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132 mitgetheilten Aufsätze über die Samaritaner

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389

Einige Bemerkungen in Bezug auf die in diesei

Zeitschrift Bd. XI, S.730 und Bd. XII, S. 132

mitgetheilten Aufsätze über die Samaritaner.

Von

Ur. ]VI. GrAnbaiim in New-York.*)

In dem Aufsatze „der Berg des Ostens bei den Samaritanern"

(18Ö7, S. 730 ff.) findet Hr. Rabb. Rapoport es sebr wabrscbein¬

licb, „dass die Samaritaner diese Benennung des Garizim an

eine Bezeichnung im Pentateuch angelehnt, nämlich an den Vers

Deut. 33, 15 obir n'iya-i nionri oip ■'T-in Tü'jnai". Ich erlaube ... . rl-f ■ ■ - n.

mir, in Bezug hierauf noch Folgendes anzuführen.

In den Samaritanerbriefen wird der Garizim oft hloss mit

tbis rsaa bezeichnet; so heisst es (Not. et extr. XII, 165) mit

Beziehung auf das vorhergegangene ^irf^lTT'^Tt*'^^ weiter:

•^Zi-VAVpi^-^il'^^^'^^iJ^-ii^^frr; De Sacy bemerkt

hierzu, es sei dies wohl eine Anspielung auf Dbl3> ni^aa (Deut.

33, 15), wo die Samaritaner n3>aa lesen. In dem Briefe an Hun¬

tington (Eichhorn's Repertor. IX, 26) kommt ebenso der Ausdruck

vor obiy nsaan D^'^na Jw^ä-, wo letzteres wohl als Apposition

zu betracbten ist, wie es De Sacy (a. a. 0. p. 210) aucb Uber¬

setzt. Im ersten Hemistich des obigen Verses hat der sam. Text

statt •'nn, 'iTfi^ in — nicht absichtsloser — Uebereinstim¬

mung mit dem 'flT'^^f Gen. 49, 26. Auch an letzterer Stelle

liest der Samaritaner, wie es scheint, nyaa statt n'^li und übersetzt:

•AV31f 'AT^^A "TV^ •(U'^W 'Aü'i^ 'tüV '(Ti'^'^l

•^'üZV- I>a» (W^^ des Textes — so liest nämlich der Sam.

statt '"llr; -— wird hier im Sinne von „mein Berg" genommen.

Geseoius (De Pent. Sam. orig. p. 20 u. 33) nimmt nun an, dass

diese Deutung einer spätern Zeit angehöre, wie denn allerdings

die samaritanisch - arabische Uebersetzung dieses Wort, entspre¬

cbend der masorethischen Lesart, mit (j^Jl*s- und ^c.*o[^ wieder¬

giebt. De Sacy (in Mem. de l'acad. d. inscr. vol. XLIX. p. 36)

ist hingegen der Ansicht, dass es in letzterer Stelle ursprünglich

j^^JUä- geheissen, und dass die Lesarten und später ij^ls'

durch Fehler der Abschreiber entstanden seien ; — dieselbe Les-

*) Eingegangen im Mai 1860. Red.

(2)

390 Grünhaum, Bemerkungen über die Samarilaner.

nrt (Tf^^ (statt '<Tin und ■^nJ-i) hat der Sam. nueh statt in

Deut. 33, 19, wo er i^ip-; ■'-in ü^i^v liest, — in allen diesen

.Stellen mit Bezug auf den Garizim.

Dass die Samaritaner das 'i'TP ITT'^^ anf den Garizim he-

zogen , ergiebt sich am unzweideutigsten nus einer Stelle der

sam. Cbronik Abülfatli's (Paulus,' neues Repertor. I, 128), wo

dieser Passus als einer der Beweisstücke angeführt wird, dass

Garizim die liLiblah sei: äS==jJ ^ LT |*iAfii| J.*^ bUL« ^

Dass der Samaritaner aber das Oip in der Uebersetzung

beibehielt, und nicht wie Num. 23, 7 mit '^v'p'T^i} (W^t^ wie¬

dergab, erklärt sich wobl daraus, dass onp in der Bedeutung

des Vorweltlichen, von Alters her (LXX: uq/J^i;, Aquila: ugy/i-

d-iv) einen ehrwürdigem und erhabneren Sinn gewährte, als die

geographisch-enge Uebersetzung des Syrers '). Liess man das

Wort in seiner Ursprünglichkeit, so gestattete die Vieldeutigkeit

des DTp dazu noch eine umfassendere, mehrseitige Auslegung,

und es ist das analog dem Verfahren des Onkelos, wenn er, wie

Geiger (Urschrift S. 457) bemerkt, das OTp Gen. 11, 2 mit

Nn^aip wiedergiebt. — Bei dem begrifflichen Zusammenhange,

der jedenfalls zwischen Dip ((*^>) "nd b^p (J^ä) besteht, darf

man vielleicht auch voraussetzen, dass die Samaritaner, wenn sie

nur einigermassen mit der jüdisch-hagadischen Deutungsweise

vertraut gewesen wären, niclit ermangelt bätten, oip mit jCL»

in Verhindung zu bringen, und so aus der Schrift die Bestim¬

mung des Garizim als ^iblah herzuleiten. In weniger erzwun¬

gener Weise deducirt der von Schnurrer (Eichhorn Rep. XVI. 169)

angeführte sam. Commentator aus dem von Jacob gebrauchten

Ausdrucke „mein Berg", dasa Garizim die Kihlabsei: lA>kc\ \j>.f)

.oifu in j-fA. tjJLiiJ ^j ^c.i\ nbna ^ ^

So sind die Samaritaner bemüht, nicht nur diese verschie¬

denen HT'^^ soudern auch aodere Stellen, in denen ein heiliger

Berg vorkommt, so zu deuten, dass darunter der Garizim zu

verstehen sei. Bs liegt nun nahe, wie Gesenius (a. a. 0. p. 30

N. 139 u. p. 33 N. 143) bemerkt, dieselbe Tendenz auch darin

ausgesprocben zu finden, dass die Sam. das n^nü (Gen. 22, 2)

1) Ob übrigens di« syrische Uebersetzuog in tendenziösem Sinne zu nehmeo sei, dürfte wohl fraglich sein; die Analogie mit dem anderen

Dip lag doch ziemlicb nabe. Aoch die jüdisch-spanische Bibelöber-

selzong, der doch schwerlich Jemand eine polemische Tendenz UDler^cbleben wird, Tasst das D"Tp in demselben Sinoe auf, und übersetzt: Y de cabo de montes da Oriente.

(3)

Griinbaum, Bemeikungen über'die Samarilaner. 391

'^/i'^^'ü lesen und mit ^fAHT"^^ übersetzen, und dem ent¬

sprecbend in der samarit. Cbronik bebaupten, dass sowobl nach

ihrer, wie nach der Juden Ansicbt der heilige Berg ein hober,

ansehnlicher, weithin sichtbarer Berg sein müsse (g^<Li, JLe J-a>).

Auf diese Ableitung des Namens Moriah vom „Sehen, Schauen"

(nTn, HNij ist aher, wie Gesenius bemerkt, im Texte selbst —

sowobl Gen. 22, 14 als auch 2 Cbron. 3, 1 — die Anspielung

enthalten, und ähnlich dem spcctabilis, altus, nehmen Sym¬

macbus, Aquila und die I>XX das Moriah im Sinne von erhaben,

weithin sichtbar, yij xu-tu(iuvi'iC , v^jr^Xri, also von riNn. Bei Letz¬

teren aber ist nicht wohl vorauszusetzen, dass sie — vielleicht

mit Rücksicht auf den alexandrinischen Tempel ■— ein beson¬

deres Interesse dabei gehabt, die Identität zwischen diesem, durch

Abraham geweibten, Moriah und dem Af^iogiu (wie die L,\,\ 2.

Cbron. 3, 1. lesen) aufzuheben. Das Bestreben der Samaritaner,

ibren Garizim zu verherrlichen , giebt sich sogar iu der Form

des Namens kund, den er bei ihnen führt. Der Sam. übersetzt

das biblische ba-'J in mit ZfiOTV '^tV> lässt aber Dn^iJ -»n

unverändert, und bekanntlich wird von den Samaritanern letzteres

iminer als Ein Wort geschrieben, um das canonisch-biblische Ge¬

präge nicht zu verwischen. Auf diese Weise ist der Name

l/iQyuQtuv bei griechischen Schriftstellern entstanden (Gesen. 53

N. 181)- Auch unter dem Mons Argaris hei IMinius — hist. nat.

V, 14 (13) — ist wahrscheinlich der Garizim zu verstehen. Es

wäre wobl möglich, dass durch samaritanische Scbriftsteller —

zu denen vielleicht auch Theodot gehört, der die „W ovQfu /piyo «"

Ebal und Garizim poetisch schildert (Euseb. pr. ev. l-\, 22) —

diese Form des Namens auch in weiteren Kreisch Eingang ge¬

funden. Dieselbe Verschmelzung der Wörter i.-: und on^ina zu

Einem Eigennamen zeigt sicb auch in dem Dn-iiJ in der

obigen Stelle (auch bei Abülfath kommt diese Form ein Mal vor)

statt des gewöhnlichen f,ijij^ J.*.»- oder

.Anknüpfend an den Berg Argariziin und nn das JLc J>a.^

erlaube ich mir einen Uebergang zu dem Aufsätze des Hrn. Dr.

Geiger „Zur Theologie und Schriftcrklärung der Samaritaner"

(Ztschr. 1858 S. 132 if.) und einigen damit in \erbindung ste¬

henden Stellen der „Urschrift". Der A^yugiUv kommt nämlich

auch in einer, vom Polyhistor Alexander angeführten Stelle des

Eupolemos vor (Euseb, I. c. IX, 17), die von Movers (Phönizier

1, 557) erwähnt wird. Eupolemus erzählt von Abraham , '%ivi-

a^rjvut Tf avTOv vnu no\twg itgov 'Agyngi^ir, d tlvat fud^igfirj-

tivüfuvov ogog vif/iaxov. Movers vermuthet, dass Eupolemus ein

Samaritaner gewesen ■); ganz in samaritanischem Sinne ist jeden-

1) Es ist wolil derselbe Eupolemus, der nebsl Theodol u. A. von J«- sepbus (c. Apion. 1, 2.^) erwiibnt wird. Uaebuc, II, »'21; C. .Iliillcr, rr;i|!- menta bisl. graec. III, 20Ö.

(4)

392 Grünbaum , Bemerkungen über die Samarüantr.

falls die Verbindung des Salem (Gen. 14, 18) mit dem Argari-

zim, und die Deutung des letzteren als ,,Uerg des Höclisten",

Wie so sicb diese Deutung rechtfertigen lasse, und uh derselben

vielleicbt eine Verwechselung mit O'^-n? zu Grunde liege, kann

gleichgültig sein; als wichtiger erscheint, dass Muvers an diese

Stelle, so wie an eine ganz ähnliche des Marinus (in Photius

bibl. cod. 242, p. 345 'ed. Uekker) die Behauptung knüpft, die

Samaritaner hätten D.ffi (Gen. 33, 18), übereinstimmend mit der

Septuaginta, als Eigennamen aufgefasst und demgemäss übersetzt.

