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Neuere Mittheilungen über die Samaritaner. VII.
Von Rabb. Dr. Geigrer.
Wenn die Ifümmerlicben Üeberreste der Samaritaner wüssten,
dass nnter uns so mannicbfache Bücher, Abhandlungen, Mittheiluu-
gen über ibre Geschichte, Literatur und religiöse Besonderheit er¬
scheinen: so würden sie in ihrer naiv-engen Anschauungsweise sich
dem Wahne hingeben, sie zählten in unsern Gegenden zahlreiche
und treue Glaubensbrüder, und sie würden sich wohl wieder wie
ihre Vorfahren veranlasst sehn , „an ihre Brüder in Europa" zu
schreiben mit der Bitte um nähere Nachrichten und um — Unter¬
stützung. Glücklicher Weise erfahren sie von allen diesen Arbei¬
ten Nichts*, auch nicht davon, dass ich mich jetzt anschicke, einen
siebenten Artikel einzelner Betrachtungen über ihre Literatur aus¬
zuarbeiten. Wir sind nun freilich niclit ihre Glaubensbrüder, aber
wir suchen eben überall zu lernen, und die Samaritaner, wenn auch
ein verkümme.'ter Stamm, bieten uns doch vielfache Belehrung, weil
sie einer sehr alten Wurzel entsprossen sind und so Manches auf¬
bewahrt haben, was wir sonst entweder gar uicht finden oder was
sonstige Erkenntnisse sprachlich wie sachlich mehr aufklärt oder
doch bestätigt. Darum registriren wir auch sorgsam jede Nachricht
über neue llülfsmittel zur genaueren Heiehrung über sio, und zwar
ebensowohl die Kunde von Werken , die von ihnen herrühren und
noch nicbt bekannt geworden, selbst wenn wir vorlänfig weiter
Nichts als ibr Vorhandensein erfahren, wie auch die Veröffentli¬
chung ihrer Schriftstücke und die Untersuchungen über ihre bereits
bekannte Literatur.
Die Erwartungen zwar, mit welchen mau auf die von Firko¬
witsch mitgebrachte nnd in Petersburg deponirte Sammlung
hinsieht, ist noch immer nicht befriedigt. Die Kisten bleiben noch
verschlossen; über ihreu Inhalt erfährt man nur das Allerdürftigste (vrgl. jüd. Zeitschrift f. Wissenschaft u. Leben IV S. 282 f.). Unter¬
dessen erlangen wir jedoch nähere Nachricht über das in einigen
öffentlichen Bibliotheken aufgespeicherte, weun auch kärgliche Gut.
Der vor einigen Monaten erschienene Katalog über die hebräischen
Handschriften in den kaiserlichen Bibliotheken zu Paris enthält,
Geiger, neuere Mitlheilungen über die Samaritaner. VJI.
gewissermassen als Anhang (S. 235—237), die kurze Beschreibnng
von 11 samaritanischen Handschriften. Von ihnen erregen zwei
die besondere Aufmerksamkeit, und da der Herausgeber des Kata¬
logs es unterlassen hat, aus ihnen ausführliche Auszüge zu geben,
so wäre es höchst wünschenswerth, wenn wir von Anderen genauere
Mittheilung über sie erhielten, am besten freilich, wenn diese bei¬
den Schrilten, die wohl von geringem Umfange sind — leider wird
nicht einmal der Umfang beschrieben —, vollständig durch den
Druck zum Gemeingute gemacbt würden. Die eine Schrift (ancien
fonds 6, Peiresc) ist ein hebräisch-arabisch-samarita-
nisches Wörterbuch. Das Werk hat nach dem Epigraph den
samaritanischen (hebräischen) Titel: y^b^zr:, der Dollmetsch, ein
Verfasser scheiut nicht genannt zu sein; in drei Columnen enthält
es neben einander das hebräische, das entsprechende arabische und
das entsprechende samaritanische Wort, Alles mit samaritanischen
Buchstaben, doch einige arabische Wörter mit arabischer Schrift.
Beendet (nann) ist das Buch — wohl seine Abfassung, vielleicht
auch die Abschrift — am lOteu Rebi' I des J. 881 der Hedschra
= 1476. Mag aucb das Buch wirklich erst zu dieser späten Zeit
abgefasst sein, so würde es, bei dem festen Beharren der Samari¬
taner auf dem Ererbten, doch treu genug auch die alte sprachliche
Auffassung derselben uns vorführen, und es ist mir unzweifelhaft,
dass wir aus ihm sebr viel zur klareren Einsicht gewinnen könuen,
wie die Samaritaner, und zwar zu allen Zeiten, den Peutateuch ver¬
standen haben. Gerade an der Hervorhebung ihrer eigenthümlichen
Erklärungen wird es sicher darin auch nicht fehlen. — Die zweite
Schrift befindet sich am Ende einer Chronik des Abü'lfath (von
S. 270 an, ancien fonds 5, Peiresc) und ist ein Abr6ge de la loi
mosaique selon les Samaritains von Abu 'Ifaradj ben Ishak beu
Kenar, arabisch, gemischt mit samaritanisch, datirt (Abschrift oder
Abfassung?) vom J. 930 der Hedschra = 1523. Weiter wird uns
Nichts mitgetheilt, nicht einmal der Originaltitel — wenu es einen
solchen hat, was doch wobl zu erwarten ist. Aber selbst wenn
auch das ganze Buch aus später Zeit herrührte, so bleibt wiederum
eiue Zusammenfassung des gesetzlichen Inbalts aus dem Peutateuch
nach samaritanischer Auffassung für uns von um so grösserem Werth,
da wir bis jetzt eine solche noch nicht haben, in ihr aber — wie
in dieser Zeitschr. Bd.XX S. 527 ff. nachgewiesen ist — gerade der
Schwerpunkt des gauzen eigenthümlichen samaritanischen Wesens
liegt und auch hier wieder die neuste Auffassung treu genug die
ältere wiedergeben wird. Möcbte daher, was vor zwei Jahrhunder¬
ten durch wissenschaftlichen Eifer nach Paris gebracht worden, nun
endlich auch genügend verwerthet werden!
