Zum Thema Potenzstörungen:

Weiterer Aspekt

Ein lange totgeschwiege- nes Thema. Jetzt kommt es ans Licht, daß jeder zweite ältere Mann unter einer erektilen Dysfunktion leidet.

Wer aber denkt an das Wohl und Wehe der dazugehö- rigen Ehefrauen/Partnerin- nen, oder müssen Frauen be- troffener Partner ihre eigene Libido gleichsam mitbeerdi- gen? Selbst Feministinnen, wie Frau Alice Schwarzer, haben in der öffentlichen Diskussion um dieses Thema sträflich versagt und die In-

(3)

teressen der Frauen unter den Tisch gekehrt, indem sie in einem Interview die An- wendung von Viagra ablehn- te, da dadurch die Liebe auf das rein „Mechanische“ re- duziert würde. Selbst Promi- Kolleginnen, wie Frau Dr.

Antje Kühnemann, kamen über Boulevard-Diskussi- onsniveau nicht hinaus.

Wirkt Viagra doch nach An-

sicht von Experten nur bei vorhandener Libido, und bei dieser kann ich, weiß Gott, nichts Mechanisches ent- decken.

Umgekehrt sollte eine ernsthafte Untersuchung durchgeführt werden, wie viele psychosomatische Stö- rungen, Neurosen und Neu- röschen der in der Literatur sattsam als neuroseanfällig bekannten Damenwelt in Wirklichkeit auf das Konto ehelicher Schlafzimmerpro- bleme zurückgehen. Als ich vor 20 Jahren, vollgestopft mit neuestem Wissen, psy- chosomatisch orientiert und mit einem ausgeprägten Hel- fersyndrom versehen, meine Praxis eröffnete, saß eine 68jährige Patientin mit einer depressiven Neurose vor mir, die mir nach langen Ge- sprächen gestand, daß seit acht Jahren ehelicher Ver-

kehr wegen einer erektilen Dysfunktion des gleichaltri- gen Ehemannes nicht mehr stattgefunden hat. Ich war schnell mit meinem Latein am Ende! Und kommen Sie mir jetzt nicht mit dem preis- werten Vibrator!

Dr. Veronika Gersten, Kies- straße 51, 64283 Darmstadt

Antiangiogenese

Zu dem Medizinreport „Die Blutver- sorgung des Tumors unterbinden“ von Dr. Barbara Nickolaus in Heft 27/1998:

Unkritische Euphorie

. . . Kürzlich vorgelegte Ergebnisse aus Folkman’s Labor (Harvard, USA) zeig- ten, daß durch Applikation antiangiogener Substanzen sogar eine Tumorregression

erzielt werden kann. Es er- staunt, daß diese Ergebnisse nun zu einer (durch die Medi- en angefachten) teils unkriti- schen Euphorie geführt ha- ben. Denn ob Folkman’s tier- experimentelle Ergebnisse auf den Menschen übertrag- bar sind, ist zu hoffen, aber nur in klinischen Studien ve- rifizierbar. Ihr Artikel er- wähnt nicht, daß neben der Freiburger Phase-I-Studie ei- ne Vielzahl klinischer Studi- en mit antiangiogenen Sub- stanzen zur Tumortherapie an anderen Zentren (vor- zugsweise in den USA) lau- fen, welche sich bereits in fortgeschrittenen Stadien (Phasen II und III) befinden.

Priv.-Doz. Dr. med. Lothar Schweigerer, Pädiatrische Hämatologie/Onkologie und Endokrinologie, Universi- tätsklinikum Essen, Hufe- landstraße 55, 45122 Essen

A-2059 Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 36, 4. September 1998 (11)

S P E K T R U M LESERBRIEFE

Absenderangabe

Der Redaktion ge- hen immer wieder Brie- fe mit unvollständiger Absenderangabe zu.

Deshalb unsere Bitte:

Vermerken Sie neben Ihrem Namen auch Ihre vollständige Adresse auf dem Briefbogen oder der e-mail. DÄ

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Im Getöse der Auseinanderset- zung um das Gesetzeswerk wird ja leicht verkannt, daß Beitragssatzstabilität nicht mit unveränderbaren Ausga- ben gleichzusetzen ist — ganz

„Nach den bisherigen Erkenntnissen wird auch eine Modulation der Rezeptoren CCR5 und CXCR4, die HIV als Korezeptoren für den Eintritt in die Zielzel- le dienen, eine

Man begreift es nicht: Ei- nerseits verlangen wir Ärztin- nen vollkommene Gleichbe- rechtigung und keinerlei Vor- oder Nachteile wegen des Ge- schlechts, andererseits for- dert

Man begreift es nicht: Ei- nerseits verlangen wir Ärztin- nen vollkommene Gleichbe- rechtigung und keinerlei Vor- oder Nachteile wegen des Ge- schlechts, andererseits for- dert

Dafür gibt es mehre- re Gründe: Patienten, die nach dem HAART-Prinzip (Highly Active Anti-Retroviral Therapy) therapiert werden, müssen täglich bis zu 30 Tabletten – teils

Durch Datenverar- beitung sind nach Angaben der Zentralstelle für Arbeits- vermittlung alle Fachvermitt- lungsdienste bundesweit

Als in einer ersten Studie an 65 Patienten erfolgreich und wider Er- warten gut verträglich hat sich die Kombination der beiden Protease- inhibitoren Saquinavir und Ritonavir

Dem Vorschlag zufol- ge soll für eine Übergangszeit von zehn Jahren eine Bundes- beteiligung an der Kranken- hausfinanzierung in Höhe von drei Milliarden DM jähr- lich —