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Zeitschrift für Allgemeinmedizin 9/94

70. Jahrgang • Heft 9 • 5. Mai 1994

D

Gastkommentar:

Sport für Diabetiker - obsolet oder modern?

Glatze: total ungefähr­

lich, aber für viele sehr belastend!

Welche Sport- und Rheumasalben sind eigentlich wirksam!

Aktueller Überblick Psoriasis: Ursachen

und Medikamente Compliance bei topi­

schen Kortikoiden - eine Studie aus der

Hausarztpraxis Wundermittel: kaum zu glauben, was da so

alles drin ist!

Interview: Nicht jeder Durchfall ist harmlos!

HIPPOKRATES VERLAG GMBH • STUTTGART

(2)

-

2

-

Alles im grünen Bereich

Neu seit 15.12.1993:

Der erste treibgasfreie Nitroglycerin-Spray ohne hochkonzentrierte Alkohollösung.

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den), Aorten- und/oder Mitralstenose, orthostatischen Kreislaufregulationsstörungen, erhöhtem intrakraniellen Druck (Anstieg bisher nur bei hoher i.v. Dosis beobachtet).In der Schwangerschaft und Stillzeit nur auf Anordnung des Arztes einzunehmen (tierexp. Unters, unauffällig). Nebenw.: Anfangs häufig Kopfschmerz und gelegentl. Hypotension mit Reflextachykardie, Benommenheit, Schwindel- und Schwächegefühl. Selten Übelkeit, Erbrechen, Flush, Hautallergien, Kollapszustände mit Bradykardie und Synkopen. In Einzelfällen exfoliative Dermatitis. Bei starkem Blutdruckabfall selten Verstärk, der Angina pectoris. Bei kontinuierl. Anw. von Nitroverbin­

dungen innerh. v. 24 h Toleranz und Kreuztoleranz beobachtbar. Beeinträchtig, der aktiven Verkehrsteilnahme oder Maschinenbedien. möglich, insbes. im Zusammen­

hang mit Alkohol. Wechselw.: Vasodilatatoren, Antihypertensiva, ß-Blocker, Ca-Antagonisten, Neuroleptika, trizyklische Antidepressiva und Alkohol können die Blut­

drucksenkung verstärken. Bei Nitratvorbehandlungen ggf. höhere Dosis für gewünschte Effekte. Verstärkung der Dihydroergotaminwirkung. Wirkungsabschwächung von Heparin. Dos./Anw.: 1 bis 3 Spraygaben ggf. unter RR-Kontrolle wiederholt sublingual. Vor erstem Gebrauch und nach längerer

Nichtbenutzung 1 x ansprühen. Weiteres siehe Fachinfo. Hinw.: Inhalt und Verfalldatum beachten. Spray rechtzeitig ersetzen. Nach

Gebrauch nicht gewaltsam öffnen oder verbrennen. Nicht gegen Flammen oder auf glühende Körper sprühen. Handelst.: 1 Flasche PoHL BOSKAMP

DM 15,05; Klinikpackung. G. Pohl-Boskamp GmbH & dk)., 25551 Hohenlockstedt. (11.93/Inpress 3048 / Bild; Stock Imagery/BAVARIA).

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Glosse

Externer Zündstoff

Auch Schriftleiter haben so ihre kleine Sorgen. Von einer erzähle ich Ihnen hier kurz: Bei der Zusammenstellung des vorliegenden Heftes der ZFA- Zeitschrift für Allgemeinmedizin mit dem Leitthema »Externa« hatte ich ursprünglich vor, die Problematik über den Sinn bzw. Unsinn externer Venenmittel, also Salben, Gele etc., erneut aufzugreifen.

Die ZFA hatte zu diesem kontroversen Thema in ihrer Ausgabe 23 vom 20.

8. 1991 bereits eine Stellungnahme »Pro und Contra« gebracht, verschie­

dentlich das Thema erneut aufgegriffen, sich jedoch jetzt um eine abschlie­

ßende Klärung bemüht - leider zunächst vergeblich: Herr Kollege Prof. Dr.

med. V. Wienert, Leiter der Abteilung Dermatologische Phlebologie der Hautklinik der Rheinisch-Westfalischen Technischen Hochschule Aachen, erteilte mir mit folgendem Wortlaut eine freundliche Abfuhr:

»Sehr geehrter Herr Kollege,

vielen Dank für Ihren Brief, in dem Sie um einen Übersichtsbeitrag zur Thematik >Externe Venenmitteh in der Zeitschrift für Allgemeinmedizin nachfragen. Wie die meisten Phlebologen, so bin ich auch der Meinung, daß externe Venenmittel keine Wirkung haben und auch nicht haben können. Zu dieser Meinung bin ich aufgrund meiner praktischen Erfahrungen und meiner wissenschaftlichen Untersuchungen gekommen. Deshalb ist es mir nicht möglich, diesen Übersichtsbeitrag zu schreiben. Ich denke, dafür haben Sie Verständnis.

Mit freundlichen Grüßen Prof. Dr. med. V. Wienert«

Ich glaube, die Antwort unterstreicht die Brisanz des Themas. Aus Zeitgrün­

den muß die endgültige oder auch weitere Aufarbeitung nun einer späteren Ausgabe Vorbehalten bleiben. Ich denke und hoffe, auch die vorliegenden Beiträge von Weiglein/Hamm, Hausen, Steinigen, Hungerberg und Weyers bieten Ihnen genügend Zündstoff.

/.

Prof. Dr. med.

Winfried Hardinghaus Med. Abteilung

Krankenhaus St. Raphael 49179 Ostercappeln (Landkreis Osnabrück)

(4)

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A^TH m A-^H^ i TT nicht .

UND MTH m A- il A l F

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uPEßXAupr NICHT A^Fn. A lle

( cönnten , M(r /^uroH/ALE)^®.

Den Wirkstoff dahin, wo er wirken soll.

Das ist der Anspruch. Aber Einspruch:

3 von 4 Patienten beherrschen die Inhalationstechnik bei einem herkömm­

lichen Dosieraerosol nur unvollstän­

dig^’. Sie brauchen den Autohaler®. Beim Autohaler® ist die Inhalation genial einfach. Der Atemzug löst den Sprüh­

stoß aus. Ohne Koordinationsprobleme wird immer die gleiche Wirkstoffmenge inhaliert.

1) Epstein SW et al-. Can Med Assoc J 1979, 120, 813-816

Ob ß^'SyinP^homimetikum oder

Kortikosteroid,

der Wirk

Stoff kann wirken, weil er ankommt.

