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Archiv "Die kassenärztliche Versorgung in Nordwürttemberg 1974" (09.10.1975)

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THEMEN DER ZEIT

Während die beiden badischen Kassenärztlichen Vereinigungen die Strukturanalyse noch „manu- ell" erstellten, bedienten sich die Kassenärztlichen Vereinigungen Südwürttemberg und Nordwürttem- berg eines Datenbank-Auswer- tungssystems, das die Kassenärzt- liche Vereinigung Südwürttemberg

— aufbauend auf dem Siemens- Software-System „Sesam" — hatte entwickeln lassen und das in ei- nem gemeinsamen Arbeitskreis der Kassenärztlichen Vereinigungen Südwürttemberg, Bayerns, Nord- württemberg und der Firma Sie- mens weiterentwickelt wird.

Für die Strukturanalyse 1974 konn- te das Datenbank-Auswertungspro- gramm aus der Fülle der elektro- nisch gespeicherten Informationen über die Ärzte nur Datenmengen und Datenuntermengen in beliebig gewünschter Kombination listen- mäßig ausgeben (Beispiel: Liste aller im Kreis Heilbronn tätigen Chirurgen, älter als 50 Jahre). Re- chenoperationen (prozentuale An- teile, Arztdichte usw.) mußten noch manuell durchgeführt werden. Im Augenblick aber wird im Auftrag der vorgenannten Arbeitsgemeinschaft dieses Datenbank-Auswertungs- programm mit Hilfe des Siemens- Software-Systems „Methaplan" so weiterentwickelt, daß für eine Strukturanalyse 1975 auch alle er- forderlichen Rechenoperationen ohne einzelne Programmierung im Dialogverkehr vom Datenbank-Aus- wertungssystem ad hoc durchge- führt werden können (Beispiel:

Wieviel Prozent der Kassenärzte Nordwürttembergs sind in Heil- bronn als Chirurgen tätig und älter als 50 Jahre). Es wird dann noch schneller als für die Strukturanaly- se 1974 möglich sein, vorgeplante

und nicht vorgeplante Aussagen über die Struktur der kassenärztli- chen Versorgung kurzfristig ohne Programmierung der Fragen abzu- geben.

Die diesem Arbeitskreis angehö- renden Kassenärztlichen Vereini- gungen werden damit relativ schnell in der Lage sein, Struktur- analyse und Bedarfsplanungen zu verwirklichen, die vielleicht in nächster Zeit auf Grund einer Än- derung des Kassenarztrechts in der RVO und der daraufhin vom Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen zu erlassenden Richtlinien bundeseinheitlich vor- geschrieben werden. Sollte es aber zumindest in den nächsten Monaten noch nicht zu derartigen bundes- einheitlichen Strukturanalysen und Bedarfsplanungen kommen, so können die beteiligten Kassenärzt- lichen Vereinigungen ihre Struktur- analysen 1973 und 1974 durch eine entsprechende Strukturanalyse 1975 fortsetzen. Dies ist für die vier Kassenärztlichen Vereinigun- gen Baden-Württembergs geplant, da nur eine regelmäßige Bestands- aufnahme in gewissen Zeitabstän- den wirklich Aussagen über die verschiedenen Trends in der kas- senärztlichen Versorgung abgeben kann.

Anzumerken ist ferner, daß bei- spielsweise die Kassenärztliche Vereinigung Nordwürttemberg auf Grund der bei ihr inzwischen abge- speicherten Information über die einzelnen Ärzte, die weit über das pflichtgemäße Soll für das Bundes- arztregister hinausgehen, zusam- men mit dem Datenbank-Auswer- tungsprogramm in der Lage ist, eine Fülle anderer Auswertungen zu liefern, die nicht mit in diese

Nachdem sämtliche Kassen- ärztlichen Vereinigungen nach eigenen Überlegungen Strukturanalysen durchge- führt und veröffentlicht ha- ben, legten die vier Kassen- ärztlichen Vereinigungen Ba- den-Württembergs im Mai 1975 ihre zweite Strukturana- lyse über die kassenärztliche Versorgung in ihren jeweili- gen Gebieten vor. Mit Stich- tag 30. Juni 1973 hatten diese Kassenärztlichen Vereinigun- gen erstmalig Strukturanaly- sen veröffentlicht, über die im DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATT Heft 33/1974, Seiten 2431 ff., berichtet wurde. Die Strukturanalysen 1974 (Stich- tag 31. Dezember 1974) stel- len den erreichten Versor- gungsstand eineinhalb Jahre nach der ersten Strukturana- lyse dar.

