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(1)615 Nachträge zu den „Bemerkungen über die Samaritaner&#34

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615

Nachträge

zu den „Bemerkungen über die Samaritaner"

(Zeitschr. XVI, 389 ff).

Von M. GriliibaniD.

(Zu Seile 402.) Dureh eine Iturze Notiz des Ilrn. Dr. Geiger

(Ztschr. XIV. 745) auf einen Aufsatz desselben in Ozar Nechmad

(III, 114 f.) aufmerksam gemacht, war es mir sehr erfreulich, an

letzterer Stelle Manches — wenn auch nur in theilweiser Ueberein¬

stimmung — wieder zu finden, was ich vermuthungsweise berührt

hatte. So die Vergleichung von ■'Shd: und Nabatäer, von ^T[A

mit dem TiXi der Mischnah ■) (auch l£.\S' , welches Maimonides bei

Erklärung dieser Stelle — Porta Mosis p. 163 — gebraucht, hat

dieselbe Bedeutung), von COp , und (letzteres auch in

Ztschr. XV. 414). Dr. Geiger erklärt „Aussprechen" für die einzige

Bedeutung vqu ^i}5^P „woher auch im Arab. |*-~^ III. u. IV.

schwören". Allein der Bedeutung „schwören" liegl, wie bemerkt,

die von „fluchen" sehr nahe; zudem scheint auch dem ar.

die Bedeutung „Zaubern" (und damit auch die des Verfluchens)

1) Michaelis (Supplem. p. 4i)3) vergleicht nsn mit L.S\?, welches lelztere Wort auch Maimonides hei Erklürung der hotr. Mischnahstelle (Porta Mosis p. 163) gehraucht; aber auch das hehr. ^13" gohraueht Maimonides in diesem Sinne, indem er i'Mischnah Thora, Vom Priestersegen XIV. lOi das Tetragram-

' // ^ // '/ /*

maton mit NTI INT NM '^\^ V2 iTri STBrl bezeichnet. — In eiuem litur¬

gischen Stücke , das die Eigenschaften Gottes in alphabetischer Ordnung auf¬

zählt, heisst es ebenso unter Hö : M^.fj?? •^?.'7'*? ""I-*""- il^" und 'JT'Sn kommen ferner aucb in der Bedeutung „ Lesen '• vor ( Talmud jerus.

Synhedr. Cap. X. Midrasch Koheleth 12, 12.) und es scheint, dass Baschi das Berachoth 28 (Buxtorf s. v.) aucb in diesem Sinne auffasst, als Ab¬

mahnung gegen zu vieles Lesen (nicht gerade der Bibel); ähnlich deu syrisehen von Lj. O) gebildeten grammatischen Terminis , kami aber auch unter "pljÜ eine mit grammatischer Strenge an den Buchstaben haftende, jede freiere Deu¬

tung ausscbliessende Erklärung gemeint sein , und in diesem Sinne scheint Arucb das Wort zu erklären. Wie O».iai.<o vou oiilj , so bedeutet — wenig¬

stens iu späteren Schriften — yMT") auch Grammatik , Logik u. s w.

40*

4 ?

(2)

616 Grünbaum, Nachträge zu den „Bemerkk. über d. Samaritatier" .

nicht so ferne zu liegen, wie Dr. Geiger anzunehmen scheint. Wenn

Saadias das DDp Num. 23, 23 mit iüiL*ö übersetzt (und ebenso,

wie Münk in Notice sur Saadiah bemerkt, das DDp Jes. 44, 25),

so mag ihn dazu, wie sonst oft, der Gleichklang bewogen haben;

andrerseits darf man aber wohl annehmen, dass wenn die Bedeutung

eine so durchaus verschiedene wäre, Saadias, trotz seiner Vorliebe

für diese Assimilationen , diesen Ausdruck nicht gewählt haben

würde. Auch Pococke scheint keine strenge Scheidelinie zwiscben

und DDp zu ziehen, wenn er (Specimen hist. ar. p. 318 ed.

White) sagt: „Vocantur hae |.L~JlÄ*«'5!i i-^jl esse autem dicunt

f.i |»*«JS Lo üiyM vel ex usu vocis DDp apud Hebraeos , sa-

gittas divinatorias reddere licebit" ')•

(S. 406 N.) Auch, dass der Wechsel der Ausdrücke Dttsn und

DitJ3 in der Mischnah (Jomah 6, 2) vermuthen lasse, dass Diun als

Bezeichnung Gottes gebraucht worden sei — was ich im Namen

eines Freundes bemerkt hatte *) — wird in demselben Aufsatze des

1) Andrerseits selicint die Bedeutung von divisit dem DDp. Prov. Iti, lU zu Grunde zu liegen ; DDp bedeutet bier vielleicbt Urtbeil, Entscheidung — ein Begriff, der iu deu Wörtern ITJ, "^nn, flXp (^Sp), ,^^9,

l»j*ö, 3-oS , IJf^^f de-cidere, ent-scheiden u. a. seinen sprachlichen , sowie in der Handlung des Stabbrechens und ähnlichen Ceremonien (wie es scheint) seinen symbolischen Ausdruck gefunden bat. Das syr. K^^^ nähert sich zumeist der Gruppe von yp und Up in der Bedeutuug des Scheidens und Trenneus (Gesenius- Roediger Gramm. S. 75. § 30. löte Ausg.), eine Bedeutung, die auch da» eng¬

lische to cut (hei dessen Aussprache man fast nur das wurzelbafte kt hört) ausdruckt. Zu diesen Wörtern scheint auch das Ztschr. XII, 3G3 besprochene üi zu gehören. ist vielleicht, wie ax^Srj, Scheda, scida von axi^tu , seiudo

— ein Blatt, darauf zu schreiben. Mit dieser Grundbedeutung des Theilens würde dnnn nueh syr. Jbs^^l) testiculum unum v. pusillum babens 2) baere- ditas übereinstimmen, weun man ersteres nnt ^^^xa^ talm. HNTIS, letzteres mit

pbn, Ii, i»***', *• vergleicht. t33 ist uun freilich das ein¬

zige Beispiel, wo 3 und U neben einander stehen , und m irgend einem hebräi¬

scben Bucbe findet sieh die witzige Bemerkung, dass U3 , eben weil die Buch¬

staben des Wortes niebt zu einander passen ( zu den sog. incompatibiles ge¬

hören) Symbol der Scheidung geworden sei.

2) Was das DlB zu Aufang von Maimonides' ÜHH betrifft, wel¬

ches in demselben Abscbnilt mehrfach (I, 4; I, C) so wie in der bekannten Stelle über die Sabier (M. N. III, 29) ndt W verbunden vorkommt, so ist dieses, wie Zedner (Auswahl hist. Stücke S. .59), Cassel (zu Cusari V, 4, p. 378) und Steinschneider (bebr. Bibl. 1862 No. 792) bemerken, ein dem ar. |»J nachge¬

bildeter pleonastiscber Ausdruck , der sieh auch in ursprünglich hebräisch ge¬

schriebenen Werken — zu denen bekanntlich auch tl^Tin ^^D1I5?3 gehört — vortindet. Dieser Sprachgebrauch big um so näher, als auch das biblische IB'^, wenn es das blosse Vorhandensein ausdiiickt, zumeist mit einer localen Be-

4 2

(3)

tirwihaum, Nachträi/c zn tien „licinrrll: ührr il. S<iiiKin'tnnrr'\ ßt7

Ozar Nechmad von Dr. Geiger ausführlich entwickelt (p. 118 IT.),

dass nämlich der Hohepriester erst beim Schlüsse des dritten Sünden-

bokenntnisses das Tetragrammaton ausgesprocheu, bei den vorher¬

gehenden aber statt dessen Dusn gesagt habe (D'an ■'iiaa). Jeden¬

falls nun scheint die Gemara diesen Unterschied nicht zu machen,

da es im babylonischen wie im jerus. Talmud heisst, zehnmal habe

der Hohepriester am Versöbnungstage den „Namen" (Dian nt<) aus¬

gesprochen, ohne dass dabei irgend welcher Unterschied gemacht

wird. In demselben Passus wird gesagt (Jomah 39 b; Geiger Ur¬

schrift p. 264), es sei vorgekommen, dass der Hohepriester DiCfi

gesagt habe (Disn n73t< laai), und seine Stimme sei in Jericho ge¬

hört worden. D\sn ist hier nicht wie sonst mit nt< verbunden, weil die Stelle besagen will, der Hohepriester habe „Jehovah" gesagt;

das Wort mmi wird aber vom Talmud weder gesprochen noch ge¬

schrieben, und so wird statt desseu immer Dfflm gebraucht. DUjn

hezeichnet das Wort Jehovah, aber nicht den liegriff Jehovah.

Was die bekannten Abbreviaturen und Ligaturen 'Tt, in graphischer

Beziehung sind, das ist DOfn in phonetischer; es ist weniger eine

Bezeichnung als vielmehr ein Zeichen, eine Chitfre für das Wort

Jehovah. — Mag der Hohepriester nur in dem Einen Sündenbekennt¬

nisse oder in allen den wirklichen Jehovabnanien ausgesprochen

haben, so ist es durchaus unwahrscheinlich, dass er — selbst nach

Ansicht der Mischnab — statt dessen je das Wort D'jjn ausgespro¬

chen; denn entweder sagte man Jehovah, oder man gebrauchte da¬

für eines der Attribute iud' (Wagenseil Sotah p. 671; Gesen. Thes.

p. 576); DiUM ist aber kein Attribut, wie es denn aucb nie unter

den Attributen aufgezählt wird (z. B. bei Maimonides M. N. I, 61,

Jesode hattorah 6, 5), es ist nur ^UD in dem Sinne, wie auch das

ähnlich gebrauchte •^ot' (Synhedr. VII, 7, bei Kocb p. 54) ein 11:3

heisst — eine Umschreibung des Wortes mrr'.

Eigenthümlich ist es aber, wie bei D\an der früheste nnd

späteste Sprachgebrauch zufällig übereinstimmen. Das biblische ü'ii,

das auch Herrlichkeit, äo^a bedeutet*), konnte ebenso wie Tins,

mit dem es oft in Parallele steht, zur unmittelbaren Bezeichnung

Gottes dienen. Bei dem nachhiblischen ad hat, wie bei vielen

anderen Wörtern, der Begriff sich verengert; DD hat so zu sagen

den poetischen Glanz vci'loren, es ist nur noch „Name", und ds!".

sliiniimiiK vcrbuiulon ist, wie denn aueh das 1' in liffli (Esther 3, 8. Deut.

29, 14; 23, 23) wohl «ls Enrliticum belraehlet werden darf. In ähnlieber Weise wird aneh in den modernen Spraehen <ler Ansdruek der abstraeten Exi¬

stenz dnreh die Loealisirung pcwissermassen eoneretisirt, im Kngl. dureb ,, thcre"

(There is a flod), in den romanischen Sprnchen durch die aus ibi entstandenen Partikeln y und vi (11 y a un Dii'u ; hay, hawi Äc).

1) Selbst die Samaritaner Kubrauehen DtU in diesem Sinne, wio in den Stellen 2,^} " (TTZ'i}^ • i}^"* (O«' "- <'«""• i^"'"- '-21 P- '"^f^X ' ■ÜJtJT

^•Ü}*"'A°IPT ("'■ 'V, 4. p. 31) und mA 'a"^ (VI- 21. p. 37).