Darum ist der Autohaler® der Einfall gegen den Anfall. Er macht's möglich:

Autohaler

Inhaiieren wie von seibst

3M Medica Postfach 1462 46322 Borken

(5)

Hippokrates Verlag GmbH Stuttgart 70. Jahrgang, Heft 9

Gastkommentar Sport für Diabetiker A. Wirth

317

Schwerpunkt

Möglichkeiten des Haarersatzes U. Weiglein und H. Hamm

319 Externa bei Sportverletzungen und rheumati-

sehen Erkrankungen W. Hungerberg

322 Pathogenese und Therapiekonzepte der Psoriasis 326 W. Weyers

Chronisch obstruktive Atemwegserkrankungen 333 Th. Hausen

Wundermittel - was steckt dahinter? 338 Mj Steinigen

Service Box Atemwegskrankheiten -27- Therapiestudie

Die phasengerechte Wundversorgung des Ulcus cruris venosum

H.-J. Grotewohl

351

Praxiskolleg

Optimierung der Theophyllintherapie (3) 358 Interview

Nicht jede Diarrhoe ist selbstlimitierend! 355 Ein Interview mit H. Ruppin

Ältere Patienten im Mittelpunkt 359 Ein Interview mit T. Schwan

Pharma-Spektrum

Levocabastin - ein topisch anzuwendendes Anti­

histaminikum G. Buck

365

Serie

Ultraschallphänomene (36):

Geisterechos, Mehrfachechos H. D. Bundschu

Online Magazin Pharma News Kongreß extra Kongreßberichte Forum Qualität Buchbesprechungen Medizinische Raritäten Impressum

368 -7- 343 346 361 347 369 325, 337

-41-

-8-

-

5

-

SOLIDAGOREN' N

normalisiert die Kapillarpermea­

bilität, erhöht die Kapillar­

resistenz, fördert Diurese und Ödemausschwemmung, hemmt Entzündungen und Spasmen der Harnwege.

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Anwendungsgebiete: Glomeruläre Nephropa­

thien, renale Hypertonie und Ödeme, Schwanger­

schaftsnephropathien, Entzündungen und Spas­

men der Harnwege, ungenügende Diurese, Pro­

teinurie.

Dosierung: 3 x täglich 20-30Tropfen in etwas Flüssigkeit einnehmen.

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Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung, 77732 Zell-Harmersbach/Schwarzwald

(6)

-

6

- Inhalt

Wer Sport treibt, ist verletzungsge­

fährdet, dies gilt für den Breiten­

sport ebenso wie für den Leistungs­

sport. Und praktisch jede(r) Sporttreibende schwört bei stump­

fen Verletzungen auf die hervorra­

gende Wirkung »seiner« Salbe.

Was ist dran an den Externa, die ja auch in der Rheumatologie gerne eingesetzt werden?

Externa bei Sportverletzungen und rheumatischen Erkrankungen

Seite 322

Die Therapie der chronisch obstruktiven Atem­

wegserkrankungen hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Trotz der immer noch existierenden Kortisonangst nimmt der Stellenwert vor allem der topisch inhalativen Anwendung zu. Zu Recht, meinen die Experten. Ob sich davon auch die Patienten überzeugen lassen, hängt stark davon ab, wie gut sie von ihren Ärzten informiert werden.

COPD - Therapieverhalten von Patienten unter topischer Kortikoidtherapie

Seite 333

Wenn sonst nichts mehr wirkt, dann hilft die

»göttliche Atombombe«. Um es mit Friedrich Schiller zu sagen »Um alles zu retten, muß alles gewagt werden. Ein verzweifeltes Übel will eine verzweifelte Arznei« - und davon gibt es auf dem obskuren Markt der Wundermittel genug. Gesund stößt sich in der Regel dabei nur einer: der Her­

steller der teilweise unglaublichen, teilweise auch extrem gefährlichen Mixturen. Der Rat des Arztes

ist hier gefragt.

Wundermittel - was steckt dahinter?

Seite 338

Abbildungen:

Titelbild: W. Gorski

Seite -6- oben: © Trommsdorff, Mitte: ©Desitin, unten: R. Stockinger

(7)

online *** online *** online ***

-7-

Einfluß der Östrogentherapie auf die Knochendichte bei älteren Frauen

Eine während oder nach der Menopause begonnene Östrogentherapie zur Osteo­

poroseprophylaxe wird in aller Regel spätestens mit Erreichen des 60. Lebens­

jahrs beendet. Wie lange sollte eine Östrogeneinnahme mindestens währen und wie lange ist ein Effekt auf die Kno­

chendichte nachweisbar?

Im Rahmen der Framingham-Studie wurde ein Kollektiv von 684 Frauen im Alter von durchschnittlich 76 (68-96) Jahren zusammengestellt, bei denen In­

formationen über die Knochendichte in Radius, Femur und Wirbeln und über eine Östrogeneinnahme nach der Meno­

pause Vorlagen. 212 Frauen waren mit Östrogenen behandelt worden. Mit zu­

nehmender Dauer der Östrogenein­

nahme ging eine Zunahme der Knochen­

dichte einher, doch war ein signifikanter Unterschied zu Frauen, die niemals Östrogene eingenommen hatten, erst bei einer mindestens 7-lOjährigen Östro­

geneinnahme nachweisbar (um 8-19%

erhöhte Knochendichte, je nach Kno­

chen). Eine 3-4jährige Einnahme hatte gar keinen meßbaren Effekt auf die Kno­

chendichte. Mehr als zwei Drittel der Frauen waren zu kurz mit Östrogenen behandelt worden. Aber auch der Effekt einer mindestens siebenjährigen, selbst einer über zehnjährigen Östrogenein­

nahme ließ sich nur bis zum 75. Lebens­

jahr nachweisen. Das bedeutet, daß im Alter mit dem höchsten Frakturrisiko die Knochendichte derjenigen von Frauen entspricht, die nie eine Östrogenpro­

phylaxe betrieben haben. (ChR) Felson. D., et al.: The effect of postme­

nopausal estrogen therapy on bone den­

sity in elderly women. N. Engl. J. Med.

1993; 329: 1141-1146.

Anklage wegen Verletzung der Rechte schwangerer Frauen

Die Medical University of South Carolina, USA, wurde im Januar angeklagt, die Rechte schwangerer Patientinnen ver­

letzt zu haben.

Schwangere seien ohne deren Einwilli­

gung auf Drogenmißbrauch hin unter­

sucht, vertrauliche Informationen seien an die Polizei weitergegeben, und es seien illegale Versuche an Menschen durchge­

führt worden. 1989 war mit Zustimmung der lokalen Regierung ein Drogentestpro­

gramm begonnen worden, mit dem Ziel, durch Strafandrohung Frauen während der Schwangerschaft zu einem Verzicht auf harte Drogen zu bewegen. Über 40

Frauen sind seitdem verhaftet worden, zum Teil noch am Tag der Entbindung.

Mindestens drei dieser Frauen wurden wegen Drogenkonsums während der Schwangerschaft zu Gefängnisstrafen verurteilt. Mitarbeiter der Klinik vergli­

chen in einer Publikation Schwanger­

schaftsausgänge vor und nach Beginn des Programms. Dennoch bezeichnete ein Kliniksprecher das Programm als Be­

handlung, nicht als Zustimmungspflich­

tiges Experiment. Frauen wurden auf Drogen getestet, wenn sie kaum oder keine Schwangerschaftsvorsorge betrie­

ben oder vorzeitige Wehen hatten oder anamnestisch Drogenmißbrauch be­

kannt war. Bei positivem Testergebnis wurde eine Verhaftung in Aussicht ge­

stellt, wenn die Frauen sich keiner Be- handlnug unterzögen. Das Programm sei ein Erfolg, so die Klinik, weil die Zahl der Frauen mit positivem Nachweis seit 1989 deutlich gesunken sei... ChR N.N.: Hospitals accused of experiments on pregnant women. BMJ 1994; 308:

291-292.

