• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Klinik der peripheren arteriellen Verschlußkrankheit" (27.01.1984)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Klinik der peripheren arteriellen Verschlußkrankheit" (27.01.1984)"

Copied!
6
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Durch die diagnostischen Bemü- hungen bei peripheren arteriellen Durchblutungsstörungen, seien sie nun rein klinischer oder zu- sätzlich apparativer Natur, müssen fünf Fragen gelöst werden. Zu- nächst gilt es festzulegen, ob ein Verschlußprozeß an den Gliedma- ßenarterien vorliegt oder nicht (Triage). Ist die Diagnose klar, fol- gen Lokalisation des Prozesses und Beurteilung des Schweregra- des der entstandenen Ischämie.

Eine genaue Abklärung der im Einzelfall vorhandenen Risikofak- toren und die Suche nach konko- mittierenden Krankheiten erlau- ben es, den Stellenwert einer arte- riellen Durchblutungsstörung bes- ser abzuschätzen und die Thera- pie der persönlichen Situation an- zupassen. Ob aktiv behandelt wird oder nicht, hängt nicht nur vom objektiven Schweregrad der lschämie und von deren Lokalisa- tion ab, sondern auch von Begleit- erkrankungen und psychosozialen Faktoren.

1. Triage

Bei schweren Durchblutungsstö- rungen liegen meist so massive Befunde vor, daß die Durchblu- tungsstörung leicht zu erkennen ist. Bei symptomlosen oder sym- ptomarmen Patienten jedoch stellt die Triage höhere Anforderungen.

Sie stützt sich vor allem auf die Gefäßauskultation und -palpation.

Folgende Auskultationsstellen sind zu beachten:

Die A. carotis am Hals und am An- gulus, die A. subclavia in der su- pra- und infraklavikularen Grube, die A. axillaris, der Bauchraum, die Leistengegend, die Ober- schenkelinnenseite und die Fossa poplitea.

Strömungsgeräusche entstehen an Stenosen. Der Blutstrom zwängt sich durch die Schlucht der eingeengten Strombahn, wo- bei akustisch faßbare Wirbel ent- stehen.

Das Punctum maximum des Ge- räusches liegt über der Stenose und etwas distal davon. Meist han- delt es sich um systolische Geräu- sche. Sie haben Spindelform. Bei sehr engen Stenosen oder nach Belastung reichen sie oft in die Diastole hinein. Bei fraglichen Ge- räuschen in Ruhe lohnt sich eine Untersuchung unmittelbar nach Belastung, z. B. durch fünf tiefe Kniebeugen.

Die Palpation erfolgt an den be- kannten Stellen am Hals und an den Extremitäten. Ein noch vor- handener Puls an den Fußarterien schließt aber eine hämodyna- misch wirksame Stenose oder so- gar einen gut kompensierten Ver- schluß der Stammarterien keines- wegs aus. Der Seitenvergleich kann weiterhelfen (einseitig abge- schwächte Pulsationen)

Die Diagnose einer peripheren arteriellen Durchblutungsstö- rung umfaßt nach erfolgter Triage die Schwerpunkte Lo- kalisation, Schweregrad, zeit- liche Verhältnisse, Risikofak- toren und psychosoziale Si- tuation. Der Anamnese kommt eine zentrale Bedeutung zu.

Gefäßpalpation und -auskulta- tion ermöglichen eine treffsi- chere Diagnose, die durch ap- parative Methoden (z. B. Ozil- lographie) ergänzt wird.

Zusätzlich leistet die Palpation ei- nen entscheidenden Beitrag zur Diagnose von Aneurysmen, spe- ziell im Bauchraum oder in der Fossa poplitea (Abbildung 1). Die verbreitete Auffassung, sackförmi- ge Aneurysmen würden auskul- tatorisch erfaßt, ist falsch. Dieses Axiom gilt nur für die arteriovenö- se Form, die sich durch ein systo- lo-diastolisches Schwirren verrät.

Die Untersuchung mit dem Ultra- schall-Schnittbild eignet sich am einfachsten zur Bestätigung der Diagnose eines sackförmigen An- eurysmas.

In der Mehrzahl der Fälle ermög- licht die Triage mit klinischen Mit- teln allein eine sichere Diagnose.

