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(1)528 Ein Versuch zur Beilegung eines literarischen Streites

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528

Ein Versuch zur Beilegung eines literarischen Streites').

Vou 0. Böhtlingk.

Es ist in Indien zwischen den Professoren R. G. Bhandarkar und

Peterson ein heftiger Streit entbrannt über die Auffassung einer

Stelle im Mahäbhäshya, die schon Goldstücker zur Bestimmung des

Zeitalters von PataiigaU zu verwerthen gesucht hat. Goldstücker's

Uebersetzung der Stelle verwerfen beide Gelehrte, und hierin stimme

ich ihnen vollständig beiIch glaube aber, dass auch ihre Auf¬

fassung nicht den Nagel auf den Kopf trifft, und wenn ich es

versuche eine andere an die Stelle zu setzen, so hoflfe ich dadurch

ihre Aufmerksamkeit für den Augenblick auf mich abzulenken und

ihre gegenseitige Gereiztheit vieUeicht einigermaassen zu dämpfen.

Ehe ich die Stelle, um die es sich handelt, und meine Uebersetzung

derselben vorführe, muss ich zum bessem Verständniss die Regeln

Pänini's hersetzen, an die sich Patangali's Worte knüpfen. Hier

hei.sst es 5, 3, 96 fgg. : ft TfTOffl" (sc. ^) „das Suffix ^ (mit

dem Acut auf der ersten Silbe des Wortes) tritt in der Bedeutung

von '*n, wenn die Nachbildung eines Dinges bezeichnet werden

soU". Beispiel aus der Kä9ikä TT«I> „ein bildlich dargestelltes

Pferd'. 97. T^TTt T „desgleichen bei der Bildung eines Nomen

proprium". Beispiel aus der Kärikä TTTi Nom. pr. eines Mannes

1) Mir liegen Uber diesen Streit folgende Scln-ifton vor: 1) ein Separat¬

abdruck , betitelt „Tho Dato ol' Patanjali. A Keply to Professor Petersen ; by

Kamkrishna Gopal Bhandarkar, M. A. etc. — 2) The Aucliityalnmkara of

K.shomondra, with a note on the Date of Patanjali , and an Inscription from Kotah ; Two Papers read before the Bombay Branch of the Koyal Asiatic Society; with a preface in reply to Professor Bhandarkar. By Peter Peterson.

Bombay, 1885. -— 3) Date of Patanjali, No. II. being a second reply to Pro¬

fessor P. Peterson. By R. G. Bhandarkar. Bombay, 1885.

2) Auf einige Missgrifto Goldstiickor's hat znerst A Weber in seinen Ind. St. 5, 148 aufmerksam gemacht. Hier bespricht er ausführlich unsere Stello «nd kommt auch 13, 330 fg. auf sie wieder zurück. Mit meiner Auf¬

fassung ist Weber, wie er mir schreibt, nicht einverstanden.

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Böhtlingk, ein Verauch zur Beilegung eines literar. Streites. 529

,der an ein Pferd erinnert". 98. „wenn ein Mensch bezeichnet

werden soll, findet Schwund des Suffixes statt". Beispiel Pataiigali's T^ST „Eohrwerk", so a. a. „Strohmann". 99. t^(t«*lW TTT^ „des¬

gleichen (findet Schwimd des Suffixes statt), wenn die Nachbildung

einen Erwerb bildet, vorausgesetzt, dass damit keiu Handel ge¬

trieben wird". Pänini versteht darunter ohne Zweifel von Künstlern

verfertigte Götterbilder, die in Tempeln u. s. w. zur Verehrung auf¬

gesteUt werden, während Idole, die in den Handel kommen, durch

Anhängung von Ti an den Gottesnamen bezeichnet werden. Bei

Gelegenheit dieses letzten Sütra lässt sich PataiigaU folgendermaassen

vemehmen: TTO TWTjt I Tlt^ A ftvrft fifT: ft-

jum ffH I fti «RTw: I «ft^twiftttTtr: Hi*f^fii: i

Tt-HiT T ^rr<i: I TT^^: ^rtt THiwifd ii ftr:

fehlt in einigen Handschriften, und darauf legt Peterson bei seiner

Auffassimg ein grosses Gewicht. Kielhom verbindet 4jnfrlM[JiHTtT:

zu einem Worte, was ich mit Bhandarkar und Peterson nicht für

richtig halte. Peterson's Uebersetzung lautet „In that case [if

is to be part of the mie] the following expression is not

obtained [i. e. must be declared to be bad grammar, while as a

matter of fact it is in common use, and so it is the correctness

of the sütra that is in peril.] *g<«^ rq»(i«g: ,A Skanda in act

to shoot". „Why ?" „It is for gain that the Mauryas make images" ').

