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Archiv "Frankreich: Hohe Selbstbeteiligung" (09.03.1989)

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stieße „gegen die ärztliche Ethik, wenn Heilungen nur deswegen un- terlassen würden, weil sie mit einer wissenschaftlich nicht anerkannten Methode erreicht" werden könnten.

Dr. B. habe auch deswegen kunstge- recht gehandelt, weil sein Konzept auf „psychosoziale Stabilisierung und langfristige Entwöhnung" ausge- richtet gewesen sei. Das Gerichtsgut- achten Krömers nannte Böllinger kurz „eher politisch getönt und dog- matisch".

Was Dr. B. besonders nahegeht, ist der Umstand, daß die Staatsan- waltschaft das Verfahren erst nach einem Jahr und massiven Protesten gegen die „einseitige" Würdigung der Umstände einstellte. Dabei ent- hält der Einstellungsbeschluß, der erst nach einer Dienstaufsichtsbe- schwerde des Arztes bei der Gene- ralstaatsanwaltschaft zustande kam, keine ausdrückliche Bestätigung sei- ner Schuldlosigkeit. Es sei, so argu- mentiert die Behörde lediglich, mit keinen weiteren Verstößen mehr zu rechnen, da Dr. B. seine Paxis in ab- sehbarer Zeit altershalber auflösen werde. Peter Tuch

Studiendauer:

Brave Mediziner

Der Trend zu längeren Studien- zeiten ist ungebrochen. Zweifel sind erlaubt, ob diese Entwicklung nur auf die sprichwörtliche Gründlich- keit der Deutschen zurückzuführen ist. Es mehren sich die Befürchtun- gen, daß deutsche Akademiker nach Einführung des EG-Binnenmarktes 1992 nicht mehr konkurrenzfähig sein werden. Für viele Naturwissen- schaftler beträgt das Berufseintritts- alter nach Diplomstudium und Pro- motion inzwischen über 30 Jahre.

Für mehr Transparenz sorgt ei- ne Statistik des Wissenschaftsrates zur „Fachstudiendauer an Universi- täten 1986". Sie wurde Anfang Fe- bruar von Prof. Dr. Dieter Simon, dem neugewählten Vorsitzenden des Wissenschaftsrates, der Öffentlich- keit vorgestellt. Die Ubersicht ver- mittelt genaue Angaben über An- zahl, Alter und Studiendauer der

Hochschulabgänger, und sie ermög- licht es, einzelne Universitäten di- rekt miteinander zu vergleichen.

Bei den Mittelwerten der Stu- diendauer gibt es zum Teil erheb- liche Unterschiede zwischen den ein- zelnen Universitäten. In der Physik betragen Abweichungen vom Bun- desdurchschnitt, der bei 12,8 Seme- stern liegt, bis zu vier Semester.

Die „schnellste" Hochschule ist Hannover mit 10,3 Semestern, die

„langsamste" die Technische Univer- sität Berlin mit 16,5 Semestern.

Einheitlicher verhalten sich da die medizinischen Fakultäten. Die Fachstudiendauer beträgt dort im Bundesdurchschnitt 12,8 Semester.

Keine Hochschule weicht bedeutend von diesem Wert ab. Nur 11 Prozent der Absolventen studieren länger als die Höchstförderungsdauer nach Ba- fög, die bei 14 Semestern liegt.

Anders sieht es zum Beispiel bei den Maschinenbauern aus. Die Ba- fögförderungshöchstdauer, die bei 10 Semestern liegt, wurde von 87 Prozent der Absolventen überschrit- ten.

Ein Blick auf die Geisteswissen- schaften: die Studiendauer liegt im Mittel bei 13,1 Semestern. Soziolo- gen kommen auf einen Durchschnitt von 13,1 Semestern, Volkswirte be- nötigen 11,4 Semester, und Betriebs- wirte schaffen es in 11,2 Semestern.

Besonders schnell studieren die Pharmazeuten: Sie brauchen im Schnitt nur 9,9 Semester.

Doch so präzise die Zahlen auch sind, sie erlauben weder Rückschlüs- se auf mögliche Ursachen noch Aus- sagen über eine Rangfolge für Effi- zenz und Ausbildungsqualität. Auch die häufig geäußerte Vermutung, große Universitäten hätten lange, kleine dagegen kurze Studien- dauern, läßt sich nicht bestätigen.

