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Archiv "Deutlich niedrigere perinatale Mortalität" (26.02.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KONGRESS-BERICHT

A

uf diesem Kongreß, der An- fang Dezember 1985 in Berlin stattfand, wurden so interessante Fragen wie der plötzliche Säug- lingstod, Maßnahmen zu seiner Verhütung, Erkennung fetaler Mißbildungen durch Ultraschall und die pränatale Diagnostik durch Chorionbiopsie — nur um ei- nige aus dem umfangreichen Pro- gramm zu nennen — abgehandelt.

In seinem Eröffnungsvortrag konnte der erste Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Peri- natale Medizin, Prof. Dr. Kubli (Heidelberg), Erfreuliches über die Entwicklung der Leistungszif- fern für die perinatale Mortalität in der Bundesrepublik berichten.

So habe sich die perinatale Morta- lität im Vergleich zu anderen eu- ropäischen Ländern in den letzten zehn Jahren geradezu dramatisch verbessert. Kein anderes europä- isches Land weist einen derartig steilen Abfall auf: Vor zehn Jahren lag die Bundesrepublik mit einer perinatalen Mortalität von 19,3 Promille noch an 14. Stelle der eu- ropäischen Rangliste. Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich je- doch die Sterblichkeit mehr als halbiert. Für die erste Jahreshälfte 1985 weisen vorläufige Zahlen ei- ne Sterblichkeit von 8,1 Promille auf. Damit nimmt die Bundesrepu- blik den fünften Rang ein und hat nicht nur die DDR, sondern auch die Niederlande — man erinnere sich an das Stichwort Hausgeburt

— überholt.

Solche Entwicklungen sind stets multifaktoriell bedingt. Es beste- hen wenig Zweifel daran, daß die substantiell verbesserte Mutter- schaftsvorsorge ein wesentliches Element des Erfolges sein muß.

Das trifft auch auf die verbesserte

neonatale Versorgung zu, gege- ben durch die gehobene Qualität der Intensiveinheiten und durch verbesserte Transportsysteme.

Die bundesweit erreichte niedrige Totgeburtenziffer von 4 Prozent war in Heidelberg seit 1972 mehr oder weniger unverändert geblie- ben, und zwar fast ausschließlich zugunsten verbesserter neonata- ler Ziffern.

Ähnliches gilt auch für die mei- sten anderen Zentren. Erreicht wurde in den vergangenen zehn Jahren, daß die niedrige Totge- burtenrate nicht mehr auf Zentren beschränkt bleibt, sondern bun- desweit Geltung erlangt hat und daß auf allen Stufen der Versor- gung die neonatale Sterblichkeit abgenommen hat.

Bekanntlich weist die bundes- deutsche Geburtenhilfe einen sehr hohen Technisierungsgrad auf, der wahrscheinlich für die verbesserten Leistungsziffern mitentscheidend ist. Die Opera- tionsziffern, insbesondere abdo- minaler Entbindungen, liegen in der Bundesrepublik im Vergleich zu anderen Ländern relativ hoch.

Als Beispiel sei lediglich der Ver- gleich repräsentativer Qualitäts- kontrollstudien in Deutschland und der Schweiz gegeben. Die Kehrseite dieser Medaille liegt darin, daß die Müttersterblichkeit in der Bundesrepublik für 1983 mit 11,4 und für 1984 mit 10,8 auf 10 000 Lebendgeborene zwar ebenfalls deutlich sank, im Ver- gleich mit führenden europä- ischen Ländern aber immer noch relativ hoch lag.

Schließlich gilt allgemein und weltweit die Strukturierung der Geburtshilfe in Form von Zentrali- sierung und beziehungsweise

oder Regionalisierung (gezielte Konzentration von Risikogebur- ten) als essentielles Element er- folgreicher perinataler Gesund- heitspolitik. Nach den jüngsten Daten kommen im Durchschnitt 355 Geburten auf eine geburtshilf- liche Abteilung. Es ist festzustel- len, daß die verbesserte perinata- le Mortalität im Zustand extremer Dezentralisierung der Geburtshil- fe erreicht wurde.

Überproportional verbesserte pe- rinatale Leistungsziffern sind vor dem Hintergrund allmählich flä- chendeckend werdender Quali- tätskontrollen, des hohen Techni- sierungsgrades, relativ hoher Ope- rationsfrequenzen und extremer Dezentralisierung zu sehen.

Betrachtet man nicht die perinata- le Letalität bis zum siebten Le- benstag, sondern die gesamte Säuglingssterblichkeit (speziell die Nachsterblichkeit zwischen dem siebten Lebenstag und dem Ende des ersten Lebensjahres), dann befindet sich die Bundesre- publik auf dem elften (Säuglings- sterblichkeit) beziehungsweise auf dem zwölften Rang. Wiederum werden die Kausalfaktoren multi- pel und schwer zuzuordnen sein.

Notwendig ist aber ein flächen- deckendes System der Regionali- sierung für Hochrisikogeburten (Frühgeburten unter 32 Wochen oder unter 1500 Gramm Gewicht), denn diese Geburten, die etwa 1 Prozent aller Geburten ausma- chen, tragen fast zur Hälfte zur pe- rinatalen Mortalität bei. Ausrei- chende Daten belegen,, däß die Primärversorgung in den ersten Lebensminuten und -stunden so- wie das Vermeiden des Transpor- tes hochempfindlicher, sehr klei- ner Neugeborener entscheidend für das intakte Überleben ist. Um Transport, aber auch die Trennung von Mutter und Kind zu vermeiden, sind, so Prof. Kubli, neonatalogi- sche Intensiveinheiten in den Frauenkliniken zu fordern.

Dr. med. Hans-Peter Legal Orleansplatz 5

8000 München 80

Deutlich

niedrigere perinatale Mortalität

Bericht vom

12. Deutschen Kongreß für Perinatale Medizin, Berlin

540 (52) Heft 9 vom 26. Februar 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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