Auch von den Handschriften des britischen Museums in
London habe ich Mittheilungen erhalten dureh die Güte des Herrn
Prof Chwolson. Auf einer Reise, die der genannte Gelehrte in
diesem Sommer gemacht und auf der er auch London berührte, hat
530 Geiger, neuere Mittheilungen iiber die Samaritaner. VII.
er Einsicht von den dortigen hebr. und samarit. Handschriften ger
nommen, und theilt er mir über die letzteren Folgendes mit:
„Unter den arabischen Manuscripten des brit. 'Museums sind
einige Samaritanica, die vou Interesse sein dürften. Add. N. 19657
(im noch nicht edirten Catal. 1139;, ein 1753—4 n. Chr. abgefass¬
ten Commentar zum Pentateuche, 312 Bl. in 4., betitelt: i_)U'S
^ j^LaJ!, verfasst von ^yli^W ^j^—-" iis'
^_5yÜI j_^^*.»JI ^-.-Jt. Add. N. 19656 (Catal. 1140) 237 Bl.
in .4., enthält zvfei Werke: 1) fol. 1— 28a einen anonymen Comm.
zu dem Moses zugescbriebenen und samaritanisch abgefassten Werke
jaI^L-T!! — LJ" , Patriarcharum geuealogiam et historiam ab Adamo
ad Mosis obitum, iu compendium redactam enthaltend; Comm. wie
Text unbedeutend. 2) ein Werk vou x*'!^.« ^ ^— q^jJ! ^iXA
^_5j3Cv«<jiJI v-ft-"»)!! qJ, der 1040 n. Cbr. schrieb, enthaltend eine Art vou samaritanischem „Schulchau aruch", iu dem so ziemlich alle Punkte
behandelt werden, von denen iu dem Mischneh Thorah des Mai¬
monides gehandelt wird. Der Titel dieses Buches ist : ^[xi
jJJi -,U3ü iü^xJLj Add. N. 19021 (Catal. N. 1141)
ein anderes samaritanisches Werk, betitelt niüTj Ajj..» t ^^LJi,
verfasst von ^^^^ q-j t^^' (^-? ^»-.»=1«..^! ^^yyiJ! ,
72 Bl. in kl. 4. Fol. 1—37 (nach dem Catalog): Sermo panegyricus
in laudera Mosis prophetae, in ijuo natura ejus divina gloriatur,
natalitia ejus et miracula celebrautur. Der übrige Theil enthält
samaritanische Gedichte". Auch in Beziehung auf diese Werke
möchten wir die Aufforderung aussprecheu, dass uns Umständliche¬
res über sie uud aus ihnen bekannt werde Von einigen dieser
Schriften zeigen die Verweisungen , die ich im mehrfach ange¬
führten Pentateuchcommentar des Ibrahim aus dera Starame Jakub
gefunden, dass sie uuter deu Saraaritanern grosses Ansehn geniessen.
Der jKa\^\ ^y^Lo wird als Autorität für alle Legenden über die
biblischen Personen angeführt; besonders finde ich ihu stark für
Chanoch benützt. So berichtet Ihr., Chanoch habe, als er dreizehn.
Jahre alt geweseu, aus dem nmMn ido, das Adam verfasst, gelernt
und bemerkt ira Naraen des Sähib Alasatir, Ch. habe die 24 Scho-
hamsteine kenuen gelernt (oder: festgestellt JLus), von denen zwölf
rrmnib, d. h. oLto^JI ^Li"-*, für die Tage der göttlichen Gnade
(nämlich für deu Brustschild des Hohenpriesters) bestirarat sind, die andem zwölf bxno"' "«33 -3-13 -"T^nab, d. h. J»jL-1 ^c^J oUacl ,
1) Dm Ist wohl Huch boi Firkowitsch ^vgl. a. a. O.) unter bl3, 1. btJ vorfauden.
Geiger, neuere Mütheiluiujen über die Sunmritaner. VII. 53 J
was mir nicht klar ist. Begraben') sei Chanoch, berichtet er fer¬
ner im Namen dieses Buelies , auf dem Berge Ebal , dem
,.,i^"2((. — Auch das Bucli des Jusuf ^_5^x-««;( «) citirt Ibrahim
gelegentlich der Erklärung, warum für eineu gestohlenen Ochsen
das Fünffache, für ein Lamm das Vierfache zu erstatteu ist rvgl.
d. Ztschr. Bd. XX S. 568 f): J. *J ^^^,^\ ^i^^j -^*-iJ(j.