Besteht z. B. ein Strömungsge- räusch über dem Adduktorenka- nal und sind gleichzeitig Poplitea- und Fußpulse abgeschwächt,

so

liegt eine Stenose der distalen A.

femoralis superficialis vor. Bei fraglichen Befunden werden ein- fache apparative Verfahren einge- setzt. Besonders gut eignen sich Oszillometrie und Doppler-Druck- messung nach Belastung. Eine Reduktion der Amplituden des mechanischen oder elektroni- schen Oszillogramms nach 20 bis 30 Zehenständen auf mehr als 50 Prozent spricht für eine Stenosie- rung der Strombahn.

Fast so einfach ist die systolische Blutdruckmessung am Knöchel mit Manschette und Dopplergerät.

Simultane Bestimmungen am Arm

ARTERIOSKLEROSE-SERIE

Klinik der

peripheren arteriellen Verschlu ßkrankheit

Alfred Bollinger

Aus dem Department für Innere Medizin, Poliklinik (Direktor: Professor Dr. Walter Siegenthaler) der Universität Zürich

(2)

erhöhen den Informationsgehalt.

Normalerweise liegt der systoli- sche Druck der Knöchelarterien in Ruhe gleich hoch oder höher als der systolische Armblutdruck. Für die Frühdiagnose ist die Untersu-

chung nach Belastung empfindli- cher. Unmittelbar nach standardi- sierter Belastung (z. B. 30 Zehen- stände), die selten zu Klaudika- tionsschmerzen führt, sinkt der sy- stolische Knöchelarteriendruck auch bei Gesunden im Vergleich zum Armblutdruck etwas ab. Eine Minute nach Belastungsende er- reicht er jedoch die Vergleichs- werte am Arm. Ist das nicht der Fall, d. h., dauert der Druckabfall länger an, so darf auf ein proximal gelegenes Strombahnhindernis geschlossen werden. Nach Bela- stung bis zu einem ausgeprägten Klaudikationsschmerz (Laufband) kommt es zu einem Abfall des sy- stolischen Knöchelarteriendrucks bis auf 50 mmHg. Der Druck kann auch während mehrerer Minuten nicht mehr meßbar sein. Fällt der Druck nach Belastung bis zum Auslösen typischer Beschwerden weniger stark ab, so ist daran zu denken, daß neben der arteriellen Durchblutungsstörung eine kon- komitierende Krankheit (z. B. lum- boradikuläres Syndrom) mit eine Rolle spielt.

Die Durchführung einer Arterio- graphie mit der Fragestellung ar- terielle Verschlußkrankheit „ja"

oder „nein" ist heute kaum mehr notwendig. Die klinische Untersu- chung und die erwähnten appara- tiven Untersuchungen in Ruhe und nach Belastung genügen zu einer treffsicheren Diagnose.

2. Lokalisation

Liegt eindeutig eine arterielle Durchblutungsstörung vor, so läßt sich dieselbe anhand klinischer und apparativer Untersuchungen approximativ lokalisieren. Dabei spielen erneut Gefäßauskultation und -palpation die wichtigste Rol- le. Bei fehlendem oder abge- schwächtem Femoralispuls läßt sich z. B. ein Beckenverschlußtyp

diagnostizieren. Unter den appa- rativen Methoden sind zur Routi- nediagnostik eine Segmentoszillo- graphie und eine segmentale Druckmessung bzw. Kurven- schreibung mit der Dopplersono- graphie gebräuchlich. In Abbil- dung 2 ist ein Beispiel wiederge- geben.

Eine präzise Lokalisation ist der Arteriographie vorbehalten (Abbil- dungen 1 und 3). Sie ist dann ein- zusetzen, wenn eine eingreifende Behandlung in Erwägung gezo- gen wird (Gefäßoperation, peri- phere transluminale Angioplastie, Fibrinolyse) oder wenn bei jünge- ren Patienten nach einer außerge- wöhnlichen Ursache einer Ver- schlußkrankheit gesucht werden

Abbildung 1: Distales Femoralis- und Po- pliteaaneurysma. Das Aneurysma ist we- sentlich größer, als es dem durch Kon- trastmittel gefüllten Lumen entspricht, da ein Teil durch zwiebelschalenförmige Wandthromben obliteriert ist (Arteriogra- phie, 58jähriger Mann)

soll (z. B. zystische Adventitia-De- generation [Abbildung 3], Kom- pressionssyndrom der A. poplitea, Ergotismus).