Geiger ist der entgegengesetzten Ansicht, dass nämlich den Sa¬

maritanern der Satz: cs kam Jacob nach Salem, einer Stadt Si¬

chems, sich in „cs kam Jacob friedlich nacb der Stadt Sichem"

verwandelt habe, und dass sie demgemäss oibis satt Dbu lesen.

Diese Textesänderung spricht allerdings zu Gunsten dieser An¬

sicht, auf der andern Seite aber ist es auffallend, dass die Sam.

in der Uebersetzung, wo sie doch freier schalten konnten, diese

Erklärung von DblS nicht deutlicher ausgedrückt haben. Die Ueber¬

setzung lautet nämlich : ^li^^^-AlTT^P'^i'^-SP NZirfZAV^

und bei unbefangener Betracbtung derselben ist man geneigt,

Movers beizustimmen, dass obu) Eigenname sei. Ueberhaupt ist

nicbt einzusehen, wozu denn die gewaltsame und ungrammatische

Aenderung in D'lbuf (satt Dibuia) nöthig gewesen, da 0:*.U in der

Bedeutung „wohlbehalten, sanüs et salvus" obne alle Noth das¬

selbe ausdrückt. Hs scheint demnach , dass gerade die Sama¬

ritaner dieses obu; als Eigennamen auffassten. Bekanntlich exi¬

stirt nocb jetzt ein Dorf dieses Namens unweit Sichem, ebenso

kommt in der von Kirchbeim (Karme Schomron S. 23) erwähnten

Stelle des jerus. Talmud ein samaritanisches Dorf Dbto vor. War

also das Salem Jacob's eine Stadt Sichems , so war dann auch

das Salem des Melcbizedek, das durch Abraham geweihte, eben¬

falls das samaritaniscbe Salem, und nicht Jerusalem. Denn dass den

Samaritanern daran gelegen war, das Salem Melchizedeks sich

selbst zu vindiziren, das ersieht man aus den Stellen des Eupo¬

lemus und Marinus; unterstützt wurde aher diese Tendenz eben

durch die Annahme, dass Jacob „nach Salera, der Stadt Sichem's"

gekommen sei. Eben desbalb zog, wie es scheint, die jUdische

Partei die andere Deutung vor, obw nicht als Eigennamen, son¬

dern als Adverbium zu erklären ; Geiger weist selbst nach (Ur¬

schrift S. 234), dass die talmudische Tradition und sämmtlicbe

spätere Brklärer das Wort Dbu; in diesem Sinne aufgefasst, was

eben nur zum Beweise dienen kann, dass die Juden — im Gegen¬

sätze zu d«n Samaritanern — Salem nicbt als Stadtnamen ge¬

deutet. — Dieser Gegensati zwiscben der sam. Deutung des

ObV als Eigennanen und der jüdischen — als Adverb — liesse

sich vielleicht auch aus der von Geiger (Urschrift 234) ange¬

führten Stelle über das He locale beweiseb. Es ist wohl erlaubt.

(5)

Grünbaum, Bemerkungen über die Samanilaner. 39'1

diese inelirt'ucu vurKommende Controverse') so autzufassen, uu...

aie sicii auf melirere liibelstellen bezogen. .Auffallend ist es nun,

wie Kircbbeiin ( K. Scb. p. 31) bemerkt, dass bei dem Vorwurfe

über die Niclitbeacbtung des He locale gerade drei Beispiele ge¬

wählt werden, auf welche dieser Vorwurf nicht passt, während

doch unzählige nndere zu Gebote standen. Zwei dieser Bei¬

spiele nnSO, m'yiü gehen aber gerade der Salemstelle vorher

(Gen. 31, 16 und 17). Nimmt man nun an, dass sich die Con¬

troverse auch ein Mal um die Deutung von obu; gedreht, so führt

der Opponent mit Recht die heiden Ortsnamen on, die dem Salem

vorangehen ; wenn letzteres ebenfalls ein Ortsname wäre, so

müsste es, wie seihe Vorgänger, ein n - oder b baben und nobia

oder Obiüb lauten. Diesen Vorwurf konnte aber der Kuthäer

nicht zurückgehen, dass nämlich nach der anderen Deulung hei

DSttJ T"* ebenfalls die Präposition fehle, da das He locale oft

weggelassen wird, wenn zu dem Eigennuwen irgend eine Orts¬

bestimmung wie Stadt, Land, Wüste, Berg hinzutritt.

Der samaritaniscbe Text hat an vielen Stellen ein 1 oder ^

wo es der hebr. Text nicht hat, und dies ist sogar an einigen

Stellen der Fall, wo es die Aussprache modifizirt (Gesen. I.e. §9),

und so liesse sich auf diese Weise vielleicht auch die Aenderung

in DibuJ erklären; aber trotzdem, dass die Sam. wahrscheinlich

auch in alter Zeit die Vocale nicbt streng unterschieden, und

trotz des Photacismus (wenn man dieses Wort, nach der Ana¬

logie von Itacismus gebrauchen darf) der in ihrer jetzigen Aus¬

sprache vorherrscht, ist der Unterschied zwischen Dbii) und Dlbu)

doch zu gross, um ihn in diese Rubrik zu stellen. Minder ge¬

zwungen wäre vielleicht die Annabme, sie hätten ihr Salem dess¬

halb in Scbalom (aber immer als Ortsnamen) verändert, um Sa¬

lem zugleich als Friedensstadt erscheinen zu lassen — wie eine

äbniiche Deutung Hebr. 7, 2 und hei Philo (leg. all. H, 57) vor¬

kommt — uud ao die alte Deutung von „Jerusalem" als „Stätte

des Friedens" auf ihre Stadt zu übertragen. — Wenn man aber

aucb annehmen wollte, dass der sam. Text vielleicht eine andere

Tendenz gehabt als die Uebersetzung, und dass oibu} «irklich

„friedlich" bedeute, so liesse sich diese mangelhafte Interpolation

statt des einfachen bblU „wohlbehalten" höchstens damit recht¬

fertigen, dass bei D^bt^ — im Gegensatz zu dem doppelsinni¬

gen obis — diese Bedeutung entscbieden und unzweideutig her¬

vortrete.

In der erwähnten Stelle des Eupolemus findet Movers ferner

ein Anzeichen fdr die Ricbtigkeit seiaer Behauptung, dass die

Samaritaner „den israelitischen Jehova zugleich in Verbindung

mit dem phönizischen BIjoo oder vrptOTOS verehrten". Geiger

(Urschrift S. 33) ist der Ansicht, dass p^b» als Beseichnung

1) A(. de Russi, M. E. c. 56 p. 275. Wieoer Ausg.

(6)

Grünbaum, Bemerkungen über die Samarilaner, 394

Gottes einer spätern Zeit angeliöre und scheint die Steile Gen.

U, 18 ff. — welche Ewald') für die älteste Urkunde hält —

als spätere Einschiehung- zu betrachten, üie vun Geiger (S. 33 N.)

erwähnte plautinische Stelle würde nun für das Vorkommen eines

'JT'ry überhaupt nicbts beweisen, da dort nur von den Superi im

.Allgemeinen die Rede wäre; wohl aber spricbt der 'E'uavv in

der bekannten Stelle des Sanchuniathon (in dem philonischen

Fragment Euseb. pr. ev. I, 10) für das hohe Alter dieser Itenen-

nung. Dieser 'EXioüv erscheint — nacb Hinweglassung der eu¬

hemeristischen Färbung — als der Erzeuger des Uranos und der

G& , und dies erinnert an den eigenthümlichen .Ausdruck

7"it;j Ü-'TZT das dem frbs (Gen. 14, 20. 22) als Epitheton bei¬

gelegt wird. Nicht mioder scheint sich dieses Eljon in manchen

Eigennamen erhalten zu liaben ; so findet dasselbe Jos. Scaliger

(im .Appendix zu L. de emend, temp.) in den Namen Pygmalion

und Ahdalonimus wieder, und ähnlich Movers (I, 224, 613. En¬

cyclopädie, Phön., S. 383). Dasselbe Eljon liegt vielleicht auch

noch anderen Namen zu Grunde: dem AßtXi'ov (]T<by3N?), dem

Namen der Sonne bei den Creteosern (Hesych. s. v.); dem-Na¬

men Deukalion, wie bei Lucian (De dea Syr. 12.) der Gründer

des hieropolitanischen Tempels und anderweitig der Sohn des

Kretensischen Minos genannt wird. Für den Namen eines an¬

deren Sohnes Minos', NrjqtaXlcov , lässt sich nun allerdings ein

griechischer Ursprung nachweisen 2), nber bemerkenswertb er¬

scheint es immerhin, dass diese Endung, wie es scheint, zumeist

da vorkommt, wo sich ohnediess phönizischer Einfluss nacbwei¬

sen lässt, nicbt nur bei Personennamen, sondern aucb bei geo¬

grapbiscben Namen, wie z. B. hei den Vorgebirgen (diese wur¬

den bekanntlicb oft nacb Göttern benannt) Idalion und Pedalioo

(Strabo XIV. 682 Cas.),

Die Benennung Gottes als •fvbv, vV/iaro;, scheint jedenfalls

uralt tu sein; was aber das häufige Vorkommen des „viptarog"

in den Apokryphen betrifft (Urschrift S. 33), so bemerkt dieses

auch Daehne (Gesch. d. alex. Rel. phil. II, 120) in Bezug auf

das apokryphische Buch Esra. Daehne erklärt dieses vy/iaiog

als in Einklang stehend mit der versöhnlichen Stellung, welche

die Alexandriner dem Heidenthume gegenüber einnahmen, wonach

ihr Gott der höchste nnd vollkommenste war, welcbem die üb¬

rigen alle als dienende Kräfte unterworfen waren — eine An-

1) ticsch. d. V. Isr. I, .S61 , 1. Aull. [2. A. I, S. 400, vgl. S. 73 u.

401. Dsss das alonim bei Plautus und in dem Namen Abdaioaimas

gar uicht dem ll^b? entspricht, sondern dem D^Vn der grossen Inschrift von Sidon , wie jetzt noter uns wohl frslsleht, war dem Vf. obigen Aufsatzes nocb niclit geläufig. Red.]

2) Sonst wäre man geneigt, aurh das vijfäXiov genannte Opfer aaf semitiscben l'rsprung zuriickzuTühreD.

(7)

Grünbaum, Bemerkungen über die Samariianer. 39t5

sieht, die nach Daehne's Meinung (II, 69) sicb auch in der Auf¬

fassuog der beidniscben Götter als Saifiövta kund giebt. Eiue

versölinende und vermittelnde Ricbtung giebt sicb nun aller¬

diugs auch in der Uebersetzung des O^nV^ Ex. 22, 27 mit

&toig kund, aber im Allgemeinen beziebt sicb die Ehrfurcht, die

die Alexandriner den Göttern der Heiden zollen, nicht auf die

heidnischen Götter, d. h. auf die von den Heiden verehrten Göt¬

ter'), sundern auf die göttlichen Wesen, die Engel, die man

sich gleichsam als Schutzgötter der übrigen Völker dacbte °),

wie das aus der Uebersetzung der Stelle Deut. 32, 8 hervorzu¬

gehen scheint (Daehne II, 62). Jedenfalls aber erklärt sicb aus

der Annahme dieser göttlichen Wesen das späterhin so häufige

vxjjiatog, und so wie Letzteres Deut. 32, 8 in Bezug auf die

1) Wenn Daehne annimmt, dass Pbilo noch keine böseo Engel gekannt,

und dass auch unter den Sai/iövta der LXX keioe böseo Wesen zh ver¬

stehen seien , so scbeint dieses oicbt ganz richlig. Pbilo sagt (De Somo.