'i)\jj> ü3C3i >c J>M ^■r' ^y^JUJi }Jä -,Lj üVJi X J^lJül
Auch das Mosesbuch von Isma'il ben Kamih ist Ibrahim sehr wohl
bekannt. Sogleich bei der Geburt des Moses uuterlässt er natür¬
lich nicht von dessen Auszeichnung zu sprechen, sagt dann aber:
i.,^,.Jl Ü AJ^*Ji vL:ü- ^ai o^ä^Jl Ol^l ^rj
iüLaioi &*ai pl, ^^^^'^r^-'rji ^-iJ'- Später sjuicht er darüber,
(lass die Engel sich bei der Geburt des Moses betheiligt haben ;
darüber haben sich zur Genüge ausgesprochen Abdallah beu Salamah
in einer m^'JJ, auch Abischa b. Pinehas ^<a*JL *) o^^U , mit
dem Beinamen: „der Verlässer", desgleicben Ibrahim ^ili
vrgl. oben iu der Anmerkung — und desseu Schüler Isma'il
in seiner Schrift o.^yj o^**^'"^' -^f-^- Diese letzt¬
genannte Schrift ist wohl nicht identisch mit dem Mosesbuche, und
wir erfahren hiermit noch von einem andern Werke des Mannes,
wenn anch der Titel: Erklärung der 72 Lehren (ni-iin) uuklar
bleibt (etwa der 72 nacb der Annahme der Mohammedaner beste¬
henden Secten? . Zugleich lernen wir seinen Lehrer kennen. Auf
das Mosesbuch verweist hingegen mich sonst Ibrahim. So berich¬
tet er, dass Abdallah ben Salamah ein Gedicht verfasst habe über"
die sieben Tochter Jetbro's, anch J.J^J< _.:>Lo ^:s\^.J! J.^cU*.(
,..4jLLi. j, wAÄ^^i- Später bemerkt er im Namen Markab's, Moses
sei 20 Jahre alt gewesen, als er zu Jetbro gekommen, uud sei 60
Jahre hindurch bei ihm geblieben, dasselbe sage ^^^^^.^^^(1 Jw*£L».w'
aJ^x (i. Er fügt dann uoch die mir sonst
woher nicht bekannte Angabe hinzu, die Propheten seien alle erst
I) Auch unter ileii Ssinaritancru siml vcr.^chiedcne Aiisiclileii iihcr die Stellniif; ChaiiochV. Wührend Kinige behaupten, dass er der zu erwartende y^ijliJ' , der Messias, sei — was iuich die Meinung des grossen Lehrers Ibrahim
^^jAoIaUJI ist, vgl. iilier ihn noch weiter unten - behaui)tel Zadakah, er sei gestorben, und der V'l'r. des Asatir sagt wio o1)en.
2 Auch bei FirUowit>ch a. a. O. , wohl irrthiindii li '"DON.
3; .So is! aucli in der in dieser Ztsehr. Hd. .\'X S. 156 Z. i angef. Stelle zu lesen st. wÄwI' , worauf inich Derenburg nufnicrksam machte.
4; Bei Firkowitsch 11. a. O. "im ]3 'illDDri "aN ^:312 n^2p Drn3N
532 Geiger, neuere Mittheilungen über die Samaritaner. VII.
nach vollendetem 72ten Jahre zur Stufe der Prophezeiung gelangt,
dieser Lebensabschnitt bilde erst die volle Weihe nach Anleitung
des Verses 2. Mos. 23, 26: die Zahl Deiner Tage will ich voll
machen, wo das Wort «baN an Zahlenwerth 72 betrage! ^^i iJlci^
lVjuj Ii! 8^**JI !U>.; _)-»l.*J \.* |.!!L-J1 L^olil
neOO n« ^Ljü &_J_jJj J-JAj ^♦«Ji ^j äü^lj 'AcLas, üi*»
C)>-*-*-*"j (j^jJil Nba« iUi»jj'jjt ^icij . . . NbON •j''»'. Bei Moses ist dies jedoch nicht der Fall gewesen.
Während nun die Schriftsteller, deren Werke das britische
Museum aufbewahrt, so auch anderweitig vielfach genannt werden,
so ist auch der Eine, dessen Werk in Paris liegt, noch sonst zu
finden, wenn nämlich der Name desselben berichtigt wird. Der
Catalogist nennt ihn Abulfaradj b. Isbak b. Kenar; meine Ver¬
muthung, dass Kethar zu leseu ist (yi^ st. jUj), finde ich eben
beim Nachschlagen in Vilmar's Ausgabe von Abulfath's Chronik
vollkommen bestätigt. Vilmar hat nämlich das Pariser Manuscript
der Chronik beschrieben (S. XI) uud bemerkt, dass am Ende von
S. 270—462 (wir erfahren hiermit auch den Umfang des Werkes)
beigeschrieben sei, und zwar von derselben Hand, eine dogmatica (?)
legis Mosaicae adumbratio, deren Vfr. (scriptor!) ^^ji _^2jl ^j!
jUi" Jii^^\ sei. Derselbe Schriftsteller ist uun auch schon in
dem Zusätze, welcher sich im Pariser Codex der Chronik findet uud
den Vilmar gleichfalls hat abdrucken lassen, einmal genanut, und
zwar S. 180 unter dem Namen q? t "*"'' a-^"" i-^-*'''
Es wird dort nach ihm ein altes, sehr mildes Urtheil über Moham¬
med mitgetheilt, nämlich bab aca n':.N3 ]'o^r.iz 3t3 -iaa lona.