An den unteren Extremitäten un- terscheidet man einen aorto-ilia- kalen, einen femoro-poplitealen und einen Unterschenkel-Ver- schlußtyp. Selten sind isoliert die Fußarterien betroffen, am häufig- sten bei der diabetischen Angio- pathie oder bei der essentiellen Thrombozytose. An den Armen er- kranken die A. subclavia und die Hand- und Fingerarterien am häu- figsten.

Beim akralen Verschlußtyp kommt neben der Arteriosklerose ein be- sonders buntes Spektrum ätiologi- scher Faktoren vor. Kollagenosen, Berufstraumata, Schultergürtel- Kompressionssyndrome mit Em- bolien oder eine Endangiitis obli- terans können dem Verschlußpro- zeß zugrunde liegen. Bei proxima- len Stenosen oder Verschlüssen der A. subclavia sind die engen topographischen Beziehungen zur. A. vertebralis zu beachten. Es kann in der A. vertebralis zu einer Flußumkehr kommen. Vor allem bei Armarbeit wird dem zerebralen Kreislauf Blut entzogen, was sich in intermittierenden Symptomen von seiten des zentralen Nervensy- stems äußert (Subclaviansteal- Syndrom).

3. Schweregrad

Die klassische Einteilung nach kli- nischen Gesichtspunkten, wie sie von Fontaine eingeführt wurde, ist noch heute gebräuchlich. Im Sta- dium I besteht eine faßbare arte- rielle Durchblutungsstörung ohne charakteristische Symptome.

Das Stadium II, die Claudicatio in- termittens, umfaßt ein breites Spektrum. Es reicht von der leich- ten Durchblutungsstörung, die nur nach sportlicher Belastung zu Beschwerden führt, bis zur kur- zen, invalidisierenden Gehstrecke von wenigen Metern. Während in epidemiologischen Studien die 204 (66) Heft 4 vom 27. Januar 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

(3)

A. femoralis comm.

A. poplitea

A. tibialis post.

anamnestische Angabe einer Claudicatio intermittens nur als unzuverlässiges Kriterium für eine arterielle Verschlußkrankheit gilt, sieht es in der klinischen Medizin anders aus. Die meisten Patienten, die spontan den Arzt aufsuchen, klagen über dieses Symptom.

Dabei ist es wesentlich, die ver- schiedenen Formen einer Pseudo- claudicatio von der echten vasku- lären zu trennen. Die Claudicatio intermittens der Cauda equina, die durch einen engen Spinalkanal oder durch Diskushernien ausge- löst wird, führt ebenfalls zu bela- stungsabhängigen Beinschmer- zen. Im Gegensatz zur vaskulären Form klingen aber beim Stehen- bleiben die Beschwerden nicht in- nerhalb von Minuten ab, sondern persistieren längere Zeit. Erleich-

terung bringt die Lordosierung der Wirbelsäule, wie sie z. B.

durch Absitzen mit vornüber ge- neigtem Oberkörper erreicht wird.

Die Claudicatio venosa entwickelt sich meist nach Beckenvenen- thrombosen. Durch körperliche Belastung wird der arterielle Ein- strom gesteigert, während der ve- nöse Rückstrom behindert ist. Am raschesten bildet sich das Ber- stungsgefühl durch Abliegen zu- rück.

Eine Sonderform der Claudicatio intermittens ist das sogenannte

„Walking-through". Bei einer leichten Durchblutungsstörung und nicht zu großer körperlicher Belastung kann der Patient durch seinen Schmerz „hindurchwan- dern". Er verspürt nur einen vor- übergehenden Klaudikations-

Abbildung 2: Dopplersonographie bei Verschluß der A. femoralis superficialis.

Die Strömungsgeschwindigkeits-Kurven sind in der A. femoralis communis noch normal, in den Aa. poplitea und tibialis posterior aber pathologisch. Man beach- te besonders, daß die Fußpunkte der Kur- ven distal der Obliteration die Nullinie nicht erreichen

schmerz, der beim Weitergehen wieder abklingt. Das Auftreten die- ses Phänomens und die freie Geh- strecke überhaupt hängen von der Intensität der körperlichen Arbeit ab. Abbildung 4 illustriert die Be- ziehung zwischen Belastungsform und Gehfähigkeit.

