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Archiv "Berufspolitik unter Handlungszwang: III. Schlechtes Zeugnis" (30.12.1976)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Berufspolitik in Grado

spiel, welches einen Rückfall in die Pauschalsumme einleiten könnte.

Die Empfehlungsvereinbarung als solche wird die wenigsten Kollegen finanziell hart treffen, so daß Herr Muschallik am 31. Dezember 1977 zufriedene Gesichter erwarten kann.

Wir leben jedoch nicht von der Hand in den Mund und müssen unsere Politik langfristig anlegen. Niemand sollte sich vormachen, daß ab 1. Ja- nuar 1978 die alten Zustände wieder einkehren können. Im Gegenteil:

Alle drei Fraktionen des Bundesta- ges stehen nach wie vor auf dem Standpunkt, daß technische Lei- stungen überbewertet sind. Offen- sichtlich halten es die Sprecher der Ärzteschaft nicht für nötig, auf die enormen Investitionen hinzuweisen, die sowohl die Rationalisierung im Labor als auch die durch die Strah- lenschutzgesetze erzwungenen Ver- teuerungen des Röntgenbetriebes verursacht haben. Während die Krankenhausärzte nach KHG alle Modernisierungen und Rationalisie- rungen mit Steuergeldern finanzie- ren und den laufenden Betrieb ohne Schwierigkeiten kostendeckend ho- noriert bekommen, müssen die nie- dergelassenen Ärzte zusehen, wie Löhne, Mieten, Energiekosten, Röntgenfilme, Chemikalien usw.

ständig teurer werden, während ihre Honorare eingefroren werden. Sollte es jemals eine doppelte Dynamisie- rung gegeben haben, so wird es lo- gischerweise auch eine doppelte Dedynamisierung geben, nicht zu- letzt verursacht durch den starken Niederlassungsdruck der nachrük- kenden Kollegen!

Die Herren Fiedler und Schulz-Klee haben darauf hingewiesen, daß „wir durch Gesetz gezwungen sind, die wirtschaftliche Lage der Kassen zu berücksichtigen". Will denn in der Ärzteschaft niemand wahrhaben, daß die wirtschaftliche Lage der Kassen ausschließlich vom Gesetz- geber verantwortet wird? Wir erle- ben jetzt wieder, daß die Rentenver- sicherung zu Lasten der gesetzli- chen Krankenkassen saniert wird.

Der Beitrag von 18 Prozent für die Rentenversicherung stellt einen Eckwert dar, der Priorität vor der Sanierung der Krankenversicherung

hat. Jede Mark, die im Gesundheits- wesen gespart wird, müssen die Kassen wiederum für Sozialleistun- gen ausgeben. In spätestens zwei Jahren wird jedes erwerbstätige Mit- glied der gesetzlichen Krankenversi- cherung den Gegenwert der Prämie eines Rentners voll tragen müssen.

Zur Zeit finanziert bereits ein Er- werbstätiger zwei Drittel des Mit- gliedsbeitrages eines Rentners! Der Zeitpunkt kann nicht mehr fern sein, wo es wesentlich preiswerter ist, Mitglied einer privaten Krankenver- sicherung zu sein, wo man nur sein eigenes Risiko abdecken muß! Muß unter diesen Umständen die Ärzte- schaft die Lage der Kassen wirklich berücksichtigen? Im übrigen hat die sozial-liberale Koalition diese frag- würdige Sanierung der Rentenversi- cherung nicht erfunden, sondern Herr Katzer 1966.

Der Hinweis auf die unterschiedliche Lage der Zahnärzte, die die Prothe- tik als neue Leistung eingliedern müssen, ist schlichtweg falsch. Nir- gendwo hat es eine solche Explo- sion neuer technischer Leistungen wie in der Vollmedizin gegeben. So- wohl im Labor als auch in der Nu- klearmedizin oder in der Radiologie und Sonographie, um nur einige Beispiele zu nennen. Entweder die Kollegen haben diese neuen techni- schen Möglichkeiten ihren Patien- ten vorenthalten, oder aber sie muß- ten alle diese neuen Leistungen

„eingliedern". Merkwürdigerweise ist das alles nicht umsonst gegan- gen, genauso wie die Steigerung der mittleren Lebenserwartung zum großen Staunen aller hervorragen- den Gesundheitspolitiker der Bun- desrepublik etwas kostet!

