An Rattenschwänzen wird der Blutdruck mit einer aufblasbaren Manschette und einem Kontaktmikrophon gemessen
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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
BRIEFE AN DIE REDAKTION
stische Geschwindigkeits- beschränkung erfolgt, weil die Katalysatoren gegen Überhitzung empfindlich sind. Ob die Katalysato- ren beispielsweise bei ei- ner Geschwindigkeitsbe- schränkung auf 130 Stun- denkilometer für die durchschnittliche Lebens- dauer eines PKWs arbeits- fähig bleiben, wage ich in Frage zu stellen, allemal dort, wo zusätzliche Bela- stungen durch Bergfahrten in Rechnung zu stellen sind. Für ein Tempolimit kann ich mich außerdem begeistern, eben nur nicht mit der Begründung, daß dadurch der Wald gerettet wird: DEUTSCHES ÄRZTE- BLATT 81, Heft 51/52 vom 21.12. 1984. Da war auch schon die Rede davon, daß Rauchschäden und das, was wir gegenwärtig unter Waldsterben verstehen, nichts miteinander zu tun haben.
Ich halte in der Tat mehr davon, zunächst einmal mit Vernunft eine Analyse der Situation vorzuneh- men und daraus Schlußfol- gerungen für die Maßnah- men zu ziehen. Ein schö- nes Beispiel für diese Art der Problemlösung ist übrigens die Reinigung unserer Flüsse: es ist in der Tat in den letzten 13 Jahren gelungen, die Me- tallbelastung unserer Flüs- se drastisch zu senken.
Darüber werden uns die geochemischen Analytiker im Herbst in „Bild der Wis- senschaft" berichten. Las- sen Sie uns also lieber der Autoindustrie eine Vorga- be machen, was die Moto- ren können sollen und was sie nicht dürfen; ich bin überzeugt, daß die Indu- strie in absehbarer Zeit Problemlösungen anbie- tet, die jedenfalls fairer und anständiger sind als das, wozu sich bestimmte Politiker in diesem Land durch die Volksmeinung gedrängt sehen, außerdem noch effektvoller!
Wolfgang Forth, München
TIERVERSUCHE
Zu dem Artikel von Dr. rer. nat.
Jürgen Vogt („Mehr Sicher- heit auch bei weniger Tierver- suchen"), in Heft 30/1985, Sei- te 2172 ff.:
Ein ganz radikaler Vorschlag: Wie vor 1000 Jahren
... Eine medizinische For- schung, der nichts weiter einfällt, als sich auf die Er-
gebnisse von Tierversu- chen zu verlassen, sollte Konkurs anmelden, weil die Pleite schon da ist. Die Bereitschaft zum Quälen der wehrlosen göttlichen Schöpfung ist mit ärztli- chem Denken unvereinbar.
Die Frage ist doch, ob Tier- versuche moralisch ver- tretbar und vernünftig sinnvoll sind. Beides muß man verneinen.
Die Heilkunde war schon vor etwa 1000 Jahren ohne Tierversuche sehr erfolg- reich. Abgesehen von asia- tischen Kulturen bestan- den im arabischen Raum . . . hervorragende medizinische Universitä- ten, Bibliotheken und
Krankenhäuser, und die arabischen Ärzte waren vielseitig gebildet und an- gesehen. Die Kreuzritter konnten von ihnen viel ler- nen. Narkosen wurden zum Beispiel unter Ver- wendung von Haschisch und Bilsenkraut gegeben, Wunden behandelt mit auf nassem Holz gezüchteten Pilzen und in Rotwein ge- legten Lorbeerblättern. In China und Arabien wurde schon vor 1500 Jahren ärztlich vorbeugend gegen
Pocken geimpft; ohne Tierexperimente. Rheuma und Krebs wurden ausführ- lich beschrieben und be- handelt; wohl kaum mit viel weniger Erfolg als heu- te nach millionenfachen Tierversuchen ...
Lieber weiter Tierversu- che?? Nein, lieber die Plei- te in der Medizin eingeste- hen und die Heilpraktiker und die Psychologen för- dern, das ist dann viel sinn- voller.. .
Dr. med. Ursula Kulicke Ärztin für Neurologie und Psychiatrie Kirchplatz 6 8221 Tettenhausen/
Markt Waging
Keine
Rückschlüsse
.. Der Deutsche Tier- schutzbund e. V., Bonn, hat ein Faltblatt herausge- geben, in dem unter ande- rem steht: „Kein Gesetz schreibt der kosmetischen Industrie Tierversuche vor.
Jedoch fordert der Gesetz- geber, daß chemische Substanzen, die in Kosme- tika enthalten sind, zum Beispiel Konservierungs-, Farb- und Duftstoffe, für den menschlichen Ge- brauch unbedenklich sein müssen. Die Kosmetikher- steller behaupten, daß nur Tierversuche diese Sicher- heit gewährleisten kön- nen". . . Genauso umstrit- ten wie die Übertragbar- keit der Ergebnisse von Tierversuchen auf den Menschen in der Medizin, ist auch die Übertragbar- keit der Ergebnisse von Tierversuchen in der Kos- metikindustrie. Tierversu- che dienen somit nicht dem Schutz des Verbrau- chers, sondern den Kos- metikherstellern als Alibi.
Gesichert ist die Unbe- denklichkeit einer Sub- stanz oder eines Produkts nur dann, wenn es sich Jahrzehnte auf dem Markt bewährt hat, ohne daß bei dem Menschen Nebenwir- kungen aufgetreten sind.
Seit langem bewährte Pro- dukte gibt es in ausrei- chendem Maße. Neue Pro- dukte dienen somit allein wirtschaftlichen Interes- sen. Das Faltblatt vom Deutschen Tierschutzbund enthält auch eine Liste der Kosmetikfirmen, die rechtsverbindlich gegen- über dem Deutschen Tier- schutzbund versichern konnten, daß sie ... aus- schließlich Naturstoffe oder bereits bewährte che- mische Substanzen ver- wenden, und daß sie keine Tierversuche durchführen.
Dr. med. Marie Maskovä Rosenheimer Straße 8 8204 Brannenburg
3044 (12) Heft 42 vom 16. Oktober 1985 82. Jahrgang Ausgabe A