In den Stadien III und IV genügt die Durchblutung der akralen Hautpartien sogar in Ruhe nicht mehr. Der arterielle Ruheschmerz (Stadium III) wird oft mit anderen nächtlichen Schmerzen, insbe- sondere dem Wadenkrampf, ver- wechselt. Der echte ischämische Schmerz betrifft nicht die Wade, sondern den Fuß. Die Patienten lernen, die Beschwerden durch Beintieflagerung günstig zu beein- flussen. In Extremfällen schlafen sie im Lehnstuhl. Die Diagnose ei- nes vaskulären Ruheschmerzes wird apparativ dadurch gestützt, daß der systolische Knöchelarte- riendruck (Doppler-Ultraschall) 50 mmHg oder weniger beträgt bzw.

von der Großzehe keine Pulskur- ven mehr abgeleitet werden kön- nen (elektronische Oszillogra- phie), selbst wenn ein warmes Fußbad vorausgeht. Unzuverlässig sind die Knöcheldruckwerte nur bei mangelhafter Komprimierbar- keit der Arterien (ausgeprägte Ödeme, Mediakalzinose bei Diabe- tes) und bei ganz distalen Ver- schlußprozessen.

Im Stadium IV kommen akrale Ne- krosen hinzu. Sie sollten vom so- genannten „komplizierten Sta- dium II" abgegrenzt werden. Letz- teres kommt dadurch zustande, daß sich Patienten mit Claudicatio intermittens und Knöchelarterien- drucken weit über 50 mmHg ver- letzen, z. B. bei der Pediküre, und

(4)

Thrombosiert das Lumen einer Ar- terie ohne wesentliche vorherge- hende Stenosierung, so kommt es zu akuten schweren Ischämiesym- ptomen. Eine progressive Einen- gung über eine längere Zeitperi- ode hingegen führt zu Beschwer- den, die sich schleichend ausbil- den. Prototyp für die erste Mög- lichkeit ist die arterielle Embolie.

Abbildungen 3 a (links oben) und 3 b (rechts oben): Stenosierung der A. popli- tea durch Adventitiazyste (53jähriger Mann) Abbildung 4 (rechts): Mittlere freie Geh- strecke und Standardabweichung bei verschiedenen Steigungen. Auf ebenem Weg können die Patienten etwa doppelt so weit gehen als bei der Steigung von 12,5 Grad

die entstandenen Wunden schlecht heilen. Trotzdem haben diese Läsionen eine entschieden bessere Prognose als das echte Stadium IV, das auf einer schwe- ren Mangeldurchblutung beruht.

Die Gangrän kann trocken oder feucht sein. Infizierte Läsionen führen oft zu septischen Kompli- kationen und bedrohen zunächst die Gliedmasse und später sogar das Leben. Im Mittelalter war es eine Schicksalsfrage, ob eine schwere Durchblutungsstörung septisch verlief oder ob die betrof- fenen Gliedmaßensegmente mu- mifizierten und sich spontan ab- stießen. Am feuchten Brand betei- ligen sich meist verschiedene Bak- terienstämme. Bei diabetischen Fußt,ilzera, die besonders zur In- fektion neigen und häufig durch Osteomyelitiden kompliziert wer- den, findet sich häufig eine aerobe und anaerobe Mischflora (z. B.

Staphylokokken, Bacteroides, Klo- stridien und Coli).

Kombinierte arterielle und venöse Ulzera entwickeln sich bevorzugt in der medialen Knöchelregion, können aber auch den Fußrücken oder den lateralen Unterschenkel betreffen. Sie heilen schlecht ab, auch wenn die venöse Genese im Vordergrund steht. Eine systema- tische Kompressionstherapie ist nur möglich bei systolischen Knö- chelarteriendrucken, die deutlich über 80 mmHg liegen.

4. Faktor Zeit

Die Klinik der arteriellen Ver- schlußkrankheit wird durch die zeitliche Entwicklung der Läsio- nen maßgeblich mitbestimmt.

