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Neuere Mittheilungen über die Samaritaner. VJ.
Von Rabb. Dr. Gelger.
Ein neues Heft von Heidenheim's deutscher Vierteljahrs¬
scbrift etc. bietet immer einiges bis dahin unbekannte Samaritani¬
sche, und das ist für unsere Belehrung über die Samaritaner sebr
erwünscht. Auch das achte Heft (das vierte des zweiten Bandes)
lässt uns nicht leer ausgehn. Zwar das Stück aus Abulfath's
samaritanischer Chronik, welches S. 4;J2 — ■'iO mit englischer
Uebersetzung dargeboteu wird, erscheint nunmelir verspätet, da wir
die Chronik arabiseb vollständig besitzen und das von Hrn. Payne
Smith Mitgetheilte sich in Vilmar's Ausgabe von S. 18 Z. .') bis
S. 33 Z. 5 findet. Es ist demnach zu erwarten, dass die Fort¬
setzungen aus dieser Chronik von nun an wegfallen, höchstens die
Uebersetzung und Varianten Aufnahme finden. — Verdienstlicher
schon sind eiuige Berichtigungen zu (leseuii carmina Sa¬
maritana nach der Handschrift S. 400 — G5. Die wichtigsten
darunter hat freilich bereits Kirchbeim richtig vermuthet - wie
Hr. Heid, selbst bemerkt —, andere sind von Luzzatto in dem
Anhange zu Kircliheim's Ausgabe gleichfalls schon erkannt, was
Hrn. H. entgangen ist. So bemerkt bereits Luzzatto (S. 112), dass
hei Ges. p. 2(i Vers 17 Z. 3 mi , nicht n^p (11. N. 11 S. 4G1),
ferner (S. 114) dass bei Ges. ji. 32 V. 12 Z. 2 niDob statt noab
(H. N. 20 S. 463) und (ilas.) dass bei Ges. p. 34 V. 9 noiD st.
no-iD zu lesen ist (11. N. 26 S. 463). Bei anderen Berichtigungen lassen ])ru<,kfeliler oder falsche Auffassungen von Seiten IL's in
voller Üngewissheit. Wenn Heid. (N. 6 S. 4 01) z. B. Gesenius
iu BiitrefT der Stelle ji. 23 V. 21 Z. .'! berichtigen will, cs sei bei
der Lesart der Handschrift mn' zu verbleiben, nur in der ersten
Zeile vcrlaiiKc der al)diabetische Charakter des Gedichtes die Lesung
nac, so übersielit vr , dass in diesem Gedichte durchgehends ein
doppeltes Alphabet ist und die dritte Zeile mit demseiben Buch¬
staben wie di(^ erste beginnt. Zu p. 24 V. 3 bemerkt 11. (N. 8 das.),
das Mspt. lese nmiaj; wenn dies wirklich der Fall ist, so muss
dafür das von Ges. gegebene ^nm3J als das Richtigere hergestellt
werden. Was mit pjvv, das für yras bei Ges. p. 27 V. 1!» Z. 2
im Mspt. stehn und nach II. (N. 12 S. 462) gleich NDbs tribiilatio.
170 Geiger, neuere Mittheilungen über die Samaritaner. VI.
unser Trübsal bedeuten soll, anzufangen ist, weiss ich wirklich nicht.
Ebenso zweifelhaft ist, wenn H. sagt, im Mspt. stehe nicht bj?»,
wie Ges. p. 34 V. 11 giebt und dabei bemerkt, es fehle im Mspt.
etwas, es heisse dort vielmehr im« (N. 29 S. 464) und nun den
ganzen Satz: "3153 ijnt mmb "bD übersetzt: „Aufhört die Ge¬
rechtigkeit, (darum) sind sie in unserer Zeit betrübt." Da ist nicht
ein Wort richtig; wahrscheinlich ist lopsT zu lesen und zu über¬
setzen: lass aufhören die Strafgerichte, die uns umgeben! Auch
dass der Codex V. 14 nicht nNbnsa, wie bei Ges. p. 34, sondem
inbnNa habe (N. 30 das.), ist wohl blos Druckfehler für iNbnNa,
auch inm in V. 15 (N. 31 das.), welches das i^ni bei Ges. das.
berichtigen soll, ist jedenfalls Druckfehler für "[nni. Die wichtigste
Berichtigung bleibt N. 36 (S. 465), wo ein von Ges. weggelasse¬
ner Vers nachgetragen wird ; allein auch er erscheint mir nicht frei
von Abschreibefehlern, jedenfalls ist die Uebersetzung, welche ihn
begleitet, wieder ganz irreführend. Der Vers lautet :
t)ibi< t\^btt m "jn mrnb izsi rtpiitb npi:i3 ^sm nnN'i)D3 daip,
die Uebersetzung : „ Richte auf die Seelen , die du strafest in Ge¬
rechtigkeit zur Rechtfertigung Und thue nach den Rechten dieser
Gesetzeslehre", und zur Begründung wird bemerkt, ^3a (hier falsch
gedruckt d;a) sei mit dem hebr. nDD zu vergleichen! Das doppelte
Elibt« am Schlüsse des Verses ist mir verdächtig, und in H.'s Ueber¬
setzung erscheint es nicht; dazu kommt, dass die Vershälften in
diesem Gedichte in der Regel reimen, was hier nicht der Fall ist,
so dass ich das zweite ^iib« verschrieben glaube. Abgesehen jedoch
davon ist zu übersetzen: Richte auf die Seelen, die von Dir in
Wohlwollen (ausgegangen), zum Wohlwollen, führe vorüber (entferne)
die Strafgerichte, wie Du gewohnt bist! Für nas lese ich nay,
n"'3"'i ist fast durchgehends mit „Strafen" zu übersetzen, "^n ist
T\'''n , rii zusammengezogen aus nsi, wie dies Alles schon früher
mehrfach bemerkt worden und auch in dem folgenden Gedichte
wiederkehrt.
Dieses nämlich, der wichtigste Beitrag in diesem Hefte ist
„die Litanei Marka's", welche von S. 474 — 87 in Original
mit Uebersetzung und Anmerkungen mitgetheilt wird. Die einlei¬
tenden Bemerkungen über Marka mögen hier übergangen werden;
ich komme darauf wohl in einem andern Zusammenbange zurück.
