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Hippokrates Verlag Stuttgart

Im Dokument 9/94 (Seite 28-31)

Psoriasis Fortbildungll

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Abbildung 2: Typi­

sches histopatho- logisches Bild ei­

nes voll entwickel­

ten Psoriasisher­

des: Verbreite­

rung der Epider­

mis (Akanthose) mit Verlängerung der Reteleisten und Papilloma- tose. Das Stratum granulosum ist nicht erkennbar.

In der Hornschicht sind die Zellkerne erhalten (Parake- ratose). Am unte­

ren Rand der Hornschicht An­

sammlungen neu- l rophiler Granulo­

zyten. Im Papillar­

körper erweiterte und geschlängelt

\erlaufende Ka­

pillaren sowie leichtes lympho- zvtäres Infiltrat.

nach Wachstumsfaktoren und Entzündungs­

mediatoren geforscht, die für die Entwicklung von Psoriasisherden verantwortlich sein könn­

ten. Tatsächlich wurden dabei zahlreiche auf­

fällige Befunde erhoben, deren Interpretation jedoch schwierig ist: 1. blieb in den meisten Untersuchungen die Herkunft von Enzymen und Zytokinen unklar (Produktion durch Kera- tinozyten oder durch in die Epidermis einge­

wanderte Entzündungszellen), 2. unterschie­

pW ,V . •»;

den sich die Ergebnisse in Abhängigkeit von den Untersuchungsmethoden erheblich und 3.

mißlangen Versuche, durch externe Applika­

tion der experimentell isolierten Substanzen Psoriasisherde zu provozieren. Dies alles und die Vielfalt der beschriebenen molekularen Ab­

weichungen sprechen dafür, daß Psoriasis­

herde nicht durch die Störung eines einzelnen Enzymsystems ausgelöst werden, sondern durch komplex ineinandergreifende Verände­

rungen (Abb. 3).

Störungen des Adenylcyclase-cAMP-Sy- stems: Veränderungen dieses Systems wurden schon 1971 von Voorhees und Duell mit der Psoriasis in Zusammenhang gebracht. Für cAMP war eine Förderung des Glykogen-Ab­

baus und eine Hemmung der epidermalen Pro­

liferation bekannt; in Psoriasisherden weist die Epidermis vermehrt Glykogen und eine hohe Proliferationsrate auf. Als gemeinsame Ursa­

che kam für Voorhees und Duell nur eine Ver­

minderung des intrazellulären cAMP-Spiegels in Frage (40). cAMP wird durch die Adenylcy- clase aus ATP gebildet und durch die Phospho­

diesterase zu 5’AMP abgebaut. Das Enzym ent­

faltet seine Wirkung durch die Aktivierung von Proteinkinasen, die den Transfer des termina­

len Phosphats von ATP auf Proteine

katalysie-Störungen in der transmem- branösen Signalübertra­

gung

Die Epidermis weist in Psoria­

sisherden ver­

(u.a. Membranveränderungen, Reduktion von flawpl^n) Retinoide

Umwelteihflöss^

(Verletzungen, SlreE ,ln!ektlonen)8lft«i(

^^nyhCyclase t

1

\.ithium

^^»Blocke

Kfyclase •!! PboWllottlesterase f Psycho siroe

ITP ----‘ cGMPt Eamp'II (Arachidonsäure

Neuropeplid (Substanz PI

Igü

NS-AnllphloglslIca Vi^tßiflenase f Cyclooxygenase^

AnUiralln | Ketokonazoi | Sulfssalazln 1 Benoxaprofen 1 Phospholipase A2

lelnro^eQ“f

prötelnklnase A

InträzeiTCs**^ UV-Llcht \ffaiimala Calmodulin T

Leukotriene (Lt 12-HETE t Ornithln-Decarboxtfase T]

jProteinkinase C Ti jürumproteasen T|

iPolyatiiini^

SsaTi—m^iihiurn

WlS * IlBulrophilBinellnohto

EaTNiai

Abbildung 3: Schema zur Pathogenese und Therapie der Psoriasis: Die genetische Disposition führt in Zusammenhang mit Umwelteinflüssen zu Veränderungen der Homöostase, durch die die Idinisch-histopathologischen Zeichen der Psoriasis herbeigeführt werden. Verschiedene Arzneimittel sind an den Stellen ihrer möglichen Ansatzpunkte aufgeführt. Medika­

mente, unter denen Exazerbationen der Psoriasis beobachtet wurden, sind rot, Medikamente, die zur Behandlung der Psoriasis eingesetzt werden, grün markiert

Fortbildung

Die Aktivität der Phospho­

diesterase ist in Psoriasisherden doppelt so hoch wie in norma­

ler Haut

ren und so in verschiedene Stoffwechselpro­

zesse eingreifen. Über die Konzentration von cAMP in psoriatischer Haut gehen die Angaben weit auseinander, zumindest im unteren, ger- minativen Anteil der Epidermis scheint die Konzentration erniedrigt zu sein (3). Die Akti­

vität der Phosphodiesterase ist in Psoriasisher­

den doppelt so hoch wie in normaler Haut. Die Adenylcyclase-Aktivität wurde zumeist als nor­

mal angegeben, die Stimulierbarkeit der Adenylcyclase ist jedoch reduziert. Die cAMP- Kaskade fungiert als transmembranöses Si­

gnaltransduktionssystem. Hormone und Zyto­

kine binden an Rezeptoren, die über entspre­

chende stimulierende oder inhibierende G-Pro- teine die Aktivität der membranständigen Adenylcyclase regulieren. Die Aktivierung die­

ses Systems erfolgt u.a. über Beta-adrenerge und Prostaglandin-Rezeptoren. Bei Psoriasis ist der cAMP-Anstieg nach Epinephrin-Stimulation auf 25%, nach Prostaglandin-Stimulation auf 50% herabgesetzt (3,41). Dies hat eine geringere Aktivität cAMP-abhängiger Enzyme zur Folge.