455 ed. Col.), doss die Engel der Schrift dieselbeo Wesen sind, welche die Pbilosopben Sai/iovet nennen ; so wie aber die Menscben (oi nokXei) gute

und böse Dämonen annehmen , so giebt es aucb gule und böse Engel (De

Gigant. 222). Die LXX Uberselzen das hebr. 0^?^^K nur an einer Stelle

— Ps. 96(95), 5 — mit Sat/iövia, sonst immer mit eiSaiXa und ähnlichen Ausdrücken, und zwar nicbl nur da, wo eotschiedeo von Götzenbildern die Kede ist, sondern aucb in 1. Cbron. 16, 26, der Parallelslelle zu> Ps. 96, 5;

dass sie aber unter diesen Satfiovia böse Dämonen verstehen, ergiebt sich wobl daraus, doss sie auch D'^'IW (welcbes Wort in der Miscbna als syno¬

nym mit 7^P.*^^> '"^ Scbädlicben, vorkommt) mit Sai/i6via übersetzen, so wie aus dem Sai/iöviov fiearjfiß^tvöv Ps. 91(90), 6. An letzlerer SteUe veranlasste sie wohl der Gleicbklang von 1412)^ und T123 zu dieser Ueber¬

setzong, währead die jüdischen Paraphrasen aucb das ''l^ltt 3^.]? Deut.

32, 24 als Bezeicbnung eines Dämons nehmen. (Der Talmud unterscbeidet sogar diese beiden 3C3p als einen vor- und eineu oachmitläglicben Dämon.) Auch der Sam. scheint dieses 0^1^*173, wie er liest, im Sinne von Rebellen, d. b. Dämonen zu nehmen, and es 'wäre also nicbt nöthig, statt desseu Drills zn leseo , wie Geseoius (De pent. Sam. p. 44) meint.

2) Diese, aucb vielfach in den jüdiacheo Schrifteo vorkommende Vor¬

stellung, dass die Engel über die Völker als deren Fürsteo (litt) gesetzt seien, stützt sicb, wie es scheini, zunächst auf den bei der Spracheoverwir- rnng (Gen. 11, 7) gebrauchten Pluralis. (T. Jonathan z. St. u. zn Deut.

32, 8; Jalkut Gen. c. 8). 70 siod die Völkerstämme, uod 70 Engel steigen hernieder. Ao , diese Vorstellung von den 70 Völkern und Zungen (70 sind auch die Nachkommen Jacobs) und der ursprünglich einzigen hebräischen Sprache knüpft sicb zugleich die Idee von der Erhabenheit der lelzterea vor ,den übrigen 70. „So wie Gott" — sagt Becbaji zu Geo. 11, 9 — „der

Gott der Götter, der Höchste (]1^i9) unter AIl^o ist, so ist auch die bebr.

Sprache über alle andern erbabeo." Der Gegensatz zwiscben der „lingua della grazia" uod der „liogua della eonfusione" findet sicb auch bei Dante ausgesprochen (De vulg. el. I, 0), der hierin wobl deo KW. folgt (Ori¬

genes bomil. in Num. XI, o. Gels. 5, wo 01(30 — Gen. II, 2 — allego¬

risch geoommeo wird). Mit .der hier ausgesprochenen Ansicbt steht eioe an¬

dere, auch von De Rossi — c, 56 — erwähnte Slelle Dante's (Parad. 26, 124), die einer spätera Zeit angehürt, allerdings io Widerspruch.

Bd. XVI. 26

9

(8)

396 Grünbaum ; Bemerkungen über die Samaritaner.

Völker und die Bngrel [äyyfhov Siov) gewählt zu sein scheint,

(auch D'"nVN übersetzen die LXX oft mit Engel, wie I's. 8, 6.

97, 7. 138, 1), so ist das rubs und ^■»STby des Daniel durch

den daseihst (Dan. c. 10) vorkommenden i\a , Engelfürsten, und

das vrptoTog des Sirach durch das r)yovf.itvog (Sir. 17, 17) bedingt.

in Bezug auf den Gott yi^^bs bemerkt Movers ferner (a. a.

0. 558): ,,Die Samaritaner können daher auch von dem Tempel

auf Garizim sagen , dass der Gott, dem er geweiht war, keinen

Namen führe, und nennen ihn (Jos. antt. XII, 5, 5) uy<i)vvf.iov tv j(ü rapit^ilv Xiyoftiviit OQti Itgör. Es ist daher sehr wahrschein¬

lich, dass sie den Cultus des unbenannten Gottes von den nnter

ibnen angesiedelten Sidoniern erhielten, und damit den Eljon des

Melcbizedek verglichen." — Geiger, immer von der Ansicht aus¬

gebend, dass die Benennung einer späteren Zeit angehöre,

führt (S. 34) dieselbe Stelle des Josephus an, und bemerkt dazu:

„Sie (die Sam.) mochten sich für sich mit dem Gleichklange mit

'VbS beruhigen, und dennoch den Griechen gegenüber den Scbein

bewahren, ala ob sie ihren Tempel dem Griechengotte weihten,"

Wäre nun, wie Movers meint, der sam. ]Tb3> ein ganz anderer

Gott als Jebova, so hätten Jie Samaritaner in ihrem Briefe an

Antiochus darauf gewiss mehr Nachdruck gelegt, und auch Jo¬

sephus, bei seinem Hasse gegen die Kuthäer, hätte diesen Um¬

stand mehr hervorgehoben. Josephus sagt aber im Gegentheil

ausdrücklich, dass die Samaritaner sich vnn Herzen dem Cultus

des wabren Gottes, d^tev fitylaiov, gewidmet (auch iu diesem,

jedenfalls unbiblischen fxtyiaxoi; liegt, wie in vipiaxog, ein Anklang

an xvdioTog f^iyiaxog und mehr noch an das römische Optimus

Maximus). Es ist also wohl anzunehmen, dass unter dem ö.vili-

■vvfxov itQov der dem Jehova geweilite'Tempel gemeint gewesen sei.

Dieses uv<))vvi.iov \tQ!)v erscbeint aber nach einer anderen Seite

hin als nicht unwichtig. Wie immer es auch mit der Richtigkeit

dieses Briefes an den „göttlichen" Antiochus beschalfen sein mag

— nach Josephus wäre Antiochus auf dieses Gesuch eingegan¬

gen, was der Stelle 2. Macc. 6, 2 widerspricht —, so viel ist

gewiss, dass Josephus den Ausdruck M.vu)vvf.tov ttgov nicht ge¬

braucht hätte, wenn nicht eine Berechtigung dazu vorhanden ge¬

wesen wäre. Dieser Ausdruck scheint jedenfalls zu beweisen,

dass damals die Samaritaner, zum Unterschiede von den Juden,

den Namen Jehova's nicht aussprachen. Sie konnten also, an¬

scheinend mit Recht, auch den Unterschied hervorheben, dass

der Gott ihrer Väter ein anderer sei als der der Juden: der

Gott der Juden heisst Jehova, unser Gott ist namenlos.

Dass Gott namenlos sei, ist eine von Philo mehrfach ausge¬

sprochene Ansicht, Selbst wenn es Philo nicht deutlich sagte,

so könnte man es aus anderweitig geäusserten Meinungen des¬

selben scbliessen, so z. B. aus der Stelle (De leg. alleg. 1, 43

ed, Colon.}, wo er sagt, dass Adatn sicb selbst keinen Namen

(9)

Grünbaum, Bemerhungen über die Samaritaner. 397

geben gekonnt, weil er sein eigenes Wesen nicbt erkannt. Dieser

Satz, der wobl mit der pfatoniscben Vorstellung von der boben

Bedeutung des Naniengebens (Cratylus 388 ff.) zusammenbängt,

lässt wobl den Sciiluss zu, dass Gott, dessen Wesen, nach Philo,

üher alle menschliche Begriffe erhaben, der unerfasshar ist, auch

namenlos sein müsse. Philo sagt es übrigens ausdrucklich (Daehne

I, 138 f. II, 25): Von Gottes Wesen können wir uns keine

Vorstellung machen, darum giebt es keine Benennung für ihn.

In ähnlichem Sinne ist bei Proclus (De tbeol. Plat. II, 6. 11)

Gott uyrmaxoi xui a^otjiog. Der Uebergang von diesem uQQTjxog

als unerfasslicb , unaussprechlich (ineifahilis) zn der anderen Be¬

deutung im .Sinne von urtxifwvrjxog, d. h. znr buchstäblichen Auf¬

fassung des Begriffes „unaussprechlich" liegt nahe — ganz so

wie umgekebrt Isidor (Orig. 7, 1) das arfxtpiitvTjtog des Hiero¬

nymus — irrthümlich zwar — in der Bedeutung von a'pojjrof

als „unbestimmbar" (indefinissable) auffasst. In der That wer¬

den auch von Philo (Daehne I, 150) beide Ansichten in Zusammen¬

hang gebracht: Für Gott giebt es keine adäquate Benennung, und

darum ist auch das, was wir als Gottesnamen betrachten, Jehova,

nicht auszusprechen'). Der Widersprucb, der eigentlicb darin

liegt, dass Jehova nicht als eigentliche Benennung Gottes und

dennuch für unaussprechbar gilt, mag vielleicht die Ursache sein,

dass Philo dieser Ansicht nicht durchaus getreu hieibt; wie dem

aber auch sei, so gehört diese Vorstellung von der Namenlosig-

keit Gottes nicht Philo allein, sondern, wie Daehne nachweist

(II, 28), der alexandrinischen Schule überhaupt an. Allerdings

wird in den bekannten Stellen — Ex. 3, 15. 6, 3 — Jehova

als der Name Gottes erwähnt, und der Beginn eines neuen Got-

1) Diese Aüsiclit I'hilo's gehört wohl auch zu den „slillschweigenden- Cilaten" (Daehne, Encyclopiidie. Art, Philon) bei manchen Kirchenvätern.

Sie tindei sich bei Clein. Alexandr. (Strom. V, 12. 13.) mit Ankaüpfung an eine Slelle des Timaeus ('^8. C), bei Dionysius Areopag. (De divi = nom.

C. I, § 24 ff.); bei Iclzlerein, ähnlicb wie bei Philo (De nom. mutal. p. 8tO eil. Colon.) rait Anlehnung an das Woft "NSD, ^nvfiaazov (Jud. LS, 18), eine Deutung, die besser noch zu der jüdischen Erklärung dieses Worles (nOTDSl NboiO) passen würde. Ebenso ernähnen die Namenlosigkeit Golles Lactantius (Dc falsa rel. I, 6, 5.), Minucius Felix (Ocläv. p. t4) u. A. Jus¬

tinus Martyr. (Apol. II, 6, ad Gr. cohuM. 20.) entwickelt die IVaitienlosigkeit Golles in anderer Weise, und sagl von den Benennungen y^soe, xv^iot n. a.

