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Archiv "10 Jahre ZEBET: Zahl der Tierversuche hat sich deutlich reduziert" (02.07.1999)

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ufsehenerregende Reporta- gen über Tierversuche sind genauso aus der Mode ge- kommen wie Berichte über das Waldsterben. Das heißt jedoch nicht, daß beides nicht mehr existiert.

Zum Thema „Tierversuche“ läßt sich zumindest Positives berichten: Auf- grund von Fortschritten in Biotech- nologie und Molekularbiologie hat vor allem in der Arzneimittelfor- schung die Zahl der Versuche deutlich abgenommen. Wurden in Deutsch- land 1977 noch 4,3 Millionen Tiere hierfür benötigt, so waren es 1997 nur noch 700 000. Insgesamt verringerte sich die Zahl aller Versuchstiere von 2,5 Millionen im Jahr 1989 auf 1,6 Mil- lionen im Jahr 1997. Dieser Rückgang entspricht der Entwicklung in der ge- samten Europäischen Union (EU).

Darauf hat die Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tier- versuch (ZEBET) vergangene Woche in Berlin mit Stolz hingewiesen. Sie ist mit ihren 15 Mitarbeitern beim Bun- desinstitut für gesundheitlichen Ver- braucherschutz und Veterinärmedizin angesiedelt. Die Zentralstelle hat den Auftrag, auf wissenschaftlicher Basis Tierversuche zu verringern. Vorrang hat dabei die Reduzierung oder der Er- satz behördlich vorgeschriebener, be- lastender Versuche. Denn auf diese ist eher direkter Einfluß zu nehmen als auf solche, die die Industrie aus eige- nem Interesse vornimmt.

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Bei der Gründung vor zehn Jahren war ZEBET die erste staatliche Institu- tion mit einem solchen Auftrag. Heute arbeiten weltweit mehrere staatliche Stellen, aber auch private Institute mit gleicher Aufgabenstellung zusammen.

„Wegen der Globalisierung von For- schung und Industrie ist der Ersatz der vielfach kritisierten, behördlich vorgeschriebenen, sicherheitstoxikolo- gischen Tierversuche nur noch bei en- ger internationaler Kooperation mög- lich“, heißt es in einer Mitteilung. Im Klartext: Es nutzt nichts, wenn deut- sche Behörden Tierersatzversuche ak- zeptieren, die USA diese aber nicht an- erkennen und so beispielsweise einem Produkt den Marktzutritt verweigern.

In der vergangenen Woche ver- anstaltete ZEBET in Berlin ein in- ternationales Symposium „Alternativ- methoden zum Tierversuch“. Im Rah- men der Veranstaltung verlieh Bun- desgesundheitsministerin Andrea Fi- scher (Bündnis 90/Die Grünen) den diesjährigen Tierschutzforschungspreis an Dr. rer. nat. Dorothea Siegel-Axel von der Universität Tübingen. Siegel- Axel arbeitet an der Medizinischen Klinik III in der Abteilung Kardiolo- gie. Die Auszeichnung erhielt sie für die Entwicklung und Anwendung ei- nes Zellkultursystems (Transfilter-Co- Kultursystem) mit menschlichen arte- riellen Gefäßwandzellen. Damit las- sen sich zum einen Prozesse der Atherosklerose- und Restenoseent- stehung induzieren. Darüber hinaus kann man mit Hilfe des Kultursystems Medikamente prüfen, die gegen Ge- fäßerkrankungen eingesetzt werden sollen. So kann auf bestimmte Tierver- suche im Bereich der Arzneimittelent- wicklung verzichtet werden. Siegel- Axel verwies darauf, daß in der Athe- roskleroseforschung Tierversuche, ab- gesehen von ethischen Gesichtspunk- ten, überwiegend wissenschaftlich zweifelhaft seien. So werde die Reste- nose beim Tier experimentell an ei- nem gesunden Gefäß erzeugt, beim Menschen jedoch an einem über Jahr- zehnte veränderten Herzkranzgefäß.

Dr. Horst Spielmann, Leiter der ZEBET, betonte, daß Verfahren zum Ersatz von Tierversuchen wie die von Siegel-Axel nicht im „luftleeren“

Raum entwickelt würden, sondern in enger Zusammenarbeit mit der In- dustrie. Dort müßten sie schließlich angewendet werden. Der wichtigste Schritt zur Reduzierung von Versu- chen sei zunächst eine Standardisie-

rung von Verfahren in Absprache mit anderen Ländern gewesen. Solche Va- lidierungen seien notwendig, aber kostspielig. Beim Einsatz von Zellkul- turenversuchen sei man noch nicht so weit. Hier herrschten noch unter- schiedliche Vorstellungen.

Ein Schwerpunkt von ZEBET ist derzeit durch die 6. Änderung der Kosmetikrichtlinie der EU vorgege-

ben. Darin wird ein Verzicht auf Tier- versuche für Kosmetika nach dem 30.

Juni 2000 vorgeschrieben. Ziel ist nun, europaweit die lokalen Verträglich- keitsprüfungen an Haut und Schleim- haut durch experimentell validierte, tierversuchsfreie Prüfmethoden zu er-

setzen. Sabine Rieser

A-1767 Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 26, 2. Juli 1999 (31)

T H E M E N D E R Z E I T BERICHTE

10 Jahre ZEBET

Zahl der Tierversuche hat sich deutlich reduziert

Weltweit war ZEBET die erste staatliche Institution, die den Auftrag erhielt, auf wissenschaftlicher Basis Tierversuche zu reduzieren. Das ist ihr in zehn Jahren gelungen.

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Die Autoren der Zeitschrift „ALTEX“ berichten viertel- jährlich über neue Entwicklungen im biomedizini- schen Bereich, die eine Reduzierung von Tierexperi- menten ermöglichen. „ALTEX“ umfaßt naturwissen- schaftlich-medizinische Beiträge, will aber auch Fo- rum für die geisteswissenschaftliche Auseinanderset- zung mit der Mensch-Tier-Beziehung sein. Informati- on: Abo-Service „Altex“, Tel 0 62 21/91 26 45. Rie

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