Allein die Auffassung dieses Gedichtes von Seiteu Hrn. H.'s ist
wiederum so gänzlich verfehlt, dass auch uun Nichts übrig bleibt,
als einem nochmaligen Abdrucke eine neue Uebersetzung mit be¬
gründenden Anmerkungen beizugeben. Das Gedicht hat allerdings
manche schwere Stellen, über die ich noch nicht zur Klarheit ge¬
langt bin , und ich fürchte sebr , dass Dies die Scbuld von argen
Abschreibefehlern ist ; allein Hr. H. missversteht auch die aller¬
leichtestcn Stellen. Als Belege genügen die Beispiele von der ersten
Seite. So übersetzt er die in der Einleitung zwei Male vorkom¬
menden Worte fiann jnsib nn^n na': Nb mit „damit das
Geiger, netcere Miuheilungen über die Samaritaner. VI. 171
Licht zum Andenlien an deine Barmherziglvcit nicht vernichtet werde."
Was heisst denn aber ts? Ferner Icann n3-'3 nicht (wie im Syr.)
3. Pers. Sing, sein, sondern ist 1. Pers. PI., in in;m l<ann das He
nicht Artiicel sein, da die Samaritaner — wenn sie nicht hebräisch
schreiben wollen — wie alle Aramäer den Artikel hinten ansetzen.
Nun kommt in Strophe 6 u. t4 Tan~b ^nsa vor, wo auch Heid,
das Wort als Verbum,erkennt, es abor, wie ich glaube, nicbt richtig
mit in Verbindung bringt, während nr!DN=n3 leuchten be¬
deutet-, warum verkennt er nun hier den imperativ insn? Die
Worte: inp» bs (mayr) Tarn nVi i^mb •'Dj werden zuerst über¬
setzt: schaue auf unsere Bedrängniss und vernichte uns nicht in
unserer Trübsal. Das ist doch noch erträglich, wenn auch nicht
richtig. Die richtigere Variante Tarn mit Resch nämlicb ignorirt
Heid., hält sich an die LA. mit Daleth, nimmt Tayn mit Ain
=r n-aNn mit Aleph, allein dann kann „uns" im Originale nicht
fehlen, by kann nicht „in" bedeuten, und die ganze Ausdrucksweise
ist schielend. Jedoch das wäre untergeordneter Art. Nun aber
folgt auf diese Worte in der üebersetzung der Passus: „Mein Volk
ist bedrängt, und willst du es nicht aus der Drangsal bringen".
Dafür tindet man im Texte uichts Entsprechendes, und ist es offen¬
bar eine zweite, freilich die erste an Fehlerhaftigkeit
weit überragende Uebersetzung der mitgetheilten
Worte ■■■ -«ay! Was soll man zu solcher Fahrlässigkeit sa¬
gen? ') — Die bald folgenden Worte: (T'Nnaa) Tiaa n-p: ]a n-'b
5|ibN m "jn NbN lauten in H.'s Uebersetzung: „unter den Völkern haben wir keinen Räcber, sondern dieses Lehrgesetz", wieder gegen allen Menschenverstand und alle Sprachregeln. „Wir habeu nicht", müsste
•)b n'i heissen, 'i.! ist nicht aramäisch, das Suffix bei dem Worte
kann nicbt übergangen werden, es ist ;]''(n):;5s, bei Dir, vor Dir,
und so heisst der Satz: in uns ist nicht, dass wir bestehn konnten
bei Dir, d. h. wir haben kein eigenes Verdienst, um vor Dir be¬
stehn zu können, und ebenso ist es Str. 20 aufzufassen, uud m -jn
;iibN heisst, wie schou obeu bei dem zu Gesenius hinzugefügten
Verse bemerkt worden: (soudern) wie Du gewohnt bist (habe Mit¬
leid mit unsern Seeleu etc.). Diese Verkennung des m wiederholt
sich Str. 1, wo ^ann m übersetzt wird: das barmherzige Gesetz,
während dieselben Worte in Str. 3 richtig wiedergegeben werden:
dass du barmherzi,? hist! Dem „barmherzigen Gesetze" zu Liebe
müssen in Str. 1 nun die Worte pN ysi^ bedeuten: „thut uus kund", als wäre nicbt 7-'y-ii Kal und Plural, ]3N aber Nominativ ! Freilich
bei H. heisst auch iu Str. 5 (n-ain) n^a^n pnayn -^n „das was
die Sünder verübt haben", währenden, wie mehrfach bemerkt,
„wie" heisst, i3Tay l Pers. PI. ist. Jedoch lassen wir diese ein¬
zelnen Nachweise und gehn wir an das Gedicht selbst.
1) Ein Aehnliches Itommt ülirigcns am Ende von Str. 21 vor, vo «uch die Worte : ,,Wir sind wie das zarte Gras" zum zweiten Male nachhinlieu !
172 Geiger, neuere Mittheilungen Sher die Samaritaner. VI.
Herr H. hat dasselbe nach einem Codex abgedrackt, der offen¬
bar sehr nachlässig abgeschrieben ist und ähnliche Buchstaben viel¬
fach verwechselt, giebt aber in Anmerkungen die Varianten aus
einigen andern Codices, die weit bessere Lesarten enthalten, von
Hrn. H. aber fast nirgends berücksichtigt wurden. Ich bin nun
Hrn. H. im Abdrucke gefolgt, nur dass ich eine genauere Angabe
der Codices unterlassen. Allein auch eine gro^e Anzahl von Druck¬
fehlern hat sich in H.'s Ansgabe eingeschlichen, die sich theils durch
die danebenstehende Heid.'sche Uebersetzung als solche cbarakteri¬
siren, theils jedem nur irgend mit der Sprache nicht ganz Unbe¬
kannten offen daliegen ; diese habe ich sogleich im Texte verbessert,
mich aber doch verpflichtet gehalten, unter dem Texte anzugeben,
wie der Originaldruck die Worte giebt. Bei Stellen hingegen, wo
die Fahrlässigkeit nicht so augenscheinlich ist, habe ich den Text
intact gelassen, wenn mir auch die Correctur, nach welcher ich
übersetze und die ich in Anmerkungen begründe, unzweifelhaft ist.
Für manche Stellen ist es mir bis jetzt noch nicht gelungen
die rechte Heilung und den Sinn des Schriftstellers aufzufinden.
Diese habe ich unübersetzt gelassen und die sich darbietenden Mög¬
lichkeiten in Anmerknngen besprochen. Sonst habe ich diese mög¬
lichst knapp eingerichtet-, eine richtige Uehersetzung rechtfertigt
sich von selbst und bedarf für den Sprachkundigen keiner ausführ¬
lichen Begründung.
