M E D I Z I N
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 28–29½½½½15. Juli 2002 AA1971
kenswerten Erfolgen am Affenmodell der HIV-Infektion. Dabei wurde be- obachtet, dass geimpfte Affen nach an- schließender Infektion mit dem Immun- schwächevirus eine deutlich niedrigere Viruskonzentration und höhere T-Hel- ferzellzahlen im Blut sowie eine länge- re symptomfreie Zeit hatten als nicht- geimpfte Tiere (1, 4, 56).Vor diesem Hin- tergrund scheint es im Augenblick zu einem Umdenken in Bezug auf die Ziel- setzung zu kommen (Textkasten). An- stelle bisheriger Impfkonzepte, die einen vollständigen Schutz oder maximal eine zeitlich begrenzte Infektion zum Ziel ha- ben, steht in Zukunft möglicherweise die Langzeitkontrolle der Infektion im Vor-
dergrund der Impfbemühungen. Eine Vakzine, die eine Immunantwort indu- ziert, die das Virus in Schach hält, wäre nicht nur für den Betroffenen hilfreich.
Indem sie die Infektiosität der Körper- flüssigkeiten der Infizierten und damit das Übertragungsrisiko unter einen für die Aufrechterhaltung der Infektions- kette kritischen Schwellenwert senkt, könnte eine solche Vakzine die Ausbrei- tung der HIV-Infektion wirksam ein- dämmen (50).
Fazit
Entgegen der ursprünglichen Einschät- zung der frühen 90er-Jahre gilt es mitt- lerweile als fraglich, ob es prinzipiell möglich ist, einen Impfstoff zu ent- wickeln, der die HIV-Infektion verhin- dert. Realistischer erscheint die Her- stellung eines Impfstoffs, der in der La- ge ist, bei einer Infektion die Virusver- mehrung zu begrenzen, den Krank- heitsprozess zu verzögern oder, im gün- stigsten Fall, zu verhindern. Ein derarti- ger Impfstoff wäre nicht nur für den Einzelnen wünschenswert, sondern auf- grund der Senkung der Viruslast in Blut und Körpersekreten und damit des Transmissionsrisikos auch aus epide- miologischer Sicht sinnvoll. Augen- blicklich werden, auch mit deutscher Beteiligung, eine Vielzahl unterschied- licher Vakzinekandidaten entwickelt
und in den USA, Australien, verschie- denen Ländern Europas und zuneh- mend auch in Entwicklungsländern kli- nisch getestet. Angesichts der auch in Deutschland anhaltenden Neuinfekti- onsrate sowie des katastrophalen Aus- maßes der Aids-Epidemie in vielen Tei- len der Welt sind weitere Bemühungen um eine möglichst rasche Entwicklung und Verfügbarkeit einer wirksamen Vakzine dringend erforderlich.
Wir bedanken uns bei Prof. Dr. V. ter Meulen und Prof. Dr.
H. Wolf sowie Dr. A. Jassoy und T. Alberich für die kritische Durchsicht des Manuskripts und zahlreiche nützliche An- merkungen.
Manuskript eingereicht: 1. 3. 2002, angenommen: 22. 3. 2002
❚Zitierweise dieses Beitrags:
Dtsch Arztebl 2002; 99: A 1962–1971 [Heft 28 –29]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über das Internet (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschriften der Verfasser:
Priv.-Doz. Dr. med. Christian Jassoy Institut für Virologie und Immunbiologie Universität Würzburg
Versbacher Str. 7 97078 Würzburg
E-Mail: jassoy@vim.uni-wuerzburg.de Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Ralf Wagner
Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene Universität Regensburg
Franz-Josef-Strauß-Allee 11 93049 Regensburg
E-Mail: Ralf.Wagner@klinik.uni-regensburg.de
Beta-Blocker werden in der Therapie der leichten und mittelschweren Herz- insuffizienz eingesetzt. Ob auch Pa- tienten mit fortgeschrittener Herzin- suffizienz von diesem Therapiekonzept profitieren, wurde in einer großen Mul- ticenterstudie mit dem b-Blocker Bu- cindolol untersucht. Insgesamt 2 708 Patienten mit Herzinsuffizienz NYHA Grad III und IV wurden randomisiert
doppelblind einer Therapie mit Bucin- dolol unterzogen. Obwohl es in der zweijährigen Nachbeobachtungsphase in der Behandlungsgruppe zu weniger Krankenhauseinweisungen kam als in der Placebogruppe und eine Verbesse- rung der linksventrikulären Ejektions- fraktion durch die b-Blocker-Therapie zu verzeichnen war, kam es bei dem primären Endpunkt der Studie zu kei-
nem signifikanten Unterschied (449 To- desfälle in der Placebogruppe, 411 To- desfälle in der Bucindolol-Gruppe, p = 0,13).
Somit konnte nach Ansicht der Auto- ren bei dieser heterogenen Patienten- gruppe kein Vorteil einer b-Blocker- Therapie im Hinblick auf die Gesamt- mortalität verzeichnet werden. acc The Beta-Blocker Evaluation of Survival Trial Investiga- tors: A trial of the beta-blocker Bucinolol in patients with advanced chronic heart failure. N Eng J Med 2001; 344:
1659–1667.
Dr. Eichorn, Cardiac Catheterization Laboratory (IIIA2), Uni- versity of Texas Southwestern and Dallas Veterans Affairs Medical Center, 4500 S. Lancaster, Dallas, TX 75216, USA.
Referiert
Effektivität von bbbb -Blockern bei schwerer Herzinsuffizienz umstritten
Neuorientierung bei den Impfzielen Bisherige Impfziele:Schutz vor Infektion
❃Vollständiger Schutz vor Infektion („Sterilisie- rende Immunität“) oder zeitlich begrenzte In- fektion
❃Kein oder nur vorübergehend nachweisbares HIV
❃Kein oder zeitlich limitiertes Risiko der Übertra- gung von HIV
Zukünftige Impfziele:Langzeitkontrolle der Infektion
❃Lebenslang niedrige Viruslast
❃Kein bedeutsamer CD4-T-Zellverlust
❃Keine Immunschwäche
❃Übertragungsrisiko minimiert Textkasten