Auch der Commentator Ibrahim kennt ihn und führt ihn vielfach
an. So wird seiner gedacht in der über Joseph handelnden Stelle
des Segens Jacobs mit dem Namen: _^äJI ^! yjAJ!
"•mpna dn ^ ^Uj^ , ein ander Mal wieder als ^^-jl _^äJI
^vAJi ijMSLXi ,,,^flJl*J! ^a>^ ^Läj'. Am Eude dieses Cap. 49 der Gene¬
sis beraerkt Ibrahim, na'i uud sn-t bedeute eiues und dasselbe;
wenn beide Ausdrücke dennoch zuweilen vereinigt vorkommeu, so
sei dies eine Erweiterung der Redeweise, dasselbe gelte von loON'
i2JiapNi (soll wohl heissen: ii:apni idonh vrgl. V. 1 und 2), welche beide Worte „einsammeln" bedeuten, ohne dass iu ihrer Zusararaen-
stellung eines dem andern etwas Neues ira Sinne hinzufüge. Andere
aber behaupten, es gebe keinen überflüssigen Ausdruck iu der H. S.,
eine jede Wiederholung durch scheinbar dasselbe bedeutende Worte
drücke immer etwas Besonderes aus. So werde nia von allen
Menschen, ja selbst vom Thiere gebraucht, yn nur von den Edle¬
ren unter den Menschen. So werde c)ON von Solchen gebraucht,
die an einem Orte zerstreut leben, yap aber von solchen, die weit-
Geiger, neuere Miuheilungen Uher die Samaritaner. VII. 533
getrennt an verschiedenen Orten sich befinden, was die Stelle 5. Mos.
30, 4 beweise. Darüber habe Nefis eddin ibn Kethar eine be¬
sondere Abhandlung:
1^ _'Li>! a^^Jj j Uj' naU! j -^liiJI
Jlsj £^l*ÄA."2i -1^411! lÄ* jjUs L\*aj,l5 irxapNi ibon'' Jl^si
'21 _jJ_;>^Lj SO^j ^j-AäII «_iU^i j, SAjLi ».J i^nj |.4.>a>ij
3 üJL;t.Ä.-~' sAJ> o'.^oj na-'i iJ^s ULi L^j üo^^^ai:? öa^Ls
Ii Läyj S"'-! iUiJ' Uij (1. c>-«i.»3_5) Ja.'Loi vJÜjU ^ ^ JJ-
olxj nov 1A3> (^LJi ^jl^^ui! oi=. "Si JÜG
LS'j*=-_^' BJolj »•♦■»-y l-Sjl 13i:3pt<1 1DDN'« ^/.JM (1. Lxl^) La^x!_5 ijj"2! xljJ^j! Jl j*) "^i^^ >**^l 'i-^' r^;*-»' cTi"^j e^^*^j*i'
(j«U! y>L*-^i ü_A-iLiJlj vXi-Ij ,.,L..C* j: ,ä.Ls. ^U! il
mrr" ^i:3p■' ^^'^ J-*-*^ ^j-^ J^äJI bAjAe \aX.«I j c^^Sj«-«
... jLSJ' j^j! qJ>-" u^^^ f-^.^^^ J?Ij»U »>ÄJ> ... T".-!?«
Diese Unterscheidung der Synonyme ist nicht ohne richtiges
Sprachgefühl vorgenommen *), wenn sie auch nicht auf alle Stellen
streng angewendet werden kauu; so wird vm bei der überschwem¬
menden Fluth von alleu lebenden Wesen gebraucht (1 Mos. 6, 17
u. 13, 21) und ."!0.'< von weithin Zerstreuten Jes. 11, 12. Uns ist
es zunächst hiebei um die Auffindung unsers Ibn Kethar zu thuu. —
So berichtet Ihr. ferner später _,.sJl ^j!^?) .ax11 ^! ^^^aJ! ^J~*lSi
jLxi habe ausführlich gehandelt über die grosse Anzahl, zu der
die Israeliten während der kurzen Zeit ihres Aufeuthalts in Aegyp¬
ten herangewachsen seien. Auch über den Gottesstab, welcher in
der Hand Mosis gewesen, wird seine Ansicht mitgetheilt, uud da
heisst er Nefis eddin Ishak ben Kethar.
Wenn alle die hier mitgetheilten Stellen sich in. dem „Auszug
des mosaischen Gesetzes", welcher in Paris befindlich ist, vorfinden
sollten, so wäre die Augabe über Titel und Inhalt nicht ganz genau,
denn er behandelt in ihnen mehr Sprachliches und Geschichtliches.