,,ovx bvo/jtaxd iaxiv, dXX ix tdiv eiinotiwv xai i'^jyrav TTQoe^^josts — eine Ansichl, die sich äbnlich im Midrasch (Exodus Rabba) ausgesprochen findet

(^<'^p3 ^B^). Nicbt minder isl dieses eine der philonischen

Ideen, wie sie bei Campanella und Cardanus (De Sublilitate I. 21) vorkom¬

men. Wenn Ersterer gleichzeitig sagt, dass man eben so gut Gotl jeden Naincn beilegen könne, so findet sich aucb diese Ansicht bei Dionys. Arcop.

(o. a. 0.), der das [Eyoi et/it 6 aiv im Sinne von to ov auffasst. — Von den Erklärern zu Justin (ad Gr. cohort. 20) wird als Parallele auch das nolvcö- vvftos des Arisloteles (Münk, guide des egares c. LXI. N.) angeführt.

26*

(10)

398 Griinbaum, Bemerliungen über die Samarilaner.

tesDamens ') durch den poetischen Parallelismus der Stelle

Ii lib ■'13t nil üh'sh ""ölB noch hesonders hervorgehoben ; die Alexandriner aber betrachten trotzdem „Jebova" nicht als eigent¬

lichen Gottesnamen, sondern nur als einen Namen für den Ge¬

brauch der Menschen, und sie übersetzen deshalb, wie Daehne

meint, das Wort Dryb (statt des gewöhnlichen tig tov uiüva, wo¬

mit aucb in der ganz äbniicb lautenden Stelle Ps. 135, 13 das

Dbi7b übersetzt wird) mit almvtov , d. h. weltlich, saeculare.

(Auch die jüdische Tradition findet in diesem obs'b, das sie

Obyb liest, zugleich eine Andeutung auf die Gebeimhallung des

göttlichen Namens, so wie sie in deiA doppelten Ausdrucke ^nu)

und "ilST den Dnterschied des geschriebenen von dem gesproche¬

nen Namen angedeutet findet.) Die Stelle : 'Eyd tl^ii o wv, wie

die Alexandriner Ex. 3, 14 übersetzen, wird in dem Sinne ge¬

nommen, daas Gott nur das Sein und nicht das Benanntwerden

zukomme '). — Auch dem allerdings sehr schwankenden Gebrauche,

1) Bekaootlicb im Gegensalze zu ^1123 (Ex. 6, .1), Letzteres scbeint

mehr eine partielle Bedeutung zu baben — von IIU) oder IIU) — wie es

denn zuweilen paronomastisch mit lUi verbunden vorkommt, und wie na¬

mentlich das ^'Ti3S__Ruth 1, "20 zu beweisen scheint. Eben dieser speziellen Bedeutung wegen konnte diese Bezeichnung vielleichl allen Semilen ange¬

hört haben. So erkennt Jos. Scnliger (Vel. graee. fragm. sei.) dasselbe W ort

in dem bei Sanchuniathon erwähnten Sndid, mit welchem letzleren Ge¬

senius (s. V. TIU)) und Movers (I, l44; 657) vergleichen. Jeden¬

falls aber dürfte von diesem Sadid das Wort D^l^. abzuleilen sein. Es würe dann dieselbe bekannle Wandlung des Begrilfes wie von Deva (Lassen, ind. Alt. I, 524 u. 755, Bopp vgl. Gr. I, 1257) in Daeva, ^jO, |a,j (Mt. 9, 33. Joh. 8, 48 elc.) entsprechend dem Snifioviov , und wie sie das Wort Saifiiov selbsl darbielel. Dass dergleichen Nüancirungen des Begriffes nicht nur nacheinander, sondern auch nebeneinander vorkommen, zeigt sieb an dem litauischen Deiwes, das, wie Schleicher (Liluanica in Abhdlg. d. k, k, Akad. 1853, XI, I) sagt, böse Geisler bezeichnet, während das von Bopp

uod Lassen erwähnte Diewas dem ursprünglichen S. Devas enlspricht. —

Spiegel (Avesta I, 9) vermulhet eine ähnliche L'rsache bei der Wandlung von Ahura in Asura. Einem ähnlichen Gütlergeschick ist es wohl auch zu¬

zuschreiben, wenn Ormuzd , füim ()V*iOj001 , j^j^ Lorsbacb Archiv

II, 282, 258) im Talmud als Sohn der Lililh, d. Ii. als ,,Scbed" vorkommt.

(Daas mit T'Jann nichl Hermes — U21a^)01 — gemeint sein könne, wie

Musafia meint, ergiebt sicb daraus, dass dasselbe Wort auch als persischer Personenname (Hormusda) vorkommt , so wie dass es in dem Ausspruche eines Magiers als Gegensatz zu Ahriman erwähnl wird, l'ehrigens scheinen diese beiden Namen Ormuzd u. Ahriman ein Schwanken der Lesart erzeugt zn haben — Aruch ed. Lemberg I, p. 121. Ein handschrifllicber Aruch der Wiener Hofbibliolhek halt statt T'Ölin, rT'Olin das am Rande in ]'Ö*T)n emendirt isl.)

2) tp fiövif Ttföseart iq elvat (De vita Mos. 476). Es erinnert dieser Aosdruck an Plain's : tj; Se to faxt fiövov xarä löv allTj&ii Xöyov nfos-

(11)

Grünbaum, Bemerkungen über die Samarilaner. 399

zu xvQiog keinen Artikel hinzuzufügen — wns selbst da der Fall

ist, wo der bebr. Text ]nNn bat — dürfte vielleicbt die Absicht

zu Grunde liegen, diese Benennung als xX-^atg oixda — wie die¬

ser Ausdruck in Verbindung mit ovoi.itt alcüvtov bei Philo De

Abrah. 280 vorkommt — als individuelle Bezeichnung von dem

Gattungsnamen o xvgios zu unterscheiden').

Diese Anonymität gehört mit zu der mebr spiritualistischen

Richtung einer spätern Zeit. Betrachtet man überhaupt die spä¬

teren Benennungen Gottes, so ist wobl nicht zu verkennen, dass

sich in denselben — im Gegensatze zur Idee individueller Per¬

sönlichkeit, wie sie dem biblischen Jebova zu Grunde liegt —

mehr eine Ricbtung zum Unpersönlichen, Abstrakten, Universel¬

len kund giebt. Während sich mit der Benennung Jehova die

Vorstellung streng partikularistischer Nationalität verbindet, liegt

in dem „v\ptaTog" (welcher Ausdruck nuch im N. T. mehrfach

vorkommt) eine gewisse universelle Tendenz. Der metonymische

Ausdruck D'>n\Ü, der scbon Dun. 4, 23 vorkommt, das ovgavoe

des N. T., iiat ebenso eine abstrakte Färbung; diese Benennung,

weicbe zunächst wobl der damals mehr ausgebildeten Engellebre

ihren Ursprung verdankt, erinnert unwillkürlicb an die umschrei¬

benden Ausdrücke für die majestas imperatoria der byzantinischen

Zeit. In diese Kategorie gehört auch ü'\pü, der „Ort". Die

jüdische Haggada deutet das in mebreren Bibelstellen (Gen. 28,11.

Ex. 33, 21) vorkommende (^Ipn, übereinstimmend mit Pbilo (De

Somn. 447, 460. De conf. ling. 266) als Bezeichnung Gottes

(nur dass die Haggada in ihrer Weise sich zugleicb an die ana¬

logen Ausdrücke ]isa — Ps. 90, 1 — und rrjba — Deut. 33,

27 — anlehnt), und dieses dpa ist ein — namentlich in der

Mischna bäufig vorkommender — stehender Ausdruck für „Gott".

Dieses rönog, das räumlich wohl dasselhe ausdrückt, was o üv

in Bezug auf die Zeit, trägt nicht minder das Gepräge des Un¬

persönlichen und Abstrakten. Auf der andern Seite ist es auf-

ijKet (Tiffl. 3d). Die an letzterer Slelle ausgesprochene Aosiebt dörfte viel¬

leicht der Grund sein, wessbalb die LXX das M^TTN nicht wie Aquila mit i'aofiat übersetzten ; das indefinile Präsens erscbien ihnen für die Bezeichnung Gottes passeoder als das Futurum.

l) Auch .im N. T. beisst es abwechselnd hald xv^tos bald 6 xv^ios.

Durch Hinzurügung des Artikels — wie in i &e6s nod io iJjl im Gegen¬

satz zu »JI — wird xvQtos zum ,, Herro" xar l^oxiqv, wäbrend bei der Ar- tikellosigkeit sich mebr das monotheistische Princip auszusprechen scheiot, indem der Gattuogsoame zugleich Einzel- uod Eigenname wird. Die gothische Uebersetzung lässt — consequenler als der griecb. Text — bei Gath und Frauja, wenn es den himmlischen Herrn bedeutet, slels den Artikel weg.

(Grimm d". Gr. IV, 383.) 2 6 *

(12)

400 Grünbaum, Bemerkungen über die Samaritaner,

fallend; (lass sicli keine stereotype lienennung findet ■), die (iiluilicli wie unser „der Ewige") dem 6 uiv — das platuniscli-pliiluiiisclie

TO ov ist selbst wieder eine verallgenieineriide Subliniirnng des

0 (JJj, — cntspriiclie, während doch die in jüdischen .Schriften afe- wölinliclic Uezeiclinung des 'retragrainmntun als „Name des Seiii's"

(n'^in ou;) datur s|iriclit, dass man- mit „Jcliova" traditionell den

Uegriff des „Seienden" verband. Dieselbe Vergeistigung, das¬

selbe Streben aus dem Concreten in das Abstrakte zeigt sich in

den Umsclireibuiigeii , in denen jeder antliropomorphistische Aus¬

druck ängstlich vermieden wird.

So wie aber diese rmscbrcibungen zunächst und am Ent¬

schiedensten bei den Samariluncrii und den Alexandrinern vor¬

kommen, so liegt es in der universelleren, gleichsam kosmopo¬

litischeren Richtung der Hellenisten und Samaritaner, wenn der

Gebrauch, das Wort Jehova niclit auszusprechen, bei ihnen früher,

allgemeiner und entschiedener geberrsebt, als bei den palästi¬

nensischen Juden ; dubei dürfte aber auch die ähnliche Sitte

anderer Glanbenskreise mit von Einfluss gewesen sein '). Mit

1) Kin Anklang an den Begrilf der Persönlicbkeit, Wesenheit und Selbsl- beit (nvd'tvxtn), der dem „.lehuva" zu Grunde zu liegen sebeinl, bal sieh in dein Ansdriieke im ''IN erhallen, der als Bezeichnung Golles in einer vun der Mischna erwülinlcn lilurgisehen Formel vorkommt, aber mehr einen my¬

slischen Charakler hal. Die, auch in den Eigennamen in^aj* u. s. w. vor¬

kommende, Abkürzung V"I slalt Nin, isl, wie die Ciiimncnlaloren bemerken, einer kabbalistischen Zahlensyrnhulik zu Liebe pewiilill, vielleieht nuch, weil in ein Beslandlhfiil des Tclragrnminalon ist. Ebenso kommt Nin — zumeist in Verbindung mit '5{t und nntt — aneh in der Bibel, namenllich hünlig beim zweiten Jesaias vor, um die ewige Wesenhafligkeil Golles («utos) auszudrucken, wie auch die LXX das Nin Prov. ,3, 34 geradezu mit xvnios wiedergehen. — Aehnlich ist da.« j.Ö> bedeutungsvoll bei den persisehen My¬

stikern, sowie bei ihnen Göll allein ca ist, dem das Worl ,,Ich'' zukommt.