Strukturanalyse aufgenommen wor- den sind. So wurde beispielsweise kurzfristig untersucht, welche offe- nen Sprechstunden die Kassenärz- te in Nordwürttemberg ankündigen.

Die KV Nordwürttemberg hat dar- auf geachtet, daß alle Kassenärzte (ausgenommen Pathologen, Psy- chotherapeuten, Laborärzte) trotz des Vordringens der Bestellpraxis offene Sprechstunden ankündigen, damit eben auch der nicht ange- meldete Kranke jederzeit einen Arzt findet. Mit Hilfe des Datenbanksy- stems konnte untersucht werden, ob in allen Teilgebieten Nordwürt- tembergs diese offenen Sprech- stunden so von Montagvormittag bis Freitagnachmittag verteilt sind, daß ein ausreichendes Angebot an Sprechstunden den Patienten zur Verfügung steht. Während es für Montagvormittag oder beispiels- weise Freitagnachmittag keinerlei Probleme gab, zeigte sich, daß der Mittwochnachmittag in einigen Teilgebieten als sprechstundenfrei- er Nachmittag doch zu sehr üblich ist. Dies veranlaßte die KV Nord- württemberg darauf hinzuwirken,

Die kassenärztliche Versorgung in Nordwürttemberg 1974

Rolf Liebold

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je Arzt je Arzt 31. 12. 1974 30. 6. 1973 Nordwürttemberg 3 481 942

Südwürttemberg 1 482 034 Nordbaden 2 396 646 Südbaden 1 865 618

3186 1092 1148

1296 1144 1212

2448 979 1061

1842 1013 1100

Baden-Wü rttem-

berg 9 226 240 8772 1052 1124

Tabelle 2: An der kassenärztlichen Versorgung teilnehmende Praktische Ärzte/Ärzte für Allgemeinmedizin

Gebiet

Nordwürttemberg Südwürttemberg Nordbaden Südbaden

Baden-Württemberg

Allgemein- Einwohner ärzte je Arzt

31.12.1974

Einwohner je Arzt 30. 6. 1973

2481 2263 2255 2086 2298

1418 2455

666 2225

2157

934 1997

4129 2234

daß die Ärzte zum Teil ihren sprechstundenfreien Nachmittag auf Dienstag oder Donnerstag ver- legen, damit auch am Mittwoch- nachmittag ausreichend offene Sprechstunden angekündigt sind.

Es darf aber nicht verkannt werden (was Krankenkassen leider des öf- teren tun), daß eine Addition dieser offenen Sprechstunden keinerlei Aussage über die Zeit abgibt, die die Kassenärzte den Patienten in ihren Praxen zur Verfügung ste- hen. Wie überall im Bundesgebiet so hat auch die KV Nordwürttem- berg in den letzten Jahren bei den Kassenärzten angeregt, daß zur Vermeidung von Wartezeiten zu- mindest in einem gewissen Maße zum Bestellsystem übergegangen wird. Nunmehr kündigen 1841 von insgesamt 3186 Ärzten derartige Sprechstunden „nach Bestellung"

an.

Steigende Arztdichte in Baden-Württemberg

Bereits die Strukturanalyse 1973 hat für alle vier Kassenärztlichen Vereinigungen in Baden-Württem- berg eine hohe Arztdichte ausge- wiesen. Diese hat sich in Nord- württemberg genauso wie in den drei anderen KV-Bereichen in den eineinhalb Jahren zwischen den beiden Analysen noch wesentlich verbessert (Tabelle 1). In Nordwürt- temberg kamen am 30. Juni 1973 im Schnitt 1148 Einwohner auf ei- nen an der kassenärztlichen Ver- sorgung teilnehmenden Arzt, Ende des Jahres 1974 waren es nur noch 1092 Einwohner (Bundesdurch- schnitt 1170; vgl. DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 1975, S. 1263).