(4)

(318 Orünbaiim, Nachträge zu den „Bemerkk. über d. Samaritaner".

ist der Name, das Tetragrammaton, das Zeiclien für das Wort

Jehovah; statt „Jehovah" zu schreiben, schrieb man Dian, und so

kam es, dass nachtalmudische Autoren die beiden Wörter identifizi¬

ren und DüJn als unmittelbare Benennung Gotte* gebrauchen — in

der Weise ungefähr, wie man Abbreviaturen ("ian, 037:")) vokali¬

sirte und neue Wörter daraus bildete. —

(Seite 400 f.) Was übrigens das Nichtaussprechen des Jeho-

vahnaniens betrifft, so könnte dabei vielleicht noch ein anderer Um¬

stand in Betracht gezogen werden. Wenn man das TtiTf nicht durch

die Aussprache determinirte, so blieb auch zugleich die Bedeutung

eine umfassendere, und neben dem herkömmlichen Begriffe des

Seins konnte das Wort zugleich die causative Bedeutung (mini),

die des Schaffens enthalten wie Letzteres in Gesen. Thes. (57 7 K.)

und als vormosaisch, bei Ewald (Gesch. d. V. Isr. II, 204. 2. A.)

vermuthungsweise als eigentliche Grundbedeutung von "irf betrach¬

tet wird, und so könnte vielleicht Luis de Leon im Rechte sein,

wenn er in „Nombres de Christo" (Ohras III, 28 ed. Madrid 1805)

dem Namen mni beide Bedeutungen, die des Seins und die des

Schaffens vindizirt (El que subsiste por se mismo y da el ser a todo Io criado).

Die Deutung von mni als „Schöpfer" — die um so näher

liegt, als in manchen Stellen wie in"! ins N'n i3 (Ps. 33, 9)

Jehovah mit nin verbunden wird, wie denn auch die Schöpfung

mit dem n"N irr beginnt — findet sich auch mehrmals in jüd.

Schriften, zumeist'als einer der Erklärungsversuche um es zu moti¬

viren, warum erst mit Gen. 2, 4 (in der jehovistischen Urkunde)

der Name Jehovah gebraucht wird. So heisst es im Sohar, dass

nacbdem Alles ins Dasein getreten und Alles und Jedes an seinem

Orte vollendet gewesen, der Name Jehovah, statt des indeterminir¬

ten ni.nN, Gottes Name geworden sei ^) (Franck Kabbala übers,

von Jeliinek S. 140. Joel, Religionspbil. d. Sohar p. 225 ff.). In

ähnlicher Weise erklärt Nachmanides (zu Ex. 6, 2) mni als den

Namen, durch den Alles geschaffen worden sei, (-iCN 'm b"a i?:©

mm bD nin: ia) und auch Ihn Ezra (zu Ex. 23, 21 ban Nin iD

1) Aeliiilicli erklärt IjIkI. de Uio« (Miclmelis supplein. p. 1230) "1i3 .ils Essentiator vcn q^^". — ^V's übrigens das span. Uios (statt Uio S. 404 N. 2) betrilft, so ist es um so wabrscbeinlicber dass diese Form der Vierbucli- stabigkeit wegen gewühlt wurde, als bei manchen altspaiiiselien Autoren (z. B.

im Caiieiiinero des Baeiia ed.Pid.il 1, 25. 28. 11, 8 u. oft) das lat. Ueus gebräuch¬

lich ist, obne Zwcilcl weil das I.ateiiiisebe, wie aucb A. W. v. Schlegel (WW.

III, 229 ed. Biicking) bemerkt, als beilige Sprache galt, und man derartigen Wörtern gern ibre ursprünglicbe Form liess, wie das schon Chrysostomus (bei Uu Cange Gl. praef. 8. 21 § 25) sagt.

2) Uocb könnte auch der Sinn sein, dass der vollständige Name Jehovah Elohim erst dann zur Geltung gelangt sei , nachdem auch die Schöpfung voll¬

ständig gewesen , wie dieses auch bei Maimonides Moreh Neb. I c. 61), Ibn Ezra (zu Gen. 2, 12), Cusari (IV, lö) und Albo (Ikkarim I c. III gesagt wird.

(5)

Grüubnum, Nachlräge zu eleu „ücmerick. über d. Samaritaner'^. Q\Q

boTi isum und Ex. 34, 6) seheint unter „Jehovah" zunächst den

Schöpfer und Erhalter des Alls zu verstehen.

(S. 407 N.) Die von Movers (Phöniz. I, 634) und Ewald

(Gesch. d. V. Isr. 2. Ausg. I, 372) vermuthete Identität der Namen

nTOli'?© und Semiramis scheint auch der Midrasch anzunehmen.

Nach Letzterem hiess nämlich die Frau des Nebukadnezar mJi^iJJö

(Wajikra R. sect. 19. Ende), nach anderen Versionen DyiiuiT,

ni^uü, nija'nTCtt} (Midr. zu Esther 1, 9. Tuchuma zu Levii. 4, 1).

Es scheint, dass dem Midrasch zwei Ueberlieferungen in einander

geflossen, die des Ktesias, welcher alle die Wunderbauten der Se¬

miramis zuschreibt (Duncker Gesch. d. Alterth. I, 122 N. Rosenm.

bibl. Altthk. H. 9, 54) und die des Berosus (Jos. c. Ap. I, 19. 20),

welcher es entschieden in Abrede stellt, dass Semiramis Babylon

erbaut und die anderweitigen Weltwunder habe errichten lassen,

und dagegen behauptet , Nebukadnezar habe , der Sehnsucht seiner

Gemahlin nach den Bergen ihrer Heimath Rechnung tragend, die

hängenden Gärten anlegen lassen, und ihm auch die grossen Bauten

zuschreibt. Bei Eusebius (Pr. ev. IX, 41) wird eine entsprechende

Stelle aus Abydenus angeführt, wonach Nebukadnezar der Gründer

Babylons war und damit die Stelle Dan. 4, 27 verglichen. Der

Midrasch vereinigt nun beide, indem er die Semiramis dem Nebu¬

kadnezar zur Frau giebt. Uebrigens scheint auch die orientalische

Sage Semiramis als die Gründerin grosser Bauten zu betrachten;

nach Abülfarag (hist. dyn. ed. Poc. p. 22; liess sie, als Schutz

gegen eine zweite Sündfluth Erdhügel (J-iLii) aufwerfen; nach Ce¬

drenus war es Semiramis, welche die „sogenannten" Pyramiden (rag xaXovfiivag) errichten liess (Cedren. hist. Comp. p. 15 ed. Venet.).

(S. 410.) Dass eine Sekte, wie die der Cathari, sich selbst

den Namen der Reinen beilege (und dass also „Ketzer" — oder

Kätzer wie man früher schrieb — ursprünglich eine gauz andere

Bedeutung hatte) ist durchaus keine vereinzelte Erscheinung. Das¬

selbe ist der Fall bei den Süfi, welche die Benennung in die¬

sem Sinne deuteten (Pocock. spec. hist. ar. p. 360. Notices et extr.

1813, IX, 408. Tholuck, Sufismus p. 27.).

Aehnlich sagt Geiger (Jüd. Ztschr. f Wiss. u. Leben 1862 S.

190) von t\:n und s_AAi> dass es ursprünglich „rein" bedeute,

1) Während es fraglich ist, ob das biblische r]Dn die Bedeutang des Heu¬

cheins habe , hat das talmudiscbe r]3n ganz entschieden diese Bedeutung , und gerade dieses ist ein Begriff, welcher manchen Benennungen von Seeten inhärirt.

So , nacb Chwolsohn's Vermuthung ( Ssabier 1, 98 K ), dem Namen iNiaS ,

und so auch ist eine der Deutungen von : j4^t Q^*" CT"

j^.jUj^i (Pococke Not. misc. pbil. p. 239). Auch ""pTIlt, Sadducäer, wird ira Talmud zur Bezeichnung eines Menschen gebraucht, der — in Bezug auf Ke-

♦ 2 *

(6)

620 Grünhaum,, Nachträge zu den „BcincrJd:. üher d. Siunaritaner" .

und dass die Anliänger des alten aramäischen Glauhens sich diesen

Namen beigelegt. Ein ganz eigenthümliches Beispiel dieser Art

ist aber, was Defremery (Nouv. journ. asiat. 1855 Janv. p. 7) in

Bezug auf die Ismaili anführt: „Iis s'intitulaient eux-memes les purs,

»Uo, Selon Kemäleddin ce fut en 572 . . . que les habitants de

la montagne de Somak se donnerent le nom d'hommes purs et se

livrerent aux plus honteux desordres." Der sonderbare Widerspruch,

der in dieser Stelle zu liegen scbeint, erhält seine Losung durch

eine Bemerkung de Sacy's (Memoire sur les Ismailis el les Nosairis

iu Annales des Voyages p. Malte-Brun, Cahier XLII) in Bezug auf

das Buch eines Nosairi „oü les unions les plus illegitimes sont

presentees comme des actes de piete et comme le sceau de la foi

de l'attachement ä la vraie religion". Dieses schliesst aber nicht

aus, dass dieselben Namen auch als ironische Benennung gebraucht

worden seien, wie denn sogar Isidor (Orig. 1. VIII. c. 5. § 28) bei

Erwähnung der Cathari die witzige Wendung nicht unterdrücken

kann: „ . . qui nomen suum si cognoscere vellent mundanos se po¬

tius quam mundos vocarent" —■ eine Ansicht, die sich auch in

anderen, nicht ironischen, vielmehr sehr bezeichnenden Benennungen

kund zu geben pflegt, wie z. B. in dem weitverbreiteten Namen

der Kerzenauslöscher (Ztschr. XVI, 622. 624. Maracci Prodrom. III

p. 86. Ritter Erdk. VII, 263 IX, 753. XI, 587), welcher, wenigstens

dem Inhalte nach, auch in den Schriften der Kirchenväter (Origenes

ligion ■ ein zweideutiges Benehmen zeigt und es nicht ganz ehrlich meint, wie z. B. an einer Stelle (Sanhedrin 38, h) wo es heisst, Adam sei ein ipnSI gewesen; Gott hahe ihn nümlich gefragt (Gen. 3, 9): Wo bist du? d. i. wobin neigt sich dein Sinn? Und so wird auch das an ipmlS anklingefide »jijAjj znr Bezeichnung der Sadducäer gehraucht (Pococke 1. c. Sacy cbrest. ar. I, ilf. II, 274 2e ed.) wie auch die arab. Uebersetzung des N. T. Sadducäer (|«.OOfj) mit üiioLjj wiedergiebt (Matth. 3, 7. 16, 1. 6. n. oft) und zwar, wie Keland (Dissertt. inisc. I.K p. 294 s. v. NpniT) sagt: forte quod bi ipsis notiores, vel quod Sadducaeos et Zindikaeos in eadem impietate convenire judi- ci:b;!;'.t : so ühersetzt u. A. auch Hottiuger (hist. or. p. 167) ^ki^u>Lij mit Sad- ducnci, während er allerdings an einer andern Stelle (Appendix Gramm, barm, p. 181) die Meinung vonGolius anführt : ,, Magus, assecla Zoroastris. Forte a ».Xjj quod nomeu est libri Zoroastris." Auch das Wort ^^l^i» — mit welchem, wie Uottinger sagt, Maimonides die Sadducäer benennt — stimmt in der Grund¬

bedeutung mit oisL^"* überein und involvirt also vielleicbt auch die Bedeutung Heuclder. Derselbe Begriffsübergang zeigt sich auch in dem französ. Cafard Scheinheiliger, Heuchler, das nach Menage mit identisch ist. Ebenso ist in einer Erzählung L. Kompert's , ,,der Min" betitelt, letzteres Wort (yo) die Bezeichnung für einen unaufrichtigen , scheinheiligen Menscben. Statt der 3 oder 7 Jahre, die, nach dieser Stelle, Abraham in Kutä gefangen gehalten ward, wird im Schebet Jebuda von Virga cap. 50, p. 117 ed. Wiener) gesagt, dass Abraham 40 Jahre lang in NmS habe leiden müssen.