Bevor ich nun zum Gedichte selbst übergehe, mögen noch
einige Worte über die Striche vorangehen , welche sich über man¬
chen Buchstaben befinden. Sie scheinen vom Abschreiber oder von
Hrn. H. nicht immer über den richtigen Buchstaben gesetzt zu sein,
doch habe ich sie gelassen, wie ich sie vorgefunden. Sie maehen,
wie bekannt, aufmerksam, dass das Wort nicht in einer andern,
vielleicht häufigeren Bedeutung genommen werde. In unserm Ge¬
dichte scheint der Strich besonders die härtere Aussprache einzelner Buchstaben anzeigen zu wollen, so über dem Pe von "I'dn (Einl.,
fälschlich über Jod), D'BN (Str. 6), rcj« (Str. 11), weil es in
D'BN, Antlitz, hart ausgesprochen wird (hingegen aspirirt in y^ü»,
wende zu). Bei dem Wav bedeutet der Strich, dass es Consonant
und nicht mater lectionis ist, so bei -jb'Ti (Str. 4. 18) und nb^n
(Str. 13), mm (Str. 10), niUNT (Str. 15). Dieselbe Bedeutung
hat er auch wohl bei (Str. 4, wo der Strich über das Wav
zu setzen ist) und n:ca (Str. 22). Aehnlich scheinen die Striche
nach den einzelnen Buchstaben anzudeuten , dass dieselben zu voca¬
lisiren oder schärfer auszusprechen sind , also ba^ Part. ( Str. 5),
desgleichen pa-i Part. (Str. 6. 14), naE mit Suff., nicht nac (Str.
17), nb (Str! 'l3 u. 22), n'bNn, und wenn du nicht (Str. 21).
Weniger sicher bin ich über nN'T^» (Str. 12), mbaa (Str. 14),
nnja-D (Str. 15), pnsüja und nn^no (Str. 17), aos (Str. 21),
doch wollen sie ohne Zweifel gleichfalls eine solche Andeutung geben.
Und nun folge das Gedicht:
Geiger, neuere Mittlieilungen Über die Samaritaner. VI. 173
on« nai laiua inico: tim rrn« iiön wtih nsani nn
ban rfiNa T'am ]iiaib min na'3 «b iy T-ania p'bs
inpj) bs 0 Tasn «bi ]snb "•as "imnia pbs on-inN nab»
]a n-'b i:a ^ ^dn ^D"'n Nb na ^mabab D'J^nna D'Wt ]naN
■>mN n'nN ^»n mn« Onn nN siibw m^n Nb« '=)T<ija Dips
-)n3.-i la'D Nb 15» i'ama pibs ons nan ^aioajmwDj
T'am imanb
••jum Dim bN nin' irnbN bbnn'
]am m ^T'b *") Nb« 73'DN ^D■>: ]nNi ]b n'b pa I3'bi> p'^^^ 1.
') ]nn'-\D by ]3'nm ^sa'nnNT p» yy-i''
:p'ba5 ]b nan Nbi pia ^b nas npis
a>noch n3C3. — b) ]Nn»B3 (wobl jnNtt)-). — c) "I'a3>n.
— d) Druckf. TDn . — e) T>Niaa. — f) abgek. f. n3an1.
— g) 1 wohl überflüssig. — h) Druckf. flbn. — i) [Druckf.
jon'lD.
0 Barmherziger, „Ich bin der Ich bin", habe Mitleid mit unsern
Seelen , nach Deiner grossen Güte schone unser mit Deiner
Barmherzigkeit, bevor wir zu Grunde gehn, lass strahlen das
Andenken Deines Erbarmens, Schöpfer der ganzen Welt, er¬
barme Dich unser mit Deinem Mitleid, siehe auf unsern Druck
und gehe nicht vorüber an unserer Bedrängniss. Väter und
Kinder flehen zu Deiner Regierung; Herr, wende Dein Antlitz
nicht von uns ab , wir haben nicht Bestand bei Dir , nur
wie Du gewohnt bist, 0 Barmherziger „Ich bin der Ich bin",
habe Mitleid mit unsern Seelen nach deiner grossen Güte,
verschone uns durch Deine Barmherzigkeit, bevor wir unter¬
gehn, lass strahlen das Andenken Deines Erbarmens!
Gelobt werde unser Gott, Jhvh, barmherziger und gnädiger Gott.
1. Schaue auf uus, unser Herr, wir haben nicht, wohin wir unser
Antlitz wenden als nur zu Dir, denn Du bist barmherzig.
Wir wissen, dass wir schuldig sind und wir bereuen unsre
Uebelthaten. Milde übe gegen uns, unser Herr, und vergilt »)
uns nicht, wie wir es verdienen.
1) Ueber die eiiileitendeu Worte ist oben zur Geniige gesprochen , auch über D1p3 ; icb habe es im Deutscben zwar mit einem Hptw. wiedergegeben, glaube aber doch, dass es 1 P. pl. vom Verbum ist, „dass wir bestehn".
2) jnNb ist immer local, über n und pN pST ist oben gesprochen.
3) 'ta, vergelten, ist im Samarit. häufig, und Heid, selbst hat es bereits mcbrere Male gebracht, aber verkannt; so im Midrascb Maschalma's (Viertel- jahrschr. I S. 442), wo nach der Bitte, um aller alten Frommen willen die Sünden zu vergeben, nachdem auch das Verdienst Josua's, ,,der dem Propheten der Wahrheit gedient " (vgl. diese Ztschr. Bd. XVIII S. 597), angerufen wor¬
den, es dann heisst: '3B- OT ba 'T' NOna 'tan Nb 'b nt ]pai. Das
übersetzt Heid.: „ünd mit diesem B jitz stelle micb nicht blos. Wenn in
174 Geiger, neuere Mittheilungen über die Samaritaner. VI.
ntsa p ') iniiaNb nnp-ie na-\ ") s-nt»ai neipr t>3 2.
nsT nps»V3»'")l> nm-iNi V'nb ]ib npic nani'i
"j : ]2'baa V; -tan Nbi ]ia pan -laioan "3373 ^am n-bi ■j-to-'a ") ^nt ]r}«nDn ]an-i m ^lab:» 3.
n-a^nb npnir na» ao nb« nnm la-a pji-i ■foiT"' <■)-(Dnt ^b
: n-jna iipDn^-- «bn
r|bii3 '') iraiö Nbn ^b-ii ibnm iar n©:« nabyan nai nbn*7 4.