Mangel an Allgemeinärzten

Zur Strukturanalyse 1973 war be- richtet worden, daß sich für Nord- württemberg eine ungünstigere Si- tuation hinsichtlich der Versorgung mit praktischen Ärzten/Ärzten für Allgemeinmedizin ergibt als für die drei anderen Bereiche Baden- Württembergs. An dieser Situation hat sich trotz der vielfältigen Be- mühungen der Kassenärztlichen Vereinigung Nordwürttemberg im

Prinzip nichts geändert, wenn auch allein bezogen auf die Allgemein- ärzte nunmehr in Nordwürttem- berg — wie auch in den drei ande- ren Gebieten — weniger Einwoh- ner auf einen Allgemeinarzt als am 30. Juni 1973 kommen (s. Tabelle 2). Damals stand ein Allgemeinarzt für 2481 Einwohner zur Verfügung, während es Ende 1974 nur noch 2455 gewesen sind. Für das gesam- te Land Baden-Württemberg verän- derte sich diese Zahl von 2298 Ein- wohner je Allgemeinarzt auf 2234.

Insgesamt nahmen Ende 1974 121 Allgemeinärzte mehr an der kas- senärztlichen Versorgung in Ba- den-Württemberg teil. So erfreulich diese Zunahme auch ist, sie reicht nicht aus! Das Verhältnis der prak- tischen Ärzte/Ärzte für Allgemein- medizin zu den Fachärzten ver- schlechtert sich infolge der über- proportionalen Zunahme der Fach- ärzte laufend (Tabelle 3). Hier nüt- zen auch noch so intensive Bera-

tungen und umfangreiche finanziel- le Förderungsmaßnahmen nichts.

Ärzte, die sich über viele Jahre nun einmal fachärztlich weitergebildet haben, werden sich meistens auch als Fachärzte niederlassen. Maß- nahmen zur Abwendung dieses un- günstigen Trends können nur dann Erfolg haben, wenn sie wesentlich früher eingreifen, und zwar am Be- ginn der Ausbildung zum Arzt an der Universität.

Primärärztliche Versorgung

Es muß aber berücksichtigt wer- den, daß diese in die kassenärztli- che Versorgung strömenden Fach- ärzte zu einem doch wesentlichen Teil Aufgaben der allgemeinärztli- chen Versorgung mit übernehmen und insoweit den praktischen Arzt/

Allgemeinarzt entlasten. Die vier Kassenärztlichen Vereinigungen Baden-Württembergs haben sowohl

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 41 vom 9. Oktober 1975 2851

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1768 1418

666 630

1337

Südbaden 934 908

4643 4129

Baden-Württem- berg

Nordwürttemberg Südwürttemberg Nordbaden

45 : 55 46 : 54 51 : 49 54 : 46 45 : 55 47 : 53 51 : 49 53 : 47

47 : 53 49 : 51 Tabelle 3: Verhältnis praktische Ärzte und Ärzte

für Allgemeinmedizin/Fachärzte

Gebiet Allgemein- Fach- Anteil an der Gesamtzahl ärzte ärzte Allgemeinärzte : Fachärzte

31.12. 1974 31. 12. 1974 30. 6. 1973

Tabelle 4: An der kassenärztlichen Versorgung teilnehmende

„Primärärzte" am 31. Dezember 1974

Gebiet Methode Methode

Baden-Württemberg Schleswig-Holstein

„Primärärzte" Einwohner je „Primärärzte" Einwohner je

Primärarzt Primärarzt

1514 2176 1600

1526 938 1580

1332 1687 1421

1342 1476 1264

1428 6277 1470

NW 2300

SW 971

NB 1799

SB 1390

BW 6460

Strukturanalyse Nordwürttemberg

in der Analyse für 1973 als auch der jetzt vorliegenden Strukturana- lyse 1974 die Internisten, Frau- enärzte und Kinderärzte zusammen mit den praktischen Ärzten/Ärzten für Allgemeinmedizin unter dem Be- griff „Primärärzte" zusammenge- faßt und in dem umfangreichen Ta- bellenwerk ausgewiesen.