4 2 *

(7)

Grünbaum, Nachlräge xu den „liemcrlk. über d. Samaritaner". 621

c. Cels. 1. VI. c. 27. Tertull. adv. gent. c. 7. Minne. Felix Octav.

c. 9. Justin. Mart. Apolog. I, c. 26. II, c. 12) und auch in weit

späterer Zeit (Bayle s. v. Fratricelli) wieder vorkommt.

(Seite 411. Note) Das von Maimonides aus den Büchern der

Säbier angeführte NmD kommt — unter der Form imD — und in

derselben Verbindung mit Abraham aucb in einer, von Nachmanides

(zu Gen. 11, 28), von Sale (zu Sure 21, 69) und ausführlich von

Hyde (de vet. rel. Pers. p. 69 ed. 1760) angeführten talmudiscben Stelle wie nicht minder bei arabischen Schriftstellern vor (Knobel,

Völkertafel p. 252 Journal des savans 1849, Mars, 182. Chwolsohn

Ssab. II, 723) und zwar als vJij^JaJi ^^.i und oder

LjjJi, welche letztere Punktirung de Sacy (ehrest, ar. I, 331) nach

dem Marä.sid vorzieht, und die auch Edrisi (bei Jaubert II, 161)

hat. Wenn Ibn Haukal (de Sacy 1. c. Ousely's Uebers. p. 70)

statt des Kutä das Istachri oijjiaJi i^gJ'^S' und jLjji>.Ji i^'^y^

als die Orte nennt, in welchen die Aschenhaufen noch zu sehen

seien , so ist diese Form vielleicht mit Bezug auf pers. :>yS

acervus, collectus oder o^s locus depressus, profundus, fovea ge¬

wählt, wie denn Kuta in der Bedeutung Canal ^) in jenen Gegenden

mehrfach vorkommt (Ritter Erdk. X, 41. 203). Tabari (Uebers.

V. Dubeux c. 56 p. 185) erwähnt einen Canal ,^y^ und einen

gleichnamigen König von Babylonien, der von eben diesem Canal,

den er hatte graben lassen, den Namen erhalten ^) (eine andere

Lesart ist ijyi), und Hyde (p. 37) meint, dass dieser Kütä mit

Kusch identisch sei. Obschon nun der von Tabari genannte König

ijüyi , von den Nachkommen des Cham (p 112) ein anderer Herr¬

scher ist^), so liegt die Verwechslung von und doch

sehr nahe, und vielleicht ist es eben dieser Identifizirung von laiD

und NmD zuzuschreiben, dass man mit solcber Bestimmtheit Kütä

als den Schauplatz jenes Ereignisses bezeichnete , da es docb nicbt

wahrscheinlich ist, dass auch diese locale Tradition von den Juden

stamme ^). Zunäcbst gab wobl das wirkliche Vorhandensein von

1) Michaelis (Supplem. p. 1257) vergleicht mit ÜPTD und ^nD das von Strabo uud Serv. ad Virg. angeführte Cothon in der Bedeutung fossa, portus artiticialis.

2j Allerdings ist es n.itürlieher, wie Hyde bemerkt, anzunehmen, dass der Canal naeb dem Köing benannt worden sei; da aber Kuta zugleich Canal be¬

deutet, so musste das umgekehrte Verlmltniss angenommen werden.

3) Hyde bat die Lesart ^_^^y^ CJ'*'-' '^y^ f"'"'' «"Sserdem (p. 71) eine Stelle an, wo der ^y^ als einer der von Nimrod gegrabenen Canäle genannt wird.

4) Wenn der Talmud "mS ah den Ort nennt, an dem Abraham zu leiden hatte, so mag dahei immerbin aucli der Umstand mitgewirkt haben, dass man

(8)

622 Griinbaum, Nacliträije zu den „Bemerkk. über d. Samaritaner".

Aschenhaufen der Sage einen Anhaltspunkt, wie ja auch eine andere

Nimrodssage (Ritter Erdk. X, 260) durch die schwarz verschlackten

und verglasten Massen Nahrung erhielt '). Dann aber auch lag

es nahe, Kütä mit Kusch, dem Vater Nimrod's — Abülfedä hist.

anteisl. p. 20 und Abülfarag hist. dyn. p. 72 u. Chron. Syr. p. 9

nennen Nimrod Sohn des Küsch, während er von Anderen Sohn

Kan'än's und Enkel des Küsch genannt wird — und damit zugleich

mit Nimrod selbst in Verbindung zu biingen. Nimrod war aus

Kusch hervorgegangen *), und ob nun Kusch ein König , oder ein

Kutlia , den Ursitz der Kutliäer , gerne, im Gegensatz zu Abraliam, als alte Heimath des Heidenthums und der Menschenvergötterung betrachtete.

1) Auch die Benennung iCjjJÜl-« (Ztschr. VH, 405. Journ. As. 1853, Juin, p. 400. Ritter Erdk. XI, 903) scheint sich auf diese Sage zu gründen. Mit w'^Jlä/o wird auch ein Bergrücken des kordueniscben Gebirges benannt (Tucb De Nino urbe p. 27), ferner der Orontes, entweder weil er, wie AbülfedS.

(Kosenm. b. Alltli. I, 2, 245) sagt, von Norden nacb Süden fliesst, oder — wie Ibn lintutab (ed. Defremery et Sanguinetti 1, 152) den Nanien ^^^[^ erklSrt

— weil er in entgegengesetzter Kichtung zu strömen scheint; ebenso leitet A. V. Humboldt (Kosmos I. 448 N. 80) den Namen der Macalubi in Sicilien

von ab. Vorherrscheud aher scbeint diese Benennung von der Gegend

am todten Meere ( üÄaI! 8j^ä Saadias Gen. 14, 3; Edrisi in Rosenmüller Analecta arab. III p. 2) zu gelten, so bei AbüIfedÄ (Rosenm. b. Altth. II, 63 N. 54) und Ibn Haukal (Ousely's Uebers. p. 46), entsprechend der Darstellung

Sur. 11, 79, wozu (ieläleddin bemerkt: Ijoj^^ 'ei^y\.i^ , und wie

auch in der Bibel '^Dn und oDE!l?2 immer gebraucbt werden, wenn von Sodom und Gomorrha die Rede ist. Ebenso sagt Tahari (Dubeux c. 48 p. 144), man

B.

habe jene 5 Städte ol-^-äJf y]k\ genannt, und denselben Ausdruck gebraucht

Masudi (Sprenger's Uebers. I, 83) von dem i Sprenger vermuthet,

dass dies ein corrumpirtes hebräisches AVort sei; wahrscheinlich ist es ein dem riDürt'j (Deut. 29, 22. Jes. 13, 19 &c.) nachgebildetes Passivum. wJjIä*

bezeichnet demuach einen durch göttlicben Rathscbluss zerstörten Wohnort und es wäre wohl möglich , dass dessbalb auch jene Ruinen SL^iX« genannt wurden.

2) Nachmanides (zu Gen. 10, 7) hebt den Unterschied der Ausdrücke CID iiai (Vs. 7) und n~K:"rJ< ib^ lälD'l i^Vs. 8) hervor, und meint, letz¬

terer sei gewäblt, weil Nimrod eine Person sei; auch Saadias betrachtet das zweite w13 als Personennamen und lässt es unübersetzt, wäbrend er das vorhergehende w13 mit wiedergibt. Allein dieses T^"^ kebrt in der Völkertafel — aueb da , wo es nicbt sowohl eine persönUch-genealogisehe als vielmehr eine ethnologische Bedeutung hat — mehrfach wieder, und zwar sciieint die Form "ib^ absichtlich gewählt , um das genealogische Moment mehr hervortreten zu lassen. Die Kaiform wird nämlich zumeist nur dann von männlichen Personen gebraucbt, wenn das Wort nicht im eigentlichen Sinne, sondern mehr metaphorisch ( oder vielmehr katachrestisch , wie Quintilian inst, or. 8, ü, 34 das analoge: leo pariet nennt) zu nehmen ist, wenn daruuter eiu Hervorbringen überhaupt zu versteben ist, das man sich ebenso gut als ein

(9)

Grünbaum., Nachträge zu den „Bemerkk. über d. Samaritaner". 623

Land oder ein Stadtgebiet war, konnte um so gleichgültiger sein,

als König, Stadt und Land oft denselben Namen führen und die

beiden letzteren Begriffe (Mordtmann zu Istachri p. XIX) nie strenge

geschieden werden. Die Identifizirung von «jiD und NmD zeigt sich

u. A. auch darin, dass eine Sekte der Samaritaner von Abülfedä

(p. 160) 'slil^yi, und von Mas'üdi (de Sacy chrest. ar. I, Iii**,

305, 363) ^^^y^ genannt wird. Dass aber auch Maimonides DiOlS

und DTiis für gleichbedeutend hält, ergibt sich aus einer Stelle

seines Mischnahcommentar's (Berachoth 8, 8), wo er von den ü^ms

sagt, dass sie ursprünglich von den Rabbinen höher gestellt worden

seien als die (übrigen) DiffiiS. Dass es statt oifflis an einer andren Stelle (Niddah 4, 1) ü^iDS heisst, beweist Nichts gegen die Richtig¬

keit dieser Lesart.

Ueberbaupt aber liefert die Nimrodsage ein Beispiel mehr, wie

die Sagen aus Wortklängen sich aufbauen , und wie sie in Arabes¬

kenart ineinander spielen. Obschon die Bibel, wie auch Ibn Ezra

das nini i:Db (Gen. 10, 8) so deutet, Nimrod eher in lobender

Weise erwähnt, so veranlasste aber das Etymon des Wortes (Ges.

Thes. s. V. T172) zur entgegengesetzten Deutung, zum Theil auch in

der Weise, dass man t^m als Nomen appellativum oder collectivum

auffasste und die arabischen Autoren mehrere Nimrod's annahmen

(Herbelot s. v. Nimrod; Abülfarag hist. dyn. p. 72; Rosenm. b.