Postpunktionelles Syndrom nach Lumbalpunktion

Nach einer Liquorpunktion entsteht nicht selten ein postpunktionelles Syndrom (PPS). Es ist durch Symptome wie Kopf­

schmerzen, Nacken-Schulter-Schmerzen und Übelkeit bis Erbrechen gekennzeich­

net. Die Symptome treten vor allem bei aufrechter Haltung auf Selten kann es zu Tieftonschwerhörigkeit, Augenmuskel­

paresen oder subduralem Hämatom kommen. Als Ursache wird ein Nach­

sickern von Liquor durch das Punktions­

loch angesehen. Nach neueren Untersu­

chungen hat auf die Häufigkeit und Ausprägung des PPS neben der Nadel­

dicke die Form der Nadelspitze einen we­

sentlichen Einfluß. Gute Erfahrungen wurden mit der 0,8 mm (21 G) dicken

»atraumatischen« Nadel nach Sprotte gemacht. Beim Einsatz dieser sehr ela­

stischen Nadel mit bleistiftförmiger Spitze empfiehlt es sich, zuerst die Haut mit einer 18-G-Kanüle zu perforieren und dann die Sprotte-Nadel durch diese Kanüle zu schieben. Bei 600 derart be­

handelten Patienten wurden über 8 Tage die Beschwerden erfaßt. Bei 92% der Pa­

tienten gelang die Lumbalpunktion pro­

blemlos, bei 7% erst im 2. oder 3. Ver­

such; in 4 Fällen war eine Röntgenkon­

trolle notwendig. Das typische PPS mit lageabhängigen Kopfschmerzen trat bei 22 Patienten (3,6%), Übelkeit bei 3, Schwindel bei 2 und Ohrensausen bei 1 Patienten auf Schmerzen im Einstich­

bereich hatten 15%. Das PPS klang innerhalb von 3 Tagen ab. In der Literatur wird die Häufigkeit des PPS nach diagnostischer Lumbalpunktion

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BASF Pharma

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-

8

-

online *** online *** online *** online *** online

mit 30 bis 40% angegeben. Mit der

»atraumatischen« Punktionsnadel kön­

nen Häufigkeit und Ausprägung des PPS

»auf ein Minimum« reduziert werden, so

die Autoren. (ChR)

Jäger. H., et al.: Lumbalpunktion - das postpunktionelle Syndrom. Schweiz, med. Wschr. 1993; 123: 1985-1990.

Zulassungsentzug für parente­

rales Omeprazol droht

Das Bundesgesundheitsamt hat das pharmazeutische Unternehmen Astra darauf hingewiesen, daß es den Entzug der Zulassung für die parenterale Gabe von Omeprazol beabsichtige. Im Zusam­

menhang mit Omeprazol-Behandlungen, zumeist parenteral, seien 19 Fälle von Sehstörungen und Blindheit sowie 4 Fälle von Hörstörungen und Taubheit aufge­

treten. Im Frühjahr 1993 waren die bei­

den ersten Fälle bekanntgeworden; die übrigen Fälle wurden gemeldet, nach­

dem im arznei-telegramm und vom BGA Warnhinweise veröffentlicht worden wa­

ren. Laut BGA soll die Produktinforma­

tion für Omeprazol in Zukunft auf die

Möglichkeit von Blindheit und Taubheit, aber auch von allergischer Vaskulitis und medikamenteninduziertem Fieber hin- weisen. Weiter werden Tierversuche ge­

fordert, mit denen der Entstehungsme­

chanismus der allergischen Vaskulitis aufgeklärt werden soll. Möglicherweise liegt eine Vaskulitis dem Entstehen von Blindheit und Taubheit, ebenso von Herz- und Nierenschädigungen im Zusammen­

hang mit einer parenteralen Omeprazol- Therapie zugrunde. (ChR) Schönhofer, P.: Intravenous omeprazole and blindness. Lancet 1994; 343: 665.

Falsche Strahlentherapie durch Computerprogramm

Mindestens 492 Patienten des englischen North Staffordshire Royal Infirmary ha­

ben Schäden durch eine zu niedrigdo­

sierte Strahlentherapie erlitten. 1982 war an dem Krankenhaus ein neues Compu­

terprogramm installiert worden, mit dem die Strahlendosen für Pendelbestrahlun­

gen berechnet wurden. Bei dieser Thera­

pie rotiert die Strahlenquelle um den Tu­

mor eines Patienten, so daß er aus drei oder vier verschiedenen Richtungen be­

strahlt wird. Die zuständige Physikerin hatte einen Korrekturfaktor für die Ent­

fernung zwischen Haut und Tumorzen­

trum in das Programm eingegeben. Als neun Jahre später die Anlage zur Strah­

lentherapie erneuert wurde, stellte sich heraus, daß das alte Computerprogramm bereits vom Hersteller aus einen Korrek­

turfaktor enthalten hatte. 1045 Patien­

ten, 6% aller in der Strahlenabteilung behandelten Patienten, waren mit min­

destens um 20% zu niedrigen Dosen be­

strahlt worden. Eine unabhängige Unter­

suchungskommission gelangte jetzt zu dem Ergebnis, daß beispielsweise bei Pa­

tienten mit Blasenkrebs die Rezidivrate während fünf Jahren nach der Behand­

lung doppelt so hoch lag wie erwartet.

Bei Patientinnen mit Zervixkarzinom war die 5-Jahres-Überlebensrate um rund 20% vermindert. Der Programmierfehler war für die behandelnden Ärzte prak­

tisch nicht zu bemerken. Mindestens 140 Patienten oder Angehörige verstorbener Patienten wollen die aufsichtsführende Gesundheitsbehörde wegen Schadener­

satz verklagen. (ChR)

Dillner, L.: Radiotherapie error could have damaged 492 patients. BMJ 1993;

307: 888.

Zeitschrift für Allgemeinmedizin

German Journal of General Practice. Ehemals: Der Landarzt. Zugleich Organ der Vereinigung der Hoch­

schullehrer und Lehrbeauftragten für Allgemeinmedizin e.V. und der DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allge­

meinmedizin).

Schriftleitung: Dr. med. Heinz Harald Abholz, Cecilien- gärten 1, 12159 Berlin • Prof. Dr. med. Winfried Har- dinghaus, Chefarzt der Med. Abt., Krankenhaus St. Ra­

phael, 49179 Ostercappeln. AG Gesundheitswissenschaf­

ten Universität 49069 Osnabrück • Prof. Dr. med. Mi­

chael M. Kochen, MPH, Abteilung für Allgemeinmedizin der Georg-August-Univ., Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen • Dr. med. Wolfgang Mahringer, Schelztorstr.