In Schleswig-Holstein ist man bei- spielsweise einen anderen Weg ge- gangen. Man hat dort untersucht, in welchem Maße alle Facharztge- biete anteilmäßig an der primär- ärztlichen Versorgung beteiligt sind. Diese Untersuchungen auf Grund der Abrechnungsunterlagen

ergaben die folgenden Anteile der Fachärzte an der primärärztlichen Versorgung:

Kinderärzte 90 Prozent Internisten 70 Prozent Nervenärzte 40 Prozent Chirurgen 35 Prozent Hautärzte 35 Prozent Gynäkologen 30 Prozent Orthopäden 30 Prozent Augenärzte 20 Prozent HNO-Ärzte 20 Prozent Lungenärzte 10 Prozent Urologen 10 Prozent.

In Tabelle 4 wurde für die vier Teil- gebiete Baden-Württembergs die primärärztliche Versorgung sowohl nach dem baden-württembergi- schen als auch nach dem schles- wig-holsteinischen System errech- net. Nach der Methode Baden- Württembergs kamen Ende 1974 in Baden-Württemberg nur 1428 Ein- wohner auf einen Primärarzt und in Nordwürttemberg 1514 Einwohner, während es am 30. Juni 1973 für Baden-Württemberg 1522 und für Nordwürttemberg 1584 gewesen waren. Die primärärztliche Versor- gung hat sich also wesentlich ver- bessert, was aber nicht in erster Li- nie auf den Zustrom an Allgemein- ärzten, sondern vor allem auf die Zulassung von Internisten zurück- zuführen ist. Diese Internisten wer- den jedoch in immer stärkerem Maße allgemeinärztlich tätig wer- den müssen, weil im Grunde man wohl die internistische Versorgung in den meisten Gebieten mehr als gesättigt nennen kann.

Fachärztliche Versorgung

Die Tabelle 5 weist für Baden- Württemberg eine Zunahme der In- ternisten von 1125 auf 1265, also um 12,4 Prozent, und für Nordwürt- temberg von 432 auf 478 Interni- sten, also um 10,6 Prozent aus.

Verhältnis-Sollzahlen für die einzel- nen Fachgebiete sind sehr proble- matisch und bestehen zumindest im Augenblick offiziell nicht. Es mag sein, daß nach der in Arbeit befind- lichen gesetzlichen Änderung der Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen für jede Facharzt- gruppe solche Verhältniszahlen zu- mindest als grobe Anhaltspunkte festlegen wird. Hinsichtlich der in- ternistischen Versorgung sind in der Vergangenheit Verhältniszah- len zwischen 15 000 und 10 000 Ein- wohner je Internist genannt wor- den. In Baden-Württemberg liegen die nunmehr tatsächlich erreichten Verhältniszahlen bei

Nordwürttemberg = 7284 Südwürttemberg = 9092

Nordbaden = 6443

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Südbaden = 7403 Baden-Württemberg = 7293 Internisten, die sich in den kom- menden Jahren zusätzlich zu be- stehenden oder zu übernehmenden Praxen niederlassen wollen, wer- den wirklich gute Chancen nur noch in kleineren Städten finden, die bisher keine oder nur wenige internistische Praxen aufwiesen.

Dahin wird sich vor allem auch die Beratungstätigkeit bei der KV Nordwürttemberg ausrichten müs- sen, sofern es nicht überhaupt ge- lingt, Internisten — eventuell nach einer zusätzlichen Weiterbildung auf allgemeinärztlichem Gebiet — doch zu bewegen, einen Antrag auf Zulassung als praktischer Arzt zu stellen.

Verbesserte Versorgung der Landgemeinden

Die KV Nordwürttemberg hat sich bereits in der Vergangenheit sehr intensiv darum bemüht, zulas- sungswillige Ärzte vor allem in die Landgemeinden zu lenken. Hierzu stehen als Instrumente zunächst einmal die Gewährung von eigenen Darlehen der KV Nordwürttemberg und die Übernahme von selbst- schuldnerischen Bürgschaften bzw.