Altth. II, 114; Caussin de Pereeval Essai I, 19) und so begnügt

sich auch das Sefer hajaschar — das auch anderweitig arabische

Sagen aufnimmt (Zunz Gottesd. Vortr. 156 N. c. ) — nicht mit

Einem Nemrod, sondern giebt ihm noch einen Sohn "jiTia, der an

Gottlosigkeit seinen Vater noch übertrifft. Dass bei dem Thurmbau

(Gen. 11, 2) dasselbe 'i»:® wie bei Nimrod (10, 10) vorkommt,

gab Veranlassung, Beide, Nimrod und den Thurm in Verbindung

zu bringen, und Amraphel, König von i»;tb (Gen. C. 14), wird,

eben nur weil er König von 13>;-J; ist, mit Nimrod identifizirt,

der da gesagt (irN): Werft' ihn'(bD:, bs) ins Feuer (Raschi, T.

Jonathan z. St.).

Letztere Sage selbst aber scheint ausser dem Etymon von "iiN

in E^nbs "iin noch einen andern Anhaltspunkt in den Namen lin:

(Grossvater und Bruder Abrahams), ■j'^m und •j'^ii zu haben, die sich alle innerhalb der Begriffssphäre des „Brennens" (mn , "in: , "nn ,

j>) bewegen. So wird, wahrscheinlich wegen des Anklanges an 'nn ,

Erzeugen wie als ein Gebiiren vorstellen kann, wie z. B. Hiob 38, 28. 29 und T^bin weebseln , je in Bezng auf das vorhergebende SN und und wie z. B. auch in dem Schillcr'scben Sprucbe von der ,, bösen That" ge¬

sagt wird, dass sie ,. fort zeugend stets Böses muss gebären". Wäre Kusch (und die Uehrigen) rein als l'erson , als eigentlicher Vater des Nimrod zu neh¬

men, so würde es heissen: TlMSTlN T^bin ffilS^.

(10)

624 Grünhmtm, Nachträge, zn den. „BemerH-. über d. Samaritaner".

jS»-^ auch T^.n mit in diesen Feuerkreis gezogen, indem er nach

der talmudischen Sage (Raschi und T. Jonathan zu Gen. 11, 28.

Bereschith R. sect. 38. Hyde p. 72), die auch Hieronymus (Quaest.

in Genes, p. 323) adoptirt, in den Feuerofen geworfen wird, naeh

einer andren Sage bei Abülfarag (h. d. p. 20j, Syncellus (p. 76 ed.

Venet.) und Cedrenus (hist. Comp. p. 24 ed Ven.) — welcber

letztere — statt 'Aggocv 'Agcifi nennt — bei dem Versuche den

von Abraham in Brand gesteckten Tempel zu loschen in den Flam¬

men umkommt. Denn dass bei derartigen Deutungen der Unter¬

schied zwischen n und n nicht beachtet wird, zeigt sich u. A. auch

in der von Chwolsohn (Ssab. II, 212) angeführten Zusammenstellung von •"17! und 'f^- , von «*S'jj( nnd |.a=»; s-"! , wie vielleicht auch die Benemmng t.U\ J^^ii» selbst (r:n"i crnnt« bat auch Targ. jerus. zu

Gen. 18, 17, wie Beer, Leben Abrahams Note 427 bemerkt) dem

Gleichklang von am und tni ihren Ursprung verdankt. Der Name

•vir: — abgesehen von der Bedeutung der Stämme j=>. und ri"in —

konnte ebenso leicht mit chald. nn: Licht verwechselt werden,

und so entstand vielleicht die Benennung für Abrahams Vater.

Es wäre nur eine gewöhnliche Verwechslung, wenn man Abrahams

Vater, ri"in mit dem Namen seines Grossvater "nn: benannte, und

in der That wird bei Vullers (lex. pers. s. v. ^jl) die Meinung an¬

geführt, dass nicht Abraham's Vater, sondern sein Grossvater jj\

geheissen. Nimmt man nun an, dass identisch mit ^3! Feuer,

Mars ist (Hyde p. 62), so wäre ^jl die Uebersetzung von "nn:,

und würde um so eher in diesen Kreis von Vorstellungen gehören,

als auch -"itd: selbst — wie wahrscheinlich "^1172 (Ges. Thes. p.

817. Sprenger zu Masudi p. 218 N.) —■ einen Anklang an Mars,

IlvQÖeiQ darbot.

Andrerseits ist die Sage von Nimrod mit der von Nebukadne¬

zar zusammengeflossen, welcher Letztere ebenfalls ein typischer

Cbarakter ist, ebenfalls in Babel herrschte, wie ihn denn Abülfarag

als Abkömmling des Nimrod betrachtet (hist. dyn. p. 72) und eben¬

falls die drei Männer in den Feuerofen werfen liess. Der Talmud

zieht selbst die Parallele , indem er Abraham durch Gott selbst,

die drei Männer aber durch Gabriel aus den Flammen retten lässt

(Pesachim 118. Wagenseil Sotah p. 208), und so berichtet Benja¬

min von Tudela (ed. Asher, I. p. lOG, II, 137J von den Ruinen

des Palastes Nebukadnezars und dem Feuerofen smpi n"ii: -pn«

(Dan. 3, 6. T. Jonathan Gen. 11, 25) als an derselben Stelle, wo

die anderweitige Tradition Ueherreste von Nimrod's Bauten erblickt.

Die Nimrodssage wandert so von den Juden zu den Mohamme-

(11)

Grülibaum, Nachträge zu den „Bemerkk. über d. Samaritaner". (525

danern und kehrt dann, vielfach ausgeschmückt und mit neuen Zu¬

thaten bereichert, von den Letzteren zu den Ersteren zurück. h\

dieser eigenthümlichen Färbung erscheint sie im Sefer hajaschar so

wie auch in der „Erzäblung von Abraham" (an'naN in Jel¬

linek's Beth hammidrasch I, 25 ff.). In Bezug auf Letztere bemerkt

Jellinek (p. XVI.), dass die Form der Einkleidung so wie mehrere

Worte und Redewendungen >) dafür sprechen, dass das Bucb eine

Uebersetzung aus dem Arabischen sei.

Denselben Weg scheint aber auch eine andere Sage schon in

Irüherer Zeit genommen zu haben. Die Sage von der Mücke, die

dem Nimrod durch die Nase ins Gehirn kriecht und ibn da quält

(Tabari bei Dubeux C. 49, p. 149; Herbelot s. v. Nemrod; Hyde

p. 67. Weil bibl. Legenden p. 77 der engl. Uebersetzung) kommt

auch in jüdischen Schriften vor (Tr. Gittin 56 b, Bereschit R. sect.

10; Wajikra R. s. 22; Tanchuma zu Num. cap. 19; Pirke d. R.

Eliezer c. 49), nur mit dem Unterschiede, dass sie hier von Titus

erzählt wird. Auch ein anderer Zug der Nimrodsage, dass Nimrod

Pfeile gegen den Himmel abschiesst und als diese blutbefleckt zu¬

rückkehren, den Gott Abraham's getödtet zu haben meint (Tabari

C. 47, p. 140; Weil 1. 1.), kehrt hier in der Weise modifizirt wie¬

der, dass Titus den Vorhang im Tempel durchstiebt, und als darauf

Blut hervorquillt, Gott („sicb selbst" beisst es euphemistisch) ge¬

tödtet zu haben glaubt (Gittin a. a. 0. Tanchuma a. a 0.). Dass

diese Erzählung von Nimrod auf Titus übertragen worden, ist schon

desshalb wahrscheinlich, weil der Contrast zwischen der kleinen

Mücke — die, nach einer Version bei Tabari, noch dazu auf einem

Auge blind und an einem Fusse labm war — und dem mächtigen

Herrscher und gewaltigen Jäger sagenhafter und dem orientalischen

Geiste entsprechender ist. Der Talmud erzählt sie von Titus; denn

1) Die aus Abülfedä bist. ant. p. 20 angefübrle Parallelstelle (eigentlicb scbon Sur. 21, 67} kommt, wie der ganze Passus aucb bei Tabari (Dubeu.i c. 47 p. 129), bei Hyde (p. 66), wie aucb im S. bajasebar vor, dessen 'ZU bi"TC a3 "jiNT cn aber zugleicb biblische Färbung hat fx. B. Jer, 2, 8.

14, 22. 16, 19. Hab. 2, 18). Mehr noch als das angeführte B^nbi^n Nin mn^, das aucb in der Bibel (1 Kön. 18, 39) vorkommt, trägt das TiU ""NT "nN (p. 28. 29, 31) — das (nach Sure 112) oft auf Inschriften vorlcommt — arabisches Gepräge , wie auch das damit verbundene T""n eine Uebersetzung von zu sein scheint. Die angeführten Wörter ■"riT^ip und ipiaN",^

scheinen aber keine arabiscben, sondern italienische Wörter zu seiu; die Wurt"- masebine 1p12N~U ist wahrscheinlich Trabocco Wurl'maschine, Tabari (p. 137) hat deuselben Passus und gebraucbt das Wort \^fL*..:^\*.^ J die Krankheit i^Sbip , mit welcher Abrabams Mutter ihie Schivangersehaft bemäntelte, ist wahrscheinlich dasselbe was Calcinaccio , Goschwulst , Verhärtung , wie eine ähnliclie bei der sog. graviditas extra - uterina vin-koinmende Ersebeitmng \ on den Aerzten Calcination genannt wird. Am Entscliiedensten spricht übrigens für den arabischen Ursprung des Buches der Umstand, dass Nimrod durchweg ehi Sohn Kenaan's genannt wird.

(12)

(526 Orünbaum, Nachträge zu den „Bemerkk. iiber d. Samaritaner".

nach talmudischer Anschauung ist zwischen Nimrod uud Titus kein

grosser Unterschied. Nimrod, Esau und Titus sind Typen, gleich¬

sam Avätara's einer und derselben Persönlichkeit. Esau steht, schon

in seiner Eigenschaft als Jäger, in unmittelbarer Beziehung zu Nim¬

rod, dem Ersten aller Jäger; er ist sein Erbe und Nachfolger.

Esau's köstliche Kleider (Gen. 27, 15.) sind Spolia opima, die er

dem von ihm erschlagenen Nimrod abgenommen (Raschi u. Ber. R.

zu Geu. 27, 15. T. Jou. Gen. 25, 17); ebenso wird (Berescb. R.

sect. 37) das äis Psalm 6, 1, auf Esau bezogen, mit dera Bemer¬

ken, Esau sei ebenso ein iTiiis wie Nimrod. Esau — obschon die

Bibel fast lauter schöne Handlungen von ihm erzäblt — ist, so

zu sagen, die bete noire des Talmud's und darum ist er auch ein

■»»■o.

Noch inniger ist die Beziehung zwischen Esau und Titus. In

derselben Erzählung (Gittin 56 b) ruft eine Himmelsstimme dem

Titus zu, und nennt ihn Sohnessohn des Esau i) — nach der be¬

kannten Weise, Edom und Rom zu identifiziren und hervorragende

Persönlichkeiten der Römer (manchmal auch im freundlichen Sinne,

wie Berescb. R. s. 63; Berachoth 57 b) gewissermassen als Haupt-

repräsententen Edom's zu betrachten ^). Denn den Gegensatz zu

1) Auch dem König von Babel, zur Stunde als er sagte: leb ersteige die Gipfel der Wolken, werde dem Höcbsten gleicb (Jes. 14, 14) also dem Nebu¬

kadnezar — denn auf ihn beziebt sicb nach den jüd. Erklärern die Prophe¬

zeiung — ertönt eine solche Stimme von Oben ( Pesachim 94) und sie nennt ihn ebenfalls Sobn des Sohnes Nimrod, der alle Welt gegen Gott rebellisch gemacht (T'173nia, so übersetzt auch T. Jonathan Gen. 10, 9 NITlH ^^i).