(,,Le Moi" ne convient qu'a Dieu" — De Sacy in Journal d. Savans. iS'i'i Janv. D'IIeihelol s. v. Allah.) Auch im Kigvcda (As. res. Vlll, 420) wird die sehöpferisehe VVellseele mit „Er" bezeichnet, wahrend nach dein Jadsehur- veda (das. 440) das crslgeschalfene Wesen ,,lch" genannt ward, weil es zuerst gesagl: Ich bin Ich. Dieses ,.Kr" scheini allerdings die Idee der L'npersünlichkeit auszudrücken, nie die indischen Keligionsbücher aueh sun.sl das iNeutrum und andere nbsliakle Furmen gebrauchen, um das höchsle We¬

sen zu bezeichnen (As. res. I, 243. Lassen, I, 774), hei dem Worle Nlfl scheini das jedoeh niehl der Fall zu sein. Der Charakter der L'npersünlieli- keil, den das Pronomen der 3. Person hal (I'ull in der Kncyclop. Art. l'erson), dürfte sich wohl nur auf die indogermaiiischen Spraehen beschranken; in den semilischen — in denen ja auch die 3. Person als die ersle ersebeinl — trägt die Forin Niil zu sehr das .Merkmal der Verwandlsehafl mil M^tl und mn, man möchle sagen, das Gepräge der lebendigen Identiläl, als dass man siu als ein blosses Schallenbild der Person betrachten könnle.

2) Dass auch in den heidnischen Religionen die Seheu vor dem Aus¬

sprechen mancher Güllernamen geherrscht — ,,dle Güller lieben das Verbor¬

gensein" heissl es in der erwähnten Slelle aus den Vedas (As. Res. VIII, 424) —

(13)

Grünbaum, Bemerkungen über die Samarilaner, 401

Alexander, Alexandrien nnd dein Alexandrinismus beginnt ja über-

liaujit eine mebr nivellircnde und assimilirende EpocIic, die zu der

früheren exciusiven Starrbeil einen entscbiedenen Gegensatz bil¬

det, und so verdankt wolil das ,, Incerti Judaea Dei" des Lucan (IMiars. II, 590) seinen Ursprung der Verbreitung hellenistiscli- sainaritanisclicr Anschauungsweisen.

Die Auffassung des Jcliova-Nainens als ugQtjior findet uun

ihren Ausdruck in der üebersetzung des VVortes api in der he-

kiiiintcn Stelle Lev. 24, 11 ff., woselbst dieses ap: dreimal vor¬

kommt. Geiger (Urschrift 274) meint, dass ein Theil der Ueber¬

setzer nur aus Aengstlichkeit den Ausdruck „aussprechen" ge¬

brauche ; hei den LXX und dem Sam. ist aber doch wohl die

üebersetzung im wörtlichen .Sinne zu nehmen. Der Sam. hat

hier nun gunz eigenthümliche .Ausdrücke, gleichsam Kunstaus¬

drücke — statt des Wortes '^'^3 {^'iZ)), mit dem er sonst

ap:, U)10 ühersetzt und statt des ^^7^2, (\7^Z> ^^Z) ""d ähn¬

licher, mit denen er gewöhnlich die Ausdrücke für ,, Fluchen"

wiedergiebt, übersetzt er das erste, dem bbp vorangehende apa

mit ^{lA, die beiden andern ap3 mit liäi^P. Das Wort ^^A,

das syr. Iv^v^ legit syllabatim, kommt in derselben speziellen

Uedeutung (O'^^n .-Jinn) auch in der Stelle des Abba Saul (Ur¬

schrift 263) VOI*, und es ist kein Grund vorhanden, in diesem mn

mit As. de Rossi (M. E. VI, p. 66 Wiener Ausg.) mehr -finden

zu wollen , als das blosse Aussprechen. Das Wort hin-

a;egen liisst, wie cs scheint, ebensowohl die Deutung „Verfluchen"

zu, als die des ,,Ausspreclien8", übereinstimmend mit u-^c. Für

i.sl bekannl. Deulliche Spuren davon zeigen sich in dein Geheimhalten des Namens der 5cliiitzi;ülter, obschon dafür ein anderer lirund angegeben «ird (I'lin. hisl. nai. 28, 2 al. 4; .llaerob. III, 9), in der Fonuel : sive vos quos

•llio nomine fas esl nominare (Maer. I, 9), sowie auch einzelne Gollheilen mit ix(ioijTo; bezeichnel werden, wie die Buna Dea bei l'lnlareh (Caesar e. 9 p. 108), nnd wie l'ersephuncMUelirmals >;i'><)<;ä(i(ii;ios (die l^i kliirer zu Kurip.

Ilei. 1323) sorkomml — lelzlere vielleichl mit Bezug auf die My.slerien, rn ü,)(iriTic i'f^« (.\en. Hell. VI, 3). Am Kntsehiedenslen zeigt sieh diese Sille in Aegypten (Movers I, 540), wie auch Dc Itossi (M. K. c. \ I, p. 60) nuf diese Analogie hinweist. .So scheni sieh Herodot, wenigslens bei einzelnen Gelegenheile« (II, 132. 170), den iNamen des Guiles auszusprechen, und ähn¬

lich Cicero (De nat. Deor. 3, 5H). N'ielleiclit auch isl die ßi^nennnng Am¬

mon, der ,.l"nbekannle, \'erhorgene" , xcxnx'/iiie'ros — l'Int. de Is. el Os.

p t) — in diesem Sinne zu nehmen; dalür spräche die von l'lnlareh ange¬

führte, wenn auch anders gcdeulele, Meinung des Hee.ilaeus; toi'tm xwl nobs alh'J.ovt tio Qr,firtrt xQT}ü&nL xovi Aiyvjxxiovs lirftr rnn n^uoxa- Xtövrni. Hiermit ist ja doeh wubl der Zuruf an Jemand genieiiil, dessen Namen man nielil weiss oder nieht nnss|irerhen will — iihnlieh wie, wenig¬

slens narh der Krkliirung der jüilisrhen Ausleger, der Ruf ^2735>ä< '3_'bp (Rulh 4, 1) einen L'nUekannlcn, Verborgenen bedeutet.

(14)

402 Grüniaum, Bemerkungen über die Samaritaner.

Letzteres spräche die Analogie mit es mit „Verfluchen"

zu erklären, erlauht die ähnliche Bedeutung des hebr. CDß (syr.

' N

yO^Oj. üDp wird von der Zauberei überhanpt, von der Todten-

beschwörung insbesondere gebraucht; letzteres liegt aber dem

Begriffe des Verfluchens um so näher, als ein zauberhafter Fluch,

unter Anrufung der Götter (inuywyij, devotio, execratio) als der

wirksamste betrachtet ward. Bei dem dop, Num. 22, 7 und 23,

23, ist eben nur von einem Verfluchen die Rede; auch das .von

Geiger (S. 265 N.) angeführte DOpa bbpo scheint eine zauber¬

hafte Verwünschung unter Anrufung der Götter auszudrücken. (So

Maimonides, de Idolol. II, 12; anch die in der jerus. Parallel¬

stelle angeführte Redeweise der Nabatäer — ■'Nrca — hat den

wiederholenden Klang einer Fluch- und Beschwörungsformel.)

Nahe liegt ferner der Cebergang des Begriffes Schwören, Be¬

schwören, den mebrere Formen des arab. ^^^'i ausdrücken^), zu

dem des Fluchens.

Nimmt man an, dass dieses ^iä^^P) gleicbbedeutend mit^^A»

„Aussprechen" bedeute, so erscheint es auffallend, dass der Sam.

für denselben wiederkehrenden Begriff eines Wortes (apj) ver¬

schiedene Ausdrücke gebraucht. Es könnte das auf die Ver¬

mutbung führen, dass diese Uebersetzung aus zwei verscbiedenen

1) Wovon aucb ÖD'p, Scbelt (von scheiden). Das sam. ^iä^TinTP

in der seltneren Bedeutung „Bilndniss" wird ebenso von Gesenius (Curmin.-i Sam. p. 46) mit |»**'» jusjurandum verglicben. Die Aenderung in 'üJ.^^Xfp scbeint in letzterer Stelle um. so weniger nöthig, als auch einem andern sam.

Worte fiir Bündniss, ZVP5^J> derselbe Begrilf des Theilens (pDB, . Qfn^^

zu Grunde liegl. Wie idenlisch beide Begriffe dem Sam. seien, ergiebl sich auch daraus, dass er r'^Dfll Ex,4, 25mit yV'iiälTIVPlr übersetzt, als wenn hier von dem Eingeben eines Bündnisses (p'^'na mS, foedus ferire) die Rede wäre, wie Ex. 23, 32. — Von dem Worte DDp, gleichbedeutend mit (»-ö, divisit elc, ist wobl auch das Wort MSIO^p, die bestimmte Abgabe (lalm.

naüp) abzuleiten; mit Census (dieses, das xiivaos ies IN'. T., heisst D3p) stebt MTSICp nicht in Zusammenhang, wie Scaliger und nach ihm Buxtorf annehmen, und die Bemerkungen Gfrörer's über die Entstehung dieses Wortes (Jahrb. d, Heils I, 42) beruben auf einer falschen Voraussetzung.

2) Auch nbtt bedeulet Fluch und Schwur; ebenso sind beide Bedeu¬

tungen vereinigt in dem von Gesenius (s. v. 7312)) angeführten sanskr. ;ap. —

Den in Syvil und gelrennten Bedeutungen des Scbwörens und Fluchens

dürfte eine allgemeinere, beide umfassende Bedeutung zu Grnode liegen;

Ewald (Alterth. 16) vermuthet eine rrverwandtscbaft zwischen fap und ; die Form v,.mm könnte maa sicb alsdann als die vermittelnde uod zagleich allgemeioere denken.

(15)

Grünbaum, Bemerkungen über die Samarilaner. 403

Versionen zusammengeflossen sei — vielleiclit auch aus zwei ver¬

schiedenen Auffassungsweisen. Die Scheu vor dem Aussprechen des

Wortes Jehova scheint nämlich bei den Samaritanern nicht durch¬

gängig geherrscht zu hahen. Bei Abulfath (Paulus, Memorah.

II, 74) wird allerdings das apbi , vs. 16, angeführt und darauf

das Verbot des Aussprechens begrUndet; zugleich aber geht aus

der ganzen etwas dunklen Stelle so viel deutlich hervor, dass

bei einzelnen Veranlassungen, wie z. B. heim Priestersegen, der

Jehova-Name allerdings auszusprechen sei. Letzteres stimmt nun

ganz mit der jüdischen Tradition überein, die das ^au5 (Num.