Ausfallbürgschaften bei Niederlas- sung auf dem Lande zur Verfü- gung. Den Ärzten können in Nord- württemberg hierdurch insgesamt bis zu 320 000 DM zinsgünstige, in den Anlaufjahren nicht oder nur geringfügig tilgbare Mittel zur Ver- fügung gestellt werden. Hinzu kom- men gegebenenfalls Umsatzgaran- tien. Wichtiger als diese finanziel- len Maßnahmen sind aber

a) intensive Beratung niederlas- sungswilliger Ärzte bei der Kassen- ärztlichen Vereinigung Nordwürt- temberg über die Chancen in den einzelnen Gebieten,

b) fachgruppenspezifische Bera- tung der an der Niederlassung in- teressierten Ärzte durch bereits zu- gelassene Kollegen desselben Fachgebietes; hierfür hat die Kas- senärztliche Vereinigung Nordwürt- temberg eine Reihe zugelassener

Ärzte der einzelnen Fachgruppen gewonnen, die in ihren eigenen Praxisräumen neuen Ärzten in al- len Fragen der Niederlassung, der Praxisorganisation usw. zur Verfü- gung stehen,

c) Unterstützungen seitens der Ge- meinden bei der Beschaffung von Praxisräumen, Bauplätzen und auch darüber hinausgehenden Kre- diten und Mietzuschüssen. Es zeigt sich immer wieder, daß die Chan- cen, einen Kassenarztsitz auf dem Lande wieder zu besetzen, sehr stark von der Aufgeschlossenheit der jeweiligen Gemeinden hinsicht-

lich der Beschaffung von Praxis- und Wohnräumen usw. abhängt.

Die Strukturanalyse 1974 für Nord- württemberg weist in einer Tabelle aus, daß im Jahre 1974 insgesamt 56 Kassenarztsitze in Nordwürttem- berg als finanziell förderungswür- dig anerkannt wurden. Davon konnten bis Ende 1974 bereits 37 und bis zum Zeitpunkt der Veröf- fentlichung der Strukturanalyse (Mitte Mai 1975) 54 wieder besetzt werden. Nur in zwei Fällen war es noch nicht möglich gewesen, einen Arzt für diese Kassenarztsitze zu finden. Selbstverständlich sind im Tabelle 5: An der kassenärztlichen Versorgung teilnehmende

Fachärzte

Baden-Württemberg Nordwürttemberg Facharztgruppe Zahl der Fachärzte Zahl der Fachärzte

30. 6. 1973 31. 12. 1974 30. 6. 1973 31. 12. 1974

Anästhesisten 76 90 25 30

Augenärzte 312 340 110 119

Chirurgen 355 365 141 142

Frauenärzte 509 605 203 229

HNO-Ärzte 254 261 103 109

Hautärzte 206 224 73 80

Internisten 1125 1265 432 478

Kinderärzte 411 461 161 175

Lungenärzte 105 102 43 42

Nervenärzte 239 269 94 98

Orthopäden 211 231 80 89

Radiologen 189 206 80 83

Urologen 103 125 42 48

Sonstige*) 91 99 42 46

insgesamt 4186 4643 1629 1768

*) Kinder- und Jugendpsychiater, Magenärzte, Mund-Kiefer-Ärzte, Neurochirurgen, Pathologen, Pharmakologen, Laborärzte

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 41 vom 9. Oktober 1975 2853

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Strukturanalyse Nordwürttemberg

Laufe des Jahres 1974 wiederum andere Kassenarztsitze — mei- stens da plötzlich verwaist — als förderungswürdig anerkannt wor- den, wovon ebenfalls schon ein er- heblicher Teil besetzt werden konnte. Echte, über längere Zeit bestehende Notstände in der kas- senärztlichen Versorgung gibt es folglich in Nordwürttemberg auch auf dem Lande nicht!