') ]N-iia nna^ta iibo pa ]n i'bnsi i'bnN n-jim nnssna
in-S'-na ■|-«an-< n-j'D-n
k) Druckf. smnai. — 1) Druckf. ]nnanb. — m) wohl
]lb zu lesen. - n) Nach jeder Strophe wird der Schluss npnX u. s. w. wiederholt , den ich zurückgelassen. — o) Druckf. pnn.
— q) Druckf. nbn. — q) i:''iiD. — r) ]Nna nnNai:a.
2. Mit stärlier Hand und erhobenem Arme bast Du unsere Vor¬
fahren erlöst von ihren Feinden ; sie durchschritten das Meer
und den Jordan , Du befreitest sie *) von allem Drucke und
gabst ihnen Erweiterung von jeder Beengung, und nun sei
uns nahe, unser Herr, und vergilt uns nicht, wie wir es
verdienen.
3. Deine Grösse ist, dass Du barmherzig bist, und unsere Schmach,
dass wir böse sind , Deine Güte bört nicbt auf und erträgt
uns, die wir schuldigt) sind und unser Trieb böse, und Du,
gütiger Gott, übe Milde den Schuldigen, dass sie nicbt Qual
erleiden in den Strafgerichten.
4. Den grossen Schrecken, der in der Welt, sehen die Menschen
und fürchten sich ; wehe uns , dass wir nicht zu lernen ver¬
Sünde , wird cr segnen mich jeden Tag !" Das ist Unsinn und hedarf keiner Widerlegung. Man erinnere sich jedoch , dass neben der Fürbitte des Josua auch die des Kaleb angerufen wird, wie im Midrasch Nanah's (Yierteljalirschr.
I S. 437, vgl. di:se Ztschr. Bd. XVIII S. 596). Kaleb aber heisst 4 Mos.
32, 12 'T3pn, samarit. nNT3p und so, niJp in einem Worte, ist auch hier zu lesen und zu iibersetzen : und um des Kenisiten willen wirst Du mir nicht vergelten die Sünde, die den ganzen Tag von mir ausgeht. '1" ist freilich unklar, aber vollkommen sicher 'Tan. Auch in Ab-Gelugah's Gebet heisst es
V. 83 (vgl. diese Ztschr. Bd. XVIII S. 820): 'Tai O'ain ]a '3:0 «bn
n'a nna, der nlclit aufreibt wegen Schulden und vergilt uaoh Barmherzigkeit (so ist daselbst zu berichtigen). Daher übersetzt auch der Sam. a^S und ]?' mit 'ira, als Entgelt.
4) 71b ist =TTnb und kauu nicht ,,uns" übersetzt werdeu, vielmehr muss das folgende V- 'i"<:li gelesen werden.
5) t)!' nach der herrschenden aram. -Bed. : schuldig sein, das hier — wie es bei am gewöhnlich ist — auf die moralische Schuld übertragen wird, ebenso Str. 16 Ende.
Geiger, neuere Mittheilungen Ober die Samaritaner. VI. 175
-;aiü -ap ')t'33 1^ rrb n-p'jiena yp'b iJiayn 5.
bV- ia msa nau -na ©3« ]Mi3pb 13T3n ]3N"i ") n-'5-'3a ba
:nb -nuDai -nN
]b n-b iai3p -aas ]bna vanib insai p'aS nsani n-bNl 6.
nspann pian Nbi pai ya::- jn a-n'')N pan rasab ^)o-dn
:n3a npboa nmn-ii pan yait n3na -Nixa na
s) n-ain. — t) 1-31. — u) i3-byn-3-3i; i3-by n'3-3a
13N1. — v) Druckf. O'Dn . — w) Druckf. n.
mögen , Gaben und Strafgerichte, diese wie jene, eines vom
andern, (niclit) die Wachteln , die in Haufen gesammelt ') und
(nicht) die Klagen, welche sie ausstossen, ob der Strafgerichte.
5. Wie wir verschuldet, so werden wir durch Leiden geschlagen.
Wir haben nicht wider Deine Güte zu klagen, alle Klagen
treffen uns, denn wir haben uns selbst vernichtet*). Wenn
ein Mensch sich mit eigner Hand schlägt, wer kann kommen
und ihm helfen? ^)
6. Wenn nicht''*) der Barmherzige beisteht und sein Erbarmen
leuchten lässt, so mögeu wir alle uns selbst beweinen ; wir
haben nicht den Muth nach Beistand zu rufen. Wenn '^) der
Schuldige um Beistand ruft und keiner da ist, der ihm bei-
6) p-aiü ist gleich der andern wohl richtigeren LA. p-HÜ, wir sind
würdig, taugen, vermögen, vgl. Ges. carm. III, 5: lüa -1U}1 "jab
ilfcS:. oi.5^a-~J das. V. 21 -Oa -IÜJT bab (wenn auch -Oa noch
nicht ganz klar ist). So führt auch Ibrahim zu 2 Mos. 2, 24 von Abu Obeid Dostan die Worte an in Betreif der Fürbitte durch die Erzväter: laiai ^b^aT -3ynai -iia ]ib , >—'1-.?^^ oi.=^u->-i ^J>y J-'^^' .
7) In Betreff der Worte (nicht — ^a ) ]N11S nn(N) a^a -ibO vgl.
4 Mos. 11, 32. Die ganze Strophe h.it ihre Parallele in Str. 18.
8) Der Sinn ist nach der richtigen LA. ]3-by n-3-31 'a'o'p ]-3l'b n''b b N ]3N1 so eiufach , dass icb weiter keine Begründung hinzuzufügen habe und nur eine Parallelstelle hersetze aus dem Gebete Ab-Gelugah's V. 66 (diese Ztschr. a. a. O.): -ai3p by NbN -3-31 1,1 la b» .
9) Aucb für diesen Satz genügt die richtige Uebersetzung, nur mag für IttJD in der Bed.: sich Eines im Gerichte annclimeu , verwiesen werden auf Ges. carm. III, 20. V, 17. 19.
10) n'bN = n-b jn, wenn nicht, ebenso Str. 11 u. 14; denselben Satz vgl. Ges. carm. V, 5 u. 8, nur dass dort beide Male zu punctiren ist n-3N, wenn du nicht , wie unten Str. 21.
11) Heid, fasst N=:nN, allein ein Vocativ, der mit nX eingeleitet ifird, kommt hier nicht vor. Wenn es uicht Schreibfehler ist, was mir das Wahr¬
scheinlichste, so ist es mit dem folgenden Worte verbunden und steht für "N, wenn, was freilich durch das dann folgende 'jn nochmals ausgedrückt wird.
176 Geiger, neuere Mittheäungen Über die Samaritaner. VI.
DIN imübNb nay ip-N iia '^bn !-.maT 7.