6, 27) ausdrücklich auf das Tetragrammaton bezieht, von Seiten

der Samaritaner aber giebt sich in dieser Ausnahmestellung schon

ein gewisses Schwanken zu erkennen ; nahmen sie das Spb"] im

Sinne von „Aussprechen", so konnten sie consequenterweise keine

Ausnahme gelten lassen, da der Pentateuch selbst keine Unter¬

scheidung macht. Dass die Samaritaner, wenigstens bei beson¬

deren Anlässen , den Jehova-Namen wirklich aussprachen , er¬

giebt sich wolil auch aus der von De Sacy (chrest. arabe t. I.

p. 334. 2. angeführten Stelle.aus Abulfath, wonach die Do¬

sithäer — im Gegensatze zu den Samaritanern — verboten, den

Jeliovä-Namen auszusprechen (»J.4J L_-Cj=»j). — Auch die von

Gesenius (im Thes.) angeführte Stelle des Theodoret (quaest. in

Ex. 15), und deutlicher noch eine andere Stelle Theodoret's

(haeret. fah. V, 3), in welcher letzteren das'Jo/9a( der Sam. dem

uvixfwvrjTOv der Hebräer entgegengestellt wird (Theodoret ver¬

wechselt ührigens das Tetragrammaton mit mriN ), berechtigt

wohl zu der Annahme, dass die Sam. das Verbot des Ausspre-

cliens nicht immer streng befolgten '). Es wäre sogar möglich,

dass das Wechseln der dessfullsigen Meinung bei den Juden, wie

dasselbe von Geiger (Urschrift 263 ff.) nacbgewiesen wird, mit

dem Schwanken der samaritanischen Sitte in Zusammenhang zu

denken sei, dass nämlicb die Juden auf die Verschweigung des

Tetragrammaton drangen, wenn die Samaritaner dasselbe ohne

Scheu aussprachen und umgekehrt. Zufällig ist es doch wohl

nicbt, dass bei derartigen Bestimmungen zumeist aucb die Silte

1) Aucb aus einer — wie es scbeint nicbt ganz correcten — Siclle des drillen Briefes an Ludolf (Eichborn Rep. Xlll, S. 286) möchte man sehlies¬

sen, dass die Sam. wenigstens bei gewissen Gelegenheilen den Jehova- Namen ausspracben; die Slelle heisst:

ö»m!T<n n'D ■'NJiiN Jyü U jijJb ^»jam mn^ lanj

Die daselbst S. 291 vorgeschlagene Lesart ^jom bat um so mehr für sicb,

als ganz in derselben Verbindung aucb bei Abulfalh vorkommt; viel¬

leicbt aber ist es ein aus g«Äi gebildetes Wort, und soll hiermit eine Aus¬

sprache wie Jabvo besagt werden.

(16)

404 Grünbaum, Bemerhungen über die Samarilaner.

der anderen Sekten ') erwälint wird, gerade wie aucli bei Abul¬

fath (Paulus a. a.O. p. 74) die Verscliiedenheil der Ansicht in

Uezug auf den Gottesnamen als einer der Dilferenzjiunkle zwi¬

schen Juden und .Samaritanern hervorgehoben wird.

Mit der Scheu vor dem Aussprechen des Jehnva-Nainens , wie

sie jedenfalls in späterer Zeit bei den .Samaritanern herrschte, steht einigermassen in Widerspruch, dass dieselben gleichzeitiof

— in ihren Briefen z. B. — das Tetragrammaton uaverkürzt

und unverändert schreiben, während in den jüdischen Schriften

diese Schreibung — zunächst aus Furcbt, der heilige Name könnte

ausgelöscht werden — soviel als möglich vermieden wird und

statt derselben gewisse Abbreviaturen und Ligaturen angewendet

werden , die sogar in den gedruckten Bibeln früherer Zeit vor¬

kommen (Kichhorn, Einleit. II, §.392). Dieser Gebrauch der

.Samaritaner entsprang aber vielleicht aus einem anderen scrupu-

lösen Bedenken, aus der Scheu die vierbuclistabige Form des

Wortes (A!i}'^ bat nur drei Buchstaben) anzutasten und zu

verändern , so wie ähnlich die älteren griechischen Texte das

hehr. Jehova in seiner Ürsprünglichkeit beibehielten-) (Gesenius

de Pent. Sam. p. 11). Es ist die Ehrfurcht vor der 'I'etraktys,

die sich auch darin kund giebt, wenn Clemens Alexandrinus

(Strom. V, 6) es besonders hervorhebt, dass d'iög vierbuch¬

stabig sei.

Das .Scliima der Samaritaner, das sie sogar in ihren Litur¬

gien statt „Jehova" gebrauchen (Geiger, Urschrift 262. N.), das

also bei ihnen unmittelbare Benennung Gottes geworden, ist in

dieser Beziehung ein ziemlich vereinzeltes Beispiel ^). Am mei-

1) üas von Geiger (Ztsebr. XII, S. i:!8) angefübrle l'MniüÜI •'NmS liissl sieb jedenfalLs .iiieh im enlgegengeselzlen Sinne eiklären; für lelzlern spräche auch der — sonst ühei llüssige — Zusatz der ,,Selnvöien(len" ; es ist nämlieh vorauszusetzen, dass die Samarilaner bei einem feierlichen Akle, wie der Schwur ist, allerdings den Jehova-Namen aussprachen.

'2) Aehnlich in der persisehen Leherselzung \on Tawus. — Das Beslre¬

ben, die Vierbiichslahigkeit bcizubehallen , war vielleicht der Grund, dass das lat. Deus im Spanischen zu Dios ward. Der Spanier — sagt Diez (W. li.

p. 123) — wagte Dens nicht einen Buehslahen abzubrechen (Diez vergleicht damit das span. Kspiritu, dem man das u liess). Der Holländer Bilderdyk (in seinen Bemerkungen zu Huydekoopcr) erklärl die allholländische Selireih- art Godt (statt (iod) damit, dass man die Vierhuchslahigkeit bahe beibehallen wollen. Ill Bezug auf den unveränderten Vocaliv Deus spricht Grimm (1). Gr.

1, 1071. 2. Ausg.) die Vermulhung aus, dass oft Anomalien der Formen¬

lehre rail der Heiligkeit eines Namens zusammenhängen.

3) Eine Analogie zur Bezeichnung der Gollheit durch DU) bietet das dem Jti vifnaTcj enlspreehende fiaUl (ttJ31ü) in den palmyrenischen In¬

schriflen (Kopp, Bilder und Sehriflen II, 252 IT.), vielleieht aneh das ^rj- firji'ov , mit dein hei Lucian (üe dea Syr. 33)'jenes Güllerhild benannt wird, das niehl einen einzelnen bestimmten Golt, sondero, wie es scheint, die GoUheil überhaupt — gleichsam eine Gollheit in Absliaclo — darstellte.

(Olü bat man ohnediess schon oft mit av<a und ari/ietof verglichen.)

(17)

Grünbauni , Uemerkungcn über die Samarilaner. 405

stell Anulugie bietet allerdings das in älinlicber Weise gebrauchte

□"in , mit welcliem u. A. auch Ludolf (Notae ad ep. Sam. p. 22)

das Sam. AÜJ^ vergleicht; aber in dem Gebrauch dieser beiden

Ausdrücke scheint denn doch ein Unterschied zu herrschen. Ciz;~

absolut für Gott zu setzen, ist, wie Geiger (S. 274) bemerkt,

durchaus unbiblisch; aber, wenn der n a c Ii biblische Spraclige-

braucli dieses' Wort in diesem .Sinne angewendet hätte, so müss¬

ten die betreffenden Beispiele schlagender und häufiger sein, als

sie es in der That sind. Mit dem Worte D"ü ward zunächst nur

das Tetragrammaton bezeichnet, nie Gott selbst; cs kam wohl

nie in der I.,iturgie vor, wie Adonai; es ward überbaupt, so zu

sagen, nur in der 3. l'erson gebraucht, nicht in der zweiten.

Als unzweideutige Bezeichnung des Tetragrammaton kommt Don

unzählige Male im Talmud vor; wollte man annehmen, dass es

an anderen Stellen geradezu Gott selbst bezeichnete, so wider¬

spräche dem schon die anderweitige Verbindung mit Ausdrücken

des Auslöschens (pna), du die ängstliche Pietät es vermieden

hätte, mit dem Wurte cux, das wenigstens inancliinal Gott be¬

zeichnete, derartige Ausdrücke in Verbindung zu bringen. Auch

in den Stellen Lev. 24, 11 ff. ist ebendesshalb mit CX nur der

Name Guttes, das Tciragramninton , geineint, nicht Gott selbst,

und nur der Ausdrnck Diir;, der Name (x«t' iio/_i',v), könnte

einer späteren Zeit aiigeliören, und nur wenn man O'JJn in diesem

Sinne nimmt, lässt Dp: die beiden Bedeutungen, Aussprechen

oder Fluchen, zu. Allerdings kommt, wie Geiger bemerkt, das

Wort 3p3 sonst nie in Verbindung mit dem VVorte „Namen" vor,

aber der liebr. Sjiracligebraucli , nach welchem zumeist der Name

oder das Andenken Dü) es ist'), das verflucht oder ge-

s'cguct wird, gestattet wohl, auch dieses D"ii im Sinne von ,, Na¬

men" aufzufassen. So fasst auch Maimonides dieses Diz3 in der

Weise auf, dass damit nicht Gott selbst, sondern nur sein Name

gemeint sei ^),' und ähnlich die jüdische Traditiun, der zufolge

1) Sollle nicht in der Siclle Prov. 10, 7 slall ajS'l'^ zu lesen sein app. ? 5) Morch I. e. 64. Wenn .Maimoiiiiles gleichzeitig sagt, dass das 'ittlrf (IC.x. 3, 13) das Wesen Gotles bezeiehnc , so ist das wohl in Bezug anl' seine Meinung, dass n^nJ* — welches Syrer nnd Sam. in der Thal nniiher- selzl lassen — weil das blosse Sein ausdrückend, die adäipialesle Benen¬

nung Golles sei (eine Ansieht, die anch in einer — in Maracci Prodium.

p, 86 — angelubrlen Siclle Ihn Sina's ausgesprochen zu sein scheini:

r*"^' rr^ J o^* ^ o' ^-»■^'j-

Der vom Sein hergenommene Name ist weder Allribut (üJlo) noch Um¬

schreibung. Das hebr. , das Geiger mit ,, Umschreibung " übersetzt, enlspricht dein arab. iCyii^. Wenn Dielrich (In Gesen. VV. B. s. v. M35) vermulhet, dass n33 , wahrscheinlich Denom. von ^5, eigentlicb bedeute:

statt des zunilligen Namens das Wesen der Person u. s. w. nennen , so

(18)

406 Grünbaum, Bemerkungen über die Samarilaner.

die Todesstrafe nur bei Aussprecbung des Tetragrammatons ver¬

hängt wird. — Die von Geiger angeführten talmudiscben Aus-

drücke DÜJn blbn, 'n riSSip beziehen sich auf Bibelstcllen, in

denen von Heiligung, Entweihung des güttliclien Namens die

Rede ist ( an anderen Stellen der Mischna heisst es : der Name

des Himmels wird entweiht). Das biblische DU/ hat sogar eine

umfassendere Bedeutung als das nacbbihlische , es drückt zugleicb

Söl^a, Herrlichkeit, Ruhm aus (üx steht mit snw vielleicht in

demselben Zusammenhang wie, nach Pott, xkioi; und inclytus mit

xXvw und stawa mit stowo), und wird so oft (wie n'iaa ) als

umschreibende Bezeichnung Gottes gebraucht, aber dann steht es

nie absolute, mit Ausnahme vielleicht der Stelle Deut. 28, 58,

wo es der Samaritaner in der Cebersetzung weglässt, vielleicht

weil es ihm neben Jehova (AtiJ"*) als Tautologie erschien.