Dabei ist daran zu denken, daß der Ursprung der Embolie nicht immer im Herzen liegt. Thromben können sich auch aus Aneurysmen ablö- sen, oder, was erst kürzlich Be- achtung fand, aus Wandthromben nicht aneurysmatisch erweiterter Arterien (Abbildung 5). In etwa der Hälfte der Fälle verursachen Em- bolien einen heftigen einschießen- den Schmerz, der bei der akuten Thrombose stenosierter Arterien fehlt. Auch Aneurysmen können sich akut thrombotisch verschlie- ßen (vor allem Popliteaaneu- rysmen).

Selbst für die Beurteilung des wahrscheinlichen Verlaufs im Ein- zelfall ist die Kenntnis der Akuität des Geschehens wesentlich. Auf- schlüsse gibt die Frage an den Pa- tienten, seit wann er Beschwerden verspürt. Dauert die Claudicatio intermittens erst wenige Wochen, so ist mit einer spontanen Besse- rung zu rechnen. Die Kollateralen sind noch entwicklungsfähig, und die Stoffwechselvorgänge im ischämischen Gebiet lassen sich weiter optimieren, besonders durch regelmäßiges Gehtraining bis zur Schmerzgrenze. Bei langer Anamnese sind weniger drasti- sche Veränderungen zu erwarten.

Dies ist auch dann der Fall, wenn nach zwei oder mehreren Ver- schlußereignissen in derselben Gliedmasse die Möglichkeiten zu einer adäquaten Kollateralenent- wicklung begrenzt sind.

5. Risikofaktoren

Sie werden im Rahmen der vorlie- genden Serie in anderen Artikeln eingehend abgehandelt. Hier sei nur nochmals betont, wie wichtig 208 (70) Heft 4 vom 27. Januar 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

(5)

Rauchgewohnheiten

® Durchblutungsstörung Bronchuskarzinom

Durchblutungsstörung

° +

Bronchuskarzinom

® Gesunde

O

d d

© 9

n=164 N=444

-

1

n=88 n=9 n=12 n=1124

i

Nichtraucher Stumpenraucher -•15/Tag

Zigarettenraucher

>15/Tag 100—

75—

50—

25—

0 Abbildungen 5 a (oben links) und 5 b

(oben rechts): Arterioarterielle Embolie bei wandständiger Thrombose der nicht aneurysmatisch erweiterten Aorta abdo-

minalis (52jährige Frau) — a): Wandstän- diger Thrombus (Pfeil); b): Embolisch verschlossene linke A. poplitea (Pfeil) Abbildung 6 (unten rechts): Rauchge- wohnheiten bei Patienten mit peripherer arterieller Durchblutungsstörung und Bronchuskarzinom im Vergleich zu ei- nem Kontrollkollektiv

eine konsequente Abklärung in dieser Richtung ist. Interdepen- denzen mit häufigen konkomittie- renden Krankheiten ergeben sich z. B. beim Zigarettenrauchen (Ab- bildung 6).

Die Risikofaktoren beeinflussen auch das Verschlußmuster. Bei jüngeren Rauchern überwiegt der aorto-iliakale Typ, bei Diabetikern der Unterschenkeltyp.

6. Konkomitierende Krankheiten und

psychosoziale Faktoren

Bei Vorliegen von Stenosen und Verschlüssen an den Gliedma- ßenarterien ist nach einer Mitbe- teiligung anderer Arterien im Rah- men einer generaliSierten Arterio- sklerose zu fahnden. Das klinische Verhalten richtet sich unter ande- rem danach, ob die zerebralen oder koronaren Gefäße miter- krankt sind. Je schwerer die peri- phere arterielle Verschlußkrank- heit ist, desto eher wird man sich trotz ungünstiger Voraussetzun- gen in andern Territorien doch für eine aktive Therapie entscheiden.

Nicht zu vergessen ist, daß viele Patienten mit peripheren Durch- blutungsstörungen an einer koro- naren oder zerebralen Durchblu- tungsstörung sterben.

Durch Zigarettenrauchen wird nicht nur die Entwicklung der Ar- teriosklerose, sondern auch des Bronchuskarzinoms begünstigt.

Unter 444 männlichen Patienten mit peripherer Verschlußkrankheit

wurde bei 12 (2,7 Prozent) ein Bronchuskarzinom entdeckt (Ab- bildung 6). Die hohe Prävalenz der Raucher ist beeindruckend. Eine Untersuchung der Thoraxorgane mit geeigneten Mitteln drängt sich schon wegen einer möglichen ko-

ronaren Herzkrankheit, aber auch

wegen eines eventuellen Bron- chuskarzinoms und der so häufi- gen chronischen Bronchitis auf.