Dy lonna "jip-N r-b Dpa Di-b bmi =') nan pi nanb
:nNni DN ^ibnsi i-bn« oy D-ia-n J)Dyi D-nar
nin: nub ") ^bna^ ba T^^n mab ^)naniaa n-bl Da-{< 8.
«lüiaa naian niab -ama r-bn nb-b -ay m «bi m-a
:boa «bn in nija nni«b pamn na:a bi-n
]-yas ]3-bi ''''jnjpTa -na piyo Ina paian Di- p p-ytj 9.
x) na«b und na«. — y) Druckf. DNI. — z) nanica. —
aa) ^ban. — bb) nspna.
stehn mag , was nützt sein Schreien ? i^) Er ruft nach Bei¬
stand, aher das Mitleid ist von ihm abgewendet.
7. Deine Milde, o Herr, bereitet Würde Deiner Gottheit, bei
allen Geschlechtern, die von Adam bis hierher, von hier und
weiter bis zum Tage der Vergeltung entzieht sich Deine Würde
nicht; gegen Reine und Schuldige, gegen diese und jene bist
Du mitleidig.
8. Ein Tag, an dem Keiner lobt, finster ist ein Jeder, der in ihn
hineingeht, (wenn auch) ein Licht in seiner Hand, so sieht
er dennoch nicht; eine Nacht, in welcher keine Erholung, ein
Ruhen in mächtigem Stosse. Der Führer, der den Geführten
verlässt, ist der unaufhörliche Führer
9. Wir gehn irre vom Tage au da wir Dich verlassen '^) , wir
12) Heid.: „Wie bedrückt ist das Lager!" -Nllja^ kommt vou NIS, das gleich niK (hebr., aram., nrab. ^ .A3 , wofür auch ^yo^ auch sam.
geschrieben wird (5 Mos. 31, 12) und schreien bedeutet, nsn bedeutet hier wie Str. 12 gleich dem späthebr. und syr. njn geuiessen, Nutzen haben; Cast, führt aus der sam. Liturgie an: pNll'DJ -3na -13n und iibersetzt Dies : librum adaptans animae nostrae, wohl richtiger: eine Erzählung, die unsern Seelen nützt.
13) Für die Richtigkeit meiner Uebersetzung dieser Strophe möchte ich nicht bürgen, trotzdem dass ich die zwei ersten Theile auch bei Ibrahim (nahe dem Anf.) mit arab. Uebersetzung gefundeu. Dort heisst es im Nameu Markahs :
in «bl n-i-a nina naab ibnan ba ^icn naab naiea n-bn aa-N
lOy, j*a>.j 1)^ »AaJ jjjJl »>xS IjiLw ys f^Jb JixS ^JM.A ^ji^^ und
dann: bi'H lüiBiaa naian naab Nna\23a n-bn -b-b, ^J^cÄJI yjj]
c (j<*Äj 1^ f-Ai |».»A/0 Das Ganze scheiut sich auf den Tag der Ver¬
geltung zu beziehen uud ihn zu beschreiben als einen Tag tiefer Finsterniss, welche kein Licht erbellen kaun , als eine Nacbt, iu der keiue Erholung ist
(-aina was wohi richtig zu sein scheint oder auch naina ist von nai
erweitern) uud die gewöhnliche Nachtruhe (naian) ist unter mächtigen Stössen, löBl (auch Str. 14) bedeutet Dies im Späthebr. Wenn nuu da der Führer verlässt, so tritt ein Anderer nicht au seine Stelle, da er der Ewige ist.
14) Zu lesen ist INrpatT als ein Wort st. ^n: paiZJ.
1 4
Geiger, neuere Mittheilungen üher die Samaritaner. VI. ]77
nsDb -iTsm n3n32 iöni nb'U n-i^JT '^Oiai !^iaa niTsa
:n"ia npiaai "ityan aio mm
mm lab vraNn p ban M-a-n -av pas* ]'ps pba pan'' lO.
■j-n bai m:-n -^ua Tiiasi iipaiB ")nNipaffl nai ]ib psn
:pa'n saaab d-b« lib n-bi pb ^0 nnjai '''')!nnj<n
naiD lom nrN-tpa D-a» -laai maa nnns laS ll.
D'33i ina« p-a i-amb imai pan mam n-bsi pa i-dn
:ci-pn in inTaia pna«
]-yt3 in-b 'nb ]-nsa '''') nx-Tn'» «bl a-n i-nbaa mj-n n-^ 12.
")nDbcisa ''^^'s nau -as nma mba niaosb
:'"°')n2n nja n-bn sn-i i-idn bs in ")1om
cc) pai. — dd) Druckf. nnipaiB. — ee) -DSn. —
ff) Tcnsai. — gg) Daiö. — hh) n-n». — ü) nb-m
(1. 'nn). — kk) nabusa. — u) — mm) nsJn.
sollten unsern Irrthum verbessern und wir wollen nicht zurück¬
liehren 1^). Moses der Oberste der Propheten sendete und
sprach zu uns in der Schrift : Und Du wirst zurückkehren zu
Jhvh; Heil dem, der zurückkehrt und seinen Herrn findet I^^)
10. Tage voll Bedrängniss sind die Tage der Schuldigen; denn
alles Dies ist, weil sie vergessen haben den, der ihnen bei¬
gestanden , und als sie ihn verliessen , verliess er sie und
führte sie in mannichfache Strafgerichte, und ein jedes kommt
und reisst sie aus"), und sie haben nicbt Muth nach Bei¬
stand zu rufen.
11. Schon ist Oede auf dem Felde und schon Verwüstung in den
Städten ^*), da der Gütige sein Antlitz von uns gewendet, und
wenn der Barmherzige nicht beisteht und sein Erbarmen nicht
leuchten lässt, dann sind sicher Eltern und Kinder verloren
in dem Zorne, der mächtig.
12. Die Strafgerichte erschrecken nicht deu Schuldigen und die
Verwüstung ängstigt ihn nicht; er legt seiner Seele keinerlei Empörung bei; er sieht sich verunreinigt, er weiss, dass seine
15) nJpra ist richtige LA., p-bl zusammengez. aus n-bl , ]'5>3a von ya:: = (N) naa, wollen, niTSa Inf. v. -\Ty = 1Tn, zurückkehren, das noch zweimal in der Str. vorkommt.
16) np'aa=npiaa. Heid.: „und Bitteres trinkt!"
17) IlDJNn von mar, vergessen, pnasi ist Pael, er führte sie, -3133 von 113) Art, also: in Arten, mannichfache, TDnja ist hebr. und sam.