Aber auch der Titel, wie er an einer Stelle bei Ibrahim lautet, ist
an sich unklar und stimmt nicht recht mit den Angaben des
franz. Catalogs und Vilniars. „Die Erklärung zu 'mpna on"
bedeutet wohl: zum letzten Abschnitte des Leviticus von 26, 3 an,
und es dürfte demnach eher zu vermuthen sein, ibn Kethar habe
überhaupt einen Pentateucb-Commentar geschrieben. — Auch das
1) In Betreff von Sil liemerkt dasselbe die bab. Gemara Baba balhra 16, b, vgl. Nachmanides 2,5, 17, und jedenfall.s ist diese Annahme richtiger
als die umgekehrte des Abraham Bedarschi in Chotham Tochnit S. 96.
Hingegen macht dieser denselben Unterschied zwischen C]DN und ^'ap, vgl.
das. S. 21.
534 Geiger, neuere Mittheäungen über die Samarilaner. VII.
wird Idar, dass das Datum des Pariser Exemplars sieh lediglich
auf die Abschrift bezieben kann, während das Buch selbst weit
älter ist.
Jedoch verlassen wir nunmehr die bibliographische Mittheilung,
die nur vom Vrf. uud vom Titel des Buches handeln kann und sich
in Betrelf des Inhalts auf schwache Vermuthungen beschränken nmss.
Von neuen Erscheinungen siud, soweit mir bekannt, nur drei litur¬
gische Lieder von Markab, Pinehas und Abischa zu
verzeichnen, welche von Heiden heim im ersten Hefte des dritten
Bandes seiner „Vierteljahrsscbrift für deutsch- und ') englisch-theo¬
logische Forschung und Kritik" S. 96 —113 verölfentlicht sind.
Jenen abenteuerlichen Einfall zu bekämpfen, wonach Markab im
vierten nachchristlichen Jahrhundert gelebt habe, ist eine unnütze
Arbeit. Zum Ueberflusse widerspricht dem die Form seines Ge¬
dichtes selbst. Es ist in vierzeiligeu Strophen abgefasst, von denen
drei Glieder, nämlich 1, '2 und 4, unter einander reimeu, während
für das dritte derselbe Reim sämmtliche Strophen verbindet. Ist
schon der Reim kaum im vierten Jahrhundert bei den Samarita¬
nern zu erwarten, so noch um so weniger der Mowascheh, der von
den Arabern erst im 9. Jahrh. eingeführte Gürtelreim, noch dazu
in dieser seltsamen Form , dass ein Mittelglied ibn bildet ; diese
Künstlichkeit ist das Product einer späten Zeit. Der Mowascheh
ist - wie überhaupt der samaritanische Reim -- freilich unbehol¬
fen geuug hier angewendet; es bildet ihn bloss der Bucbstabe Schiu.
Ausserdem aber bildeu die Anfänge der vier Zeilen der ersteu
Strophe — wie Hr. H. richtig erkeunt — den Nameu des Verfas¬
sers npna ; dass im 4. Jahrh. die Samaritaner bereits das Akro¬
stichon bei ihren liturgischen Dichtungen gebraucht bätten, ist kaum
glaublich. Die Frage über den Gebrauch des Akrostichon wird für
die zu jener Zeit weit schöpferischere syrische Literatur an einem
andern Orte noch an uns herantreten. Auch das zweite Lied trägt
deu Namen seines Vfrs. on:-D, akrostichontisch uud zwar an der
Spitze seiner fünf ersten Strophen, die vier Glieder einer jeden
seiner Strophen reimen unter sich, nnd die Aufmerksamkeit auf den
Reim bestätigt uns theils bereits sonst gemachte Wahrnelimungen
und bietet theils Handhaben zur Berichtigung des überhaupt sehr
incorrect abgedruckten Textes. In der 12teu Strophe nändich
(S. 104) bietet die zweite und dritte Zeile den Reim -a, dennoch
enden die erste und vierte beide mit dem Worte mn-. Erinnern
wir uns jedoch, dass die Samaritaner das Tetragrammaton r.n^o
„der Name" aussprechen, so ist der Reim vollkommen hergestellt.
In der 14ten Strophe (das.) begegnen wir auf deu drei letzten Zei¬
len der Reimsylbe m (oder r» iu rNin), die erste jedoch schliesst
mit dem Worte ain->. Das ist unmöglich; es muss entweder mm
1) So Inutet vom dritten Baude an der Titel statt des frühem: Deutsche V. f. englisch etc.
Gager, neuere Miltheilungen über die Samaritaner. VII. 535
oder nr">, wohlwollend, gnädig, gelesen werden. In der letzten
Strophe, 21 (S. 106) sehliessen drei Zeilen mit dem Worte nm';
wenn die dritte Zeile mit n^ia« schliesst, das Hr. H. ganz wider
alle Sprachregel mit: ich sagte, übersetzt, so stört das Wort den
Reim und giebt auch keinen Sinn. Es ist offenbar in zwei Worte
zu theilen: n' iae*, alle Zeilen scbliessen nun mit dem ganzen
oder getbeilten Gottesnamen, der na tu ausgesprochen wird, und die
Uebersetzung lautet nuu : uud ehrfürchte Deine Vorfahren, von denen
Gott (in der Bibel) sagte: Und das Volk fürchtete Gott. — Das
dritte Lied hat wiederum das Akrostichon des Verfassers, sio-a«,
iu den vier Zeilen der ersten Strophe, indem die dritte Zeile die
beiden Buchstaben zugleich hat; die drei ersten Zeilen einer
jeden Strophe reimen unter sich, während der Reim der vierteu
Zeile durcb das ganze Lied hindurchgeht, wiederum mit bloss einem
Buchstaben, Resch!