Ein Vergleich der entsprechenden Tabellen beider Strukturanalysen zeigt, daß 1973 insgesamt 643 prak- tische Ärzte/Allgemeinärzte in Ge- meinden bis zu 15 000 Einwohnern tätig gewesen waren, während die- se Zahl im Jahr 1974 auf 775 ange- stiegen war. Neu hinzukommende Allgemeinärzte wurden also vor al- lem auf das Land gelenkt, während in den größeren Städten zum Teil frei gewordene Kassenarztsitze für Allgemeinärzte unbesetzt geblie- ben sind. Dies war zu verantwor- ten, da ja in diesen größeren Städ- ten eine hohe Zahl an Fachärzten zur Verfügung steht, die in einem wesentlichen Teil, wie weiter oben dargestellt, primärärztliche Versor- gung mit ausüben. So ergibt sich aus dem Tabellenwerk, daß in den verschiedenen Gemeindegrößen-

klassen über 15 000 Einwohner der Anteil der primärärztlichen Versor- gung an der gesamtärztlichen Ver- sorgung — schwankend in den ein- zelnen Gemeindegrößenklassen — zwischen 60,7 und 69,9 Prozent liegt. In den kleineren Gemeinde- größenklassen schwankt der Anteil zwischen 100 und 76,8 Prozent.

Arztdichte

in den einzelnen Kreisen

Wichtig für die Planung zukünftig zu fördernder Kassenarztsitze ist die Unterteilung eines großen Teils der erwähnten Tabellen nach Land- und Stadtkreisen. Die Kassenärztli- che Vereinigung Nord-Württem- berg kann daran erkennen, welche Kreise vordringlich hinsichtlich der Niederlassung weiterer Ärzte ge- fördert werden müssen. Die ungün- stigste Arztdichte weist weiterhin der Landkreis Hohenlohe mit 1539 Einwohnern je Arzt auf (durch-

schnittliche Arztdichte in Nordwürt- temberg: 1092), jedoch muß hierbei beachtet werden, daß dieser Kreis nur knapp 85 000 Einwohner hat, während beispielsweise der Kreis Ludwigsburg fast 430 000 und Stadt- und Landkreis Heilbronn zu- sammen über 350 000 Einwohner zählen. Bei einem so kleinen Land- kreis wie Hohenlohe und dem Feh- len größerer Städte ist es sehr fraglich, ob dieses Gebiet über- haupt eine ausreichende Basis für eine selbständige vollumfassende Planung der ärztlichen Versorgung abgibt. Zumindest für gewisse sel- tene Facharztgebiete wird hier im- mer die Versorgung von benach- barten bevölkerungsdichteren Ge- bieten mit zu erfolgen haben.

Deshalb erscheint es praktisch un- möglich, durch noch so intensive Förderungsmaßnahmen die Arzt- dichte in Hohenlohe etwa in die Nähe des Durchschnitts von Nord- württemberg zu bringen. Wenn auch die KV Nordwürttemberg sich bemühen wird, mindestens hin- sichtlich der primärärztlichen Ver- sorgung in diesem Gebiet noch eine wesentliche Besserung zu er- zielen. Der Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen wird vor einer schweren Aufgabe stehen, in den vorgesehenen Richtlinien Pla- nungsmaßstäbe zu finden, die aus- reichend praxisnah sind, und all die unterschiedlichen Probleme mit erfassen, die sich aus den Struktu- ren der einzelnen Gebiete in der Bundesrepublik ergeben. Gruppen- praxen mit einem großen Einzugs- gebiet werden für derartige rein ländliche Gebiete weitgehend ne- gative Folgen haben, da sie zu ei- ner weiteren Verdünnung der Arzt- praxen auf dem Land führen wer- den. Die andererseits immer wie- der geforderte und auch berechtig- te bürgernahe Arztversorgung (im Gegensatz zum bürgerfernen Ge- samtschulsystem, zum bürgerfer- nen Verbrauchermarkt, zur bürger- fernen Verwaltung in zusammenge- legten Großgemeinden!) kann nur durch die Aufrechterhaltung und weitere Förderung des Einzelarzt- sitzes auf dem flachen Lande erfol- gen.

