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Von Grund auf

Im Dokument 9/94 (Seite 42-45)

I Chronisch obstruktive Atemwegserlyankungen Fortbildung

gern Absetzen erreichten nur noch 7 Patienten mehr als 5 Quartale bis maximal 8 Quartale, im Durchschnitt 3,03 Behandlungsquartale (Tab. 3). Ein Abbruch der

Arzt-Patienten-Be-Tabelle 3: Dauer der Behandlung bis zum eigen-mächtigen Absetzen bei 26 Patienten mit COPD und inhalativen GKS in 10 Behandlungsquartalen

Quartale Asthma COB Emphysem

1 7 2

2 5 2

3 2

4 1

5 2

6

7 3 1

8 1

ziehung (n = 25) erfolgte bei 14 Patienten be­

reits nach 1 Quartal, d. h. möglicherweise be­

reits nach der Erstverordnung, eventuell gleich­

bedeutend mit einer Therapieverweigerung;

die Behandlungsdauer betrug in diesem Kol­

lektiv im Durchschnitt nur 1,96 Quartale (Tab. 4). Patienten mit lückenhaftem

Verord-Tabelle 4: Dauer der Behandlung bis zum Abbruch der Arzt-Patienten-Beziehung bei 25 Patienten mit COPD und inhalativen GKS in 10 Behandlungsquar­

talen

Quartale Asthma COB Emphysem

1 14 1

2 4

3 2 1

4 1

5

6 1

7 1

nungsverhalten zeigten sowohl überwiegend eine regelmäßige Verordnung als auch eine lange Behandlungszeit.

Der Altersdurchschnitt lag bei allen 3 Krank­

heitsbildern im Kollektiv mit regelmäßiger und lückenhafter Verordnung deutlich über 50 Jah­

ren. Die Asthmatiker mit Therapieabbruch bzw. erfolgtem Praxisbruch waren im Mittel auffallend jünger, nämlich unter 40, d. h. 36 und 38 Jahre (Tab. 5).

Von 38 Patienten, die während der letzten Jahre an einer Patientenschulung teilgenommen ha­

ben, befinden sich mehr als % (n = 29) im Kol­

lektiv mit regelmäßiger, lückenhafter Verord­

nung sowie Patienten, bei denen die Behandlung

Tabelle 5: Altersdurchschnitt (in Jahren) und Thera­

pieverhalten bei 137 Patienten mit COPD unter inha­

lativen GKS in den Quartalen I1I/90-IV/92

Diagnose Asthma COB Emphysem

1. regelmäßig 50,7 56,3 66,9

2. lückenhaft 56,0 73,2 73,2 3. abgebrochen 36,7 54,6 1 (78,6) 4. Praxisbruch 38,8 1 (64,4) 1 (66,0)

von mir beendet worden ist. Nur 9 geschulte Patienten befanden sich unter denjenigen, die die Behandlung eigenmächtig oder den Kontakt mit der Praxis abgebrochen haben.

Abgesetzt wurde die Behandlung in 3 Fällen, 2mal wegen Mundsoor und bei einem Patien­

ten, der diese Therapie ausschließlich wegen eines prolongierten Infektes erhalten hatte.

Zwei Patienten verstarben während der Beob­

achtungsphase aus Gründen, die nicht unmit­

telbar mit der Atemwegserkrankung zusam­

menhingen.

Bei der Untersuchung der verschiedenen Kol­

lektive nach der Geschlechtszugehörigkeit fällt ausschließlich auf, daß Frauen (n = 18) eher als Männer (n = 5) die Arzt-Patienten-Bindung ab­

zubrechen scheinen.

Diskussion

Die Therapie mit inhalativen GKS bei chro­

nisch obstruktiven Atemwegserkrankungen ist besonders beim Asthma unersetzlich gewor­

den. Besonders die nahezu fehlenden Neben­

wirkungen bei hoher Erfolgsrate machen diese Therapieform zur Therapie der Wahl bei den in Kasten 1 genannten Indikationen. Die Stabili­

sierung des Krankheitsbildes läßt bei vielen Patienten andere Therapeutika, insbesondere die verschiedenen antiobstruktiv wirkenden Substanzen, zur Bedarfstherapie werden. Da­

mit werden wir auch neueren Therapieemp­

fehlungen gerecht, die die Basistherapie mit inhalativen GKS favorisieren (1, 4).

Voraussetzung einer erfolgreichen Therapie ist die Überwindung der Verordnungsscheu bei uns Ärzten (3) sowie die Beseitigung oder bes­

ser gesagt Nivellierung der Kortisonangst beim Patienten. Erst nach Überwinden dieser Vor­

aussetzungen durch ausführliche Aufklärung (siehe Kasten 2) ist der Beginn einer topischen

Geschulte Pa­

tienten hatten seltener die Behandlung oder den Kon­

takt zur Praxis abgebrochen

Vor allem jün­

gere Patienten hatten die Therapie abge­

brochen oder die Praxis ver­

lassen

336 Zl^ ^Fortbildung Chronisch obstruktive Atemwegserkrankungen

Erst die Korti­

sonangst be­

kämpfen, dann mit der Thera­

pie beginnen!

