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Archiv "Höhere Effektivität durch Briefaktionen" (02.07.1981)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT Spektrum der Woche Aufsätze •Notizen

Heft 27 vom 2. Juli 1981

Höhere Effektivität durch Briefaktionen

Erfahrungen beim Früherkennungsprogramm für Kinder in Wolfsburg

Khosrow Amirpour

Erinnert man die Eltern an, die Termine der Früherkennungs- untersuchungen für Säuglin- ge und Kleinkinder, so steigt die Teilnahmequote. Das ist das Ergebnis eines Modellver- suchs in Wolfsburg. Mit dieser Aussage wird aber auch die Grundidee des vom Zentralin- stitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI), Köln, ent- wickelten Kindervorsorgemo- dells, mit dessen Hilfe im Re- gierungsbezirk Koblenz be- reits seit 1979 die Eltern neu- geborener Kinder an alle acht Untersuchungen schriftlich erinnert werden, voll bestätigt (DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 6/1980, Seite 297 ff.). In- zwischen haben auch die Mi- nister für Arbeit und Sozial- ordnung und Forschung und Technologie ihre finanzielle Beteiligung an diesem Feld- versuch in Aussicht gestellt.

Die jüngsten amtlichen Dokumenta- tionsergebnisse zeigen, daß die er- sten der acht Früherkennungsunter- suchungen bei Kindern von den El- tern zu 96 Prozent wahrgenommen werden. Bei der achten Früherken- nungsuntersuchung im Alter von dreieinhalb bis vier Jahren sind es nur noch knapp 50 Prozent (DÄ Heft 17/1980). Diese Feststellung war für den Vorsitzenden der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung, Dr. med.

Hans Wolf Muschallik, Anlaß genug, alarmierende Worte an alle Beteilig- ten zu richten, um das Ergebnis zu verbessern. Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (ZI), Köln, entwickelte ein Modell, um die Eltern zu motivieren, die ko- stenlosen Früherkennungsuntersu- chungen mehr als bisher wahrzu- nehmen. Dieses Modell läuft im Raum Koblenz. Offensichtlich ist aber die Zusammenarbeit dort nicht optimal, so daß die Finanzierung noch Schwierigkeiten bereitet (DÄ Heft 6/1980).

Seit Mitte 1978 ist in Wolfsburg eine Aktion gestartet, die — wie ich meine

— zu einem Erfolg geführt hat und deshalb verdient, in diesem Zusam- menhang erwähnt zu werden.

Eltern-Briefaktion

Nach entsprechender Vorbereitung wurden im Frühjahr und Herbst 1979

durch eine Elternbriefaktion alle El- tern der Kinder zwischen dreiein- halb und vier Jahren angeschrieben und auf die bevorstehende 8. Früh- erkennungsuntersuchung aufmerk- sam gemacht. In einem Arbeitskreis

„ZEUS" (Zentrum für Entwicklungs- diagnostik und Sozialpädiatrie) un- ter Beteiligung der niedergelasse- nen Kinderärzte, Stadtverwaltung und Sozialpädiater waren Vorberei- tungen getroffen und der Brief so formuliert worden, daß er im Text und Form den üblichen Elternbrie- fen angepaßt war. Bekanntlich schickt das Jugendamt anläßlich der Geburt des ersten Kindes jeder Fa- milie eine Elternbriefmappe, die kontinuierlich mit zugesandten In- formationsbriefen gefüllt wird.

Die Anschriften der Familien erhiel- ten wir vom Standesamt, und die Verschickung erfolgte mit Hilfe der EDV-Anlage. Redaktion, Druck und Kosten übernahm das Amt für Pres- se und Information der Stadt Wolfs- burg. Parallel zur Verschickung die- ser Briefe fand eine Pressekonfe- renz statt, in der die Bevölkerung von der Presse angesprochen und zur Wahrnehmung der Früher- kennungsuntersuchungen angeregt wurde. Alle Kindergärten der Stadt Wolfsburg wurden informiert und er- hielten Hinweise und Erinnerungs- schilder, die ausgehängt wurden.

Die Leiterinnen der Kindergärten wurden im Rahmen der Fortbil- dungsveranstaltungen über Sinn

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Spektrum der Woche Aufsätze Notizen

Früherkennungsprogramm für Kinder

und Zweck der Früherkennungsun- tersuchungen von den Kinderärzten unterrichtet und damit motiviert, die Eltern häufiger als bisher darauf an- zusprechen. Es lag noch die Zusage des Gesundheitsamtes und des Ju- gendamtes vor, bei Bedarf Sozialar- beiter einzusetzen, falls einige Fami- lien besucht werden sollten, deren Kinder nicht zu Früherkennungsun- tersuchungen dem Kinderarzt vor- gestellt wurden beziehungsweise diese Kinder keinen Kindergarten besuchen. Dieser Einsatz war bisher nicht notwendig geworden.

Etwas später hat die Betriebskran- kenkasse der Volkswagenwerk AG (BKK-VW) eine ähnliche Aktivität entwickelt, indem sie allen Eltern, deren Kinder für U 7 beziehungswei- se U 8 in Frage kamen, den entspre- chenden Berechtigungsschein als Erinnerungshilfe zugesandt haben.