42, 73728 Esslingen • Priv.-Doz. Dr, med. U. Marsch- Ziegler, St. Gertrauden-Krankenhaus, Paretzerstr. 12, 10713 Berlin ■ Dr. med, Gertrud Volkert, Traubergstr.

16, 70186 Stuttgart.

Verlag: Hippokrates Verlag GmbH, Rüdigerstr. 14, 70469 Stuttgart, Postfach 300504, 70445 Stuttgart, Tel.

(0711) 8931-0, Telefax (0711) 8931-453.

Geschäftsführung: Dipl.-Kaufmann Andre Caro, Dipl.- Kaufmann Albrecht Hauff.

Anzeigen: Günter Fecke, Tel. (0711) 8931-448.

Redaktion/Produktion: Günther Buck (Chefredakteur), Tel. (0711) 8931-446. Ruth Auschra (Stellv. Red,-Ltg,), Tel. (0711) 89 31 -4 42. Dipl.-Wirt.-lng, (FH) Ingrid Schaul (Herstellung), Tel. (0711) 8931-445.

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer Druckerei GmbH -t- Co. Stuttgart. - Printed in Germany 1994. - © 1994 Hippokrates Verlag GmbH.

Die Zeitschrift erscheint zweimal monatlich.

Die Kartei der praktischen Medizin ist jedem 2. Heft der Kombi-Ausgabe zum Heraustrennen beigeheftet.

Diese Kartei referiert aus maßgebenden Fachzeitschrif­

ten des In- und Auslandes unter den Aspekten: kritisch, kurz und praxisnah. Alle Preise und Versandspesen ent­

halten 7% Mehrwertsteuer. Die Bezugsdauer verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn nicht eine Abbestellung bis zum 30. September vorliegt. Das Abonnement wird zum Jahresanfang berechnet und zur Zahlung fällig. Die Beilage »Die Arzthelferin« erscheint unregelmäßig, 15. Jahrgang 1994.

Bezug: Durch jede Buchhandlung oder eine vom Verlag beauftragte Buchhandlung. - Postscheckkonto: Stuttgart 6025-702. - Bankverbindung: Dresdner Bank, Filiale Stuttgart, Nr. 9014731. - Baden-Württembergische Bank Stuttgart, Nr. 1004527600. - Zahlungs- und Erfül­

lungsort für beide Teile: Stuttgart und Hamburg.

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preise

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VG Wort, Abteilung Wissenschaft, Goethestraße 49, 80336 München 2, von der die einzelnen Zahlungsmo­

dalitäten zu erfragen sind.

Wichtiger Hinweis:

Wie jede Wissenschaft ist die Medizin ständigen Ent­

wicklungen unterworfen. Forschung und klinische Er­

fahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere was Behandlung und medikamentöse Therapie anbe­

langt, Soweit in diesem Werk eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, daß Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt haben, daß diese Angabe dem Wissenstand bei Fertigstellung des Werkes entspricht.

Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Appli- kationsformen kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel der verwen­

deten Präparate und gegebenenfalls nach Kosultation eines Spezialisten, festzustellen, ob die dort gegebene Empfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in diesem Buch abweicht. Eine solche Prüfung ist besonders wich­

tig bei selten verwendeten Präparaten oder solchen, die neu auf den Markt gebracht worden sind. Jede Dosie­

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zer, ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzu teilen.

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DEGAM

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin

m Jk Ärbeitsgemein-

Schaft Leseranalyse medizinischer

* ^ Zeitschriften e.V.

(9)

Unilair 200/300/4S0 Retardkapseln. Zu­

sammensetzung: 1 Retardkapsel Unilair 200 enthält: Theophyllin 200mg. 1 Retard­

kapsel Unilair 300 enthält: Theophyllin 300 mg. 1 Retardkapsel Unilair 450 enthält: Theophyllin 450 mg. Weitere Be­

standteile: Methylhydroxypropylcellulose, Poly (ethylacrylat, methylmethacrylat), Talkum. Anwendungsgebiete: Behandlung und Vorbeugung von Atemnotzuständen aufgrund von Einengung bei chronisch obstruktiven Atemwegserkrankungen (z.B.

Asthma bronchiale, chronischer Bronchi­

tis, Lungenemphysem). Gegenanzeigen:

Theophyllin darf nicht angewendet werden bei: frischem Herzinfarkt, akuten tachy- karden Arrhythmien, Überempfindlichkeit gegenüber einem der Bestandteile. Theo­

phyllin sollte nur bei strengster Indikation und mit Vorsicht angewendet werden bei:

instabiler Angina pectoris, Neigung zu tachykarden Arrhythmien, schwerem Blut­

hochdruck, hypertropher obstruktiver Kar­

diomyopathie, Hyperthyreose, epilepti­

schen Anfallsleiden, Magen- und Zwölf- fingerdarmgeschwür,Porphyrie (bestimm­

te Stoffwechselstörung). Unilair sollte mit Vorsicht angewendet werden bei: Leber­

und Nierenfunktionsstörungen, höherem Lebensalter (über 60 Jahre). Arzneimittel mit verzögerter Theophyllin-Freisetzung, wie Unilair, sind nicht zur Akutbehandlung des Status asthmaticus oder der akuten Bron- chospastik bestimmt. Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit: Während der Schwangerschaft, besonders während der ersten drei Monate und während der Stillperiode, sollte Theophyllin nur bei zwingender Indikation verwendet werden.

Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Erre­

gungszustände, Gliederzittern, Unruhe, Schlaflosigkeit, beschleunigter bzw. unre­

gelmäßiger Herzschlag, Palpitationen, Blutdruckabfall, Magen-Darm-Beschwer- den, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, ver­

stärkte Diurese. Veränderungen der Se- rumelektrolyte,insbesondere Hypokali- ämie, Anstieg von Serum-Calcium und -Kreatinin, sowie Hyperglykämie und Hyper­

urikämie, gastroösophagealer Reflux auf­

grund einer Relaxation des unteren Ösophagus-Sphinkters und mögliche nächt­

liche Asthma-Provokation durch Aspiration.

Verschlimmerung einer fibrozystischen Mastopathie. Verstärkte Nebenwirkungen können infolge einer relativen Überdosie­

rung (bei individueller Überempfindlich­

keit) oder einer absoluten Überdosierung (Theophyllin-Konzentration im Plasma über 20 n^ml) auftreten. Vor allem bei erhöh­

ten Theophyllin-Plasmaspiegein von mehr als 20 M^ml können toxische Nebenwir­

kungen wie Krampfanfälle, plötzlicher Blut­

druckabfall, ventrikuläre Arrhythmien und schwere Magen-Darm-Erscheinungen (u.a.

gastrointestinale Blutungen) auftreten.

Uberempfindlichkeitsreaktionen gegen­

über Theophyllin treten sehr selten auf.