Empfohlen sei die Statistik nicht allein den Fakultäten, sondern auch den hoffnungsvollen Eltern zukünfti- ger Akademiker Hier können sie er- fahren, wie lange das Studium des Sprößlings voraussichtlich wohl dau- ern wird, streng statistisch gemittelt, versteht sich. Bezogen werden kann die Erhebung kostenlos bei der Ge- schäftsstelle des Wissenschaftsrates, Marienburger Straße 8, 5000 Köln 51. RO

Frankreich:

Hohe

Selbstbeteiligung

In der französischen Kranken- versicherung besteht freie Arztwahl, der Versicherte kann auch bei Be- darf das Krankenhaus seiner Wahl aufsuchen. Der Selbstkostenbeitrag beträgt bei Arzthonoraren und Me- dikamentenkosten derzeit noch 30 Prozent. Die Honorare der Ärzte werden jeweils in einem Vertrag mit den Sozialversicherungsträgern fest- gelegt. Aber es kommt wegen der Honorare immer wieder zu Konflik- ten zwischen den Ärzten und den Kassen. Das derzeitige Tarifabkom- men, das gerade aufgekündigt wur- de, sieht vor, daß die Kassen dem Versicherten die Arzthonorare zu 70 Prozent rückerstatten. Aber da die Kassen stets mit roten Zahlen arbei- ten, versucht man, bei den Tarifab- kommen die Honorare jeweils mög- lichst niedrig zu halten. Es gibt aller- dings für die Ärzte die Möglichkeit, ihre Honorare frei zu bemessen, wenn sie dem Tarifabkommen nicht beitreten; sie müssen dann jedoch auf einige soziale und fiskalische Be- günstigungen verzichten, die aber bei einer halbwegs gut geführten Praxis nicht besonders ins Gewicht fallen.

Zur Zeit sind 25,8 Prozent der Ärzte der Konvention mit der Securit so- ciale nicht beigetreten.

Die „F6d&ation des M6decins de France" vertritt den Standpunkt, daß auch jene Ärzte, die dem Ab- kommen beigetreten sind, die Mög- lichkeit haben sollten, in bestimmten Fällen, etwa bei Besserverdienen- den, die Honorare frei zu bestim- men. Höheren Orts hat man darüber noch nicht entschieden.

Die Preise für Medikamente wurden unter dem Einfluß der Ad- ministration so niedrig wie möglich gehalten — im Interesse der Kassen, die die Ausgaben für Arzneimittel eine Zeitlang zu 70 Prozent rücker- statteten. Im Laufe der Zeit wurde dann eine große Zahl von Spezialitä- ten von der Rückzahlung ganz ausge- schlossen; für andere werden nur A-618 (28) Dt. Ärztebl. 86, Heft 10, 9. März 1989

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noch 40 Prozent der Abgabepreise vergütet.

Die Preiskontrolle wurde in Frankreich mit wenigen Ausnahmen zwar abgeschafft, aber zu den weni- gen Ausnahmen zählt zum Teil noch der Pharmamarkt. Es gibt indessen Überlegungen, die bisher gegenüber der Pharmaindustrie betriebene Preispolitik zu ändern, um ihr die Möglichkeit zu geben, mehr zu inve- stieren und die Forschung zu intensi- vieren. Die französischen Arzneimit- telpreise, die wohl die niedrigsten in Europa sind, sollen zudem progres- siv bis 1992 an jene der anderen EG- Staaten angeglichen werden.

Zwischen 1970 und 1987 haben die Regierungen im Hinblick auf die konstanten Defizite der Krankenver- sicherung der Pharmaindustrie nur erlaubt, die Preise für Medikamente um 80 Prozent zu erhöhen, während die Lebenshaltungskosten um 415 Prozent in die Höhe gingen.

Frankreich steht heute an dritter Stelle unter den Exportländern für Pharmaprodukte, aber an fünfter Stelle hinter den USA, der Bundes- republik Deutschland, Italien und der Schweiz als „Erfinder" neuer Medikamente...

Die Gesundheitskosten steigen auch in Frankreich rasch an, die Ausgaben der Krankenversicherung sind wesentlich höher als die Ein- nahmen, die aus den Beiträgen der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer bestehen. Die Beiträge der Arbeit- nehmer stellen 25,9 Prozent der Ein- nahmen, die der Arbeitgeber 66,4 Prozent. Die Subvention des Staates beträgt 4,1 Prozent.

Im Vergleich zu anderen Län- dern ist die Höhe der Sozialbeiträge der Arbeitgeber beachtlich: 12,86 Prozent des Bruttoinlandproduktes gegenüber 7,22 Prozent in der Bun- desrepublik und 3,52 Prozent in Großbritannien. Dabei stehen die Ausgaben für die Gesundheit in Frankreich mit an der Spitze der In- dustrieländer. Sie erreichen 9,1 Pro- zent des Bruttoinlandprodukts. Nur in Schweden und in den USA wird für die Gesundheit mehr ausgege- ben. Die „Consommation m6dicale"

steigt indessen in raschem Tempo.