Altersstruktur

Die Untersuchungen über die Al- tersstruktur der Ärzte ergibt, daß die Zahl der Ärzte, die 65 Jahre oder älter sind, von 436 im Jahre 1973 auf 355 im Jahre 1974 zurück- gegangen ist, während anderer- seits die Zahl der Ärzte, die 39 Jah- re oder jünger waren, von 333 im Jahre 1973 auf 530 im Jahr 1974 anstieg. Die Verjüngung des Arzt- bestandes ist nicht etwa nur den Großstädten zugute gekommen, so daß sich das Durchschnittsalter zwischen den Einzelarztsitzen, also den Landärzten einerseits, sowie den Mehrfacharztsitzen ungünstig auseinanderentwickelt hätte. Das Durchschnittsalter ist vielmehr praktisch ziemlich einheitlich, es beträgt in den Einzelarztsitzen 53 Jahre und in den Doppel- und Mehrfacharztsitzen 52 Jahre. Dies zeigt, daß es der Kassenärztlichen Vereinigung Nordwürttemberg ge- lungen ist, gerade die nachwach- senden jungen Ärzte in die kleine- ren Gemeinden zu lenken.

In weiteren Tabellen befaßt sich die Strukturanalyse mit den Ge- meinschaftspraxen, die in Nord- württemberg von 49 auf 64 ange- stiegen sind, und mit all den beson- deren Genehmigungen, die bei den Kassenärztlichen Vereinigungen erteilt werden. So nahm beispiels- weise die Zahl der Teilröntgenolo- gen von 892 auf 940 in Nordwürt- temberg zu. Auch die Zahl der Ärz- te, die Nuklearmedizin ausüben oder die die Zytologie betreiben, wuchs.

Von 111 Ärzten, die im Jahre 1974 in Nordwürttemberg ihre kassen- ärztliche Tätigkeit eingestellt ha- ben, schieden 39 wegen vorge- schrittenem Alter, 19 wegen Krank- heit aus, während 29 Ärzte durch den Tod aus ihrer kassenärztli- chen Tätigkeit herausgerissen wur- den. 14 Ärzte waren in andere Ge- biete verzogen, zum Teil um dort eine kassenärztliche Tätigkeit er- neut aufzunehmen. Von den insge- samt 111 Beendigungen fielen 76 auf Ärzte, die 1914 oder früher ge-

boren waren.

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(6)

Mit dem Erscheinen von Band 5 des „Gesundheitswesens der Bun- desrepublik Deutschland"') mit ei- nem Vorwort der Bundesministerin Dr. Katharina Focke verbindet sich die Frage nach einem großen Skandal im Gesundheitswesen un- seres Landes. Der „skandalöse"

Vorgang, der eventuell dringend ei- ner Debatte im Bundestag bedarf, ist folgender:

Unter unendlicher Mühewaltung stellte das Statistische Bundesamt einen für die Medizin, insbesondere den Vorsorgebereich der Medizin, geradezu einmalig wertvollen Atlas auf, der noch im vorangegange- nen Band 4 einen internationalen Vergleich im Vorkommen von To- desursachen in den verschieden- sten Ländern der Welt ermög- lichte.

Eine ähnlich wertvolle Arbeit hatte es in solcher Form für die Medizin noch niemals gegeben. Der Atlas eröffnete der Forschung völlig neue Perspektiven. Er brachte zum erstenmal neue Ansatzpunkte für die Betrachtung des Vorkommens von Herzinfarkt, welcher in der Bundesrepublik bedrohlich zuge- nommen hat, aber auch von Krebs- krankheiten. Im vergangenen Jahr starben über 120 000 Menschen am Herzinfarkt, während es 1952 nur 25 000 waren. Die Errechnung stan- dardisierter Sterbeziffern ermög- lichte erstmals mit statistischer Si- gnifikanz Vergleiche in der Welt.

