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Archiv "Wohlbefinden — abhängig vom Wetter" (15.10.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE

Alternativen zu Tierversuchen

Alternativmethoden können die Zahl der Versuchstiere deutlich senken, wie der jüngste Bericht der Bundesregierung zur Ein- schränkung von Tierversuchen zeigte. So konnte dank neuer bio- medizinischer Erfolge beispiels- weise in der Endzündungsfor- schung bei der Suche nach neuen Pharmaka von 1980 bis 1984 die Zahl der benötigten Mäuse um rund 60 Prozent auf 46 000 und die der Kaninchen um rund 30 Pro- zent auf 570 Tiere sinken.

Deshalb will die Bundesregierung die Erforschung und Entwicklung alternativer Methoden weiterhin intensiv fördern. Nachdem im Sommer das Tierschutzgesetz no- velliert wurde, gelte es nun, eine zentrale Datenbank einzurichten, die tierschutzrelevante Daten er- faßt und somit unnötige Doppel- versuche zu vermeiden hilft. Dar- über hinaus will die Bundesregie- rung alle Rechtsvorschriften über- prüfen, die Tierversuche zur Folge haben.

Im internationalen Rahmen er- strebt sie die gegenseitige Aner- kennung von Versuchsergebnis- sen und die Weiterentwicklung von EG-Vorschriften.

Inwieweit alternative Testmetho- den Tierversuche im Gesundheits- und Verbraucherschutz reduzie- ren können, belegt der Bericht mit weiteren Beispielen: Bis zu 75 Pro- zent der Versuchstiere können be- reits eingespart werden, wenn die akute Toxizität nicht mehr wie bis- her üblich, sondern nach dem

„approximativen LD50-Test" ermit- telt wird.

Auf Initiative der Bundesregierung wurde der neue Test in den Euro- päischen Gemeinschaften einge- führt. Durch Prüfung an nicht schmerzfähiger Materie konnte die Zahl an Tieren erheblich ver- ringert werden, die für Verträglich- keitstest von Wirkstoffen auf Haut

und Schleimhaut dienten. Bei der Toxizitätsprüfung nach Mehrfach- applikation kann die benötigte Tierzahl um rund 30 Prozent sin- ken, wenn man auf die zweite Tier- art verzichtet oder die Tierzahlen bei subchronischen Studien redu- ziert. Bis zu 80 Prozent der Muta- genitätstests werden bereits an Bakterienkolonien oder Säugetier- zellkulturen durchgeführt. Den- noch kann auf die Vorlage minde- stens eines Tierversuches noch nicht verzichtet werden, so der Re- gierungsbericht. In der Qualitäts- kontrolle von Arzneimitteln wurde bisher die Pyrogenfreiheit aus- schließlich am Kaninchen über- prüft. Statt dessen ist es nun teil- weise möglich, dies an Blutkörper- chen des Pfeilschwanzkrebses durchzuführen (Limulus-Test).

Sehr große Tierzahlen können in der industriellen Impfstoffproduk- tion eingespart werden, indem man Zellkulturen mit Fluoreszenz- Antikörper-Techniken kombiniert.

Wohlbefinden —

abhängig vom Wetter

Das Wetter — es muß herhalten, wenn Menschen sich nicht wohl- fühlen. Daß viele mit ihrer Be- schwerde recht haben, scheint die Einsatzhäufigkeit von Rettungs- wagen zu belegen. An manchen Tagen sind sie überdurchschnitt- lich oft im Einsatz.

Der Diplom-Meteorologe und an- gehende Arzt Dietmar Buchberger von der Freien Universität Berlin wertete rund 300 000 Einsätze von Berliner Rettungswagen aus, um festzustellen, welche Wetterkon- stellationen den Menschen am meisten zu schaffen machen.

Sein Ergebnis: Nicht nur extreme absolute Temperaturen beeinflus- sen das Wohlbefinden negativ.

Auch starke Abweichungen vom Normalwert sind dafür verantwort- lich. Natürlich kann der Mensch unter dem Wetter leiden, wenn es im Winter — 20 Grad kalt und im

Bereits heute haben die meisten Untersuchungsanstalten die Psit- takosediagnostik auf Zellkultur- verfahren umgestellt. Der Bericht

rechnet damit, daß die Tollwutdia- gnostik in zwei bis drei Jahren durch Zellkulturen vollständig er- setzt wird. Dadurch könnte man in der Psittakose- und Tollwutdia- gnostik mehr als 100 000 Mäuse pro Jahr einsparen. Ähnliche Mög- lichkeiten zeichnen sich auch beim Erregernachweis von Tuber- kulose, Q-Fieber und lymphozytä- rer Choriomeningitis ab. Auf Ka- ninchen kann man verzichten, um Bakterientoxine, die zu Lebens- mittelintoxikationen führen kön- nen, nachzuweisen. Heute ge- schieht dies meist molekularbiolo- gisch an Bakterienkolonien.

Auch der Mäuseuterustest ist ent- behrlich geworden, um illegal ver- wendete Hormone im Kalbfleisch nachzuweisen. An seine Stelle kann ein immunchemisches Ver- fahren treten. jv

Sommer + 35 Grad heiß ist. Doch ebenso sind es die Abweichungen von den Normalwerten der Jahres- zeit, die einem zu schaffen ma- chen: „Temperaturen von + 20 Grad können im Mai zu Krank- heiten führen, während im Som- mer bei gleichen Temperaturen keine Veränderungen zu beobach- ten sind", sagt Dietmar Buchber- ger.

Um den Einfluß des Wetters zu studieren, wählte Buchberger drei Patientengruppen aus: Unfallop- fer, Selbstmordkandidaten und Menschen mit akuten Erkrankun- gen. Dabei nehmen die Selbst- mordkandidaten eine Sonderstel- lung ein: Besonders wenn es warm wurde, veranlaßten sie die Rettungsdienste vermehrt zum Einsatz.

Dietmar Buchbergers Erklärung:

„Durch die Sonne wird die Ener- gie gesteigert. Lähmende Depres- sionen gehen dann zurück; die neu erwachte Aktivität führt zum Selbstmordversuch"... th 2848 (32) Heft 42 vom 15. Oktober 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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