Sie erhöhte sich zwischen 1980 und 1986 um 43,4 Prozent, während der

gesamte Verbrauch der Haushalte nur um etwa 14 Prozent zunahm.

Ausschluß der

„Bessergestellten"?

Maßgebende Kreise stehen auf dem Standpunkt, daß der Bürger für seine Gesundheit einen größeren Betrag leisten müsse als bisher. Die Securite sociale ist zwar aus der fran- zösischen Gegenwart nicht wegzu- denken, aber — so hört man da und dort — wie wäre es, wenn man die Leistungen der Krankenversiche- rung jenen vorbehalten würde, die sie wirklich nötig haben, nämlich den minderbemittelten Bevölkerungs- kreisen, während die anderen, die

„Bessergestellten" eine private Ver- sicherung abschließen sollten? Diese Ansicht wird nicht nur in der Oppo- sition erörtert, selbst in Regierungs- kreisen neigt man zu dieser Ansicht, um den Fehlbetrag der Kassen zu re- duzieren. Eines steht ja fest: Jene, die zu den besser gestellten Bevölke- rungskreisen zählen, nützen die

Auf der Suche nach neuen Ein- drücken für unser Studium ent- schlossen wir uns, im Sommer 1988 eine Einladung eines befreundeten Arztes aus den USA anzunehmen.

Unser Ziel war es, neue Erfahrungen im Bereich der klinischen Medizin sowie neue Perspektiven für unsere Ausbildung und unsere spätere Tä- tigkeit als Arzte zu bekommen. Ziel- ort war Grand Rapids, Michigan — gelegen am Lake Michigan, etwa drei Stunden mit dem Auto jeweils von Chicago und Detroit entfernt.

Ohne größere Vorbereitung be- gannen wir unsere Famulatur wenige Tage nach der Ankunft. Nachdem die ersten Hürden der ausländischen Fachterminologie überwunden wa- ren, hatten wir Gelegenheit, mit fast allen Ärzten des Blodgett Memorial Center in Kontakt zu kommen Wir waren sofort von der außerordent-

Möglichkeiten der Securite sociale mehr und besser. Sie zögern nicht, für ihre Gesundheit die nötigen Schritte zu unternehmen, sie sind besser informiert über die Möglich- keiten, die für alle geschaffen wur- den, und nützen sie.

In der Mappe des Gesundheits- ministers liegen die Vorschläge einer Expertenkommission zur Reorgani- sation des Budgets der Krankenver- sicherung. Zunächst wird angeregt, die Beitragsbemessungsgrenze auf- zuheben und die Beiträge entspre- chend dem Einkommen festzuset- zen. Der Selbstkostenbeitrag sollte für die „Bessergestellten" auf 40 bis 45 Prozent erhöht werden. Ein ande- rer Vorschlag geht dahin, ein Bonus- system einzuführen. Wer ein Jahr hindurch keine Leistungen bean- sprucht, sollte im folgenden — wie das bei der Autohaftversicherung ge- handhabt wird — mit einer Reduktion seiner Beitragsleistung rechnen kön- nen. Im Gesundheitsministerium überlegt man aber auch, einen Teil der Kosten des Gesundheitsdienstes durch das Staatsbudget zu überneh- men. Josef Hermann, Nizza

lichen Offenheit unserer Gastgeber begeistert. Wir hatten Zugang zu fast allen Bereichen der operativen Chir- urgie: Plastische Chirurgie, Herzchir- urgie sowie Bauch- und Thoraxchir- urgie. Allen voran stand aber die or- thopädische Chirurgie, die in den Vereinigten Staaten zusammen mit der Traumatologie als eigenständi- ges Fach gegenüber der übrigen All- gemeinchirurgie angesehen wird.

Blodgett ist in diesem Zusammen- hang besonders für seine Handchir- urgie weltberühmt, weil an diesem Hospital Dr. Swanson seine Silikon- implantate der Hand- und Fingerge- lenke entwickelt hat.

Wir hatten Gelegenheit, an Fortbildungen für die dortigen „resi- dents" (Ärzte in Weiterbildung) teil- zunehmen, und hatten auch Kontakt zu amerikanischen Medizinstuden- ten. So bestand auf diesem Wege die

USA: Eindrücke

von der ärztlichen Ausbildung

Dt. Ärztebl. 86, Heft 10, 9. März 1989 (31) A-619

Referenzen

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