Sehr störend sind die vielen Schreib- oder Druckfehler, durch
welche n und n, 3, 3, d und -i udgi. mit einander verwechselt
sind; meistens freilich erkennt man dieselben aus der beigegebeneu
Uebersetzung. Zuweilen ist aber auch diese dem Schreibfehler
gefolgt — mag dieser nuu bereits iu den Codex eingeschlichen sein
oder von Hn. H. herrühren , und da köunen wir ihn uur durch
Conjectur errathen. In Markab's Lied heisst es VUI , 4 (S. 98):
'jiDim-'ir }nH niTi; das übersetzt H. : und er erleichtere (o möge
es wahr werden) euere Bedrängniss, und in einer Anmerkung meint
er, ]SN sei eiue spätere Einschaltung. Es ist vielmehr ^an, dort,
zu lesen, nämlich in den Häusern, von denen früher die Rede war:
und er erweitere dort eure Engen , Bedrängnisse. Im Liede des
Pinehas heisst es XIII, 1. 2 (S. 104): b33, bien ■)z^nbi< bbnn->
bsb 'r33"i. Das übersetzt Hr. H.: Gepriesen sei unser Gott, der
Gott, in Allen und durch Alle, der Gott. Abgesehen von der schlep¬
penden Redeweise, wie kann bNb der Gott heissen? Offenbar ist
bb« oder bxbn, Lob, zu lesen: Es werde gepriesen unser Gott, die
Allmacht, durch alle verschiedeneu Arten von Lob. In Abischa's
Lied lesen wir bei der Aufzählung der ägypt. Plagen, V, 1 (S. 108):
■130b •'30 133 3i?i uach H.: „und schwerer Arob, genug um sei¬
ner zu gedenken" , als stände -i3Tb , und dabei ganz sinnlos ; man lese -iDO'r, und Getiiier zahlreich, zu viel zu zählen d. h. um gezählt
werden zu können. In der llteu Stropbe (S. 112) heisst es: Heil
Dir, wenu Du aufmerkst, Israel, die ihr beobachtet ('-iiauj wie
Xll, 1) das Gebot Gottes b'aon ■'33n t» b? ni3n«i, H.: welches
durch deu auserkorneu Propheten offenhält wurde. Allein wieso
soll ni3n«T diese Bedeutung haben? Wahrscheinlich ist n->3P*«i
zu lesen und an die Phrase n''-i3 n3 gedacht, der Bund, welcher
geschlossen wurde.
Auch wo der Text richtig ist, feblt es nicht an Uebersetaungs- fehlern; ich will jedoch bloss auf einiges Wichtigere aufhierksani
machen. Markah stellt in der fünften Strophe (S. 96) die ägypti-
3 I
536 Geiger, neuere Mittlieilungen Uber die Samaritaner. VII.
sehen Plagen zusammen: Schlange, Blut, Frösche, Ungeziefer, Ge¬
thier und Pest snb, Geschwüre, Hagel im.Feuer, Heuschrecken und
Finsterniss yi" nn -, uud darauf folgt das Sterben der Erstgeburt.
Hr. H. lässt die im Origiual hier aufgenommenen Wörter unüber¬
setzt, meint, sie gäben keinen Sinn, sie scheinen ihm (wohl von
einem Absehreiber) „zugefügt zu sein, um den Raum auszufüllen".