Dosierung: Theophyllin ist individuell zu dosieren. Die Dosierung sollte idealer­

weise anhand des Theophyllinspiegels im Plasma ermittelt werden. Je nach Lebens­

alter sind folgende Erhaltungs-Dosierungen zu empfehlen: Unilair 200: Kinder von 6-8 Jahren (20-25 kg) 2-3 Kapseln täglich, Kinder von 8-12 Jahren (25-40 kg) 2-4 Kapseln täglich. Unilair 300: Kinder von 12-16 Jahren (40-60kg) 2-3 Kapseln täg­

lich, Enivachsene (60-70 kg) 2-3 Kapseln täglich. Unilair 450: Kinder von 12-16 Jahren (4080 kg) 1-2 Kapseln täglich.

Erwachsene (6070 kg) 1-2 Kapseln täg­

lich. Weitere Hinweise zur Dosierung ent­

nehmen Sie bitte derjeweiligen Packungs­

beilage. Art und Dauer der Anwendung:

Unilair soll nach den Mahlzeiten mit reich­

lich Rüssigkeit eingenommen werden. Die Dauer der Anwendung richtet sich nach Art, Schwere und Verlauf der Erkrankung und wird vom behandelnden Arzt bestimmt.

Darreichungsform, Packungsgrößen und Preise: Unilair 200: 20 Retardkapseln (NI) DM 8,60; 50 Retardkapseln (N2) DM 19,50; 100 Retardkapseln (N3) DM 34,90; Ünilair 300: 20 Retardkapseln (NI) DM 10,60; 50 Retardkapseln (N2) DM 23,60; 100 Retardkapseln (N3) DM 40,80; Unilair 450: 20 Retardkapseln (NI) DM 13,90; 50 Retardkapseln (N2) DM 29,90; 100 Retardkapseln (N3) DM 54,80. Stand: April 1994.

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medikamentös bedingte extrapyramidalmotorische Störungen

Frühdyskinesie, Akathisie und Parkinsonoid sind gefürchtete Begleiterscheinungen der Therapie mit Neuroleptika und anderen antidopaminerg wirksamen Medikamenten. Sie

belasten den Patienten und gefährden den Therapieerfolg.

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AkinetonVAkineton* retard. Zusammensetzung: Akineton: 1 Tablette enthält 2 mg Biperidenhydrochlorid, 1 ml Injektionslösung 5 mg Biperidenlactat. Akineton retard: 1 Dragee enthält 4 mg Biperidenhydrochlorid. Indikationen: Parkinson-Syndrom, besonders Rigor und Tremor; medikamentös bedingte extrapyramidale Symptome. Kontraindikationen:

Unbehandeltes Engwinkelglaukom; mechanische Stenosen im Bereich des Magen-Darm-Kanals; Megakolon. Vorsicht bei Prostataadenom und Erkrankungen, die zu bedrohlichen Tachykardien führen können. Bei erhöhter Krampfbereitschaft vorsichtig dosieren. Im 1. Trimenon der Gravidität und während der Stillzeit Verordnung kritisch abwägen. Nebenwir­

kungen: Müdigkeit, Schwindel, Benommenheit, vornehmlich bei höheren Dosen Unruhe, Angst, Venwirrtheit, Delir, gelegentlich Gedächtnisstörungen, selten Halluzinationen.

Mißbrauch wegen stimmungsaufhellender und euphorisierender Wirkung möglich. Mundtrockenheit, Akkommodationsstörungen, Schweißminderung, Obstipation, Magenbeschwer­

den, Zunahme oder selten Abnahme der Herzfrequenz, evtl. Blutdrucksenkung bei parenteraler Gabe. Gelegentlich Miktionsstörungen, selten Harnverhaltung (Antidot: Carbachol).

Vereinzelt allergische Hautausschläge, Dyskinesien, Ataxie, Muskelzuckungen, Sprechstörungen. Reaktionsvermögen!

Wechselwirkungen: Bei Kombination mit anderen anticholinerg wirksamen Medikamenten, z. B. Psychopharmaka, Antihistaminika, Antiparkinsonmitteln, Spasmolytika, Verstär­

kung der zentralen und peripheren Nebenwirkungen. Bei Kombination mit Chinidin Verstärkung der anticholinergen Wirkungen (AV-Überleitungl). Bei Kombination mit Levodopa Ver­

stärkung von Dyskinesien; Verstärkung neuroleptikabedingter Spätdyskinesien. Verstärkung der zentalnen/ösen Nebenwirkungen von Pethidin. Zunahme des Alkoholeffektes. Wir- kungsabschwächung von Meloclopramid. Dosierung und Anwendungsweise: Individuell und einschleichend; siehe Fachinformation. Packungsgrößen und Preise (einschl.

MwSt.): Akineton* 20 Tabletten (NI) DM 10,88; 50 Tabletten (N2) DM 24,50; 100 Tabletten (N3) DM 42,10; 5 Ampullen zu 1 ml (N 1) DM 12,33. Akineton® retard 20 Dragees (NI) DM 17,84; 50 Dragees (N2) DM 38,67; 100 Dragees (N3) DM 68,29; Klinikpackungen. (Stand: 1.12.93)

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Gastkommentar ZEA.

317

Alfred Wirth

Sport für Diabetiker

Obsolet oder modern?

Teutoburger-Wald- Klinik, Bad Rothenfelde

Wenngleich die klassischen Säulen der Diabe­

testherapie wie Diät, Bewegungstherapie und Pharmaka seit langem bekannt sind und weltweit seit Jahrzehnten bewährt eingesetzt werden, so scheint die mittlere, die Bewegungstherapie, in Deutschland nie so richtig auf dem Boden ge­

standen zu haben. Woran liegt das? An der man­

gelnden Wirksamkeit, wie einige Diabetologen meinen (1)? An der schwierigen Durchführbar­

keit, wie die wenigen ambulanten Sportgruppen zeigen? An unserem Gesundheitssystem mit un­

genügender Vergütung gesundheitsbildender Maßnahmen und Geringschätzung nichtmedika­

mentöser Therapien? Oder an der Unkenntnis vieler Ärzte hinsichtlich sportmedizinischen Wissens, wie man aus Lehrbüchern und Fort­

bildungsveranstaltungen schließen könnte?

Die Diabetestherapie kann in diesem Jahrhun­

dert gewaltige Fortschritte vorweisen. Der Dia­

betiker ist heute vital weniger durch die Ent­

gleisung im Sinne einer Hyper- oder Hypoglyk­

ämie gefährdet als vielmehr durch die Entwicklung von makro- und mikroangiopathi- schen Folgeerkrankungen. In den letzten Jah­

ren hat sich damit nicht nur der Schwerpunkt des Therapiezieles geändert, auch die Thera­

pie ist anspruchsvoller geworden: Es geht nicht mehr nur um die »Einstellung«, um die Gluko­

sehämostase, sondern um die Vermeidung von Spätschäden! Nicht jede Therapie, die den Blutzucker senkt, vermindert auch die Kom­

plikationen (z. B. Sulfonylharnstoffe). Das the­

rapeutische Hauptproblem in der Diabetologie ist heute nicht mehr der insulinspritzende Typ- I-Diabetiker, sondern der adipöse Typ-II-Dia- betiker mit einer Insulinresistenz; ca. 75% aller Diabetiker sind diesem Typus zuzuordnen.