18) Heid.: ,,(Er) der da so rein wie die Oede der Schöpfung und so rein wie der Himmel, als er in's Dasein gerufen ward!" 133 spätbibl. u. aram.:
schou, nia==Vn, D(-)a\B wuste, n.iN-ip pi. v. mip, stadt. p-a
ist wohl wie Jiaa='Jia3 sicher.
Bd. X.XL ' 32
178 Geiger, neuere Mittheilungen über die /Samaritaner. VI.
npusnai pb nb-ii nu5:Nb na 'a ipiaa inab -ana nmü 13.
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nn) ]13Nn (einmal pNT zu lesen). — oo) .irNaibujn. —
pp) -[BNn. — qq) jau. — rr) pNT (einmal p2NT zu lesen).
— ss) n-ja-D. — tt) ivnbv.
Macht geschlagen ist, wendet sich zu seinem Staube und weiss,
dass er keinen Genuss davon hat ^^).
13. Der Tod gleicht einem Priester, der Reinigungswasser den
Menschen zu trinken giebt. Wehe allen Schuldigen, sie sind
in schwerer Bedrängniss^")! Die Vergeltung, mit der sie
geschlagen werden, ist ein Lohn für alle Schandthaten.
14. Die Seele steht in Schrecken, die Lebenden unter mächtigem
Stosse 2'), denn der Gütige hat sein Antlitz von uns gewendet,
und wenn der Barmherzige nicht beisteht und sein Erbarmen
leuchten lässt, mögen die Schuldigen sich selbst beweinen,
denn sie sind in schwerer Bedrängniss.
15. (Das sind) Zeichen, welche erkenueu lassen, dass in dem Ge¬
scblechte, in welchem wir sind, ein Jeder an den Sünden
Antheil hat, Väter und Söhne, Mütter und ihre Kinder; wie
sie alle gleich und widerspenstig sind, so werden sie auch
durch Leiden geschlagen.
19) Die Uebers. bietet genügend den Siun Der Sünder lässt sich durcb die Strafe nicht abschrecken , da er sich gar keine Scbuld beimisst , so bleibt er bei seinem Treiben, weun er auch weiss, dass es ilmi keinen Vortbeil briugt.
nba, Afel, erschrecken, bat bereits Cast., ebenso Str. 14 u.^ 20. ^n(M)-Tiy ist wohl PI. V. nns, Entblössung, Verödung des Laudes; a a b U'b , er beladet seine Seele uiclit mit irgend eiuer Widerspänstigkeit, d. h. er klagt sich keiner solchen au, trägt keine Gewissenslast darüber, -03' ^=-an, na-|j das häufige aram. Reflexiv, nb-m ist richtige LA., abS und C|ba heisseu beide im Aram. schlagen, verwunden, n(N)jn vgl. Note 12 zu Nr. 6, T'nDi* ist mir verdächtig.
20) miTN ist sam. Uebers. vou nrUlB, Anfeindung, Bedrückung, so aucb Str. 14.
21) Es ist mbaa zu lesen, vgl. Note 19, über w^-Bia Note 13.
Oeiger, nettere Miuheilungen üher die Samaritaner. VI. 179
pbbm l'p'nu; pbup iirbiup p3\ jnrx -iTain «npa nü 16.
N-3U 13a D-aina -n mio Nbn D-aa .-iNaT la^na "")"<n
nof Nbn D-aina j-pb
ba ub nii-iN -"nn nai noab"') ihn ba masn «n nm^D 17.
nj-n 'nac "■")]n':ü}a ny-^N '"idi j'-i-on n-sa -id idn :nano oy npu- ybaa ")]iby "jn'n-nD
.ib-a irittj Nbn ]b'iT ibnm la'y niü3N nabyan nai in'S 18.
n:M ia bm; pa-biUN naian pna Nbi pcbN ")n:yni Nb
:nniiBn n-ia -d^-' Nbn nman
uu) -N. — vv) Druckf. ]in. — ww) pniffia (wohl bei
beiden N für n zu setzen). — xx) riTIO. — yy) l^-by. —
zz) nDsira Nbi.
16. Siehe, wegen unserer Sünden werden Jene getödtet, Thiere
und Menschen, unschuldiges Vieh, Kinder, die nichts Uebles
gethan, Kinder der Guten leiden unter Süuden, die sie nicht
verschuldet.
17. Der Abtall (von der göttlichen Guade) bewirkt diese grosse
Plage, er sei verflucht in jedem Ort, die Leibesfrucht ab¬
nehmend, die Früchte des Bodens sich umwandelnd, der Mund
des Strafgerichts ist wider uns geöffnet, verschlingt Säugling mit Greis.
18. Grosse Angst, die in der Welt, sehen die Menschen und fürch¬
ten. Webe uns , dass wir nicht zu lernen vermögen , wir
lernen nicht durch die Nahrung uud wir vervollkommnen uns
uicht durch das Gericht der Heuschrecken. Fürchten wir uns
vor dem Gerichte des Todes , dass nicht überschwemme das
Grab 2*)
22) In dieser uud deu folgenden Strophen wird der Gedauke ausgeführt, dass um der Schuldigen willen auch alle Unschuldigen wie die ganze Schöpfung leiden müssen. Der Sinn ist unzweifelhaft, doch scheiut diese Str. etwas fehler¬
haft und ist wohl zu lesen: p-büp iTN V^'^'^^P 'N'n'a'n, -apa
= '';sa, wegen, der Mensch ist ein redendes Wesen (^ana , bba), das
Tbier eiu stummes (oain, p-niU brutum), ' n ... TT bedeutet wohl: sowohl ... als, la-na ist zwar im Aram. ungebräuchlich, ist aber doch hier sicher dem hebr. na~a gleich, die Worte B-Jina -N scheiueu mir fehlerhaft, viel¬
leicht jedoch bedeuten sie: ohne (eigue) Schuld, t]t- vgl. Note 5.
23) Die Pauutba ist bei den Samaritanern der angebliche Abfall der Juden vom Garisim, die Zeit des Zorns, entgegenstehend der nmyl (^.|l^/i3^)^
der des Wohlwollens, der göttlichen Gnade wie bei Ges. carm. VII, 4 u. 13, wo bereits Luzzatto richtig erklärt und corrigirt (bei Kirchheim S. 115), wenu er auch den prägnanten Sinn des Wortes nicht kennt.