Richtig wiederum ist der Hinweis auf die mögliche Spaltung der Zahnärz- teschaft bezüglich möglicher Kampfmaßnahmen. Es war auch nicht zu erwarten, daß Zahnärzte so viel klüger sein würden als die Voll- mediziner. Solange es den meisten Kollegen noch „Mercedes-gut"

geht, werden sie froh sein, daß ei- nige Idealisten Standes- und andere Politik betreiben, während sie Geld verdienen. Wenn es allerdings eines Tages zu spät ist, dann müssen sie

Geld verdienen und haben wirklich keine Zeit mehr für die Politik!

Dr. med. Peter Winkler Vorsitzender der FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln

Rathaus, 5000 Köln 1

III. Schlechtes Zeugnis

. . . Aus der Tatsache . .., daß der jeweilige Honoraranstieg sich ober- halb der ausgehandelten prozentua- len Honorarzuschläge bewegt, als doppelte Dynamisierung anzuerken- nen, stellt in meinen Augen unserer (?) Standesführung ein schlechtes Zeugnis aus. Es trifft zwar zu, daß auch in meiner Praxis die Umsätze stärker gestiegen sind, als dies den Honorarzuschlägen von insgesamt etwa 42% seit 1966 entspricht. Dies ist nicht zuletzt durch zahlreiche ko- stenaufwendige Untersuchungen bedingt, die auch ich in diesem Zeit- raum in meiner Praxis eingeführt habe. Ich denke dabei an die Elektro- phorese, an die Flammenphotome- trie, an die erweiterte Labordiagno- stik zur Erkennung von Leberkrank- heiten, nicht zuletzt an Gastroskopie und Koloskopien. Dies hatte zur Folge, daß nicht nur die Kosten für neue Laborgeräte und die dazugehö- rigen Reagenzien sich erheblich er- höht haben, auch zusätzliches Per- sonal mußte zu (berechtigterweise) ständig steigenden Gehältern einge- stellt werden. Unter dem Strich hat sich der Ertrag meiner Praxis seit 1965 nur unwesentlich verbessert.

Nicht vergessen darf dabei werden, daß durch zusätzliche Empfehlun- gen unserer Standesführung zum verbesserten Service unseren Pa- tienten gegenüber, ich denke hier nur an die Einführung der Bestellpra- xis, sich die Unkosten noch zusätz- lich erhöht haben. Wenn unsere Standesspitze denn von einer dop- pelten Dynamisierung spricht, so kann ich dies nicht verstehen. Es ist mir klar, daß wir Ärzte auch Rück- sicht auf das Allgemeinwohl nehmen müssen. Übergroße Rücksichtnah- me oder ängstliches Zurückweichen vor ungerechtfertigten politischen Forderungen gefährdet jedoch auf die Dauer nicht nur die Honorare der

3420 Heft 53 vom 30. Dezember 1976 DEUTSCHES ARZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Kassenärztliche Bundesvereinigung

Vereinbarung zwischen dem Vor- stand der Krankenversorgung der Bundesbahnbeamten (KVB) Frank- furt, und der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung (KBV), Köln, betref- fend die Änderung der Anlage B (Maßnahmen zur Früherkennung von Krankheiten) zum Vertrag vom 4. Juni 1965

I. Die Anlage B (Maßnahmen zur Früher- kennung von Krankheiten) zum Vertrag wird wie folgt geändert:

§ 1 Nr. 1 wird wie folgt neu gefaßt:

„1. zur Früherkennung von Krebserkran- kungen

a) der Brust, des Genitales, des Rek- tums, der Nieren, der Harnwege und der Haut bei Frauen vom Beginn des 30. Le- bensjahres an sowie des übrigen Dick- darms vom Beginn des 45. Lebensjahres an

b) des Dickdarms, der Prostata, des äu- ßeren Genitales, der Nieren, der Harnwe- ge und der Haut bei Männern vom Be- ginn des 45. Lebensjahres an"

§ 3 Nr. 1 (Krebsfrüherkennungsuntersu- chungen) wird um Buchst. e) wie folgt ergänzt:

„e) Untersuchung auf Blut im Stuhl un- ter Verwendung von drei Testbriefchen im Rahmen der Krebsfrüherkennungsun- tersuchung einschließlich Kosten, zu- sätzlich zu den Leistungen nach a) oder

d) 5,30 DM"

§ 3 Nr. 2 wird wie folgt neu gefaßt:

„2. Untersuchungen gemäß Abschnitt B der Kinder-Richtlinien

a) die Neugeborenen-Erstuntersuchung

mit 9,30 DM

b) die Neugeborenen-Basisunter- suchung vom 3. bis 10. Lebenstag

mit 41,60 DM

c) die Untersuchung in der 4. bis 6. Le-

benswoche mit 41,60 DM

d) die Untersuchung im 3. bis 4. Lebens-

monat mit 41,60 DM

BEKANNTMACHUNGEN

e) die Untersuchung im 6. bis 7. Lebens-

monat mit 41,60 DM

f) die Untersuchung im 10. bis 12. Le-

bensmonat mit 41,60 DM

g) die Untersuchung im 21. bis 24. Le-

bensmonat mit 41,60 DM

h) die Untersuchung im 3'/2. bis 4. Le- bensjahr mit 48,— DM"

II. Diese Vereinbarung tritt am 1. Januar 1977 in Kraft.

12. Nachtragsvereinbarung zum Vertrag zwischen der Postbeam- tenkrankenkasse, Stuttgart, und der Kassenärztlichen Bundesverei- nigung, Köln, vom 28. Oktober 1965 Die Anlage B (Früherkennung von Krebs- erkrankungen) zum Vertrag wird wie folgt geändert:

§ 1 wird wie folgt neu gefaßt:

„§ 1. Die ärztlichen Maßnahmen zur Früherkennung von Krebserkrankungen a) der Brust, des Genitales, des Rek- tums, der Nieren, der Harnwege und der Haut bei Frauen vom Beginn des 30. Le- bensjahres an sowie des übrigen Dick- darms vom Beginn des 45. Lebensjahres an

b) des Dickdarms, der Prostata, des äu- ßeren Genitales, der Nieren, der Harnwe- ge und der Haut bei Männern vom Be- ginn des 45. Lebensjahres an

sind Gegenstand der ärztlichen Behand- lung nach § 3 des Vertrages. Die Durch- führung dieser Maßnahmen erfolgt auf der Grundlage der Richtlinien des Bun- desausschusses der Ärzte und Kranken- kassen über die Früherkennung von Krebserkrankungen (Krebsfrü herken- nungs-Richtlinien) in der jeweils gelten- den Fassung."

§ 4 wird um Buchst. e) wie folgt ergänzt:

„e) Untersuchung auf Blut im Stuhl unter Verwendung von drei Testbriefchen im Rahmen der Krebsfrüherkennungsunter- suchung einschließlich Kosten, zusätz- lich zu den Leistungen nach a) oder d)

5,00 DM"

Die Anlage C (Früherkennung von Krank- heiten bei Kindern bis zur Vollendung des 4. Lebensjahres) wird wie folgt geän- dert:

Berufspolitik in Grado

Ärzteschaft, sondern insbesondere die Durchführung einer sach- und zeitgerechten Patientenbetreuung Dr. med. Klaus Reichel Hindenburgplatz 11 8562 Hersbruck

IV. Schlußbemerkung der Redaktion

Der Terminus „doppelte Dynamisie- rung" erregte Emotionen und Aver- sionen, da er allzu oft als politi- sche Waffe verwandt wurde. Fii' eine sachliche oder gar wissen- schaftliche Diskussion (der Begriff wurde einmal von Wissenschaftlern eingeführt) ist er u. E. daher heute kaum noch zu verwenden, wenn auch über den Tatbestand, der da- hintersteckt, durchaus diskutiert werden kann. Doch nicht etwa in dem Sinne, daß diese verflixte „dop- pelte Dynamisierung" auf den ein- zelnen Arzt bezogen wird, was leider in der Öffentlichkeit oft geschieht, und diesem damit vorder=unter- gründig ein „Ausweichen in den Umsatz" unterschoben wird. Daß dies nicht der Fall ist, zeigt sich in den Zuschriften Winkler und Reichel mit hinreichender Deutlichkeit. Eine faire Diskussion kann sich nur auf die Gründe für das Wachstum der gesamten Honorarvolumina richten und auseinanderzulegen versuchen, weshalb deren prozentuales Wachs- tum höher sein kann bzw. ist als der ausgehandelte Zuschlagssatz. Daß ein solches überproportionales Wachstum möglicherweise sogar notwendig sein muß, will man nicht die Qualität der ärztlichen Versor- gung einschränken, auch das läßt sich an den Zuschriften Winkler/

Reichel studieren. Kurzum: In der Diskussion um die sogenannte „Dy- namisierung" ist mehr Differenzie- rung angebracht. Hier bezieht der Verfasser seinen eigenen Bericht, der eine notgedrungen gedrängte Zusammenfassung einer längeren Diskussion auf dem Grado-Kongreß war, durchaus ein. Die Erläuterun- gen von Dr. Fiedler dürften nunmehr jede Möglichkeit eines Mißverständ- nisses ausschließen. NJ/DÄ

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 53 vom 30. Dezember 1976 3421

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