Störungen im cAMP-System könnten für die entzündlichen Veränderungen eine Rolle spie­

len

Veränderungen bei anderen transmembra- nösen Signalübertragungssystemen: Die Konzentration von cGMP ist in Psoriasisherden erhöht (3, 26). Die Guanylcyclase-Aktivität ist im Vergleich zu normaler Haut in unbefallener Haut von Psoriatikern um den Faktor 3 und in Psoriasiseffloreszenzen um den Faktor 10 er­

höht (41). Erhöht ist auch die Phospholipase- C-Aktivität in Psoriasisherden. Die Phospholi­

pase C kann durch viele verschiedene Substan­

zen aktiviert werden, u. a. durch den Plättchen­

aktivierenden Faktor (PAF), Neurotransmitter sowie verschiedene Hormone und Wachstums­

faktoren. Das Enzym stimuliert zum einen die Guanylcyclase, zum anderen spaltet es Mem­

branphospholipide (Phosphatidylinositol) in Inositoltriphosphat (IP3) und Diacylglycerol (DAG). DAG stimuliert die Proteinkinase C und wird abgebaut zu Arachidonsäure. IP3 setzt Calcium aus intrazellulären Speichern frei und aktiviert u.a. das Calcium-bindende Enzym Calmodulin (4, 7, 20, 22). Die Enzyme, die durch diese Second-messenger-Systeme akti­

viert werden, haben alle Einfluß auf die Regu­

lation der epidermalen Proliferation.

Mechanismen der Entzündung

Auch für die entzündlichen Veränderungen der Psoriasis könnten Störungen im cAMP-System eine gewisse Rolle spielen. cAMP hemmt die Phospholipase A2; bei herabgesetzter cAMP- Inhibition ist die Aktivität der Phospholipase A2

Mechanismen der Proliferation

cAMP hat bei hoher Konzentration in der Zell­

kultur eine hemmende Wirkung auf die Kerati- nozyten-Proliferation in der Gl- und der G2- Phase, V. a. über die cAMP-abhängige Protein­

kinase (41). Bei geringer cAMP-Aktivität ist auch die hemmende Wirkung der Proteinkinase A herabgesetzt. Ferner reduziert cAMP eine er­

höhte Aktivität der Ornithin-Decarboxylase, des geschwindigkeitsbestimmenden Enzyms in der Synthese von Polyaminen. Polyamine (Pu- trescin, Spermidin, Spermin) sind niedermole­

kulare Amine mit großer Bedeutung für das Zellwachstum; ihre Konzentration ist bei epider­

malen Hyperplasien unterschiedlicher Genese deutlich erhöht, auch bei Psoriasis vulgaris. Die Aktivität der Ornithin-Decarboxylase ist selbst in unbefallener Haut von Psoriatikern um 50%

gesteigert. Die reduzierte Hemmung der Orni­

thin-Decarboxylase aufgrund einer erniedrigten cAMP-Aktivität könnte zur epidermalen Prolife­

ration bei Psoriasis beitragen (3, 7, 26).

cAMP hemmt außerdem die Wirkung von Se­

rumproteasen, die ihrerseits die Proliferation verschiedener Zelltypen stimulieren. So wurde in Psoriasisherden eine im Vergleich zu norma­

ler Haut 19fach erhöhte Plasminogen-Aktiva- tor-Aktivität festgestellt (3).

Durch Aktivierung der Phospholipase C kommt es zur Spaltung von Membranphospholipiden in Inositoltriphosphat und Diacylglycerol. Diacyl­

glycerol aktiviert die Proteinkinase C (PKC), die ihrerseits die Zellproliferation stimuliert. Die lokale Gabe von PKC-aktivierenden Substanzen (z.B. Phorbolestern) führt zu einer Epidermis- hyperplasie, in der Zellkultur hemmen PKC-In- hibitoren die Proliferation. Die Konzentration von Proteinkinase C ist in Psoriasisherden zwar vermindert, ihre Aktivität jedoch erhöht (20, 22). Durch Inositoltriphosphat wird Calmodu­

lin aktiviert, ein Protein, das verschiedene für die Proliferation wichtige Enzyme beeinflußt.

Calmodulin stimuliert u. a. die Ornithin-Decarb­

oxylase und die Phosphodiesterase. Die Aktivi­

tät von Calmodulin ist in Psoriasisherden erhöht und normalisiert sich bei Abheilen der Efflores- zenzen (7, 26, 38, 41).

erhöht. Durch die Phospholipase A2 wird aus Membranphospholipiden Arachidonsäure freigesetzt, die wiederum über zwei konkurrie­

rende Enzymsysteme verstoffwechselt wird:

über die Cyclooxygenasen zu Prostaglandinen (PG) und Thromboxan und über die Lipoxyge- nasen zu Leukotrienen (LT) und Hydroxyeico- satetranoensäuren (HETE).Im Vergleich zu normaler Haut ist die Arachidonsäure-Konzen­

tration in Psoriasisherden 25fach, in unbefal­

lener Haut von Psoriatikern 2,6fach erhöht. Die vermehrt anfallende Arachidonsäure wird bei der Psoriasis hauptsächlich durch Lipoxygena- sen und nur zu einem geringen Anteil durch

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