Der Atlas zeigte, daß in England und Wales, ja in den meisten nörd- lichen Ländern, zum Teil unabhän- gig von der Industrialisierung, die Todesfälle mit Herzinfarkt ungleich häufiger sind, während in unserem Nachbarland Frankreich und Italien

die Todesfälle ungleich tiefer als in der Bundesrepublik liegen, ja am tiefsten in Japan. So ergaben sich erstmals Ansätze für Überlegun- gen, welche Einflüsse im Norden, etwa Veränderung der Böden, Aus- waschung von Mineralien und Spu- renelementen durch Regen, andere Kostformen als in den südlichen Ländern einen Einfluß auf diese Krankheit haben könnten. Vermu- tungen, daß ein hoher Kohlenhy- dratverzehr, wie er in Frankreich und Italien besteht, den Herzinfarkt nachteilig beeinflussen könnte, wurde durch diesen Atlas in ein völlig neues Licht gestellt.

Während die Schulmedizin bisher Bluthochdruck als Risikofaktor beim Herzinfarkt ansah, zeigt der Atlas im internationalen Vergleich, daß in Japan die Todesfälle an Blut- hochdruck viel häufiger vorkom- men als in der Bundesrepublik, aber in Japan trotzdem die Herzin- farkte selten sind.

Bisher war man der Meinung, daß mehr Frauen an Fol- gen von Bluthochdruckkrank- heiten sterben als Männer. Für Deutschland trifft dies zu. Aber der Atlas zeigte, daß bereits in England und Wales mehr Männer an Fol- gen von Bluthochdruckkrankheiten sterben, und daß merkwürdigerwei- se die Sterbeziffern an Todesfällen mit Bluthochdruck in England in den letzten Jahren eher zurückgin- gen, während sie in der Bundesre- publik eher anstiegen. Ungewöhn-

1) Das Gesundheitswesen der Bundesre- publik Deutschland, Zahlen, Schaubilder, Übersichten, Band 5/Ausgabe 1974, Her- ausgegeben vom Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit, Bear- beitet vom Statistischen Bundesamt, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, 388 Seiten, gebunden, 39 DM

Beteiligte Ärzte

Das Tabellenwerk enthält u. a.

auch genaue Aufschlüsselungen der an der kassenärztlichen Ver- sorgung teilnehmenden Ärzte nach den Rechtsgrundlagen (Zulassung, RVO-Beteiligung, EK-Beteiligung, Ermächtigungen). Auch wird dar- gestellt, in welchem Umfang Ärztin- nen (insgesamt 574) in den einzel- nen Fachgebieten an der kassen- ärztlichen Versorgung beteiligt sind und welche apparative Aus- stattung in den Praxen insgesamt und in den einzelnen Kreisen zu finden ist.

Die letztgenannten Tabellen machen deutlich, daß sich das apparative Angebot, das bereits auf Grund der Strukturanalyse 1973 als breit ge- fächert bezeichnet werden konnte.

noch verbessert hat und daß die Kassenärzte nach wie vor mit Si- cherheit allen Anforderungen, die tatsächlich an die ambulante ärztli- che Versorgung gestellt werden, auch auf Grund der Ausstattung ih- rer Praxen gewachsen sind.

Wenn nicht durch die Änderung der RVO und die daraufhin erfor- derlichen Richtlinien des Bundes- ausschusses der Ärzte und Kran- kenkassen andere Untersuchungen vorgeschrieben werden, wird die KV Nordwürttemberg im Mai 1976 die Strukturanalyse für 1975 vorle- gen. Diese wird dann noch mehr infolge des größeren Zeitabstandes zur ersten Analyse zeigen, welche Entwicklungstendenzen vorliegen und welche Erfolge die sehr inten- siven und auch kostenaufwendigen Bemühungen der KV Nordwürttem- berg im Hinblick auf eine gute und homogene kassenärztliche Versor- gung erzielt haben.

Anschrift des Verfassers:

Rolf Liebold Dipl.-Betriebswirt Hauptgeschäftsführer der Kassenärztlichen

Vereinigung Nordwürttemberg 7 Stuttgart 70

Jahnstraße 30

An der falschen Stelle gespart

Zur Einstellung der gesundheitsstatistischen Jahrbücher der Bundesrepublik Deutschland

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 41 vom 9. Oktober 1975 2857

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