Diese seltsame Aushülfe ist durchaus falsch, deun gerade diese
Worte enthalten den Reim der zweiten uud vierten Zeile. Das
erste Wort ist nun ganz einfach; ynb heisst nämlich nicht, wie
Hr. H. meint: zum Bösen, sondern: unten. Es ist allerdings ein
Reimflickwort, giebt aber doch den Sinn, dass die vorangegangenen
Plagen alle die Erde betrafen — was freilich nicht so recht von
der Pest gilt —, während die folgenden mehr in der Luft sich
befanden oder von dort herabkamen. Schwieriger sind die Worte
sni riTDb, sie scheinen auf 2. Mos. 10, 23 anzuspielen und von der
Finsterniss auszusagen: so dass man nicht erkannte (Einer den
Andern). — Hierbei macht übrigens bereits Hr. H. auf den inte¬
ressauten Umstand aufmerksam, dass die Verwandlung des Stabes
in die Schlange mit zu den Plagen gerechnet wird, wie es denn
auch in Abischa's Lied IH, 4 (S. 108) ausdrücklich heisst: nmiN
-IUJ3» -\ns D^Boa „Zeichen, deren Zahl elf ist". Hier zeigt sich
wieder, wie die Samaritaner mit weit grösserer Consequenz das Aus¬
gleichungsverlähren ausgefiibrt haben als die Juden. In meiner
„jüd. Zeitschrift für Wissenschaft und Leben" Bd. IV S. 31 f. habe
ich nämlich nachgewiesen, dass die Verwandlung des Stabes zur
Schlange ursprünglich bloss zur Beglaubigung des Moses vor den
Israeliten bestimmt war und ebensowenig wie das Zeichen mit der
aussätzig und wieder gesund werdepden Hand vor Pharao vorge¬
nommen werden sollte (vgl. 2. Mos. 4, 1—8). Erst später nahm
man an, dass das Zeichen vom Stabe, und zwar dieses allein, auch
vor Pharao wiederholt wurde und fügte demgemäss die Stelle 7, 8—12
ein. Dem entsprechend zählten denn aucb die Samaritaner elf Zei¬
cheu ; war auch die Verwandlung des Stabes in eine Schlange keine
Plage, so blieb sie doch ein Wuuderzeichen. Die Juden jedoch
bleibeu bei den ursprünglichen msa Ti)?, die sie nicht bloss als
solche, sondern auch als D'D3 mffly, die zehn Wunder in Aegyp¬
ten bezeichuen (Aboth 5, 5), und der alte Lehrer Juda giebt gerade
in der Agadab die Abkürzungsformel an.va iins -[st (die Anfaugs-
buchstaben der zehn Plagen) au, um der Meinung, es seien elf'zu
zählen, wie die Samaritaner thun, entgegenzutreten.
Wenn Moses dann XII, 3 (S. 104) nau33 bs Eit:p genannt
wird, so heisst dies natürlich nicht „der Sprössling aller Seelen",
sondern: der Balsam, die Würze aller Seelen. Ferner kann XIV, 1
(das.) (1. nnn vgl. obeu) mni ••Tirr' nicht übersetzt werden:
der barmherzige Gott machte bekannt , sondern : es werde Dank
dargebracht dem u. s. w. Bei der Aufzählung der Plagen sagt
Abischa nach...der EnwähnuDgiidor! Pest .VI, 2 (S. 110): mDiojti
Geiger , neuere Mittheilungen über die Samaritaner. VII. 537
TncM TDio. Was ist nizicwi? H. conjicirt moiöNi mit Pe, und
übersetzt: Und der Staub, das Wunder des Aussatzes! Der Strich
jedoch über dem Waw lehrt, dass dasselbe als Consonant zu lesen
•ist, also ni3 , wie, nDU5N ist wohl zusammengesetzt aus nis iön
und bedeutet: dessgleichen, ebenso. — Indem ich Untergeordnetes
übergehe , möge nur noch ein oft wiederkehrender Ausdruck ins Auge
gefasst werden. Die letzte Strophe im Liede Merkab's S. 98 lautet:
Din nyion nrb, Di os "^b nai-» D'3n, was H. übersetzt:
Einen Tag gebe er (Gott) dir, o hohes Volk, an diesem hohen
Feste u. s. w. , ebenso im Liede des Pinehas (S. 106) nav D-'jn
mn' oy n«, wo wieder H. : Tage gebe er dir, o GottesvolkI
Einen solchen Schluss finden wir noch in vielen Liedern. Ein an¬
deres Pessachlied des Pinehas, das in Heidenheim Bd. I mitgetbeilt
ist, schliesst (S. 118): ich Pinehas, Knecht Gottes uud euer Prie¬
ster, sage euch: DD"<n3 n:TO nxa nai' D'ln , wo H. übersetzt:
wünsche ench hundert Jahre lang zu leben, und in der folgenden
Strophe: nosn nyia ma, nabica nav o-in übersetzt er: ergebe
euch friedliche Tage an diesem Passahfest. Ein anderes Lied schliesst
(das. S. 430): D'in nav O'jn, Uebers.: gebe (er euch) freudige
Tage, das des Nenah ben Markah (das. 437): nay ':3, nav D'sn
nai' ]13, Uebers.: Gieb Tage deu Söhnen des Volkes an diesem
Festtage, das des Meschalmah aus Danphe (das. S. 442): o'sn
nabii)3, niy n« ib, nav, Uebers.: Möge er dir Tage (gewähren).
Dir, 0 (mein) Volk in Frieden, und der Gruss, mit dem Abischa
die Erzählung seines Traumes beginnt, lautet (II S. 82): eure Jahre
mögen beglückt sein von Gott njB nNa nav D'jri, Uebers.: und
hundert Jahre zutheilen. Man ersieht ans der hier gegebenen Zu¬
sammenstellung, dass zur richtigen Aufi'assung die Erklärung des
Wortes C'jn entscheidend ist. Dieses nun ist offenbar nicht von
■jn3, geben, wie H. meint, sondern von njn, wiederholen, abzuleiten
und bedeutet demnach als Wunsch: Wiederholungen oder adverbia¬
liter : wiederholentlicb , also durchgehends ist zu übersetzen : wie¬
derholt, d. h. noch recht oft komme euch dieser Tag, zuweilen mit
dem Zusätze: zu dieser Festzeit, oder: noeh hundert Jahre während
eures Lebens. Davon wird dann auch ein Verbum njn wieder
gebildet: den Wunsch einer solchen Wiederholung aussprechen, wie
wir es in dem Liede bei Heid. I S. 115 lesen: i-n.«« Tni» bs nin'i
ait53 'sne* ün "j'-ns n:« nNa, und Einer wünsche dem Andern
die öftere Wiederkehr : (noch) hundert Jahre während Deines Lebens
;möge der Tag sich wiederholen), mein Herr, im Guteu!