Zum anderen kam auf die Ärzteschaft in den letzten Jahren eine neue therapeutische Auf­

gabe zu: die Lebensqualität. Vor diesem Hin­

tergrund ist die Sporttherapie zu sehen. Sie muß hinterfragt werden, was sie in bezug auf die Diabeteseinstellung, die Folgekrankheiten und die Lebensqualität zu leisten vermag.

Die Domäne der Sporttherapie in der Diabeto­

logie ist beim nicht-insulinspritzenden Typ-

II-Diabetiker zu sehen. Hier erhöht Sport nicht nur die Lebensqualität und steigert die Lei­

stungsfähigkeit, Sport ist eine wirksame The­

rapie. Wir halten fest: Beim Typ-II-Diabetiker ist primär nicht der Insulinmangel Ursache für die Hyperglykämie, sondern die verminderte Wirksamkeit von Insulin, die meist mit einer

Bei insulinspritzenden Typ-I- und Typ-II-Dia- betikern dient die Bewegungstherapie in erster Linie der besseren Lebensqualität. Wird die kör­

perliche Leistungsfähigkeit nicht durch kardiale Begleitkrankheiten oder andere Erkrankungen eingeschränkt, kann ein Diabetiker alle alltägli­

chen Verrichtungen ausüben und Freizeitsport betreiben. Erforderlich ist, daß er hinsichtlich einer möglichen Hypoglykämie geschult ist und die blutzuckersenkende Wirkung der Muskelar­

beit an sich selbst erfahren hat (4). Es gibt heute keinen rationalen Grund, weshalb man Diabe­

tikern in dieser Hinsicht eine Außenseiterposi­

tion einräumen sollte; besonders bedeutsam ist das für Jugendliche. Der körperlich aktive Dia­

betiker muß jedoch bezüglich der Therapiean­

passung bei Muskelarbeit umfassend informiert werden. Er muß wissen, ob, wieviel und zu welcher Zeit er zusätzliche Broteinheiten zu sich nehmen muß oder ob er seine Insulindosis re­

duzieren oder gar eine Kombination von bei- dem vornehmen soll. Grundsätzlich gilt, daß ein normalgewichtiger Diabetiker zusätzliche BEs zu sich nehmen und ein adipöser Diabetiker die Insulindosis vor der Muskelarbeit vermindern soll. Schließlich macht es keinen Sinn, daß man Sport zur Gewichtsabnahme nutzt und den ver­

mehrten Energieverbrauch durch eine ver­

mehrte Energieaufnahme kompensiert. Es be­

steht auch die Möglichkeit, vor körperlichen Ak­

tivitäten von einem Normalinsulin auf ein Ver­

zögerungsinsulin zu wechseln. Wichtig ist die Selbsterfahrung und Dokumentation! Schließ­

lich ist bei hyperglykämischer Entgleisung, bei Blutzuckerwerten über 250 mg% und/oder beim Vorliegen einer Ketoazidose Sport kontraindi­

ziert, da bei dieser Stoffwechselkonstellation der Blutzucker nicht abfällt, sondern ansteigt.

Wer jedoch meint, durch Bewegungstherapie könne man merklich Insulin einsparen oder eine bessere HbAj-Einstellung erzielen, wird mei­

stens enttäuscht. Nur wenige große Studien konnten diesen Effekt bei Erwachsenen nach- weisen. Bei Kindern und Jugendlichen hingegen bessert Sport auch die Blutzuckereinstellung.

Bewegungs­

therapie dient der besseren Lebensqualität!

Nicht jede The­

rapie, die den Blutzucker senkt, vermin­

dert auch die Komplikationen

Bei Kindern und Jugend­

lichen bessert Sport auch die Blutzucker­

einstellung

Z. Allg. Med. 1994; 70: 317-318. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1994

(12)

Wer regel­

mäßig Sport treibt, senkt seine Insulin­

spiegel und er­

höht die Insu­

linwirksamkeit

Hyperinsulinämie einhergeht. Die Hyperglyk­

ämie ist durch zwei pathogenetische Mechanis­

men verursacht, eine vermehrte Glukosepro­

duktion in der Leber und eine verminderte Glukoseaufnahme in der Muskulatur. Ziel der Diabetestherapie sollte daher eine Steigerung der Insulinwirkung mit reduzierter hepatischer Glukoneogenese und erhöhter peripherer Glu- koseutilisation sein. Von klinischer Bedeutsam­

keit sind hier nur zwei Therapieformen: Re­

duktionskost und Ausdauertraining. Es ist heute unumstritten, daß eine hypokalorische Kost (die bei 90% aller Typ-II-Diabetiker indi­

ziert ist) die Insulinspiegel im Plasma senkt und die Insulinwirkung durch Vermehrung der In­

sulinrezeptoren sowie Auswirkungen von Insu­

lin in der Zelle steigert (Postrezeptorwirkung).

Das gleiche gilt für das Ausdauertraining. Auch wer regelmäßig Sport treibt (Spazierengehen, Joggen, Radfahren, Schwimmen, Skilanglauf usw.) senkt seine Insulinspiegel und erhöht die Insulinwirksamkeit (5). Diese Effekte sind auch ohne Gewichtsabnahme nachweisbar. Eine Be­

wegungstherapie korrigiert daher ebenso wie eine Reduktionskost die Pathogenese; es sind ursächliche Therapieprinzipien. Im Vergleich dazu sind die medikamentösen Behandlungs­

methoden weitgehend als symptomatisch ein­

zuordnen. Insulininjektionen und Sulfonyl­

harnstoffe erhöhen die Insulinspiegel und tra­

gen somit wahrscheinlich zu einem erhöhten Arterioskleroserisiko bei. Lediglich Biguaniden werden günstige Auswirkungen auf die Insu­

linresistenz zugeschrieben. Die Auswirkungen von Acarbose auf die Kohlenhydratdigestion sind zu schwach, um überzeugende Effekte auf die Insulinresistenz zu zeigen.

Häufig tritt der Typ-II-Diabetes nicht allein, sondern im Rahmen eines metabolischen Syn­

droms auf, also zusammen mit abdominaler Adipositas, Fettstoffwechselstörungen und Hy­

pertonie. Wünschenswert ist dann nicht eine Monotherapie des Glukosestoffwechsels, son­

dern eine Gesamtbehandlung aller Krankhei­

ten. Was für den Typ-ll-Diabetiker gilt, trifft für das metabolische Syndrom erst recht zu: die Behandlung ist in erster Linie eine nicht-medi­

kamentöse - durch Ausdauersport und Ernäh­

rungsumstellung (5). Erst kürzlich ist eine Über­

sichtsarbeit dazu von Diabetologen in einer be­

kannten Zeitschrift erschienen, in der man zwar die Pathomechanismen korrekt, die Therapie jedoch verzerrt dargestellt hat (3). Beim Lesen gewann man den Eindruck, als könne man das metabolische Syndrom mit ACE-Hemmern, Al­

phas-Blockern u. a. behandeln. Diätetische und bewegungstherapeutische Maßnahmen wurden hinsichtlich Umfang und Wichtigkeit nur neben­

bei erwähnt. Die Sporttherapie wurde nicht ein­

mal mit einem Literaturzitat versehen, als gäbe es diesbezüglich keine wissenschaftlichen Er­

kenntnisse. Zuwenig ist offensichtlich bekannt, daß man durch Sport auch das Gewicht redu­

zieren, das HDL-Cholesterin erhöhen sowie die Triglyzeride, freien Fettsäuren, Fibrinogen und den Blutdruck senken kann.