Die Commentare bemerken hierzu, dass dieses 111733 blB 133 ^3 nicbt wört¬

lich zu nehmen sei, sondern nur die Charakterähnlichkeit ausdrücken solle.

2) Man hat hiei-von auch die Benennung ^jäxs^l j-ij (Ztschr. XV. 143) auf eine oder die audere Weise abgeleitet. Aucb jft»aJi ^^j^ — welche Zeit¬

rechnung aueh in jüdischen Schriften vorkommt (Steinschneider Jew. lit. p. 291 N. 33) — wird von Quatremere (hist. d. Sultans Mamlouks II, 127) mit l'fere des Asfar (Chretiens) erklärt. Gayangos (Moh. Dyn. in Spain I, 325. 372) fübrt die Erklärung Isidor's an (Orig. 5, 36), dass Aera ursprünglich Kupfer¬

geld bedeute und iu einer ^ on Augustus auferlegten und also benannten Steuer seineu Ursprung habe (Dicta autem aera ex eo quod omnis orbis aes reddere professus est reip.) und ist selbst der Ansicht, dass die wörtliche Ueber¬

setzung dieses Aera sei und Kupfergeld bedeute. An eiuer anderen Stelle Al- makkari's (I, 202) wird gesagt, der Gründer Corduba's sei Augustus geweseu, der die ganze Erde unterjocht und das Bett der Tiber mit Kupfer belegt habe; es sei das derselbe Kaiser, mit dem die römische Aera beginne. — Diesen Stellen entspricht die folgende im Seder hakabbalah (ed. Amsterd. p. 37 b) des B. Abrabam b. David: „Nach ihm (Caesar, dessen Name ebenso wie bei Abulf. bist. ant. 106 u. v. A. a caeso matris utero erklärt wird) regierte Augu¬

stus .... Man sagt, er habe über die ganze Welt geherrscht; im 4ten Jahre seiuer liegierung legte er dem ganzeu Laude (oder der ganzen Erde) einen Tribut an Kupfer auf (niönS bllJ D73) und belegte den Fluss Tiberis mit sehr dicken Kupferplatten ... und nach der Kupferzeitrechnung zählen sie noch heut,e in ibren Urkunden" (ortTIIUttJa üvn 1» B'^ilTi DM mi5n3n yim).

(13)

Grünhaum, Nachträge zu den „Bemerkk. über d. Samaritaner". 627

Jakob bildet Esau ; Israel ist Jakob ; Rom , dessen Herrscbaft —

zu Einer Zeit wenigstens — die mächtigste, zeitlich und räumlich

die ausgedehnteste, zugleich die drückendste und gewaltthätigste

war — Rom bildet den Gegensatz zu Israel, Rom ist Esau. So

bezieht auch im Verlauf derselben Erzählung (56 a) Nero die Ez.

25, 14 über Edom ausgesprochene Prophezeiung auf das römische

Herrscherhaus ; in Titus aber, dem Zerstörer des Tempels, culminirt

Edom, Titus ist der Sohnessolm von Esau, und wenn Mas'üdi

(Sprenger's Uebers. I, 87) sagt, dass die Kinder Esau's 550 Jabre

lang, von der Zerstörung Jerusalems bis zur Eroberung derselben

durch die Araher, üher die Kinder Jakobs geherrscht '), zur Strafe

dafür, dass Jacob den versprochenen Zehnten nicht entrichtet —

so entspricht auch dieses der jüdischen Anschauungsweise — we¬

nigstens theilweise, denn was das Letztere betrifft, so erzäblt die

jüdische Sage (Pirke d. R. Eliezer c. 37; Jalkut zu Gen. 32, 24,

auch bei Cedrenus hist. Comp. p. 29. ed. Venet.), Jakob habe so¬

gar seinen Sohn Levi als Zehnten Gott geweiht **).

Zum Schlüsse erlaube ich mir, aus den bereits von Hrn. Dr.

Geiger -- Ztschr. XVI. 714 f. — besprochenen neueren Mittheilungen

über die Samaritaner noch Einiges hervorzuheben. Die Stelle des

Briefes raisn maya i2b njcmn bsin rti2 Dn"i/:N -jNi übersetzt Dr.

Geiger (S. 726): „Wenn ihr aber sagt, ihr Irönnt uns nicht er¬

reichen wegen des Sabbaths, so ist die Wahrheit mit euch, allein

ihr könnt euch ein Schiff macben" u. s. w. Unter diesem na"U ist

hier aber schwerlich der Sabbath gemeint; wie sollte auch das durch

denselben entstehende Hinderniss durch ein Schiff beseitigt werden?

Uuter n2M5 ist hier ohne Zweifel der Fluss Sabbation oder Samba-

tion *) (Buxtorf s. v. uao, Othonis lex. s. v. Sabbation; Bartolocci

Jedenfalls nimmt also Abraham b. David im Sinne von ,, Kupfer", und da er ohne Zweifel arabisehe Autoren benutzte , so wäre dies wohl ein Beweis für die Riebtigkeit vou Gayangos' Vermuthung. Dass ^*aJI nicht diisselhe sei was jAao^I , lässt sicb vielleicbt auch daraus scbliessen , dass es in den von Quatremere angeführteu Stellen so wie bei Casiri (I, 2J8. 284. 292. 295. 296;

I, 541 i"'"'^'' j^'^.'f ^r^J^ beisst, und ebenso "lBl£5i< in Geigers Ztschr. f. jüd. Theol. (II, 127. 564).'

1) Ebenso sagt Ilamza Ispahani (Steinschneider in Frankels Monatsschrift II, 184ö, p. 276), der jüd. Tempel sei 5Ö4 Jabre lang, bis zum Erscheinen der Araber, im Zustande der Zerstörung gewesen.

2) An einer andern Stelle (^Bereschith R. s. 81 zu Gen. 35, 1) wird es hingegen tadelnd erwähnt, dass Jakob einer Mahnung zur Erfüllung seines Gelübdes bedurfte , und dabei ein Siiricbwort angefübrt ( NIII NDpy nSÜSa

NEüiS Nnm nytaa), das dem Sinne uacb ganz mit dem Italienischen Pas¬

sato il pericolo, gabbasi il Santo übereinstimmt.

3) piUaD scheint die ursprünglicbe Form zu sein, die sieb in IVIiaUO eiweicht bat, wie oft innerhalb Eines Sprachgebietes ileiaiiige doppelte Formen

(14)

(■,28 GränLaum, Nachträge zu den „Bemerkk. üher tl. Samaritaner".

IV. IT'if ; Ugoliiio Thes. VII, p. MI) zu verstehen, der seine in-

teriiiittirende Eigenschaft (wie denn in der Tliat Cardanus — de

Snbtilitate 1. II, fin. — dem Intermittiren des Sabbathflusses dieselbe

Ursache zu Grunde legt wie den Fiebern) auch darin zeigt, dass

je nach den verschiedenen Autoren auch seine topographische Be¬

stimmung nicht immer dieselbe ist. Der von Josephus (b. j. 7, 6.)

und Plinius (31, 18.) erwähnte Sabbathfluss >) (Kitter Erdk. XVI, 842; Ztschr. VII, 7 5) kommt, wie es den Anschein hat, in jüdischen

Schriften gar nicht vor. Nur im Itinerarium des R. Petachjah

(Wagenseil excercitt. IV, lfi4) wird kurz erwähnt, dass in Akko

(iD?) eine Quelle sei, die 6 Tage hindurch fiiesse, am Sabbath aber

nicht (also umgekehrt wie bei Josephus), und eben so kurz wird

(p. 181) der Fluss iruano erwähnt, mit dem einzigen Zusätze,

dass cr 10 Tagereisen vom Grabe Ezechiels, und Letzteres eine

Tagereise von Bagdad entfernt sei. Farizol (Ab. Peritsol itinera

miimli ed. Hyde cap. 24) sagt, indem er sich auf Josephus beruft,

Tilns hahe bei seiner Rückkehr von Persien den Sambation passirt,

nachdem er erst dessen Ruhetag abgewartet, und habe ihm den

Namen irtiNao gegeben; der Sambation sei übrigens oberhalb Cal-

vorkuinmcn, wie nbaU} RIaa^.^ I^cb J,-0»f\ knunil^, rvnavov ivfinnvov.

So wie aber letzteres Wort nacb Movers (Encyclop. Art. Phoenicien p. 358) von C]in gebildet ist — was um so wabrscheiulicher ist, als das Tympanum zunüelist bei dem (iottesdienst der Cybcle gebraucht wurde — so scheint über¬

haupt ditfse Lautvcriinderung zumeist bei soleben llauptwürteru vorzukommen, die fremden Sprachen entlebnt sind, wie die Wörter ' lnoofißalos , Ambubaja, oafißvttri, A/ißayov/i von bya-li, 312« (313:«), ^1330, pip3n (Gesen.

Thes. 935 s. v. !n33D) zu Jcs. 23, IG p. 7;i2) und wie franz. Timhale (ital.

TaboUa) von ^iyO. Die nächste Analogie zu Sambation bietet übrigens der

Uebergang von Sabbazdag in Sambazdag ( Grimm , 1). Gramm. 2. Ausg.

I, 413, N.).

1) Movers (Phöniz. I, (5GG) meint, dass der Sahbathlluss nicht vom Sab¬

bath, souderu vun ^nSIO , dem Namen des Saturn bei dun Juden, seineu Na¬

men habe, setzt «Iso jedenfalls ein hohes Alter der lienennung T31Z5 voraus.

Dass diese im Talmud vorkomminiden adjectivischen Planetennamen — nur piSE , Jnpiter, scheint eiu mythologischer Name zu sein und steht vielleicht mit Sadyk oder Sydyk , dem Vater der Kabiren bei deu Phöinziern, im Zusam¬

menhang — sehr alt seien, wird aueb von Sachs (relig. Poesie S. 230) ver¬

muthet , dürfte abor noch dadurch Bestätigung erhalten , dass sie in ähnlicher Weise auch hei den Indern vorkommen, bei welchen Mars (O^INU) der Rothe, Venus (f133 , ) -^'ftin bei Epiphunius adv. baer. 1. I, p. 34 - unter allen Planctennamcn dort der einzige bekannte) der Weisse, Leuchtende, Saturn der Langsamwaudelnde heisst (Weber, akad. Vöries. Ub. ind. Lit. p. 223, Ewald , Alterth. 1Ü6. N. ). Letztere Benennung lässt ver.uuthen , dass '<n3tS oder iNn3\23 nicht, wie man gewöhnlich annimmt, vom Hauptwort n3ffl, sou¬

dern vom Zeitwort n3ti) abzuleiten und dass dieser Planet wegen seiuer lang¬

samen Bewegung der Ruhende genannt worden sei.