24) Die ganze Str. ist älinlich der Str. 4. Iii: , Angst, sollte nun endlich bekaunt seiu, nachdem ich die I3ed. in meineui Lelirbuche zur Spr. d. Mischuah
12*
180 Oeiger, neuere Mittheilungen iiier die Samaritaner. VI.
ub mal ibxint ^-bap pb 'mi p-br Matti naii pbap 19.
nptt)' Nb va-sa ^D^ '''''') nainni -zw nniNa »")ann idn
rnaiapb "'')"]sn -^a bT ]nNb "'=)ma-'Na
inxa Dip3 la n-b TnuaN n nn npnx ias naa mani 20.
ob* Tibaa pna oipj a-n "«^«jibaa ib-Ni P|-iö mn
imna ppanu!- Nbn ma-nb npni: -lay
pNböi» mim pa 8»'!)nnaipy nbujn Nb nNnni ]an"i -jaffl 21.
aaa) aTH. — bbb) Druckf. .lainNI. — ecc) niü-a . —
ddd) TBN. — eee) i-baa. - fff) y^. — ggg) -jnaipy.
19. Es klagen die Höhe und die Tiefe über uns; wehe ihnen,
klagen sie, die den Zorn in jeden Ort gebracht; der Anblick
der (Himmels-) Lichter ist geändert, der Abgrund hält seine
Quellen zurück, der Leidende findet nicht, wohin er gehn
soll, wobin er sich wende^^).
20. Barmherziger, Gütiger, übe Milde wie es Deine Art ist, wir
baben nicht Bestand in diesem Gerichte. Das Blatt des Bau¬
mes erschreckt den Schuldigen; wie sollen wir im Gerichte
bestehn, das die Welt erschüttert? Uebe Milde mit den
Schuldigen, dass sie nicbt vergehn in den Gerichten ^^).
21. Dein Name ist Barmherziger, Gnädiger. Entziehe uns nicht
Deinen Namen ^') ! Die Lebenden sind nackt ; weun Du
sie *^) nicht mit Deiner Güte bedeckst, dann '") gehn sie
S. 7 f., he-Cbaluz IU S. 155 ff. (vgl. diese Ztsebr. Bd. XI S. 333 f) genügend nachgewiesen, H^SIta (wie richtige LA.) kommt von ]1T, speisen, erniihren.
Die Schlussworte nnUBT n'13 'DUi sind mir unklar; aus Heid.'s freilich sinnloser Uebersetzung: denn im Grabe erblickt mau keine Befreiung, scheint hervorzugehn, dass nmBT mit Daleth zu lesen sei.
25) Die Uebersetzung dieser Str. rechtfertigt sich selbst, bap, klagen, kennt das Späthebr. und die andern aram. Dialekte, naa = nt5a (viell. = -ja niedrig) als Gegensatz von nail bietet Ges. carm. III, 12, für ]lb ""nil ist zu lesen 'b "1 j wehe ihnen, alles Andere ist einfach.
26) Aucb diese Str. bietet geringe Schwierigkeiten. Für nn und Om
ist zu lesen ^n und ^m, Uber m:aN ist Bd. XVIII S. 815 A. 3, über
6lp3 Notel, über iba Note 19 zur Genüge gesprochen.
27) nbU) Afel heisst im Aram. : dgs Kleid , die Haut abziehen , entkleiden, der sam. Uebersetzer des Pent, hat dafür die Form ybvZJN (vgl. diese Ztschr.
Bd. XVI S. 718), Tnaipy (wie richtige LA.) heisst hier wie im Gebete Ab- Gelugah's (vgl. Bd. XVIII S. 815 Anm. 8) Bezeichnung, Name; indem Du, ist der Sinn , Barmherziger hcissest , so bewähre Dich uns auch als solchen und entziehe uns diese Deine Eigenschaft nicht.
28) Vielleicht richtiger: das Leben.
29) n-rN vgl. Einl.
30) 11''a, wenn die Lesart richtig, ist wohI=: 123 : scbon, gewiss; Heid.:
,,ein zerbrechliches Becken ist diese unsere Hülle !"
Geiger, nefitere Mittheilungen über die Samaritaner. VI. 181
a'o'j» TM |«Ni f\t39 in ^-na« nva latoa pb -DSi 'n-bm
: "kk) ri-pn n-aim "') panpi ■">••)aai
1? inai ]»b nat« i» mea «bN ia'3 "Oinian inaicD 22.
■)b ""ma 1« pa b» 'nb pspa pNi ]aa 7b -ma nb-n Dbsb
:imai ""»">) lobttja n-mn jb rvaa 7x1 piaa
]ai nwaai : n-abn ino JiDi-ai : n-abus "»nbn basa -ia
inai : n-ana lanp niinai : n-sna -««ii* ö-Dnaai : ni-asi
hhh) ^ai (?) nos; T'SI. — iü) panpi. — kkk) Druckf.
ippN. — III) 7Nian. — mmm) Druckf. inblUa.
plötzlich'!) dahin, denn sie sind wie schwaches Gras, und
der Sturm der Sünden ist stark'*).
22. Lob und Verherrlichung wollen wir sprechen ohn' Unterlass ")
von nun an dem Beständigen bis ewig! Seine Kraft belebt
uns umsonst und wir ereifern Ihn umsonst '*); ob uns be¬
lebend, ob uns tödtend, bist Du mitleidig in der Herrschaft
Deiner Grösse!
Schluss.
Herr, um willen der drei Vollendeten, nm Joseph's willen des
Deuters der Träume, um Moses' des Obersten '*) der Prophe¬
ten, um der Priester, der Meister'*) der Priester, um der
31) t\a3> in ist Uebersetzung von SHBS) und D^nS.
32) Qnp ist, wie im Tharg., so auch beim Samar. an allen Stellen des Pent. (1 Mos. 41, 6. 23. 27. 2 Mos. 10, 13. 14, 21) Uebersetzung von O'IP, das Wort feblt jedoch bei Cast. Der Dichter malt das Bild weiter aus, das Leben ist wie zartes Gras und der Sturmwind der Sünden stark , so dass es welken muss , wenn nicht Gott es mit seiner Gnade umhüllt.
33) Die angegebene Bed. von n3Da NbN ergiebt der Zusammenhang. NbN
aus N: ]N ist =Nba ohne, n3Da von n3B Leere auch von der Zeit, so
im Späthebr. n3BD , müssig sein, 'N3D, Müsse, also ohne Unterbrechung.
Daber bei den griechischen Uebersetzern , wenn auch unpassend , zuweilen
axoXdUo für njB, vgl. Hiob 6, 28. Mal. 3, 1, dah. nlBB «bN äa^oXcoe,
ohne Pause. Heid.: „dem Gotte, bereitet von dem Vergänglichen"!