Die Therapie­

bereitschaft von Asthmati­

kern ist schlechter als die von Patien­

ten mit chro­

nisch-obstruk­

tiver Bronchitis oder Emphysem

Wichtig ist es, die Kenntnisse des Patienten regelmäßig wieder aufzu­

frischen

GKS-Therapie möglich. Der überwiegende Teil der Patienten ist dann bereit zu dieser Thera­

pieform und auch geneigt, diese über einen längeren Zeitraum durchzuführen. Wird dieses Ziel vor Beginn der Therapie nicht erreicht, droht der Abbruch der Arzt-Patienten-Bezie- hung. Kann dagegen die Angst des Patienten vor dieser Therapieform beseitigt werden, folgt in der Regel eine lang dauernde und auch kon­

sequente Behandlung.

Im weiteren Verlauf der Behandlung neigen aber doch eine relativ große Zahl der Patienten dazu, die Behandlung eigenmächtig zu been­

den. Als Gründe eines vorzeitigen Therapieab­

bruchs sind u.a. sicherlich auch eine zuneh­

mende Verunsicherung durch Medien oder auch besonders Gespräche mit der Umgebung denkbar, die die Therapiebereitschaft des Pa­

tienten zunehmend ins Wanken bringen, bis er dann letztendlich »umfällt«. Die verblassenden Informationen aus der Zeit vor Therapiebeginn und die damit fehlenden Argumente bei Dis­

kussionen im Freundes- und Bekanntenkreis tragen sicherlich ihren Teil zu diesem eigen­

mächtigen Therapieabbruch bei.

Die lückenhafte Wiederverordnung des Medi­

kamentes muß nicht gleichgesetzt werden mit unregelmäßiger Behandlungsform, da auch bei diesem Verordnungsverhalten Regelmäßigkei­

ten und lange Behandlungszeiten feststellbar waren. Mögliche Gründe für diese lückenhafte Verordnung können eine nur saisonale Be­

handlungsbedürftigkeit, Urlaub, Urlaub des Verordners und Verordnung durch den Vertre­

tenden, eine niedrige Behandlungsdosis und ein somit großer Medikamentenvorrat und die Verordnung von Großpackungen sein. Möglich ist auch besonders bei Patienten, die z. B. meine Praxis von weiter entfernt aufsuchen, der ent­

fernte Wohnort und damit möglicherweise die Wiederholungsverordnung durch den ortsan­

sässigen Hausarzt. Vergessen werden darf hier selbstverständlich nicht die eigenmächtig un­

regelmäßige oder in der Dosis reduzierte The­

rapie.

Neben der Kortisonangst und der unerfüllten Erwartungshaltung besonders bei Asthmati­

kern sind Wohnort- und Arztwechsel, die Rückkehr zum weiter entfernt wohnenden.

ortsansässigen Hausarzt, aber auch das feh­

lende Erfolgsgefühl beim Patienten und ein sta­

biles Krankheitsbild mit abnehmendem Lei­

densdruck oder allgemein geringe Beschwer­

den mögliche Gründe für den Abbruch einer Therapie oder der Arzt-Patienten-Beziehung.

In der Untersuchung kristallisierten sich aber auch andere Auffälligkeiten heraus, die als In­

indizien für schlechte Patienten-Compliance bei Therapie mit inhalativen GKS

• Asthma > COB > Emphysem

• leichtes Krankheitsbild

• geringer Leidensdruck

• niedriges Lebensalter

• fehlende Kompaktschulung (!)

• kurze Behandlungsdauer.

dizien für eine geringe Therapietreue zu wer­

ten sind (Kasten 4). Asthmatiker zeigten eine schlechtere Therapiebereitschaft als Patienten mit COP oder Emphysem. Auch leichtere Schweregrade der verschiedenen Krankheits­

bilder sind mögliche Gründe für eine schlechte Therapietreue. Jüngere Asthmatiker wiesen ebenso wie ungeschulte Patienten weniger Therapiebereitschaft und Therapietreue auf Gelingt es nicht, den Patienten zu Beginn der Therapie von deren Notwendigkeit und Harm­

losigkeit zu überzeugen, fehlt leider auch in vielen Fällen die Behandlungsdauer, um den Patienten während der weiteren Behandlung einer Patientenschulung zuführen zu können.

Gelingt es dagegen, vor Therapiebeginn beim Patienten Krankheitseinsicht zu erzeugen und ihn gleichzeitig von der Notwendigkeit und gleichzeitig Harmlosigkeit einer Therapie mit inhalativen GKS zu überzeugen, so ist dies eine relativ große Garantie für eine dauerhafte und erfolgreiche Zusammenarbeit von Arzt und Pa­

tient. Die anfängliche Therapiebereitschaft muß anschließend in einer Patientenschulung gefestigt werden. Während der fortlaufenden Behandlung kann dem eigenmächtigen Ändern oder Abbruch der Behandlung durch regelmä­

ßige Wiederauffrischung der Kenntnisse, be­

sonders bei den Risikopatienten (Kasten 4), entgegengewirkt werden.

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