(15)

Grünbaum, Narbträge zu tleu „Uemerkk. über tl. Samarüatter" ß29

cuttas, ein Grenzfluss zwischen dem indischeu und einem jüdischen

Reiche. Josippon (p. 546 ed. Breithaupt, ed. Franlcf. p. 197) nennt

neben den Bergen der Finsterniss ') C^ian "«in) den Sambation —

den man nicht passiren könne — als Grenzstrom des römischen

Reiches. Eldad der Danite (Bartolocci I, 100 f. Grätz Gesch. d.

Judeu V, 288, Jellinek Beth hammidrasch II, 1021'.) verlegt ihn

nach dem Lande öi3 — also Aethiopien *) und nennt ihn "jTiaaio ,

weil nämlich an dem eineu Ufer desselben die Nachkommen Mosis,

an dem anderen vier andere Stämme (D^üanj) wohnten, von den

anderen Völkern werde er "jraaiJO genannt Im Schebet Jehudah

(p. 50 ed. Wiener) wird Amadia in Kurdistan als eine der vielen

am Sambation liegenden Städte erwähnt. — Die meisten dieser Be¬

richte stimmen mit der talmudischen Sage darin überein, dass am

Sambation mehrere der exilirten Stämme wohnen, und dass er ara

Sabbath pausire. Dass nun die Saraaritaner unter nac den Sara-

bation verstehen, ergiebt sich deutlich aus einer Stelle des Sama-

ritanerbriefes an Scaliger (Eichhorn Repert. XIII, 265): i:n:Ni

rnn« ™i naisü inDai osa y»»:. Das ist derselbe Fluss Saht.,

in Bezug auf welcheu die Samaritaner zu Robinson sagten, dass

jenseits desselben noch andere Samaritaner wohnten, dass er aber

nur an einem Sabbath befahren werden könne (Robinson, biblical

res. III, 101 ed. 1841; Ritter Erdk. XVI, 644). Die Samaritaner

benennen ihn, wie es scheint, mit demselben Namen, mit dem die

Araber (Ritter XVI, 846) den eigentlicheu Sabbathfluss benennen;

nämlich vü«.»-« j^j *j.

1) Diese "|ffln spielen In der Sage eine ähnliche Rolle wie der Sam¬

bation, indem erzählt wird, dass Gott die Stämme Juda und Simon innerhalb derselben verborgen habe (Cassel, Encyclop. Art. Juden 8. 173; iDbjJ 'laT li^ü n^a gegen das Ende; Seder Olam bei Menasse ben Israel, Conciliador II, 164). Dieselben *]12}n i"in kommen auch in der talmuaischen Alexander¬

sage vor ( Tamid 32 a ), deren einzelne Züge , wie auch die Quelle vom Garten Eden (das. 32 b) sich mit der Sage vom andern Dul-Ivarncin (Ztsebr.

VI, 506) berühren, wie „die Mythe, dass letzterer^der Sohn eines Engels vou einer Erdontochter" im Talmud (Niddah 61a) auf Og , Kiinig von Basan, der

in Di21)2 niniay wohnte) Ubertragen wird, der vom Engel iNTnHffl ab¬

stammt.'

2) Bei dem phantasmagorischen Character dieser Relation könnte es auch sein, dass unter '013, wie sonst oft (Knobel Völkert. 248. 254), Arabien oder Indien gemeint sei. Ausser anderen Localitäten weist auch die Erwähnung der

„Lichtauslöscher" (S. 105 bei Jellinek) auf Ostasien.

3) Im Schalschelet hakabbalah, wo ebenfalls diese Stelle Eldad's angeführt wird (p. 28a), heisst es einfach: •]T'na« 1^3 «ip3 nibi n3 nai2J31.

4) Herzfeld (Gescb. d. V. Isr. I. Abth. p. 366) vermuthet, dass der Sab¬

bation identisch sei mit dem grossen Zab, Zabatos (Rosenm. B. Alt. I, 2, 112),

von welchem Kazwini (Tuch, de Niuo urbe p. 3ö N. 14) sagt: t^***^

hjy> 8^«SJ j^.,,tÄ.>UI j und dass der hebräisch klingende Name Sabatos deu

Bd. XXUI. 41

(16)

630 Orüniaum, Nachträge zu den „Bemerkk. über d. Samaritaner".

Merkwürdig ist es immerliin, dass diese jüdische Sambation-

sage auch bei den Samaritanern Eingang gefunden ; man sollte fast

glauben, dass sie aus jener alten Zeit herstamme, als Salmanassar

(2 Kön. 17.) die Israeliten in die Gefangenschaft — nach Chalach,

Chabor und dem Fluss yn führte — (welcher Letztere auch oft

mit dem Sambation identifizirt wird, und zwar habe er seinen Namen —

wie El. Levita in Tischbi s. v. liiUMD sagt — von Tia, tra —)

und andere Völkerstämme von Babylon und Cutha nach Samaria

verpflanzte.

Das ans in der von Dr. Geiger (p. 726) citirten Stelle, das

in demselben Briefe (bei Heidenheim p. 97) noch einmal (nyin Nim

Daiiam TüNI bN ninib an3 iai niDOn an — die Trennung des

^(TT'iijnT^^ • in zwei W^örter ist gegen alle samaritan. Ortho¬

graphie) in der ausschliesslichen Bedeutung von fe>rfs=> vorkommt,

findet sich in derselben Verbindung auch in anderen Samaritaner¬

briefen — wie überhaupt alle diese Briefe an Form und Inhalt

einander sehr ähnlich sind — z. B. Notices et extr. XII, 62, 120,

177; Eichhorn Repert. XIII, 258, 285. De Sacy bemerkt zu dieser

Stelle, dass, wie bei den Samaritanern, so wohl auch bei den Heb¬

räern an die Bedeutung Wallfahrt, Procession (peregrinatio , pele¬

rinage) habe. Münk (Cahen'sche Bibel IV, 52) führt nach Kimchi

die Meinung Saadiab's an, dass unter an nur die drei Wallfahrts¬

feste gemeint seien, und ist selbst (Palestine p. 186 N.) — mit

Bezugnahme darauf, dass lange vor Mohammad dem Wort

und der Sache nach im Gebrauch war — der Ansicht, dass aan

ein Denominativ vou an sei , und dass letzteres insbesondere die 3

Wallfährisfeste bezeichne. Ebenso sagt Renan (Journ. as. F6vr.-

Mars 1859 p. 281; Avr.-Mai 1856 p. 424), dass an in der Be¬

deutung Fest, Procession, Wallfahrt u. s. w. allen Semiten gemein¬

schaftlich sei und vielleicht aus einer Zeit stamme, wo Hebräer,

Araber uud Aramäer Eine Nation bildeten. — Das biblische an

und aan wird von beiden Arabern immer mit g>> übersetzt; in

demselben Sinne erklärt R. Hai Gaon (Aruch s. v. an) das talmu¬

dische naian; auch in neubebräischen Schriften wird an im Sinne

von Pilgerfahrt gebraucht, nicht nur in den aus dem Arabischen

übersetzten, wie Cusari (II, 23 S. 129 ed. Cassel), wo es von Je¬

rusalem heisst, ani nsw DipM bob Nim, es sei für alle Länder

Riblah und Wallfahrtsort (dass n:i3 hier KLä bedeute, ergibt sich

aus dem entsprechenden Gebrauch des Ztw. im Talmud; das

•jiiriM der Mischnah — Berachoth IX, 1 — erklärt Maimonides im

er.sten Impuls zur Sage gegeben habe. — Azariali de Rossi (Meor Enajim, c. 13, p. 112 d. Wiener Ausg.) hemerlit, dass auch im IV. Buche Ezrah (12, 40 f.) der Sambation vorkomme, nur ohue Nameu, und in der Weise modifizirt, dass Gott den Lauf des Flusses hemmt, damit ihn die zehn Stämme passiren können.

(17)

Grünbaum, Nachträge zu den „Bemerkk. über d. Samaritaner". 631

Commentar mit b'^pn, (J^*.«»^)^ das mb^apn (Ex. 26, 5. 36, 12)

übersetzt Onkelos mit pnan), sondern auch in ursprünglich heb¬

räisch geschriebenen Büchern ; so z. B. sagt Zakuto (Juchasin p.

135 ed. Krakau) von Mekkah, es sei Dübia nainn mpa, Wall¬

fahrtsort für die Araber i).

Es wäre also wohl möglich, dass an in der Bedeutung von

ein nicht hebräisches Wort sei, und dass sich mit der Sache

selbst auch der solenne Ausdruck dafür bei den Samaritanern aus

alter Zeit erhalten habe.

In dem Briefe kommt nun ferner die Stelle vor (bei Heiden¬

heim p. 100) tüiä^Afit' — nämlich unter den Umgebungen

der Stadt Sichem — * '^"^A * ^T"*=f ' APZ^ ' ^ÜÜ^ASf

^^.^ . . . ^2v(u • A^mt ' ^nrZv • ^'üA

Hier heisst es 'üX'^ > und nicht wie die Polyglotten haben "HtX"^ • Dieses könnte nun ein Abschreibefehler sein, jedenfalls aber scheint

hier die (früher erwähnte) Ansicht zu Grunde zu liegen, dass Dbia

der Name der Stadt und nicht mit „wohlbehalten" zu übersetzen sei.

Dass das in dem Briefe mehrfach vorkommende 'HCW^'Ü^

vom Herausgeber mit Samaritaner übersetzt wird, ist etwas ungenau.

Die Samaritaner nennen sich — wie früher bemerkt wurde — nie

anders als ^HT'^^'^ und weisen die Benennung üi3ii72TB entschie¬

den zurück. So heisst es in dera ersten Briefe an Ludolf:

• tbvTHT • AZ * ^i"^^^ • (rr^5 • l-^q^lA * pA - -^JA^Ü-^t

• (ih^ • t^ar^AA • f VT • Af^ ♦ k'ü •

.... ^nr^^"*^ • ZA^^/Tf • frrb^ - t)m^A • ZA^^^or

. ^"^^-^psf • %^tA% ' (Sic) nr^f

Was übrigens die früher (Ztschr. XVI. 408) erwähnte Deutung

des Namens der Samaritaner als „Hüter des Landes" betrifft, so

findet sich ein leiser Anklang an diese Erklärung in einer Stelle

des Midrasch Tanchuma (zu Gen. cap. 36) und der Pirke d. R.

Eliezer (c. 38 p. 21. bei Bartolocci IV, 173), woselbst, nachdem

von den Bi''mD gesagt worden, dass sie nicht zu den 70 Zungen

gehörten, weiter erzählt wird, Sanherib habe, nach der Vertreibung

der Israeliten von Schomron, seine Diener hingeschickt, um sich

dort niederzulassen und die Abgaben zu erheben. Zugleich aber

ist die Stelle ein Beispiel, wie ungebräuchlich die Benennung

cri-i'^a*) war: „Damals (zur Zeit Ezra's) kamen 180,000 Di:Tn7:TS

1) Ebenso wird der Name ^>L> mit aam wiedergegeben (Steinschnei¬

der, Jew. Lit. 327 N. 46).