Der Stellenwert einer arteriellen Verschlußkrankheit hängt von psychosozialen Faktoren ab. So spielt die berufliche Situation eine

(6)

Rolle. Ein Briefträger oder ein Bergführer wird in seiner Tätigkeit schon bei leichter Durchblutungs- störung stark behindert, nicht aber der Bankangestellte, der sei- nen Arbeitsplatz mit Auto und Lift erreicht.

Die wachsende Bedeutung der Freizeitgestaltung drückt sich ebenfalls im Verhalten der Patien- ten aus. Ein begeistertes Mitglied einer Wandergruppe wird rascher den Arzt aufsuchen als ein Brief- markensammler oder Schachspie- ler und eher bereit sein, eine ein- greifende Therapie auf sich zu nehmen und zum Behandlungser- folg aktiv beizutragen.

In gebirgigen Ländern wie der Schweiz, Bayern oder Tirol erge- ben sich besondere Therapieindi- kationen.

Eine depressive Stimmungslage wirkt sich bei arteriellen Durchblu- tungsstörungen ungünstig aus.

Sie beeinträchtigt den Willen des Patienten, die vorhandenen Risi- kofaktoren energisch zu bekämp- fen und ein ausreichendes Geh- training zu betreiben. Erst nach Besserung der psychischen Sym- ptome wird die Welt freundlicher, auch was die körperlichen Sym- ptome anbetrifft.

Literatur

(1) Alexander, K.: Arterienerkrankungen. Fi- scher, Stuttgart (1977)—(2) Bollinger, A.: Funk- tionelle Angiologie, Lehrbuch und Atlas. Thie- me, Stuttgart (1979) — (3) Kappert, A.: Lehr- buch und Atlas der Angiologie. Huber, Bern (1981) — (4) Kriessmann, A.; Bollinger, A.; Kel- ler, H. (Hrsg.): Praxis der Doppler-Sono- graphie. Thieme, Stuttgart (1982)—(5) Schoop, W.: Praktische Angiologie. Thieme, Stuttgart (1975) — (6) Widmer, L. K.; Stähelin, H. B.;

Nissen, C.; da Silva, A., (Hrsg.): Venen-, Arte- rien-Krankheiten, koronare Herzkrankheit bei Berufstätigen. Huber, Bern (1981)

Anschrift des Verfassers:

Professor Dr. med.

Alfred Bollinger Department für

Innere Medizin der Universität, Poliklinik

Angiologische Abteilung Universitätsspital

Rämistraße 100, CH-8091 Zürich

Megadosierung

von Vitaminen — Gebrauch und Mißbrauch

Die medizinische Anwendung von Vitaminen findet gegenwärtig in drei Bereichen statt:

O In der Prävention und Therapie der spezifischen Mangelzustände.

Die empfohlene therapeutische Tagesdosis entspricht der 2- bis 6fachen minimalen Tagesdosis.

O In der Therapie vitamin-re- sponsiver angeborener Stoff- wechselstörungen. Es sind mitt- lerweile mindestens 25 vitamin- sensible Erbkrankheiten bekannt, die mit 10- bis 1000facher minima- ler Tagesdosis z. T. erheblich ge- bessert werden.

• Im „therapeutischen" Konzept der „Megadosierung". Die „Vit- amin-Megadosierung" wird be- sonders von der Laienpresse empfohlen. Erhofft wird neben der spezifischen Wirksamkeit des Vitamins eine unspezifisch-robo- rierende Wirkung von Vitaminen in 20- bis 600facher täglicher Mini- maldosis. Gramm-Dosen von Vit- amin C sollen die Wundheilung unterstützen, vor Grippe schüt- zen, die mentalen Funktionen ver- bessern und gegen Streß immuni- sieren; diese Effekte sind sämtlich unbewiesen. Die Toxizität der fett- löslichen Vitamine ab 10-facher empfohlener Tagesdosis ist gut bekannt; bei wasserlöslichen Vit- aminen hielt man bisher die Ge- fahr einer Überdosierung für ge- ring. Es wurde eine sensorische Neuropathie beschrieben bei Pa- tienten, die tägliche Gramm-Do- sen von Pyridoxin eingenommen hatten. Interessanterweise erregt das Pyridoxin-Defizit neben Kon- vulsionen ebenfalls eine periphe- re Neuropathie, wobei bei der letzteren ein Sphingomyelinman- gel ursächlich ist. Daß die Überdo- sierung zwar zur Neuropathie, nicht jedoch zu Krampfanfällen führt, liegt wohl an der Existenz der Blut-Liquor-Schranke; es kommt außerhalb des ZNS bei Py-