Also doch keine Änderung bei der Therapie des Diabetes? Erkenntnisse aus dem Ausland könnten helfen. In Schweden und den USA sind kürzlich drei große Studien veröffentlicht wor­

den, die zeigen, daß körperlich Aktive seltener diabetisch werden. Helmrich (2) konnte bei 5990 Personen zeigen, daß die Neuerkran­

kungsrate um bis zu 53% durch Sport in der Freizeit reduziert werden kann. Offensichtlich gilt auch für den Diabetes, was man hinsicht­

lich des Herzinfarktes schon seit Jahrzehnten weiß: Sport wirkt prophylaktisch und thera­

peutisch.

Anschrift:

Prof. Dr. med. Alfred Wirth, Teutoburger-Wald-Klinik, Teutoburger-Wald-Straße 33, 49214 Bad Rothenfelde.

Persönliche Daten:

Geboren am 22.12.1944 in CreglingenAVürttemberg.

Beruflicher Werdegang:

Medizinalassistentenzeit von 1973 bis 1974 in Heidel­

berg und Hannover, 1978 bis 1983 Wissenschaftlicher Angestellter an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg. 1980 Arzt für Innere Medizin, 1981 Zusatz­

bezeichnung »Sportmedizin«, 1983 Habilitation, 1984 Teilgebietsbezeichnung »Kardiologie«, 1988 »Sozialme­

dizin«.

Jetzige Tätigkeit:

Seit 1983 Ärztlicher Direktor der Teutoburger-Wald- Klinik (Schwerpunktklinik für Herz-, Gefäß- und Stoff­

wechselkrankheiten) in Bad Rothenfelde.

Literatur

1. Gudat, U., Berger, M.: Dinosaurier der Diabetesbe­

handlung? Herz + Gefäße 1992; 12: 296-302.

2. Helmrich, S.P., Ragland, D.R., Leung, R.W., Paffen- barger, R.S.: Physical activity and reduced occurrence of non-insulin-dependent diabetes mellitus, N. Engl. J.

Med. 1991; 325: 147-152.

3. Rett, K., Wicklmayr, M.: Das metabolische Syndrom.

Eine neue Aufgabe für die Präventivmedizin, Dtsch.

med. Wschr. 1993; 118: 1407-1411.

4. Wirth, A., Krone, W.: Sport für Diabetiker. Z. Allg.

Med. 1988; 64: 249-253.

5. Wirth, A., Krone, W.: Therapie der Insulinresistenz beim metabolischen Syndrom durch körperliches Trai­

ning. Dtsch. Zeitschr. Sportmed. 1993; 44: 305-310.

(13)

Fortbildung

Ute Weiglein und Henning Hamm

Möglichkeiten des Haarersatzes

Universitätshaut­

klinik Würzburg

Perücken

Die einfachste, nebenwirkungsärmste und bil­

ligste Methode des Haarersatzes stellen Pe­

rücken dar. Nicht wenige Patienten neigen dazu, ihre Alopezie durch Perücken mit besonders voluminöser, auffälliger Frisur zu überdecken.

Bei der Auswahl sollte jedoch berücksichtigt werden, daß unauffällige Frisuren das »Ent­

decken« der Perücke erschweren. Perücken sollten aber nicht nur nach optischen Kriterien ausgewählt werden, sondern müssen auch, vor allem bei chronischen Erkrankungen der Kopf­

haut, gut zu reinigen und ggf. desinfizierbar sein. In diesen Fällen sind Perücken aus Kunst­

haar, die auf luftdurchlässigen Bändern oder grobmaschigem Tüll montiert sind, besser ge­

eignet (1). Für eine gute Pflege benötigen die Patienten, außer bei nur vorübergehendem Haarausfall, mindestens zwei Perücken.

tischer Alopezie und narbiger Alopezie wie nach Radiatio) getroffen wird. Meist werden nach Chemotherapie oder Radiatio die Kunst­

haarperücken bis 500 DM generell übernom­

men. Bei Langzeitversorgung werden auch Zweitperücken fast immer erstattet. Falls eine Zweitperücke aus hygienischen Gründen erfor­

derlich ist, kann auch diese nach einer kurzen Stellungnahme des behandelnden Arztes er­

stattet werden. Die Kosten für die wesentlich teureren Echthaarperücken werden im allge­

meinen nur bei medizinischer Indikation, z. B.

bei nachgewiesener Sensibilisierung gegen synthetische Materialien übernommen. Zu be­

denken ist dabei, daß Echthaarperücken einen wesentlich höheren Pflegeaufwand als Kunst­

haarperücken erfordern.

Bei Frauen und Kindern werden, unabhängig von der Ursache des Haarverlusts, die Kosten

Unauffällige Frisuren er­

schweren das

»Entdecken«

der Perücke!

Die Kostenübernahme durch die Krankenkas­

sen sollte noch vor der Anpassung der Perücke geklärt sein. Sie basiert auf § 182/1 RVO und einem gemeinsamen Rundschreiben der Kran­

ken-, Unfall- und Rentenversicherungsträger zur Ausstattung der Versicherten mit Körper­

ersatzstücken, orthopädischen und anderen Hilfsmitteln vom 10. 6. 1975: »Hilfsmittel, die eine Entstellung des Versicherten mildern oder erleichtern, werden gewährt, damit das allge­

meine Erscheinungsbild wesentlich verbessert wird. Die Ausstattung mit Perücken ist insbe­

sondere bei weiblichen Versicherten, Kindern und Jugendlichen mit einer haararmen oder haarlosen Kopfpartie angezeigt. Bei erwachse­

nen männlichen Versicherten setzt die Gewäh­

rung einer Perücke im allgemeinen eine haar­

lose Kopfpartie mit narbig deformierter Kopf­

haut oder ähnlich entstellenden Veränderun­

gen voraus.« In jedem Pall ist es empfehlens­

wert, vor dem Kauf der Perücke einen Kosten­

voranschlag bei der Krankenkasse vorzulegen.