34) Für jeden Kenner des Aramaismus bedarf es keines Nachweises, dass Tlia heisst: er belebt, ]sa , umsonst. Heid.: „unser Beschützer ist ver¬
nichtet" !
35) Muss wohl p31 = '[in31, ihr Herr, heissen.
36) \Z51N = tüN1 ist bekannt. Man muss jedocb Dies im Auge haben,
um aucb einige andere, bisher noch nicht richtig erkannte Stellen zu verstehn.
Wenn Ab-Gelugah in seinem Gebete sagt (vgl. diese Ztsebr. Bd. XVIII S. 816):
Gedenke der Bündnisse, deren Du nicht vergissest, n'3t3 "piaS mablCa
•••nnyiia''b a-JN|| nma -jias (rva) :3i nmabuji nmar || -icin,
so muss '^ÜIN, wenn es auch eine Verszeile schliesst, mit dem Folgenden
182 Geiger, neuere Mittheihmgen Uber die Samaritaner. VI.
tn-aam t\-'.o t3n : n-aba mNa^an : n-aVy nsai o-T'ia
pbnN ]a ]b incs : rrriN txjn n-ns : rviana iaa bapi
cn-an«; ]b nnoN : n-ps
Thorah , des Heiligthums der Bücher , um des Berges Garisim,
des ewigen Hügels , um der Heerscharen der Engel ") willen
— vertilge die Hasser und die Feinde, nimm wohlwollend
uusere Bitten an, Ewiger, schaffe uus Ruhe vor diesen Be¬
drängnissen, öffne uns den Schatz des Himmels 1
Ich glaube mit dieser sorgtaltigeu Erklärung dieses samarita¬
nischen Klageliedes uichts Ueberflüssiges gethan zu habeu; wo die
Sprach- und Denkgesetze gerettet werdeu , da wird eiu wahrhaft
menschlich Werk vollbracht.
Frankfurt a.M. 11. Januar 186G.
verbunden und das Ganze übersetzt werden : Um der Vollkommenheit Deiner edlen Knechte willen, der Häupter des Verdienstes und der Vollkommenheit, und um des Prophetenthums willen Deines Knechtes Moses erhöre zur Hülfe u. s. w. nmai 'IDIN werden die Erzväter auch in einem Spruche genannt, den Ibrahim (zu 2 Mos. 2, 24) im Namen der Alteu anführt: 3Ub O-TaTN
nbcaan msa ■'aiaia apyi pna-i amat* nmaT -iü^m obsb t»
nbapna paiöa mbS bai, wozu die arab. Uebersetzung : .^-m-^Lj ^JÖ^?.
Rä«*ai! ■i\jLA ^^L.w.J! Vj-Ä^Jj v_5L;^'! f^^^ji"^ -Xi'^i! i.!
RJ^aSx |».i<v«Lj i^^fä y.i ^Cs.!i\ , So wird dann aucb in dem wegen sehier kurzen Vcrsglieder zu manchen Licenzen Veranlassung gebenden Gedichte Nanah's 'U51W allein als Erzväter aufzufassen sein. Bevor er nämlich das Verdienst Joseph's, Moses', Ahron's, Pinebas', Josua's und Chalcb's anruft, sagt er (Heid.'s Vierteljahrsschr. I S. 436): "liat || ""iSIt* ba || ■'^inn Nb
■"y-llJ'im, und das muss übersetzt werden: vergiss nicht all meiner Häup¬
ter, gedenke und hilf u. s. w. Die Erzväter dürfen in diesem Zusammen¬
bange nicht fehlen , und zwar müssen sie nothwendig an erster Stelle stehn.
37) .n-aba ist wabrsch. blos Schreibfehler für n-axba oder steht dafür.
183
Beiträge zur Kenntniss der aramäischen Dialecte,
Von Prof. Th. Nöldeke.
1. üeber den noch lebenden syrischen Dialect im Antilibanon.
Während der östliche Zweig des Aramäischen noch im Munde
einer ziemlich zahlreichen christlichen Bevölkerung am obern Tigris,
in Kurdistan und am See von Urmia erhalteu ist, bildet der Dialect
der Bewohner von Ma lülä uud zwei benachbarten Dörfern im Anti¬
libanon deu einzigen Rest ') der einst so weit vei-breiteten aramäi¬
schen Sprache im Westeu. Obwohl man von diesem Dialect schon
länger wusste, so hat doch erst in neuester Zeit der Missionär
Jules Ferrette an Ort und Stelle einige sprachliche Beobach¬
tungen gemacht. Nach seiuer eignen Erzählung (jeschab dies in
grosser Eile innerhalb weuiger Stunden ; seiue Bemerkungen sind
deshalb auch nur spärlich und wohl nicht ohne Ausnahme voll¬
kommen zuverlässig. Sehr berechtigt ist daher Ferrette's Wunsch,
dass bald vor dem gänzlichen Erlöschen dieser Mundart eine ge¬
uaue Untersuchung derselben vorgenommen werden möge, welche so
überaus schwierig nicht sein kaun, da jene Orte zwar in einer sehr
wilden Berggegend, aber doch nur wenige Meilen von Damascus
(NNO.) entfernt liegen. Dass hier Gefahr im Verzug ist, erhellt
daraus, dass alle Einwohner neben ihrer Muttersprache schon das
Arabische verstehn. Einstweilen wollen wir aber Ferrette für seine
mit grosser Anspruchslosigkeit gegebnen Notizen dankbar sein. Der
Versuch, aus denselben die Umrisse der Mundart zu bestimmen,
kann freilich nur sehr ungenügend ausfallen, aber wir erhalten doch
einige wichtige Ergebnisse. Am meisteu Werth lege ich auf den
Umstand, dass hier die 3. Pers. M. im Imperf nicht mit JSf, wie
bei deu östlichen und nördlichen Aramäern, sondern mit /, wie
bei den Palästinensern, gebildet wird. Ferner ist wichtig dor Ge¬
brauch des sog. Nuu epentheticum, der sonst auch nur in den
jüdisch-aramäischen Mundarten erscheint. Wir sehen hier also die
1) Nach den Zeugnissen, die Quatremire Journ. As. 1835. I. 269 f. ge¬
sammelt hat , ist das Gebiet des Aramäiscben im Libanon und Aiitilili.innn schon seit mehreren Jahrhunderten sehr beschränkt , wenn es auch früher noch etwas grösser war als jetzt.