ridoxin-Überdosierung zur kom- petitiven Hemmung an der Pyri- doxalkinase und -phosphatoxida- se und somit zum peripheren Py- ridoxalphosphatmangel und so- mit zur Neuropathie. Schließlich könnten bei den beschriebenen Mengen auch toxische Nebenpro- dukte des synthetischen Vitamins pathogene Konzentrationen errei- chen. Shü

Rudman, D.; Williams, P. J.: New England Journal of Medicine 309 (1983) 488-489, Emo- ry University School of Medicine, Atlanta, GA 30033

Lungenkrebs bei Frauen

Nach amerikanischen Statistiken steigt die Todesrate durch Lun- genkarzinom bei Frauen konti- nuierlich an. 1950 betrug die Inzi- denz 4,6/100.000 und stieg auf et- wa 20,9 im Jahre 1982 an. Damit ist die Letalität bei Frauen durch Lungenkarzinom in einen ver- gleichbaren Bereich mit dem Brustkrebs gerückt. Der Anstieg des Zigarettenrauchens steht im engen Zusammenhang mit der Zunahme der Todesrate an Lun- genkarzinom.

Das zeitliche Intervall zwischen Zunahme von Zigarettenrauchen und dieser Todesursache beträgt jedoch etwa 5-10 Jahre. Seit etwa 5 Jahren nimmt der Anteil an weiblichen Rauchern in•den USA wieder ab. Auf Grund dieser Zah- len sind jedoch weitere erheb- liche Steigerungen der Kampa- gne gegen das Zigarettenrauchen notwendig, um die Lungenkrebs- epidemie zu bekämpfen.

Die dargelegten Zahlen belegen eindrücklich, daß Zigarettenrau- chen mit der Letalität durch Lun- genkarzinom in den USA korre- liert ist. Es sollten daher keine Be- mühungen publizistischer Natur ausgelassen werden, um den Zigarettenkonsum zu mindern.

h re

Stolley, P. D.: Editorial retrospective, lung can- cer in women — five years later, situation worse. New England Journal of Medicine 309 (1983) 428

210 (74) Heft 4 vom 27. Januar 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Diese Ergebnisse weisen darauf hin, daß von den älteren Patienten mit isolierten Erhöhungen des TSH- Spiegels lediglich diejenigen, die ei- nen wesentlich erhöhten TSH-Spie- gel

Metallspitzen (15) oder Saphirspit- zen (16) benutzt, die im Vergleich zu konventionellen Rekanalisationsver- fahren eine etwas verbesserte primä- re technische Rekanalisationsrate

Patienten im pulmonalen Notfall haben jedoch schon meist so viel Beta 2-Mimetika inhaliert, daß alle Beta 2-Re- zeptoren blockiert sind und sie auf eine Therapie nicht

entstehenden Metabolite, wie 13,14- dihydro-Prostaglandin E 1 (Prosta- glandin E0), sind selbst auch vasoak- tiv wirksam (32, 34), so daß auch ei- ne intravenöse Behandlung

von der Indikation, den verwendeten technischen Modifikationen, der pe- rioperativen und Langzeitzusatzthe- rapie, der individuellen Erfahrung des Behandlungsteams und dem Er-

Die Bemerkungen des Bruders von Andreas Grüntzig sind, sowohl im Interesse des Andenkens an An- dreas Grüntzig, als auch im Interesse einer sprachlichen Vereinfachung

Es besteht daher kein Zweifel daran, daß das Prinzip oder die neue Form der perkutanen Behandlung arterieller Gefäßobliterationen, heu- te auch als „Minimal Invasive Thera-

As alprostadil may enhance the effect of any blood pressure lowering drug (such as antihypertensive drugs, vasodilatator drugs), intensive monitoring of blood pressure should