TTT T ^nr. »Iet it be admitted that so far to them the rule

TT. should not apply, but that the affix ka should be used.

TT^TT'. trft Mflii'äi: But whatever images among these even,

are from the beginning intended for worship and not for sale,

TTT Tft^rft to them that rule wiU apply, and the affix ka wiU

be barred".

Bhandarkar hat, um seine Auffassung der Stelle dem Leser

recht klar zu machen , die Worte Pataiigali's in die Porm eines

Dialogs zwischen dem Doctor (fti'S ifniT.) und seinem Opponenten

(■jn^rftr.) gekleidet. Dieser Dialog lautet :

Op. Pänini inserts the condition that the image should not

be vendible. Then , the forms Sivah , Skandah , Visäkhah .are not

correct according to his rule. [These forms express images of

those gods, and .should have the suffix /r«].

1) Spi'itor vfibpsscrt In ..iinfigp? are made by the JIauryas fi>r gain", 3 i

(3)

530 Böhtlingk, ein Versuch zur Beilegung eines literar. Streites.

Boc. Why ?

Op. Because the Mauryas, desirous of raising money, used

as means the images of gods [i. e. they bartered them ; and these

are such images, and consequently belong to the class of vendible

objects].

Doc. Those images may not come under the rule [because

they bartered them, and consequently they may not drop ka].

But these [viz. , those in question] , which at the present day are

used for worship, come under the operation of the rule [and conse¬

quently the ka is dropped].

Ich übersetze, um verständlich zu sein, genau, aber nicht

wörtlich : „Da gesagt wird , so erweisen sich Qiva , Skanda

und ViQäkha (als Namen für Götterbilder) als nicht richtig. Woher

nicht? Weil die Maurja aus Begehr nach Gold Idole einführten.

Mag sein, dass die Regel auf jene Götterbilder nicht passt, wenn

aber diese heut zu Tage als Gegenstände ,der Verehrung dienen,

dann wird die Regel auf sie Anwendung haben".

Wenn ich mich nicht sehr irre, haben wir es hier einfach mit

einer uns auch sonst an Patangali bekannten Spitzfindigkeit zu thun.

Er will gern zugeben , dass jene Idole zu der Zeit , als sie zuerst

auftauchten, ihren kurzen Namen mit Unrecht führten, dass sie

aber jetzt, wo sie einem edlen Zwecke dienen, mit vollem Recht

Qiva, Skanda und Vi9äkha heissen.

Wenn Bhandarkar unter den Maurja die Dynastie versteht,

so muss ich ihm unbedingt beistimmen'). Vielleicht gehngt es mir

dieseu scharfsinnigen Gelehrten fiir meine Auffassung zu gewinnen,

wenn ich ihn auf das bei seiner Auffassimg überflüssige TPTi:

aufmerksam mache. tTTft ^Wt4t: hätte ja vollkommen

genügt die Triviahtät auszudrücken, die Bhandarkar dem Patangaü

in den Mund legt. Pflichtet der genannte Gelehrte mir bei, so

gewinnt er mit unserer Stelle eine noch stärkere Stütze für seine

auf die andern allgemein bekannten Beispiele im Mahäbhäshja ge¬

gründete Meinung über das Zeitalter des grossen Grammatikers.