Herr Dr. S. Kohn, dessen Schrift: de Peutat. Samarit. u.s.w.
in unserm vierten Artikel besprochen worden (vgl. Bd. XIX S. 611 ff.),
aat im diesjährigen Bande der Franckel'scheu Monatsschrift eine
4.bhandlung begonnen: Beiträge zur samaritanischen Pentateuch-
Uebersetzung und Lexikographie. Da dieselbe jedoch noch nicht
;u vollständigem Abdrucke gelangt ist, so verschieben wir deren
Besprechung bis zum Zeitpunkte, da sie uns vollendet vorliegen
538 Nöldeke , Beiträge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte. II.
wird. Mögen uns bis dahin noch andere reiche Stoffe zugeführt
werden !
Nachschrift vom 27. Jan. 1867. Ueber das Abr6ge de la loi
Mosaique des Ben-K etha r, welehes in Paris liegt, entnehme ich
einer Mittheilung des Hrn. Dr. J. Derenburg daselbst folgendes
Nähere, das aber sehr wenig tröstlich ist: „Die Handschrift ist lei¬
der unvollständig in der Mitte und am Ende, der grösste Theil des¬
sen was wir besitzen, leider scholastischen Inhaltes, bezieht sich auf
die bekannten Mutakallemun-Fragen mit der Prätension, immer die
Grundsätze durch den Verstand und iC*ij.ixJf zu beweisen. Er
kennt die Aufstellung von 618 Geboten mit der Vertheilung in 365
Verbote und 248 Gebote, von denen erstere den Tagen des Sounen-
jahres , diese der Anzähl der Glieder entsprechen sollen ; er kennt
ferner die Distinction zwischen den Gesetzen, die an Zeit und Ort
geknüpft, und solchen, die davon unabhängig, allgemeingültig sind,
— Alles in Uebereinstimmung mit den Angaben der Rabbinen".
Hr. Dr. D. giebt die Hoffnung, dass er über das Buch, soweit es
ihm vorliegt, eine ausführliche Notiz im Journal asiatique erschei¬
nen lassen werde.
539
Notizen, Correspondenzen und Vermischtes.
Einige Bemerkungen zu des Herrn Dr. Merx Erklärung der
Insclirift von lImm-el-'Aw4mid I.
(Bd. XXI, S. 477 ff.) Von
Prof. Dr. M. A. Levy.
Es hat uns freudig überrascht einen neuen Arbeiter auf dem
Gebiete der phönizischen Wissenscliaft in Herrn Ad. Merx gefun¬
den zu haben. Der genannte Gelehrte bat in dieser Zeitschrift
(XXI, S. 477) die Inschrift von Umm-el-Awamid einer neuen Unter¬
suchung unterzogen und ist zu Resultaten gelangt, die ganz und gar
von seinen Vorgängern abweichen. Er kennt als solche nur Renan
und den Unterzeichneten, es ist ihm aber entgangen, dass der erstere
eine zweite Erklärung i) gegeben hat, nach dem Versuche Bargfes' ^)
und meiner Erklärung. Ausserdem sind noch von anderer Seite
kurze Bemerkungen über dieselbe Inschrift veröffentlicht worden "),
die ebenfalls Herrn Merx unbekannt gebliebeu siud. Alle Erklärer
aber sind vollständig mit der von Reuan gegebenen Entzifferung
einverstanden, bis auf Einzelheiten, welche Herr Barges und wir
berichtigt, und die auch zum Theil den Beifall Renan's in seiner
zweiten Erklärung gefundeu haben. Eine ganz andere Lesung und
Erklärung jedoch versucht Herr Merx, welche, wie wir gleich hinzu¬
zusetzen uns gedrungen fühlen, uus ganz und gar verfehlt zu sein
scheint. Herr Merx hat die Lesuug nicht nach dera Originale, das
wir kürzlich zu prüfen Gelegenheit gehabt haben, sondern nach der
ziemlich misslungenen Photographie des Journal Asiatique zu Stande
gebracht, und so dürfen wir uns nicht verwundern, wenn Resultate
1) Addition au memoire de M. Renan sur les inseriptions d'Oum-el-Awamid.
Journal asiatique, Nov.-Dec. 1863, p. 517 fg.
2) Daselbst Aoüt-Sept. 1863, p. 161.
31 Etudes religieuses . . . des Pires de la Compagnie de Jesus X, Nov.- Dec. 1863 par Bourquenoud: ferner Ewald: Abhandluug iiber die grosse kar¬
thagische Insebrift, liöttingen 1864, p. 36 u. O. Blau in dieser Zeitschr. XI.\.
S, 353. Den letztem (Ielehrten nenni Herr Merx in seinem „Archiv für wis¬
senschaftliche Korjchung" I. S. 1Ü9.
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