Was aber die Stelle 1 Cbron, 13, 6 betrifft, aus der allerdings

hervorzugehen scheint, dass man Gott seihst mit DU) bezeichnet,

so ist da vielleicht D1& zu lesen (Thenius zu 1 Sam. 6, 2),

oder — was wahrscheinlicher ist , da man überhaupt nicht

einsieht, was dieser Zusatz bedeuten soll — es ist diese Stelle

eiue corrumpirte Parallelstelle zu 2 Sam. 6, 2 (äbniicb 1 Kön.

8, 43) und feblen die Worte vVs ... MM''. — Dffi.T als deutliche

^ ^'

Benennung Gottes scheint erst bei mittelalterlichen Schriftstellern

vorzukommen ').

möchte man dagegen* einwenden , dass Ü3D vielmehr nur das Verglei¬

chen mit Etwas, die von einer einzelnen zurälligen Aehnlichkeit hergenom¬

mene Benennung ausdrücke , wie ja auch die i^y^^, namentlicb die vielen poetisch-metaphorischen Zusammensetzungen mit wit , |>l u. s. w. nur figura¬

tive, bildlich vergleichende Benennungen sind. Dem VVorte selbst scheint der (fiir eine Grundbedeutung zwar etwas zu abstructe) Begrilf des V'er- gleicbeos, und weiter der Anpassung und Congroenz zu Grunde zu liegen.

1) In Bezug auf den Gebrauch von tiUin bemerkle mir ein gelehrter Frennd: 1) dass aus mebreren der von Geiger angefiihrten Mischna-Stellen nicht nur hervorgehe, dass DU)n als Bezeichnung Gottes im Gebrauch ge¬

wesen, sondern dass aucb der in einer Mischna-Stelle (Joma VI, 2 und der von einem Commentar angef. Parallelslelle aus dem jerus. Talm.) vorkom¬

mende Weehsel der Ausdrücke ÜVSIt ond DU}3 vermuthen lasse , dass naeh Ansicbt der Mischna der Hohepriester selbst nicht immer den Jehova-Namen ansgesprochen, soodern, abwechselod damit, QVS'Tl gesagt habe; 2) dass Dtt) als Bezeichoung Golles mit DO identiscb sei, und ursprünglich „das Dorl" habe bezeichnen sollen, dass z. B. das 'JltUNn ^1229 DU) gleicb zu Anfang in Maimonides' Mischna Thora nicht 0^, sondern DUi zu lesen, and dass im Original wohl gestanden ; 3) dass eine Spur von der Bezeich- oaog Golles durch 0V3 schoo io dem Segen Noab's (Gen. 9, 26 IT.) zu er¬

keonen sei; der elymologische Zosammeohaog zwischen dem Nameo der Ge- segoeteo und deo Ausdrückeo des Segeos (oder Flaches) selbst sei bier an-

(19)

Grünbaum, Bemerkungen über die Samarilaner. 407

Auffallend ist es jedenfalls, dass die Samaritaner sich in

dieser Beziehung nicht wie sonst an die Alexandriner ansehlies¬

sen, und dass sie, im Gegensatze zu den Ausdrücl^en xv^iog,

li'^ , Adonai, ihr A'^'^ gehrauchten. Schon die Form dieses

Wortes ist eigenthümlich ; so macht Ludolf an derselben Stelle

(1. c. p. 22), wo er, nncb anderweitigen Bericbten, das häufige

Vorkommen des Wortes Schima beim samar. Gottesdienste erwähnt,

zugleicb die Bemerkung, dass sonst im Sam. die Form /i'ü^

gar nicht vorkomme (alias .... illis quidem nou usitatum). In

der That lässt die Sam. Uebersetzung sogar das ü'Cir, , Lev.

24, 12, .wo man doch zunächst A'üä*"' erwartet hätte, unver¬

ändert {'ü'^^. AlTf), und ebenso wird der Name Sem mit dem

bekannten Strichlein bezeichnet, um ihn von dem gewöhnlichen

, Narae, zu unterscheiden. Aus diesen beiden Thatsacben

dürfte man vielleicbt den Scbluss ziehen, dass die bekannte,

schon von Jos. Scaliger (De emend, temp. Vll, 661) und Ludolf

widerlegte Aeusserung Ibn Esra's, die Samaritaner gebrauchten

statt des Gottesnamens den Götzennamen Aschima — dass diese

Vorstellung wenigstens in Bezug auf die alten Samaritaner nicht

durchaus unbegründet sei. Möglich wäre es immerhin, dass die

Vorfahren der Samaritaner — auf welche Letztere sich in ibrem

Briefe an Antiochus bezieben, — wenn sie auch den Jehova-

Cultus angenommen, doch statt des Namens Jehova den Namen

ihres Aschima beibehalten hätten. Unter dem ävwvvfiov uqov

wäre dann der dem Aschima geweihte Tempel zu verstehen.

Zwiscben Aschima und uatjfiog — im Sinne von uyvwarog —

herrscht wohl derselbe Gleichklang, wie — nach Geiger's An¬

sicht — zwischen Eljon und 'EMp'iog, und so konnten die Sam,

ihren Gott als uarj^iog, vielleicht auch als identisch mit dem athe¬

niensischen d-co; u^rwoTog darstellen. Die Samaritaner wussten sich immer zu helfen, und dass sie witzig gewesen, liesse sich aus ihrer

ganzen immerhin zweideutigen Stellung so wie aus einzelnen An-

verkcnnbar, wie ja anch slatt des schuldigen Chain sein Sobn K'naan ver-

llucbt wird — wegen des Zusommenhangs zwiscben und ; bei Sein

fehle nnn dieser Gleichklang, wenn man nicht annebme, dass &U} zugleicb

auch eine Bezeichnung für Jehova gewesen sei. Mit der Annahme eines

Zusammenhanges zwischen OV) und Jehova erhält auch der so vielfach ge¬

deutete Name Sem (Ewald, Gesch. I, 3'.'8 f. I. Aufl., B. Renao, hist. d. I.

semit. 1, 42) eine neue Bedeutung und zwar eine solcbe, die dem Namen des Stammvaters durchaus angemessen erscheint, so wie auch die von Ewald ausgesprochene Ansicht des Zusammenhanges zwischen Sem und Semiramis ( n'lO'I^OttS , Movers I, 634, wo auch das arjfit'iov des Lucian so erklärt wird), anderweitig Bestätigung erhielte. — Vielleicht, dass auch der Spelle Philb's (De V. resip. N. 218): .... ot» 2^fi iniovvaös iaztv eiya9oC eine ähn¬

liche Beziebung des &S) zur Gottheit (to aya96v) zu Grunde liegt.

(20)

408 Grünbaum, Bemerkungen über die Samarilaner.

zeicben entnebmen ; recbt witzig — wenn aucb , wie es scbeint,

nicbt ganz originell — ist z. B. die Gescbiclite von den kleinen

Alexanderi^, die sie dem grossen Alexander als Tableaux vivants

statt der verlangten Bildsäule präsentirten. Mit der Annabme,

dass die Samaritaner den Jebuva-Nainen gar nicbt gekannt, liesse

sicb vielleicbt auch die Stelle Job. 4, 22 erklären: IfnTg TTQog-

xvittTe o ol'x (HÖuit. — Die alten .Samaritaner waren einmal

Synkcetisten ; nimmt man dazu noch an, dass Aschima — wie

Gesenius vermuthet — gleiclibedeutenil mit'„Himmel" sei (das Wort

klingt zugleich an die semitischen Formen für „Himmel" nn) , so

wäre der Gebrauch von Aschima statt Jehova eine Vertausehung

ziemlich homogener Vorstellungen; es wäre dann beinahe dem

Verfahren der chinesischen Juden analog, wenn sie Jehova gerade¬

zu mit Tien übersetzen (De Sacy, Not. & extr. IV. 598). Ist es

ja docb aucb der Begriff Himmel, der ursprünglich dem Worte

Deus zu Grunde lag (Pott, Et. F. I, p. 100. 1. Aufl.) und der somit

die Wurzel der romanischen Dio, Divo, Dieu etc. bildet. — Die

späteren Samaritaner hätten dann mit leisem Uebergange .Aschima

in Schima umgewandelt und so wäre der ausgedehnte Gebraucb

des letzteren Wortes erklärt.

Als Beschluss dieser Aphorismen möge einigen Bemerkungen

über die Benennung ,, Samaritaner" hier noch eine Stelle gegönnt

sein. Im Itinerarium Benjamins von Tudela heisst es von den

KuthäerO (ed. Asher p,38): „Sie heobachten nur das Gesetz Mosis

und man nennt sie Samaritaner (min D"'iai\C d'i'ms r,ti'Q IDD nai

U5i:t3''':73i2 Onb l-'lpi mab nca). Es scheint, dnss dieses „Sa¬

maritanos" mit dem vorhergehenden D'^iaiiu in etymologischem

Zusammenhange stehe. Dass Benjamin dergleichen etymologische

Deutungen liebt, zeigt sicb z. B. auch bei dem Wortspiel, das

er hei Gelegenbeit der Cyprier (p. 30) macht und mehr noch hei

einem etymologischen ba', das bei Erwähnung des Ebal vor¬

kommt (uja-" ba'» ba-'S nm). Letztere Lesart lindet sich zwar

weder in der Ausgahe von Asher noch in der von L'Empereur,

aber sie wird in den Noten zu Josephus (ed. Havcrc. antt. IV,

8, 45) angeführt. VVie dem auch sei, so wäre in obiger Stelle

eiu Beispiel mehr , dass man den Namen der Samaritaner in Ver¬

bindung mit dem Zeitwort laffl gebracht — eine Deutung, welche

namentlich die syrische Form des Namens zulässt. Nach Euse¬

bius (Chron. can. II. ann. Abr. 1273) haben die -Samariter (Sa-

maritae) diesen Namen als Hüter des Landes. Epiphanius (I, haer. 9)

gibt ausserdem noch die Deutung „Beobachter des mosaischen

Gesetzes", und lässt, nach seiner Weise, Einem noch die Wahl

übrig zwiscben dieser Ableitung und der herkömmlichen von

„Schom'ron". Dieselbe Ableitung von „Hüten" — ^Lijjj '\!ai».

— findet sicb bei Macrizi (De Sacy, Chrestom. ar. 2. ^d. I. p. |(|).