2) Wie im jerus. Talmud, so werden auch in Bereschith Kabba — welcher Midrasch , nach Zunz , mit dem jerus. Talmud gleiches Vaterland hat — die

Samariter zuweilen genannt, während in den anderen Midraschim (oft

in ein und derselben Erzählung wie T. jerus. Abodah zarah V, 4, p. 22;

(18)

632 Griinbaum, Nachträge zu den „Bemerkk. über d. Samaritaner'^.

zum Kriege. Aber" — beisst es gleich darauf mit der diesen

Schriften eigenthümlichen dialogisirenden Lebhaftigkeit — „aber

waren es denn D''3Ti?3ffi? es waren ja doch wohl D^Tna?" „Aller¬

dings" — lautet die Antwort — „aber wegen (DUJ by) der Stadt

pnnffi werden sie D"':i'n730 genannt".

S. 120 wird aus einem Buche des Sam. Priesters Salomoh

die Stelle angeführt: "ino: Diana "laiii psn T'T' B'idit. Der

Jehovahname — das ©"iiDön Dia der jüdischen Schriften — wird

hier ino: Dia genannt, was der Erklärung entspricht, die Bar

Bahlul (Ztschr. IV. 200) von \aL,\3> ]»». gibt. In der That lässt

sich, wie von secerno, secretus, so von laic = absondern, die

Bedeutung „Verbergen" ableiten. Von n^d und n?D sagt Michaelis (Suppl. p. 2011): His assentier, qui miraculum, mirabile ab occulto

dictum volunt, quam significationem verbum apud Samaritanos habet.

Das biblische nbn wird vom Samarit., Syrer und Chaldäer zumeist

mit laiD, manchmal aber auch mit nds, Imü übersetzt, wie «bs^n

(Gen. 18, 14) mit ^'ü^, und nsbc: (Deut. 30, 11) mit lcco>]

und so ist auch wohl tUTT AZT ' =[Z * pAdTiZi (Gesen. Carm. I,

17. p. 22 u. 53) mit „Verborgenes machte er ihm offenbar" zu

überzetzen; das nNibe (Ps. 139, 6), das die chald. Uebersetzung

in deu gewöhnlichen Ausgaben mit N''iDS73 wiedergibt, wird — wie

Rosenmüller z. St. bemerkt — in der Antwerpner Polyglotte mit

Nia-'ID übersetzt, und so heisst auch die Parabel syr. und chald.

Nnsbo, wegen des verborgenen Sinnes. Dem Syrer, Chaldäer und

Samaritaner sind die Begriffe „abgesondert, verborgen, wunderbar"

synonym, und so lag es nahe, auch NfflilB N7:ia rait ino: und

NT"';a wiederzugeben.

Bei dem biblischen Nbs wird dieser Begriffs Übergang auch von

jüdischen Erklärern angenommen. So erklärt Raschi das Nbs^r

(Gen. 18, 14) — mit Bezugnahme auf das ■'Dan-'n des Chaldäers —"

mit: nDiSTST n"isi7:i NbEi72 und ebenso wird das iNbe (Jud.

13, 18) von Kimchi — mit Bezug auf das ia~iD73 des Chaldäers —

mit b"i2i72i 012172 nDiS73 Umschrieben, und so erklärt auch der

Midrasch (Bamidhar R. s. 10) dasselbe N^^bD mit noiD72 (allerdings

Berescb. R. s. 32 u. s. 81 ; Debarim R. s. 3. Midr. Schirhaschirim s. 4) dafiir durchaus D"'TnD stellt, wie im babyl. Talmud. — Die von Dr. Heidenheim (S. 14 N.) angeführte Midraschstelle (Ber. R. s. 94), in welcher R. Meir zu einem Samaritaner ("NITIia) sagt, dass die Samaritaner (S<''"173ia) nicht von Josepb , sondern gemäss dem , Gen. 4(5, 13 erwähnten "p73U (nicht Schomron) von Issacbar abstammten, ist insofem interessant, als sie zu R. Meir's witzigen Wortspielen und Namendeutungen (Zakuto Juchasin p. 41 ed. Crakau; Ewald u. Dukes Beitr. II, 49; Sachs Beitr. I, 33. Frankel Hodeget. iu Mischnam p. 157) ein Beispiel mebr liefert. Dass die Samaritaner sich der Abstammung von Josepb rühmen, sagt schon Josephus (antt. 9, 14, 3), allerdings mit dem sarkastischen Zusätze, dass sie nur daun diese Verwandtschaft geltend gemacht, wenn CS ihr Vortheil gerade eihoischtc.

* 3

(19)

Grünbaum, Nachträge zu den „Bemerkk. über d. Samaritaner". 633

zugleich auch in haggadischer Weise mit „wunderbar"). Wenn im

Cusari (IV, 3) eben dieses «■'bo von Abendana mit „occulto" über¬

setzt wird, so entspricht dieses mehr der jüdischen Auffassungs¬

weise, während Cassel's Uebersetzung mit „wunderlich" der Ueber¬

setzung der LXX entspricht, welchen nachfolgend auch Philo (De

nom. mut. p. 810 ed. Col.) das Wort mit d-avfiaarov wiedergibt.

NbD wird in den jüdischen Schriften sehr oft im Sinne von „Ver¬

bergen" gebraucht, wie z. B. in der oft citirten Stelle aus Sirach:

.npnn bt« "^MM rtoiDMm lOTmn bN "^ra Nbcraa

Seite 122 führt Dr. Heidenheim aus einem samarit. Geuichte eine

Stelle an, in welcher die 4 Orte aufj:ezählt werden, die den Berg

Garizim, den „ewigen Hügel" (Ztschr. XVI, 389) umgeben. Darun¬

ter wird genannt :

■'«IN D-'snan Mai nnna? n-^ip in«

Der Herausg. meint, es sei unter dem ünna» rv^lp eine^aus dem

Edelsteine Diiii: gebaute Stadt zu verstehen, und übersetzt:

Auf den vier Säulen rings herum versammle dich,

Ich will sie dir kund thun, denn ich weiss sie.

Einer ist die Schohamstadt ,■ woselbst die Priester (stehen).

ittJlN □■'Jfian nai wäre vielleicht besser zu übersetzen mit: woselbst

die Priester sind, meine Vorgesetzten. So kommt tüIN in der Be¬

deutung ttJNi ^) aucb in den Carm. sam. (I. 7 p. 20) vor (n:niayn

CIN) ; der Vergleich der „Schohamstadt" mit dem himmlischen Je¬

rusalem der Apokalypse passt aber hier um so weniger, als keine

himmlischen Localitäten , sondern lauter irdische , concrete wirklich

vorhandene Orte aufgezählt werden, wie Abrahams Altar, Josephs

Grab und das ofterwähnte niisn npbn (Gen. 33, 19), in welchem

Dbid (die Stadt Salem) lag. Unter iinna» n^ip ist ohne Zweifel

die'stadt Sichem (die ja hier überhaupt nicht fehlen durfte) gemeint, welche wie Josephus (b. j. 8, 1) sagt, bei den Eingebornen Mabortha

(bei Plinius V, 13 Mamortha) hiess, welches Wort Ligbtfoot (Cen¬

tur. chorogr. ap. S. Matth, c. 56) NniaS': schreibt, und auch

Olshausen (Ritter Erdk. XVI. 646) mit „Pass" übersetzt. Diese

Vermuthung wird also durch das nmar n^lp bestätigt. Uebrigens

erwähnt auch Esthori ha-Parchi (Benj. v. Tudela ed. Asher II, 434)

ein Dorf Namens Nnias in der Nähe von Sichem — ohne Zweifel

dasselbe Dorf, das bei Jos. Schwarz (D. heilige Land S. 118)

Awartha heisst ; die Schreibung Nniay gibt jedenfalls einen besseren

Sinn als die von Schwarz versuchte Ableitung von

1) Auch in der, weiter unten zu erwähnenden, namS heisst es in der dritten Zeile nilN nD"On ^2 yip Nia n?; laiN, was wohl heissen soll:

Im Anfang der Schöpfung sonderte er (Gott) das Licht von der Finsterniss.

IZJIN könnte vielleicht auch „heten'' hedeuten, wie "lültC und namentlich DTIDTO nOIN (nach Ps. 21, 3) in diesem Sinne oft in jüdischen Liturgien vorkommt.

(20)

634 Grünbaum, Nachträge zu den „Bemerkk. über d-Samaritaner'^.

In Bezug auf die Bemerkung Dr. Geigers (p. 715), dass die

Sam. auf gleichem Standpunkte mit Sadducäern und Karäern stehen

und in denselben Punkten von den Pharisäern abweichen, möge es

erlaubt sein — als Schluss dieser Aphorismen — noch ein anderes

samarit. Schriftstück zu erwähnen. Wilson (the lands of the bible

II, 689) gibt die vollständige Abschrift einer samaritanischen nmns,

wie bekanntlich jene Schrift heisst, in welcher der Ehemann ver¬

spricht, alle vom Gesetze vorgeschriebenen Pflichten gegen die Frau

zu erfüllen. Diese samaritanische Kethubah unterscheidet sich nun

wesentlich von der rabbinischen. Letztere bewegt sich innerhalb

strengvorgeschriebener Formen oder vielmehr Formeln; sie hat die

peinliche Genauigkeit eines Protocolls, die prosaische Dürre und

juridische Kürze eines Kaufbriefes, wie sie im Grunde auch nicht

mehr sein will ; ihre Sprache ist auch nicht die hebräische, sondem

die chaldäische, demnach, wenn man so sagen darf, nicht Sanskrit,

sondern Prakrit ^). Die samaritanische Kethuba bewegt sich freier

und in einem edleren Style, wie auch das Hebräische darin mehr

vorherrscht. Sie beginnt auch nicht wie die rabbinische mit Tag

und Datum, sondern mit einer Lobpreisung Gottes. Störend ist nur

die Fülle panegyrischer Attribute, mit denen das Brautpaar ausge¬

stattet wird , die Epitheta ornantia *), die in orientalischer Ueber-

schwänglichkeit als verba sesquipedalia ganze Zeilen einnehmen;

sonst weht durch das Ganze ein poetischer Hauch; es liegt darin

etwas Inniges, man möchte sagen Weihevolles, zugleich auch —

wie in den meisten samaritanischen Schriftstücken — etwas Rühren¬

des. Auffallend ist es namentlich, dass mehrere Stellen aus den

ersten Capiteln der Genesis mit hinein verflochten werden, und

darunter vor Allen der Vers (Gen. 2, 24) T^as-nN ©•'N-aty;; 'ja hy

'ilSK-nt«'] . In den rabbinischen Schriften wird diesem ferse, als

vormosai'scb , keine besondere Bedeutung beigelegt; er wird eben

nur auf die Noacbiden (n3 ''ia) bezogen, ohne allgemeingültiges

ethisches Moment; die meisten Commentatoren, Nachmanides u. A.,

erblicken darin kein göttliches Gesetz, sondern ein Naturgesetz aus¬

gesprochen, so dass der Sinn ist: Desshalb verlässt ein Mann Vater

und Mutter.

Eine Analogie zu diesem Fragmente samaritanischen Hochzeits-

ceremonials bietet ein 12 Seiten langer Abschnitt in dem Gebet¬

buche der Karäer (ü-'Nipü mbsn TiD Th. IV S. 64 — 76, Wien

1854), der D-'irn roia betitelt ist. Unter diesen „Hochzeitsbene- dictionen" sind mehrere Gedichte, die gewissermassen einen epitha-

1) Im Cusari (2, 68) wird gesagt, Abraham habe sich des Hebräischen als heiliger, des Chaldäischen als Profansprache bedient.

