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Archiv "GOETHE: Selbst-Zeugnis" (29.03.1979)

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Aus der Hüfte

Die Geburt eines reimplantierten menschlichen Embryos hat welt- weites Aufsehen erregt. In Heft 47/1978, Seite 2795 ff., wird über das Ereignis und seine facetten- reichen Umstände referiert. Es ist nicht gerade häufig, daß so klar und mit so präziser Knappheit je ein spektakuläres Ereignis mit seinem ganzen Umfeld geschil- dert wird. Die Arbeit würde ein uneingeschränktes Lob verdie- nen, wenn nicht ein wichtiger Fachmann in dem großen Kreise der Experten fehlen würde. Ich meine den Vertreter der Ge- schichte für Medizin oder notfalls einen puren Historiker. Beide hätten mit ihren Kenntnissen die englische Sensation weit in den Schatten stellen können.

Das soll nun von einem alten Landarzt nachgeholt werden. Es muß nach bewährter Gepflogen- heit auf die Vorgeschichte von der einst so wunderbar geglück- ten Geburt nach einer Reimplan- tation ein wenig näher eingegan- gen werden, weil sie geraume Zeit zurückliegt und deswegen, wie so manches andere, völlig vergessen zu sein scheint.

Einst lebte in Theben ein wunder- schönes Mädchen mit dem thra- kischen Namen Semele. Zu ihrer Zeit war Zeus oberster Herrscher aller griechischen Götter. Ihm unterstand die Gesamtheit allen Geschehens. Als Vater der Men- schen liebte er sie, besonders die Menschinnen. So entging ihm auch nicht die Holdheit Semeles.

Er nahte sich ihr inkognito. Beide entbrannten in Liebe, die nicht ohne Folgen blieb. Hera, die Zeusgemahlin, kam dahinter. Sie hatte trotz vieler Gelegenheiten noch nicht gelernt, hierfür Ver- ständnis zu haben. Sie kannte die Annäherungstaktik ihres Herrn Gemahls, die sich vielfach be- währt hat. Sie benutzte diese Me- thode und besuchte Semele in der Gestalt der alten Amme Be-

roe. Mit Leichtigkeit entlockte sie dem harmlosen Mädchen den Namen ihres Liebhabers. Roh lachte sie Semele aus und be- hauptete, daß sie einem üblen Schwindler aufgesessen wäre.

Das mochte Semele nicht glau- ben. Zum Beweis ihrer Behaup- tung forderte Hera das Mädchen auf, daß ihr Geliebter sich beim übernächsten Rendezvous un- verkleidet einstellen sollte. Heras bösartiger Vorschlag schwärte im Herzen Semeles. Sie bat Zeus, beim nächsten Schäferstünd- chen sich in seiner wahren Ge- stalt einzufinden. Zeus wandte sich wie ein Aal, als er das hörte, Um so hartnäckiger bestand Se- mele auf ihrer Bitte. Es gelang ihr in einem besonderen Augenblick, daß Zeus in seiner Liebestollheit einwilligte. Als er nun in all seiner göttlichen Kraft vor ihr erschien, verbrannte Semele vor so viel strahlendem Glanz. Todun- glücklich rief Zeus Hermes, der nicht nur ein Helfer in Steuer- sachen und Gott aller Diebe war.

Er war der trouble shooter, der Zeus schon aus mancher Klem- me geholfen hatte. Flugs machte er bei der halbverkohlten Semele eine Sektio und holte den noch lebenden Embryo heraus. Und jetzt endlich sind wir bei jenem Ereignis, das das englische

„Wunder" weit in den Schatten stellt. Auf Wunsch des besorgten Zeus pflanzte er das werdende Kind in dessen Hüfte. Und nach einer komplikationsfreien Trage- zeit von nur drei Monaten kam ein gesundes Knäblein (kein Mädchen wie in England) zur Welt. Das ist die wahre Geschich- te der ersten gelungenen Reim- plantation, wie jeder Professor der Geschichte der Medizin be- stätigen muß.

Der Name des Knaben war Diony- sos. In einem nachträglichen Adoptionsverfahren kam er zu göttlichen Ehren, die leider zu häufigen Einsprüchen führten.

Dr. Fleiß Spektrum der Woche

Aufsätze • Notizen Briefe an die Redaktion

hin 38 Jahre lang das Reich regiert hatte; nur wenige seiner Kollegen hatten eine so lange Amtszeit.

Da kann man schon verstehen, daß sich der Verstand der Bevölkerung Deutschlands weigerte, die trivialen Gründe seines Verschwindens von dieser Welt zu glauben. So haben unsere Vorfahren die Kyffhäuser- Legende um ihn gewoben.

Dr. med.

Lothar Schmitt-Homann Sackstraße 15

5260 Limburg 8

GOETHE

Zu „Goethe und die Medizin" von Edu- ard Heymanns DEUTSCHES ÄRZTE- BLATT, Heft 6, 1979, Seite 398 ff.

Selbst-Zeugnis

Die Spekulationen des Herrn Kolle- gen Heymanns über die bei Goethes schwerer Geburt zur Behebung der Asphyxie angewandten geburtshilf- lichen Maßnahmen (Seite 398 mittle- re Spalte) erübrigen sich, wenn man liest, was Goethe selbst hierzu ge- schrieben hat: „So ward ich denn geboren oder vielmehr aus der Mut- ter herausgezogen, fast wie tot, mit schwarzem, krausem Haar. In einem Bad heißen Weines, das einem an- deren hätte gefährlich werden kön- nen, kam ich zu Kräften." Seine Mut- ter berichtet, daß man das Kind in einen „Fleischarden" (Fleisch-Fla- den) gelegt und ihm „die Herzgrube mit Wein gebläht" habe.

Vielleicht haben Goethes lebenslan- ge, innige Beziehungen zum Wein und seine Überzeugung von den heilsamen Weinwirkungen hier eine ihrer Quellen. Näheres bei Karl Chri- stoffel: „Der Wein in Goethes Leben und Dichtung", 2. Auflage, Wein- berg u. Keller Verlag, Bernkastel- Kues. Allerdings ist für das vorste- hende Zitat irrtümlich Dichtung und Wahrheit I angegeben.

Sanitätsrat Dr. med. F. Maret Caspar-Olevian-Straße 186 5500 Trier

896 Heft 13 vom 29. März 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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