Diesem Berechtigungsschein haben sie einen Informationsbrief beige- legt, dessen Text sich an dem Eltern- brief orientiert hat.

Die zuständige Kassenärztliche Vereinigung, Bezirksstelle Braun-

schweig, war von Beginn an infor- miert, um auch die Kontrolle durch- führen zu können.

Nach einjährigem Verlauf wurden in Zusammenarbeit mit der BKK-VW und Kassenärztlicher Vereinigung, Bezirksstelle Braunschweig, folgen- de Ergebnisse der Aktion festge- stellt:

Ergebnisse, mitgeteilt von der BKK- VW:

U 7: (2. bis 4. Quartal 1978) 1623 U 7: (2. bis 4. Quartal 1979) 1830 + 207 = + 12,8 Prozent

U 8: (2. bis 4. Quartal 1978) 1369 U 8: (2. bis 4. Quartal 1979) 1842 + 473 = + 34,6 Prozent.

Angaben der Kassenärztlichen Ver- einigung, Bezirksstelle Braun- schweig: Abrechnung der Wolfsbur- ger Ärzte:

U 7: (3. und 4. Quartal 1978) 350 U 7: (3. und 4. Quartal 1979) 383 + 33 = 9,4 Prozent

U 8: (3. und 4. Quartal 1978) 233 U 8: (3. und 4. Quartal 1979) 312 + 79 = 33,9 Prozent.

Es waren noch einige Daten über andere Krankenkassen zu erfahren beziehungsweise einzelne Quartale, die aber wegen Geringfügigkeit der Zahlen in der Gesamtbetrachtung keine bedeutende Rolle spielen.

Unterschiedliche Ergebnisse Unter Berücksichtigung der Tatsa- che, daß während der letzten Jahre keine nennenswerten Schwankun- gen in den Geburtenzahlen zu regi- strieren und außerdem die Beteili- gung an den letzten Früherken- nungsuntersuchungen bei Kindern konstant niedrig waren, verdienen die Zahlen Aufmerksamkeit. Interes- sant ist in diesem Zusammenhang, daß — obwohl die BKK-VW sowohl für U 7 als auch für U 8 Erinnerungs- briefe und Berechtigungsscheine zugesandt hat — die Ergebnisse völ- lig unterschiedlich ausfielen, und zwar in annähernder Übereinstim- mung der beiden Informationsquel- len. Damit erscheint mir die Annah- me berechtigt, daß der Erfolg bei der Zunahme der achten Früherken- nungsuntersuchung durch die EI- ternbriefaktion erzielt worden ist.

In Anbetracht der Tatsache, daß die Beteiligung in Wolfsburg und im Wirkungsbereich der BKK-VW mit rund 62 Prozent ohnehin über dem Durchschnitt lag, ist das jetzige Er- gebnis von über 80 Prozent Betei- ligung an der achten kostenlo- sen Früherkennungsuntersuchung in Wolfsburg erwähnenswert. Damit glaubt der Arbeitskreis „ZEUS" eine annähernd praktikable Lösung ge- funden zu haben, um die Eltern zur Wahrnehmung der kostenlosen Früherkennungsuntersuchungen bei Kindern zu motivieren. Dieser Er- folg darf aber nicht darüber hinweg- täuschen, daß die Therapiemöglich-

keiten bundesweit völlig ungenü- gend sind.

Es müssen alle Anstrengungen un- ternommen werden, um die Thera- piekapazität auszubauen. Nichts ist für den Arzt frustrierender als die Gewißheit, relativ früh eine Diagno- se gestellt zu haben, aber dafür den Eltern keine Therapiehilfe anbieten zu können.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Khosrow Amirpour

Zentrum für Entwicklungsdiagnostik und Sozialpädiatrie

Stadtkrankenhaus Wolfsburg Kinderabteilung

3180 Wolfsburg

ECHO

Zu: „Kurkliniken überschreiten ih- re Kompetenz" von Hans Baum in Heft 20/1981, Seite 1003 ff.:

Praktiken von Kurkliniken angeprangert

„Eine Kur kann gefährlich werden. Diese Schlußfolge-

rung ergibt sich aus einem Artikel des DEUTSCHEN ÄRZTEBLATTES. Drastisch werden in der renommier- ten, sonst eher zurückhal- tenden Fachzeitschrift die Praktiken einiger Kurklini- ken beschrieben. Eine Reihe von Kurkliniken seien in sogenannte Fach- oder Schwerpunktkliniken umfir- miert worden, die häufig über sehr kostspielige medi- zinische Geräte, in aller Re- gel jedoch nicht über eine entsprechende Personalaus- stattung verfügten. So wür- den beispielsweise bei un- zulänglicher Personalbeset- zung in kardiologischen Schwerpunktkliniken mit Millionenaufwand ein oder sogar zwei Katheter-Meß- plätze eingerichtet." (nach dpa in Westdeutsche Allge- meine Zeitung und zahlrei- chen anderen Zeitungen)

1350 Heft 27 vom 2. Juli 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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