Das Wort DinniE', Hüter des Gesetzes, das also, äbniicb wie

(21)

Griinbaum, Bemerkungen über die Samarilaner. 409

die Benennung „Karäer", die Versciiiedenheit der dogmatisclien

Ansicht ausdrückte, ward jedenfalls von den Samaritanern selbst

adoptirt (Journal des Savans, Fevr. 1833) und in ihren Briefen

nennen sie sich wiederholt 'ijnT'i'iJ^ ( Ep. ad Ludolf. I & II.

Not. & extr. Xll, 163. Eichhorn Rep. Xlll, 277). Das hebr. Wort

D':i"iui;; kommt, wie De Sacy (I. c. p. 5) bemerkt, nur Einmal

in der Bibel vor; charakteristisch ist es jedenfalls, dass schon

in der Stelle Esra 4,1 die Umschreibung „die Feinde Juda's

und Benjamins" gebraucht wird. Josephus (antt. IX, 14, 2) be¬

zeichnet ausdrücklich Kuthäer" als hebräische, „Samaritaner"

(^ixfiugtitut) als griechische Benennung. In dem Worte ,, Ku¬

thäer" lag jedenfulls die Erinnerung an den fremdbeidnischen

Ursprung; Schom'ronim dagegen liatte mehr heimischen Klang,

oder — angenommen dass man dabei wirklich an die Beziehung

zu na© gedacht — es war eine ehrende Benennuug, die man

den „Kutliäern" nicht gönnte. So gerieth der Name Schom'ronim

theiiiveise in Verscliollenheit, und so kam es, dass Benjamin, wje

CS scheint, keine Ahnung von dem Zusammenhang der „Samari¬

tanos" und ,, Schom'ronim" hat, und dass z. B. Maimonides (bei

De Rossi c. 56. p. 274) ganz fremd von „dem Volke äj.tLji "

spricht, ohne Andeutung ihrer Identität mit den wohlbekannten

Schom'ronim.

Ueberbaupt aber sieht man bei dem Namen der Samaritaner,

und damit in Bezug auf die Sekte selbst, Erscheinungen wieder¬

kehren, die in ähnlicher Weise auch bei anderen .Sekten vor¬

kommen. Das deutsche „Ketzer" mit seinen vielfachen Deutun¬

gen ist gleichsam ein Abbild all der Wandlungen, denen der¬

artige Benennungen in Bezug auf Form und Inhalt unterworfen

sind. Dass „Ketzer" ursprünglich nur Eine bestimmte Sekte

hezeichnete , und dass cs erst im Laufe der Zeit eine allgemeine

Bedeutung erhalten, wird ziemlich allgemein angenommen. Ca-

thari , Catharistae, Chazari, Cazcri , Gazari, Ketzer sind wobl

verschiedene Formen einer und derselben Benennung. Entweder

ist nun ,, Ketzer" eine leichte Umbildung von Gazari, der Neben¬

form von Catliari '), oder Cazeri , Ketzer, ist eine absichtliche

Verstümmelung von Catliari ^), mit dem Anklänge an „Katze"

als Anspielung auf die nächtlichen Zusammenkünfte. Jedenfalls

giebt sich in den unzähligen Spielarten, in denen oft ein und

derselbe Sektennaine vorkommt, die Neigung des Volkswitzes

kund, die Wörter zu verdrehen und umzudeuten; die A'olkssage

scbeint mit Form und Inhalt des Namens zu spielen und allerlei

Begriffe daran zu knüpfen. So hat denn „Ketzer" im Laufe

der Zeit dieselbe schimpfliche Nebenbedeutung {xTrivoßäxrig) er-

1) Mosheim K. G. v. II, c. 5 p. 673 der engl. L'ebursulzaog.

2) Detorta voce. Da Cango s. v. Cazeri.

(22)

410 Grünhaum, Bemerkungen üher die Samarilaner.

langt, wie Bulgari, Maniehäer') u. A. , und es liegt im Wesen

der Sache, dass mit der Zeit die Nebenbedeutung die Haupt¬

bedeutung überlebt, und seihst Hauptbedeutung wird'). So hat

sicb im schwedischen Kättare (Adelung, Schwenck) der Neben¬

begriff von ,, Ketzer", so im franz. Bougre der vun Bulgari er¬

halten, und so lebt im „Maniehäer" des Studenten die alte Neben¬

bedeutung Usurarius ^) fort. Sogar in der ursprünglichen Be¬

nennung „Cathari, Catari", gibt sich derselbe Hang znm spotten¬

den Wortspiel zu erkennen, indem man dieses Wort mit „Kater"

und Catus *) in Verbindung gebracht; und gesetzt auch, dass

dieses Wort „die-Reinen" hezeichnete, so scheint in dieser Be¬

nennung eine gewisse Ironie entbalten zu sein, wenn aucb nicht

in der ursprünglichen Entstehung, so docb in der Uebertragung

dieses Namens auf eine spätere Sekte; jedenfalls bildete die Be¬

nennung der. Kttd-agol einen seltsamen Contrast zu den Gerüchten,

die über die meisten dieser Sekten in Umlauf waren. Auch bei

anderen Sektennamen, die von der Absonderung und Enthaltsam¬

keit hergenommen sind , wie bei den Benennungen der Pharisäer,

dor früheren Nazaräer (Nu^tagatot '•}), der Encratiten, der He-

merobaplisten , Aquarii u. A. , darf man vielleicht voraussetzen ,

dass der eine oder der andere dieser Namen — angenommeo

auch , dass die Sekte selbst sich ibn beigelegt — in ironischem

Sinne zu uehmen sei. Auf der anderen Seite wieder scbeint es,

dass die stets geschäftige Sage ibr Gewebe^an diese .Benennun¬

gen anknüpft, und die Absonderung und strenge Lebensweise der

Sekte nacb ihrer eignen Weise ausschmückt und übertreibt. Epi¬

phanius folgt wobl nur der Sage, wenn er die Enthaltsamkeit

der Pharisäer, ygafifiartts u. A. in einer Weise schildert, der

die Wirklichkeit schwerlich entsprach.

1) Vocabula inbooesta ac infamia .... ex eodem nomine aliqnantnlam eorruplo petita, quod baereliei ii .. . iu omni nefaria libidine voluturi vulgo crederentur. .Muratori, anl. it. V. diss. CO.

2) Hallaas gl. g. — Wächter.

3) Bulgaras vocabant noslri l'surarios omnes. Du Gange, Balgari.

4) Du Gange s. v. Calbari ; Soldan, He.ienprozesse , l4l ; Grimm, d.

Mythol. f. 1019.

5) Von 1^T3 (Sacy cbrest. arab. I, 346), wie auch Acl. 24, 5 wohl Nasirüer gemeint sind. Dass die eigenilicbe Form Na^ignioi sein müssie (Jnd. 13, 5), ist bei der oft absichtlichen Entstellung derartiger Wörler kein Einwand. Bei den neben den Ebioniten von Epiphanius genannten Nazaräern

könnte man an 1t33, hüten, denken. Der Name Sadducäer enlhäll,

aucb wenn man ihn nieht von p'^lZ ableitet (Sacy chr. ar. 1, 323), doch vielleicht eine Anspielung tat dieses Worl; möglich auch dass SiAJy»»*»

(dai. 349) eine Bezeichnung der Sadducäer war — von Simon — was

Geiger's Ansicht (S. 26) entspräche. Aach das von Geiger (Zischr. 1838.

p. 361) erwähntf ^i<&1SM könnte ursprünglich ein Sektenname gewesen tela,

Identisch mit (Sacy a. a. 0. lov, 287, 313).

(23)

Grünbaum, Bemerkungen über die Samaritaner. 411

Bei den Samaritanern kommen nun ganz analoge Erscbei-

nungen vor. Zunächst umgiebt auch sie ein Sagenkreis. Unter

den vielen Sagen ist eine der ältesten die von der Taube; diese

Suge hat sich his auf die jüngste Zeit erhalten ( Eichhorn Rep.

IX, 16) und kommt noch in den Berichten der französischen

Consuln zu Anfang dieses Jahrhunderts vor (Not. et extr. XII,

43 ff.) und zwar in Verbindung mit der anderen Sage vom Götzen

Aschima. Eine von einem der Consuln flüchtig ausgesprochene

Vermuthung (S. 42), „que les Samaritains honoraient dans la co-

lombe l'imissaire de Noe" — könnte vielleicht in der That auf

den Ursprung dieser Taube hinweisen. Nach einer samaritani¬

schen Sage nämlich blieh der Garizim von der Sündfluth ver¬

schont; so motivirt (Genesis Rabba c. 32) eio Samariter (^^mu),

u. ähalicb c. 82>)) die Benennung des Garizim als des „geseg¬

neten Berges" («31-13 «"no, «i^JjJ bei Makrizi, Mas'Adi und

Abulfath) damit, dass das Wasser der Sündfluth ihn nicht be¬

deckt habe. Demnacb lässt sich voraussetzen, dass die noachi-

dische Taube ihr Oelblatt nicht auf dem Oelberge holte, auch

nicht im Garten Bden, wie die jüdische Sage annimmt (Bocharl,

Bieroz. P. II, 1,6. p, 28), sie pflückte es vielmehr auf dem

Garizim, und es war gaoz natürlich, dass man zur Erinnerung

an dieses Ereigniss das Bild eiaer Taube auf dera Garizim auf¬

stellte. Nacb eiUer, auch von Creuzer (Symbolik II, 407, 3. Aufl.)

adoptirten Ansicbt stammt überhanpt die assyriscbe Taube —

die man schon oft in der sam. Toube wieder erl^ennen wollte

(De Rossi c. 21) — eben so wie die Noah-Taube von der grossen

Fluth her, und somit wären beide Tauben ohnedies identisch.

Was die Benennungen Kuthäer und Samaritaner hetrifft, so

wird erstere rabbiniseh aucb in allgemeinerem, Sinne tur Be-

•eichnung der Heiden gebraucht') (ähnlich wie ^n-iN. Syrer,

und die syrischen gottesdienstlicben Ausdrücke, Gesen. Gesch. d.

b. Spr. p. 58); an den Namen Schom'ronim oder Schom'risi

scbeinen sicb aher ähnliche Sagen zu knüpfen, wie an andere

Sektennameo. Dass die Samaritaner strengere Reinignngsgesetse

befolgen, ist bekannt; während aber Benjamin von Tudela nur

berichtet, dass sie sich vor jeder Verunreinigung durch Todte

in Acbt nehmen (na riNTSiaa on:t9 Domioi etc.), erzählt seih

Zeitgenosse der Kariier Hedessi (bei Wolf bibl. hebr. IV, p. 1090)

1) Auch im jerusal. Talmud kommt nebeo dem weit häaEgerea I^MriS

einige Male VIÖUJ vor.

2) Vielleicht ist es nicbt absichtslos, wenn Maimooides (Moreh III, 29, p. 192 ed. Scheyer), wahrscheinlich einer talmudiscbeo Sage folgend, Abra¬

ham in ttriS erzogen werden lässt and weoo somit die Knthäer «Ii die

ältesten Repräsentanten des Heideolhams — in seioem Gegensätze zom Jadea- tbnm nämlich — erscheioeo.

Bd. XVI. 27

•27

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