Auf Nachfrage bei verschiedenen Krankenkas­

sen wurde uns mitgeteilt, daß eine Unterschei­

dung in Kurzzeitversorgung (kürzer als 1 Jahr, z. B. bei Ekzemen, medikamentöser Tumorthe­

rapie, Alopecia areata) und Langzeitversorgung mit Perücken (lebenslang, z. B. bei androgene-

Es gibt kaum ein Symptom, das für den Pati­

enten weniger gefährlich ist, ihn aber seelisch so stark belasten kann wie der Verlust des Kopfhaares. Dies gilt vor allem für die häufig­

ste Ursache des erworbenen Haarverlustes, für die androgenetische Alopezie des Mannes und der Frau, wobei betroffene Patientinnen unter dem Haarverlust oft ungleich mehr leiden. In Anbetracht der limitierten therapeutischen Beeinflußbarkeit kommen hier verschiedene Möglichkeiten des Haarersatzes in Frage. Da­

neben benötigen vor allem Patienten mit schwe­

rer Alopecia areata und solche, bei denen sich nach Chemotherapie oder Radiatio des Schä­

dels ein gravierender Haarverlust entwickelt, temporären oder dauerhaften Haarersatz. Zu den Krankheitsbildern, die operative oder nichtoperative Haarersatzmaßnahmen erfor­

dern können, zählen ferner die narbigen Alo­

pezien, wie sie beispielsweise bei Lichen (ru­

ber) planopilaris, chronisch-diskoidem Lupus erythematodes, nach Verbrennungen und In­

fektionen der Kopfhaut auftreten, sowie die kongenitalen Atrichien und Hypotrichosen. Im folgenden werden verschiedene Formen des

Haarersatzes dargestellt und diskutiert.

Zum Inhalt

Z. Allg. Med. 1994; 70: 319-321. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1994

(14)

Fortbildung Haarersatz

Dünne Haar­

strähnen wer­

den am proxi­

malen Ende der Eigenhaare be­

festigt

Einwehen von Haaren: auf­

wendig, Resul­

tate oft unbe­

friedigend

Reduktions­

plastiken sind besonders ge­

eignet bei nar­

biger Alopezie in einem um­

schriebenen Areal

für Kunsthaarperücken, die dem »ortsüblichen Preisniveau« entsprechen, in fast allen Fällen erstattet. Bei Männern erfolgt die Kostenerstat­

tung nur bei entstellenden Veränderungen oder im Einzelfall abhängig vom Beruf und der psy­

chisch-seelischen Belastung.

Einweben von Haaren

Bei diesem aufwendigen nichtoperativen Ver­

fahren werden einzelne Haare und dünne Haarsträhnen durch spezielle Knüpftechniken am proximalen Ende der Eigenhaare befestigt.

Bei korrekter Technik wird die Kopfhaut dabei nicht verletzt. Diese Methode wird in vielen Zeitschriftenanzeigen als »Hair weaving« von

»Haarstudios« oder »Haarinstituten«, die dem Patienten das Einweben von Haaren als Dau­

erbefestigungsverfahren versprechen, propa­

giert. Oft stehen jedoch Aufwand und Resultat in keinem vernünftigen Verhältnis. Die Me­

thode ist allenfalls bei geringgradiger bis mä­

ßig ausgeprägter diffuser oder androgeneti- scher Alopezie indiziert; in letzterem Fall kön­

nen zum Teil Eigenhaare von okzipital oder temporal verwendet werden. Das erzielte Er­

gebnis wird durch das Nachwachsen der »Trä­

gerhaare« beeinträchtigt, da dadurch die ge­

samte »Konstruktion« verschoben wird. Daher sind häufige korrigierende Sitzungen erforder­

lich. Außerdem muß darauf hingewiesen wer­

den, daß beim Einweben von Haaren durch den stärkeren Zug an den Eigenhaaren eine zusätzliche Traktionsalopezie der verbliebenen Resthaare induziert werden kann (5).

Reduktionsplastiken

Unter Reduktionsplastiken versteht man die operative Verkleinerung bzw. Entfernung alo- pezischer Areale mit anschließender Annähe­

rung der angrenzenden Resthaarbezirke (7).

Bei kleinen Defekten bieten sich die einzeitige Totalexzision oder mehrzeitige Serienexzisio­

nen bis zum spannungsfreien Wundverschluß an. Je nach Form des haarlosen Areals werden verschiedene Schnittführungen, z. B. Y- oder spindelförmige, gewählt. Aufwendiger sind Nahlappenplastiken mit einzeitiger oder mehr­

zeitiger Verlegung von Nahlappen aus haartra­

genden Donorzonen in Form von Rotationslap­

penplastiken und Transpositionslappenplasti­

ken. Diese Techniken eignen sich vor allem bei narbiger Alopezie in einem umschriebenen

Areal. Daneben kommen sie aber auch bei der Verkleinerung einer androgenetischen Alope­

zie, möglicherweise in Kombination mit ein- oder zweizeitigen Stanztransplantationen, zur Anwendung. Die Eingriffe sind in den meisten Fällen in lokaler Infiltrationsanästhesie durch­

führbar. Die Exzision erfolgt bis auf das Pe­

riost. Nach ausreichender Unterminierung der Wundränder unterhalb der Galea aponeurotica dient eine versenkte Galeanaht dem span­

nungsfreien Wundverschluß durch die Haut­

naht.

Bei ausgedehnten haarlosen Arealen kann eine Reduktionsplastik mit dem Einsatz von Haut­

expandern kombiniert werden. Diese Vorge­

hensweise ist vor allem dann gut geeignet, wenn größere alopezische Flächen am Kapilli- tium bestehen, ohne daß die übrigen haartra­

genden Anteile ausgedünnt sind oder Haaraus­

fall in diesem Bereich zu erwarten ist, wie z. B.

nach der Exzision eines Tumors und vorläufi­

ger Deckung mit einem Spalthauttransplantat.

Durch die Implantation der Expander besteht jedoch, v.a. während der mehrwöchigen Fül­

lungsphasen, die Gefahr von Infektionen.

Für verschiedene Defektgrößen und Lokalisa­

tionen stehen unterschiedliche Expandergrö­

ßen und -formen zur Verfügung. Die Implanta­

tion des Expanders kann in den meisten Fällen in Lokalanästhesie durchgeführt werden. Die anschließende Hautdehnung erfordert viel Er­

fahrung, da der Druck nicht zu groß werden darf, um Nekrosen des Gewebes zu vermeiden;

andererseits muß die Dehnung der benötigten Fläche entsprechen. Meist werden die Expan­

der 6 bis 10 Wochen belassen und einmal wö­

chentlich über externe oder implantierte Ven­

tile gefüllt (3). Während der Füllungsphase werden die Expander mit Zunahme ihres Vo­

lumens dann mehr und mehr auffällig. Dies kann mitunter für den Patienten sehr belastend sein. Die anschließende Exzision des haarlosen Areals und die Defektdeckung durch die vorge­

dehnte haartragende Haut wird je nach Größe des Defekts eine Vollnarkose erfordern.

Die Erfolge nach Einsatz von Hautexpandern am Kapillitium sind im allgemeinen gut (4), jedoch kann ein Fortschreiten des Haaraus­

falls, z. B. bei der androgenetischen Alopezie, den Erfolg der Operation zunichte und die Nar­

ben sichtbar machen.

Referenzen

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