2) Es sind das zugleich stehende Epitbeta , die auch in anderen sam.

Schriften vorkommen, wio z. B. ^IDIN (o^^.^'-» "^X''*') '^^^Pj ilNblt, naina (Ges. Carm. Sam. p. 54 N. Memoires de l'acad. d. inseript. V. 49.

p. 16 u. 198).

(21)

Grünbaum, Nachträge zu den „Bemerkk. über d. Samaritaner". 635

lamiscben Cbarakter haben ; das Formular der Maina — die nach

Absingung dieser und anderer Gesänge vorgelesen werden soll —

unterscheidet sich von der rabbinischen zumeist nur darin, däss sie

in hebräischer Sprache abgefasst ist ; von den eigentlichen Trauungs¬

segensprüchen — 7 an der Zahl — bildet jede den Schluss einer

Reihe von Bibelversen; dem vierten Segensspruche gehen die Verse

Gen. 1, 26—28; 5, 2; 2, 18, 22. 23. 24. voran, der Vers p b»

ffliN aty bildet also den Schlussvers. Die Hervorhebung dieses

Verses ist aber insofern charakteristisch, als sich darin eine der

Meinungsverschiedenheiten zwischen Sadducäern und Karäern einer¬

seits und den Pharisäern andrerseits kund gibt. Holdheim , welcher

(in seiner posthumen Schrift nnaiNM 17:n)3 S. 43 f) wie auch Gei¬

ger, die Karäer als die geistigen Nachkommen der Sadducäer ansieht,

hebt als eine der Differenzen zwischen Pharisäern und Sadducäern

(Karäern) auch das hervor (das. p. 29. 40), dass bei den Letzteren

die Schliessung eines Ehebündnisses als ein heiliger, weihevoller

Akt, und der Vers WN aty p bs» als göttliches Gebot galt, in

der Weise wie auch Marc. 10, 4 die Bedeutung desselben geltend

gemacht wird; dass dieselben Differenzen auch in Bezug auf die

Lösung einer Ehe stattfanden, und dass mit diesen Ansichten der

Gebrauch der Karäer, die betreffenden Dokumente in hebräischer

Sprache zu schreiben, im innigsten Zusammenhang stehe (S. 55).

Dass nun die Samaritaner eine ähnliche Ansicht von dem

Trauungsakte haben, zeigt sich in Form und Inhalt der Kethubah;

dass sie aber namentlich den Vers Gen. 2, 24 als göttliches Gesetz

betrachten, ergieht sich deutlich aus der 45ten Zeile derselben

(das Ganze hat bei Wilson 50 Zeilen), in der es heisst:

172N nNI raN nN tü-'N :ny p by mni ^iz^ ^^^3 panii

.iniBNa pani

New-York 1863. März.

Zusätze.

I. An das Wort tjan (^aj-j-s--) scheint sich derselbe Kreis von

Vorstellungen anzuknüpfen wie an andere Sektennamen. Im Tal¬

mud wird damit ein Heuchler bezeichnet, wie namentlich in der

von Gesenius (Thes. p. 501) angeführten Stelle i). Gleich oüiXjj,

1) Ebenso wird Heuchelei durch MDlSn ausgedrückt. So z. B. Synh. 24 a, woselbst die Behauptung, dass in Babylonien Hochmuth und Heuchelei (n D15n) besonders häufig vorkomme, aus den Worten nTOnn "'EIDD (Zach. 5, 9) gedeutet wird. fjiD wird also im Sinne von r|:n genommen , und die Stelle auf dieienigeu bezogen, die sich den Anschein von Frommen (CTOn) gidien.

Im N. T. , wo Jo>'.- die Bedeutung Etbnicus bat , wird Heuchler durcb .-NfVM ausgedrückt — welcbes wie T'EN laO , ÜKt> HV>'. und das talmud. QiJB liaOM — eine allgemeine Bedeutung hat , und insofern vom

4 3 *

(22)

636 Grünhaum, Nachträge, zu den „Bemerhlc. üher d. Samaritaner".

oüUxi () ^- ^- bezeichnet rjin aber auch einen Menschen

von wandelbarer Gesinnung, der heute so und morgen anders handelt.

So z. B. heisst es im Midrasch (Ber. R. sect. 25 zu Gen. 5, 24),

Chanoch sei ein :]:n gewesen, manchmal fromm, manchmal gottlos

(yöl Di73yD p^ii: nwc). Ebenso wird (Midrasch zu Esther 1, 1.

Jalkut § 1044) die Stelle T\2r\ DIN '^b):)? (Hiob 34, 31) auf Abas¬

verus bezogen, der ein r]3n gewesen sei (Megillah 15b wird der¬

selbe ein pBDcn l^iz genannt). Ein Mal nämlich habe er seinem

Freunde zu Gefallen seine Frau, ein anderes Mal seiner Frau zu

Gefallen seinen Freund tödten lassen.

Wie ein Schmeichler zugleich ein Heuchler, so ist ein Ueber¬

läufer gewöhnlich auch ein Verräther und Verläumder. So werden

Abtrünnige und Angeber oft nebeneinander genannt (Buxtorf s. v.

iDU:, Grätz Gesch. IV, 113) und so war die a^^ijan raia (Grätz

S. 114. 506. Herzfeld Gesch. 2. Abth. II, 203) gegen Abtrünnige

und Verräther *) gerichtet (Zunz G. V. S. 369). Es liegt in der

Natur der Sache, dass ein t\m in seiner Eigenschaft als yiais

Versipellis, Heuchler, Schmeichler und Ueberläufer auch zugleich

ein Angeber ist. Es ist also wohl auch in diesem Sinne, dass das

Targum zu Hiob das Wort t]:n mit nübin, Delator, übersetzt, und

also nicht nöthig, dabei — wie Levy (W. B. s. v.) vermuthet —

an SrjhiTrjQ, oder — was sonst auch sein könnte — an ein syn-

copirtes Adulator zu denken. Eine Analogie hierzu bietet übrigens

anch das Wort Marrano, das im Italiänischen die Bedeutung „Ver¬

räther" hat.

Bei der Annahme, dass v^ixis»- nicht arabisch, sondern ein

Fremdwort sei — welcher Ansicht auch Dozy (die Israeliten zu

Mekka S. 189) beipflichtet — würde das spanische Marrano auch

insofern eine Analogie darbieten, als es — wie noch viele derartige

Wörter^), und wie z. B. auch span. Maisin, Angeber, ohne Zwei-

Scheinheiligen gebraucht wird, als es immer nur Rücksicht auf Menschen nimmt.

Bei der Nachbildung nqoaanoX^nrrii n. s. w. scheint man noch ausserdem an den gedacht zu hahen , der die Maske (ngoaanov) vornimmt, also ein wirklicher wtoxqnrji; ist.

1) Die jetzigeu Gebetbücher nach deutschem Ritus haben in dem betr.

Gebetstücke nur D^iitUbJi, wiihrend die sephardischen Ritualien nebstdem aueh

CiiJi haben, Maimonides ( H. Tefillah VU. 15) nennt das Gebet Dala

^^DinpiDNfl , welcbes Wort aucb in dem von ihm gegebenen Gebetsformular vorkommt (Ende des I, Th. M. Thorah).

2) So sind vielleicht unter den ipPiT bei Grätz (Gesch. V. 421) die in derselben Geschichte ( p. 12 ff. ) vorkommenden iS.>Ü^ gemeint. Es ist sehr gewöhnlich, dass derartige Benennungen — zuweilen absichtlich entstellt — iu allgemeinerem, aber immer ehrenrührigem, .Sinne gebraucht werden, wie ieh das früher (Zeitschr. XVI, 409 f.) an mehreren Beispielen nachzuweisen ver¬

sucht habe.

4 J *

(23)

Grünbaum, Nachträge zu den „BemerJck. über d. Samarilaner". 637

fei das hebr. y^hiz ist. — ebenfalls ein Fremdwort ist und dem

jüdischen Sprachgebrauch entnommen zu sein scheint. Marrano ist

wahrscheinlich das romanisirte 173U: vom Ztw. n?: (Buxtorf p. 1178),

oder — da die Marranos dafür gehalten wurden, nur zum Schein

(ni<"iM) Christen zu sein — so kann der Name aucb daher genom- c

men sein, um sie als solche (als ^yjj'j'') bezeichnen — wie-

deiTira ähnlich wie i\ir\

II. Die Form jit*ai\ i^.^ kommt auch mehrfach auf spanischen

Münzeu vor (Memorias de la r. acad. d. hist. IV, 43. Romey, hist.

d'Esp. VI, 307), ebenso bei Ideler (Hdb. d. Chron. II, 423), wel¬

cher die Vermuthung ausspricht, dass ^Ao, wie span. Cifra, bei

den Arabern in Spanien die Bedeutung Zahl, Jahreszahl gehabt.

Bei Zunz (Ztschr. f. Wiss. d. Jud. p. 159) wird dieselbe Aera

-iDSbt« NlproJ a-ina I^SJa genannt (^i«iJI iU*« bei Michaelis Suppl.

p. 1802). Das constante Vorkommen dieser Form scheint ein Be¬

weis mehr zu sein, dass dieses weder mit ^.i/o^! noch mit

^yo (Ztschr. III, 381. Abulfeda bist, anteisl. p. 152) zu identifi¬

ziren sei.

Casiri (Bibl. ar. hisp. I, 295) erklärt dieses jius mit

Michaelis (1. c.) vermuthet Identität der Wörter nsD, Hesperia

und .«»a; IEO übersetzt er mit litus vel terminus, limes. Hieran,

so wie an Michaelis' Vermuthung (No. 1173), dass das Ztw. ieo

secare, incidere bedeute, erlaube ich mir, einige Bemerkungen an¬

zuknüpfen.

niDD und 'EßTiEQtg, 'Ecntgia hat man schon öfter verglichen

(Buxtorf s. V. Zunz a. a. 0. S. 154). Es liegt der Gedanke nahe,

dass diese Benennung semitischen Ursprungs sei, die äussersten

1) Da dergl. Benennungen zumeist auf Witz und Wortspiel beruhen, so bat auch eine von Covarrubias gegebene Erklärung, wonach die Mauren ein einjähriges Schwein Slarrano nannten nnd dieser Name daber den Neubekehrten

— noch nicbt im neuen Glauben erstarkten — gegeben worden sei. Vieles für sicb. Es wäre dann wohl dasselbe Wort wie das \^)^y* der Berbern- spraehe (Venture de Paradis s. v. Sanglier). — Marrano in der Bedeutimg ,.excommunieirt", iu den Hann getban, verHuclit ^es fragt sich, ob das mit dem obigen Marrano identisch ist) stammt allerdings zunäcbst von Mitgavaf^ii , wie das aus der Formel sea anathema, marrano y descomulgado (bei Fr. Michel, hist. d. races maudites II, 48) ersichtlich ist , die der Stelle 1 Cor. XVI, 22 entspriebt. Die von Grätz (Gesch. VIH, 81) gegebene Erklärung mit TiN Din72 kann sich doch nur wobl auf das Griechische, nicbt auf das spanisebe Wort beziehen, das jedenfalls zunäclist von MaQnva9n abzuleiten ist. f Luther scheint Letzteres ähnlich zu erklären, da er es mit Maharam Motlia wiedergibt).

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