Die ganze Expectoration Patangali's, die uns beim ersten Anblick

sonderbar vorkommen muss, wird nämlich nur dann ganz verständ¬

lich, wenn man annimmt, dass die Maurja nicht lange vorher vei"-

jagt worden waren, und dass Patangali der verhassten Dynastie

noch Etwas anzuhängen sucht. Die von ihnen eingeführten Idole

waren noch aUgemein bekaimt, so dass Patangali's boshafter Witz

^ ^ /

1) Da Patangali , wenn es gilt, keinen Königsnamen zu nennen, Kandra- gupta und Pusiipamitra anfülirt, so wird er doch die Maurja gekannt haben.

Hat er aber diese gekannt , so ist es doch nicht sehr wahrscheinlich , dass er hier Mnurja in einer anderen, uns ganz unbekannten Bedeutung gebraucht haben sollte.

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BöhtUngk, ein Versuch zur Beilegung eines literar. Streites. 531

verstanden werden konnte. Auch die drei genannten Idole ver¬

dienen Beachtung : Skanda ist ein Sohn Qiva's , und Vi9äkha wie¬

derum eine Manifestation Skanda's, die auch als dessen Sohn auf¬

gefasst wird. Dass Skanda und Vigäkha zu Pataiigali's Zeiten als

zwei innig mit einander verbundene Gottheiten aUgemein bekaimt

waren, sagt dieser Grammatiker in seinem Commentar zu Pänini

8, 1, 15 ganz ausdrücklich. Auf diese SteUe hat schon Bhandarkar

aufmerksam gemacht ; Preund Weber erinnert mich daran , dass

Skanda, Kumära und Vi9äkha auf den Münzen der Turushka-Pürsten

erscheinen (vgl. Ind. St. 17, 180). Dieses berechtigt uns vieUeicht

das Beispiel ^SA- in der von uns hier besprochenen SteUe für ein

späteres Einschiebsel zu halten und anzunehmen, dass die Maurya

den Cult des Kriegsgottes und seines Sohnes allgemein eingeführt

hätten. Auf welche Weise die Maurya durch die Idole zu Gelde

kamen, lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen. Hätten sie vrirk-

Uchen Handel damit getrieben, so würde Patangali wohl einen

andem Ausdrack als ««lif^fl gebraucht haben. Vielleicht Uessen

sie an verschiedenen Orten diese Idole aufstellen und zogen aus

dem Besuche derselben einen Vortheil.

(5)

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Zur indischen Lexicographie.

Von 0. BShtiingk.

Dieser Tage beschenkte uns William Dwight Whitney, das

ehrwürdige Haupt der amerikanischen Sanskritologen mit einem

Anhange zu seiner Sanskrit-Grammatik , enthaltend die Wurzeln,

Verbalformen und primären Stämme der Sanskrit-Sprache. Dieses

gleichzeitig in enghscher und deutscher Sprache erschienene Werk

wird gewiss von allen Sanskritisten und Sprachvergleichem mit

dem grössten Danke aufgenommen werden, da es mit der uns am

Autor bekannten Akribie in übersichtUcher Weise die oben ge¬

nannten Formen der Sprache in möglichster Vollständigkeit auf¬

führt und zwar mit Angabe ihres relativen Alters, so weit sich

dieses nach der uns im Augenblick zugänglichen Literatur be¬

stimmen lässt. Die nachfolgenden Bemerkungen wird mein verehrter

Freund, wie ich hoffe, freundlich aufnehmen und bei einer zweiten

Auflage vielleicht hier und da berücksichtigen.

Die Wurzeln sind in der Form angesetzt, wie sie in des

Autors Sanskrit-Grammatik angenommen wurde. Darüber ob es

richtiger sei oder TS u. s. w. als Wurzel für „machen" u. s. w.

aufzusteUen, wird man lange streiten können ohne zum Ziele zu

gelangen. Practische Rücksichten scheinen mir für zu sprechen,

da Formen wie auTifn , T^TT und T^iT. sich leichter auf dieses

als auf W zurückführen lassen. Auf den Einwand , dass einem

flr^ nur nicht als Wurzel entsprechen würde, antworte

ich , dass einem W nur , nicht gegenübersteht. Formen wie

^T,j ^ sind nicht auf \5«rm^ und zurückzuführen, sondern

auf hutas und hnte , d. i. Ii mit folgender nasalis sonans. Auf¬

falleud ist es , dass neben T auch erscheint , während deu

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